CEO.Talk
Erscheinungsdatum: 15. Februar 2025

Rezession: KfW-CEO Wintels will Standort Deutschland stärken

Von Thilo Boss

KfW-Vorstandsvorsitzender Stefan Wintels will mit Blick auf die schlechte konjunkturelle Lage in Deutschland das Institut noch mehr auf die Stärkung des Standorts Deutschland ausrichten. Das kündigte er im Gespräch mit dem CEO.Table an. „Der KfW geht es im Kern darum, dass wir mit den Mitteln einer Förderbank dazu beitragen, die Zukunftsfähigkeit des Landes zu stärken. Wir brauchen vor allem Wachstum“, sagte der Vorstandsvorsitzende.

Deutschland befindet sich bereits das zweite Jahr in Folge in der Rezession. Auch 2025 wird nach Prognosen der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, der OECD und auch der Bundesregierung nur ein Mini-Wachstum von unter einem Prozent erwartet. Wintels verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands seit 2014 enorm abgenommen habe. Im IMD World Competitiveness Ranking lag Deutschland im Jahr 2014 noch auf Platz 6, bis heute ist das Land auf Platz 24 abgerutscht. „Das ist keine Position, aus der wir heraus Zukunft gestalten können“, sagte Wintels.

Nach den Schätzungen der KfW kann die öffentliche Hand nur etwa zehn Prozent der notwendigen Investitionen von 5 Billionen Euro bis 2045 stemmen, rund 90 Prozent müssen von privaten Investoren kommen. „Insofern wird es jetzt insbesondere darauf ankommen, dass wir privates Kapital in erheblichem Umfang mobilisieren“, sagte Wintels weiter. Zu den Förderschwerpunkten des Instituts zählen laut dem KfW-Chef die Transformation des Energiesystems, die Digitalisierung, sowie die Förderung des Mittelstandes und innovativer junger Unternehmen.

Forcieren will die Bank wegen des hohen Kapitalbedarfs Public-Private-Partnerships. Sie seien zwingend notwendig, um die Modernisierung der Infrastruktur voranzutreiben. „Hier sollten wir mutiger sein und zusammen mit institutionellen Investoren darüber nachdenken, wie wir die Aufgaben lösen können. Unsere Beteiligung an zwei Netzbetreibern ist ein gutes Beispiel dafür“, so Wintels.

Allerdings sei es nicht die Aufgabe der Bank, Investoren zu finden, da die KfW selbst Investor sei und Investitionen tätige. „Wir können zum Beispiel als Anker-Investor eine gewisse Sicherheit geben“, sagte Wintels. KfW-Anleihen seien attraktiv, weil jeder wisse, was er bekomme. „Schon heute sind wir einer der größten weltweiten Emittenten von grünen Anleihen, sogenannten Green Bonds, und haben mittlerweile über 80 Milliarden Euro am Kapitalmarkt ausstehen.“ 2025 wird die Förderbank nach Angaben des CEO etwa zehn Milliarden Euro emittieren.

Laut Wintels werden bei den Investitionen bereits vier von fünf Euro im Ausland getätigt. Um eine Trendwende herbeizuführen und Investoren zu gewinnen, müssten unbedingt Rahmenbedingungen verbessert werden. Dazu zähle der Bürokratieabbau, die Senkung der Steuerlast sowie die Bekämpfung des Fachkräftemangels. Außerdem sei es wichtig, dass auch die Politik in einem regelmäßigen Dialog mit Investoren stehe und zudem das sogenannte Risiko-Rendite-Profil stimme.

Refinanzieren kann sich die KfW über den Kapitalmarkt. „Wir haben das große Privileg, dass wir uns als Bank mit AAA-Rating wie die Bundesrepublik Deutschland refinanzieren können. Wir zahlen nur einen kleinen Aufschlag, der sogar unter anderen AAA-Emittenten wie einer EIB oder auch der EU-Kommission liegt. Das ist unser großer Vorteil“, sagte Wintels. Zudem habe die Bank die Möglichkeit, so der CEO weiter, auf dem Geldmarkt erhebliche Beträge zu mobilisieren. Dabei komme ihr das Eigenkapital von fast 40 Milliarden Euro zugute. Wintels: „Liquidität ist also grundsätzlich nicht unser Engpass.“

Das gesamte Interview mit Stefan Wintels können Sie unter dem Link abrufen.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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