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Erscheinungsdatum: 31. Januar 2025

CEO.News 1.2.2025

Für das laufende Jahr rechnet der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent, während der Euroraum mit 1,1 Prozent und die Weltwirtschaft mit 3,2 Prozent wachsen werden. „Die Lage ist sehr ernst: Vor allem das Wachstum der Industrie hat einen strukturellen Bruch erlitten“, sagte BDI-Präsident Peter Leibinger in Berlin.

Die Bundesregierung rechnet dagegen nach zwei Rezessionsjahren 2025 mit einem leichten Wachstum von 0,3 Prozent, senkte damit aber ihre ursprüngliche Prognose von den erwarteten 1,1 Prozent deutlich. „Wir stagnieren seit langem schon“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei der Vorstellung des Jahreswirtschaftsberichts.

Laut dem BDI steckt der Standort Deutschland in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. Die Probleme seien hausgemacht und das Ergebnis einer strukturellen Schwäche am Standort, mit der die Wirtschaft bereits seit 2018 zu kämpfen habe. „Jahrelang haben Regierungen wichtige Reformen hinausgeschoben, Investitionen zurückgehalten und sich mit dem Status Quo begnügt“, betonte Leibinger.

Branchenübergreifend hatten am 29. Januar angesichts der schlechten Wirtschaftslage Wirtschaftsverbände und Unternehmerinitiativen zu einem bundesweiten „Wirtschaftswarntag“ aufgerufen. Die teilnehmenden Verbände forderten die Parteien auf einer Kundgebung vor dem Brandenburger Tor auf, die Stärkung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit in den Mittelpunkt des Wahlkampfs zu rücken und eine Wirtschaftswende nach der Bundestagswahl einzuleiten. Die Kundgebung wurde vom „Aktionsbündnis Wirtschaftswarntag“ organisiert.

Organisiert hatte die Veranstaltung unter anderem der Verband „Die Familienunternehmer“, der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie, der Bundesverband der freien Berufe sowie der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) in Zusammenarbeit mit der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Thilo Boss / Reuters

Die Stahlbranche in Deutschland steht gleich vor zwei Herausforderungen. Die erste ist die Krise der Gegenwart: die schwache Nachfrage nach Stahlprodukten, gepaart mit stark gestiegenen Energiepreisen. Die zweite Herausforderung betrifft die Zukunft: die geplante Dekarbonisierung ihrer besonders klimaschädlichen und zugleich größten Produktionsstätten, den acht integrierten Hüttenwerken im Land, welche 70 Prozent des in Deutschland hergestellten Stahls hervorbringen. Während die Lösung der aktuellen Krise eher eine Stilllegung von Produktionskapazitäten nahelegt, braucht es für die zukünftige Stahlproduktion jetzt Entscheidungen über neue Anlagen.

Ausgerechnet der Teil der Branche mit der bereits jetzt „saubersten“ Produktionsweise, die Elektrostahlwerke, spürt die Gegenwartskrise am deutlichsten. Deren Rohstahlproduktion ist seit 2017 um fast 17 Prozent eingebrochen, wie aus Zahlen der Wirtschaftsvereinigung (WV) Stahl hervorgeht. Dabei könnten die Lichtbogenöfen der „Elektrostahler“ schon jetzt mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben werden, womit dann kaum noch Treibhausgase verursacht würden. Zudem schmelzen Elektrostahlwerke teilweise Schrottstahl ein, statt neu aus Eisenerz gewonnenes Material zu verwenden. Sie sind daher potenziell kreislauffähig und klimafreundlich, ohne in neue Produktionsstätten investieren zu müssen. Aber Unternehmen wie die Georgsmarienhütte Gruppe senden mittlerweile Hilferufe an die Politik: Sie bräuchten günstigeren Strom, um am Standort rentabel arbeiten zu können.

Tatsächlich ist es der Strompreis, der die jetzige Stahlkrise auch insgesamt mit der Dekarbonisierung der Branche verbindet. „Bei der Hochofenroute, aber auch bei den vielen Elektrostahl-Unternehmen in Deutschland werden zur Erreichung der Klimaneutralität enorme Mengen an erneuerbarem, bezahlbarem Strom gebraucht“, sagt Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der WV Stahl Table.Briefings. Sie fordert strukturelle Lösungen, um die Strompreise auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau zu bringen. Kurzfristig sollten die Übertragungsnetzentgelte wieder mit 5,5 Milliarden Euro bezuschusst werden, wie es bis Ende 2023 vorgesehen war.

Die drängendste Zukunftsaufgabe der Stahlindustrie, die Ablösung der kohlebasierten Hochöfen in den integrierten Hüttenwerken mit wasserstoffbasierten Direktreduktionsanlagen (DRI-Anlagen), hängt ebenfalls zu einem großen Teil von verlässlich günstigen Strompreisen ab. Denn „grüner“ Wasserstoff wird mittels erneuerbaren Stroms gewonnen. Dass in naher Zukunft genügend günstiger grüner Strom und entsprechender Wasserstoff zur Verfügung stehen wird, bezweifelt ArcelorMittal. Der zweitgrößte Stahlkonzern der Welt betreibt auch in Deutschland Hochöfen. Auch Rippel sagt: „Grüner Wasserstoff ist auf absehbare Zeit weder in ausreichender Menge verfügbar noch zu einem bezahlbaren, international wettbewerbsfähigen Preis.“ An diese Realität müssten sich Industrie wie Politik anpassen. Gefragt seien Zwischenlösungen, die auf billigerer, meist fossiler Energie basieren würden. Alex Veit

Der größte deutsche Getränkehersteller Coca-Cola investiert im laufenden Jahr rund 150 Millionen Euro in die regionalen Standorte in Deutschland, davon allein 45 Millionen für ein Abfüll-Werk in Halle. Coca-Cola hat 14 Standorte in Deutschland und beschäftigt 65.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

„Unsere Millionen-Investitionen sind ein Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort“, erklärt J ohn Galvin, Vorsitzender der Geschäftsführung von Coca-Cola Eurocif Partners, der deutschen Coca-Cola Gesellschaft für Vertrieb und Vermarktung, im Podcast von Table.Briefings. Dies sei als „Vertrauensvorschuss für die neue Regierung“ zu sehen. Denn der Standort leide an Überregulierung und Bürokratie. „Die Regelungsdichte ist einfach zu groß. Es ist deutlich schwieriger hier zu investieren als anderswo“, sagte der Coca-Cola-Chef. Als Beispiel nennt er die Planung eines hochautomatisierten Getränke-Lagers in Westdeutschland. „Das wird 2029 fertig. In Asien wäre das 2027, in den USA 2028. Dabei ist es das exakt gleiche Lager.“ Die Vorschriften und bürokratischen Hürden seien unverhältnismäßig hoch. Hinzu kämen in Deutschland die im Vergleich hohen Lohnkosten. Dennoch will Coca-Cola in Deutschland und Europa weiter wachsen, die Nachfrage sei auch in der Wirtschaftskrise konstant hoch, so Galvin. „Wir verkaufen ein tägliches Luxus-Produkt“.

Galvin ist froh darüber, dass es der Ampel-Koalition in dieser Legislaturperiode nicht gelungen ist, Werbeverbote für an Kinder gerichtete Lebensmittel auf den Weg zu bringen. „Das wäre ein sehr großer Eingriff in die Unternehmensfreiheit und in die Werbeindustrie gewesen“, macht er deutlich. Sehr viele Unternehmen in Deutschland wären von dieser Regelung betroffen gewesen.

Ein Drittel der verkauften Coca-Cola in Europa geht inzwischen auf die zuckerfreie Variante „Coke Zero“ zurück. Galvin machte klar: „Wir verzichten freiwillig auf Werbung für Menschen unter 14 Jahren.“ Das gesamte Gespräch können Sie im Podcast am Sonntag ab 6 Uhr hier hören. Michael Bröcker und Merle Heusmann

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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