Berlin.Table – Ausgabe 719

Merz und Netanjahu + Wagenknecht und das Thüringer BSW + 60 Vorschläge zur Sozialstaatsreform

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Talk of the Town

Von der „Staatsräson“ zum „Wesenskern“: In Israel bemüht sich der Kanzler um ein neues Selbstverständnis

Einen Begriff benutzt Friedrich Merz bei seinen öffentlichen Statements in Jerusalem ganz bewusst nicht: den der Staatsräson. Nicht in der Residenz von Israels Präsident Izchak Herzog am Samstagabend, nicht bei der Begegnung mit Benjamin Netanjahu am Sonntagnachmittag im Büro des Premierministers. Und auch nicht am Morgen in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, wo der Bundeskanzler angesichts des „furchtbaren Verbrechens der Shoa, das Deutsche am jüdischen Volk begangen haben“, ins Gästebuch schreibt: „Deutschland muss für die Existenz und die Sicherheit Israels einstehen. Das gehört zum unveränderlichen Wesenskern unserer Beziehungen, und zwar für immer.“

Die Wendung vom Wesenskern verwendet Merz auch bei den Treffen mit Präsident und Premier. „Es gehört und bleibt der unveränderliche Wesenskern der Politik der Bundesrepublik Deutschland, an der Seite dieses Landes zu stehen“, sagt er vor dem Gespräch mit Herzog am Samstag, und an der Seite Netanjahus bekräftigt er: „Das gilt für heute, das gilt für morgen, das gilt für immer.“ Die Formel bringt auf den Punkt, wie unverändert der Kanzler das deutsch-israelische Verhältnis sieben Monate nach seiner Wahl zum Kanzler gerne hätte. Er räumt aber selbst ein: „Ich komme später, als ich es eigentlich wollte“. Bei Olaf Scholz dauerte es zwei Monate, bei Angela Merkel nach ihrer ersten Wahl zur Kanzlerin 2005 ebenfalls. Sie war es, die 2008 in der Knesset die Formel von Israels Sicherheit als deutscher Staatsräson eingeführt hatte.

Dass Merz den Begriff fallen lässt, hat auch pragmatische Gründe. Er ist überzeugt, Deutschland dadurch mehr politische Flexibilität gegenüber Israel zu verschaffen. Mehr Flexibilität im Umgang mit der Regierung Netanjahus, deren rechtsextreme Mitglieder offen für eine Annexion des besetzten Westjordanlands eintreten. Eine Position, gegen die sich Merz auf dieser Reise immer wieder ausspricht: Es dürfe keine Schritte in diese Richtung geben, „keine formellen, aber auch keine politischen, baulichen, faktischen oder sonstigen Maßnahmen, die auf eine Annexion hinauslaufen“. Und er hofft auf mehr Flexibilität bei künftigen Entscheidungen, wenn es um die Frage geht, wann das Eintreten für die Sicherheit Israels auch militärische Unterstützung impliziert – und wann womöglich nicht. Nach dem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober 2023 hatten das nicht nur Konservative, sondern auch Grüne gefordert.

Doch ausgerechnet Merz machte drei Monate nach seinem Amtsantritt eine deutliche Einschränkung. Im August 2025 setzte er die Lieferung von Waffen an Israel aus, die im Gazastreifen eingesetzt werden können. Inzwischen hat er das Embargo wieder aufgehoben. Trotzdem bleibt die Entscheidung auf der Reise immer wieder großes Thema. „Ich komme zu einem Zeitpunkt nach Israel, der komplizierter kaum sein könnte“, sagt Merz bei Präsident Herzog; von einer „vielschichtigen Zeit für beide Länder“ spricht er auf der Pressekonferenz mit Netanjahu. Das Vorgehen der israelischen Armee in Gaza habe Deutschland „vor einige Dilemmata gestellt“. Darauf habe man reagiert, und zwar richtig. „Trotz dieser Entscheidung, die auf einen besonderen Sachverhalt ausgerichtet war, hat sich vorher und nachher an unserer grundsätzlichen Unterstützung Israels, auch militärischen Unterstützung, nichts geändert.“

Zumindest äußerlich wirkt es auf der Pressekonferenz so, als habe sich das Verhältnis zu Netanjahu wieder normalisiert. Mit „lieber Bibi“ spricht Merz den israelischen Premier an, der bezeichnet den Kanzler im Gegenzug als „herausragende Persönlichkeit“. Nach Verhängung des Teilembargos hatte Funkstille zwischen den beiden geherrscht, erst Ende November, nach Aufhebung der Ausfuhrsperre, telefonierten sie wieder miteinander.

Ob die deutsch-israelischen Beziehungen wirklich wieder die alten sind, wird auch von der Entwicklung im Gazastreifen abhängen. Zwei Monate nach Inkrafttreten des Waffenstillstandes liegt Phase zwei des in Scharm el-Scheikh beschlossenen Friedensplans in weiter Ferne. Der sieht neben der Entwaffnung der Hamas die Schaffung einer internationalen Protektoratsverwaltung sowie die Entsendung einer multinationalen Friedenstruppe vor. Der arabischen Unterstützung für den Plan versicherte sich Merz bereits am Samstag bei einem Treffen mit Jordaniens König Abdullah II. in Akaba. Nach Ramallah fuhr er zwar nicht, telefonierte aber kurz vor Abflug mit dem Präsidenten der Palästinensische Autonomiebehörde (PA), Mahmud Abbas. Die PA wird als mögliche Verwaltungsmacht in Gaza gehandelt. Das aber lehnt Netanjahu ab.

Ein Konfliktpunkt bleibt: der Streit um eine Zwei-Staaten-Lösung. Während der Kanzler sie als Langzeitziel immer wieder anmahnt, stellt sich Israels Premier hart dagegen. „Der Zweck eines palästinensischen Staats besteht darin, den einzigen jüdischen Staat zu zerstören“, sagt Netanjahu – und verweist auf die Differenzen zu Merz in dieser Frage. Nur um ihm bei einer anderen aus der Patsche zu helfen: Zurzeit stehe ein Besuch in Berlin nicht zur Debatte, so Netanjahu – auch wenn er „hocherfreut wäre, wieder nach Deutschland zu kommen“, am besten im Rahmen deutsch-israelischer Regierungskonsultationen. Doch das gehe wegen des „verrückten“ Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) derzeit nicht.

Unmittelbar nach dem Wahlsieg der Union im Februar hatte Merz einen Berlin-Besuch Netanjahus ins Gespräch gebracht. Das hatte ihm scharfe Kritik eingebracht, weil der IStGH Israels Regierungschef wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Gazastreifen sucht. „Wenn es die Zeit erlaubt, dann würde ich gegebenenfalls eine solche Einladung aussprechen, aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt für uns beide kein Thema“, stellt Merz in Israel klar.

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News

BSW: Neuer Vorsitzender, neuer Name – und kein Ende des Streits mit Thüringen in Sicht. Auch unter den neuen Vorsitzenden Fabio de Masi und Amira Mohamed Ali scheint sich der Konflikt zwischen der Parteispitze und dem Thüringer Landesverband nicht zu befrieden. Sahra Wagenknecht hatte in ihrer Rede, für die sie wie ein Popstar gefeiert wurde, die Thüringer offen angegriffen. Daraufhin hatte sich der Thüringer Digitalminister Steffen Schütz vor die Kameras gestellt und gesagt: „Das BSW ist eine Alternative zur Alternative – wenn es nach mir ginge, wäre es die demokratische Alternative zur Alternative“. Schütz hatte sich, um irgendwie an Redezeit zu kommen, für den Parteivorstand beworben. Seine ohnehin aussichtslose Kandidatur zog er auf der Bühne dann zurück – und nutzte den Slot, um ein emotionales Friedensangebot in Richtung Parteispitze auszusprechen und für Dialog zu werben. De Masi, der wie Mohamed Ali als Vertrauter Wagenknechts gilt, sagte Table.Briefings: „Unsere Ministerinnen und Minister müssen sich Debatten in der Partei stellen, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden.“

Die Partei ist gewachsen, weil das BSW seine heftig kritisierte Aufnahmepolitik gelockert hat. Mittlerweile gibt es mehr als 11.000 Mitglieder, erstmalig wurden Delegierte auf den Parteitag entsandt. Gänzlich basisdemokratisch ging es dennoch nicht zu. Eine Vielzahl an Redebeiträgen zur Generaldebatte wurde nach spontaner Abstimmung doch nicht nach Länderproporz, sondern per Losverfahren ausgewählt. Am Ende schien das in den Redebeiträgen fast ausnahmslos vertretene Präsidium besonders großes Losglück zu haben.

Das BSW wird erst ab Oktober 2026 den neuen Namen „Bündnis Soziale Gerechtigkeit und Wirtschaftliche Vernunft“ tragen – bis dahin sollen noch die wahlkämpfenden Landesverbände von Wagenknechts Prominenz profitieren. Diese hat auf dem Parteitag in Magdeburg ihre Führungsrolle aufgegeben. Künftig soll sie die Grundwertekommission leiten – und für den Fall, dass das BSW doch noch in den Bundestag einziehen sollte, den Fraktionsvorsitz übernehmen. Womöglich, so klingt es auf dem Parteitag zwischen den Zeilen, habe sie dann auch wieder mehr Zeit für Talkshows. „Wir müssen diese Scheiß-Medien-Blockade durchbrechen!“, sagte etwa die stellvertretende Vorsitzende Jessica Tatti in ihrer Rede. Warum das BSW auch unter de Masi gegen eine konsequente Brandmauer ist und was er zu dem Vorwurf sagt, dass das BSW populistisch sei, lesen Sie im Interview des Berlin.Table. Leonard Schulz

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Ukraine-Hilfe: Europäische Gespräche treten auf der Stelle. Friedrich Merz und Emmanuel Macron werden heute bei Keir Starmer in London mit Wolodymyr Selenskyj die Lage in der Ukraine und den Stand der US-Friedensverhandlungen besprechen. Die Ukraine könne auf die unerschütterliche Unterstützung der Koalition der Willigen zählen, schrieb der französische Präsident auf dem Kurznachrichtendienst X: „Wir werden unsere Anstrengungen an der Seite der Amerikaner fortsetzen, der Ukraine Sicherheitsgarantien zu verschaffen“.

Ein Abendessen zwischen Merz, Bart De Wever und Ursula von der Leyen zur Frage der Finanzierung der Ukraine blieb am Freitag ohne Durchbruch. Man sei sich einig, dass angesichts der aktuellen geopolitischen Lage die Zeit dränge, heißt es in einer gemeinsam abgestimmten Erklärung. Die Finanzierung der Ukraine sei von zentraler Bedeutung für die Sicherheit Europas. „Wir haben uns hierzu sehr konstruktiv ausgetauscht“, erklärte Merz. Welche neuen Hindernisse De Wever aufgebaut hat, lesen Sie im Europe.Table. Stephan Israel

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Wie Privatversicherte von der Wahlfreiheit profitieren. Mit ihrer PKV haben Privatversicherte eine bewusste Entscheidung für eine gute Gesundheitsversorgung getroffen. Sie ermöglicht Ihnen – je nach Tarif – die freie Wahl von Ärzten und Krankenhäusern. Damit haben Sie Zugang zu medizinischen Leistungen, die über den gesetzlichen Standard hinausgehen. (mehr auf privat-patienten.de)

Sozialstaatskommission: Welche Vorschläge diskutiert wurden. Fast 60 sogenannte Steckbriefe liegen Table.Briefings vor. Darin haben die an der Kommission beteiligten Ministerien und Länder auf Basis der Beratungen Ideen eingebracht. Sie befassen sich unter anderem mit der Abschaffung, Zusammenlegung oder Vereinheitlichung von Leistungen und Definitionen. Dass es hier Fortschritte geben wird, gilt als ausgemacht. Ein Knackpunkt ist die Frage, ob man die Hauptleistungen wie Bürgergeld und Wohngeld in einem System zusammenführt oder bei der Zweiteilung bleibt zwischen vorrangigen und nachrangigen Leistungen. Eine Übersicht finden Sie hier. Am Montag erscheint zum Thema zudem ein Buch herausgegeben von Stefan Nacke, Chef der Arbeitnehmergruppe in der Unionsfraktion. Darin schreiben viele Köpfe aus Wissenschaft, Verbänden und Verwaltung – darunter die Präsidentin der Rentenversicherung sowie Vertreter von Bundesagentur für Arbeit und DGB – wie ein „smarter Sozialstaat“ aussehen könnte. Mehr dazu lesen Sie in Nackes Gastbeitrag. Okan Bellikli

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AfD: Kaum interne Kritik an der neuen Jugendorganisation. In der AfD fallen die Reaktionen in der Woche nach dem Gründungsparteitag der „Generation Deutschland“ in Gießen gleichgültig bis euphorisch aus, Kritik gibt es parteiintern bislang wenig. Die meisten Protagonisten sind trotz teils vorherigen Engagements in der aufgelösten „Jungen Alternative“ nicht allzu bekannt. Viele loben, dass ihnen das Auftreten besser gefalle als das der JA, die neue Organisation wirke „seriöser“. „Sie erinnert nicht mehr an eine Wehrsportgruppe, wie es mal war“, heißt es aus Parteikreisen etwa. An Radikalität hat die neue Organisation gleichwohl kaum eingebüßt.

Man erhofft sich mehr Strategie und Professionalität von der neuen Organisation. Immerhin war der einflussreiche Netzwerker Sebastian Münzenmaier maßgeblich daran beteiligt, die Besetzung des 15-köpfigen Vorstandes vorzubereiten. Der Fraktionsvize und seine Leute arbeiten seit Jahren akribisch an der Professionalisierung der AfD. Zufrieden zeigen sich mit der „Generation Deutschland“ bislang sowohl radikale als auch vergleichsweise gemäßigte Strömungen in der AfD. Schlappen kassierten allerdings der Landeschef aus NRW Martin Vincentz sowie der MP-Kandidat Baden-Württembergs Markus Frohnmaier, deren Wunschkandidaten jeweils unterlagen. Franziska Klemenz

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Filmindustrie: Weimer verspricht 15,5 Milliarden Euro private Investitionen – ohne gesetzliche Verpflichtung. Nach Abschluss der Verhandlungen mit Streaminganbietern, privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern hat Wolfram Weimer in der ARD die „größte Investition“ angekündigt, „die wir je in den deutschen Film gesehen haben.“ Insgesamt 15,5 Milliarden Euro sollen laut einem internen Regierungspapier, das Table.Briefings vorliegt, investiert werden. Anders als von der Filmbranche gefordert, handelt es sich dabei um eine freiwillige, nicht gesetzlich geregelte Verbindung. Die Produktionsallianz spricht deswegen von einer „Mogelpackung“. Hintergrund ist laut Regierungskreisen die angespannte US-Zollpolitik unter Donald Trump. Die deutsche Filmbranche befindet sich derzeit in einer existenziellen Krise. Aus der Union ist zu hören, dass die freiwillige Selbstverpflichtung im Gegensatz zu der gesetzlichen Verpflichtung effektiver sei. Ähnlich argumentiert ein Brief der Verbände der Streamingdienste, der Table.Briefings vorliegt: ein „Gesetzgebungsprozess mit ungewissem Ausgang“ sei aufgrund von Durchsetzungsrisiken und hohem Bürokratieaufwand „keine (bessere) Lösung“. Leonard Schulz

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Infrastruktur: EU-Kommission übernimmt Planung. Die EU-Kommission will die Planung grenzüberschreitender Leitungen für Strom, Gas und Wasserstoff selbst übernehmen und dafür ein zentrales Szenario erstellen. Das geht aus dem Entwurf des Netzpakets hervor, das die Behörde am Mittwoch vorstellen will und das Table.Briefings vorliegt. Energiekommissar Dan Jørgensen will so das Tempo bei der Planung erhöhen. Durch ein Interview in der FT versuchte er am Wochenende bereits, Konflikten mit den Mitgliedstaaten vorzubeugen. Wie Anwohner künftig von neuen Windparks profitieren sollen, lesen Sie hier. Manuel Berkel

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Gebäude: MPK will EU-Richtlinie verschieben. Die Ministerpräsidenten und der Bundeskanzler haben auf ihrer Konferenz am Donnerstag den von mehreren Verbänden befürchteten Beschluss zur Verschiebung und Abschwächung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) gefasst. Laut dem vorläufigen Ergebnisprotokoll, das Table.Briefings vorliegt, setzen sie sich gemeinsam dafür ein, die Umsetzung in nationales Recht um zwei Jahre zu verschieben. Vor der Präsentation eines Gesetzespaketes in Brüssel Mitte Dezember soll sich die Bundesregierung außerdem für eine Abschwächung zentraler Vorgaben einsetzen.

Zuständig sind Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) und ihre Baukollegin Verena Hubertz (SPD). Scharfe Kritik kommt von Julia Verlinden, stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen: „Jede Abschwächung oder Verschiebung der europäischen oder nationalen Gesetzgebung treibt die Menschen in die Heizkostenfalle.“ Die Debatte um die EPBD sei zudem toxisch für die Planungssicherheit im Handwerk. In welchen Punkten Kanzleramt und Staatskanzleien die Richtlinie entschärfen wollen, lesen Sie hier. Manuel Berkel

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Wadephul in Peking: Deutschlands Botschaft zwischen Handel und Machtpolitik. Mit sechswöchiger Verzögerung macht sich Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) auf den Weg nach Peking, um den Dialog mit seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi fortzuführen. Am Montag sind zudem Gespräche mit Handelsminister Wang Wentao sowie mit Liu Haixing, dem Leiter der Internationalen Abteilung des Zentralkomitees der KPCh, geplant. Im Mittelpunkt stehen die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Europa und China.

Wadephul will insbesondere die Sicherheit und Verlässlichkeit von Lieferketten für kritische Rohstoffe und Technologien ansprechen. „Handelsbeschränkungen insbesondere bei Seltenen Erden bereiten unseren Unternehmen ebenso große Sorgen wie Überkapazitäten bei Elektromobilität und Stahl“, erklärte er vor Abflug am Sonntag. Zudem betonte er, dass Regeln des fairen und offenen Handels eingehalten werden müssten. Auch Europas Sicherheitsinteressen stehen auf der Agenda, darunter der Ukraine-Krieg, die Lage im Nahen Osten und Chinas Präsenz im Südchinesischen Meer. „Kein anderes Land hat so viel Einfluss auf Russland wie China und kann sein Gewicht so sehr dafür einsetzen, dass Russland endlich zu ernsthaften Verhandlungen bereit ist, die die Souveränität der Ukraine achten“, sagte Wadephul.

Am Dienstag reist er weiter in die Provinz Guangdong, um Unternehmen in der Tech-Metropole Guangzhou zu besuchen. Begleitet wird er von einer Wirtschaftsdelegation sowie Vertretern des Bundestags und der Zivilgesellschaft. Spannend bleibt, wie die Gespräche in Peking auf europäischer Seite aufgenommen werden und ob Wadephul konkrete Fortschritte in Handel und Sicherheit erzielen kann. Warum die chinesische Führung auf Wadephul in jüngster Zeit nicht so gut zu sprechen war, lesen Sie im China.Table. Amelie Richter

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Korrektur: In unserem Sonder-Newsletter, der am Freitag erschienen ist, haben wir in unserer Analyse „Lage der Koalition: Mit welchen Nachwehen Union und SPD rechnen müssen“ geschrieben, dass SPD-Fraktionschef Matthias Miersch ein Glas Rotwein getrunken hat. Das ist nicht korrekt; es handelte sich um ein Glas Kirschsaft. Wir bedauern den Fehler.

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Table.Today Podcast

Table.Today mit Michael Bröcker und Helene Bubrowski. "Trumps Kampfansage an Europa"

Die USA bereiten sich in ihrer neuen Nationalen Sicherheitsstrategie auf den schrittweisen Rückzug aus der Nato vor. Europa müsse seine militärische Souveränität zurückgewinnen und technologisch aufrüsten, fordern die US-Amerikaner. Allerdings beklagen die Vereinigten Staaten in Europa auch einen Verlust der Demokratie und Meinungsfreiheit und fordern eine „Kurskorrektur“. Wie das Papier zu bewerten ist, bespricht Michael Bröcker mit der Politikwissenschaftlerin und Sicherheitsexpertin Claudia Major, Senior Vice President beim German Marshall Fund. Außerdem geht es in dem Podcast um die Reise von Bundeskanzler Friedrich Merz nach Israel und Jordanien. Den Podcast hören Sie ab 5 Uhr hier.

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Table.Documents

Papier der Produktionsallianz zu Weimers Ankündigung von Investitionen in die Filmbranche

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Heads

Samet Yilmaz hat sich bei der Stichwahl in Kiel durchgesetzt und wird dort der erste grüne Oberbürgermeister. Bisher leitete der promovierte Islamwissenschaftler das Referat Verfassungsschutz im Innenministerium von Schleswig-Holstein. Seine Eltern kamen aus der Türkei nach Deutschland, er lernte Chemielaborant, holte später sein Abitur nach, studierte und promovierte. 2009 begann er zunächst im Innenressort Bremens, ehe er 2011 nach Kiel zurückkehrte. Er zählt zum Realo-Flügel der Grünen und setzte sich gegen Gerrit Derkowski durch, den CDU und FDP unterstützt hatten. (Kieler Nachrichten)

Jens Althoff ist seit Anfang Dezember neuer Leiter des Warschauer Büros der Heinrich-Böll-Stiftung, das neben Polen auch in Litauen, Lettland und Estland tätig ist. Bis Sommer 2025 leitete er die Kommunikationsabteilung und war Sprecher bei Claudia Roth, der damaligen Staatsministerin für Kultur und Medien, im Kanzleramt. Welche Erfahrungen er aus seiner zehnjährigen Stiftungstätigkeit mitbringt, lesen Sie im Security.Table.

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Top 100 of the Table 2025

Anna Geis

Anna Geis. Sie ist Politikwissenschaftlerin an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg. Dort forscht sie unter anderem zur internationalen Sicherheitspolitik, Konflikten und innovativen politischen Beteiligungsformen. Im Laufe ihrer wissenschaftlichen Karriere zog und zieht es sie immer wieder ins Ausland, zuletzt als Gastforscherin an die Newcastle University in Großbritannien. Das Verhältnis von Sicherheitspolitik und Demokratie gehört zu den jüngeren Forschungsschwerpunkten ihrer Tätigkeit.

Anna Geis ist einer der 100 entscheidenden Köpfe der sicherheitspolitischen Szene. Die Table.Briefings-Fachredaktionen haben in zehn Kategorien die wichtigsten Personen benannt, von Politik, Unternehmen, Beratung, Verbänden, Thinktanks bis Stiftungen, Wissenschaft, NGOs und Gesellschaft. Hier geht es zur Übersicht.

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Best of Table

China.Table: Exil-Aktivist warnt vor Überwachung chinesischer Bürger in Deutschland. Der aus Hongkong stammende Ray Wong fordert Haftung für die Täter. An Mitteln zur Bekämpfung Transnationaler Repression fehle es aber. Warum das die Meinungsfreiheit und sogar Deutschlands Souveränität bedroht, lesen Sie hier.

Security.Table: Nachfolge für Cyber-Lagebild der EU steht auf der Kippe. Die rund 4.000 EU-Beamten, die weltweit im Einsatz und in Operationen sind, müssen vielleicht bald auf das europäisch koordinierte Lagebild zum Cyberraum verzichten. Die Finanzierung ist über Juni 2026 hinaus nicht geklärt. Warum Experten die Fähigkeit für wichtig halten, lesen Sie hier.

Security.Table: USA senden gemischte Signale nach Europa. Auf Arbeitsebene sei die Zusammenarbeit mit den US-amerikanischen Militärs stark wie immer, heißt es von deutscher Seite. Und doch haben die USA in ihrer neuen Nationalen Sicherheitsstrategie klar gemacht, dass sich die Europäer nicht weiter auf die USA verlassen können. Was das für die Nato bedeutet, lesen Sie hier.

Security.Table: KI in Waffensystemen steigert ihre Letalität. Deshalb braucht Deutschland mehr Strategie als Begeisterung für diese Technologie, fordert Florian Keisinger, Historiker und Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband der deutschen Seehäfen, im Standpunkt. Warum er mehr Ehrlichkeit fordert, lesen Sie hier.

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Time.Table

Highlights der Woche

Am Montag besucht Johann Wadephul Peking. Auf dem Programm stehen Gespräche mit Handelsminister Wang Wentao, Vize-Präsident Han Zheng, Vertretern der KP-Chinas sowie ein Treffen mit Außenminister Wang Yi.

Am Dienstag reist Friedrich Merz zum Antrittsbesuch nach Rheinland-Pfalz. Ministerpräsident Alexander Schweitzer empfängt den Kanzler zu einem politischen Austausch und einer gemeinsamen Kabinettssitzung zu Wirtschaft, Infrastruktur und Biotechnologie.

Am Mittwoch beraten die Spitzen von Union und SPD im Koalitionsausschuss in Berlin. Es ist die letzte Sitzung des zentralen Entscheidungsgremiums der schwarz-roten Koalition vor Weihnachten.

Am Donnerstag empfängt Friedrich Merz Nato-Generalsekretär Mark Rutte zu politischen Gesprächen im Kanzleramt. Am Nachmittag hält Rutte auf Einladung der Münchner Sicherheitskonferenz eine Grundsatzrede und spricht anschließend mit Johann Wadephul.

8. Dezember

EU: Treffen der Innen- und Justizminister der EU zur europäischen Asylreform und Sicherheitsfragen. Brüssel, 8. bis 9. Dezember. Weitere Informationen.

Parteien: Sitzung des CSU-Vorstands in München mit Pressekonferenz von Markus Söder und Generalsekretär Martin Huber.

Soziales: Auftakt der Kampagne „Zeit, die prägt“ des Bundesfamilienministeriums zur Gewinnung von Pflegeeltern, mit Besuch von Karin Prien im Jugendamt Pankow und Berichten von Pflegefamilien. Berlin

Außenpolitik: Wolodymyr Selenskyj zu Beratungen mit Englands Premierminister Keir Starmer, Friedrich Merz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in London.

Innenpolitik: 21. Symposium des Bundesamtes für Verfassungsschutz mit Rede von BfV-Präsident Sinan Selen, Pressekonferenz und Gespräch „Nachrichtendienste in der Zeitenwende“ mit BfV-Vizepräsidentin Silke Willems. Berlin, 10 Uhr

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Must-Reads

Handelsblatt: Söder fordert, Körperschaftsteuer schon ab Mitte 2026 zu senken. Das könne der lahmenden deutschen Wirtschaft einen Schub verpassen, meint der CSU-Chef. Die Pläne der Bundesregierung sehen bisher vor, die Körperschaftsteuer ab 2028 in fünf Schritten, um jeweils einen Prozentpunkt zu senken. Neben Markus Söder plädiert auch Baden-Württembergs grüner Finanzminister Danyal Bayaz für diese Maßnahme. Ökonomen wie Michael Hüther oder Clemens Fuest begrüßen den Vorstoß der Politiker. („Söder will Senkung der Körperschaftsteuer vorziehen“)

Spiegel: EU sollte sich auf ihre Stärken besinnen, um nach außen zu bestehen. Dazu zähle etwa das Finden politischer Kompromisse, sagt die Politikwissenschaftlerin Andrea Gawrich. Ein weiterer Faktor: Innerhalb der Staatengemeinschaft gelten klare wirtschaftliche Wettbewerbsregeln. Dadurch bleibe die EU für Investoren attraktiv. Gawrich glaubt nicht, dass die populistischen und nationalistischen Fliehkräfte zu einem Zerfall der EU führen. Die Folgen des Brexits seien zu abschreckend gewesen. („Der Druck der Autokratien dieser Welt auf unsere Lebensform ist enorm groß“)

Tagesspiegel: Künftig schnellere und mehr Verbindungen zum BER. Mit der Dresdner Bahn geht Mitte Dezember die größte Verbesserung auf der Schiene seit 20 Jahren in Betrieb. Züge am Berliner Hauptbahnhof starten direkt nach Süden, die Fahrtzeit zum BER halbiert sich. Der FEX und eine neue Linie fahren dorthin, auch manch kleinere S-Bahnhöfe werden künftig direkt angebunden. („Das bringt die neue Dresdner Bahn für Berlin“)

Tagesschau.de: Frankreich will Härte gegenüber TikTok zeigen. In Paris diskutiert die Politik über Möglichkeiten, Soziale Medien strenger zu regulieren. Im Abschlussbericht eines Untersuchungsausschusses zu TikTok heißt es, der Algorithmus der Plattform sei bewusst manipulativ gestaltet. Der Konzern nennt die Aussagen „irreführend“ und sieht sich zum Sündenbock verunglimpft. Weil ein allgemeines Social-Media-Verbot für unter 15-Jährige zwar diskutiert wird, aber wenig aussichtsreich ist, hat der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses Strafanzeige gegen TikTok erstattet. („Frankreichs Politik macht Druck auf TikTok“)

FT: Europa kann Russland auch ohne US-Hilfe abschrecken. Die Erfahrungen der Ukraine haben lang gehegte Annahmen über die Ökonomie des Krieges auf den Kopf gestellt. Zu diesem Schluss kommt die Kyjiwer Ökonomin Elina Ribakova in der Financial Times. Russland hatte Vorteile bei wichtigen wirtschaftlichen Faktoren. Dennoch habe sein autokratisches Regime Schwierigkeiten, diese Stärken in militärische Macht umzuwandeln. Europäisches Geld und ukrainischer Einfallsreichtum könnten eine wirksame Abschreckung gegen externe Bedrohungen bilden, selbst wenn sich die USA zurückziehen. („Ukraine, Europe and the new economics of war“)

Nicht überlesen!

SZ: Linke Intelligenz stimmte Abgesang auf Deutschland an. Auf einer Konferenz in Zürich zeichneten Kulturgrößen wie Eva Menasse ein düsteres Bild der deutschen Gegenwart. Die harten Bandagen, mit denen spätestens seit dem 7. Oktober debattiert werde, hätten tiefe Spuren hinterlassen, schreibt Jens-Christian Rabe. Eine ganze Liga der angesehensten und klügsten intellektuellen Köpfe habe sich offensichtlich tief entfremdet. („Nie wieder gut, nie wieder reich, nie wieder sicher“)

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Schlagzeilen von morgen

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Wir sind die Bei-Gesundheit-mehr-Mitsprache-Versicherung. Privatversicherte können ihren Schutz individuell zusammenstellen. Diese Leistungen sind garantiert und können auch durch die Politik nicht gekürzt werden. Zudem müssen Ärztinnen und Ärzte bei Privatpatienten nicht auf Budgetgrenzen achten. So können sie ihnen stets die bestmögliche Therapie anbieten. (mehr auf pkv.de)

Meistgelesenes von heute

Heute Abend in den Talkshows

Caren Miosga, 21:45 Uhr: Markus Söder, Monika Schnitzer, Julia Löhr

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Interviews von morgen

Deutschlandfunk

6:50 Uhr: Harald Biermann, Präsident des “Haus für Geschichte Bonn”: Wie wird man Museum für alle?

7:15 Uhr: Manfred Weber, EVP-Fraktionschef: Streit um russisches Geld in EU

8:10 Uhr: Sarah Easter, Nothilfereporterin bei CARE: Syrien – Humanitäre Hilfe vor dem Aus?

ZDF

6:10 Uhr: Johann Wadephul, Bundesaußenminister (CDU): seine China-Reise und die deutsch-chinesischen Beziehungen

6:40 Uhr: Florian Westphal, Save the Children Deutschland e.V.: die Situation der Menschen in Syrien ein Jahr nach dem Fall des Assad-Regimes

7:08 Uhr: Frank Sieren, Chinaexperte und Autor: die Chinareise des Außenministers und die deutsch-chinesischen Beziehungen

8:08 Uhr Gerald Knaus, Vorsitzender Denkfabrik „Europäische Stabilitätsinitiative“: die neue US-Sicherheitsstrategie und die EU-Migrationspolitik

Welt TV

8 Uhr: Nico Lange, Sicherheitsexperte und Politikberater: Treffen Merz, Starmer, Macron und Selenskyj in London

10 Uhr: Gerald Knaus, Migrationsexperte: Treffen der Innen- und Justizminister der EU

11 Uhr: Alexander Throm, Innenpolitischer Fraktionssprecher CDU: Treffen der Innen- und Justizminister der EU

11:30 Uhr: Michael Wolffsohn, Professor für Zeitgeschichte an der Universität der Bundeswehr: Nachklapp Reise von Bundeskanzler Merz nach Israel und Jordanien

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Geburtstage von morgen

Christian Gaebler, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Berlin, 61

Andrius Kubilius, Kommissar für Verteidigung und Raumfahrt der Europäischen Union, 69

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Nachttisch

Unser Tipp führt Sie heute zum großen Versprechen des „Wir schaffen das!“ Und damit kurz zurück in den Sommer 2015 und jene Phase, in der Deutschland sich selbst als weltoffenes Land neu entdeckte. Alexander „Ali“ Gutsfeld, deutscher Student mit ägyptischen Wurzeln, gehörte damals zu jenen, die diesen Aufbruch spürten. Zehn Jahre nach Merkels „Wir schaffen das“ macht er sich in einem sechsteiligen Podcast auf die Suche nach dem Moment, in dem der Optimismus kippte. Auf seinem Weg begegnet er Geflüchteten und Behördenprofis, AfD-Anhängern und einem desillusionierten Ford-Arbeiter aus Köln – und immer wieder seinem Freund Ramy, der enttäuscht von der vermeintlichen deutschen Willkommenskultur nach Ost-Jerusalem zurückgekehrt ist. Ein persönlicher, kluger und überraschend leichter Blick auf eines der prägenden Themen unserer Zeit. Leonard Schulz

„Nicht mehr mein Land“ von Alexander „Ali“ Gutsfeld | ARD-Podcast

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Das war’s für heute. Good night and good luck!

Heute haben Okan Bellikli, Manuel Berkel, Stefan Braun, Michael Bröcker, Helene Bubrowski, Damir Fras, Daniel Friesen, Franziska Klemenz, Magdalena Latz, Vincent Mikoteit, Fabian Peltsch und Sara Sievert mitgewirkt.

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