Executive Summary
Erscheinungsdatum: 12. Juli 2025

„Made for Germany“ – wer profitiert vom Vorstoß der Wirtschaftschefs?

Christian Sewing und Roland Busch stehen hinter der Initiative „Made for Germany“, die mehr Investitionen in Deutschland verspricht

Allein mit der „Made for Germany“-Allianz wird Deutschland die Krise nicht überwinden: „Die konjunkturellen Effekte der Allianz auf die deutsche Wirtschaftsleistung halte ich für überschaubar“, sagt Lars Feld, Leiter des Walter-Eucken-Instituts, zu Table.Briefings. Er erklärt:

„Große Unternehmen demonstrieren damit ihre Unterstützung für die Wirtschaftspolitik von Friedrich Merz – doch der Mittelstand wird davon kaum profitieren.“

Hinter der Offensive „Made for Germany“ stehen Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, Siemens-Chef Roland Busch sowie Kommunikationsberater Alexander Geiser von der Agentur FGS. Nach Informationen von Table.Briefings gehört im Hintergrund auch Springer-Chef Mathias Döpfner zu den Initiatoren. Diese hätten sich schon seit einiger Zeit auf die Initiative eingeschworen, aber erst einmal abwarten wollen, welche Schritte die neue Regierung nach der Wahl geht. Am 21. Juli soll nun ein Treffen im Kanzleramt stattfinden – dabei wird auch die Initiative vorgestellt. Bis dahin haben sich die Initiatoren zu Stillschweigen verpflichtet. In der Zwischenzeit sollen sich auch andere Unternehmen und Finanzinvestoren anschließen.

Bislang seien Zusagen in einer Größenordnung von etwa 300 Milliarden Euro über drei Jahre zusammengekommen, wie das Handelsblatt zuerst berichtete. Insider erwähnten im Gespräch mit Table.Briefings „mehrere Hundert Milliarden Euro“.  Darin enthalten sind offenbar jedoch auch bereits geplante Investitionen. Wie groß die Effekte auf die Wirtschaft letztlich sind, hängt davon ab, ob tatsächlich nennenswerte neue Investitionen hinzukommen.

Christian Rammer, Projektleiter im Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ am ZEW, zeigt sich im Gespräch mit Table.Briefings optimistischer, was die konjunkturellen Effekte betrifft:

„Wenn große Unternehmen in Deutschland koordiniert handeln, können sie gesamtwirtschaftlich viel bewegen. Dann reden wir über mehrere Prozentpunkte beim Bruttoinlandsprodukt. Es kommt allerdings darauf an, inwieweit es sich bei den genannten 300 Milliarden Euro um ohnehin geplante oder um zusätzliche Ausgaben handelt.“

Wie wichtig private Investitionen zur Belebung der Konjunktur sind, zeigt der Anteil der Bruttoanlageinvestitionen am BIP: Während der staatliche Anteil im vergangenen Jahr bei 2,9 Prozent lag, betrug der nicht-staatliche Anteil 17,9 Prozent.

Für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist es daher entscheidend, dass die privaten Investitionen wieder steigen. Einen Beitrag hierfür könnte auch das am Freitag vom Bundesrat beschlossene Investitionssofortprogramm leisten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle ifo-Studie, die Table.Briefings exklusiv vorab vorliegt.

  • Demnach würde eine Senkung der Körperschaftsteuer um fünf Prozentpunkte zu einem einmaligen Investitionsimpuls von rund 15 Prozent führen. Langfristig würde der gesamtwirtschaftliche Kapitalstock um etwa 1,25 Prozent steigen.

  • Auch die Einführung der degressiven Abschreibung hätte laut Modell einen deutlichen Effekt: Je nach Annahmen steigt der Kapitalstock um 0,37 Prozent bis 0,71 Prozent – insbesondere bei langlebigen Investitionsgütern und höheren Zinssätze.

Im politischen Berlin erhofft man sich in diesen Tagen überdies auch einen psychologischen Effekt für die Wirtschaft. Gemeint ist damit, dass positive Erwartungen, Ankündigungen oder Stimmungen das Verhalten von Unternehmen und Konsumenten beeinflussen können – etwa bei Investitionen oder Konsum –, selbst wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen faktisch nicht verändert haben.

Ökonom Feld glaubt nicht an einen solchen Effekt: „Wir befinden uns seit zwei Jahren in einer konjunkturellen Seitwärtsbewegung. Da reichen psychologische Impulse, die derzeit durch Berlin geistern, nicht aus. Wir brauchen dauerhafte Standortverbesserungen für die Unternehmen.“

 

 

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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