
Wie viel hat die re:publica ’23 noch mit der re:publica ’07 gemein?
Viel – auch wenn wir uns weiterentwickelt haben. Es sind die gleichen Gründer*innen, die gleichen Kernpersonen, die das betreiben; es gibt immer noch die enge Bindung an eine Community. Das, was wir 2007 gestartet haben, war fokussiert auf eine konkrete Zielgruppe, nämlich damals Blogger. Und das hat sich jetzt über verschiedene Iterationen weiterentwickelt. Die Zielgruppe ist nicht mehr so spitz, sondern wir kümmern uns jetzt um die digitale Gesellschaft als Ganze. Das gute Feeling bleibt.
Ich habe auf der Konferenz acht Bundesministerien gezählt, dazu bundeseigene Institute, Stiftungen, Landesvertretung. Droht die re:publica von der Politik vereinnahmt zu werden?
Andersherum wird ein Schuh daraus! Die Politik nutzt unseren Ansatz, über die digitale Gesellschaft zu sprechen. Nicht wir werden instrumentalisiert, sondern Leute, die aus den verschiedensten Hintergründen zu uns kommen, nutzen unsere Plattform, um auf ihre Themen aufmerksam zu machen und nach Leuten für ihre Arbeit zu suchen etc.

Gestern hat zum Beispiel Vizekanzler Robert Habeck sich auf dem Panel für die große Bühne bedankt, die Sie ihm geben. Wer profitiert hier von wem?
Wir sind ein Ort, wo man auf Augenhöhe über Themen diskutieren kann. Das musste dieses Jahr für einen Robert Habeck genauso gelten wie für einen Christian Lindner. Das war für uns ein Balanceakt, den wir hinbekommen haben. Das ist schon mal geil! Dass Leute, auch Politiker, hier ihre Inhalte transportieren wollen, halte ich für völlig legitim. Dafür machen wir diese Veranstaltung. Es geht darum: Wie kriegen wir die Herausforderungen des digitalen Wandels hin; wie bieten wir der Klimakrise dabei Einhalt und dem erodierenden Zusammenhalt in der Gesellschaft. Wir verstehen uns als Ort, wo man über die Möglichkeiten dafür sprechen kann. Von solchen Orten gibt es nicht so viele.
Die re:publica hat an Bedeutung gewonnen, keine Frage. Dennoch: Macht die re:publica sich nicht zumindest ein Stück weit finanziell abhängig von staatlichen Akteuren?
Wir finanzieren die Veranstaltung grob gesagt über drei Säulen: Partner und Sponsoren; öffentliche Institutionen und Teilnehmer*innenbeiträge. Keine der drei Säulen sollte dominieren. Dem wirken wir ganz aktiv entgegen. Durch Corona hat sich die Art und Weise, wie Teilnehmer*innen Tickets für die Veranstaltung buchen, krass verändert.
Und zwar wie?
Wir haben dieses Jahr 60 Prozent weniger Tickets im Early-Bird Zeitraum – bis vier Monate vor dem Event – verkauft. Dadurch fehlte in unserer Liquidität in diesem Jahr ein mittlerer sechsstelliger Betrag. Das machte unsere Planung natürlich sehr schwer. Zum Glück haben wir unsere Verkaufsziele in den letzten Tagen vor der Veranstaltung noch erreicht, aber diese Unsicherheit geht schon an die Substanz. Ich befürchte, das geht fast allen Veranstalter*innen so.
Können Sie sagen, wie sich die Finanzierungsquellen auf die verschiedenen Säulen verteilen? Über welche Summen reden wir?
Die Säulen sind ungefähr gleich groß. Genaue Umsatzzahlen kann ich für dieses Jahr natürlich nicht nennen.
Nach der Diskussion um Linda Zervakis‘ Interview mit Olaf Scholz im vergangenen Jahr wurde auch über die Glaubwürdigkeit einer solchen Veranstaltung diskutiert, weil er sich seine Interviewpartnerin selbst ausgewählt hat. Was haben Sie daraus gelernt?
Dass wir die Interviews mit solchen Personen selber führen.

Als es 2007 angefangen hat, haben Sie sich vorgestellt, dass es irgendwann so kommt, wie es jetzt ist?
Nein, null. Im Gegenteil. Ich war ja damals schon ein bisschen genervt, ob das überhaupt klappen kann als Event. Ich wollte, dass es überhaupt endlich stattfindet. Wie das halt so ist, wir wollen ein neues Event machen und dann hat man zwei, drei Mal den Termin verschoben, weil man noch nicht fertig war oder es hieß: „Wir müssen noch mehr vorbereiten.“ Irgendwann habe ich dann gedrängelt, einfach einen Termin festzulegen – und dazu kam es ja dann! Schon damals bei der ersten Veranstaltung hatten wir zum Beispiel Google und IBM als Sponsoren. Deshalb finde ich die manchmal aufkommende Kritik, wir hätten uns kommerzialisiert, etwas lustig. Ohne Partner, die unsere Veranstaltung re:publica mitfinanzieren, hätte es nicht mal eine erste Ausgabe gegeben.