Interview
Erscheinungsdatum: 25. April 2025

Junge Linke: Einst grün, jetzt rot.

Die Gruppe um Sarah-Lee Heinrich, die sich im Herbst 2024 von der Grünen Jugend abspaltete und zwischenzeitlich unter dem Namen „Zeit für was Neues“ firmierte, hat ihren neuen Namen bekanntgegeben: „Junge Linke“. Sprecher David Christner über die Pläne der Gruppe.

Der Jugendverband der Linken „Linksjugend solid“ dürfte von dem ähnlichen Namen der Ex-Grüne-Jugend nicht begeistert sein. Der Bundesgeschäftsführer der Linken, Janis Ehling, bestätigte, dass derzeit nicht geplant sei, die „Junge Linke“ als offizielle Jugendorganisation der Partei anzuerkennen. Der Name „Junge Linke“ bezieht sich auf die gleichnamige Gruppierung aus Österreich, die sich von den dortigen Grünen abspaltete und anschließend mitverantwortlich war für den Erfolg der KPÖ in Graz und Innsbruck.

Herr Christner, wie ist ihr Verhältnis zur Linkspartei und linksjugend.solid, inwiefern grenzen Sie sich ab und wie weit wollen Sie Teil des aktuellen Erfolgs sein?

Wir sind eine parteiunabhängige Organisation und wollen nicht die Rolle einer Parteijugend einnehmen. Ich glaube, dass wir als gesellschaftliche Linke insgesamt wieder zu Stärke finden müssen, damit wir wieder substanziellen Einfluss ausüben können. Als Teil einer Suchbewegung wollen wir herausfinden, wie wir Politik für und mit den Menschen machen können, die den Laden am Laufen halten. Damit dies gelingt, möchten wir uns mit allen Akteuren, die unsere Ziele teilen, produktiv austauschen.

Worin sehen Sie als Organisation Ihren spezifischen Mehrwert für die linke Bewegung?

Als Junge Linke werden wir nun unsere eigenen Projekte aufbauen. Wir möchten linke Politik für diejenigen machen, für die sie ursprünglich gedacht war. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als es noch die große Arbeiterbewegung gab, haben die Sozialdemokratie und ihre Vorfeldorganisationen sehr umfassend das Leben der arbeitenden Bevölkerung organisiert. Wir wollen insbesondere die jungen Menschen erreichen, für die sich die Politik am wenigsten interessiert und die zu Recht frustriert sind.

Wir möchten durch Hilfe bei der Job- oder Therapieplatzsuche, bei Problemen mit Vermietern oder dem BAföG-Amt zum einen nützliche Angebote schaffen. Zum anderen wollen wir mit Freizeitangeboten wie zum Beispiel Stadtteilfesten oder Nachbarschafts-Cafés Gemeinschaft organisieren und der Vereinzelung entgegenwirken. Mit unseren Projekten sehen wir das Potenzial zu lernen, wie wir das stetig vor Ort schaffen können. Zu den Erfahrungen, die wir mit unserer Arbeit machen, möchten wir uns in der linken Bewegung austauschen und voneinander lernen. Ich denke, dass davon die gesellschaftliche Linke insgesamt profitieren kann.

Ist links für die Jugend das neue grün?

Ich glaube, diese Frage müssen wir nicht ausschließlich auf die Jugend beziehen. Unsere Altersgruppe ist, wie die Älteren, gebeutelt vom ständigen “Weiter so” der etablierten Parteien und dem rückwärtsgewandten, menschenfeindlichen Kurs der Rechten. Viele in unserem Alter suchen dazu eine glaubwürdige alternative Politik, die bedingungslos an ihrer Seite steht. Wir möchten dafür ein Angebot von links schaffen.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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