wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.
Eigentlich wollen wir uns hier ja nicht nur auf das konzentrieren, was schlecht läuft in der Politik. Aber heute ist ein Tag, an dem das schwerfällt. Der abendliche Koalitionsausschuss läuft noch, und doch macht das, was im Vorfeld zu hören war, bis jetzt wenig Hoffnung auf überzeugende Ergebnisse.
Beim Verbrennungsmotor haben sich Volker Wissing und Frans Timmermans, der Vizepräsident der EU-Kommission, zwar fürs Erste auf eine Lösung für die E-Fuels-Verbrenner geeinigt. Aber wie lange die hält und ob sie mehr als eine gesichtswahrende Lösung sein kann, lässt sich noch nicht sagen. Ähnlich könnte der Streit in der Bundesregierung ums Thema Heizungen ausgehen: Dort wird erwogen, auch in Neubauten künftig noch Gasheizungen zuzulassen, sofern sie überwiegend mit Biogas, Wasserstoff oder synthetischem Gas betrieben werden. Das Problem: Synthetische Kraftstoffe und Gase werden nach Meinung vieler Experten absehbar knapp und teuer bleiben. Am Ende also geht es wieder um eine Wette auf die Zukunft, die dazu führen kann, dass entweder der Klimaschutz leidet – oder jene Menschen ein Problem bekommen, die sich nochmal Hoffnung auf eine leichte Lösung machen.
Wenig Grund für Optimismus hat auch Die Linke: Der Streit über den Umgang mit Sahra Wagenknecht lähmt die Partei. Wir haben Dietmar Bartsch, Janine Wissler, Bernd Riexinger und Lorenz Gösta Beutin gefragt, wie das Problem gelöst werden kann. Daneben schauen wir auf den Richterbund und seine Kritik an Justizminister Marco Buschmann und werten eine Studie aus, die der Innovationspolitik der Bundesregierung ein schlechtes Zeugnis ausstellt.
Trotz alledem wünschen wir viel Vergnügen bei der Lektüre.
Heute haben Stefan Braun, Enno Eidens, Horand Knaup, Malte Kreutzfeldt, Lukas Scheid, Stefan Ulrich und Vera Weidenbach mitgewirkt. Wir freuen uns über Ihr Interesse.
E-Fuels-Kompromiss: Rechtliche Grundlage unsicher. Als Frans Timmermans und Volker Wissing am Samstag nahezu zeitgleich ihren Kompromiss zu E-Fuels auf Twitter verkündeten, schien es nach wochenlangem Streit tatsächlich eine stabile Einigung zwischen Berlin und Brüssel zu geben. Und zwar mit dem Ziel, Rechtssicherheit für die Zulassung von “E-Fuels only”-Fahrzeuge auch nach 2035 zu gewährleisten. Einen Tag später gibt es daran erhebliche Zweifel. Für den vereinbarten, sogenannten delegierten Rechtsakt der EU-Kommission fehlt der Kommission laut Experten wie dem CDU-Europaabgeordneten Peter Liese die belastbare rechtliche Grundlage. Parlament und Rat müssen der Kommission zunächst erlauben, bestimmte Details eines Gesetzes über delegierte Rechtsakte zu klären. Im Falle des Gesetzes zum Verbrenner-Aus fehlt diese Erlaubnis bisher. Das EU-Parlament hat daher schon die rechtliche Prüfung und eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof angekündigt, falls der delegierte Rechtsakt kommt.
Es gibt zwar eine Alternative zum delegierten Rechtsakt, doch auch die bietet keine Rechtssicherheit. Wissing und Timmermans haben vereinbart, dass es – sollte der delegierte Rechtsakt scheitern – eine Revision des Gesetzes zum Verbrenner-Aus auf dem normalen gesetzgeberischen Weg mit Mitspracherecht des Parlaments und der Mitgliedstaaten geben soll. Doch dieser Prozess braucht Zeit und wird wohl kaum vor der Europawahl 2024 abgeschlossen sein. Die Zusage der Kommission ist zudem nicht rechtlich bindend, und die nächste EU-Kommission muss sich daran nicht halten. Unterm Strich bedeutet das, Timmermans kann Wissing keine Garantie geben, dass E-Fuel-Verbrenner auch nach 2035 noch zugelassen werden.
Innovations-Studie: Regierung ohne Strategie. Die Bundesregierung tut entschieden zu wenig für die Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Berliner Think Tanks “Progressives Zentrum”. Die Autoren und Autorinnen gingen der Frage nach, wie sich die technologische und gesellschaftliche Innovationskraft des Landes nachhaltig stärken lässt. Den Ist-Zustand kritisieren sie: “Eine ausgeprägte Schwäche” sehen sie unter anderem in einer fehlenden Gesamtstrategie, in fehlendem Wagniskapital und einer mangelnden Gründungskultur.
Mittelstand erweist sich als Schwachpunkt. “Wenn es um Innovationen geht, ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft inzwischen zu einem Sorgenkind geworden”, heißt es. Die mangelhafte digitale Infrastruktur sei ein zusätzliches Hemmnis. Die Innovationsszene werde von etablierten Netzwerken aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Wirtschaft bestimmt. Diese würden zum Teil “durch eine geringe personelle Durchlässigkeit zwischen den Bereichen geprägt”. Die Erkenntnis: “Dieses Defizit kann Deutschland sich nicht mehr erlauben.”
Ein Sonderbeauftragter soll’s richten. Die Autoren empfehlen der Bundesregierung, die gezielte Innovationspolitik, die auch im Koalitionsvertrag verankert ist, konsequent auszurollen und Schwerpunkte zu setzen. Zudem sei die Einrichtung eines Sonderbeauftragten für Innovation sinnvoll. Um ressortübergreifend handeln zu können, solle der Beauftragte im Kanzleramt angesiedelt werden.
Eine Umfrage bestätigt den Befund der Wissenschaftler. Nach einer Civey-Befragung halten nur 13,1 Prozent der Deutschen die EU für einen besonders innovativen Wirtschaftsstandort. 38,7 Prozent halten China für den innovativsten Ort, knapp 30 Prozent die USA. Ähnlich dramatisch sehen privatwirtschaftliche Entscheider den Innovationsstandort Deutschland. Über drei Viertel von ihnen finden, die Bundesregierung schaffe es nicht oder gar nicht, notwendige Rahmenbedingungen für innovative Unternehmen zu schaffen. Die Gründe dafür seien vor allem bürokratische Hürden (70,8 Prozent) und die Trägheit politischer Entscheidungsträger (64,9 Prozent). Mehr über die Studie lesen Sie hier.
Spiegel: Zu viele Nein-Stimmen beim Berliner-Klima-Entscheid. Es gibt vorläufig keine ehrgeizigeren Klimaziele in Berlin. Der Volksentscheid ist am Zustimmungsquorum gescheitert, die nötige Stimmenzahl kam nicht zustande. Im Erfolgsfalle hätte der Entscheid die Regierung verpflichtet, bis 2030 und nicht wie bislang vorgesehen bis 2045 klimaneutral zu werden. Überraschend hoch war mit über 45 Prozent die Quote der Nein-Stimmen. (“Klima-Volksentscheid in Berlin ist gescheitert”)
Solidarisch, nachhaltig, generationengerecht. Der PKV-Verband wirbt in Politik und Gesellschaft für sein Konzept “Neuer Generationenvertrag für die Pflege”. Es sieht zusätzliche Leistungen für die Älteren vor sowie Anreize für die Jüngeren beim Aufbau ihrer privaten Zusatzvorsorge. Der Beitragssatz zur Sozialen Pflegeversicherung ließe sich so dauerhaft stabilisieren. (Mehr)
Tagesspiegel: Welt gelassen nach Putins Atomraketen-Ankündigung. Die Experten sind sich zum großen Teil einig – Putin will mit der Stationierung russischer Atomraketen in Belarus vor allem Angst schüren. Denn: Alle Ziele, die er damit erreichen kann, könnte er auch jetzt schon treffen. Christian Böhme fasst die Reaktionen zusammen und listet die Gründe für die Gelassenheit des Westens auf. (“Russische Atomwaffen in Belarus: Was hinter Putins Plan steckt”, Seite 8)
Handelsblatt: Was es braucht, um die deutsche Solarbranche wieder aufzubauen. Das Ziel ist klar: Um die Abhängigkeit von China zu reduzieren, sollen in Deutschland wieder mehr Solarzellen produziert werden. Was dafür politisch geschehen muss, erläutert der Präsident des Bundesverbands Solarwirtschaft, Joachim Goldbeck, im Interview mit Anja Müller und Kathrin Witsch. Neben einer Verstetigung des Ausbaupfades schlägt er staatliche Abnahmegarantien vor. (“Beim Thema Energie sind wir erpressbar”, Seite 28/29)
taz: Warum verschwand die Grundmandatsklausel? Anfang des Jahres hat die Ampel-Koalition die Grundmandats-Klausel im Wahlrecht noch verteidigt, im März schaffte sie diese ab – was CSU und Linke gleichermaßen bedroht. Ein Autorenteam hat sich auf Spurensuche begeben, wie diese 180-Grad-Wende zustande kam – und stellt fest, dass ausgerechnet jene Sachverständigen, die die Union zur Anhörung über das Gesetz eingeladen hatte, der Ampel wichtige Argumente lieferten. (“Der Opposition geht es an den Kragen”, Seite 7)
Nicht überlesen!
Tagesspiegel-Schwerpunkt zu künstlicher Intelligenz. Lange Zeit war künstliche Intelligenz etwas für Science-Fiction-Fans oder Wissenschaftler. In den letzten Monaten hat sich das schlagartig geändert. Anwendungen wie Chat GPT machen die Technik für alle verfügbar. Und das birgt sowohl Chancen als auch Risiken, berichtete der Tagesspiegel am Wochenende in einem mehrseitigen Schwerpunkt. Wer endlich verstehen will, was KI heute kann, wer die entscheidenden Akteure sind und wie das unseren Alltag verändern wird, dürfte dort auf jeden Fall fündig werden. (“Die Mensch-Maschine” und weitere Texte)
Das Thema Bürokratie erregt viele Gemüter. Wie steht es um die einfache und verständliche Rechtssetzung in Deutschland? Wie kann die Verwaltung bürokratische Hürden abbauen? Zu unserer Lecture “WEGE ZUM BÜROKRATIEABBAU” mit dem Vorsitzenden des Nationalen Normenkontrollrats, Lutz Goebel, laden wir Sie herzlich ein. Wann: 30. März 2023 von 17:00 bis 18:00 Uhr (Mehr)
Massenklagen: Richterbund kritisiert Buschmann. Der Richterbund sorgt sich um die Handlungsfähigkeit der deutschen Gerichte und das Vertrauen in den Rechtsstaat. Grund sind sogenannte Massenklageverfahren, die massiv zugenommen haben und die Zivilgerichte laut Richterbund inzwischen nahezu lahmlegen. Aus dem Grund fordert der Richterbund schnelles Handeln vom Bundesjustizminister. “In den Gerichten trifft es auf wenig Verständnis, dass die Bundesregierung bis heute noch keine konkreten Pläne vorgelegt hat, wie sie die Justiz in Massenverfahren entlasten kann”, kritisiert Sven Rebehn, der Bundesgeschäftsführer des Richterbundes.
Die Umsetzung einer EU-Richtlinie von 2020 könnte für Entspannung sorgen. Aber da sich Marco Buschmann und Verbraucherschutzministern Steffi Lemke inhaltlich noch nicht einig sind, ist Deutschland in Verzug. In der Not hat das Justizministerium zwar einen Referentenentwurf veröffentlicht. Aber eine Einigung ist noch lange nicht erzielt. Spätestens am 25. Juni muss die Richtlinie umgesetzt sein. Sonst drohen zusätzliche Probleme.
Der Richterbund verweist auf einen Brandbrief des Landgerichts Augsburg vom Herbst 2021. Dieser habe “bis heute nichts von seiner Dringlichkeit verloren”. Darin warnen neun Vorsitzende Richter und Richterinnen vor einer “veränderten und zugleich massiv zunehmenden Arbeitslast”. Sie sprechen von einer “Klageindustrie”; Landgerichte würden “zum reinen Durchlauferhitzer” und Richter zu “Urteilsrobotern”. Eine Analyse zu dieser Großbaustelle der Justiz lesen Sie hier.
Regierung: Ärger um Ukraine-Plattform des BMZ. Noch bevor Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze am Montag eine neue Plattform für einen allgemeinen Ukraine-Informationsaustausch präsentiert, gibt es innerhalb der Bundesregierung erheblichen Unmut. Wie aus anderen Ministerien zu hören ist, hat das Vorgehen des Schulze-Hauses einige Kollegen verärgert, weil es als Alleingang gewertet wird. Bislang ist die Hilfe für die Ukraine erklärtermaßen eine Gemeinschaftsaufgabe der gesamten Regierung.
Beteiligt sind mehrere Ministerien. Neben dem Auswärtigen Amt unter anderem das Innen-, das Umwelt-, das Forschungsministerium – und natürlich das BMZ. Unter der Federführung des AA treffen sich regelmäßig Beamte der Leitungsebenen, um die Hilfen zu koordinieren und die Wünsche aus der Ukraine so unbürokratisch wie möglich abzuarbeiten. Weil das bei allen nicht-militärischen Fragen seit Kriegsbeginn ausgesprochen gut läuft, ist der Unmut über den angeblich nicht abgestimmten Vorstoß des BMZ umso größer.
Auch im BMZ ist der Unmut angekommen. Man müsse bisweilen auch mal vorangehen, um Dinge in Gang zu bringen, heißt es dort. Im übrigen seien die anderen Ministerien eng eingebunden in die Ukraine-Hilfe, auch in die Vorarbeiten für die Plattform.
China Strategie 2023. 3 Stunden, 3 Sessions, 30 Köpfe aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Table.Media beleuchtet am 25. April China als Wettbewerber, Rivale und Partner. Die Digital-Konferenz schafft mitten in der aktuellen Debatte Orientierung für Entscheiderinnen und Entscheider. Jetzt kostenlos registrieren.
SZ: “Versuch nuklearer Einschüchterung”
Tagesspiegel: Nato nennt die Pläne von Putin “unverantwortlich”
Handelsblatt: Strategiewechsel bei Software (Autoindustrie)
taz: Deutschland von Frankreich weit entfernt
FAZ: Verdi droht mit einem umfassenden Arbeitskampf
Zeit Online: Wie ein deutscher KI-Forscher das Silicon Valley verblüfft
Spiegel: »Von fossiler Energie abhängig zu sein, ist unsere größte Schwachstelle«
RND: Shaman: Er liefert die emotionale Show zu den Kriegspauken des Kreml
GMX/Web.de: Krieg in der Ukraine im Live-Ticker: Atomwaffen für Belarus: Ukraine sieht Putin von Angst getrieben
Business Insider: Ein Mitarbeiter der Silicon Valley Bank, der mehr als eine Million Dollar verloren hat, berichtet von der Krise
SZ: Promi-Party in München – “Sie trinkt Champagner!”
Spiegel: Putin kündigt Stationierung taktischer Atomwaffen in Belarus an (Liveticker)
Welt: Jetzt droht bei Lindners Kfz-Steuerplänen der nächste Ampel-Krach
FAZ: Ferienhäuser in Schweden – Luxus der Einsamkeit
Die Linke: Partei und Fraktion uneins in Wagenknecht-Frage. Im Konflikt der Linkspartei mit Sahra Wagenknecht wächst der Rückhalt für ein noch offensiveres Auftreten der Parteispitze. Hört man sich in der Partei um, dann sind viele der Meinung, dass Wagenknecht bereits mit der Linken abgeschlossen hat. “Die inhaltliche Trennung ist längst geschehen”, sagte Vorstandsmitglied Lorenz Gösta Beutin dem Berlin.Table. “Die organisatorische Trennung ist sozusagen nur noch Formsache.” Auch Parteichefin Janine Wissler erhöht den Druck. ; ihre Strategie scheint zu sein, Wagenknecht zu isolieren und den Druck zu erhöhen. “Wir müssen unseren Mitgliedern klar sagen, wofür die Partei steht und dass sich auch Sahra Wagenknecht nicht alles erlauben kann”, sagte Wissler dem Berlin.Table.
Zugleich wächst die Kritik an den Fraktionsvorsitzenden. Neben Beutin kritisiert auch Bernd Riexinger, dass die Fraktion zu wenig Kontur habe. “Wir brauchen neue Leute an der Fraktionsspitze, in der die alten Blockbildungen keine Rolle mehr spielen”, sagte er. Fraktionschef Dietmar Bartsch hält dagegen und sagte dem Berlin.Table, er wolle verhindern, dass die Fraktion zerfalle. Das eigentliche Problem sei, dass die Partei programmatische Fragen nicht abschließend geklärt habe. Sollte Wagenknecht gehen, fürchtet er, “dass die Eskalationsschleife immer weitergeht. Und am Ende gibt es eine, zwei oder auch drei mehr oder minder linke Parteien, die alle bedeutungslos sind.” Kurzinterviews und Analyse lesen Sie hier.
Bildung an der Saar: Mit Tempo in die digitale Zukunft. Das Saarland will Schüler schneller in die digitale Zukunft führen und auf die neuen Arbeitsmärkte vorbereiten. Von Sommer an werden ab der 3. Klasse alle Schüler mit digitalen Endgeräten ausgerüstet. Außerdem beschloss der Landtag, Informatik ab Klassenstufe 7 zum Pflichtfach für Gymnasien und Gemeinschaftsschulen einzuführen. Das gibt es anderswo auch, aber Kultusministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) will das Tempo weiter erhöhen. Bereits Alltag und allen Schulen zugänglich sind das “digitale Bücherregal”, das sämtliche Lehrmaterialien in digitaler Form anbietet, und adaptive Lernprogramme, mit denen Schüler individuell an ihren Schwächen arbeiten können.
Das Saarland ist derzeit das deutsche Transformationslabor schlechthin. Die Landesregierung hat einen milliardenschweren Fonds aufgelegt, um einerseits Forschungseinrichtungen anzulocken, andererseits die Digitalisierung und Umrüstung der Wirtschaft in Zukunftstechnologien voranzutreiben. Erklärtes Ziel ist es zum Beispiel, die spezialisierte Stahlindustrie alsbald mit Wasserstoff zu betreiben. Auf diese Zukunft will die Landesregierung nun auch die Schulen vorbereiten.
Das Problem dabei: Es fehlt qualifiziertes Lehrpersonal. Knapp 150 Pädagogen haben inzwischen Fortbildungsseminare an der Uni Saarbrücken besucht. Der Versuch, Informatiker als Lehrkräfte zu gewinnen, hat sich hingegen als Flop erwiesen. Es bleibe “eine große Herausforderung, die Lebensrealitäten zueinander zu bringen”, sagt Streichert-Clivot. Es sei eine enorme Aufgabe, die Welt der Lehrer, die überwiegend noch in der analogen Welt sozialisiert wurden, mit der der digital aufwachsenden Schülerinnen und Schüler zusammenzubringen.
Ein Jahr nach Start der neuen Regierung wechselt auch das Saarland zum neunjährigen Gymnasium. Für alle 37 Gymnasien des Landes hat der Landtag die Rückkehr zu G9 beschlossen. Bereits nach den Sommerferien soll es für die fünften und sechsten Klassen losgehen. Langfristig hat das Kultusministerium einen Mehrbedarf von 149 Lehrerinnen und Lehrern und rund 50 Klassenräumen errechnet. Woher die Pädagogen kommen sollen, ist unklar. Klar sind nur die zusätzlichen Personalkosten: am Ende rund zehn Millionen Euro pro Jahr.
China.Table: Warum das Ausland wieder um China buhlt. Sie geben sich die Klinke in die Hand. Der spanische Premier, der französische Präsident und die EU-Kommissionspräsidentin reisen nach Peking. Brasiliens Präsident Lula kommt nur wegen einer Lungenentzündung nicht. Die hohe Besucherzahl ist kein Zufall. Xi Jinping hat seine diplomatische Isolation erfolgreich aufgebrochen, analysiert Fabian Kretschmer. Der Westen buhlt um ihn, während seine Botschaft von einer Alternative zum arroganten Westen im globalen Süden prima ankommt. Mehr
China.Table: Kritik an Taiwan-Besuchen. Auf der Insel selbst lösen die Polit-Reisen gemischte Reaktionen aus. Die ehemalige taiwanische Kulturministerin Lung Ying-tai stellt im Interview mit Fabian Peltsch infrage, ob solche Besuche überhaupt zielführend sind. Sie sieht die Visiten als Teil eines großen Theaterstücks, in dem die USA und China die Hauptrollen spielen: “Taiwan hat darin nicht viel zu sagen.” Mehr
Europe.Table: Kernfusionsreaktor ITER in Südfrankreich kostet die EU Milliarden. Die Gelder werden als Klimafinanzierung verbucht, denn an der Kernfusion hängt die Hoffnung eines sauberen Energiemixes. Dabei wird der Versuchsreaktor selbst vermutlich niemals Strom erzeugen, berichtet Charlotte Wirth. Mehr
Informationen am Morgen (Deutschlandfunk)
ca. 6:50 Uhr: MdB Gitta Connemann (CDU), Vorsitzende der Mittelstandsunion: Streikrecht einschränken?
ca. 7:14 Uhr: MdB Christian Dürr, FDP-Fraktionschef: Streitpunkte ausgeräumt?
ca. 8:10 Uhr: Frank Werneke, Verdi-Vorsitzender: Mega-Streik verhältnismäßig?
ARD-Morgenmagazin (ARD)
7:05 Uhr: Irene Mihalic, Parlamentarische Geschäftsführerin Bündnis 90/Die Grünen: Koalitionsausschuss
8:05 Uhr: Christian Dürr, Fraktionsvorsitzender FDP: Koalitionsausschuss: Koalitionsausschuss
Montag, 27. März
Innovation: Studienveröffentlichung und Podiumsdiskussion über die Zukunft der deutschen Innovationspolitik. 19 Uhr, Hertie School (Anmeldung)
Dienstag, 28. März
Forschung: Bundeskanzler Olaf Scholz gibt eine Keynote und diskutiert auf dem Forschungsgipfel. Zu sehen u. a. im Livestream. 10 Uhr, Allianz Forum
Staatsgast I: Der Bundeskanzler empfängt den Staatspräsidenten der Republik Kenia, William Ruto, im Bundeskanzleramt. 16 Uhr, Bundeskanzleramt
Verteidigung: Die ehemalige Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht wird mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Mit dabei: Olaf Scholz und Amtsnachfolger Boris Pistorius. 18:30 Uhr, Verteidigungsministerium
Mittwoch, 29. März
Klimaschutz: Bundesumweltministerin Steffi Lemke stellt das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz vor. 14:15 Uhr, Bundespresskonferenz
Staatsgast II: König Charles III. und Ehefrau Camilla besuchen Berlin und werden vom Bundespräsidenten empfangen. ~ 14 Uhr, Brandenburger Tor
Donnerstag, 30. März
Kriminalität: Bundesinnenministerin Nancy Faeser stellt die Polizeiliche Kriminalstatistik 2022 vor. 10:30 Uhr, Bundespressekonferenz
Staatsgast III: König Charles III. hält – als erster Monarch jemals – eine Rede im Bundestag. Zu sehen u. a. im Livestream. 12 Uhr, Reichtagsgebäude
Montag, 27. März
Sebastian Groth, Leiter der deutschen Botschaft in Nairobi (Kenia), 50 / Kirsten Scholl, Leiterin der Europaabteilung im Bundeswirtschaftsministerium (Porträt), 56 / Gülistan Yüksel, SPD-MdB, 61 / Emmi Zeulner, CSU-MdB, 36 / Manuel Neuer, Fußballtorwart, 37
Dienstag, 28. März
Thekla Walter, Umweltministerin Baden-Württemberg, 54 / Hans-Georg-Wieck, ehemaliger Diplomat und BND-Präsident, 95 / Carl-Dieter Spranger, CDU-Politiker und früherer Bundesminister, 84 / Stephan-Andreas Casdorff, Tagesspiegel-Herausgeber und Journalist, 64
Unser Tipp führt Sie heute in die deutsche Vergangenheit. Und zwar in die Anfangstage der Treuhand und die Ermordung ihres Kurz-Zeit-Chefs Carsten Detlev Rohwedder. Es gibt Kriminalfälle, die bis heute nicht gänzlich aufgeklärt sind. Und es gibt seit geraumer Zeit den deutschen Krimi-Autor Wolfgang Schorlau, der sich solche Fälle sucht, um spannende Erzählungen daraus zu machen. Es geht viel um Politik, noch mehr um Geheimdienste und natürlich auch um einen ziemlich kaputten, klugen Ermittler. Natürlich ist es ein Krimi, kein Tatsachenbericht. Trotzdem entwirft Schorlau schmerzhaft plausible Geschichten, die Fragen aufwerfen, wo die Sicherheitsbehörden bis heute keine Antworten liefern. “Die blaue Liste” kann man lesen, hören und sehen – je nachdem, worauf man an einem Abend wie heute noch Lust hat.
Wolfgang Schorlau: Die blaue Liste | Verlag: Kiepenheuer & Witsch
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Good night and good luck!
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