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Erscheinungsdatum: 04. Januar 2024

VDA-Präsidentin: Unser Ziel muss freier Handel bleiben

Die EU müsse ihren Hang zum Protektionismus aufgeben, fordert Hildegard Müller, Präsidentin des Branchenverbandes VDA. Das könnte der Exportnation Deutschland schaden. Im Interview zeigt sie sich „entsetzt über die Art, wie Brüssel mit E-Fuels umgeht“.

VDA-Präsidentin: Unser Ziel muss freier Handel bleiben. Die Präsidentin des Deutschen Automobilverbandes, Hildegard Müller, übt deutliche Kritik an den „protektionistischen Bestrebungen in Brüssel“. Im Interview mit Table.Media sagte Müller: „Meine Sorge ist, dass wir uns dadurch als Exportnation am Ende selbst schaden.“ Wenn man im Umgang mit China über „De-Risking“ rede, müsse man De-Risking auch möglich machen: so autonom wie notwendig und so offen, global und marktorientiert wie möglich.

Müller lobt den amerikanischen Ansatz. Die VDA-Präsidentin hält es für falsch, neben den richtigen Zielen wie dem CO₂-Ausstieg auch die Instrumente vorzugeben. Es wäre „ungleich besser“, die Instrumente und Wege anderen zu überlassen. In den USA sagten die Behörden den Unternehmen im Rahmen des Inflation Reduction Act: Setzt den Dollar so ein, dass er maximal CO₂ reduziert. Wie Ihr das macht, ist eure Entscheidung. Müller: „Ein riesiger Unterschied.“ Kritisch sieht Müller den Brüsseler Umgang mit E-Fuels: „Wenn wir global denken, wird klar, dass wir die Probleme im Verkehrssektor mit Elektromobilität alleine nicht lösen können." Für Europa sei der Weg richtig, aber weltweit gebe es 1,5 Milliarden Bestandsfahrzeuge. Gerade auch für sie müsse über alternative Kraftstoffe nachgedacht werden. Sie sei „entsetzt über die Art, wie Brüssel mit E-Fuels umgeht“.

Müller warnt vor Strafzöllen. Diese würden „natürlich Rückstoßeffekte“ auslösen. Die VDA-Präsidentin hätte sich gewünscht, dass Vor- und Nachteile mehr abgewogen worden wären. Dazu komme ein vielfach ignorierter Aspekt: „Dass auch deutsche Unternehmen von den Zöllen direkt betroffen sein können.“ Europa müsse erkennen, dass es an Strahlkraft eingebüßt habe. „Wir müssen um Partner und Allianzen werben, nicht nur anderen erklären, was wir als richtig und falsch empfinden.“

Nach dem Haushaltsurteil des Verfassungsgerichts habe die Ampel eine Chance verpasst, so die VDA-Präsidentin. „Die Debatte war emotional aufgeladen, als ginge es um die Abschaffung des Sozialstaats“, sagte Müller. Das aber wolle niemand. Der Sozialstaat „macht unsere menschliche Gesellschaft aus und die Autoindustrie leistet ihren Beitrag dazu“. Der demografische Wandel erfordere aber Antworten. „Wenn wir sehen, wie viel heute in die Sozialsysteme geht, müssen wir fragen: Können wir das auch in zehn oder zwanzig Jahren noch?“ Wie Europa nach Ansicht Müllers auf einen möglichen Wahlsieg von Donald Trump in den USA reagieren sollte, lesen Sie im Interview von Stefan Braun und Horand Knaup.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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