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Erscheinungsdatum: 20. Februar 2025

Umfragen vor der Wahl: Wie wichtig sie in den letzten Tagen werden

Nahezu täglich veröffentlichen Demoskopen neue Umfragen zur Bundestagswahl. Politikwissenschaftler Thorsten Faas erklärt, wie sie den Wahlausgang beeinflussen.

Passiert noch was bis Sonntag? Ergibt sich noch ein Last-Minute-Swing, ausgelöst durch taktische Wählerinnen und Wähler? Trotz scheinbar stabiler Umfragen bleibt die Situation spannend. Drei Parteien ringen mit der Fünf-Prozent-Hürde, die Koalitionsfrage ist offen. Zur Frage, wer in den Bundestag kommt und wer nicht, wie auch zur Frage, welche Koalitionen eine stabile Mehrheit im Parlament haben könnten und welche nicht, vermitteln demoskopische Umfragen täglich neue Hinweise. Und die werden wahrgenommen, gerade mit näher rückendem Wahltag. Zahlen der Deutschen Wahlstudie (GLES) zur Wahl 2021 zeigen, dass sich der Anteil der Wahrnehmungen von Umfragen im Laufe des Wahlkampfs von rund 40 auf rund 80 Prozent verdoppelt hat. Neugier auf und Sensibilität für das Thema Wahl wachsen also deutlich.

Für Demoskopen ist das ein zweischneidiges Schwert. Natürlich ist es schön, wenn das eigene Produkt wahrgenommen wird. Andererseits: Wenn Menschen Umfragen sehen oder hören und daraufhin ihr Wahlverhalten ändern, indem sie etwa „taktisch“ wählen, kann die Veröffentlichung von Umfragen dazu führen, dass diese Umfragen am Ende falsche Ergebnisse produzieren. Dabei mögen sie am Tag ihrer Veröffentlichung korrekt gewesen sein, hätten sie nicht selbst im Nachgang für Bewegung gesorgt. Aus diesem Dilemma kommen die Demoskopen allerdings nicht heraus. Am Ende müssen deshalb alle bis Sonntag warten, ehe klar sein wird, wie die Wahl ausgegangen ist. Daran können alle Umfragen nichts ändern.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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