welche Bedingungen benötigen junge Menschen, um eine Ausbildung beginnen zu können? Diese Frage treibt aktuell viele um, denn Betriebe suchen in den Sommermonaten noch händeringend nach Azubis – und junge Menschen nach einer Ausbildung. Helfen könnte die Teilzeit-Ausbildung – junge Eltern könnten Kind und Ausbildung so unter einen Hut bringen, Geflüchtete parallel zur Lehre die Sprache erlernen. Sandra Hermes hat für Sie recherchiert, warum Betriebe das Modell bisher wenig nutzen – und was die Politik, aber auch die Betriebe selbst für einen größeren Erfolg der Ausbildung in Teilzeit tun müssten.
Auch unsere zweite Analyse widmet sich der Ausbildung – in einem Bereich, in dem der Fachkräftemangel besonders drängt: den erneuerbaren Energien. Interessieren dürfte das Robert Habeck, der aktuell durch Norddeutschland reist, um sich die Energiewende im Gebäudebereich anzusehen – ohne qualifizierte Fachkräfte wird die Transformation schwierig. Carsten Hübner konnte eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft vorab einsehen. Die Forscher plädieren darin für einen neuen Ausbildungsberuf – und mehr Weiterbildung.
Eine fragwürdige Lösung in Zeiten des Lehrkräftemangels beleuchtet Vera Kraft in Sachsen-Anhalt. Damit mehr Kinder in einer Klasse unterrichtet werden können, sollen Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Gesamtschulen künftig nicht mehr doppelt zählen. Außerdem beleuchten wir einen auch etwas fragwürdigen Streit zwischen KMK und Sportverbänden. Es geht dabei mal wieder – Sie ahnen es vielleicht – um die Bundesjugendspiele.
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2022 wurden im dualen System 2.235 Ausbildungsverträge in Teilzeit abgeschlossen. Das waren 0,5 Prozent aller Neuverträge und damit kaum mehr als in den Jahren zuvor: Zwischen 2014 und 2021 waren es konstant 0,4 Prozent. Das berichtet das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) auf Basis von Daten der Statistischen Bundes- und Landesämter. Dabei muss, wer seit Anfang 2020 eine Teilzeitausbildung machen möchte, kein “berechtigtes Interesse” mehr nachweisen. Heute kann sich de facto jeder in Teilzeit ausbilden lassen – vorausgesetzt, der Betrieb ist einverstanden.
Davor richtete sich die Ausbildung in Teilzeit besonders an junge Eltern und Personen, die Angehörige betreuen. 2005 wurde die Option zur Teilzeit erstmals eingeführt.
Besonders profitieren könnten von einer Teilzeitausbildung heute laut BMBF:
Doch warum nutzen bisher so wenige die Möglichkeit? Ein genauerer Blick auf die Zahlen des BIBB zeigt: Eine Teilzeitausbildung machen nach wie vor deutlich mehr Frauen – 1,1 Prozent aller Frauen, von den Männern sind es nur 0,1 Prozent. Auch werden Teilzeitausbildungen im dualen System eher in Berufen absolviert, die einen hohen Frauenanteil aufweisen – zum Beispiel Verkäufer/-in und Medizinische/-r Fachangestellte/-r. “Das heißt jedoch nicht, dass diese Berufe besonders teilzeitgeeignet sind”, betont Alexandra Uhly, Expertin für die Berufsbildungsstatistik beim Bundesinstitut für Berufsbildung.
Die Reduzierung der Wochenarbeitszeit wird seit 2020 automatisch mit einer Verlängerung der Gesamtausbildungsdauer ausgeglichen. Eine Arbeitszeitverkürzung von 50 Prozent ist das Maximum. Dabei verlängert sich die Dauer laut Berufsbildungsgesetz (BBiG, §7a) jedoch höchstens bis zum Eineinhalbfachen der regulären Ausbildungszeit. Wer eine 20-Stunden-Woche hat, kann am Ende einer dreijährigen Ausbildung noch eineinhalb Jahre dranhängen. Wie viel ein Teilzeit-Azubi konkret arbeitet und wie lange die Ausbildung dauert, ist in diesem Rahmen aber sehr flexibel.
Wichtig ist nur, dass sich Azubi und Betrieb einigen. Erst dann kann eine Teilzeitausbildung bei der zuständigen Kammer beantragt werden. Ist absehbar, dass besonders engagierte und leistungsstarke Azubis sie auch in der regulären Zeit schaffen, kann wiederum eine Verkürzung beantragt werden. Laut BMBF zeigte sich, dass etwa junge Eltern ihre Teilzeitausbildung häufig ohne Verlängerung mit guten Ergebnissen abschließen.
Woran liegt es aber, dass das Angebot noch nicht besser angenommen wird? Judith Ebersoll ist Projektleiterin der Servicestelle Teilzeit-Ausbildung, die im Auftrag des Hessischen Arbeitsministeriums Unternehmen und Ausbildungsinteressierte berät. Sie erklärt es so: “Ein Hauptgrund ist der fehlende Bekanntheitsgrad der Möglichkeit einer Teilzeitausbildung, insbesondere die Öffnung für jedermann.”
Hinzu komme, dass Ausbildungsinteressierte sich nicht trauten, sich auf eine Ausbildung in Teilzeit zu bewerben, da sie fürchten, aus diesem Grund aussortiert zu werden. Viele Unternehmen scheuen den vermeintlichen Aufwand, sich mit einem Azubi bilateral auf die konkrete Ausgestaltung zu verständigen, so Ebersoll. Dabei zeige die Praxis, dass dies unkompliziert funktionieren kann. Die Arbeitgeber profitierten dann häufig von überdurchschnittlich engagierten Azubis, die nach der Ausbildung oft im Betrieb bleiben wollen.
Alexandra Uhly vom BIBB macht daneben auf die Rolle der Berufsschulen aufmerksam. Die Teilzeitvereinbarung gelte im dualen System nur für die Ausbildungszeit im Betrieb und nicht für den schulischen Teil der Ausbildung. Ist dieser nicht flexibel gestaltet, kann das ein Problem darstellen.
Auf politischer Ebene stellt sich die Frage, wieso die vorhandenen Beratungsstellen in NRW, Hessen, Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Berlin, die sich bundesweit zum Netzwerk Teilzeitausbildung zusammengeschlossen haben, nicht erfolgreicher sind. Ihr Auftrag sei es, so Ebersoll, die Teilzeitausbildung bekannter zu machen. Die Stellen beraten Ausbildungsinteressierte und Unternehmen und suchen Multiplikatoren, die das Thema weiter streuen. Es gebe eine enge Zusammenarbeit mit den Kammern und Arbeitsagenturen, damit diese in ihrer Beratung die Option zur Teilzeit direkt im Kopf haben. Allerdings brauche es Zeit, die Prozesse zu etablieren. Die hessische Serviceagentur gibt es zum Beispiel erst seit zwei Jahren.
Das Potenzial der Teilzeitausbildung ist eigentlich groß. Allein bei jungen Eltern: 2021 gab es 96.000 junge Mütter (60,7 Prozent) und 21.000 junge Väter (49,4 Prozent) zwischen 16 und 24 Jahren, die laut Berufsbildungsbericht 2023 (S. 87) keinen Berufsabschluss hatten und die auch keine Schule besuchten oder eine Ausbildung oder ein Studium absolvierten.
Das BMBF benennt auf Anfrage Teilzeitausbildungen zwar als eine Option, in Zeiten großer Fachkräfteengpässe Potenziale zu aktivieren. Eine bundesweite Servicestelle zur Teilzeitausbildung, wie sie sich die bestehenden Servicestellen wünschen, um das Thema bekannter zu machen, fehlt aber bisher. Geht es nach Ebersoll, könnten daneben folgende Maßnahmen helfen:
In einigen schulischen Ausbildungen ist man schon weiter. Als Beispiel nennt Ebersoll die Pflegeschulen. Viele bieten bereits extra Teilzeit-Ausbildungsklassen. Sie gestalten die Ausbildung nach den Bedürfnissen der Azubis: keine Wochenendarbeitszeit, keine Berufsschule in den allgemeinen Schulferien. Sandra Hermes
Die “Taskforce Fachkräfte” der von der Bundesregierung einberufenen Allianz für Transformation geht davon aus, dass für die Umsetzung der Energiewende bis zum Jahr 2030 mehr als 300.000 Arbeitskräfte fehlen. “Ohne genügend und gut qualifizierte Fachkräfte wird Deutschland die Energiewende nicht gelingen”, heißt es in ihrem Ergebnisbericht aus dem vergangenen Jahr.
Doch Handwerker, die in diesem Bereich arbeiten wollen, müssen eine Reihe von Qualifikationen mitbringen, die sich zum Teil deutlich von den Anforderungsprofilen anderer Branchen unterscheiden. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, die Table.Briefings vorab vorlag.
Im Fokus der Untersuchung standen 13 für die Energiewende zentrale Handwerksberufe, darunter Dachdecker, Elektriker sowie Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker. Auf Basis von rund 2,7 Millionen Online-Stellenangeboten aus dem Zeitraum 2019 bis Mitte 2023 wurde analysiert, welche Kompetenzen in diesen Berufen von der Wind- und Solarbranche und welche von anderen Branchen nachgefragt wurden.
Dabei hat sich gezeigt, dass die von der Windbranche geforderten Qualifikationen im Durchschnitt nur zu 77 Prozent mit denen anderer Wirtschaftszweige übereinstimmten, obwohl es sich um die gleichen Berufe handelte. Besonders groß war der Unterschied bei den Bauelektrikern, wo das Anforderungsprofil lediglich zu 64 Prozent deckungsgleich war.
Auch bei den von der Solarbranche erwarteten Kompetenzen lag die Schnittmenge mit den anderen Branchen im Durchschnitt nur bei 85 Prozent. Am größten war hier die Differenz bei den Dachdeckern mit 71 Prozent.
“Die starken Unterschiede bei den Kompetenzanforderungen innerhalb eines Berufes zeigen, dass der Blick auf die Zahl der Arbeitskräfte allein nicht ausreicht”, sagt Jana Fingerhut, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann-Stiftung. “Wir brauchen nicht nur mehr Fachkräfte. Sie müssen eben auch die richtigen Kompetenzen für die Aufgaben in der Wind- und Solarbranche mitbringen. Diese Kompetenzen müssen erst erlernt werden.”
Um die “Kompetenzlücke” zu schließen, gibt die Studie drei Handlungsempfehlungen:
“Zu prüfen wäre außerdem eine Bündelung von Kompetenzen aus bestehenden Berufen zu einem neuen Beruf Fachkraft für Erneuerbare Energien oder Klimafachkraft“, so Fingerhut. Dieser Schritt könnte für Jugendliche die Ausbildung im Bereich der Energiewende “deutlich attraktiver machen”.
Monika Hackel, Leiterin der Abteilung Struktur und Ordnung der Berufsbildung im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), teilt die Auffassung, dass der steigende Fachkräftebedarf durch “Weiterbildungen und bevorzugt auch Umschulungen” gedeckt werden müsse. Von der Schaffung eines eigenen Berufsbilds hält sie dagegen nichts. Das Thema sei bereits vor über zehn Jahren intensiv diskutiert worden, sagt sie auf Anfrage von Table.Briefings. “Es bestand und besteht nach wie vor Konsens, dass ein isoliertes Berufsbild vor dem Hintergrund der Branchen und Betriebsstrukturen in Deutschland nicht zielführend ist”, so Hackel.
“Dabei prägt unser Handeln die Überzeugung, dass sich das deutsche Prinzip der Strukturierung des Arbeitsmarktes auf der Grundlage breiter Ausbildungsberufskonzepte bewährt hat”, so Hackel. Vor allem in Bezug auf die Arbeitsmarktverwertbarkeit und Transferfähigkeit von Qualifikationen habe sie im Lebensverlauf große Vorteile gegenüber kürzeren, auf einzelne Skills und Tätigkeiten hin orientierte Bildungsangebote. Vor diesem Hintergrund sehe sie auch “kein Defizit in Bezug auf die berufliche Erstausbildung in Deutschland“.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) scheint mit den bisherigen Berufsbildern ebenfalls zufrieden zu sein. “Als wichtiges Transformations- und Zukunftsfeld ist das Klimahandwerk auch für junge Menschen überaus attraktiv“, hieß es im Gespräch mit Table.Briefings.
So seien im Jahr 2023 insgesamt 92.000 neue Ausbildungsverträge in diesem Bereich abgeschlossen worden. Das entspräche einem Zuwachs von acht Prozent seit 2013. Allerdings habe sich in diesem Zeitraum nicht nur die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze deutlich erhöht, sondern auch die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze auf inzwischen 11.500 mehr als verdoppelt. Auch für 2024 deutet sich wieder ein Überhang der angebotenen Stellen an.
Zum Klimahandwerk zählt der ZDH knapp 30 Gewerke, die aus seiner Sicht “alle unverzichtbar für die Energiewende und die Umsetzung der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung” seien. Die Zahl der Beschäftigten liegt nach Angaben des Verbands inzwischen bei 3,1 Millionen. Das entspricht einem Zuwachs von mehr als zehn Prozent in den vergangenen zehn Jahren.
Eine ähnliche Entwicklung meldet der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW). “Die deutsche Solarbranche hat in den vergangenen Jahren viele qualifizierte Arbeitskräfte gewonnen und dürfte inzwischen rund 150.000 Beschäftigte zählen”, sagt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.
Zwar sei die Kapazitätslage im Handwerk derzeit angespannt. Entlastend wirke sich jedoch aus, dass nach Schätzungen des Verbandes in den vergangenen zwei Jahren zusätzlich rund 5.000 Betriebe aus dem klassischen Elektrohandwerk in die Solarbranche eingestiegen sind und ihre Mitarbeiter für die Photovoltaik ausgebildet haben oder derzeit weiterqualifizieren.
Die nötige Extra-Unterstützung von Kindern mit Beeinträchtigung wird in Sachsen-Anhalt bei der Klassenbildung zukünftig weniger berücksichtigt. Bislang war im Erlass zur Unterrichtsorganisation an Gesamtschulen geregelt, dass Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf doppelt zählen. Diesen Passus hat das Bildungsministerium nun gestrichen.
Dies könne zu weniger und volleren Klassen führen, fürchtet die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen-Anhalt. Auf dem Papier ließe sich dadurch zwar eine kurzfristige Verbesserung der Unterrichtsversorgung erreichen. “In der Praxis leidet aber die individuelle Förderung der Kinder darunter”, sagt die GEW-Landesvorsitzende Eva Gerth zu Table.Briefings. Das könnte für Eltern den Anreiz senken, ihre Kinder auf eine integrierte Gesamtschule zu schicken.
Bereits jetzt hat das Land bundesweit die höchste “Exklusionsquote” – also den größten Anteil an Schülern mit erhöhtem Förderbedarf, die separat beschult werden. Die Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen von Anfang August zeigt darüber hinaus: Innerhalb des Landes gibt es seit zehn Jahren kaum Fortschritte bei der Inklusion. Im Schuljahr 2023/24 lag die Exklusionsquote demnach bei 6,4 Prozent – und damit auf dem gleichen Niveau wie 2014/15.
Auf die Summe der inklusiv beschulten Schülerinnen und Schüler wird die neue Regelung für Gesamtschulen aber wohl keinen großen Einfluss haben. Nur Magdeburg und Halle haben Gesamtschulen, an denen Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet werden. Die Zahl der Schüler in sonderpädagogischer Förderung an Gesamtschulen ist dementsprechend klein. Ähnlich klein wie die an Gymnasien, wo auch bundesweit in Relation zu anderen Schulformen extrem wenig Inklusion stattfindet. An Sekundar- und Gemeinschaftsschulen zählen Schüler mit erhöhtem Förderbedarf bereits seit Längerem nicht mehr doppelt.
Bereits im Mai löste ein anderer Vorstoß von Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) eine Inklusionsdebatte aus (Table.Briefings berichtete). Damals ging es um den Plan, dass Eltern Kinder mit Lernbeeinträchtigung von Beginn an in eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen statt in eine reguläre Grundschule einschulen können. Vera Kraft
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Die Zahl der Personalengpässe an den Kitas in Nordrhein-Westfalen ist dramatisch gestiegen. Gab es im ersten Halbjahr 2023 insgesamt 8.685 Meldungen zu “Personalunterdeckung”, waren es im ersten Halbjahr 2024 in Summe 17.105. Das geht aus der Antwort des Familienministeriums von Ministerin Josefine Paul (Grüne) auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Dennis Maelzer (SPD) hervor. Demzufolge mussten aufgrund des fehlenden Personals Kitas auch deutlich häufiger geschlossen bleiben.
“Wenn so viele Einrichtungen Öffnungszeiten einschränken, Gruppen schließen oder sogar komplett vom Netz gehen müssen, dann zeigt das, wie die Träger auf Kante nähen müssen”, urteilt Maelzer. Es fehle ihnen das Geld, um ausreichend Personal vorzuhalten.
Ein genauer Blick auf die Zahlen offenbart, welche Folgen die Meldungen “aufgrund von Personalunterdeckung” haben. Demnach gab es im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 382 Kita-Schließungen. Im gleichen Zeitraum 2023 waren es mit 247 deutlich weniger, auch wenn für Januar 2023 keine Zahlen vom Landesjugendamt Westfalen vorliegen.
Zu den Ursachen nimmt Marek Körner, Bereichsleiter West der Fröbel Bildung und Erziehung gGmbH, Stellung. Fröbel betreibt weit mehr als 200 Krippen, Kindergärten und Horte in zwölf Bundesländern. Selbst wenn es genügend pädagogische Fachkräfte gäbe, könne sich die große Mehrheit der Kitas das benötigte Personal gar nicht leisten, erklärte Körner Table.Briefings. “Schuld daran ist aus Sicht der freien Träger vor allem die Tatsache, dass ihnen die Landesregierung sowohl die Inflationsausgleichsprämie 2023 als auch die tariflichen Lohnsteigerungen seit März 2024 nicht refinanziert.” Genau diese Lücke werde auch in dem rasanten Anstieg der Personalengpässe innerhalb eines Jahres sichtbar. Körner warnt zudem: Viele Kitas müssten ihre Ausbildungsaktivitäten rigoros einschränken oder gar komplett einstellen.
Das Kita-Bündnis NRW, zu dem auch Fröbel gehört, fordert, dass die Finanzierung der Kitas stabilisiert und für die Zukunft berechenbar wird. Dazu müssten die Kosten- und Preisentwicklungen künftig automatisch berücksichtigt und die entgangenen Kostensteigerungen ausgeglichen werden. “Die Landesregierung muss den Trägern jetzt zum Start des neuen Kindergartenjahres dringend mit einem Unterstützungsprogramm unter die Arme greifen”, sagt Körner. Holger Schleper
Hessens Kultusminister Armin Schwarz wirft den deutschen Sportverbänden vor, die Stärkung des Leistungsgedankens bei den Bundesjugendspielen zu blockieren. Er sei “sehr verwundert, dass sich ausgerechnet die Sportverbände jetzt dagegen sperren, dass der Leistungsgedanke bei einer so bedeutenden Schulveranstaltung wie den Bundesjugendspielen wieder mehr in den Vordergrund gerückt wird”, sagte der CDU-Politiker zu Table.Briefings. “Gerade für eine zukünftige Olympiabewerbung müssen wir doch alles dafür tun, um auch schon unseren Jüngsten den Spaß an Leistung und sportlichem Wettkampf zu vermitteln.”
Seit dem Schuljahr 2023/24 werden die Spiele auch für Dritt- und Viertklässler als Wettbewerb statt als Wettkampf durchgeführt. Das heißt unter anderem, dass Aspekte wie Spaß und Fairness im Vordergrund stehen und die Leistungen in Zonen statt genauen Metern und Zeiten gemessen werden. Bislang galt diese Form nur für Erst- und Zweitklässler.
Schwarz hatte sich im Juni dafür ausgesprochen, diese Reform zurückzudrehen und dafür Unterstützung aus zahlreichen weiteren Kultusministerien erhalten. Der Ausschuss der Bundesjugendspiele, dem sowohl die KMK als auch der DOSB angehören, ist sich jedoch offenbar uneinig. Die Sportverbände wollen an den erst im vergangenen Jahr eingeführten Änderungen festhalten.
“Wir sind weiterhin von diesem Konzept überzeugt. Klar ist auch, dass Veränderungen Zeit brauchen, aber die Rückmeldungen aus den Schulen stimmen uns positiv”, erklärte eine Sprecherin der Deutschen Sportjugend, die innerhalb des DOSB für die Bundesjugendspiele zuständig ist, auf Anfrage von Table.Briefings. “Ein Vergleich mit anderen ist dabei immer noch genauso möglich, wie die eigene Leistungssteigerung.” Das Konzept solle so vielen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, ohne lange Wartezeiten sportlich aktiv zu sein.
Der Deutsche Sportlehrerverband hält die Debatte um die Bundesjugendspiele für überzogen. “Es werden Grundsatzfragen über den Zustand der Leistungsgesellschaft auf eine Sportveranstaltung projiziert, die einmal jährlich an einem Vormittag für vier, fünf Stunden in der Schule stattfindet”, sagte Verbandspräsident Daniel Möllenbeck bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele im Interview mit Table.Briefings. Die politische Debatte darum werde jedes Jahr im Sommerloch geführt: “Es ist für uns eine Scheindiskussion, eine Art Nebelkerze”, so Möllenbeck. Holger Schleper/Maximilian Stascheit
Die mögliche Reform der Abstimmungsmodalitäten in der KMK steht vor entscheidenden Wochen. “Der KMK muss die Reform ihrer selbst jetzt gelingen”, sagte Kai Gehring (Grüne), Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Bildung und Forschung, im Wiarda-Blog. Es gelte, sich für den Fall zu wappnen, dass AfD oder BSW eine Schulministerin oder einen Schulminister stellen würden, und zu verhindern, dass ein Bundesland alle anderen als Geiseln nehmen und beispielsweise Demokratieförderprogramme blockieren könne. “Auch aus diesem Grund fordere ich die bayerische Staatsregierung auf, ihre Bedenken gegen die Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips in der Kultusministerkonferenz aufzugeben.”
In der KMK-Sondersitzung am 2. September stehen die Abstimmungsmodalitäten auf der Tagesordnung. Bei der jüngsten Konferenz im Juni wurde über diese weitreichende Frage nicht entschieden. “Ich finde es richtig und wichtig, dass man sich auf dieser KMK-Sitzung nicht leichtfertig vom Einstimmigkeitsprinzip verabschiedet hat. Ich würde das auch ablehnen”, sagte Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume.
Die explizite Forderung Gehrings, die Bedenken aufzugeben, kommentieren das bayerische Kultus- und Wissenschaftsministerium in einer untereinander abgestimmten Antwort an Table.Briefings betont zurückhaltend. “Inwieweit zusätzliche Maßnahmen zur Erhöhung der Agilität und Handlungsfähigkeit der Kultusministerkonferenz beitragen können, ist derzeit Gegenstand länderübergreifender Beratungen.” Die Achtung der im Grundgesetz verankerten Bildungshoheit als Kernbereich der jeweiligen Länderkompetenz sei dabei notwendigerweise ein wesentliches Gestaltungsmerkmal.
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Bis Mitte August, so heißt es, soll ein Vorschlag der Strukturkommission II vorliegen, wie künftige Abstimmungsmodalitäten der KMK aussehen könnten. An der Spitze der Strukturkommission stehen der Hamburger Staatsrat Rainer Schulz und Rolf-Dieter Jungk, Amtschef im bayerischen Wissenschaftsministerium. hsc
Die Hälfte der Betriebe, die 2023 Ausbildungsplätze nicht besetzen konnten, sieht als wichtigsten Grund, dass sie keine geeigneten Bewerbungen erhalten haben. Gut ein Drittel (36 Prozent) meint, es gingen überhaupt zu wenige Bewerbungen ein. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, dem IAB-Betriebspanel, hervor (zum Download). An ihr nehmen jährlich etwa 15.000 Betriebe teil.
Unterschiede gibt es abhängig von der Größe der Betriebe: Kleine Betriebe meinen häufiger, sie hätten gar nicht genügend Bewerbungen erhalten, Großbetriebe klagen stärker über ungeeignete Bewerber. “Ein Schlüssel zu mehr Azubis ist insgesamt, dass die Unternehmen noch mehr Jugendlichen eine Chance geben, die noch nicht die gewünschten Voraussetzungen mitbringen“, sagt IAB-Direktor Bernd Fitzenberger Table.Briefings. “Hier können Förderleistungen der Bundesagentur für Arbeit helfen, ihre Inanspruchnahme ist aber seit Jahren rückläufig.”
Mehr als ein Drittel der Ausbildungsplätze (35 Prozent) blieben laut IAB 2023 unbesetzt, das war ein neuer Negativrekord. 2010 waren noch 15 Prozent der Stellen unbesetzt, vor der Pandemie, 2019, 27 Prozent. Kleinere Betriebe hatten deutlich größere Probleme, Azubis zu finden: Bei Kleinstbetrieben mit bis zu neun Mitarbeitern blieben rund 57 Prozent Lehrstellen vakant.
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In der Umfrage benennen die Betriebe auch tiefergehende Gründe dafür, dass sie Lehrstellen nicht besetzen können. Am häufigsten geben sie unattraktive Arbeitsbedingungen (43 Prozent) und ein schlechtes Image des Ausbildungsberufs (42 Prozent) an, gefolgt von mangelnden Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten (37 Prozent) nach der Ausbildung. Von geringerer Bedeutung ist nach Einschätzung der Betriebe, dass sie oder die Berufsschule schlecht erreichbar sind. In Ostdeutschland gibt es hier jedoch größere Probleme: Fast drei von zehn Betrieben sehen dort die Erreichbarkeit der Berufsschule als Problem. “Es handelt sich um subjektive Einschätzungen der Betriebe, die sie etwa in Bewerbungsgesprächen gewonnen haben”, sagt Fitzenberger.
Um ihre Lehrlinge zu unterstützen, tun die Ausbildungsbetriebe bereits einiges: am häufigsten in Form von Prämien oder Sonderzahlungen – für bestandene Prüfungen, Urlaubs- oder Weihnachtsgeld. Seltener unterstützen sie auch beim Wohnen.
Wer unbesetzte Ausbildungsplätze hat, bietet bereits häufiger Unterstützung an als Betriebe, die alle Stellen besetzen können – Prämien und Co. reichen also offenbar nicht aus, um Azubis zu finden. “Von entscheidender Bedeutung sind Verdienst und Karrierechancen nach der Ausbildung“, sagt Fitzenberger. Für Jugendliche, die jobben, anstatt eine Lehre zu beginnen, könnte auch eine bessere Ausbildungsvergütung ein Argument sein. “Allerdings bestünde dann das Risiko, dass weniger Betriebe ausbilden, weil für sie die Kosten steigen.” Fitzenberger zufolge muss es vor allem darum gehen, über Chancen nach der Ausbildung aufzuklären. Anna Parrisius
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Julia Borggräfe – Unternehmensberaterin und Co-Geschäftsführerin von Metaplan
Statt nur einen Blick von oben auf das Bildungssystem zu werfen, appellierte Julia Borggräfe im Interview mit Table.Briefings, das Kerngeschäft von Schule in den Fokus zu rücken, also die Interaktion zwischen Lehrkräften und ihren Schülerinnen und Schülern. Als Unternehmensberaterin hilft Borggräfe Organisationen, sich anders zu strukturieren, damit Mitarbeiter ihre Arbeit besser erledigen können. Dies macht sie seit 2022 in ihrer Rolle als Co-Geschäftsführerin der Beratungsfirma Metaplan. Doch die Juristin ist nicht nur bestens mit der Wirtschaft vertraut, sie kennt auch die relevanten Stellschrauben bei der digitalen Transformation. So leitete sie beispielsweise im Bundesministerium für Arbeit und Soziales die neu geschaffene Abteilung “Digitalisierung und Arbeitswelt”. Mehr über Julia Borggräfe lesen Sie in diesem Porträt.
Moritz Ettl – Geschäftsführer von Forever Day One
Seine Beratungsfirma begleitet Unternehmen bei der Frage, wie sie ihre Ausbildung zukunftsfähig machen können. Konzerne und große Familienunternehmen sind unter den Kunden – “eine Randgruppe, die mit Blick auf den Fachkräftemangel gezielt in die Ausbildung investiert”, wie Moritz Ettl sagt. Für VW hat Forever Day One zum Beispiel eine Qualifizierung für Ausbilder entwickelt, sie sollen künftig Lernbegleiter sein. Ettl selbst hat neben einem Bachelor in International Management die Lehre zum Industriekaufmann absolviert. Am Hasso-Plattner-Institut studierte er Design Thinking.
Klaus Hurrelmann – Soziologe und Jugendforscher
Trotz seiner inzwischen 80 Jahre weiß Klaus Hurrelmann wie kaum ein anderer, wie die Jugend tickt. Der Soziologe, der an verschiedenen Universitäten und wissenschaftlichen Instituten gearbeitet hat, ist bis heute an den großen Kindheits- und Jugendstudien beteiligt und wird zu diesen Fragen oft als Berater herangezogen. Zu Beginn der Corona-Pandemie hat Hurrelmann als einer der ersten vor den psychischen und sozialen Auswirkungen der Schulschließungen gewarnt. Ein weiteres wichtiges Thema für Hurrelmann ist die Demokratiebildung. Er weist immer wieder darauf hin, wie wichtig sie gerade in der Schule ist, damit sich vor allem benachteiligte Jugendliche nicht abgehängt fühlen und dadurch eher Gefahr laufen, sich zu radikalisieren. Mehr hier im ausführlichen Porträt.
Bettina Jorzik – Programmleiterin für Hochschullehre, Lehrkräftebildung und Diversität beim Stifterverband
Bettina Jorzik hat ein Lehramtsstudium absolviert – Englisch und Sozialwissenschaften – aber als Lehrerin hat sie nie gearbeitet. Ihre erste berufliche Station war das Wissenschaftsministerium in NRW. Dort befasste sie sich mit den Rahmenbedingungen des Studiums. Dem Thema ist sie auch nach ihrem Wechsel zum Stifterverband 2001 treu geblieben. “Neue Wege in der Lehrerbildung ” hieß das erste Programm, das Jorzik dort verantwortete. Ein Thema, das gerade jetzt wieder hochrelevant ist. Und an das sie im Herbst 2023 mit dem Masterplan zur Neugestaltung der Lehrkräftebildung und 75 Maßnahmen anknüpfte. In der “Zukunftsmission Bildung” des Stifterverbands verantwortet sie die gerade gestartete Allianz für Lehrkräfte, deren Hauptziel es ist, die Lehrkräftelücke zu halbieren.
Olaf Köller – Co-Vorsitzender der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK
Seit 2009 ist Olaf Köller geschäftsführender Direktor des Leibniz- Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik an der Universität Kiel. Es ist eines der führenden Bildungsforschungsinstitute in Deutschland. Der Psychologe und Bildungsforscher befasst sich seit Langem mit Bildungsmonitoring und der Evaluation von Schul- und Unterrichtsprogrammen. Aktuell forscht er unter anderem zu Einsatzmöglichkeiten von KI in der Bildung. Er ist seit 2021 neben Felicitas Thiel auch Co-Vorsitzender der SWK. Die Kommission legt der KMK regelmäßig Gutachten und Stellungnahmen mit konkreten Empfehlungen vor und berät die Länder in Bildungsfragen. Zum ausführlichen Porträt geht es hier.
Thomas Krüger – Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)
Politische Bildung ist für Thomas Krüger “eine schulische und außerschulische Daueraufgabe, deren Angebote langfristig, nachhaltig und flächendeckend vorhanden sein müssen “. Seit 2000 widmet sich Krüger als Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung eben jener Daueraufgabe. Dabei ist es ihm ein Anliegen, politische Bildung stärker in die frühkindliche Bildung zu integrieren. Auch zuvor war Krüger im politischen, kulturellen und sozialen Bereich aktiv. Sei es als Berliner Senator für Jugend und Familie, als Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes oder als Mitglied des Nutzerbeirats des Leibniz-Instituts für Bildungsmedien/Georg-Eckert-Instituts (GEI). Letzteres zeichnet zusammen mit der bpb und dem Didacta Verband das “Schulbuch des Jahres” aus.
Mark Rackles – Strategieberater zu Bildungsfragen
Acht Jahre war Mark Rackles Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Bildung. Danach baute er sein eigenes Beratungsunternehmen auf. Er hat bereits vieldiskutierte Policy Papers und Beiträge zur Lehrkräftebildung, zur Arbeitszeit von Lehrkräften und zur Inklusion vorgelegt. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf Fragen der Steuerung. Rackles, der BWL und Politologie studiert hat, ist Mitinitiator des im Frühjahr 2023 gegründeten “Bildungsrat von unten”, der mehr Engagement zur Bewältigung der Bildungskrise fordert und in vielen Punkten konträre Positionen zur Ständigen Wissenschaftlichen Kommission bezieht. Rackles war zudem rund ein Jahr lang Kolumnist bei Table.Briefings.
Julia Saalmann – Geschäftsführerin des Nationalen MINT-Forums
Wer sich mit MINT-Bildung beschäftigt, stößt schnell auf Julia Saalmann. Ihr Verein, dem 35 Mitglieder aus Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft angehören, setzt sich für bessere MINT-Bildung und die Fachkräftesicherung in diesem für die Transformation essenziellen Bereich ein. Die studierte Politologin ist als Geschäftsführerin des Nationalen MINT-Forums Ansprechpartnerin für Politik und Medien – und will Zukunftskompetenzen in Deutschland stärken.
Felicitas Thiel – Co-Vorsitzende der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK
Felicitas Thiel ist Professorin für Schulpädagogik und Schulentwicklung an der Freien Universität Berlin und eine wichtige Stimme in der Bildungswissenschaft. Sie wird auch immer wieder als Beraterin herangezogen, wenn es um die Weiterentwicklung von Schulen und Unterricht geht. Neben Olaf Köller ist Thiel Co-Vorsitzende der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK und hat gerade gemeinsam mit Petra Stanat vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) maßgeblich die Stellungnahme zum Thema Demokratiebildung der SWK verfasst. Hier geht es zum ausführlichen Porträt über Felicitas Thiel.
Cornelia Zielke – Senior Managing Expert für Bildung bei PD
Sie kennt die Verwaltung von innen: Von 2020 bis 2023 war Cornelia Zielke Referatsleiterin für die Digitalisierung des Schulbereichs im Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern. Davor hatte sie jahrelang in der Unternehmensberatung gearbeitet. Heute berät Zielke Bildungsentscheider als Senior Managing Expert bei PD, einem Beratungsunternehmen für die öffentlichen Hand. Seit kurzem ist Zielke zudem Leiterin der Arbeitsgruppe Bildung in der Initiative D21, die Akteure der Digitalisierung vernetzt.
Research Table. Wissenschaftskommunikation: Wie unterschiedlich ihre Relevanz ausfällt. Eine Studie der Transfer Unit zeigt, dass Wissenschaftskommunikation auf Landesebene häufig noch als Wissenstransfer in die Wirtschaft verstanden wird. Warum die gesellschaftliche Dimension der Vermittlung von Wissenschaft dennoch an Bedeutung gewinnt, lesen Sie hier.
Europe.Table. Borrell verurteilt Israels Angriff auf Schule in Gaza. Israels Armee greift nach palästinensischen Angaben eine Schule in Gaza an und tötet Dutzende Menschen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell reagiert mit deutlichen Worten. Mehr dazu, lesen Sie hier.
Zeit: Wie guter Unterricht gelingen kann. Viele Studien, die Unterrichtserfolg erforschen, fokussieren sich auf den Mathematikunterricht. Ein Forscherteam hat nun betrachtet, welche dieser Erkenntnisse sich auf andere Fächer übertragen lassen. Sie stellen fest: Erfolgreicher Unterricht soll durch Zeitpläne oder Routinen gut strukturiert sein. Zudem sollten Lehrkräfte Schüler zum Mit- und Weiterdenken motivieren. Das Verhältnis zwischen Lehrkraft und Schüler soll zudem vertrauensvoll und ausgeglichen sein. Vor allem Fachdidaktik sei in allen Fächern wichtig. Denn die Schüler müssten verstehen, wie ihnen dieses Wissen in ihrem späteren Leben helfen könne. (Guckt ab beim Mathelehrer!)
FAZ: Welche Probleme die Ausbildung von Flüchtlingen erschweren. Die Ausbildung von Flüchtlingen stellt für Unternehmen oft einen Mehraufwand dar. So gebe es zum Beispiel häufig Schwierigkeiten mit der Ausländerbehörde. Sprachfähigkeiten würden zudem variieren, auch wenn angeblich dasselbe Niveau attestiert wurde. Häufig seien deswegen persönliche Gespräche mit Bewerbern notwendig. Auch, um so etwaige Bildungslücken aufgrund von kürzerer Schulbildung festzustellen. (Vor diesen Hürden stehen Firmen, die Flüchtlinge ausbilden)
Mitteldeutsche Zeitung: Weltweit befinden sich zu wenige Jugendliche in Ausbildung oder Beruf. Weltweit ist jede fünfte Person zwischen 15 und 24 Jahren weder in Aus- noch Weiterbildung oder arbeitet. Zwei Drittel hiervon sind Frauen. Die Zahl der arbeitssuchenden Erwerbslosen ist mit 13 Prozent aber so niedrig wie nie zuvor. Die Arbeitsaussichten variieren hierbei stark nach Region. In den USA und Europa bekommen junge Menschen leichter einen Job als in den arabischen Ländern oder in Ost- und Südostasien. (Zu viele junge Leute ohne Arbeit, Aus- oder Weiterbildung)
The Guardian: Wie England die Medienkompetenz stärken will. England plant, Schülerinnen und Schüler stärker zu unterstützen, damit sie extremistische Inhalte und Fake News im Internet erkennen können. Die Lehrpläne an Grund- und Sekundarschulen sollen entsprechend angepasst werden. “Es ist wichtiger denn je, dass wir jungen Menschen das Wissen und die Fähigkeiten vermitteln, um das, was sie online sehen, zu hinterfragen”, sagte die britische Bildungsministerin Bridget Phillipson. Als ein konkretes Beispiel nennt sie die Analyse von Zeitungsartikeln im Englischunterricht, sodass Schüler erfundene Geschichten von echten Berichten unterscheiden können. (Children to be taught how to spot extremist content and fake news online)
Deutschlandfunk: Wie sehr die Geschichte unsere heutigen Schulen prägt. Unter der Überschrift “Geschichte der Schule – Hefte raus, Bildungsreform!” widmet sich der Podcast “Der Rest ist Geschichte” der Entwicklung des deutschen Schulsystems durch die Jahrhunderte. Sabine Reh, Professorin für Historische Bildungsforschung an der Humboldt-Universität Berlin, und Bildungsforscher Benjamin Edelstein vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) geben bemerkenswert hintergründige Einblicke. Sie zeigen: Die Konflikte zwischen progressiven und traditionellen Kräften in der Schulpolitik sind ständiger Begleiter des Systems. Zugespitzt resümiert Edelstein: “Im Grunde geht es ums Gymnasium.” (Hefte raus, Bildungsreform!)
welche Bedingungen benötigen junge Menschen, um eine Ausbildung beginnen zu können? Diese Frage treibt aktuell viele um, denn Betriebe suchen in den Sommermonaten noch händeringend nach Azubis – und junge Menschen nach einer Ausbildung. Helfen könnte die Teilzeit-Ausbildung – junge Eltern könnten Kind und Ausbildung so unter einen Hut bringen, Geflüchtete parallel zur Lehre die Sprache erlernen. Sandra Hermes hat für Sie recherchiert, warum Betriebe das Modell bisher wenig nutzen – und was die Politik, aber auch die Betriebe selbst für einen größeren Erfolg der Ausbildung in Teilzeit tun müssten.
Auch unsere zweite Analyse widmet sich der Ausbildung – in einem Bereich, in dem der Fachkräftemangel besonders drängt: den erneuerbaren Energien. Interessieren dürfte das Robert Habeck, der aktuell durch Norddeutschland reist, um sich die Energiewende im Gebäudebereich anzusehen – ohne qualifizierte Fachkräfte wird die Transformation schwierig. Carsten Hübner konnte eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft vorab einsehen. Die Forscher plädieren darin für einen neuen Ausbildungsberuf – und mehr Weiterbildung.
Eine fragwürdige Lösung in Zeiten des Lehrkräftemangels beleuchtet Vera Kraft in Sachsen-Anhalt. Damit mehr Kinder in einer Klasse unterrichtet werden können, sollen Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Gesamtschulen künftig nicht mehr doppelt zählen. Außerdem beleuchten wir einen auch etwas fragwürdigen Streit zwischen KMK und Sportverbänden. Es geht dabei mal wieder – Sie ahnen es vielleicht – um die Bundesjugendspiele.
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2022 wurden im dualen System 2.235 Ausbildungsverträge in Teilzeit abgeschlossen. Das waren 0,5 Prozent aller Neuverträge und damit kaum mehr als in den Jahren zuvor: Zwischen 2014 und 2021 waren es konstant 0,4 Prozent. Das berichtet das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) auf Basis von Daten der Statistischen Bundes- und Landesämter. Dabei muss, wer seit Anfang 2020 eine Teilzeitausbildung machen möchte, kein “berechtigtes Interesse” mehr nachweisen. Heute kann sich de facto jeder in Teilzeit ausbilden lassen – vorausgesetzt, der Betrieb ist einverstanden.
Davor richtete sich die Ausbildung in Teilzeit besonders an junge Eltern und Personen, die Angehörige betreuen. 2005 wurde die Option zur Teilzeit erstmals eingeführt.
Besonders profitieren könnten von einer Teilzeitausbildung heute laut BMBF:
Doch warum nutzen bisher so wenige die Möglichkeit? Ein genauerer Blick auf die Zahlen des BIBB zeigt: Eine Teilzeitausbildung machen nach wie vor deutlich mehr Frauen – 1,1 Prozent aller Frauen, von den Männern sind es nur 0,1 Prozent. Auch werden Teilzeitausbildungen im dualen System eher in Berufen absolviert, die einen hohen Frauenanteil aufweisen – zum Beispiel Verkäufer/-in und Medizinische/-r Fachangestellte/-r. “Das heißt jedoch nicht, dass diese Berufe besonders teilzeitgeeignet sind”, betont Alexandra Uhly, Expertin für die Berufsbildungsstatistik beim Bundesinstitut für Berufsbildung.
Die Reduzierung der Wochenarbeitszeit wird seit 2020 automatisch mit einer Verlängerung der Gesamtausbildungsdauer ausgeglichen. Eine Arbeitszeitverkürzung von 50 Prozent ist das Maximum. Dabei verlängert sich die Dauer laut Berufsbildungsgesetz (BBiG, §7a) jedoch höchstens bis zum Eineinhalbfachen der regulären Ausbildungszeit. Wer eine 20-Stunden-Woche hat, kann am Ende einer dreijährigen Ausbildung noch eineinhalb Jahre dranhängen. Wie viel ein Teilzeit-Azubi konkret arbeitet und wie lange die Ausbildung dauert, ist in diesem Rahmen aber sehr flexibel.
Wichtig ist nur, dass sich Azubi und Betrieb einigen. Erst dann kann eine Teilzeitausbildung bei der zuständigen Kammer beantragt werden. Ist absehbar, dass besonders engagierte und leistungsstarke Azubis sie auch in der regulären Zeit schaffen, kann wiederum eine Verkürzung beantragt werden. Laut BMBF zeigte sich, dass etwa junge Eltern ihre Teilzeitausbildung häufig ohne Verlängerung mit guten Ergebnissen abschließen.
Woran liegt es aber, dass das Angebot noch nicht besser angenommen wird? Judith Ebersoll ist Projektleiterin der Servicestelle Teilzeit-Ausbildung, die im Auftrag des Hessischen Arbeitsministeriums Unternehmen und Ausbildungsinteressierte berät. Sie erklärt es so: “Ein Hauptgrund ist der fehlende Bekanntheitsgrad der Möglichkeit einer Teilzeitausbildung, insbesondere die Öffnung für jedermann.”
Hinzu komme, dass Ausbildungsinteressierte sich nicht trauten, sich auf eine Ausbildung in Teilzeit zu bewerben, da sie fürchten, aus diesem Grund aussortiert zu werden. Viele Unternehmen scheuen den vermeintlichen Aufwand, sich mit einem Azubi bilateral auf die konkrete Ausgestaltung zu verständigen, so Ebersoll. Dabei zeige die Praxis, dass dies unkompliziert funktionieren kann. Die Arbeitgeber profitierten dann häufig von überdurchschnittlich engagierten Azubis, die nach der Ausbildung oft im Betrieb bleiben wollen.
Alexandra Uhly vom BIBB macht daneben auf die Rolle der Berufsschulen aufmerksam. Die Teilzeitvereinbarung gelte im dualen System nur für die Ausbildungszeit im Betrieb und nicht für den schulischen Teil der Ausbildung. Ist dieser nicht flexibel gestaltet, kann das ein Problem darstellen.
Auf politischer Ebene stellt sich die Frage, wieso die vorhandenen Beratungsstellen in NRW, Hessen, Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Berlin, die sich bundesweit zum Netzwerk Teilzeitausbildung zusammengeschlossen haben, nicht erfolgreicher sind. Ihr Auftrag sei es, so Ebersoll, die Teilzeitausbildung bekannter zu machen. Die Stellen beraten Ausbildungsinteressierte und Unternehmen und suchen Multiplikatoren, die das Thema weiter streuen. Es gebe eine enge Zusammenarbeit mit den Kammern und Arbeitsagenturen, damit diese in ihrer Beratung die Option zur Teilzeit direkt im Kopf haben. Allerdings brauche es Zeit, die Prozesse zu etablieren. Die hessische Serviceagentur gibt es zum Beispiel erst seit zwei Jahren.
Das Potenzial der Teilzeitausbildung ist eigentlich groß. Allein bei jungen Eltern: 2021 gab es 96.000 junge Mütter (60,7 Prozent) und 21.000 junge Väter (49,4 Prozent) zwischen 16 und 24 Jahren, die laut Berufsbildungsbericht 2023 (S. 87) keinen Berufsabschluss hatten und die auch keine Schule besuchten oder eine Ausbildung oder ein Studium absolvierten.
Das BMBF benennt auf Anfrage Teilzeitausbildungen zwar als eine Option, in Zeiten großer Fachkräfteengpässe Potenziale zu aktivieren. Eine bundesweite Servicestelle zur Teilzeitausbildung, wie sie sich die bestehenden Servicestellen wünschen, um das Thema bekannter zu machen, fehlt aber bisher. Geht es nach Ebersoll, könnten daneben folgende Maßnahmen helfen:
In einigen schulischen Ausbildungen ist man schon weiter. Als Beispiel nennt Ebersoll die Pflegeschulen. Viele bieten bereits extra Teilzeit-Ausbildungsklassen. Sie gestalten die Ausbildung nach den Bedürfnissen der Azubis: keine Wochenendarbeitszeit, keine Berufsschule in den allgemeinen Schulferien. Sandra Hermes
Die “Taskforce Fachkräfte” der von der Bundesregierung einberufenen Allianz für Transformation geht davon aus, dass für die Umsetzung der Energiewende bis zum Jahr 2030 mehr als 300.000 Arbeitskräfte fehlen. “Ohne genügend und gut qualifizierte Fachkräfte wird Deutschland die Energiewende nicht gelingen”, heißt es in ihrem Ergebnisbericht aus dem vergangenen Jahr.
Doch Handwerker, die in diesem Bereich arbeiten wollen, müssen eine Reihe von Qualifikationen mitbringen, die sich zum Teil deutlich von den Anforderungsprofilen anderer Branchen unterscheiden. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, die Table.Briefings vorab vorlag.
Im Fokus der Untersuchung standen 13 für die Energiewende zentrale Handwerksberufe, darunter Dachdecker, Elektriker sowie Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker. Auf Basis von rund 2,7 Millionen Online-Stellenangeboten aus dem Zeitraum 2019 bis Mitte 2023 wurde analysiert, welche Kompetenzen in diesen Berufen von der Wind- und Solarbranche und welche von anderen Branchen nachgefragt wurden.
Dabei hat sich gezeigt, dass die von der Windbranche geforderten Qualifikationen im Durchschnitt nur zu 77 Prozent mit denen anderer Wirtschaftszweige übereinstimmten, obwohl es sich um die gleichen Berufe handelte. Besonders groß war der Unterschied bei den Bauelektrikern, wo das Anforderungsprofil lediglich zu 64 Prozent deckungsgleich war.
Auch bei den von der Solarbranche erwarteten Kompetenzen lag die Schnittmenge mit den anderen Branchen im Durchschnitt nur bei 85 Prozent. Am größten war hier die Differenz bei den Dachdeckern mit 71 Prozent.
“Die starken Unterschiede bei den Kompetenzanforderungen innerhalb eines Berufes zeigen, dass der Blick auf die Zahl der Arbeitskräfte allein nicht ausreicht”, sagt Jana Fingerhut, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann-Stiftung. “Wir brauchen nicht nur mehr Fachkräfte. Sie müssen eben auch die richtigen Kompetenzen für die Aufgaben in der Wind- und Solarbranche mitbringen. Diese Kompetenzen müssen erst erlernt werden.”
Um die “Kompetenzlücke” zu schließen, gibt die Studie drei Handlungsempfehlungen:
“Zu prüfen wäre außerdem eine Bündelung von Kompetenzen aus bestehenden Berufen zu einem neuen Beruf Fachkraft für Erneuerbare Energien oder Klimafachkraft“, so Fingerhut. Dieser Schritt könnte für Jugendliche die Ausbildung im Bereich der Energiewende “deutlich attraktiver machen”.
Monika Hackel, Leiterin der Abteilung Struktur und Ordnung der Berufsbildung im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), teilt die Auffassung, dass der steigende Fachkräftebedarf durch “Weiterbildungen und bevorzugt auch Umschulungen” gedeckt werden müsse. Von der Schaffung eines eigenen Berufsbilds hält sie dagegen nichts. Das Thema sei bereits vor über zehn Jahren intensiv diskutiert worden, sagt sie auf Anfrage von Table.Briefings. “Es bestand und besteht nach wie vor Konsens, dass ein isoliertes Berufsbild vor dem Hintergrund der Branchen und Betriebsstrukturen in Deutschland nicht zielführend ist”, so Hackel.
“Dabei prägt unser Handeln die Überzeugung, dass sich das deutsche Prinzip der Strukturierung des Arbeitsmarktes auf der Grundlage breiter Ausbildungsberufskonzepte bewährt hat”, so Hackel. Vor allem in Bezug auf die Arbeitsmarktverwertbarkeit und Transferfähigkeit von Qualifikationen habe sie im Lebensverlauf große Vorteile gegenüber kürzeren, auf einzelne Skills und Tätigkeiten hin orientierte Bildungsangebote. Vor diesem Hintergrund sehe sie auch “kein Defizit in Bezug auf die berufliche Erstausbildung in Deutschland“.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) scheint mit den bisherigen Berufsbildern ebenfalls zufrieden zu sein. “Als wichtiges Transformations- und Zukunftsfeld ist das Klimahandwerk auch für junge Menschen überaus attraktiv“, hieß es im Gespräch mit Table.Briefings.
So seien im Jahr 2023 insgesamt 92.000 neue Ausbildungsverträge in diesem Bereich abgeschlossen worden. Das entspräche einem Zuwachs von acht Prozent seit 2013. Allerdings habe sich in diesem Zeitraum nicht nur die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze deutlich erhöht, sondern auch die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze auf inzwischen 11.500 mehr als verdoppelt. Auch für 2024 deutet sich wieder ein Überhang der angebotenen Stellen an.
Zum Klimahandwerk zählt der ZDH knapp 30 Gewerke, die aus seiner Sicht “alle unverzichtbar für die Energiewende und die Umsetzung der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung” seien. Die Zahl der Beschäftigten liegt nach Angaben des Verbands inzwischen bei 3,1 Millionen. Das entspricht einem Zuwachs von mehr als zehn Prozent in den vergangenen zehn Jahren.
Eine ähnliche Entwicklung meldet der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW). “Die deutsche Solarbranche hat in den vergangenen Jahren viele qualifizierte Arbeitskräfte gewonnen und dürfte inzwischen rund 150.000 Beschäftigte zählen”, sagt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.
Zwar sei die Kapazitätslage im Handwerk derzeit angespannt. Entlastend wirke sich jedoch aus, dass nach Schätzungen des Verbandes in den vergangenen zwei Jahren zusätzlich rund 5.000 Betriebe aus dem klassischen Elektrohandwerk in die Solarbranche eingestiegen sind und ihre Mitarbeiter für die Photovoltaik ausgebildet haben oder derzeit weiterqualifizieren.
Die nötige Extra-Unterstützung von Kindern mit Beeinträchtigung wird in Sachsen-Anhalt bei der Klassenbildung zukünftig weniger berücksichtigt. Bislang war im Erlass zur Unterrichtsorganisation an Gesamtschulen geregelt, dass Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf doppelt zählen. Diesen Passus hat das Bildungsministerium nun gestrichen.
Dies könne zu weniger und volleren Klassen führen, fürchtet die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen-Anhalt. Auf dem Papier ließe sich dadurch zwar eine kurzfristige Verbesserung der Unterrichtsversorgung erreichen. “In der Praxis leidet aber die individuelle Förderung der Kinder darunter”, sagt die GEW-Landesvorsitzende Eva Gerth zu Table.Briefings. Das könnte für Eltern den Anreiz senken, ihre Kinder auf eine integrierte Gesamtschule zu schicken.
Bereits jetzt hat das Land bundesweit die höchste “Exklusionsquote” – also den größten Anteil an Schülern mit erhöhtem Förderbedarf, die separat beschult werden. Die Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen von Anfang August zeigt darüber hinaus: Innerhalb des Landes gibt es seit zehn Jahren kaum Fortschritte bei der Inklusion. Im Schuljahr 2023/24 lag die Exklusionsquote demnach bei 6,4 Prozent – und damit auf dem gleichen Niveau wie 2014/15.
Auf die Summe der inklusiv beschulten Schülerinnen und Schüler wird die neue Regelung für Gesamtschulen aber wohl keinen großen Einfluss haben. Nur Magdeburg und Halle haben Gesamtschulen, an denen Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet werden. Die Zahl der Schüler in sonderpädagogischer Förderung an Gesamtschulen ist dementsprechend klein. Ähnlich klein wie die an Gymnasien, wo auch bundesweit in Relation zu anderen Schulformen extrem wenig Inklusion stattfindet. An Sekundar- und Gemeinschaftsschulen zählen Schüler mit erhöhtem Förderbedarf bereits seit Längerem nicht mehr doppelt.
Bereits im Mai löste ein anderer Vorstoß von Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) eine Inklusionsdebatte aus (Table.Briefings berichtete). Damals ging es um den Plan, dass Eltern Kinder mit Lernbeeinträchtigung von Beginn an in eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen statt in eine reguläre Grundschule einschulen können. Vera Kraft
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Die Zahl der Personalengpässe an den Kitas in Nordrhein-Westfalen ist dramatisch gestiegen. Gab es im ersten Halbjahr 2023 insgesamt 8.685 Meldungen zu “Personalunterdeckung”, waren es im ersten Halbjahr 2024 in Summe 17.105. Das geht aus der Antwort des Familienministeriums von Ministerin Josefine Paul (Grüne) auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Dennis Maelzer (SPD) hervor. Demzufolge mussten aufgrund des fehlenden Personals Kitas auch deutlich häufiger geschlossen bleiben.
“Wenn so viele Einrichtungen Öffnungszeiten einschränken, Gruppen schließen oder sogar komplett vom Netz gehen müssen, dann zeigt das, wie die Träger auf Kante nähen müssen”, urteilt Maelzer. Es fehle ihnen das Geld, um ausreichend Personal vorzuhalten.
Ein genauer Blick auf die Zahlen offenbart, welche Folgen die Meldungen “aufgrund von Personalunterdeckung” haben. Demnach gab es im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 382 Kita-Schließungen. Im gleichen Zeitraum 2023 waren es mit 247 deutlich weniger, auch wenn für Januar 2023 keine Zahlen vom Landesjugendamt Westfalen vorliegen.
Zu den Ursachen nimmt Marek Körner, Bereichsleiter West der Fröbel Bildung und Erziehung gGmbH, Stellung. Fröbel betreibt weit mehr als 200 Krippen, Kindergärten und Horte in zwölf Bundesländern. Selbst wenn es genügend pädagogische Fachkräfte gäbe, könne sich die große Mehrheit der Kitas das benötigte Personal gar nicht leisten, erklärte Körner Table.Briefings. “Schuld daran ist aus Sicht der freien Träger vor allem die Tatsache, dass ihnen die Landesregierung sowohl die Inflationsausgleichsprämie 2023 als auch die tariflichen Lohnsteigerungen seit März 2024 nicht refinanziert.” Genau diese Lücke werde auch in dem rasanten Anstieg der Personalengpässe innerhalb eines Jahres sichtbar. Körner warnt zudem: Viele Kitas müssten ihre Ausbildungsaktivitäten rigoros einschränken oder gar komplett einstellen.
Das Kita-Bündnis NRW, zu dem auch Fröbel gehört, fordert, dass die Finanzierung der Kitas stabilisiert und für die Zukunft berechenbar wird. Dazu müssten die Kosten- und Preisentwicklungen künftig automatisch berücksichtigt und die entgangenen Kostensteigerungen ausgeglichen werden. “Die Landesregierung muss den Trägern jetzt zum Start des neuen Kindergartenjahres dringend mit einem Unterstützungsprogramm unter die Arme greifen”, sagt Körner. Holger Schleper
Hessens Kultusminister Armin Schwarz wirft den deutschen Sportverbänden vor, die Stärkung des Leistungsgedankens bei den Bundesjugendspielen zu blockieren. Er sei “sehr verwundert, dass sich ausgerechnet die Sportverbände jetzt dagegen sperren, dass der Leistungsgedanke bei einer so bedeutenden Schulveranstaltung wie den Bundesjugendspielen wieder mehr in den Vordergrund gerückt wird”, sagte der CDU-Politiker zu Table.Briefings. “Gerade für eine zukünftige Olympiabewerbung müssen wir doch alles dafür tun, um auch schon unseren Jüngsten den Spaß an Leistung und sportlichem Wettkampf zu vermitteln.”
Seit dem Schuljahr 2023/24 werden die Spiele auch für Dritt- und Viertklässler als Wettbewerb statt als Wettkampf durchgeführt. Das heißt unter anderem, dass Aspekte wie Spaß und Fairness im Vordergrund stehen und die Leistungen in Zonen statt genauen Metern und Zeiten gemessen werden. Bislang galt diese Form nur für Erst- und Zweitklässler.
Schwarz hatte sich im Juni dafür ausgesprochen, diese Reform zurückzudrehen und dafür Unterstützung aus zahlreichen weiteren Kultusministerien erhalten. Der Ausschuss der Bundesjugendspiele, dem sowohl die KMK als auch der DOSB angehören, ist sich jedoch offenbar uneinig. Die Sportverbände wollen an den erst im vergangenen Jahr eingeführten Änderungen festhalten.
“Wir sind weiterhin von diesem Konzept überzeugt. Klar ist auch, dass Veränderungen Zeit brauchen, aber die Rückmeldungen aus den Schulen stimmen uns positiv”, erklärte eine Sprecherin der Deutschen Sportjugend, die innerhalb des DOSB für die Bundesjugendspiele zuständig ist, auf Anfrage von Table.Briefings. “Ein Vergleich mit anderen ist dabei immer noch genauso möglich, wie die eigene Leistungssteigerung.” Das Konzept solle so vielen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, ohne lange Wartezeiten sportlich aktiv zu sein.
Der Deutsche Sportlehrerverband hält die Debatte um die Bundesjugendspiele für überzogen. “Es werden Grundsatzfragen über den Zustand der Leistungsgesellschaft auf eine Sportveranstaltung projiziert, die einmal jährlich an einem Vormittag für vier, fünf Stunden in der Schule stattfindet”, sagte Verbandspräsident Daniel Möllenbeck bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele im Interview mit Table.Briefings. Die politische Debatte darum werde jedes Jahr im Sommerloch geführt: “Es ist für uns eine Scheindiskussion, eine Art Nebelkerze”, so Möllenbeck. Holger Schleper/Maximilian Stascheit
Die mögliche Reform der Abstimmungsmodalitäten in der KMK steht vor entscheidenden Wochen. “Der KMK muss die Reform ihrer selbst jetzt gelingen”, sagte Kai Gehring (Grüne), Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Bildung und Forschung, im Wiarda-Blog. Es gelte, sich für den Fall zu wappnen, dass AfD oder BSW eine Schulministerin oder einen Schulminister stellen würden, und zu verhindern, dass ein Bundesland alle anderen als Geiseln nehmen und beispielsweise Demokratieförderprogramme blockieren könne. “Auch aus diesem Grund fordere ich die bayerische Staatsregierung auf, ihre Bedenken gegen die Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips in der Kultusministerkonferenz aufzugeben.”
In der KMK-Sondersitzung am 2. September stehen die Abstimmungsmodalitäten auf der Tagesordnung. Bei der jüngsten Konferenz im Juni wurde über diese weitreichende Frage nicht entschieden. “Ich finde es richtig und wichtig, dass man sich auf dieser KMK-Sitzung nicht leichtfertig vom Einstimmigkeitsprinzip verabschiedet hat. Ich würde das auch ablehnen”, sagte Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume.
Die explizite Forderung Gehrings, die Bedenken aufzugeben, kommentieren das bayerische Kultus- und Wissenschaftsministerium in einer untereinander abgestimmten Antwort an Table.Briefings betont zurückhaltend. “Inwieweit zusätzliche Maßnahmen zur Erhöhung der Agilität und Handlungsfähigkeit der Kultusministerkonferenz beitragen können, ist derzeit Gegenstand länderübergreifender Beratungen.” Die Achtung der im Grundgesetz verankerten Bildungshoheit als Kernbereich der jeweiligen Länderkompetenz sei dabei notwendigerweise ein wesentliches Gestaltungsmerkmal.
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Bis Mitte August, so heißt es, soll ein Vorschlag der Strukturkommission II vorliegen, wie künftige Abstimmungsmodalitäten der KMK aussehen könnten. An der Spitze der Strukturkommission stehen der Hamburger Staatsrat Rainer Schulz und Rolf-Dieter Jungk, Amtschef im bayerischen Wissenschaftsministerium. hsc
Die Hälfte der Betriebe, die 2023 Ausbildungsplätze nicht besetzen konnten, sieht als wichtigsten Grund, dass sie keine geeigneten Bewerbungen erhalten haben. Gut ein Drittel (36 Prozent) meint, es gingen überhaupt zu wenige Bewerbungen ein. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, dem IAB-Betriebspanel, hervor (zum Download). An ihr nehmen jährlich etwa 15.000 Betriebe teil.
Unterschiede gibt es abhängig von der Größe der Betriebe: Kleine Betriebe meinen häufiger, sie hätten gar nicht genügend Bewerbungen erhalten, Großbetriebe klagen stärker über ungeeignete Bewerber. “Ein Schlüssel zu mehr Azubis ist insgesamt, dass die Unternehmen noch mehr Jugendlichen eine Chance geben, die noch nicht die gewünschten Voraussetzungen mitbringen“, sagt IAB-Direktor Bernd Fitzenberger Table.Briefings. “Hier können Förderleistungen der Bundesagentur für Arbeit helfen, ihre Inanspruchnahme ist aber seit Jahren rückläufig.”
Mehr als ein Drittel der Ausbildungsplätze (35 Prozent) blieben laut IAB 2023 unbesetzt, das war ein neuer Negativrekord. 2010 waren noch 15 Prozent der Stellen unbesetzt, vor der Pandemie, 2019, 27 Prozent. Kleinere Betriebe hatten deutlich größere Probleme, Azubis zu finden: Bei Kleinstbetrieben mit bis zu neun Mitarbeitern blieben rund 57 Prozent Lehrstellen vakant.
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In der Umfrage benennen die Betriebe auch tiefergehende Gründe dafür, dass sie Lehrstellen nicht besetzen können. Am häufigsten geben sie unattraktive Arbeitsbedingungen (43 Prozent) und ein schlechtes Image des Ausbildungsberufs (42 Prozent) an, gefolgt von mangelnden Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten (37 Prozent) nach der Ausbildung. Von geringerer Bedeutung ist nach Einschätzung der Betriebe, dass sie oder die Berufsschule schlecht erreichbar sind. In Ostdeutschland gibt es hier jedoch größere Probleme: Fast drei von zehn Betrieben sehen dort die Erreichbarkeit der Berufsschule als Problem. “Es handelt sich um subjektive Einschätzungen der Betriebe, die sie etwa in Bewerbungsgesprächen gewonnen haben”, sagt Fitzenberger.
Um ihre Lehrlinge zu unterstützen, tun die Ausbildungsbetriebe bereits einiges: am häufigsten in Form von Prämien oder Sonderzahlungen – für bestandene Prüfungen, Urlaubs- oder Weihnachtsgeld. Seltener unterstützen sie auch beim Wohnen.
Wer unbesetzte Ausbildungsplätze hat, bietet bereits häufiger Unterstützung an als Betriebe, die alle Stellen besetzen können – Prämien und Co. reichen also offenbar nicht aus, um Azubis zu finden. “Von entscheidender Bedeutung sind Verdienst und Karrierechancen nach der Ausbildung“, sagt Fitzenberger. Für Jugendliche, die jobben, anstatt eine Lehre zu beginnen, könnte auch eine bessere Ausbildungsvergütung ein Argument sein. “Allerdings bestünde dann das Risiko, dass weniger Betriebe ausbilden, weil für sie die Kosten steigen.” Fitzenberger zufolge muss es vor allem darum gehen, über Chancen nach der Ausbildung aufzuklären. Anna Parrisius
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Julia Borggräfe – Unternehmensberaterin und Co-Geschäftsführerin von Metaplan
Statt nur einen Blick von oben auf das Bildungssystem zu werfen, appellierte Julia Borggräfe im Interview mit Table.Briefings, das Kerngeschäft von Schule in den Fokus zu rücken, also die Interaktion zwischen Lehrkräften und ihren Schülerinnen und Schülern. Als Unternehmensberaterin hilft Borggräfe Organisationen, sich anders zu strukturieren, damit Mitarbeiter ihre Arbeit besser erledigen können. Dies macht sie seit 2022 in ihrer Rolle als Co-Geschäftsführerin der Beratungsfirma Metaplan. Doch die Juristin ist nicht nur bestens mit der Wirtschaft vertraut, sie kennt auch die relevanten Stellschrauben bei der digitalen Transformation. So leitete sie beispielsweise im Bundesministerium für Arbeit und Soziales die neu geschaffene Abteilung “Digitalisierung und Arbeitswelt”. Mehr über Julia Borggräfe lesen Sie in diesem Porträt.
Moritz Ettl – Geschäftsführer von Forever Day One
Seine Beratungsfirma begleitet Unternehmen bei der Frage, wie sie ihre Ausbildung zukunftsfähig machen können. Konzerne und große Familienunternehmen sind unter den Kunden – “eine Randgruppe, die mit Blick auf den Fachkräftemangel gezielt in die Ausbildung investiert”, wie Moritz Ettl sagt. Für VW hat Forever Day One zum Beispiel eine Qualifizierung für Ausbilder entwickelt, sie sollen künftig Lernbegleiter sein. Ettl selbst hat neben einem Bachelor in International Management die Lehre zum Industriekaufmann absolviert. Am Hasso-Plattner-Institut studierte er Design Thinking.
Klaus Hurrelmann – Soziologe und Jugendforscher
Trotz seiner inzwischen 80 Jahre weiß Klaus Hurrelmann wie kaum ein anderer, wie die Jugend tickt. Der Soziologe, der an verschiedenen Universitäten und wissenschaftlichen Instituten gearbeitet hat, ist bis heute an den großen Kindheits- und Jugendstudien beteiligt und wird zu diesen Fragen oft als Berater herangezogen. Zu Beginn der Corona-Pandemie hat Hurrelmann als einer der ersten vor den psychischen und sozialen Auswirkungen der Schulschließungen gewarnt. Ein weiteres wichtiges Thema für Hurrelmann ist die Demokratiebildung. Er weist immer wieder darauf hin, wie wichtig sie gerade in der Schule ist, damit sich vor allem benachteiligte Jugendliche nicht abgehängt fühlen und dadurch eher Gefahr laufen, sich zu radikalisieren. Mehr hier im ausführlichen Porträt.
Bettina Jorzik – Programmleiterin für Hochschullehre, Lehrkräftebildung und Diversität beim Stifterverband
Bettina Jorzik hat ein Lehramtsstudium absolviert – Englisch und Sozialwissenschaften – aber als Lehrerin hat sie nie gearbeitet. Ihre erste berufliche Station war das Wissenschaftsministerium in NRW. Dort befasste sie sich mit den Rahmenbedingungen des Studiums. Dem Thema ist sie auch nach ihrem Wechsel zum Stifterverband 2001 treu geblieben. “Neue Wege in der Lehrerbildung ” hieß das erste Programm, das Jorzik dort verantwortete. Ein Thema, das gerade jetzt wieder hochrelevant ist. Und an das sie im Herbst 2023 mit dem Masterplan zur Neugestaltung der Lehrkräftebildung und 75 Maßnahmen anknüpfte. In der “Zukunftsmission Bildung” des Stifterverbands verantwortet sie die gerade gestartete Allianz für Lehrkräfte, deren Hauptziel es ist, die Lehrkräftelücke zu halbieren.
Olaf Köller – Co-Vorsitzender der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK
Seit 2009 ist Olaf Köller geschäftsführender Direktor des Leibniz- Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik an der Universität Kiel. Es ist eines der führenden Bildungsforschungsinstitute in Deutschland. Der Psychologe und Bildungsforscher befasst sich seit Langem mit Bildungsmonitoring und der Evaluation von Schul- und Unterrichtsprogrammen. Aktuell forscht er unter anderem zu Einsatzmöglichkeiten von KI in der Bildung. Er ist seit 2021 neben Felicitas Thiel auch Co-Vorsitzender der SWK. Die Kommission legt der KMK regelmäßig Gutachten und Stellungnahmen mit konkreten Empfehlungen vor und berät die Länder in Bildungsfragen. Zum ausführlichen Porträt geht es hier.
Thomas Krüger – Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)
Politische Bildung ist für Thomas Krüger “eine schulische und außerschulische Daueraufgabe, deren Angebote langfristig, nachhaltig und flächendeckend vorhanden sein müssen “. Seit 2000 widmet sich Krüger als Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung eben jener Daueraufgabe. Dabei ist es ihm ein Anliegen, politische Bildung stärker in die frühkindliche Bildung zu integrieren. Auch zuvor war Krüger im politischen, kulturellen und sozialen Bereich aktiv. Sei es als Berliner Senator für Jugend und Familie, als Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes oder als Mitglied des Nutzerbeirats des Leibniz-Instituts für Bildungsmedien/Georg-Eckert-Instituts (GEI). Letzteres zeichnet zusammen mit der bpb und dem Didacta Verband das “Schulbuch des Jahres” aus.
Mark Rackles – Strategieberater zu Bildungsfragen
Acht Jahre war Mark Rackles Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Bildung. Danach baute er sein eigenes Beratungsunternehmen auf. Er hat bereits vieldiskutierte Policy Papers und Beiträge zur Lehrkräftebildung, zur Arbeitszeit von Lehrkräften und zur Inklusion vorgelegt. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf Fragen der Steuerung. Rackles, der BWL und Politologie studiert hat, ist Mitinitiator des im Frühjahr 2023 gegründeten “Bildungsrat von unten”, der mehr Engagement zur Bewältigung der Bildungskrise fordert und in vielen Punkten konträre Positionen zur Ständigen Wissenschaftlichen Kommission bezieht. Rackles war zudem rund ein Jahr lang Kolumnist bei Table.Briefings.
Julia Saalmann – Geschäftsführerin des Nationalen MINT-Forums
Wer sich mit MINT-Bildung beschäftigt, stößt schnell auf Julia Saalmann. Ihr Verein, dem 35 Mitglieder aus Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft angehören, setzt sich für bessere MINT-Bildung und die Fachkräftesicherung in diesem für die Transformation essenziellen Bereich ein. Die studierte Politologin ist als Geschäftsführerin des Nationalen MINT-Forums Ansprechpartnerin für Politik und Medien – und will Zukunftskompetenzen in Deutschland stärken.
Felicitas Thiel – Co-Vorsitzende der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK
Felicitas Thiel ist Professorin für Schulpädagogik und Schulentwicklung an der Freien Universität Berlin und eine wichtige Stimme in der Bildungswissenschaft. Sie wird auch immer wieder als Beraterin herangezogen, wenn es um die Weiterentwicklung von Schulen und Unterricht geht. Neben Olaf Köller ist Thiel Co-Vorsitzende der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK und hat gerade gemeinsam mit Petra Stanat vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) maßgeblich die Stellungnahme zum Thema Demokratiebildung der SWK verfasst. Hier geht es zum ausführlichen Porträt über Felicitas Thiel.
Cornelia Zielke – Senior Managing Expert für Bildung bei PD
Sie kennt die Verwaltung von innen: Von 2020 bis 2023 war Cornelia Zielke Referatsleiterin für die Digitalisierung des Schulbereichs im Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern. Davor hatte sie jahrelang in der Unternehmensberatung gearbeitet. Heute berät Zielke Bildungsentscheider als Senior Managing Expert bei PD, einem Beratungsunternehmen für die öffentlichen Hand. Seit kurzem ist Zielke zudem Leiterin der Arbeitsgruppe Bildung in der Initiative D21, die Akteure der Digitalisierung vernetzt.
Research Table. Wissenschaftskommunikation: Wie unterschiedlich ihre Relevanz ausfällt. Eine Studie der Transfer Unit zeigt, dass Wissenschaftskommunikation auf Landesebene häufig noch als Wissenstransfer in die Wirtschaft verstanden wird. Warum die gesellschaftliche Dimension der Vermittlung von Wissenschaft dennoch an Bedeutung gewinnt, lesen Sie hier.
Europe.Table. Borrell verurteilt Israels Angriff auf Schule in Gaza. Israels Armee greift nach palästinensischen Angaben eine Schule in Gaza an und tötet Dutzende Menschen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell reagiert mit deutlichen Worten. Mehr dazu, lesen Sie hier.
Zeit: Wie guter Unterricht gelingen kann. Viele Studien, die Unterrichtserfolg erforschen, fokussieren sich auf den Mathematikunterricht. Ein Forscherteam hat nun betrachtet, welche dieser Erkenntnisse sich auf andere Fächer übertragen lassen. Sie stellen fest: Erfolgreicher Unterricht soll durch Zeitpläne oder Routinen gut strukturiert sein. Zudem sollten Lehrkräfte Schüler zum Mit- und Weiterdenken motivieren. Das Verhältnis zwischen Lehrkraft und Schüler soll zudem vertrauensvoll und ausgeglichen sein. Vor allem Fachdidaktik sei in allen Fächern wichtig. Denn die Schüler müssten verstehen, wie ihnen dieses Wissen in ihrem späteren Leben helfen könne. (Guckt ab beim Mathelehrer!)
FAZ: Welche Probleme die Ausbildung von Flüchtlingen erschweren. Die Ausbildung von Flüchtlingen stellt für Unternehmen oft einen Mehraufwand dar. So gebe es zum Beispiel häufig Schwierigkeiten mit der Ausländerbehörde. Sprachfähigkeiten würden zudem variieren, auch wenn angeblich dasselbe Niveau attestiert wurde. Häufig seien deswegen persönliche Gespräche mit Bewerbern notwendig. Auch, um so etwaige Bildungslücken aufgrund von kürzerer Schulbildung festzustellen. (Vor diesen Hürden stehen Firmen, die Flüchtlinge ausbilden)
Mitteldeutsche Zeitung: Weltweit befinden sich zu wenige Jugendliche in Ausbildung oder Beruf. Weltweit ist jede fünfte Person zwischen 15 und 24 Jahren weder in Aus- noch Weiterbildung oder arbeitet. Zwei Drittel hiervon sind Frauen. Die Zahl der arbeitssuchenden Erwerbslosen ist mit 13 Prozent aber so niedrig wie nie zuvor. Die Arbeitsaussichten variieren hierbei stark nach Region. In den USA und Europa bekommen junge Menschen leichter einen Job als in den arabischen Ländern oder in Ost- und Südostasien. (Zu viele junge Leute ohne Arbeit, Aus- oder Weiterbildung)
The Guardian: Wie England die Medienkompetenz stärken will. England plant, Schülerinnen und Schüler stärker zu unterstützen, damit sie extremistische Inhalte und Fake News im Internet erkennen können. Die Lehrpläne an Grund- und Sekundarschulen sollen entsprechend angepasst werden. “Es ist wichtiger denn je, dass wir jungen Menschen das Wissen und die Fähigkeiten vermitteln, um das, was sie online sehen, zu hinterfragen”, sagte die britische Bildungsministerin Bridget Phillipson. Als ein konkretes Beispiel nennt sie die Analyse von Zeitungsartikeln im Englischunterricht, sodass Schüler erfundene Geschichten von echten Berichten unterscheiden können. (Children to be taught how to spot extremist content and fake news online)
Deutschlandfunk: Wie sehr die Geschichte unsere heutigen Schulen prägt. Unter der Überschrift “Geschichte der Schule – Hefte raus, Bildungsreform!” widmet sich der Podcast “Der Rest ist Geschichte” der Entwicklung des deutschen Schulsystems durch die Jahrhunderte. Sabine Reh, Professorin für Historische Bildungsforschung an der Humboldt-Universität Berlin, und Bildungsforscher Benjamin Edelstein vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) geben bemerkenswert hintergründige Einblicke. Sie zeigen: Die Konflikte zwischen progressiven und traditionellen Kräften in der Schulpolitik sind ständiger Begleiter des Systems. Zugespitzt resümiert Edelstein: “Im Grunde geht es ums Gymnasium.” (Hefte raus, Bildungsreform!)