Executive Summary
Erscheinungsdatum: 11. April 2025

Trumps Zollpolitik erschwert Unternehmensfinanzierung

Die Strafzölle von Donald Trump verschlechtern merklich die Refinanzierungsbedingungen deutscher Unternehmen. Zinsaufschläge bei Anleihen, die das Risiko für das festverzinsliche Wertpapier widerspiegeln und ein wichtiger Bestandteil der Kapitalkosten sind, sind seit dem Amtsantritt des US-Präsidenten deutlich gestiegen. „Kredite werden dadurch teurer und die Unternehmen in einer ohnehin in Deutschland ökonomisch schwierigen Situation zusätzlich belastet. Das ist ein weiterer negativer Effekt der Zollpolitik von Donald Trump“, sagt Commerzbank-Chief-Investment-Officer (CIO), Thorsten Weinelt, dem CEO.Table.

Steigende Risikoprämien können vor allem in einer Rezession zu einer Investitionszurückhaltung führen, wenn Unternehmen für Anleihen höhere Zinsen zahlen müssen. Das schränkt ihre Liquidität ein. Investitionen werden dann öfters verschoben. Nach Einschätzung Weinelts sind davon vor allem kapitalschwache kleine und mittlere Betriebe betroffen. Aber auch Aktiengesellschaften werden in Mitleidenschaft gezogen, wenn Börsen einbrechen, die Marktkapitalisierung sinkt und keine nachhaltige Erholungsphase eintritt.

Allerdings ist unklar, ob und wie sich diese Entwicklung nach der Kehrtwende Trumps in seiner Strafzollpolitik fortsetzen wird. Nachdem der US-Präsident mit Ausnahme Chinas bekanntgegeben hatte, die Sonderzölle für US-Importe vorerst für 90 Tage auszusetzen, feierten die Börsen Ende der Woche ein fulminantes Comeback. Der Dax legte am Donnertag zu Handelsbeginn rund acht Prozent zu, der Euro Stoxx 50 auch. Der Nikkei schaffte sogar 9,1 Prozent und die US-Aktien steigerten ihre Marktkapitalisierung in nur zehn Minuten um vier Billionen US-Dollar.

Die US-Bank Goldman Sachs verringerte nach Trumps Erklärung die Rezessionswahrscheinlichkeit in den USA von 65 auf 45 Prozent. „Das Problem ist das erratische Handeln Trumps. Seine Entscheidungen sind nicht prognostizierbar. Das verunsichert die Märkte“, sagt Weinelt. Sollte die US-Administration Handelsabschlüsse vereinbaren und auch der Zollkrieg mit China beendet werden, kehre wieder Ruhe an den Märkten ein.

Aber schon vor dem Zollschock des „Liberation Day“, der die Börsen weltweit in die Knie gezwungen hat, hatten Investoren Anfang Februar begonnen, verstärkt Kapital aus den USA abzuziehen und nach Europa zu transferieren. Dies ist nach der Analyse der Commerzbank sowohl bei ETFs als auch bei aktiv gemanagten Fonds zu beobachten gewesen. „Europa und China wurden favorisiert, Positionen in den USA wurden abgebaut. Das bestätigen die Daten und Umfragen.“, sagt Weinelt. Ein Grund dafür seien die Rezessionsängste in Übersee, hervorgerufen durch Trumps unberechenbare Wirtschaftspolitik.

Diese Einschätzung belegt auch die jüngste Fondsmanagerumfrage der Bank of America (BoA), die die stärkste Rotation von US-amerikanischen zu europäischen Aktien seit Beginn ihrer Auswertungen im Jahr 1999 verzeichnet. Danach hielten im März 39 Prozent der Fondsmanager eine Übergewichtung in europäische Aktien für sinnvoll, der höchste Stand seit Mitte 2021. Gleichzeitig gaben 23 Prozent der Anleger an, in US-Aktien untergewichtet zu sein, verglichen mit einer Nettoübergewichtung von 17 Prozent im Februar. Die BoA-Analysten Andreas Bruckner und Sebastian Raedler führen das darauf zurück, dass die Anleger damit rechnen, dass Europa vor allem durch die deutschen Konjunkturimpulse und die erhöhten Verteidigungsausgaben einen Aufschwung erleben werden.

Für 2026 rechnet Weinelt genau wie das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) damit, dass sich die deutschen und europäischen Finanzpakete positiv auf das Wachstum und damit auch auf die Kapitalflüsse Richtung Europa auswirken. Profitieren würden durch die erhöhten Verteidigungsanstrengungen vor allem die Rüstungsindustrie sowie der Bausektor durch das Infrastrukturprogramm. So kann nach einem Report der Kieler Forscher das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland allein um 0,9 bis 1,5 Prozent steigen, wenn die EU-Staaten in dem entsprechenden Jahr ihre Militärausgaben vom Nato-Ziel von zwei auf 3,5 Prozent des BIP anheben und von überwiegend US-amerikanischen auf heimische High Tech-Waffen umsteigen würden. Mitarbeit: Lisa Brunßen, Alexander Güntzler

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Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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