Talk of the town
Erscheinungsdatum: 28. Juli 2025

Zölle I: Warum der Deal ein Epochenwechsel ist und wer die Gewinner und Verlierer sind

Kann Europas Luftfahrtindustrie vom „Deal“ profitieren? (picture alliance / imageBROKER | Lex Rayton)

Aus Sicht von Ursula von der Leyen mag der „Deal“ mit Donald Trump „Sicherheit in unsicheren Zeiten“ schaffen. Ökonomen sehen in der Einigung im Zollstreit vor allem einen Beleg dafür, wie sehr sich die Weltwirtschaft in einem Epochenwandel befindet. Die Absprache sei für ihn kein „Anlass zur Freude“, sagt Moritz Schularick vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel im Podcast Table.Today: „Langfristig sind wir gerade ärmer geworden.“ Zölle von 15 Prozent seien nur eine vorübergehende Lösung: „Wir haben kurzfristig die Kuh vom Eis geholt, aber wir haben mittel- und langfristig erheblichen Schaden, weil das regelbasierte offene Welthandelssystem, das wir eigentlich wollten, durch diese bilateralen Deals kaputt gemacht wird.“  

Ähnlich äußerte sich der Ökonom Jens Südekum. Zwar werde der Konflikt etwas beruhigt. Doch sei das keine Garantie für eine dauerhafte Lösung, sagte der Wirtschaftswissenschaftler im Deutschlandfunk. Die Vereinbarung zeige die Machtverhältnisse zwischen der EU und den Vereinigten Staaten. Die Zölle seien nicht das Ende der Welt und könnten verkraftet werden. Aber die Verpflichtung der EU zum Energie-Import werde einseitig die US-Wirtschaft stärken. Südekum ist Berater für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung von Finanzminister Lars Klingbeil.  

Passend dazu zeigte sich auch der Kanzler am Abend kritischer als in seiner ersten Reaktion. „Ich bin mit diesem Ergebnis nicht zufrieden, im Sinne von: Das ist jetzt gut so. Ich sage nur: Mehr war angesichts der Ausgangslage nicht zu erreichen“, erklärte Merz im Kanzleramt. „Das heißt im Klartext: Die deutsche Wirtschaft wird erheblichen Schaden nehmen.“ Er sei sich nur sicher, dass man am Ende auch in Amerika die Folgen dieser Handelspolitik sehen werde. Merz ist schlicht froh, dass es nicht schlimmer kam. 

Von dem Deal profitieren dürften am ehesten Flugzeugbauer wie Airbus, die von den Zöllen verschont bleiben. An den Börsen verzeichneten auch Aktien von Pharmaunternehmen Kursgewinne, da für ihre Produkte die Gefahr sehr hoher US-Zölle gebannt zu sein scheint. 

Autohersteller und Zulieferer zahlen künftig 15 Prozent auf Exporte in die USA. Um die bisherigen Deckungsbeiträge mit exportierten Fahrzeugen zu erzielen, müssten die deutschen Premiumhersteller daher die Preise anheben. Die Gefahr der Produktionsverlagerung aus der EU in die USA ist nicht vom Tisch. Bei VW heißt es: „Über die Möglichkeiten unser Engagement in den USA weiter auszubauen, werden wir auf der Grundlage der vollständigen Inhalte der nun erfolgten Einigung entscheiden.“ 

Besonders stark unter den Trump-Zöllen leidet die Stahl- und Aluminiumindustrie. Für diese wurde laut EU-Kommission ein System von zollvergünstigten Einfuhrquoten vereinbart, bislang aber ohne konkrete Zahlen. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl schlägt Alarm: „Solange Stahl-Zölle in Höhe von 50 Prozent erhoben werden, bleiben die Auswirkungen auf die Exporte von Deutschland und der EU in Richtung USA dramatisch“, sagt Hauptgeschäftsführerin Kerstin Maria Rippel. Mehr über die konkreten Auswirkungen des Zolldeals lesen Sie im Europe.Table.

Letzte Aktualisierung: 28. Juli 2025
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