bis auf Bayern und Baden-Württemberg sind inzwischen alle Bundesländer zurück aus den Sommerferien und auch in diesem Schuljahr stellt sich wieder die Frage, wie Künstliche Intelligenz das Lernen verändert. Vera Kraft hat bei den Ländern nachgefragt, ob sie Schülern und Lehrkräften künftig den Zugang zu KI-Anwendungen erleichtern wollen. Und sie wirft einen Blick auf die aktuelle Diskussion um Potenziale und mögliche Gefahren von Künstlicher Intelligenz – hier befeuert aktuell ein neues Buch die Debatte.
In der Ukraine stellen sich derweil deutlich fundamentalere Fragen: Dort werden zum Beispiel immer mehr unterirdische Schulen gebaut, um die Kinder vor Angriffen zu schützen. Anouk Schlung beleuchtet, wie Kriege und Konflikte, auch in anderen Ländern, Bildungschancen junger Menschen zerstören – und was dagegen zu tun wäre.
Ans Herz legen möchte ich Ihnen auch unseren Standpunkt vom Geschäftsführer von Save the Children, Florian Westphal. Er widmet sich darin einem Thema, das im deutschen Schulsystem im internationalen Vergleich bislang eine untergeordnete Rolle spielt: dem Recht auf Mitbestimmung von Schülerinnen und Schülern.
Ich hoffe, Sie können heute neues Wissen und neue Perspektiven für sich mitnehmen!
Wenn Schülerinnen und Schüler nach den langen Ferien ihren Schulranzen packen, landet neben den Heften und Stiften immer häufiger: ein Tablet oder Laptop. Meist findet sich auf den Geräten mindestens eine Anwendung, die KI-gestützt ist, also mit Künstlicher Intelligenz funktioniert. Kurz: Nach langem Kampf – um die Ausstattung, aber auch das Für und Wider – gehören Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz immer stärker zum Schulalltag dazu.
Im neuen Schuljahr wollen nun viele Länder Schulen leichteren Zugang zu KI-Anwendungen verschaffen und den Umgang damit stärker trainieren. In drei Ländern gibt es bereits landesweite Lizenzen für generative KI: Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz. In Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen nahmen bereits hunderte Schulen an Pilotversuchen teil.
Nun weiten zusätzliche Länder ihr Angebot an KI-Tools und Fortbildungen aus:
In NRW sollen 25 Schulen über drei Jahre hinweg und unter wissenschaftlicher Begleitung der Universität Siegen testen, wie KI sinnvoll im Deutsch- und Mathematik-Unterricht eingesetzt werden kann. Im deutlich kleineren Schleswig-Holstein bekommen im Schuljahr 2024/25 sogar insgesamt 66 Schulen Zugang zu verschiedenen KI-Tools. Die Technische Hochschule Lübeck und das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) begleiten und evaluieren das Projekt.
Bayern geht einen etwas anderen Weg und stellt ein KI- und Medienbudget bereit. Die Schulen sollen damit “in pädagogischer Eigenverantwortung und in Absprache mit ihrem zuständigen Schulaufwandsträger” festlegen, ob und welche zusätzlichen (digitalen) Programme oder Produkte sie einsetzen möchten, wie ein Sprecher des Kultusministeriums Table.Briefings mitteilte. Je nach Schulform können die Schulen damit pro Schüler rund fünf bis zehn Euro zusätzlich ausgeben.
Ähnlich wie bei Tablets, Smartboards und Laptops gilt aber auch bei KI-Tools die Devise: Die Ausstattung allein reicht nicht. Die meisten Länder versuchen daher, die Lehrkräfte beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz besser zu unterstützen. Zum einen bauen die Länder ihre Fortbildungen zu dem Thema aus. Zum anderen sollen externe IT-Profis helfen: In Berlin beispielsweise erhalten Schulen zwei Tage pro Woche Unterstützung durch IT-Experten und in Sachsen-Anhalt bieten Digitalassistenten Workshops für Lehrkräfte an.
Nicht selten ist trotzdem tiefergehende Skepsis zu vernehmen. Prominente Kritiker der fortschreitenden Digitalisierung sind beispielsweise der Generationenforscher Rüdiger Maas, der Psychologe Christian Montag und der Professor für Schulpädagogik Klaus Zierer. In ihrem Ende August erschienen Buch “Digital-Dilemma” plädieren sie unter anderem für mehr naturbezogenes Lernen – unter dem Motto “Warum unsere Kinder das Waldbaden nicht verlernen dürfen”.
Ihr Appell lautet: “Digitale Hilfsmittel im Unterricht bitte nur, wenn sie sich besser als herkömmliche Lehrmethoden herausstellen.” Genau darin besteht allerdings, wie die Autoren teils auch selbst anerkennen, das wahre Dilemma: Es gibt bislang keine ausreichenden empirischen Belege, wie sich digitale und KI-gestützte Tools auf das Lernen auswirken. Die Autoren fällen trotzdem ihr Urteil, dass digitales Lernen schlechter als analoges Lernen ist – was sie mit den Extremerfahrungen während der Pandemie veranschaulichen wollen.
Bob Blume, Lehrer und Blogger, stellt fest: “Es geht darum, wie KI die Schule verändert.” Dass KI die Schule verändere, sei sicher. Sein Mitte September erscheinenden Buch “Warum noch lernen”, das Table.Briefings bereits vorliegt, widmet sich der Unsicherheit, die KI in Schule, bei Eltern und Lehrern auslöst. Dennoch ist Blume überzeugt: Die digitale Gegenwart von Schülern muss sich auch im Schulalltag widerspiegeln.
Ulrich Trautwein, Professor für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen, findet dabei entscheidend, sich nicht an den Möglichkeiten der Technik zu orientieren, sondern vom Kind aus zu denken. “Wir müssen überlegen, wie KI sinnvoll in die Bildungspläne einfließen kann”, sagte er in einem Interview mit Geo. Zudem müsse man das Lernen mit KI konsequent empirisch begleiten.
Erste wissenschaftliche Erkenntnisse, an denen sich die Praxis orientieren kann, gibt es bereits. So untersuchte beispielsweise ein Forscherteam der University of Pennsylvania (Philadelphia) und der Budapest British International School, wie sich KI-Tutoren auf das Lernverhalten auswirken (Studie zum Download). Knapp 1.000 Schülerinnen und Schüler der neunten, zehnten, und elften Klasse einer Schule in der Türkei nutzten entweder das ChatGPT Basismodell oder einen KI-Lerntutor (ChatGPT Tutor). Eine Kontrollgruppe lernte ohne Zugang zu KI.
Dabei zeigte sich: Obwohl kurzfristig bei der Verwendung von KI eine starke Leistungssteigerung zu beobachten war, verschwand dieser Effekt bei langfristiger Beobachtung. Die Gruppe, die ChatGPT Base verwendete, hatte sogar 17 Prozent schlechtere Ergebnisse als die Gruppe, die ohne KI gelernt hat.
Daraus lässt sich schließen: Nutzen Schüler KI unkontrolliert, kann das ihre Leistungen negativ beeinflussen. Einfach gesagt: Macht ChatGPT die Hausaufgaben, fehlt dem Kind die Übung und das eigene kritische Denken. Ein strukturierter Einsatz kann dagegen den Lernerfolg fördern, ohne zu schaden.
Schulen steht daher ein Balanceakt bevor – bei dem sie einerseits ihrer (pädagogischen) Erfahrung vertrauen, sich andererseits aber auch auf Neues einlassen müssen. Dieses Experiment wissenschaftlich zu begleiten, wie beispielsweise in NRW und Schleswig-Holstein, ist daher klug. Dies erlaubt schnell nachzusteuern und präzise zu differenzieren. Ein Ergebnis davon kann sein, etwa wie im Falle Schleswig-Holsteins, sich für KI-Projekte, aber gegen die private Handy- , Smartwatch- oder Tablet-Nutzung zumindest an den Grundschulen auszusprechen.
In dieser Woche ist Schulstart für mehr als vier Millionen ukrainische Schülerinnen und Schüler. Aktuelle Zahlen aus dem Bildungsministerium dokumentieren, wie fatal der russische Angriffskrieg auch das Bildungssystem im Land trifft. “Ende Juli waren 197 Schulen zerstört und 1.625 wurden beschädigt”, teilte das Ministerium Table.Briefings mit.
Notgedrungen treibt das Land auch den Bau unterirdischer Schulen voran. “Eine Untergrundschule ist eine inoffizielle Bezeichnung für einen Strahlenschutzbunker, in dem Bedingungen für ununterbrochenes Lernen geschaffen wurden”, erläutert das Ministerium. Derzeit sei der Bau von 103 solcher Notunterkünfte geplant. Mindestens die Hälfte davon soll Anfang 2025 betriebsbereit sein.
Auch die Unterrichtsinhalte prägt der Krieg. Bereits im vergangenen Dezember hatte die ukrainische Regierung ein Extra-Budget für die Schulen bereitgestellt, mit dem das Programm “Verteidigung der Ukraine” finanziert werden soll. Es richtet sich an die Jahrgänge zehn und elf und umfasst eine identitätsschärfende, medizinische sowie militärische Ausbildung.
Dazu gehört neben Waffenkunde das Erkennen von Desinformation, Cybersicherheit und auch das Erlernen der Drohnensteuerung. 1,74 Milliarden Griwna sind dafür vorgesehen, umgerechnet rund 38 Millionen Euro. Laut Aussagen des ukrainischen Bildungsministeriums sollen die entsprechenden Fähigkeiten einmal im Monat unterrichtet werden. “Bei der Schulung werden Drohnensimulatoren, Laserschießstände und Simulatoren für die Bereitstellung von Erster Hilfe eingesetzt.”
Auch in russischen Schulen hat der Unterricht an diesem Montag begonnen. Dort wird es ein neues Schulfach namens “Familienführung” geben. “Hier sollen die Schülerinnen und Schüler ab Klasse fünf lernen, worauf ,familienfreundliche Werte’ basieren: auf Ehe, kinderreichen Familien und Keuschheit”, heißt es in einer Analyse in der Neue Zürcher Zeitung. Die Schule in Russland sei, wie zu Sowjetzeiten, längst zur Anstalt der Indoktrination geworden. Dazu passt, dass auch der Anteil der Lehrinhalte, in denen Russlands Größe gepriesen wird, stark zunimmt. Nach Berechnung des russischen Oppositionsmediums Agentstvo ist er von 3,4 Prozent der Unterrichtszeit im Februar 2022 auf inzwischen mehr als 12 Prozent gewachsen.
Vera Schroepel arbeitet in der Ukraine als Kinderschutzspezialistin für Unicef. Sie schilderte Table.Briefings bereits vor einigen Tagen die fatalen Auswirkungen des Krieges. In der Ukraine können aktuell nur 58 Prozent der Schulen Präsenzunterricht anbieten. Im Osten und im Süden des Landes sind bis zu 99 Prozent der Schulen dauerhaft geschlossen. “Präsenzunterricht kann also gar nicht stattfinden”, berichtet Schroepel.
Zwar gibt es Alternativen zum klassischen Unterricht, wie digitale Lernzentren oder Catch-Up-Lernsessions. Doch die soziale und mentale Entwicklung, die Schulen eigentlich fördern soll, bleibt oft hintendran. “Die ist, wenn man sie in dem Alter verpasst, später schwer wieder aufzuholen”, sagt Schroepel. “Schätzungen gehen aktuell davon aus, dass 1,5 Millionen Kinder in der Ukraine gefährdet sind, langfristige psychologische Folgen aufgrund des Kriegs zu tragen.”
Diese Zahlen sind ein eindrückliches Beispiel dafür, wie sich Kriege und Konflikte auf die Bildungschancen junger Menschen auswirken. “Ein Problem von Konflikt- und Krisenregionen ist, dass dort weniger öffentliche Gelder ins Bildungssystem investiert werden”, sagt Malte Pfau, der für die politische Arbeit bei der Kindernothilfe tätig ist. “Man sieht häufig, dass das Militärbudget deutlich über dem des Bildungsbudgets liegt.”
Und auch der politische Fokus in Krisenregionen liegt oft nicht primär auf Bildung und der psychosozialen Gesundheit von Kindern. Das ist zum Beispiel im Irak der Fall, wie Mohamed Mohsen von Save the Children berichtet. Dort “gibt es immer noch kein Gesetz, das den Schutz von Kindern in der Politik durchsetzt.”
Besonders für Binnenvertriebene und Geflüchtete, die seit 1993 vor den Kämpfen zwischen der türkischen Armee und der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und seit 2014 vor der Terrororganisation Islamischer Staat flohen, ist die Situation immer noch unzureichend. In den Flüchtlingslagern in der Autonomen Region Kurdistan leben 250.000 Menschen, von denen 90 Prozent aus Syrien stammen. Die Hälfte von ihnen ist unter 18 Jahre – gerade ihre Bildungsbiografien sind in Gefahr.
Es sei nicht leicht, die Geflüchteten, von denen 90 Prozent aus Syrien stammen, ins kurdische Bildungssystem mit einer ganz anderen Sprache zu integrieren. Für die jungen Menschen bedeute das einen Verlust von Identität und Verbundenheit, wodurch psychische Belastungen und Probleme zunehmen. Diese können die Schulen in den Lagern nicht auffangen.
“Mehr als 70 Prozent der Lehrkräfte in den Schulen verfügen nur über minimale Kenntnisse im Bereich der psychischen Gesundheit und der psychosozialen Unterstützung”, so Mohsen. Das vom staatlichen Service Civil International und anderen Agenturen geleitete Refugee Education Integration Program sei zwar eine gute Initiative, “aber es fehlt an ausreichenden Mitteln und muss durch Programme für psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung ergänzt werden”, fordert er.
Der Einfluss, den Konflikte auf die Bildungschancen junger Menschen haben, ist drastisch. Weltweit sind schätzungsweise 224 Millionen Kinder und Jugendliche aus 73 Ländern durch humanitäre Krisen in ihrer Bildung eingeschränkt. Ein Drittel der betroffenen Kinder hat derzeit keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, heißt es in der im Juni 2023 veröffentlichten Studie “Crisis-Affected Children and Adolescents in Need of Education Support” von Education Cannot Wait, einem von Unicef verwalteten globalen Bildungsfonds.
Die meisten Angriffe auf Bildungseinrichtungen wurden 2022 und 2023 in den Palästinensischen Gebieten, der Ukraine, der Demokratischen Republik Kongo und Myanmar verzeichnet. Besonders stark nahmen die Zahlen im Vergleich zu den Vorjahren in der Ukraine, dem Sudan, Palästina, Syrien und Nigeria zu, heißt es in der Publikation Education Under Attack 2024 der Global Coalition to Protect Education from Attack, einem Zusammenschluss internationaler Bildungsorganisationen. Im Sudan konnten seit April 2023 90 Prozent der 19 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter keine Schule besuchen, schreiben die Autoren des im Juli von Plan International veröffentlichten Neglected Crisis Advocacy Brief.
Für viele Kinder bedeuten Schulen mehr als Bildung allein: Sie stellen Schutzräume sowie Wasser, Sanitärversorgung, Hygiene und Ernährungssicherheit zur Verfügung. Die Folgen gehen über den bildungspolitischen Sektor hinaus.
Denn zerstörte Bildungschancen fördern den Kreislauf von Armut und Perspektivlosigkeit, und somit auch das Risiko der Rekrutierung von Kindern und Jugendlichen in bewaffnete Gruppen, oder für Mädchen, den Anstieg von Kinderheirat und -schwangerschaften. Für die Mädchen bedeutet dies Gesundheits- sowie soziale Risiken, aus denen diverse Formen der Ausbeutung resultieren können, sagt Rüdiger Schöch, Referatsleiter Humanitäre Krisen, Engagement & Netzwerk bei Plan International Deutschland.
Gibt es Möglichkeiten für die betroffenen Regionen, den Folgen von Kriegen auf die Bildungsmöglichkeiten junger Menschen vorzubeugen? “Letztendlich durch die Einhaltung der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts”, sagt Schöch. Dazu gehört zum Beispiel die 2015 verabschiedete Safe Schools Declaration, eine politische Verpflichtung zum Schutz von Schülern und Studenten, Lehrern, Schulen und Universitäten vor Angriffen und den Auswirkungen bewaffneter Konflikte, die 120 Staaten unterzeichnet haben.
Die Erklärung verpflichtet die Staaten, Bildungseinrichtungen im Falle eines Konflikts gänzlich aus diesem herauszuhalten. “Angriffe auf Schulen während eines Konflikts gehören zudem zu den sechs schwerwiegenden Verstößen, die vom UN-Sicherheitsrat festgestellt und verurteilt werden”, ergänzt Schöch. (mit Viktor Funk und Holger Schleper)
“Es ist cool, Hilfe anzubieten, anstatt immer nur Hilfe anzunehmen.” Das sagt Michelle, eine Schülerin aus Dortmund, die in einem unserer MakerLabs andere Kinder mit digitalen Werkzeugen vertraut macht. In den digitalen Tüftlerwerkstätten, die Save the Children an Schulen und in Freizeiteinrichtungen unterstützt, lernen Kinder spielerisch zu programmieren und im digitalen Raum zu gestalten. Im Gegensatz zum normalen Schulalltag sind sie hier nicht nur Lernende, sondern setzen ihre eigenen Ideen um und geben als sogenannte Peer-Trainer:innen ihr Wissen an andere Kinder und Jugendliche weiter.
Der Peer-Ansatz ist ein gutes Beispiel dafür, wie Partizipation gelingen kann. Es geht nicht nur ums Mitmachen, sondern darum, dass Kinder von der Idee bis zur Umsetzung und darüber hinaus mitbestimmen. Dass sie Verantwortung für das eigene Handeln sowie für das Projekt übernehmen und dadurch nachhaltiger lernen. Sie erfahren dadurch Selbstwirksamkeit – ein Gefühl, das vor allem diejenigen Kinder selten erleben, die in Armut aufwachsen und dadurch benachteiligt werden.
Jedes fünfte Kind in Deutschland ist von Armut betroffen, in Michelles Stadtteil dürften es mehr sein. Hier haben die meisten Familien wenig Geld, hier hat nicht jedes Kind einen eigenen Laptop oder ein Tablet zu Hause, um die digitale Welt eigenständig zu erforschen. Im MakerLab können Kinder experimentieren und an Lösungen tüfteln. Dadurch stärken sie ihre digitalen und analogen Kompetenzen, und ganz nebenbei auch ihr Selbstvertrauen – nicht zuletzt, weil sie mit ihrem digitalen Wissen schnell die Erwachsenen überholen. “Insgeheim kannst du es besser als die Lehrer”, formuliert es Tristan, ebenfalls Peer-Trainer in Dortmund.
Über die eigenen Belange mitzubestimmen, ist nicht nur ein Wunsch vieler Kinder, sondern auch ihr Recht, festgeschrieben in Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention. Dieses grundlegende Recht wird aber immer noch zu selten umgesetzt. Schüler:innen in Deutschland sind laut der PISA-Studie im internationalen Vergleich weniger in Entscheidungsprozesse eingebunden. Insbesondere skandinavische Länder sind da weiter. Untersuchungen wie PISA und das Deutsche Schulbarometer zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen Partizipation und Schulklima gibt und dass sich Mitbestimmung positiv auf Lernerfolge auswirkt.
Zwar gibt es hierzulande häufig etablierte Beteiligungsformate. Doch was passiert mit den Vorschlägen von Schülerparlamenten und Klassenräten? Viel zu häufig versickern sie, weil an vielen Schulen Zeitmangel und Personalknappheit vorherrschen. Klar ist: Beteiligung muss immer auch einen Nutzen für die Kinder selbst haben. Es geht um echte Selbstbestimmung und Mitwirkung, denn Kinder werden sich nur dann engagieren, wenn die Fragestellung ihr Leben betrifft und ihnen die Mitbestimmung einen Nutzen bringt.
Partizipation macht auch in Unterkünften für Geflüchtete einen Unterschied. Unser Beteiligungsprojekt “Listen Up!” zielt darauf ab, Beschwerdeverfahren für Kinder in Unterkünften zu verbessern. Damit Beschwerden wie etwa der Mangel an Ruhe zum Lernen oder zu wenige Spielgeräte Konsequenzen haben, müssen sie zunächst angenommen, ernst genommen und besprochen werden. Die Institution muss offen dafür sein. Es ist nicht damit getan, einen Kummerkasten aufzuhängen, sondern es bedarf einer systematischen, langfristigen und verlässlichen Einbindung von Kindern in Entscheidungsprozesse.
Echte Kinderpartizipation setzt also voraus, dass Erwachsene ein Stück ihrer Macht abgeben, dass sie Kinder ernst nehmen und ihnen zutrauen, keine unrealistischen Forderungen zu stellen. Es geht nicht darum, lediglich mit der Beteiligung von Kindern die Ziele der Erwachsenen umzusetzen.
Damit Partizipation gelingt und nachhaltige Effekte hat, müssen einige Prinzipien befolgt werden. Die Beteiligung muss:
Partizipation ist also ein umfassender Prozess, der gut vorbereitet und begleitet werden muss. Aber die Mühe lohnt sich: Wenn wir Kinder zu ihren eigenen Belangen befragen und sie mitbestimmen lassen, befähigen wir sie dazu, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Echte Partizipation nimmt alle mit, ungeachtet ihrer Herkunft, und ist deshalb auch eine Chance für mehr Bildungsgerechtigkeit. Alle Schulen in Deutschland sollten sich darauf einlassen. Sie werden motiviertere Schüler:innen haben, die Lust haben, mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen, und somit dazu beitragen, die sozialen Herausforderungen unserer Gesellschaft zu lösen.
Florian Westphal ist seit 2021 Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender von Save the Children. Zuvor arbeitete er beim Global Public Policy Institute in Berlin und war Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Deutschland.
Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) erteilt dem BMBF-Angebot zum Digitalpakt II eine Absage. “Für die Länder kommt eine 50/50-Finanzierung nicht infrage.” Das bekräftigte die Koordinatorin der A-Länder in der Kultusministerkonferenz (KMK) im Gespräch mit Table.Briefings. Bereits nach der Sonder-KMK am Montag ließ KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot wissen, dass das Angebot des Bundes finanziell weit hinter den Erwartungen der Länder zurückbleibe.
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Ende der Vorwoche hatte das BMBF nach langer Hängepartie mitgeteilt, dass der Bund bereit sei, 2,5 Milliarden Euro für die Fortsetzung des Digitalpaktes in den Jahren 2025 bis 2030 zu zahlen. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger knüpft das an die Bedingung, dass die Länder die gleiche Summe aufbringen. Beim Digitalpakt I ist die Verteilung 90 (Bund) zu 10 (Länder).
“Wir investieren viel in digitale Bildung, und zwar immer weit über unseren Kofinanzierungsanteil beim Digitalpakt I hinaus”, argumentiert Hubig. Der Quantensprung, den es an den Schulen gäbe, beruhe nicht allein auf Bundesgeld. “Da haben auch Länder und Kommunen viel investiert.”
Die Forderung Stark-Watzingers nach einem “Gesamtkonzept für digitale Bildung” stößt bei Hubig auf Unverständnis. “Die Länder haben Konzepte, wie sie die digitale Bildung umsetzen.” Als Beispiel nennt sie den Bereich der Fortbildungen für Lehrkräfte zum Thema Digitales. “2022 haben wir in Rheinland-Pfalz 667 Veranstaltungen angeboten mit rund 19.700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. 2023 waren es 771 Veranstaltungen mit mehr als 20.000 Teilnahmen.” Holger Schleper
Was Stefanie Hubig zur Strukturreform der KMK, zu den Wahlergebnissen in Thüringen und Sachsen sowie zur Umsetzung des Startchancen-Programms in den Ländern sagt, lesen Sie im Interview in unserer Freitagsausgabe.
Die Bundesschülerkonferenz (BSK) hat einen neuen Vorstand. Bei der Plenartagung am Donnerstag und Freitag kam es zu Neuwahlen. Grund dafür: Die Landesvertretungen aus Sachsen und Thüringen hatten einen Antrag für eine neue Struktur vorgelegt – der in leicht geänderter Form angenommen wurde. Statt eines Generalsekretariats hat die BSK nun einen Bundesvorstand, der mehr Mitglieder umfasst. “Das macht den Vorstand dezentraler und demokratischer als bisher”, sagte ein BSK-Mitglied zu Table.Briefings.
Den Vorsitz des neuen Bundesvorstandes hat als Nachfolge der Generalsekretärin Louisa Basner jetzt der Zwölftklässler Fabian Schön aus Brandenburg inne. Seine Stellvertreterinnen sind Charlotte Hüther (Saarland) und Bea Giese (Schleswig-Holstein).
Darüber hinaus beschäftigte die Schülervertreter – ähnliche wie die Kultusminister Anfang dieser Woche – das Konsensprinzip bei Abstimmungen. Auf Schülerebene stellte Bayern einen Antrag, das Einstimmigkeitsprinzip aufzuheben. Da dieser nicht durchging, kündigte Bayern seinen Austritt an.
Der Bundesvorstand soll nun bis November eine Lösung aushandeln, wie Table.Briefings erfuhr. Ein Vorschlag liegt schon auf dem Tisch: Das Konsensprinzip soll vorerst beibehalten werden, allerdings soll es in Zukunft leichter werden, es abzuschaffen. Laut aktueller Satzung müssen alle Länder zustimmen, um es zu beseitigen. Das soll gestrichen werden – künftig könnte eine Zweidrittelmehrheit reichen.
Neben der Strukturdebatte gelang es der BSK aber auch, einige inhaltliche Anträge zu beschließen. Beispielsweise einigte man sich auf “Bildungsgrundsätze” – also ein gemeinsames Verständnis davon, wie Bildung funktionieren soll.
Trotz dieser Erfolge der Plenarsitzung, gab es auch heftige Auseinandersetzungen, wie Table.Briefings von mehreren Seiten hörte. Das extra organisierte Awareness-Team konnte Beleidigungen, unangebrachte Kommentare und anderes unangemessenes Verhalten nicht verhindern.
Und doch zeigen sich manche BSK-Vertreter zumindest vorsichtig optimistisch: “Wir haben sowohl strukturell als auch inhaltlich viel bewegt”, sagt ein BSK-Mitglied, das seinen Namen nicht öffentlich nennen möchte. Man könne die Plenartagung daher als Auftakt für einen Neuanfang sehen. Ob das gelingt, hängt davon ab, wie intensiv und offen die Länder sich in den kommenden Monaten austauschen – auch mit den Ländern, die keine BSK-Mitglieder (mehr) sind. Noch dazu haben bereits zwei weitere Länder mit Austritt gedroht: Saarland und Bremen. Vera Kraft
Ab sofort können Kommunen in allen 16 Bundesländern Anträge auf Fördermittel für den Ganztagsausbau stellen. Die Länder haben sich bis Ende August mit dem Bund auf die jeweiligen Landesprogramme zum Ganztagsausbau geeinigt. Teilweise gab es auch schon frühere Einigungen: “Die Länder haben dem Bund die Entwürfe ihrer Länderprogramme zu unterschiedlichen Zeitpunkten vorgelegt”, sagte eine Sprecherin des Bundesbildungsministeriums Table.Briefings.
Bereits im Frühjahr 2023 verpflichteten sich Bund und Länder, gemeinsam in den Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote zu investieren. Der Bund stellt hierfür Finanzhilfen in Höhe von insgesamt bis zu 3,5 Milliarden Euro bereit. Was, wo und wie genau gefördert wird, sollten die Länder in eigenen Programmen festlegen.
Die Mittel des Bundes setzen sich wie folgt zusammen:
Der Startschuss für das bundesweite Investitionsprogramm sorgt aber nicht nur für Freude. Ganz im Gegenteil – in Baden-Württemberg verursachen die vom Land festgelegten Richtlinien zur Förderung großen Unmut. Denn Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hat entschieden, Fördermittel für Baumaßnahmen per Losverfahren zu verteilen. Städte und Gemeinden reagierten empört auf diesen Beschluss und selbst die Union als Koalitionspartner der Grünen forderte, es müsse sich eine andere Lösung finden. Statt mehrere hundert Schulträger leer ausgehen zu lassen, solle man das Programm lieber über mehrere Jahre mit Landesgeldern anfüttern. Vera Kraft
Die Kampagne “Jedes Kind zählt” hat weiterhin keinen Termin für eine Anhörung im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages. Das teilten Vertreterinnen der Kampagne Dienstagabend beim dritten digitalen Kita-Forum mit. Sie fürchten, dass eine Anhörung erst stattfindet, wenn das Kita-Qualitätsgesetz Mitte Oktober bereits beschlossene Sache sein könnte. Ziel der Kampagne ist es, noch Einfluss auf das Gesetz zu nehmen. Deshalb plant das Organisationsteam nun, mit größeren Aktionen noch einmal Aufmerksamkeit zu erregen.
Wie Table.Briefings berichtete, sieht der Entwurf des Kita-Qualitätsentwicklungsgesetzes keine bundesweit einheitlichen Standards für Kitas vor. Genau das ist aber die Kernforderung der Kampagne. Unter anderem soll jede Kita mindestens eine zusätzliche Profilstelle erhalten, um Bereiche wie Sprachbildung oder Inklusion gezielt zu unterstützen. Zudem soll es verbindliche Mindestpersonalstandards geben. Die entsprechende Petition haben 220.180 Personen unterzeichnet.
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“Wir möchten unbedingt, dass der Gesetzentwurf, der jetzt beim Bundestag liegt, noch verbessert wird”, sagte Anna Kornbrodt, eine der Organisatorinnen der Kampagne. “Mit dem Gesetz, so wie es jetzt ist, sind wir einfach nicht zufrieden.” Deshalb forderte sie, dass die größte Petition des Jahres auch rechtzeitig angehört werde.
Die Organisatorinnen und Organisatoren wollen den Druck deshalb noch einmal erhöhen. Dazu soll es am Weltkindertag (20. September) zahlreiche lokale Aktionen geben, die auf die Petition hinweisen und eine zeitnahe Anhörung fordern. Für den 26. September ist gemeinsam mit Verdi eine zentrale Aktion vor dem Bundestag in Berlin für eine bessere Kita-Politik in Bund und Ländern geplant. Holger Schleper
Schon in den ersten Jahren nach Ende der Ausbildung können junge Menschen in bestimmten Berufen deutlich überdurchschnittlich verdienen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die Auswertungen basieren auf der Fachkräftedatenbank des IW, die Daten der Bundesagentur für Arbeit, des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und des Bundesinstituts für Berufsbildung zusammenführt.
Demnach lag das monatliche Bruttoentgelt bei sozialversicherungspflichtig beschäftigten Fachkräfte mit abgeschlossener Ausbildung in Vollzeit im Mittel bei etwas mehr als 3.500 Euro. Bereits unter 40-Jährige kamen hier in einigen Ausbildungsberufen auf deutlich mehr Gehalt – und das in der Regel ohne zusätzliche Fortbildung wie den Meister. Mit Abstand an der Spitze stehen Fachkräfte der Technischen Forschung und Entwicklung, die häufig in der Herstellung pharmazeutischer Erzeugnisse oder von Kraftwagen arbeiten (5.670 Euro).
Unter den 20 lukrativsten Ausbildungsberufen befinden sich elf im Metall- und Elektrobereich, drei sind kaufmännische Berufe. Die meisten sind technisch ausgerichtet oder im Bau angesiedelt.
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Einige der Ausbildungsberufe mit Spitzenverdienst weisen einen deutlichen Fachkräftemangel auf. Besonders stark ist der Mangel im Bereich elektrische Betriebstechnik. Hier suchen Betriebe Elektroniker und Industrieelektriker vor allem in der Fertigung von Kraftwagen und der Energieversorgung. Dirk Werner, Leiter des Kompetenzfelds Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte am IW, ist einer der Autoren der Studie. Er sagte Table.Briefings: “Höhere Löhne führen nicht unbedingt dazu, dass der Fachkräftemangel verschwindet.”
Geht es nach Werner, braucht es eine bessere Aufklärung über finanzielle Chancen und Karrieremöglichkeiten. Eltern, Lehrkräfte und Berufsberater sollten hier besser Bescheid wissen, schließlich haben sie einen großen Einfluss auf die Berufswahl der jungen Generation. “In erster Linie sollen Jugendliche ihren Beruf nach Interessen und Neigungen wählen.” Trotzdem könnten überdurchschnittliche Verdienstmöglichkeiten sowie die Fachkräfteengpässe und damit verbundene Zukunftschancen in Ausbildungsberufen noch stärker thematisiert werden. Anna Parrisius
Research.Table: Was auf der EU-Agenda für Herbst 2024 steht. Die politischen Entscheidungsträger der EU kehren aus der Sommerpause in ihre Büros zurück. Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Entscheidungen, die die Forschungs- und Innovationsgemeinschaft in den kommenden Monaten beschäftigen werden. Von Martin Greenacre von unserem Kooperationspartner Science.Business. Mehr lesen Sie hier.
Research.Table: Warum die Obleute Sabine Döring nicht in den Forschungsausschuss einladen wollen. Der Forschungsausschuss wird Sabine Döring nicht in die Sondersitzung zur Fördermittel-Affäre eingeladen. Die Opposition kritisiert einen fehlenden Willen der Ampel zur Aufklärung – und sieht eine politische Mitschuld am Vertrauensverlust in der Wissenschafts-Community. Mehr dazu hier.
Europe.Table: Warum der Rechnungshof die Umsetzung des EU-Aufbaufonds bemängelt. In einem neuen Bericht warnt der Rechnungshof der EU vor großen Verzögerungen bei der nationalen Umsetzung des europäischen Wiederaufbaufonds. Rechnungshofmitglied Ivana Maletić bringt eine Verlängerung der Frist ins Spiel. Hier mehr dazu.
The Times: Neuer Steuererlass erhöht britische Privatschulgebühren. Die britische Regierung erhebt nun 20 Prozent Mehrwertsteuer auf die Beiträge für Privatschulen. Von den zusätzlichen Einnahmen soll das öffentliche Bildungssystem – insbesondere durch neu geschaffene Lehrerstellen – verbessert werden. Über diese Pläne berichtete Table.Media. Das Eton College hat nun angekündigt, dass die Eltern ihrer Schülerschaft die Kosten dieser Steuererhöhung tragen müssen. Somit steigen die jährlichen Schulgebühren von 53.000 Pfund auf über 63.000 Pfund. (Eton College will pass on full cost of 20% VAT to parents)
BBC: Die Schulaufsichtsbehörde Ofsted geht neue Wege. Sie wird Schulen in England und Wales ab sofort nicht mehr mit Urteilen bewerten, die lediglich ein oder zwei Worte umfassen wie “Outstanding” oder “Requires Improvement”. Diese Praxis ist seit Langem umstritten. Der Suizid einer Schulleiterin im Vorjahr, deren Schule von einer Herabstufung bedroht war, hatte den Handlungsdruck dann massiv erhöht. Ab 2025 soll ein neues Beurteilungssystem eingeführt werden, bei dem es ausführlichere Berichte gibt. (New Ofsted school grades will not confuse parents)
Nordkurier: Integration von geflüchteten Kindern – Regelunterricht statt Vorklassen? In Mecklenburg-Vorpommern besuchen Flüchtlingskinder mit geringen Deutschkenntnissen getrennte Vorklassen, bevor sie am Regelunterricht teilnehmen. Der Landesverband der GEW kritisiert diese Trennung und fordert vom Land ein verbindliches Konzept zur Beschulung von Kindern mit Fluchterfahrungen. Die Vorklassen würden der Gewerkschaft zufolge eine Benachteiligung der Kinder darstellen. Bildungsministerin Simone Oldenburg wies diese Kritik als falsch zurück. Die geflüchteten Kinder erhielten in den Vorklassen die “richtige und notwendige sprachliche Förderung, die sie auf den regulären Unterricht vorbereitet”. (Streit um Vorklassen für geflüchtete Kinder in MV)
FAZ: Björn Höckes Erfolg auf Tiktok. Eine Untersuchung der Bildungsstätte Anne Frank zeigt: Der AfD gelingt es, über Tiktok gezielt Erstwähler anzusprechen. Im Gegensatz zu anderen Parteien erreicht sie so mit einzelnen Videos teils mehr als eine Million Menschen. Nur Sarah Wagenknecht sei ähnlich erfolgreich auf Tiktok – im Gegensatz zu anderen BSW-Politikern. Die Bildungsstätte kommt zum Schluss, dass die demokratischen Parteien die Bedeutung von Tiktok nicht vernachlässigen sollte. (Der AfD nicht das Feld überlassen)
SZ: Alltag einer Schule in herausfordernder Lage. Insbesondere in den internationalen Vorbereitungsklassen gebe es große Sprachbarrieren – auch zwischen den Schülern, berichtet ein Lehrer. Der Wechsel in den Regelunterricht gelinge selten. Für den Lernerfolg der Kinder sei elterliches Engagement wichtiger als deren Sprachkenntnisse. Eltern müssten nicht zwingend bei Hausaufgaben helfen können, es sei entscheidender, dass sie ihre Kinder überhaupt an diese erinnern. (“Den Google-Übersetzer benutzen wir eigentlich täglich”)
05. September 2024, 13 Uhr bis 14 Uhr, online
Webtalk SWK-Talk “Demokratiebildung als Auftrag der Schule”
In ihrer Stellungnahme zur Demokratiebildung geht die SWK der Frage nach, wie diese am besten fächerübergreifend gelingen kann. In dieser Veranstaltung stellt Felicitas Thiel aus der SWK diese vor und diskutiert mit der KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot. Weitere Gäste sind Monika Oberle und Hermann Josef Abs, die ebenfalls an der Stellungnahme mitwirkten. INFOS & ANMELDUNG
05. September 2024, 11 Uhr bis 12.30 Uhr online
Webinar Spotlight BD: Kompass für die digitale Transformation – der Navigator Bildung Digitalisierung
Der Navigator Bildung Digitalisierung liefert einen Überblick darüber, wie weit die Digitalisierung im Bildungsbereich fortgeschritten ist. Grundlage der Bewertung sind die Haltung zur Digitalität, die vorhandenen Rahmenbedingungen und digital-didaktische Konzepte und die dazugehörige Qualifizierung. Die Vorstellung des Navigators und die anschließende Diskussion sind eine Veranstaltung des Forums Bildung Digitalisierung. INFOS & ANMELDUNG
10. September 2024, 11 Uhr bis 12 Uhr, online
Webinar Vom Mismatch zum Match: Wie sich Jugendliche und Unternehmen auf dem Ausbildungsmarkt suchen und finden (können)
Für eine gemeinsame Studie befragten das Institut der deutschen Wirtschaft und die Bertelsmann Stiftung Unternehmen und Jugendliche. Basierend auf den so gewonnen Daten soll die Frage untersucht werden, wie potenzielle Azubis besser von Unternehmen erreicht werden können. Obwohl es viele unbesetzte Ausbildungsplätze gibt, finden viele Jugendliche keinen Ausbilder. Wie der Einsatz von Social Media hier vielleicht helfen kann, wird ebenfalls Thema dieses Webinars sein. Eine Anmeldung ist bis zum 09. September möglich. INFOS & ANMELDUNG
10. bis 12. September 2024, Osnabrück
Tagung “Wissenstransfer zwischen Bildungsforschung, Bildungspraxis und Lehrer*innenbildung”
Um herauszufinden, wie guter Unterricht gelingt, ist es wichtig, dass die verschiedenen Akteure zusammenarbeiten und ihre Erfahrungen untereinander austauschen. Wie dieses Kooperation gelingt und wie zentral diese ist, ist Thema der jährlichen Tagung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung. Das Programm besteht aus mehreren Session mit verschiedenen Themenschwerpunkten. INFOS & ANMELDUNG
bis auf Bayern und Baden-Württemberg sind inzwischen alle Bundesländer zurück aus den Sommerferien und auch in diesem Schuljahr stellt sich wieder die Frage, wie Künstliche Intelligenz das Lernen verändert. Vera Kraft hat bei den Ländern nachgefragt, ob sie Schülern und Lehrkräften künftig den Zugang zu KI-Anwendungen erleichtern wollen. Und sie wirft einen Blick auf die aktuelle Diskussion um Potenziale und mögliche Gefahren von Künstlicher Intelligenz – hier befeuert aktuell ein neues Buch die Debatte.
In der Ukraine stellen sich derweil deutlich fundamentalere Fragen: Dort werden zum Beispiel immer mehr unterirdische Schulen gebaut, um die Kinder vor Angriffen zu schützen. Anouk Schlung beleuchtet, wie Kriege und Konflikte, auch in anderen Ländern, Bildungschancen junger Menschen zerstören – und was dagegen zu tun wäre.
Ans Herz legen möchte ich Ihnen auch unseren Standpunkt vom Geschäftsführer von Save the Children, Florian Westphal. Er widmet sich darin einem Thema, das im deutschen Schulsystem im internationalen Vergleich bislang eine untergeordnete Rolle spielt: dem Recht auf Mitbestimmung von Schülerinnen und Schülern.
Ich hoffe, Sie können heute neues Wissen und neue Perspektiven für sich mitnehmen!
Wenn Schülerinnen und Schüler nach den langen Ferien ihren Schulranzen packen, landet neben den Heften und Stiften immer häufiger: ein Tablet oder Laptop. Meist findet sich auf den Geräten mindestens eine Anwendung, die KI-gestützt ist, also mit Künstlicher Intelligenz funktioniert. Kurz: Nach langem Kampf – um die Ausstattung, aber auch das Für und Wider – gehören Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz immer stärker zum Schulalltag dazu.
Im neuen Schuljahr wollen nun viele Länder Schulen leichteren Zugang zu KI-Anwendungen verschaffen und den Umgang damit stärker trainieren. In drei Ländern gibt es bereits landesweite Lizenzen für generative KI: Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz. In Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen nahmen bereits hunderte Schulen an Pilotversuchen teil.
Nun weiten zusätzliche Länder ihr Angebot an KI-Tools und Fortbildungen aus:
In NRW sollen 25 Schulen über drei Jahre hinweg und unter wissenschaftlicher Begleitung der Universität Siegen testen, wie KI sinnvoll im Deutsch- und Mathematik-Unterricht eingesetzt werden kann. Im deutlich kleineren Schleswig-Holstein bekommen im Schuljahr 2024/25 sogar insgesamt 66 Schulen Zugang zu verschiedenen KI-Tools. Die Technische Hochschule Lübeck und das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) begleiten und evaluieren das Projekt.
Bayern geht einen etwas anderen Weg und stellt ein KI- und Medienbudget bereit. Die Schulen sollen damit “in pädagogischer Eigenverantwortung und in Absprache mit ihrem zuständigen Schulaufwandsträger” festlegen, ob und welche zusätzlichen (digitalen) Programme oder Produkte sie einsetzen möchten, wie ein Sprecher des Kultusministeriums Table.Briefings mitteilte. Je nach Schulform können die Schulen damit pro Schüler rund fünf bis zehn Euro zusätzlich ausgeben.
Ähnlich wie bei Tablets, Smartboards und Laptops gilt aber auch bei KI-Tools die Devise: Die Ausstattung allein reicht nicht. Die meisten Länder versuchen daher, die Lehrkräfte beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz besser zu unterstützen. Zum einen bauen die Länder ihre Fortbildungen zu dem Thema aus. Zum anderen sollen externe IT-Profis helfen: In Berlin beispielsweise erhalten Schulen zwei Tage pro Woche Unterstützung durch IT-Experten und in Sachsen-Anhalt bieten Digitalassistenten Workshops für Lehrkräfte an.
Nicht selten ist trotzdem tiefergehende Skepsis zu vernehmen. Prominente Kritiker der fortschreitenden Digitalisierung sind beispielsweise der Generationenforscher Rüdiger Maas, der Psychologe Christian Montag und der Professor für Schulpädagogik Klaus Zierer. In ihrem Ende August erschienen Buch “Digital-Dilemma” plädieren sie unter anderem für mehr naturbezogenes Lernen – unter dem Motto “Warum unsere Kinder das Waldbaden nicht verlernen dürfen”.
Ihr Appell lautet: “Digitale Hilfsmittel im Unterricht bitte nur, wenn sie sich besser als herkömmliche Lehrmethoden herausstellen.” Genau darin besteht allerdings, wie die Autoren teils auch selbst anerkennen, das wahre Dilemma: Es gibt bislang keine ausreichenden empirischen Belege, wie sich digitale und KI-gestützte Tools auf das Lernen auswirken. Die Autoren fällen trotzdem ihr Urteil, dass digitales Lernen schlechter als analoges Lernen ist – was sie mit den Extremerfahrungen während der Pandemie veranschaulichen wollen.
Bob Blume, Lehrer und Blogger, stellt fest: “Es geht darum, wie KI die Schule verändert.” Dass KI die Schule verändere, sei sicher. Sein Mitte September erscheinenden Buch “Warum noch lernen”, das Table.Briefings bereits vorliegt, widmet sich der Unsicherheit, die KI in Schule, bei Eltern und Lehrern auslöst. Dennoch ist Blume überzeugt: Die digitale Gegenwart von Schülern muss sich auch im Schulalltag widerspiegeln.
Ulrich Trautwein, Professor für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen, findet dabei entscheidend, sich nicht an den Möglichkeiten der Technik zu orientieren, sondern vom Kind aus zu denken. “Wir müssen überlegen, wie KI sinnvoll in die Bildungspläne einfließen kann”, sagte er in einem Interview mit Geo. Zudem müsse man das Lernen mit KI konsequent empirisch begleiten.
Erste wissenschaftliche Erkenntnisse, an denen sich die Praxis orientieren kann, gibt es bereits. So untersuchte beispielsweise ein Forscherteam der University of Pennsylvania (Philadelphia) und der Budapest British International School, wie sich KI-Tutoren auf das Lernverhalten auswirken (Studie zum Download). Knapp 1.000 Schülerinnen und Schüler der neunten, zehnten, und elften Klasse einer Schule in der Türkei nutzten entweder das ChatGPT Basismodell oder einen KI-Lerntutor (ChatGPT Tutor). Eine Kontrollgruppe lernte ohne Zugang zu KI.
Dabei zeigte sich: Obwohl kurzfristig bei der Verwendung von KI eine starke Leistungssteigerung zu beobachten war, verschwand dieser Effekt bei langfristiger Beobachtung. Die Gruppe, die ChatGPT Base verwendete, hatte sogar 17 Prozent schlechtere Ergebnisse als die Gruppe, die ohne KI gelernt hat.
Daraus lässt sich schließen: Nutzen Schüler KI unkontrolliert, kann das ihre Leistungen negativ beeinflussen. Einfach gesagt: Macht ChatGPT die Hausaufgaben, fehlt dem Kind die Übung und das eigene kritische Denken. Ein strukturierter Einsatz kann dagegen den Lernerfolg fördern, ohne zu schaden.
Schulen steht daher ein Balanceakt bevor – bei dem sie einerseits ihrer (pädagogischen) Erfahrung vertrauen, sich andererseits aber auch auf Neues einlassen müssen. Dieses Experiment wissenschaftlich zu begleiten, wie beispielsweise in NRW und Schleswig-Holstein, ist daher klug. Dies erlaubt schnell nachzusteuern und präzise zu differenzieren. Ein Ergebnis davon kann sein, etwa wie im Falle Schleswig-Holsteins, sich für KI-Projekte, aber gegen die private Handy- , Smartwatch- oder Tablet-Nutzung zumindest an den Grundschulen auszusprechen.
In dieser Woche ist Schulstart für mehr als vier Millionen ukrainische Schülerinnen und Schüler. Aktuelle Zahlen aus dem Bildungsministerium dokumentieren, wie fatal der russische Angriffskrieg auch das Bildungssystem im Land trifft. “Ende Juli waren 197 Schulen zerstört und 1.625 wurden beschädigt”, teilte das Ministerium Table.Briefings mit.
Notgedrungen treibt das Land auch den Bau unterirdischer Schulen voran. “Eine Untergrundschule ist eine inoffizielle Bezeichnung für einen Strahlenschutzbunker, in dem Bedingungen für ununterbrochenes Lernen geschaffen wurden”, erläutert das Ministerium. Derzeit sei der Bau von 103 solcher Notunterkünfte geplant. Mindestens die Hälfte davon soll Anfang 2025 betriebsbereit sein.
Auch die Unterrichtsinhalte prägt der Krieg. Bereits im vergangenen Dezember hatte die ukrainische Regierung ein Extra-Budget für die Schulen bereitgestellt, mit dem das Programm “Verteidigung der Ukraine” finanziert werden soll. Es richtet sich an die Jahrgänge zehn und elf und umfasst eine identitätsschärfende, medizinische sowie militärische Ausbildung.
Dazu gehört neben Waffenkunde das Erkennen von Desinformation, Cybersicherheit und auch das Erlernen der Drohnensteuerung. 1,74 Milliarden Griwna sind dafür vorgesehen, umgerechnet rund 38 Millionen Euro. Laut Aussagen des ukrainischen Bildungsministeriums sollen die entsprechenden Fähigkeiten einmal im Monat unterrichtet werden. “Bei der Schulung werden Drohnensimulatoren, Laserschießstände und Simulatoren für die Bereitstellung von Erster Hilfe eingesetzt.”
Auch in russischen Schulen hat der Unterricht an diesem Montag begonnen. Dort wird es ein neues Schulfach namens “Familienführung” geben. “Hier sollen die Schülerinnen und Schüler ab Klasse fünf lernen, worauf ,familienfreundliche Werte’ basieren: auf Ehe, kinderreichen Familien und Keuschheit”, heißt es in einer Analyse in der Neue Zürcher Zeitung. Die Schule in Russland sei, wie zu Sowjetzeiten, längst zur Anstalt der Indoktrination geworden. Dazu passt, dass auch der Anteil der Lehrinhalte, in denen Russlands Größe gepriesen wird, stark zunimmt. Nach Berechnung des russischen Oppositionsmediums Agentstvo ist er von 3,4 Prozent der Unterrichtszeit im Februar 2022 auf inzwischen mehr als 12 Prozent gewachsen.
Vera Schroepel arbeitet in der Ukraine als Kinderschutzspezialistin für Unicef. Sie schilderte Table.Briefings bereits vor einigen Tagen die fatalen Auswirkungen des Krieges. In der Ukraine können aktuell nur 58 Prozent der Schulen Präsenzunterricht anbieten. Im Osten und im Süden des Landes sind bis zu 99 Prozent der Schulen dauerhaft geschlossen. “Präsenzunterricht kann also gar nicht stattfinden”, berichtet Schroepel.
Zwar gibt es Alternativen zum klassischen Unterricht, wie digitale Lernzentren oder Catch-Up-Lernsessions. Doch die soziale und mentale Entwicklung, die Schulen eigentlich fördern soll, bleibt oft hintendran. “Die ist, wenn man sie in dem Alter verpasst, später schwer wieder aufzuholen”, sagt Schroepel. “Schätzungen gehen aktuell davon aus, dass 1,5 Millionen Kinder in der Ukraine gefährdet sind, langfristige psychologische Folgen aufgrund des Kriegs zu tragen.”
Diese Zahlen sind ein eindrückliches Beispiel dafür, wie sich Kriege und Konflikte auf die Bildungschancen junger Menschen auswirken. “Ein Problem von Konflikt- und Krisenregionen ist, dass dort weniger öffentliche Gelder ins Bildungssystem investiert werden”, sagt Malte Pfau, der für die politische Arbeit bei der Kindernothilfe tätig ist. “Man sieht häufig, dass das Militärbudget deutlich über dem des Bildungsbudgets liegt.”
Und auch der politische Fokus in Krisenregionen liegt oft nicht primär auf Bildung und der psychosozialen Gesundheit von Kindern. Das ist zum Beispiel im Irak der Fall, wie Mohamed Mohsen von Save the Children berichtet. Dort “gibt es immer noch kein Gesetz, das den Schutz von Kindern in der Politik durchsetzt.”
Besonders für Binnenvertriebene und Geflüchtete, die seit 1993 vor den Kämpfen zwischen der türkischen Armee und der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und seit 2014 vor der Terrororganisation Islamischer Staat flohen, ist die Situation immer noch unzureichend. In den Flüchtlingslagern in der Autonomen Region Kurdistan leben 250.000 Menschen, von denen 90 Prozent aus Syrien stammen. Die Hälfte von ihnen ist unter 18 Jahre – gerade ihre Bildungsbiografien sind in Gefahr.
Es sei nicht leicht, die Geflüchteten, von denen 90 Prozent aus Syrien stammen, ins kurdische Bildungssystem mit einer ganz anderen Sprache zu integrieren. Für die jungen Menschen bedeute das einen Verlust von Identität und Verbundenheit, wodurch psychische Belastungen und Probleme zunehmen. Diese können die Schulen in den Lagern nicht auffangen.
“Mehr als 70 Prozent der Lehrkräfte in den Schulen verfügen nur über minimale Kenntnisse im Bereich der psychischen Gesundheit und der psychosozialen Unterstützung”, so Mohsen. Das vom staatlichen Service Civil International und anderen Agenturen geleitete Refugee Education Integration Program sei zwar eine gute Initiative, “aber es fehlt an ausreichenden Mitteln und muss durch Programme für psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung ergänzt werden”, fordert er.
Der Einfluss, den Konflikte auf die Bildungschancen junger Menschen haben, ist drastisch. Weltweit sind schätzungsweise 224 Millionen Kinder und Jugendliche aus 73 Ländern durch humanitäre Krisen in ihrer Bildung eingeschränkt. Ein Drittel der betroffenen Kinder hat derzeit keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, heißt es in der im Juni 2023 veröffentlichten Studie “Crisis-Affected Children and Adolescents in Need of Education Support” von Education Cannot Wait, einem von Unicef verwalteten globalen Bildungsfonds.
Die meisten Angriffe auf Bildungseinrichtungen wurden 2022 und 2023 in den Palästinensischen Gebieten, der Ukraine, der Demokratischen Republik Kongo und Myanmar verzeichnet. Besonders stark nahmen die Zahlen im Vergleich zu den Vorjahren in der Ukraine, dem Sudan, Palästina, Syrien und Nigeria zu, heißt es in der Publikation Education Under Attack 2024 der Global Coalition to Protect Education from Attack, einem Zusammenschluss internationaler Bildungsorganisationen. Im Sudan konnten seit April 2023 90 Prozent der 19 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter keine Schule besuchen, schreiben die Autoren des im Juli von Plan International veröffentlichten Neglected Crisis Advocacy Brief.
Für viele Kinder bedeuten Schulen mehr als Bildung allein: Sie stellen Schutzräume sowie Wasser, Sanitärversorgung, Hygiene und Ernährungssicherheit zur Verfügung. Die Folgen gehen über den bildungspolitischen Sektor hinaus.
Denn zerstörte Bildungschancen fördern den Kreislauf von Armut und Perspektivlosigkeit, und somit auch das Risiko der Rekrutierung von Kindern und Jugendlichen in bewaffnete Gruppen, oder für Mädchen, den Anstieg von Kinderheirat und -schwangerschaften. Für die Mädchen bedeutet dies Gesundheits- sowie soziale Risiken, aus denen diverse Formen der Ausbeutung resultieren können, sagt Rüdiger Schöch, Referatsleiter Humanitäre Krisen, Engagement & Netzwerk bei Plan International Deutschland.
Gibt es Möglichkeiten für die betroffenen Regionen, den Folgen von Kriegen auf die Bildungsmöglichkeiten junger Menschen vorzubeugen? “Letztendlich durch die Einhaltung der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts”, sagt Schöch. Dazu gehört zum Beispiel die 2015 verabschiedete Safe Schools Declaration, eine politische Verpflichtung zum Schutz von Schülern und Studenten, Lehrern, Schulen und Universitäten vor Angriffen und den Auswirkungen bewaffneter Konflikte, die 120 Staaten unterzeichnet haben.
Die Erklärung verpflichtet die Staaten, Bildungseinrichtungen im Falle eines Konflikts gänzlich aus diesem herauszuhalten. “Angriffe auf Schulen während eines Konflikts gehören zudem zu den sechs schwerwiegenden Verstößen, die vom UN-Sicherheitsrat festgestellt und verurteilt werden”, ergänzt Schöch. (mit Viktor Funk und Holger Schleper)
“Es ist cool, Hilfe anzubieten, anstatt immer nur Hilfe anzunehmen.” Das sagt Michelle, eine Schülerin aus Dortmund, die in einem unserer MakerLabs andere Kinder mit digitalen Werkzeugen vertraut macht. In den digitalen Tüftlerwerkstätten, die Save the Children an Schulen und in Freizeiteinrichtungen unterstützt, lernen Kinder spielerisch zu programmieren und im digitalen Raum zu gestalten. Im Gegensatz zum normalen Schulalltag sind sie hier nicht nur Lernende, sondern setzen ihre eigenen Ideen um und geben als sogenannte Peer-Trainer:innen ihr Wissen an andere Kinder und Jugendliche weiter.
Der Peer-Ansatz ist ein gutes Beispiel dafür, wie Partizipation gelingen kann. Es geht nicht nur ums Mitmachen, sondern darum, dass Kinder von der Idee bis zur Umsetzung und darüber hinaus mitbestimmen. Dass sie Verantwortung für das eigene Handeln sowie für das Projekt übernehmen und dadurch nachhaltiger lernen. Sie erfahren dadurch Selbstwirksamkeit – ein Gefühl, das vor allem diejenigen Kinder selten erleben, die in Armut aufwachsen und dadurch benachteiligt werden.
Jedes fünfte Kind in Deutschland ist von Armut betroffen, in Michelles Stadtteil dürften es mehr sein. Hier haben die meisten Familien wenig Geld, hier hat nicht jedes Kind einen eigenen Laptop oder ein Tablet zu Hause, um die digitale Welt eigenständig zu erforschen. Im MakerLab können Kinder experimentieren und an Lösungen tüfteln. Dadurch stärken sie ihre digitalen und analogen Kompetenzen, und ganz nebenbei auch ihr Selbstvertrauen – nicht zuletzt, weil sie mit ihrem digitalen Wissen schnell die Erwachsenen überholen. “Insgeheim kannst du es besser als die Lehrer”, formuliert es Tristan, ebenfalls Peer-Trainer in Dortmund.
Über die eigenen Belange mitzubestimmen, ist nicht nur ein Wunsch vieler Kinder, sondern auch ihr Recht, festgeschrieben in Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention. Dieses grundlegende Recht wird aber immer noch zu selten umgesetzt. Schüler:innen in Deutschland sind laut der PISA-Studie im internationalen Vergleich weniger in Entscheidungsprozesse eingebunden. Insbesondere skandinavische Länder sind da weiter. Untersuchungen wie PISA und das Deutsche Schulbarometer zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen Partizipation und Schulklima gibt und dass sich Mitbestimmung positiv auf Lernerfolge auswirkt.
Zwar gibt es hierzulande häufig etablierte Beteiligungsformate. Doch was passiert mit den Vorschlägen von Schülerparlamenten und Klassenräten? Viel zu häufig versickern sie, weil an vielen Schulen Zeitmangel und Personalknappheit vorherrschen. Klar ist: Beteiligung muss immer auch einen Nutzen für die Kinder selbst haben. Es geht um echte Selbstbestimmung und Mitwirkung, denn Kinder werden sich nur dann engagieren, wenn die Fragestellung ihr Leben betrifft und ihnen die Mitbestimmung einen Nutzen bringt.
Partizipation macht auch in Unterkünften für Geflüchtete einen Unterschied. Unser Beteiligungsprojekt “Listen Up!” zielt darauf ab, Beschwerdeverfahren für Kinder in Unterkünften zu verbessern. Damit Beschwerden wie etwa der Mangel an Ruhe zum Lernen oder zu wenige Spielgeräte Konsequenzen haben, müssen sie zunächst angenommen, ernst genommen und besprochen werden. Die Institution muss offen dafür sein. Es ist nicht damit getan, einen Kummerkasten aufzuhängen, sondern es bedarf einer systematischen, langfristigen und verlässlichen Einbindung von Kindern in Entscheidungsprozesse.
Echte Kinderpartizipation setzt also voraus, dass Erwachsene ein Stück ihrer Macht abgeben, dass sie Kinder ernst nehmen und ihnen zutrauen, keine unrealistischen Forderungen zu stellen. Es geht nicht darum, lediglich mit der Beteiligung von Kindern die Ziele der Erwachsenen umzusetzen.
Damit Partizipation gelingt und nachhaltige Effekte hat, müssen einige Prinzipien befolgt werden. Die Beteiligung muss:
Partizipation ist also ein umfassender Prozess, der gut vorbereitet und begleitet werden muss. Aber die Mühe lohnt sich: Wenn wir Kinder zu ihren eigenen Belangen befragen und sie mitbestimmen lassen, befähigen wir sie dazu, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Echte Partizipation nimmt alle mit, ungeachtet ihrer Herkunft, und ist deshalb auch eine Chance für mehr Bildungsgerechtigkeit. Alle Schulen in Deutschland sollten sich darauf einlassen. Sie werden motiviertere Schüler:innen haben, die Lust haben, mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen, und somit dazu beitragen, die sozialen Herausforderungen unserer Gesellschaft zu lösen.
Florian Westphal ist seit 2021 Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender von Save the Children. Zuvor arbeitete er beim Global Public Policy Institute in Berlin und war Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Deutschland.
Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) erteilt dem BMBF-Angebot zum Digitalpakt II eine Absage. “Für die Länder kommt eine 50/50-Finanzierung nicht infrage.” Das bekräftigte die Koordinatorin der A-Länder in der Kultusministerkonferenz (KMK) im Gespräch mit Table.Briefings. Bereits nach der Sonder-KMK am Montag ließ KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot wissen, dass das Angebot des Bundes finanziell weit hinter den Erwartungen der Länder zurückbleibe.
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Ende der Vorwoche hatte das BMBF nach langer Hängepartie mitgeteilt, dass der Bund bereit sei, 2,5 Milliarden Euro für die Fortsetzung des Digitalpaktes in den Jahren 2025 bis 2030 zu zahlen. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger knüpft das an die Bedingung, dass die Länder die gleiche Summe aufbringen. Beim Digitalpakt I ist die Verteilung 90 (Bund) zu 10 (Länder).
“Wir investieren viel in digitale Bildung, und zwar immer weit über unseren Kofinanzierungsanteil beim Digitalpakt I hinaus”, argumentiert Hubig. Der Quantensprung, den es an den Schulen gäbe, beruhe nicht allein auf Bundesgeld. “Da haben auch Länder und Kommunen viel investiert.”
Die Forderung Stark-Watzingers nach einem “Gesamtkonzept für digitale Bildung” stößt bei Hubig auf Unverständnis. “Die Länder haben Konzepte, wie sie die digitale Bildung umsetzen.” Als Beispiel nennt sie den Bereich der Fortbildungen für Lehrkräfte zum Thema Digitales. “2022 haben wir in Rheinland-Pfalz 667 Veranstaltungen angeboten mit rund 19.700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. 2023 waren es 771 Veranstaltungen mit mehr als 20.000 Teilnahmen.” Holger Schleper
Was Stefanie Hubig zur Strukturreform der KMK, zu den Wahlergebnissen in Thüringen und Sachsen sowie zur Umsetzung des Startchancen-Programms in den Ländern sagt, lesen Sie im Interview in unserer Freitagsausgabe.
Die Bundesschülerkonferenz (BSK) hat einen neuen Vorstand. Bei der Plenartagung am Donnerstag und Freitag kam es zu Neuwahlen. Grund dafür: Die Landesvertretungen aus Sachsen und Thüringen hatten einen Antrag für eine neue Struktur vorgelegt – der in leicht geänderter Form angenommen wurde. Statt eines Generalsekretariats hat die BSK nun einen Bundesvorstand, der mehr Mitglieder umfasst. “Das macht den Vorstand dezentraler und demokratischer als bisher”, sagte ein BSK-Mitglied zu Table.Briefings.
Den Vorsitz des neuen Bundesvorstandes hat als Nachfolge der Generalsekretärin Louisa Basner jetzt der Zwölftklässler Fabian Schön aus Brandenburg inne. Seine Stellvertreterinnen sind Charlotte Hüther (Saarland) und Bea Giese (Schleswig-Holstein).
Darüber hinaus beschäftigte die Schülervertreter – ähnliche wie die Kultusminister Anfang dieser Woche – das Konsensprinzip bei Abstimmungen. Auf Schülerebene stellte Bayern einen Antrag, das Einstimmigkeitsprinzip aufzuheben. Da dieser nicht durchging, kündigte Bayern seinen Austritt an.
Der Bundesvorstand soll nun bis November eine Lösung aushandeln, wie Table.Briefings erfuhr. Ein Vorschlag liegt schon auf dem Tisch: Das Konsensprinzip soll vorerst beibehalten werden, allerdings soll es in Zukunft leichter werden, es abzuschaffen. Laut aktueller Satzung müssen alle Länder zustimmen, um es zu beseitigen. Das soll gestrichen werden – künftig könnte eine Zweidrittelmehrheit reichen.
Neben der Strukturdebatte gelang es der BSK aber auch, einige inhaltliche Anträge zu beschließen. Beispielsweise einigte man sich auf “Bildungsgrundsätze” – also ein gemeinsames Verständnis davon, wie Bildung funktionieren soll.
Trotz dieser Erfolge der Plenarsitzung, gab es auch heftige Auseinandersetzungen, wie Table.Briefings von mehreren Seiten hörte. Das extra organisierte Awareness-Team konnte Beleidigungen, unangebrachte Kommentare und anderes unangemessenes Verhalten nicht verhindern.
Und doch zeigen sich manche BSK-Vertreter zumindest vorsichtig optimistisch: “Wir haben sowohl strukturell als auch inhaltlich viel bewegt”, sagt ein BSK-Mitglied, das seinen Namen nicht öffentlich nennen möchte. Man könne die Plenartagung daher als Auftakt für einen Neuanfang sehen. Ob das gelingt, hängt davon ab, wie intensiv und offen die Länder sich in den kommenden Monaten austauschen – auch mit den Ländern, die keine BSK-Mitglieder (mehr) sind. Noch dazu haben bereits zwei weitere Länder mit Austritt gedroht: Saarland und Bremen. Vera Kraft
Ab sofort können Kommunen in allen 16 Bundesländern Anträge auf Fördermittel für den Ganztagsausbau stellen. Die Länder haben sich bis Ende August mit dem Bund auf die jeweiligen Landesprogramme zum Ganztagsausbau geeinigt. Teilweise gab es auch schon frühere Einigungen: “Die Länder haben dem Bund die Entwürfe ihrer Länderprogramme zu unterschiedlichen Zeitpunkten vorgelegt”, sagte eine Sprecherin des Bundesbildungsministeriums Table.Briefings.
Bereits im Frühjahr 2023 verpflichteten sich Bund und Länder, gemeinsam in den Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote zu investieren. Der Bund stellt hierfür Finanzhilfen in Höhe von insgesamt bis zu 3,5 Milliarden Euro bereit. Was, wo und wie genau gefördert wird, sollten die Länder in eigenen Programmen festlegen.
Die Mittel des Bundes setzen sich wie folgt zusammen:
Der Startschuss für das bundesweite Investitionsprogramm sorgt aber nicht nur für Freude. Ganz im Gegenteil – in Baden-Württemberg verursachen die vom Land festgelegten Richtlinien zur Förderung großen Unmut. Denn Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hat entschieden, Fördermittel für Baumaßnahmen per Losverfahren zu verteilen. Städte und Gemeinden reagierten empört auf diesen Beschluss und selbst die Union als Koalitionspartner der Grünen forderte, es müsse sich eine andere Lösung finden. Statt mehrere hundert Schulträger leer ausgehen zu lassen, solle man das Programm lieber über mehrere Jahre mit Landesgeldern anfüttern. Vera Kraft
Die Kampagne “Jedes Kind zählt” hat weiterhin keinen Termin für eine Anhörung im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages. Das teilten Vertreterinnen der Kampagne Dienstagabend beim dritten digitalen Kita-Forum mit. Sie fürchten, dass eine Anhörung erst stattfindet, wenn das Kita-Qualitätsgesetz Mitte Oktober bereits beschlossene Sache sein könnte. Ziel der Kampagne ist es, noch Einfluss auf das Gesetz zu nehmen. Deshalb plant das Organisationsteam nun, mit größeren Aktionen noch einmal Aufmerksamkeit zu erregen.
Wie Table.Briefings berichtete, sieht der Entwurf des Kita-Qualitätsentwicklungsgesetzes keine bundesweit einheitlichen Standards für Kitas vor. Genau das ist aber die Kernforderung der Kampagne. Unter anderem soll jede Kita mindestens eine zusätzliche Profilstelle erhalten, um Bereiche wie Sprachbildung oder Inklusion gezielt zu unterstützen. Zudem soll es verbindliche Mindestpersonalstandards geben. Die entsprechende Petition haben 220.180 Personen unterzeichnet.
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“Wir möchten unbedingt, dass der Gesetzentwurf, der jetzt beim Bundestag liegt, noch verbessert wird”, sagte Anna Kornbrodt, eine der Organisatorinnen der Kampagne. “Mit dem Gesetz, so wie es jetzt ist, sind wir einfach nicht zufrieden.” Deshalb forderte sie, dass die größte Petition des Jahres auch rechtzeitig angehört werde.
Die Organisatorinnen und Organisatoren wollen den Druck deshalb noch einmal erhöhen. Dazu soll es am Weltkindertag (20. September) zahlreiche lokale Aktionen geben, die auf die Petition hinweisen und eine zeitnahe Anhörung fordern. Für den 26. September ist gemeinsam mit Verdi eine zentrale Aktion vor dem Bundestag in Berlin für eine bessere Kita-Politik in Bund und Ländern geplant. Holger Schleper
Schon in den ersten Jahren nach Ende der Ausbildung können junge Menschen in bestimmten Berufen deutlich überdurchschnittlich verdienen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die Auswertungen basieren auf der Fachkräftedatenbank des IW, die Daten der Bundesagentur für Arbeit, des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und des Bundesinstituts für Berufsbildung zusammenführt.
Demnach lag das monatliche Bruttoentgelt bei sozialversicherungspflichtig beschäftigten Fachkräfte mit abgeschlossener Ausbildung in Vollzeit im Mittel bei etwas mehr als 3.500 Euro. Bereits unter 40-Jährige kamen hier in einigen Ausbildungsberufen auf deutlich mehr Gehalt – und das in der Regel ohne zusätzliche Fortbildung wie den Meister. Mit Abstand an der Spitze stehen Fachkräfte der Technischen Forschung und Entwicklung, die häufig in der Herstellung pharmazeutischer Erzeugnisse oder von Kraftwagen arbeiten (5.670 Euro).
Unter den 20 lukrativsten Ausbildungsberufen befinden sich elf im Metall- und Elektrobereich, drei sind kaufmännische Berufe. Die meisten sind technisch ausgerichtet oder im Bau angesiedelt.
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Einige der Ausbildungsberufe mit Spitzenverdienst weisen einen deutlichen Fachkräftemangel auf. Besonders stark ist der Mangel im Bereich elektrische Betriebstechnik. Hier suchen Betriebe Elektroniker und Industrieelektriker vor allem in der Fertigung von Kraftwagen und der Energieversorgung. Dirk Werner, Leiter des Kompetenzfelds Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte am IW, ist einer der Autoren der Studie. Er sagte Table.Briefings: “Höhere Löhne führen nicht unbedingt dazu, dass der Fachkräftemangel verschwindet.”
Geht es nach Werner, braucht es eine bessere Aufklärung über finanzielle Chancen und Karrieremöglichkeiten. Eltern, Lehrkräfte und Berufsberater sollten hier besser Bescheid wissen, schließlich haben sie einen großen Einfluss auf die Berufswahl der jungen Generation. “In erster Linie sollen Jugendliche ihren Beruf nach Interessen und Neigungen wählen.” Trotzdem könnten überdurchschnittliche Verdienstmöglichkeiten sowie die Fachkräfteengpässe und damit verbundene Zukunftschancen in Ausbildungsberufen noch stärker thematisiert werden. Anna Parrisius
Research.Table: Was auf der EU-Agenda für Herbst 2024 steht. Die politischen Entscheidungsträger der EU kehren aus der Sommerpause in ihre Büros zurück. Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Entscheidungen, die die Forschungs- und Innovationsgemeinschaft in den kommenden Monaten beschäftigen werden. Von Martin Greenacre von unserem Kooperationspartner Science.Business. Mehr lesen Sie hier.
Research.Table: Warum die Obleute Sabine Döring nicht in den Forschungsausschuss einladen wollen. Der Forschungsausschuss wird Sabine Döring nicht in die Sondersitzung zur Fördermittel-Affäre eingeladen. Die Opposition kritisiert einen fehlenden Willen der Ampel zur Aufklärung – und sieht eine politische Mitschuld am Vertrauensverlust in der Wissenschafts-Community. Mehr dazu hier.
Europe.Table: Warum der Rechnungshof die Umsetzung des EU-Aufbaufonds bemängelt. In einem neuen Bericht warnt der Rechnungshof der EU vor großen Verzögerungen bei der nationalen Umsetzung des europäischen Wiederaufbaufonds. Rechnungshofmitglied Ivana Maletić bringt eine Verlängerung der Frist ins Spiel. Hier mehr dazu.
The Times: Neuer Steuererlass erhöht britische Privatschulgebühren. Die britische Regierung erhebt nun 20 Prozent Mehrwertsteuer auf die Beiträge für Privatschulen. Von den zusätzlichen Einnahmen soll das öffentliche Bildungssystem – insbesondere durch neu geschaffene Lehrerstellen – verbessert werden. Über diese Pläne berichtete Table.Media. Das Eton College hat nun angekündigt, dass die Eltern ihrer Schülerschaft die Kosten dieser Steuererhöhung tragen müssen. Somit steigen die jährlichen Schulgebühren von 53.000 Pfund auf über 63.000 Pfund. (Eton College will pass on full cost of 20% VAT to parents)
BBC: Die Schulaufsichtsbehörde Ofsted geht neue Wege. Sie wird Schulen in England und Wales ab sofort nicht mehr mit Urteilen bewerten, die lediglich ein oder zwei Worte umfassen wie “Outstanding” oder “Requires Improvement”. Diese Praxis ist seit Langem umstritten. Der Suizid einer Schulleiterin im Vorjahr, deren Schule von einer Herabstufung bedroht war, hatte den Handlungsdruck dann massiv erhöht. Ab 2025 soll ein neues Beurteilungssystem eingeführt werden, bei dem es ausführlichere Berichte gibt. (New Ofsted school grades will not confuse parents)
Nordkurier: Integration von geflüchteten Kindern – Regelunterricht statt Vorklassen? In Mecklenburg-Vorpommern besuchen Flüchtlingskinder mit geringen Deutschkenntnissen getrennte Vorklassen, bevor sie am Regelunterricht teilnehmen. Der Landesverband der GEW kritisiert diese Trennung und fordert vom Land ein verbindliches Konzept zur Beschulung von Kindern mit Fluchterfahrungen. Die Vorklassen würden der Gewerkschaft zufolge eine Benachteiligung der Kinder darstellen. Bildungsministerin Simone Oldenburg wies diese Kritik als falsch zurück. Die geflüchteten Kinder erhielten in den Vorklassen die “richtige und notwendige sprachliche Förderung, die sie auf den regulären Unterricht vorbereitet”. (Streit um Vorklassen für geflüchtete Kinder in MV)
FAZ: Björn Höckes Erfolg auf Tiktok. Eine Untersuchung der Bildungsstätte Anne Frank zeigt: Der AfD gelingt es, über Tiktok gezielt Erstwähler anzusprechen. Im Gegensatz zu anderen Parteien erreicht sie so mit einzelnen Videos teils mehr als eine Million Menschen. Nur Sarah Wagenknecht sei ähnlich erfolgreich auf Tiktok – im Gegensatz zu anderen BSW-Politikern. Die Bildungsstätte kommt zum Schluss, dass die demokratischen Parteien die Bedeutung von Tiktok nicht vernachlässigen sollte. (Der AfD nicht das Feld überlassen)
SZ: Alltag einer Schule in herausfordernder Lage. Insbesondere in den internationalen Vorbereitungsklassen gebe es große Sprachbarrieren – auch zwischen den Schülern, berichtet ein Lehrer. Der Wechsel in den Regelunterricht gelinge selten. Für den Lernerfolg der Kinder sei elterliches Engagement wichtiger als deren Sprachkenntnisse. Eltern müssten nicht zwingend bei Hausaufgaben helfen können, es sei entscheidender, dass sie ihre Kinder überhaupt an diese erinnern. (“Den Google-Übersetzer benutzen wir eigentlich täglich”)
05. September 2024, 13 Uhr bis 14 Uhr, online
Webtalk SWK-Talk “Demokratiebildung als Auftrag der Schule”
In ihrer Stellungnahme zur Demokratiebildung geht die SWK der Frage nach, wie diese am besten fächerübergreifend gelingen kann. In dieser Veranstaltung stellt Felicitas Thiel aus der SWK diese vor und diskutiert mit der KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot. Weitere Gäste sind Monika Oberle und Hermann Josef Abs, die ebenfalls an der Stellungnahme mitwirkten. INFOS & ANMELDUNG
05. September 2024, 11 Uhr bis 12.30 Uhr online
Webinar Spotlight BD: Kompass für die digitale Transformation – der Navigator Bildung Digitalisierung
Der Navigator Bildung Digitalisierung liefert einen Überblick darüber, wie weit die Digitalisierung im Bildungsbereich fortgeschritten ist. Grundlage der Bewertung sind die Haltung zur Digitalität, die vorhandenen Rahmenbedingungen und digital-didaktische Konzepte und die dazugehörige Qualifizierung. Die Vorstellung des Navigators und die anschließende Diskussion sind eine Veranstaltung des Forums Bildung Digitalisierung. INFOS & ANMELDUNG
10. September 2024, 11 Uhr bis 12 Uhr, online
Webinar Vom Mismatch zum Match: Wie sich Jugendliche und Unternehmen auf dem Ausbildungsmarkt suchen und finden (können)
Für eine gemeinsame Studie befragten das Institut der deutschen Wirtschaft und die Bertelsmann Stiftung Unternehmen und Jugendliche. Basierend auf den so gewonnen Daten soll die Frage untersucht werden, wie potenzielle Azubis besser von Unternehmen erreicht werden können. Obwohl es viele unbesetzte Ausbildungsplätze gibt, finden viele Jugendliche keinen Ausbilder. Wie der Einsatz von Social Media hier vielleicht helfen kann, wird ebenfalls Thema dieses Webinars sein. Eine Anmeldung ist bis zum 09. September möglich. INFOS & ANMELDUNG
10. bis 12. September 2024, Osnabrück
Tagung “Wissenstransfer zwischen Bildungsforschung, Bildungspraxis und Lehrer*innenbildung”
Um herauszufinden, wie guter Unterricht gelingt, ist es wichtig, dass die verschiedenen Akteure zusammenarbeiten und ihre Erfahrungen untereinander austauschen. Wie dieses Kooperation gelingt und wie zentral diese ist, ist Thema der jährlichen Tagung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung. Das Programm besteht aus mehreren Session mit verschiedenen Themenschwerpunkten. INFOS & ANMELDUNG