Interview
Erscheinungsdatum: 12. Januar 2025

„Ein perfekter Sturm, der sich direkt in einem Ballungszentrum abspielt“

Die verheerenden Brände in und um Los Angeles seien durch eine Verkettung von Ereignissen entstanden, die eine „perfekte Grundlage für einen Flächenbrand“ gebildet hätten, sagt der US-Wissenschaftler John Abatzoglou.

Feuerwehreinheiten in Südkalifornien versuchen, die großen Waldbrände in der Umgebung von Los Angeles unter Kontrolle zu bringen. Wie ernst ist die Lage?

Das Schlimme an diesen Bränden ist, dass sie fast ausschließlich dort ausgebrochen sind, wo viele Menschen leben. In letzter Zeit haben wir in Kalifornien schon viel größere Brände erlebt. Diese Brände wüteten jedoch im Wesentlichen bei Windstille. Sie breiteten sich im Allgemeinen bergaufwärts von den Gemeinden weg aus. Die Brände, die wir hier sehen, breiten sich tatsächlich bergab aus, brachen direkt neben den Siedlungen aus und zogen dann direkt durch sie hindurch.

Wie konnte das passieren?

Wir haben es hier mit sehr spezifischen Bedingungen zu tun, die die perfekte Grundlage für einen Flächenbrand bildeten. In der Region gab es einige feuchte Jahre, die das Pflanzenwachstum in der Region verstärkten und so potenzielle Brandlasten schufen. Und dann erlebten wir in der gesamten Region einen wirklich warmen Sommer. In Südkalifornien beginnt es normalerweise im Herbst zu regnen und beendet die Feuersaison. Das war letztes Jahr nicht der Fall, sodass das zusätzliche Brennmaterial extrem trocken ist. Der Sargnagel war ein extrem starker Santa-Ana-Wind, der die Flammen massiv anfachte. Diese Verkettung von Ereignissen führte zu diesem perfekten Sturm, der sich direkt in einem Ballungszentrum abspielt.

Viele Beobachter führen die Katastrophe auf den Klimawandel zurück. Haben sie recht?

Der Klimawandel im weitesten Sinne führt dazu, dass die Brennstoffe trockener werden und die Feuer länger brennen. Und das ist ein Teil dessen, was wir sehen. Es ist also ein Teil der Geschichte. Es gibt auch andere Aspekte, bei denen Studien gezeigt haben, dass wir aufgrund des Klimawandels vielleicht erwarten können, dass diese Santa-Ana-Winde etwas schwächer werden, weil der Temperaturgradient zwischen dem Landesinneren und der Küste etwas abnehmen könnte. Es ist also eine interessante Kombination, wie diese verschiedenen Faktoren durch den Klimawandel verstärkt oder verändert worden sein könnten. Letztendlich wissen wir auch, dass es sich um seltene Ereignisse handelt, die auch früher schon aufgetreten sind. Wir haben in Kalifornien schon seit geraumer Zeit Waldbrände erlebt, wenn auch normalerweise nicht im Januar.

Die Brände haben bereits Tausende Häuser zerstört. Wie können diese Gemeinden in Zukunft geschützt werden?

Es wurde viel interessante Arbeit geleistet, um zu untersuchen, wie Bauvorschriften oder Nachrüstungen die Auswirkungen eines Brandes auf ein Gebäude verringern können. Dadurch können die Gefahren etwas gemildert werden. Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es sich hier um brandgefährdete Gebiete handelt. Das Risiko wird nicht verschwinden. Wir können nur sicherer wiederaufbauen.

Wer wird für den Wiederaufbau bezahlen?

Viele der zerstörten Häuser waren zumindest teilweise versichert. Aber angesichts der steigenden Kosten in diesen Tagen werden diese Auszahlungen wahrscheinlich nicht ausreichen, um die Rechnung zu begleichen. Das schafft Herausforderungen. Einige der betroffenen Gemeinden sind sehr wohlhabend, andere weniger. Am Ende wird die Regierung höchstwahrscheinlich einen Teil der Rechnung übernehmen müssen.

John Abatzoglou ist Professor an der School of Engineering an der University of Califonia in Merced. Dort forscht er über Klima und Wetter – und über die Auswirkungen des Klimawandels auf natürliche Ressourcen.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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