Während EZB-Präsidentin Christine Lagarde den Euro als mögliche Weltleitwährung ins Spiel bringt, zeigt ein aktueller EZB-Bericht, dass Gold den Euro auf Platz drei der globalen Reservewerte verdrängt hat. Wird der Euro nun zur Leitwährung – oder nicht?
Donald Trumps aggressive Zollpolitik und die mit dem Big Beautiful Bill nun weiter schnell wachsende Staatsverschuldung der USA – derzeit bei 124 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) – haben zuletzt eine deutliche Abwertung des Dollars bewirkt. Der Euroraum steht bei der Staatsverschuldung mit rund 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts deutlich besser da als die USA, was für den Euro spricht.
Doch auch in Europa steigen die Risiken. Deutschland plant, seine Staatsverschuldung von 60 auf etwa 100 Prozent des BIP zu erhöhen – und nähert sich damit Spanien (102 Prozent), Frankreich (113 Prozent) und Italien (135 Prozent) an. Die Gefahr einer neuen Schuldenkrise wächst.
Zusätzlich stellen der heterogene Währungsraum und die Ankündigung der EZB, im Rahmen des sogenannten Transmissionsschutzinstruments gezielt und unbegrenzt Staatsanleihen von Krisenländern kaufen zu können, die Stabilität des Euros infrage.
Hinter einer Weltleitwährung steht zudem immer ein hoch entwickelter Finanzmarkt, in dem andere Länder ihre Fremdwährungsreserven investieren können. Der am höchsten entwickelte Finanzmarkt Europas liegt jedoch seit dem Brexit jenseits der Grenzen der Europäischen Union – in London.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde scheint dieses Defizit durch die Emission von mehr Staatsanleihen als sichere Anlageklasse kompensieren zu wollen, insbesondere durch mehr Eurobonds. Doch diese sind nach den europäischen Verträgen streng genommen gar nicht erlaubt.
Unterstützer wie Hélène Rey von der London School of Economics und DIW-Präsident Marcel Fratzscher wollen mit der Vertiefung der Kapitalmarktunion den Euro international attraktiver machen. Doch die EU will mit der sogenannten Taxonomie die Kreditvergabe nach Umwelt- und Klimakriterien lenken – was die EU für internationale Investoren eher unattraktiv macht.
In der Wirtschaftsgeschichte waren unkontrollierte Staatsausgaben eng mit einer Flucht aus der Währung und damit mit Inflation verbunden.
Wenn die EZB den Euro als Weltleitwährung etablieren will, sollte sie sich die gute alte Deutsche Bundesbank zum Vorbild nehmen. Die hat sich zwar in der Öffentlichkeit nicht für die Deutsche Mark als internationale Währung eingesetzt, diese jedoch konsequent stabiler als den Dollar und andere europäische Währungen gehalten.
So hat die Deutsche Mark nicht nur in den 1970er-Jahren dem Dollar den Leitwährungsstatus in Europa abgerungen. Ende der 1970er-Jahre mussten sich die USA auf den internationalen Finanzmärkten sogar in Deutscher Mark (und Schweizer Franken) statt in Dollar finanzieren.
Das für den Aufstieg zur Weltleitwährung notwendige Vertrauen kann weder durch eurobond-finanzierte EU-Verteidigungsprogramme (Lagarde) noch durch in Euro ausgepreiste klimafreundliche Produkte (Rey) geschaffen werden. Nur Stabilität schafft das nötige Vertrauen – und die bringt derzeit vor allem das Gold mit.