Berlin.Table – Ausgabe 655

Gesundheitsministerin unter Druck + Neuer BND-Präsident + Eurofighter über Polen

Talk of the Town

Reform des Sozialstaats: Warum Nina Warken in den eigenen Reihen unter Druck gerät

Es ist eines der wichtigsten Ziele, das sich die Union für diese Legislatur gesetzt hat: wirksame Reformen des Sozialstaats. Öffentlich verweisen Unionspolitiker nun gerne auf Bärbel Bas, die als zuständige Ministerin Reformvorschläge für Rente und Bürgergeld vorlegen müsse. Was dabei oft unerwähnt bleibt: Mit dem Gesundheitsministerium besetzt die CDU selbst das zweite zentrale Ministerium, in dem Sozialstaatsreformen auf den Weg gebracht werden müssen. Verantwortlich am Kabinettstisch: Nina Warken. Die CDU-Politikerin aus Baden-Württemberg war für Friedrich Merz nicht die erste Wahl. Der CDU-Vorsitzende hatte den Job nach Informationen von Table.Briefings zunächst seinem Generalsekretär Carsten Linnemann angeboten. Aber der wollte nicht. Jetzt also Warken. 

Nur ist die Überraschungspersonalie im Personaltableau von Friedrich Merz bislang nicht mit eigenen Vorschlägen aufgefallen. Stattdessen verweist sie öffentlich und intern auf Kommissionen für die Pflege und die GKV. Letztere will sie am Freitag in der Bundespressekonferenz vorstellen. Laut Koalitionsvertrag soll das Expertengremium seine Ergebnisse erst 2027 vorlegen. Warken hat nach ihrer Amtseinführung schnell verstanden, dass das angesichts der dramatischen Finanzlage nicht ausreicht und will schon im Frühjahr 2026 erste Ergebnisse sehen. Ob und wie erfolgreich die Gremien jedoch sein werden, bleibt abzuwarten. Generalsekretär Linnemann mahnt gegenüber Table.Briefings: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht immer nur Kommissionen machen und Themen auf die lange Bank schieben.“ Zwar sei es wichtig, dass Experten sich in Kommissionen mit den Themen beschäftigen. Allerdings zeige seine Erfahrung, „dass es am Ende nur eins braucht, und das ist Mut. Und deswegen müssen Politiker Dinge angehen, von denen sie voll überzeugt sind. Sonst ist es besser, es nicht zu machen.“ 

Bis dahin schießt die Ministerin Milliardensummen in das reformbedürftige System, um es am Laufen zu halten. Und macht damit eher das Gegenteil von dem, was sich die Union in der Regierung eigentlich vorgenommen hatte. 4,6 Milliarden Euro für die GKV, weitere zwei Milliarden Euro für die soziale Pflegeversicherung – finanziert durch Darlehen. Vier Milliarden Euro fließen aus dem Infrastruktur-Sondervermögen nach dem Gießkannenprinzip in die Krankenhäuser. Hier will Warken die Reform ihres Vorgängers Karl Lauterbach als eine ihrer ersten Amtshandlungen auflockern – mit längeren Fristen und Kooperationsmöglichkeiten. Kritiker bemängeln, dass die beabsichtigte Effizienzsteigerung dadurch ausbleiben könnte. Deshalb legte die SPD kurzfristig ihr Veto ein, und die für diese Woche geplante Verabschiedung im Kabinett fiel vorerst aus. Warken muss nachsitzen. 

Doch nicht nur in der SPD, sondern auch in den eigenen Reihen wächst die Unzufriedenheit mit der Ministerin. Sowohl bei CDU als auch bei CSU wird vereinzelt Kritik an der bisherigen Performance von Warken geäußert. Sie erwecke nicht den Eindruck, ausreichend in den Themen zu stecken, so ein hochrangiges Unions-Mitglied der Koalition. Andere kritisieren, es reiche nicht, dass Warken bislang nur auf die Arbeit der Kommissionen verweise, damit würde das Problem auf die lange Bank geschoben. Immerhin, die Überarbeitung der Krankenhausreform habe die Ministerin jetzt mal auf den Weg gebracht, so heißt es zumindest etwas verteidigend. 

Auch aus der Branche selbst wächst der Druck. Der GKV-Spitzenverband kündigte am Donnerstag an, gegen die Bundesregierung zu klagen. Es geht um zehn Milliarden Euro, die den gesetzlichen Krankenversicherungen für die Deckung der Kosten für Bürgergeldempfänger fehlen. Sollten sie vor Gericht Recht bekommen, muss die Bundesregierung die zusätzlichen zehn Milliarden entweder aus dem Haushalt auftreiben – oder durch Reformen einsparen. Zumal es CDU-Politiker gibt, die die Klage der Kassen für richtig halten. CDU-Generalsekretär Linnemann sagte etwa zu Table.Briefings, seit der Wiedervereinigung würden sehr viele versicherungsfremde Leistungen über Beiträge finanziert werden. „Das darf nicht sein. Versicherungsfremde Leistungen müssen über Steuern finanziert werden“. Das gelte auch mit Blick auf die Kosten für Bürgergeldempfänger. Dazu stehe zwar nichts im Koalitionsvertrag, weil man es nicht versprechen könne, so Linnemann, „trotzdem setze ich mich dafür ein“. 

Tatsächlich kam aus der BMG-Spitze in dieser Woche ein Vorstoß für eine GKV-Reform – allerdings nicht von Warken, sondern ihrem Parlamentarischen Staatssekretär Tino Sorge. In der Bild schlug er eine Reform der gesetzlichen Krankenversicherung vor, in der die Versicherten zwischen einem günstigeren Basistarif und zusätzlichen kostenpflichtigen Leistungspaketen wählen können. In dem Artikel heißt es, Warken und Sorge würden den Plan derzeit erarbeiten und in Kürze mit der SPD beraten. Dem widersprach Warken allerdings noch am selben Tag in der Regierungsbefragung. Es sei nicht ihr Vorschlag und er werde auch derzeit nicht im Ministerium erarbeitet, stellte sie klar. 

War der Vorstoß also ein Alleingang von Tino Sorge? Für einen Parlamentarischen Staatssekretär wäre das ungewöhnlich. Allerdings ist es in CDU-Kreisen kein Geheimnis, dass Sorge sich selbst für den besseren Minister gehalten hätte. Der Magdeburger beackert das Thema im Bundestag seit vielen Jahren. Er soll fest damit gerechnet haben, dass Friedrich Merz ihm das Ministerium anvertraut und er somit auch die ostdeutsche Stimme im Kabinett wird, heißt es. Einige zweifeln bereits, ob Sorge seiner Ministerin wirklich loyal zur Seite steht. Und manch einer fragt sich auch, ob Warken für Merz zur Fehlbesetzung wird. 

News

Kanzler beim BND: „Wir leben in einem Raum größter Ungewissheit.“ Bei der Amtseinführung des neuen Präsidenten Martin Jäger sagte Friedrich Merz, noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sei die Sicherheitslage so ernst gewesen. „Wir haben wieder Systemrivalen, im Äußeren wie im Inneren“, so der Kanzler. Und die würden immer aggressiver vorgehen. Deshalb sei es umso wichtiger, dass die Zusammenarbeit im Inland mit den anderen Sicherheitsbehörden und der Bundeswehr sowie mit den Partnern auf internationaler Ebene „exzellent“ funktioniere. „Wir wollen, dass der BND nachrichtendienstlich auf dem allerhöchsten Niveau mitspielt.“ 

Merz ist der erste Kanzler seit Jahrzehnten, der den BND so früh in seiner Amtszeit besucht. Die Amtseinführung von Jägers Vorgänger Bruno Kahl fand 2016 in kleiner Runde im Kanzleramt statt. Die kurze Laudatio hielt der damalige Kanzleramtsminister Peter Altmaier. Dass das dieses Mal anders ist, wird vom BND als neue Normalität dankbar aufgenommen. Der scheidende Präsident Kahl zeigte sich zufrieden, dass der BND „definitiv aus der Schmuddelecke“ herausgekommen und ein selbstverständlicher Dienstleister der Politik geworden sei. Jäger sagte: „Wir haben eine Unterstützung der Politik, wie es sie noch nie gegeben hat“.   

Dazu gehört auch, dass die Regierung derzeit eine Novelle der rechtlichen Rahmenbedingungen auf den Weg bringt. Merz kündigte eine zügige Umsetzung an. Nach Informationen von Table.Briefings hat die Abstimmung dazu in der Regierung schon begonnen. Dabei geht es um eine Erweiterung der technischen Möglichkeiten und eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit Diensten verbündeter Staaten. In Regierungskreisen hieß es am Donnerstag, bislang sei der BND gerade bei dieser Kooperation „gehandicapt“. Jäger, bis vor kurzem deutscher Botschafter in der Ukraine, kündigte an, schon in der kommenden Woche nach Polen, Frankreich und Litauen zu reisen. Merz sagte bildhaft, es gehe angesichts der Bedrohungslage „um Sekunden und Minuten“. Jägers Diktum: „Mit dem BND muss man rechnen.“ Das sollen vor allem die Rivalen im Ausland spüren. Stefan Braun

SPD: Wieso Matthias Machnig aus dem Wirtschaftsforum aussteigt. Der frühere Staatssekretär im Wirtschafts- und Umweltministerium und ehemalige SPD-Bundesgeschäftsführer, Matthias Machnig, verlässt das Wirtschaftsforum der SPD und fordert eine Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik in seiner Partei. „Ich werde das Wirtschaftsforum verlassen. Es gibt einen Block, der am Status quo interessiert ist. Das führt dazu, dass das Wirtschaftsforum weit unter seinen Möglichkeiten bleibt.“ Die Mitglieder hätten mehr Transparenz und Offenheit im Forum gefordert, aber dazu sei es nicht gekommen. Das Forum sei außerdem nicht erkennbar und werde kaum wahrgenommen. Auch die kritische Auseinandersetzung mit SPD-Positionen fehle. 

Der Verbandsführung war bis zum Abend von Machnigs Entschluss nichts bekannt. „Uns liegt nichts vor“, sagte Wirtschaftsforums-Geschäftsführer Frank Wilhelmy. Und: „Ich wäre überrascht, wenn Matthias Machnig zurückzieht, nachdem er sich am Montag zum Vizepräsidenten hat wählen lassen und das Amt auch angenommen hat.“ Machnig hatte bei seiner Wahl 52 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten. 

Machnig geht auch mit seiner Partei ins Gericht. Er warnt vor einer thematischen Fokussierung der SPD auf den Sozialstaat. „Menschen haben Abstiegs- und Zukunftsängste. Darauf muss Politik eine Antwort geben. Der Sozialstaat ist wichtig, aber alleine das reicht nicht aus.“ Nur eine Mischung aus wirtschaftspolitischer und sozialer Kompetenz könne die SPD wieder mehrheitsfähig werden. Machnig kritisierte auch die Wirtschaftspolitik der schwarz-roten Regierung. „Diese Regierung hat kein wirtschafts- und finanzpolitisches Zentrum.“ Das Podcast-Gespräch hören Sie ab 5 Uhr hierMichael Bröcker, Horand Knaup 

Monitoring-Bericht: Widersprüche zwischen Aussagen von Merz und BMWE. Beim Monitoring-Bericht zum Stand der Energiewende, der Grundlage für die weitere Energiepolitik der Bundesregierung sein soll, gibt es widersprüchliche Angaben zum Status des Berichts. Auf eine schriftliche Frage des Grünen-Energiepolitikers Michael Kellner antwortete das von Katherina Reiche geleitete Wirtschaftsministerium am Mittwoch: „Der Monitoring-Bericht soll vor Ende des Sommers vorliegen“ – was im Umkehrschluss nahelegt, dass das am Mittwoch noch nicht der Fall war. Friedrich Merz sagte hingegen am selben Tag in seiner Rede vor Betriebsräten aus der Energiebranche, der Bericht sei „weitgehend fertiggestellt“ und man wolle ihn „jetzt auswerten“.  

Auch aus den beteiligten Instituten ist zu hören, dass der Bericht wie vorgegeben Ende August übersandt worden sei. Kellner findet diese Widersprüche verdächtig. „Es ist schon merkwürdig, dass die Ministerin so tut, als gäbe es den Bericht noch nicht, während der Kanzler sagt, er wird gerade ausgewertet“, sagte er Table.Briefings. „Für mich klingt das so, als würde er umgeschrieben.“ Malte Kreutzfeldt

Drohnengefahr: Zwei weitere deutsche Eurofighter für den Schutz der Ostflanke. Als Reaktion auf russische Drohnen über Polen hat die Bundesregierung am Donnerstag die Verdoppelung der deutschen Hilfe beim sogenannten Air Policing von zwei auf vier Eurofighter beschlossen. Der Schutzauftrag wird außerdem über den bisher geplanten Zeitraum von Ende September bis Ende des Jahres verlängert, so das Bundesverteidigungsministerium.  

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) fordert derweil einen besseren Informationsaustausch der Luftfahrtbranche mit den Sicherheitsbehörden. Der Vorfall in Polen „zeigt deutlich, wie mit geringem Aufwand größtmöglicher Schaden an kritischer Infrastruktur angerichtet werden kann“, sagte Isabel Weiss, Leiterin Security beim BDL, Table.Briefings. Um krisensicher agieren zu können, sei ein Austausch der Luftfahrtbranche mit Sicherheitsbehörden nötig. Warum die Niederlande hier als Vorbild dienen könnten, lesen Sie im Security.Table. Nana Brink, Viktor Funk

AfD: Ausschuss genehmigt Strafverfahren gegen Stephan Brandner. Der Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung hat am Donnerstag beschlossen, dass ein Strafverfahren gegen Stephan Brandner durchgeführt werden soll. Brandner, Mitglied im Bundes- und Fraktionsvorstand der AfD, hat die Spiegel-Journalistin Ann-Katrin Müller mehrfach beleidigt und auch andere dazu aufgerufen. Ihm war für die Ermittlungen bereits die Immunität als Bundestagsabgeordneter aberkannt worden. Franziska Klemenz 

Autonomes Fahren I: Chinesische Konzerne preschen voran. Das chinesische Unternehmen Baidu will im kommenden Jahr Robotaxis auf deutsche Straßen bringen. Dafür kooperiert der Tech-Konzern mit dem Uber-Konkurrenten Lyft aus den USA. Zwischen den chinesischen Wettbewerbern und deutschen Unternehmen tut sich zunehmend eine Lücke auf. Chinesische Firmen würden „einen höheren Einsatz wagen und trotz eventueller Rückschläge länger bei der Stange bleiben – im Vertrauen darauf, dass sich die Technologie durchsetzt“, sagt Andreas Mischer vom Thinktank Mercator Institute for China Studies (Merics). Mit welchen Strategien die Unternehmen dabei vorgehen, lesen Sie im China.Table. Christian Domke Seidel

Autonomes Fahren II: Wie KI dabei helfen soll. Während die meisten Hersteller auf regelbasierte Methoden setzen, verfolgt Alex Kendall mit Wayve einen KI-Ansatz beim autonomen Fahren. Das Software-Start-up aus London hat mehr als eine Milliarde Euro von Nvidia und dem Megafonds Softbank erhalten, gerade eine Niederlassung nahe Stuttgart eröffnet – und deutsche Automobilhersteller im Visier. Wie Kendall sie von der neuen Technik überzeugen will und was auf der IAA für ihn besonders wichtig war, lesen Sie am Samstag im CEO.Table. Alex Hofmann

Recycling-Anlagen: Warum es dort so häufig brennt. 90 Großbrände in Recyclinganlagen mit Millionenschaden zählt der Branchenverband BDE allein seit Anfang 2025. Ursache sind häufig Lithium-Ionen-Batterien. Betroffen sind auch modernste Anlagen. Versicherungsschutz ist mittlerweile rar und teuer. Nur noch zwei Versicherungen versicherten solche Anlagen, sagt BDE-Verbandschefin Anja Siegesmund. Der Verband fordert die Einrichtung eines Fonds. Was Versicherer zu dem Problem sagen, lesen Sie im ESG.Table. Caspar Dohmen

Tierhaltung: Wie es nach dem Ende der Stallbauförderung weitergeht. Das Bundesprogramm Stallumbau war für die Ampel-Koalition ein zentrales Element der Agrarwende. Nur eineinhalb Jahre nach seinem Start scheint nun das Ende besiegelt. Wie das Bundeslandwirtschaftsministerium am Donnerstag mitteilte, können Anträge auf investive Förderung noch bis April 2026 gestellt werden. Als Grund nennt Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) den bislang niedrigen Mittelabruf. Warum Schweinehalter das ganz anders sehen, lesen Sie im Agrifood.TableFrederik Bombosch

Table.Today Podcast

Um beim Bürokratieabbau schnell voranzukommen, hatte Digitalminister Karsten Wildberger seine Kabinettskollegen aufgefordert, bis zum 15. September konkrete Maßnahmen zu nennen, wo Bürokratie abgebaut werden könnte. Manche hätten sogar seine Erwartungen übertroffen, sagt Wildberger beim Big Bang KI-Festival im Gespräch mit Michael Bröcker. Welche konkreten Maßnahmen jetzt umgesetzt werden sollen, um Start-Ups und KI-Unternehmen in Deutschland zu fördern, hören Sie ab 5 Uhr hier.

Table.Documents

Heads

Jens Nordalm ist neuer Redenschreiber von Friedrich Merz. Das geht aus dem Organigramm des Kanzleramts hervor. Der promovierte Historiker arbeitete bereits für Angela Merkel, Wolfgang Schäuble und zuletzt für Jens Spahn, solange dieser Gesundheitsminister war. Man kann den öffentlichkeitsscheuen Nordalm durchaus als Intellektuellen bezeichnen; in Essays und wissenschaftlichen Texten schrieb er unter anderem über Theodor Fontane, Thomas Mann und Marcel Proust. Ungewöhnlich war seine Biografie über den deutschen Tennisspieler Gottfried von Cramm; erschienen 2021. Stefan Braun

Maria Adebahr, unter Heiko Maas Sprecherin des Auswärtigen Amtes und zuletzt dort Beauftragte für Cyberaußen- und Cybersicherheitspolitik, ist nun im Bundeskanzleramt Gruppenleiterin „Globale Fragen; Subsahara-Afrika; Entwicklungspolitik; Auswärtige Migrationspolitik“. Sie gehört damit in die Abteilung Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik unter Günter Sautter. Sven Siebert 

Birgit Korte soll ab Oktober als Leiterin der Pressestelle zu Wirtschaftsministerin Katherina Reiche wechseln. Die Medienwissenschaftlerin und frühere Phoenix-Journalistin ist bisher Leiterin der Pressestelle und Chefin vom Dienst in der NRW-Staatskanzlei. Der bisherige Pressesprecher Korbinian Wagner soll zum Unterabteilungsleiter Kommunikation im Wirtschaftsministerium aufsteigen.   

Claudia Roth (70) wird den Vorsitz der Parlamentariergruppe Maghreb-Staaten übernehmen. In dieser Legislaturperiode ist Roth außerdem Sprecherin für Entwicklungszusammenarbeit ihrer Fraktion. Insgesamt drei der sechs Vorsitze der Afrika-Parlamentariergruppen übernehmen Politikerinnen der Grünen. Wer diese sind, lesen Sie im Africa.TableDavid Renke 

Simone Ehmig hat das öffentliche Bewusstsein dafür gestärkt, dass Kindern täglich vorgelesen werden sollte. 15 Jahre lang leitete sie das Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen und untersuchte die Vorlesekultur in Familien. Auch mit ihrer neuen Stelle will Ehmig die Bildungsgerechtigkeit erhöhen: An der Freien Universität Berlin koordiniert sie seit Februar das vom Bund geförderte Projekt „MetaQualität“. Wie es die Arbeit von Bildungseinrichtungen verbessern soll, lesen Sie im Bildung.TableAnna Parrisius 

Henriette Held und Luis Bobga wollen im Oktober Sprecher der Grünen Jugend werden. Die derzeitige Sprecherin Jette Nietzard, die nicht wieder antritt, unterstützt beide Kandidaturen. Ihr Co-Sprecher Jakob Blasel kündigte jetzt an, ebenfalls nicht mehr kandidieren zu wollen. Die Beziehung zwischen ihm und Nietzard gilt als zerrüttet. Lange Zeit soll Blasel eine zweite Amtszeit angestrebt haben. Mit seiner Absage entzog er sich dem Risiko, in einer Kampfkandidatur gegen Bobga zu verlieren. Leonard Schulz 

Melanie Amann wird ab dem 1. Januar 2026 Digital-Chefredakteurin in der Berliner Zentralredaktion der Funke Mediengruppe. Zusätzlich übernimmt sie die Verantwortung für die „redaktionelle Strategie der Marke Funke“. Sie soll die Redaktion gemeinsam mit Gründungschefredakteur Jörg Quoos führen. Amann war zuletzt stellvertretende Spiegel-Chefredakteurin und verlässt das Magazin nach internen Auseinandersetzungen mit Chefredakteur Dirk Kurbjuweit. (Meedia)

Best of Table

Africa.Table: Wie Nordafrika die Transformation seiner Autoindustrie vorantreibt. Während auf der IAA die europäische Debatte über eine Flexibilisierung des Verbrenner-Aus im Mittelpunkt steht, arbeiten Marokko und Tunesien bereits an Strategien, Investitionen für grüne Mobilität anzuziehen. Welche Strategien das sind, lesen Sie hier

Africa.Table: Wie eine nigerianische Firma von der USAID-Lücke profitiert. 147 Millionen Testkits für Infektionen wie Malaria oder HIV will das nigerianische Unternehmen Codix Bio pro Jahr fertigen – im eigenen Land. Wie Codix die Lücke der USAID-Kürzungen nutzen will und was die Regierung in Abuja dafür tun muss, lesen Sie hier

Security.Table: Weshalb die rote Linie der Nato unklare Konturen hat. Am Tag nach der massiven Verletzung des polnischen Luftraums durch russische Drohnen bereitet die Militärallianz ihre Antwort vor. Womit Polen rechnen kann und was es für die Aktivierung der Beistandspflicht noch braucht, lesen Sie hier.  

China.Table: Weckruf für die europäische Autoindustrie. Chinesische Autohersteller expandieren massiv nach Europa. Gleichzeitig kündigten hiesige Hersteller und Zulieferer 2024 mehr als 100.000 Stellenstreichungen an. Europa brauche mehr als Zölle, argumentiert Katharina Osthoff von der Friedrich-Naumann-Stiftung. Wie mit gezielten Anreizen und klaren Regeln die Industrie geschützt werden soll, lesen Sie hier. 

Bildung.Table: Kitas sollten das Sprechen miteinander verbessern. Dadurch könnten sie entscheidend zu mehr Chancengerechtigkeit und langfristigen Bildungserfolg beitragen, sagt der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie. In welchen Punkten die frühkindliche Bildung in Deutschland dringend besser werden muss, lesen Sie hier

Bildung.Table: Türkisch-Unterricht verbessert Integration von Schülern. An der weiterführenden Nelson-Mandela-Schule in Hamburg-Wilhelmsburg haben acht von zehn Schülern einen Migrationshintergrund. Warum die Einführung von Türkisch-, Arabisch- und Farsi-Unterricht ein Game-Changer für Integration und Deutschkenntnisse war, lesen Sie hier

Security.Table: Weshalb die rote Linie der Nato unklare Konturen hat. Am Tag nach der massiven Verletzung des polnischen Luftraums durch russische Drohnen bereitet die Militärallianz ihre Antwort vor. Womit Polen rechnen kann und was es für die Aktivierung der Beistandspflicht noch braucht, lesen Sie hier

Europe.Table: US-Minister rügt deutsche Energiepolitik. Der Energieminister der USA hat bei einem Besuch in Europa die hohen Energiepreise in Deutschland, Dänemark und Großbritannien kritisiert. „Wir wollen diesem Weg ganz bestimmt nicht folgen“, sagte Chris Wright. Wie die EU-Kommission LNG-Exporte aus den USA erleichtern will, lesen Sie hier

ESG.Table: Wie Kreislaufwirtschaft zum Geschäftsmodell der Autoindustrie wird. Noch vor zwei Jahren waren die französischen Autobauer deutlicher weiter bei der Kreislaufwirtschaft. Inzwischen denken auch die deutschen Hersteller vermehrt zirkulär. Noch aber gibt es Hürden für ihre Geschäftsmodelle. Welche das sind, lesen Sie hier

ESG.Table: Geringe Effekte durch freiwillige CO₂-Kompensation. Unternehmen, die freiwillig Treibhausgase kompensieren, kommen schneller bei ihrer Dekarbonisierung voran, heißt es in Industrieberichten. Dem widersprechen jetzt zwei Forscher. Was ihre Untersuchung von 89 internationalen Konzernen ergab, lesen Sie hier

Must-Reads

Tagesspiegel: Union streitet über von der Leyens Israel-Linie. Die Ankündigung von Ursula von der Leyen, die bilaterale Unterstützung sowie Teile des Handelsabkommens auszusetzen, stößt auf deutliche Kritik. Viele Unionspolitiker werten ihre Linie als Abkehr von der bisherigen Solidarität mit Israel. Besonders in der CSU und bei Teilen der CDU wird die Sorge laut, Deutschland könnte seine Staatsräson diesbezüglich aufweichen. („Das Israel-Problem in der Union. Erst Merz, jetzt von der Leyen“)  

Handelsblatt: Ökonomen fordern Sozialstaatsreformen. Eine von Bärbel Bas einberufene Ökonomenrunde sollte eigentlich die Erfolge des Sozialstaats betonen – stattdessen kritisierten sie mangelnde Finanzierbarkeit und Bürokratie. Sie forderten Reformen bei Rente, Pflege, Gesundheit und Bürgergeld. Während Bas Kürzungen ablehnt, schließt SPD-Fraktionschef Matthias Miersch Einschnitte nicht aus. („Wie sich Bärbel Bas für die Sozialstaatsdebatte wappnet“

Spiegel: Razzien bei Krah wegen Bestechlichkeits-Verdacht. Ermittler haben Büro-, Wohn- und Geschäftsräume von Maximilian Krah in Berlin, Dresden und Brüssel durchsucht; zuvor hatte der Bundestag seine Immunität aufgehoben. Der AfD-MdB, der erst vergangene Woche im Spionage-Prozess gegen seinen Ex-Mitarbeiter ausgesagt hat, soll mehr als 50.000 Euro von China erhalten haben. („Polizei durchsucht Bundestagsbüro von Maximilian Krah“)

Taz: Grünen-Politikerin outet sich. Anna Lührmann hat ihre Beziehung zu einer Frau öffentlich gemacht, um sich klar zur queeren Community zu bekennen. Sichtbarkeit für lesbische Frauen sei notwendig, weil Diskriminierung und Bedrohungen wieder zunehmen. Sie fordert klare Regeln gegen Hass im Netz. (,„Die AfD bekommt weder meine Angst, noch meinen Hass‘“)

Taz: Rechte Gewalt in Deutschland höher denn je. Eine Analyse des Beratungsstellen-Verbands zeigt: Das Ausmaß ist größer als in der Polizeistatistik erfasst. Viele Vorfälle werden nicht als solche erkannt oder gar nicht erfasst. In Berlin liegt die amtlich registrierte Rate rechtsextremer Gewalttaten bei circa 2,4 pro 100.000 Einwohner, während die Beratungsstellen etwa 10 pro 100.000 feststellen. („Mehr rechte Gewalt als bekannt“)

Schlagzeilen von morgen

Meistgelesenes von heute

Heute Abend in den Talkshows

Maybrit Illner, 22:15 Uhr: Jens Spahn, Heidi Reichinnek, Jens Südekum, Veronika Grimm, Markus Feldenkirchen

Markus Lanz, 23:15 Uhr: Jan van Aken, Sabine Adler, Ruud Koopmans, Elmar Theveßen 

Interviews von morgen

Deutschlandfunk

6:50 Uhr: Hildegard Bentele, Vorsitzende der EU-Israel-Delegation (CDU): Israelkritik und Antisemitismus 

7:15 Uhr: Thomas Röwekamp, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses (CDU): Militärmanöver Sapad 2025 von Russland und Belarus 

8:10 Uhr: Reinhard Bingener, FAZ-Korrespondent und Autor: Buchvorstellung Der stille Krieg: Wie Autokratien Deutschland angreifen 

 

ARD

8:15 Uhr: Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident: Ehrenamt und gesellschaftliches Engagement 

 

rbb24–Inforadio

6:45 Uhr: Ralph Thiele, Vorsitzender der Politisch-Militärischen Gesellschaft: Nato-Strategie gegen Bedrohung durch Drohnen 

Time.Table

12. September

Gesundheit: Vorstellung der Kommission zur Stabilisierung der GKV. Mit Nina Warken. Bundespressekonferenz, 9:30 Uhr

Staatsbesuch: Frank-Walter Steinmeier begrüßt den portugiesischen Präsidenten Marcelo Rebelo. Schloss Bellevue, 11 Uhr

Bürgerfest: Frank-Walter Steinmeier öffnet am 12. und 13. September seinen Berliner Amtssitz und lädt zum Bürgerfest in den Park von Schloss Bellevue ein. Programm

ParteienElbe2025, Ostkongress der Grünen. 12. bis 14. September. Programm

Nahost: Diskussionsveranstaltung Voices of Palestine and Israel mit Hamza Howidy und Shay Dashevsky. Heinrich-Schulz Bibliothek, Berlin, 18 Uhr 

 

13. September

Parteien I: Parteitag der CDU Hessen. Mit Reden von Boris Rhein (10:20 Uhr) und Alexander Dobrindt sowie Kommunalkongress zur hessischen Kommunalwahl im März 2026 (12 Uhr)

Parteien II: Parteitag der rheinland-pfälzischen Linken in Nassau

Parteien III: Landesparteitag des BSW Sachsen mit Neuwahl des Landesvorstandes. Stadthalle Krone, Bautzen, 10 Uhr 

 

14. September

Klima: Luisa Neubauer erhält die Albert-Schweitzer-Medaille. Gedächtniskirche, Berlin, 10 Uhr

Bürgerfest: Mitmachfest der Stiftung Zukunft Berlin zum Berliner Demokratietag. Blücherplatz, Berlin, 11 Uhr

Geburtstage von morgen

12. September

Sigmar Gabriel, ehemaliger Außenminister (SPD), 66 

Hans Zimmer, Filmkomponist, 68 

 

13. September

Dörte Schall, Arbeitsministerin von Rheinland-Pfalz (SPD), 48 

 

14. September

Gregor Schotten, Botschafter im Tschad, 55 

Florian Müller, MdB (CDU), 38 

Michaela Kaniber, Landwirtschaftsministerin von Bayern (CSU), 48 

Nachttisch

Unser Tipp führt Sie heute zu Trends und Phrasen in unserer Sprache. Der Literaturkritiker Knut Cordsen widmet sich in diesem bissigen Buch Sprachentwicklungen in Politik und Gesellschaft, die ihm missfallen. Es geht um Begriffe wie „Brandmauer“, „technologieoffen“, „wertebasiert“ und die vielen aktuellen „Wenden“. Er macht Anmerkungen zur „politischen Orthopädie“, einen Ausflug in die „Niederungen des Kommentariats“ und einen Zufallsfund im Antiquariat, der von Loriot zum Liberalismus führt. Okan Bellikli

Knut Cordsen: Stand jetzt | Verlag Antje Kunstmann

Das war’s für heute. Good Night and Good Luck!

Heute haben Okan Bellikli, Frederik Bombosch, Stefan Braun, Nana Brink, Michael Bröcker, Caspar Dohmen, Christian Domke Seidel, Damir Fras, Daniel Friesen, Viktor Funk, Alex Hofmann, Franziska Klemenz, Horand Knaup, Malte Kreutzfeldt, Carli Bess Kutschera, Vincent Mikoteit, Anna Parrisius, David Renke, Leonard Schulz, Sven Siebert, Sara Sievert, Maximilian Stascheit und Vincent Vogel mitgewirkt.

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