Als Donald Trump Gespräche mit Wladimir Putin in Aussicht stellte, hielt die Welt für einen kurzen Moment den Atem an. Er sehe „gute Chancen“, dass es zu einem Treffen mit dem russischen Machthaber kommen könnte, sehr bald sogar, sagte der US-Präsident. Auch ein gemeinsames Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sei nicht ausgeschlossen. Könnte tatsächlich zeitnah über eine Waffenruhe verhandelt werden? Die Antwort ist wie so oft bei Trump: Sicher ist nichts.
Zwar bestätigte der Kreml kurz nach dem Auftritt von Trump im Oval Office, dass es bereits in der nächsten Woche ein Treffen geben werde. Auch der Ort stehe schon fest, sei aber noch geheim. Möglich seien etwa die Arabischen Emirate. Doch es hieß eben auch: Wenn, dann verhandeln Putin und Trump – ohne Selenskyj. Obwohl der ukrainische Präsident auf X seine Bereitschaft erklärt hatte, machte Moskau klar, dass eine ukrainische Beteiligung lediglich ein Wunsch der Amerikaner sei. Europa und die Ukraine bleiben nicht zuletzt deshalb skeptisch. Aus ukrainischen Kreisen heißt es, Trump verstehe nicht, wie Putin tickt.
Die Ukrainer bezweifeln ohnehin, dass Verhandlungen mit Putin zielführend sind. „Ich glaube nicht, dass Verhandlungen mit Putin nützen“, sagt der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Werchowna Rada, Oleksandr Merezhko, Table.Briefings. Der einzige Weg, um Ergebnisse zu erzielen, sei, den Druck auf Putin zu erhöhen, indem man mehr Sanktionen einschließlich sekundärer Sanktionen verhänge. Zudem müssten mehr Waffen, inklusive Langstreckenwaffen, an die Ukraine geliefert werden. „Man kann keinen Pakt mit dem Teufel schließen“, sagt Merezhko. Putin wolle Gespräche, um zu zeigen, dass er nicht isoliert sei.
Auch in Brüssel blickt man zurückhaltend auf ein mögliches Treffen. Der CDU-Abgeordnete Michael Gahler sagte Table.Briefings: „Putin weiß genau, was er will: Ein Treffen mit Trump hievt ihn unabhängig vom Ergebnis aus seiner Sicht auf Augenhöhe mit Trump. Er will die ganze Ukraine und im ersten Schritt das, was er bisher besetzt und sich ebenso rechtswidrig angeeignet hat.“ Putin wäre nur beeindruckt, wenn es „ein massives unmittelbares Hochfahren der amerikanischen und weiterer Waffenlieferungen der Unterstützer der Ukraine“ gäbe. Trump wolle ein schnelles Ende des Krieges – selbst wenn das zulasten der Ukraine gehe, so Gahler.
Im Kanzleramt hält man unterdessen eng Rücksprache mit der Ukraine. Nachdem Friedrich Merz zunächst an einer Telefonschalte mit Trump und anderen europäischen Staats- und Regierungschefs teilgenommen hatte, soll er sich am Donnerstag noch einmal bilateral mit Selenskyj abgestimmt haben. Aus der deutschen Regierungszentrale heißt es, man wolle nun zunächst die Substanz und den Zeitrahmen eines Treffens abwarten.