Wann muss das Gesetz spätestens verabschiedet werden, damit Sie wie geplant starten können?
Damit die 12 Milliarden Euro, die im aktuellen Haushalt vorgesehen sind, noch 2024 überwiesen werden können: möglichst Mitte November, spätestens Anfang Dezember. Erst mit der Verabschiedung ist die öffentlich-rechtliche Stiftung Generationenkapital errichtet. Dazu kommen noch ein paar formale Schritte – das Stiftungskuratorium muss sich konstituieren, ein Vorstand muss ernannt werden, Verträge müssen abgeschlossen und Bankkonten eröffnet werden –, bis es mit dem Kredit losgehen kann.
Was passiert, wenn es nicht rechtzeitig klappt?
Wenn das Geld nicht bis zum Jahresende ausgezahlt wird, verfällt der Posten im Bundeshaushalt und muss neu beantragt werden. Das haben wir 2023 schon einmal erlebt. Damals waren 10 Milliarden Euro vorgesehen. Und je später wir starten, desto weniger Erträge können wir erzielen zur Entlastung der Rentenkasse.
Hätten Sie denn noch Änderungswünsche beim Gesetzentwurf?
Die Verabschiedung des Gesetzes ist Aufgabe des Parlaments. Da halten wir uns zurück. Aber von dem, was ich bisher gelesen habe, ist der Rahmen gut. Wir können weltweit investieren, wir können breit streuen, es gibt nicht zu viele Vorgaben im Gesetz, die die Anlage einschränken. Dies ermöglicht es uns, die notwendige Rendite auf die Kapitalanlagen zu erzielen.
Eine Grundregel beim Investieren lautet, nicht mit geliehenem Geld an der Börse zu spekulieren. Doch genau das sollen Sie tun, um die Rentenkasse zu entlasten. Sind Sie damit nicht ein schlechtes Vorbild?
Der entscheidende Unterschied ist: Der Staat nimmt den Kredit auf, kein Privatanleger. Die Bundesrepublik zahlt wegen ihres Triple-A-Ratings besonders niedrige Zinsen: Bei zehnjährigen Staatsanleihen sind es im Moment 2,2 Prozent pro Jahr, bei dreißigjährigen liegen wir bei unter 2,5 Prozent. Und an den Aktienmärkten verdient man langfristig im Schnitt 8 bis 9 Prozent pro Jahr. Diese Differenz kann man dem Staat und damit der Bevölkerung zugutekommen lassen.
Gesichert ist so ein hohes Wachstum nicht.
Wir haben für die letzten 30 Jahre genau analysiert, wie sich die Zinsen und die Rendite entwickelt haben. Und da lag der Ertrag nach Abzug der Zinsen im Schnitt bei 5 Prozent nach Kosten. Zwischenzeitliche Schwankungen wird es immer geben. Auf die erzielte durchschnittliche Rendite kommt es an.
Was kann schlimmstenfalls passieren?
Das Risiko ist langfristig gering. Zum einen sind ja erst ab 2036 jährliche Auszahlungen vorgesehen, um damit einen Teil der staatlichen Zuschüsse zur Rentenversicherung zu decken. Zum anderen kann der Staat ja – anders als Privatleute – immer wieder Geld aufnehmen. Wenn die Märkte in einem Jahr einbrechen, wird notfalls die Auszahlung in das nächste Jahr verschoben. Wir werden nicht gezwungen sein, Geld aus dem eingezahlten Kapital auszuschütten. Nur am Kapitalmarkt erwirtschaftete Erträge fließen in die Rentenkasse.
Wäre es dann nicht sinnvoll, deutlich größere Summen anzulegen als 12 Milliarden Euro pro Jahr?
Ich finde es vernünftig, jetzt erst einmal so anzufangen. Eine spätere Aufstockung wäre jederzeit möglich. An uns soll es nicht scheitern. Dass der Staat in größerem Umfang in Aktien investiert, ist für die Gesellschaft ja Neuland. Aber beliebig skalierbar ist die Sache auch nicht: Das Generationenkapital fällt zwar nicht unter die Schuldenbremse, aber die Staatsschulden steigen trotz Kapitaldeckung natürlich trotzdem.
Der Kenfo hat seit seiner Gründung 2017 im Schnitt nur 2 bis 3 Prozent Rendite erzielt. Warum sollte das beim Generationenkapital anders sein?
Der Kenfo hat seit seiner Auflage eine durchschnittliche Rendite von 4,7 Prozent pro Jahr auf seine Kapitalanlagen erzielt. Die Rendite mit den Barguthaben zum Aufbau des Portfolios ist etwas niedriger. Das ist der Aufbauphase des Fonds und der damaligen Negativzinsphase geschuldet. Und während er von Anfang an jedes Jahr hohe Auszahlungen leisten musste, hat das Generationenkapital mehr als zehn Jahre Zeit, das Vermögen aufzubauen.
Wie hoch ist denn der Aktienanteil?
Der Fonds hat einen Anteil von unter 50 Prozent, während das Generationenkapital über 80 Prozent in Aktien investieren wird. In den vergangenen fünf Jahren konnte der Kenfo allein mit der Aktienanlage in Standardwerten im Durchschnitt 13,2 Prozent pro Jahr erzielen – trotz Pandemie und Ukraine-Krieg.
Warum Anlagen in Öl- und Gaskonzerne bisher nicht auf der Ausschlussliste des Kenfo stehen, lesen Sie im ESG.Table.