Das Programm für IT-Administratoren der Bundesregierung kommt nicht vom Fleck, aber Bediener für Kopierer werden eingestellt. Eine Berliner Schule hat die Stelle eines Vervielfältigers ausgeschrieben. Zentrale Kompetenz für die nach E3 dotierte Stelle, die „ab sofort und unbefristet“ besetzt werden soll, sei „ die Fähigkeit zur Bedienung des Fotokopierers, Risographen und anderer in der Reprostation vorhandener Geräte“. Risographen sind Kopierer, die mit Siebdrucktechnik arbeiten. Die Leiterin der Hermann-von-Helmholtz- Sekundarschule in Neukölln, wo der Kopist gebraucht wird, wollte sich gegenüber Bildung.Table nicht äußern. Regina Kittler, bildungspolitische Sprecherin der den Senat tragenden Linken-Fraktion, zeigte sich verwundert über die Ausschreibung. „Ich dachte, wir sind im 21. Jahrhundert. Hat diese Schule ein besonderes Profil für Kunst, die gedruckt werden muss?“ Auch die grüne Bildungspolitikerin und Abgeordnete Stefanie Remlinger war konsterniert: „Ich habe die Ausschreibung zunächst für Realsatire gehalten.“
Ein Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung und Wissenschaft bemühte sich, den Fall herunterzuspielen. Es gebe im Land Berlin nur diese eine Stelle eines Vervielfältigers, sagte Martin Klesmann zu Bildung.Table auf die Frage, wie viele Kopiermaschinen-Bediener in der Hauptstadt im Jahr 2021 noch angestellt sind. „Solche Stellen sind an Schulen nicht üblich“. Dem widersprachen Berliner Lehrer:innen auf Anfrage. „Wir haben (obwohl eine relativ digitale Schule) auch eine Druckerin,“ sagte ein Lehrer, der nicht namentli genannt sein will. Schulen seien oft einfach noch nicht so digital, dass es keinen Bedarf für das Kopieren mehr gäbe. In einer Welt, in der Lehrkräfte und Schulleitung eigentlich immer mehr Aufgaben stemmen müssen, sei diese Form der Entlastung durchaus willkommen.
Stefanie Remlinger schlägt vor, solche Ausschreibungen zu vermeiden, indem man die Schule auf digitale Prozesse vorbereitet. „Am besten erst einen Medienpädagogen in die Schule schicken, der die Lehrkräfte bei der Umstellung auf webbasierte Unterrichtsformate berät. Und dann natürlich - für alle Schulen - noch einen IT-Administrator, der alles am Laufen hält,“ sagte Remlinger Bildung.Table.
Die Kritik der Linken Regina Kittler richtete sich gegen die „ unterirdische Dotierung “ nach E3. „Erstaunlich ist, dass wir für solche Stellen Geld haben“. Eine Position nach Entgeltgruppe drei des Ländertarifs für den Öffentlichen Dienst neu einzurichten verbiete sich. „Da droht die Gefahr, dass die Beschäftigten aufstocken müssen.“ E3-Stellen sind üblicherweise für ungelernte Bewerber, der Anfangsverdienst liegt bei 2.350 Euro. Bei der Bundesagentur für Arbeit wird der Vervielfältiger als ein „ älterer und eventuell überholter “ Beruf geführt. In der Ausschreibung des Senats heißt es, der Vervielfältiger sei „eine interessante, abwechslungsreiche und anspruchsvolle Tätigkeit, in der Sie wichtige Lebensbereiche der Stadt Berlin mitgestalten können.“ Formale Anforderungen für die Einstellung gibt es nicht. red