Deutschland ist innovativ, aber unsichtbar. Die Innovationsreputation des Standorts muss mit strategischer Kommunikation endlich konsequent entwickelt werden. Gerade jetzt, wo globale Investoren sich neu orientieren, droht Deutschland seine Chance zu verspielen. Denn es bringt die Kraft seiner Innovationen nicht ins Rampenlicht von Medien und Politik.
Deutschland steht weltweit auf Platz zwei bei den Patentanmeldungen und bleibt eine stille Innovationsnation. Denn Patente, von denen niemand erfährt, erzeugen weder Märkte noch Investitionen. Zwar halten 87 Prozent der deutschen Entscheider Kommunikation für geschäftsrelevant. Doch Innovationsthemen zählen nur für 23 Prozent zu den Fokusthemen ihrer Kommunikation.
Diese kommunikative Selbstverzwergung rächt sich, weil sich aktuell die Investitionsströme neu ordnen: Die USA verlieren an Vertrauen und Investoren suchen stabile Innovationsökosysteme. Finanzexperten sehen eine wachsende Stimmungstendenz hin zu Europa. Doch Kapital fließt nur dorthin, wo politische und mediale Resonanzräume geschaffen werden.
Wie es ein Nischenthema auf die große Bühne schafft, zeigt die Fusionsenergie. Noch vor kurzem als abstraktes Forschungsprojekt gehandelt, fließen heute Milliarden in die Kernfusion. Zwei deutsche Start-ups – Focused Energy und GAUSS Fusion – haben die Technologie an die Spitze der energiepolitischen Agenda gebracht. Mit über 1.200 Medienberichten, Milliarden-Reichweite und mehr als 120 politischen Gesprächen formten sie ein Thema mit Sichtbarkeit und politischer Relevanz.
Den kommunikativen Impulsen folgten politische Entscheidungen: Milliardenförderung vom Bund, Masterpläne in mehreren Bundesländern sowie strategische Unterstützung der EU-Kommission wären ohne die mediale und politische Vorarbeit kaum denkbar.
Deutschland leidet nicht an fehlender Innovationskraft, sondern an fehlender Innovationsinszenierung. Damit Technologien den Weg vom Labor auf die Bühne finden, müssen sie erklärt, Narrative gebaut und Mehrwerte sichtbar gemacht werden.
Fazit: Wer Technologien für die Zukunft entwickelt, muss auch das gesellschaftliche Mandat dafür gewinnen. Deshalb sind die Kommunikation und Vermarktung von Innovationen keine Kür, sondern Kernaufgabe für die Innovationsreputation des Standorts Deutschland.
Alexandra Groß ist Vorstandsvorsitzende der Kommunikationsberatung Fink Fuchs AG.