In der AfD-Bundestagsfraktion herrscht Unruhe, nachdem Jian G., ein Mitarbeiter von Europa-Spitzenkandidat Maximilian Krah, wegen mutmaßlicher Spionage für China festgenommen wurde. Die Fraktion diskutierte am Dienstag intensiv über den Fall. Dabei gerieten die Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla unter Druck. Kritiker monierten, inzwischen kämen zu viele „Zufälle” zusammen. Sie forderten eidesstattliche Erklärungen von Krah und Petr Bystron, dem Zweitplazierten auf der Europaliste. Hannes Gnauck, Vorsitzender der Jungen Alternative und MdB, kritisierte: Die AfD werbe mit Politik für das Volk – das sei angesichts der Schlagzeilen allmählich nicht mehr glaubwürdig. Seit Jahren werfe die AfD anderen Parteien vor, sie stünden unter dem Einfluss der USA. Diese Vorwürfe seien angesichts der eigenen Verfehlungen kaum noch aufrechtzuerhalten.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Fraktionsspitze Krah bereits zum Krisengespräch nach Berlin beordert. Es soll am Mittwochvormittag stattfinden. Krah soll sich erklären, Ziel ist eine gemeinsame Sprachregelung. Das Problem der Partei- und Fraktionsführung: Sie soll seit Jahren von möglichen Verstrickungen gewusst haben. Schon zu Beginn von Krahs Mandat soll es von der Europa-Delegation einen Brief an Chrupalla und Weidel mit Hinweisen zu Jian G. gegeben haben. Da Krah aber 2022 als Oberbürgermeister für Dresden kandidierte, habe die Parteiführung die Hinweise ignoriert. „Sie wollten damals nichts davon wissen, jetzt ist es ihr Problem”, sagte ein MdEP zu Table.Briefings. Die Führung wusste also vor dem Europa-Listenparteitag von den Risiken, die mit Krahs Spitzenkandidatur einhergingen. Aus AfD-Kreisen ist bekannt, dass die Bundesspitze nicht begeistert von Krah war, es aber an prominenten Alternativen fehlte.
Krah und Bystron müssen kaum um ihre Kandidaturen fürchten.Inzwischen nehmen innerparteilich die Sorgen zu, dass das Spitzenduo den AfD-Wahlaussichten ernsthaft schaden könnte. Selbst im Falle eines Rauswurfs nach der Wahl säßen sie weiterhin sicher in Brüssel. Krah twitterte am Dienstag, dass er erst vormittags von der nächtlichen Festnahme erfahren habe. „Sollten sich die Vorwürfe als wahr erweisen, würde dies die sofortige Beendigung des Dienstverhältnisses nach sich ziehen.” Dabei ist schon länger bekannt, dass die Geheimdienste Jian G. auf dem Radar hatten, wie China.Table vergangenen Herbst berichtet hat. Wie der ausgebildete Agent dem chinesischen Staat konkret zur Hand ging, lesen Sie hier.