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Gewerbeimmobilien: Die Politik muss die günstigsten CO₂-Maßnahmen fördern

20 Prozent Energie sparen bei Gewerbeimmobilien – mit Datenanalyse statt teurer Sanierung. Ista-CEO Lessing erklärt, was Asset-Manager jetzt verlangen und wo die Förderpolitik versagt.

29. November 2025
65 Millionen Messgeräte in 14 Millionen Nutzeinheiten in 22 Ländern: Ista-CEO Hagen Lessing setzt auf Daten und Software. (ista)

Bei Gewerbeimmobilien sind durch Datenanalyse Energiesenkungen von einem Fünftel möglich – mit relativ geringen Investitionen. „Typischerweise lassen sich bei einer großen, komplexen Immobilie locker 20 Prozent Einsparungen herausholen“, erklärt Hagen Lessing, CEO des Essener Energiedienstleisters Ista, im Gespräch mit Table.Briefings. Diese seien zudem recht niederschwellig und ließen sich mit eher geringem investivem Aufwand realisieren.

Der größte Wachstumstreiber sind derzeit Gewerbeimmobilien auch deshalb, „weil Asset-Manager ihre Portfolios klimafit machen wollen“, so Lessing. Dafür brauchten sie Transparenz, anders als im Wohnbereich fehle dort oft jede Messtechnik. Der Treiber dahinter: Die Erkenntnis, dass der CO₂-Fußabdruck eines Gebäudes künftig dessen Wert bestimmen wird. Systeme, die zu falschen Zeiten laufen, zu hoch eingestellt sind oder gegeneinander arbeiten, ließen sich alleine durch Datenanalyse finden.

Lessing fordert daher eine CO₂-Merit-Order für Förderprogramme. „Wenn wir alle Maßnahmen, mit denen wir CO₂ reduzieren können, entlang der Kosten aufreihen würden, sollte die Politik mit den günstigsten anfangen“, sagt der Ista-Chef. Stattdessen fehle jede Ex-post-Kontrolle, ob Förderprogramme überhaupt wirken.

Bei der geplanten Gebäudedatenbank warnt Lessing vor bürokratischem Overengineering. Die Grundsteuerreform habe 24 Datenpunkte erfasst – und einen Aufschrei ausgelöst. Die Gebäudedatenbank soll bis zu 134 Felder umfassen. „Digital Only, bitte keine manuellen Befüllungen“, fordert Lessing. Sein Vorschlag: mit 40 bis 50 Datenpunkten starten, nicht mehr. „Die Daten liegen ohnehin digital vor, nur eben oft bei Dienstleistern statt beim Eigentümer.“

Das Unternehmen rüstet gerade 65 Millionen Messgeräte in 14 Millionen Nutzeinheiten in 22 Ländern auf Funktechnik um. Bis Ende 2026 sollen alle Geräte kabellos angebunden sein, wie es die EU vorschreibt. Der Wandel vom klassischen Messdienstleister zum Daten- und Softwareunternehmen sei radikal. „Wir sind heute quasi ein Softwareunternehmen mit angeschlossenem Installationsbetrieb“, beschreibt Lessing die Transformation. Kunden wollen heute nicht nur Messwerte, sondern aufbereitete Datenprodukte – für Sanierungsfahrpläne, Portfolioanalysen oder ESG-Reporting.

Auf die Kritik an der Qualität – Plattformen wie Trustpilot zeigen zahlreiche negative Bewertungen – reagiert Lessing gelassen, räumt aber ein, dass Kundenservice eine Daueraufgabe bleibt. Das Unternehmen investiere stark in die Verbesserung des Kundenservice, insbesondere bei der Installation. „Was wir machen, ist deutlich komplexer, als es von außen aussieht“, sagt er. Die zwischenzeitlich hohe Fluktuation sei nach der agilen Transformation vor drei Jahren mittlerweile „historisch niedrig“.

Neben Techem als größtem Konkurrenten sieht Lessing vor allem Start-ups im Datengeschäft als Herausforderer. In Deutschland gebe es rund 450 Anbieter, die Mess- und Abrechnungsdienste anbieten – viele davon kleine regionale Unternehmen. „Der Markt ist groß und es existieren überall auch lokale Anbieter“, sagt Lessing. Neue Wettbewerber steigen vor allem dort ein, wo die Hürden am niedrigsten sind: bei der Datenverarbeitung. „Als Start-up braucht man wesentlich weniger Infrastruktur und wesentlich weniger Investitionen als wir für Hardware und Installation.“

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Letzte Aktualisierung: 29. November 2025