Table.Briefing: Berlin

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

Das Late-Night-Memo für die Hauptstadt

  • SPD-Fraktion: Die Unruhe nimmt zu
  • Petitionsrecht: Grüne wollen Weg ins Plenum erleichtern
  • Krankenhäuser: Lauterbach lässt Länder abblitzen
  • Klimakonferenz I: Habeck stellt Schuldenbremse infrage
  • Klimakonferenz II: Bündnis drängt auf Fortschritte
  • Stromhandel: Importe senken die Preise
  • Merics-Studie: So steuert China den globalen Diskurs
  • Transparency: Lobbyismus ist Teil der Demokratie
  • Entwicklungshilfe: Neue Strategie des BMZ
  • Windkraft: Der Müll der Energiewende
Liebe Leserin, lieber Leser,

wir begrüßen Sie zum Berlin.Table, dem Late-Night-Memo für die Hauptstadt.

Große Veränderungen beginnen mit Fragen. Die Zeitenwende für die Bundeswehr begann mit der Frage, ob Deutschland bereit ist, für die Sicherheit in Europa mehr zu leisten, als 5.000 Stahlhelme in die Ukraine zu schicken. Die Abkopplung von russischem Gas begann mit der Frage, ob es Deutschland gelingt, innerhalb weniger Monate LNG-Terminals in Betrieb zu nehmen. Und nun hat Robert Habeck wieder eine dieser großen Fragen in den Raum gestellt. Muss Deutschland die Finanzregeln, die es sich einst unter komplett anderen wirtschaftlichen und politischen Bedingungen gegeben hat, nicht überdenken? Anders ausgedrückt: Ist die Schuldenbremse ohne billige Energie, ohne den Absatzmarkt China und ohne den Sicherheitsschirm USA noch haltbar? Wir haben uns seinen Auftritt beim BDI angesehen, der für heftige Debatten sorgen dürfte und zu einer großen Veränderung in der Politik führen könnte.

Außerdem berichten wir heute über die immer größere Unruhe in der SPD-Bundestagsfraktion von Rolf Mützenich. Wir werfen einen Blick auf die Frage, wie Strompreis und Stromimporte zusammenhängen. Und wir haben mit der Geschäftsführerin von Transparency Deutschland, Anna-Maija Mertens, über die Rolle der Politik bei der Akzeptanz von Lobbyismus gesprochen.

Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Heute haben Okan Bellikli, Stefan Braun, Annette Bruhns, Julia Fiedler, Damir Fras, Franziska Klemenz, Horand Knaup, Malte Kreutzfeldt und Daniel Schmidthäussler mitgewirkt.

SPD-Fraktion: Die Unruhe nimmt zu

SPD-Fraktion: Die Unruhe nimmt zu. In der SPD mehren sich die Sorgen über die zweite Hälfte der Legislaturperiode. Noch halten die Abgeordneten mit offener Kritik hinter dem Berg, doch die hohe Zahl neuer Kandidatinnen und Kandidaten für die Sprecherposten sind ein klares Indiz: Zahlreiche Abgeordnete sorgen sich um ihre Wiederwahl. Triste Umfragewerte, eine Koalition, die nicht zu sich findet und ein Kanzler Olaf Scholz, von dem sie mehr Orientierung erwarten, drücken auf die Stimmung. Noch ein gutes Jahr hat die Regierung Zeit, sich zu profilieren. Doch wenig spricht nach dem verunglückten Start aus der Sommerpause dafür, dass sich die Akteure berappeln. Auch die Landtagswahlen in Bayern und Hessen, so viel steht fest, werden keinen Wendepunkt markieren.

“Die Koalition hat kein gutes Bild abgegeben in den letzten Monaten.” So bilanzierte Fraktionschef Rolf Mützenich kürzlich im Bundestag. Noch steht die Fraktion loyal zur Regierung, doch die Zahl der Hinweise und Mahnungen in Richtung Kanzleramt nimmt zu. Unfertige Gesetzentwürfe, die den Bundestag erreichen, ein Kanzler und Finanzminister, die an der Schuldenbremse festhalten, fehlende innere Führung bei FDP und Grünen und dann noch ein Bundesverfassungsgericht, das die Ampelfraktionen zur Ordnung ruft: Von Fortschrittskoalition ist schon lange keine Rede mehr. Nun kommen noch schwierige Haushaltsverhandlungen hinzu und für die Sozialdemokraten Anfang Dezember der letzte turnusmäßige Parteitag vor der Bundestagswahl 2025. Die Lage und Stimmung der Genossen analysiert Horand Knaup.

Petitionsrecht: Grüne wollen Weg ins Plenum erleichtern

Petitionsrecht: Grüne wollen Weg ins Plenum erleichtern. In ihrer heutigen Sitzung hat die Bundestagsfraktion sich auf die Forderung geeinigt, Petitionen ab 100.000 Unterschriften im Plenum zu beraten. Das geht aus einem Positionspapier hervor, das Table.Media vorliegt. Ab 30.000 statt bisher 50.000 soll eine Petition in einer öffentlichen Ausschusssitzung Gehör finden. Auch die Zeit fürs Sammeln der Unterschriften soll verlängert werden – von vier auf sechs Wochen. Antragstellung, Organisation und die sich daraus möglicherweise ergebende Befassung durchs Parlament sollen einfacher, transparenter und verbindlicher werden, sagt Obfrau Corinna Rüffer. “Das schafft Vertrauen und ist besonders jetzt wichtig, wo unsere Demokratie unter Druck steht”, so die Grünen-Abgeordnete zu Table.Media.

Krankenhäuser: Lauterbach lässt Länder abblitzen

Krankenhäuser: Lauterbach lässt Länder abblitzen. Die Rufe der Gesundheitsminister von Bayern und Schleswig-Holstein am Mittwoch nach einem Soforthilfeprogramm für bedrohte Kliniken bis zum Inkrafttreten der Krankenhausreform stoßen im Bundesgesundheitsministerium auf Unverständnis. Das BMG verweist auf bereits existierende Unterstützung und erinnert an Versäumnisse der Länder. Vom Bund hätten die Kliniken bereits 21,5 Milliarden Euro zusätzlich in der Pandemie bekommen, dazu flössen 6 Milliarden Euro für gestiegene Energiekosten. Zudem würden die Krankenkassen immer mehr für Krankenhausbehandlungen zahlen – im ersten Halbjahr plus 7 Prozent; gestiegen seien auch die Landesbasisfallwerte für die Behandlungen. Schon vorige Woche hatte Karl Lauterbach den Ländern vorgeworfen, in den letzten zehn Jahren rund 30 Milliarden Euro zu wenig in ihre Krankenhäuser investiert zu haben.

  • Karl Lauterbach
  • Krankenhausreform

Presseschau von morgen

26. September 2023 Presseschau

FAZ: Hessen-Triell zur Landtagswahl. Boris Rhein, Nancy Faeser und Tarek Al-Wazir haben bei einer Veranstaltung der FAZ und des Radiosenders FFH miteinander diskutiert. Rhein und Faeser gerieten mehrfach aneinander, er warf dem Bund eine unzureichende Finanzierung in Sachen Flüchtlingsunterbringung vor. Sie sagte, das Land habe nicht das komplette Geld an die Kommunen weitergeleitet. Rhein wies den Vorwurf von sich. (“Die neue Schärfe des Wahlkampfes”, Seite 5)

Einladung zum Online-Fachgespräch: “Medizinische Versorgung in den Regionen”. Wo es kein Krankenhaus und kaum Arztpraxen gibt, lassen sich auch keine Unternehmen nieder. Was das für ländliche Regionen bedeutet, diskutieren wir morgen mit Fachleuten am Beispiel von Hessen: Mittwoch, 27. September, ab 16:30 Uhr. Auch Sie können dabei sein! (Jetzt anmelden auf pkv.de)

Handelsblatt: Der Kanzler frustriert die Chemiebranche. Ob Wohnungsgipfel, IAA, Luftfahrtgipfel oder vertrauliche Runden im Kanzleramt: Auf Wirtschaftsbosse trifft Olaf Scholz in letzter Zeit häufig. Dort gibt es regelmäßig Kritik an seinem zögerlichen Kurs und fehlender Führung. Doch nirgends ist die Stimmung so schlecht wie in der Chemiebranche, berichtet ein Autorenteam. Vor dem Chemiegipfel am Mittwoch herrsche Fassungslosigkeit, dass Scholz einen vergünstigten Strompreis für Unternehmen im internationalen Wettbewerb weiter ablehnt. (“Die große Entfremdung”, Seite 4)

Tagesspiegel: Thüringen spaltet die Union erneut. Nach der umstrittenen Abstimmung zur Grunderwerbsteuer, die nur mit der AfD durchgesetzt werden konnte, legt Thüringens CDU mit einem “Korrekte-Sprache”-Vorstoß nach. Christopher Ziedler sieht eine erneute Spaltung der Union. Während Thorsten Frei und Alexander Dobrindt den Antrag verteidigen – er würde zur Programmatik passen -, kritisieren ihn die CDU-Vize-Parteichefs Karin Prien und Andreas Jung scharf. (“Gesetz gegen Gendern: Tut die Thüringer CDU es wieder?”, Seite 5)

Welt: AfD-nahe Stiftung unter Druck. Der völkisch-nationalistische Flügel hetzt regelmäßig gegen Erika Steinbach, Vorsitzende der Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES). Maximilian Krah sprach von einer “dysfunktionalen Stiftung” – es dauere lange, ehe man Einfluss nehmen könne. Eine Untersuchung der Otto-Brenner-Stiftung stellt enge Verbindungen ins rechtsextreme Milieu fest: Frederik Schindler zitiert aus dem Bericht, der die DES auf dem Weg der AfD sieht: von der “taktischen Selbstverharmlosung” zu einer “immer offensiveren Platzierung extrem rechter Positionen”. (“Personal und Referenten tief in der Neuen Rechten verwurzelt”, Seite 7)

SZ: Stellschrauben der Flüchtlingspolitik. Sichere Herkunftsländer, Grenzkontrollen, Schleierfahndung, Obergrenze, Rückführung, gemeinsames europäisches Asylsystem, Migrationsabkommen, Krisenverordnung – ein Autorenteam zeigt, wie komplex das Thema ist und was die Bundesregierung konkret tun könnte. (“Lösungen dringend gesucht”, Seite 2)

SZ: Kindergrundsicherung im Bundesrat. In der Länderkammer habe das Gesetz von Lisa Paus in seiner jetzigen Form schlechte Chancen, schreiben Roland Preuß und Robert Roßmann. Aus Bayern heißt es etwa, das bisherige Konzept werde man nicht mittragen. Auch andere unionsgeführte Länder üben Kritik, vor allem am Verwaltungsaufwand. (“Nur noch mehr Bürokratie?”, Seite 5)

Klimakonferenz I: Habeck stellt Schuldenbremse infrage

Klimakonferenz I: Habeck stellt Schuldenbremse infrage. Angesichts des massiven Finanzbedarfs zum klimafreundlichen Umbau der Industrie hat Wirtschaftsminister Robert Habeck die Festlegung der Bundesregierung auf einen weitgehend ausgeglichenen Haushalt infrage gestellt. “Passen eigentlich die finanzpolitischen Regeln, die wir uns gegeben haben, zu den Bedürfnissen oder zu den Anforderungen, die wir im Moment in dieser Zeit bestehen müssen?”, fragte der Wirtschaftsminister am Dienstag beim Klimakongress des BDI. Diese Regeln seien unter der Annahme festgelegt worden, dass Deutschland billiges Gas aus Russland beziehe, China als Exportmarkt zur Verfügung stehe und die Amerikaner für die Sicherheit sorgten, sagte Habeck. “Und alle drei Annahmen sind, um es mal freundlich zu formulieren, mindestens erschüttert.”

Wirtschaft fordert niedrigere Strompreise. BDI-Präsident Siegfried Russwurm hatte zuvor darauf gedrängt, Unternehmen durch eine Absenkung von Stromsteuer und Netzentgelten von den hohen Energiepreisen zu entlasten. “Sonst verschwinden sie vom Standort”, warnte er. Zudem müssten die Netze, erneuerbaren Energien und Reservekraftwerke schneller ausgebaut werden. Unterstützung kam von der DGB-Vorsitzenden Yasmin Fahimi: “Wettbewerbsfähige Strompreise sind die Voraussetzung für eine Ausweitung privater Investitionen in die Dekarbonisierung”, erklärte sie. “Ohne diese gibt es auch keinen Klimaschutz.” Von Habeck gab es dazu Zustimmung: “Es ist in meinem größten Interesse, dass die Strompreise runtergehen”, sagte er. Allerdings wäre der Finanzbedarf für die geforderten Maßnahmen weitaus höher als für den sogenannten Industriestrompreis, und selbst dessen Realisierung sei angesichts der Kosten noch nicht sichergestellt.

Klimakonferenz II: Bündnis drängt auf Fortschritte

Klimakonferenz II: Bündnis drängt auf Fortschritte. Eine Bilanz zu den ersten zwei Jahren der Ampel-Koalition zieht auch die Klima-Allianz. Das Bündnis von 150 Organisationen aus dem Bereich Umwelt, Entwicklung und Soziales sieht zwar deutliche Fortschritte beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Aber ein schlüssiges Gesamtkonzept zur Erreichung der Klimaziele fehle, kritisierte Politik-Chefin Stefanie Langkamp am Mittwoch. “Insbesondere im Verkehrs- und Gebäudesektor gibt es großen Nachholbedarf”, sagte sie. In einem Positionspapier fordert das Bündnis unter anderem ein Tempolimit, gesetzliche Mindeststandards für die Effizienz von Bestandsgebäuden und eine konsequente Dekarbonisierung der Wärmenetze. Wie die Klimawende gelingen kann, diskutiert die Klima-Allianz am Mittwoch auf dem 2. Deutschen Klimatag. Das Vormittagsprogramm – unter anderem eine Diskussion zwischen Thomas Heilmann (CDU), Julia Verlinden (Grüne), Frank Werneke (Verdi) und Barbara Metz (DUH) – kann auch im Livestream verfolgt werden.

Stromhandel: Importe senken die Preise

Stromhandel: Importe senken die Preise. Deutschland importiert in diesem Sommer deutlich mehr Strom als im Vorjahr. In der öffentlichen Debatte wird das vor allem mit dem Atomausstieg in Zusammenhang gebracht und die Kosten für den importierten Strom als Problem beschrieben. Eine Auswertung der Stromimporte durch Table.Media zeigt nun allerdings, dass beide Annahmen von den Fakten nicht gedeckt sind: Die Stromimporte ersetzen zu einem großen Teil Strom aus deutschen Kohlekraftwerken, und der importierte Strom war im Schnitt 20 Prozent günstiger als die Produktion in diesen Kraftwerken.

Der Rückgang beim Kohlestrom ist weitaus größer als bei Atomstrom. Zwar zeigen Zahlen der Bundesnetzagentur, dass Deutschland von Mai bis August bilanziell 17,8 Terawattstunden Strom importiert hat, während im gleichen Zeitraum des Vorjahres bilanziell rund 0,6 Terawattstunden exportiert wurden. Doch das liegt nicht primär am Abschalten der Atomkraftwerke; denn wie die Strom-Statistik des Fraunhofer ISE zeigt, fehlten dadurch in diesem Sommer im Vergleich zum Vorjahr nur 10,3 Terawattstunden Strom. Bei den Stein- und Braunkohlekraftwerken ging die Stromproduktion im gleichen Zeitraum um gut 26 Terawattstunden zurück – also etwa zweieinhalb mal so stark. Neben den Importen wurde dieser Rückgang durch mehr erneuerbaren Strom und einen geringeren Verbrauch ausgeglichen.

Selbst produzieren wäre teurer. Laut Bundesnetzagentur hat Deutschland für den importierten Strom zwischen Mai und August schätzungsweise rund 2,1 Milliarden Euro mehr bezahlt, als mit Stromexporten eingenommen wurde; im gleichen Zeitraum des Vorjahres lagen die Kosten nur bei rund 0,7 Milliarden Euro. Den Strom stattdessen mit Kohlekraftwerken im Inland zu erzeugen, wäre allerdings teurer gewesen: Im Schnitt kostete jede importierte Kilowattstunde Strom nach Berechnungen der Bundesnetzagentur 10 Cent; in Kohlekraftwerken liegen die Kosten für Brennstoff und CO₂-Zertifikate derzeit bei über 12 Cent pro Kilowattstunde. Mehr Details zu den Stromimporten lesen Sie in einer Analyse von Malte Kreutzfeldt.

Real-Life-Krimi: Jan Marsalek soll Teil russischer Spionage­operation gewesen sein. +++ Genug geredet: Verleger­verband BDZV setzt im ÖRR-Streit auf Hilfe der EU-Kommission. +++ Trendspotting: Handelsblatt Media Group stellt KI-Tool zur Themenfindung vor.

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Merics-Studie: So steuert China den globalen Diskurs

Merics-Studie: So steuert China den globalen Diskurs. Mit einem ausgefeilten System von Maßnahmen versucht China, den globalen Diskurs im eigenen Sinne zu steuern und ein positives Image von sich zu erzeugen. Das geht aus einer neuen Studie des Berliner Mercator Institute of China Studies (Merics) hervor. Merics hat Chinas kommunikativen Werkzeugkasten untersucht und eine Reihe von Handlungsempfehlungen für Akteure in Europa entwickelt.

Teil der Strategie sind Einreisebeschränkungen für Journalisten und Wissenschaftler und ein eingeschränkter Zugang zu vormals öffentlich zugänglichen Informationen wie Statistiken im Internet. Dabei existiert ein Ungleichgewicht: Während chinesischen Akteuren der Informationsraum im Ausland offenstehe, bestehe für europäische Akteure kaum eine Möglichkeit, am öffentlichen Diskurs in China teilzunehmen. Unerwünschte Sichtweisen würden als Fake-News verleumdet. Chinas eigenes Image hat sich in den letzten Jahren in den meisten Ländern der Welt deutlich verschlechtert. Für wie bedrohlich die Forscher das halten und ob die USA und Europa davon mehr betroffen sind, lesen sie in der Analyse von Julia Fiedler im China.Table.

Transparency: Lobbyismus ist Teil der Demokratie

Transparency: Lobbyismus ist Teil der Demokratie. Anlässlich der öffentlichen Anhörung zur Reform des Lobbyregisters fordert Transparency-Deutschland-Geschäftsführerin Anna-Maija Mertens Nachbesserungen. Sie kritisiert, dass sich das ursprüngliche Vorhaben der Ampel-Regierung im Gesetzentwurf nicht wiederfinde. Im Koalitionsvertrag heißt es, man werde “Einflüsse Dritter im Rahmen der Vorbereitung von Gesetzesvorhaben und bei der Erstellung von Gesetzentwürfen umfassend offenlegen”. Um nachzuvollziehen, welcher Abgeordnete mit welchem Lobbyisten gesprochen hat, sei “das Lobbyregister gar nicht geeignet”, sagte Mertens Table.Media. Entscheidend sei ein “exekutiver Fußabdruck”, um nachvollziehen zu können, wer in den Gesetzgebungsprozess einbezogen wurde.

Auch das Ziel des Lobbyregisters, wirklich alle Lobbyisten zu erfassen, werde nur bedingt erfüllt. Zwar soll es künftig weniger Ausnahmen geben, aber Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände und Kirchen seien weiterhin ausgenommen. “Mir leuchtet das überhaupt nicht ein”, sagt Mertens, “Macht und Geld spielen dort auch eine große Rolle, aber die Intransparenz ist enorm”.

Mertens sorgt sich um das Image von Lobbyismus. Die Arbeit der Interessensvertreter müsse stärker als Teil der Demokratie begriffen werden. “Wir müssen mehr über Macht und Geld als Instrumente reden”, fordert Mertens, auch die Politik sei gefordert. Jeder müsse lernen, Transparenz auszuhalten. “Das ist lästig, das kostet Zeit und Geld.” Aber es biete angesichts der allgemeinen Politikverdrossenheit auch die Chance, “das Volk zurückzuholen”. Wo Mertens Förderer und Verhinderer der Reform ausgemacht hat, erläutert sie im Interview von Daniel Schmidthäussler.

  • Transparenz

Aus den Professional Briefings

26. September 2023 Professionals

Africa.Table: Neue Strategie des BMZ. Nach Kritik aus der Wirtschaft an seiner Afrika-Strategie stellt das BMZ künftig die Ziele zur nachhaltigen Entwicklung in den Mittelpunkt. Entwicklungsministerin Svenja Schulze setzt stärker auf Frauen, NGOs und Gewerkschaften. Mehr

ESG.Table: Der Müll der Energiewende.  In den kommenden 20 Jahren fallen 400.000 Tonnen Rotorblätter von Windkraftanlagen an, die sich – Stand jetzt – nur schwer recyceln lassen. Warum und welche Lösungen Unternehmen jetzt ausprobieren, erklären Gründer und Experten. Mehr

Europe.Table: EU besorgt wegen Fake News. Erstmals hat die EU-Kommission von den großen Digitalunternehmen Berichte zu deren Umgang mit gezielten Fehlinformationen erhalten. Vor allem mit Blick auf russische Propaganda und anstehende Wahlen zeigt sich die Kommission besorgt. Doch der nächste wichtige Schritt steht noch aus. Mehr

Bildung.Table: Zurück zu den Büchern. Skandinavien debattiert über die Digitalisierungsstrategie an Schulen. Die Bestandsaufnahme ist in Dänemark, Schweden und Norwegen ähnlich – zu viel Bildschirmzeit, zu wenig Lesezeit. Als Konsequenz setzt der Norden wieder verstärkt auf gedruckte Bücher. Das Bildungspapier des CDU-Vorstands zielt in eine ähnliche Richtung. Mehr

ESG.Table: Pilotstudie zur Viertagewoche. Die Diskussion um die Viertagewoche wird emotional geführt. Kritiker verweisen auf die schlechte Lage der Wirtschaft und den Fachkräftemangel, Befürworter klagen über die Verdichtung der Arbeit. Ein Versuch soll jetzt Fakten liefen. Firmen, die mitmachen wollen, sollten vorab aber ein paar Fragen klären. Mehr

Bildung.Table: Kritik an der Qualität der Schule. Nur ein Viertel der Deutschen findet die Qualität des Schulsystems gut oder sehr gut. Laut einer Studie von Ipsos liegt Deutschland im internationalen Vergleich weit hinten. Mehr

Welche Table-Briefings kennen Sie noch nicht? Informationsvorsprung und Arbeitserleichterung für die entscheidenden Köpfe: Africa.Table, Agrifood.Table, Berlin.Table, Bildung.Table, China.Table, Climate.Table, ESG.Table, Europe.Table, Research.Table, Security.Table und 100Headlines. Lernen Sie alle Table-Briefings kostenlos kennen.

Morgeninterviews am 27. September

26. September 2023 Morgeninterviews am 27. September

Deutschlandfunk

ca. 6:50 Uhr: Wolfgang Tiefensee, Wirtschafts- und Wissenschaftsminister in Thüringen: Zum Stand der Deutschen Einheit

ca. 7:14 Uhr: Lisa Paus, Bundesfamilienministerin: Weiter Kritik an der Kindergrundsicherung

ca. 8:10 Uhr: Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen: Migration: Kommunen überlastet?

ARD

6:35 Uhr/7:35 Uhr: Karl-Heinz Wassong, Bürgermeister von Niederkrüchten (NRW): Probleme bei der Unterbringung von Flüchtlingen

7:05 Uhr: Lisa Paus, Bundesfamilienministerin: Kindergrundsicherung

8:05 Uhr: Sepp Müller, MdB (CDU) und stellvertretender Fraktionsvorsitzender: Bericht zum Stand der deutschen Einheit

8:35 Uhr: Josefine Paul, Ministerin für Flucht und Integration in NRW: Kommunen fordern mehr Hilfe vom Land

rbb24-Inforadio

ca. 6:45 Uhr: Markus Pillmayer, Hochschule München: Zum Welttourismustag – Wie beeinflusst Social Media den Tourismus?

ca. 7:05 Uhr: Michael Stübgen, Innenminister von Brandenburg: Faeser bereitet stationäre Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien vor

ca. 9:05 Uhr: Peter Lucht, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: Neue Studie – Planetare Belastungsgrenzen

Geburtstage

27. September 2023 Geburtstage

Mittwoch, 27. September

Jens Koeppen, MdB (CDU), 61 / Tanja Mildenberger, Staatssekretärin der Berliner Senatsverwaltung für Finanzen, 47 / Walter Riester, ehemaliger Bundesarbeitsminister, 80 / Steffen Henssler, Fernsehkoch, 51

Nachttisch

26. September 2023 Nachttisch

Unser Tipp führt Sie heute nach Idaho. Wälder, Wasser und Weite lockten schon vor Jahrhunderten Siedler in den Nordwesten – sehr zum Nachteil der Natives. Heute weht mit neuem Zuzug wieder Unruhe und Veränderung in die Idylle. Während kalifornische Familien wegen der billigeren Wohnungen nach Idaho strömen, versammeln sich im Schutz der Natur evangelikale Rechtsextreme, die im Wald schießen üben und mit ihren Waffen dann die Gottesdienste füllen. Biker, die lieber erst gar keine Adresse haben, um sich für einen Krieg gegen alles Progressive zu präparieren. Die Dokumentation zeigt, was da gerade geschieht – und Angst macht.

Idaho – Cowboys und Milizen | ZDF

26 September 2023 Verabschiedung

Das war’s für heute. Das nächste Late-Night-Memo erhalten Sie am Mittwochabend.

Good night and good luck!

Der Berlin.Table ist das Late-Night-Memo für die Table.Media-Community.

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