CEO.Talk
Erscheinungsdatum: 12. Juli 2025

„Riester ist genauso ein Skandal wie Cum-Ex“

Scalable Capital-Gründer Erik Podzuweit (rechts) im Gespräch mit CEO.Table-Redaktionsleiter Alex Hofmann.

Erik Podzuweit spart nicht an klaren Worten: Der Mitgründer des Neobrokers Scalable Capital, der mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet ist, sieht die Riester-Rente als „teuer, intransparent und seit 20 Jahren renditelos“ an – und damit als einen politischen Sündenfall, der dem Cum-Ex-Skandal in nichts nachstehe. Podzuweit erkennt die Bundesrepublik im Gespräch mit Table.Briefings zwar als „drittgrößte Volkswirtschaft der Erde“ und „sehr, sehr guten Markt“ für Fintechs an. Doch bremse die Politik mit Regelwut und einem veralteten Rentensystem das Potenzial aus.

Wie Podzuweit sich ein gutes Rentensystem vorstellt: 

  • Vorsorge-Depot: Die steuerlichen Vorteile von Riester und Rürup sollen auf ein breit gestreutes ETF-Depot übertragbar sein – ähnlich wie 401(k) in den USA.

  • Steuerlogik nutzen: Investitionen vor Steuern ermöglichen und für einkommensschwache Familien Zuschläge zahlen.

  • Regulatorische Atempause: Drei bis vier Jahre ohne neue EU-Vorgaben, um „erst einmal bestehende Regeln umzusetzen und zu entrümpeln“.

Warum das Thema jetzt drängt: 

  • „3.000 Milliarden Euro liegen hierzulande unverzinst auf Giro- und Sparkonten“ – Podzuweit bezeichnet das als die größte „Anlageklasse des Nichtstuns“.

  • Ein Gesetzentwurf für das Vorsorge-Depot lag bereits im November vor, scheiterte jedoch am Koalitionsstreit.

  • Länder wie die USA, Kanada, Australien und Großbritannien zeigen, dass kapitalmarktoffene Rentensysteme tiefere und liquidere Märkte schaffen.

Gelingt der Politik keine Reform, drohe Deutschland Innovationen an anderen Finanzplätzen zu verlieren, sagt Podzuweit. „Wir sollten uns nicht mit schönen Regelwerken zufriedengeben, während die wirkliche Innovation anderswo stattfindet.“ Scalable Capital will in drei Jahren das verwaltete Vermögen von 30 auf 100 Milliarden Euro steigern und wartet bereits seit einiger Zeit auf die Erteilung einer Vollbanklizenz. Einen Börsengang seines Unternehmens hält er „in drei bis fünf Jahren“ für denkbar – notfalls außerhalb Deutschlands.

Das ganze Gespräch mit Erik Podzuweit hören Sie im Table Today-Podcast.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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