Der Job ist schwierig, weil Deutschland mit vielen Krisen gleichzeitig kämpft. Und der Job ist heikel, weil Friedrich Merz mindestens in der Vergangenheit manche öffentliche Debatte aus dem Nichts ausgelöst hat. Trotzdem hat sich der SZ-Ressortleiter Stefan Kornelius entschieden, für den Job des Regierungssprechers die Seiten zu wechseln und von München nach Berlin zu kommen. Eine zentrale, noch offene Frage im Personaltableau des neuen Kanzlers ist damit erledigt.
Wochenlang wurde über die in der Hauptstadt besonders wichtige Rolle spekuliert. Immer wieder tauchten neue Namen auf, die hin und her gewogen wurden, um wenig später wieder verworfen zu werden. Auch das Gerücht machte sich breit, Merz habe sich eine Absage nach der anderen eingehandelt. Am Ende wissen das im Zweifel aber nur Merz und die potenziellen Kandidaten. Im Ergebnis kommt ein Mann nach Berlin, dessen Reputation als Journalist unbestritten und außerordentlich groß ist.
Eli, wie ihn die Kollegen in Anlehnung an sein Zeitungskürzel nennen, hat die Welt gesehen. Er war für die SZ in Bonn, in Washington und in Berlin, aber als Außenpolitikchef über viele Jahre auch fast überall unterwegs. Er kennt die USA, er kennt Brüssel und die deutsche Hauptstadt. An inhaltlicher Erfahrung wird es ihm also nicht mangeln. Und das passt erstmal ziemlich perfekt zu dem, was Merz und seiner Regierung bevorsteht: Sie müssen Deutschlands Rolle in der Welt neu definieren – und dafür sorgen, dass Europa im Viereck mit Trump, Putin und China nicht untergeht.
Das dürfte auch der entscheidende Grund dafür sein, dass Kornelius mit knapp sechzig Jahren den Sprung wagt. Ein Sprung, der sich wie einer ins kalte Wasser anfühlen dürfte. Denn als Regierungssprecher geht es halt nicht nur um die große weite Welt, sondern oft auch ums Kleinklein der Haushalts-, Sozial- oder Digitalpolitik. Und Kornelius muss das alles dann auch auf dem manchmal unbequemen Stuhl zu Gast bei der Bundespressekonferenz beherrschen. Hierin dürfte für ihn mit die größte Herausforderung liegen. Als er zuletzt in der Hauptstadt arbeitete, war die Welt noch zwei Jahrzehnte jünger. Und ohne Social Media auch ein ganzes Stück langsamer.
Kornelius ist ein leidenschaftlicher Journalist der alten Schule. Beschreiben was ist, nicht dauernd vor allem die eigene Haltung vor sich hertragen. Und erst recht nicht unentwegt twittern. Er ist ehrgeizig, entschieden, streitbar. Manchmal kann er streng sein und ungeduldig werden. Aber er war als Ressortleiter beliebt, weil er sich um seine Leute kümmerte – und sich im Konflikt auch vor sie stellte. Sein ganzes Wirken gilt der Politik und der Berichterstattung. Das ist sein Leben, wenn er nicht gerade mit seinem Chor singt. Dass die Welt gefährlich wackelt, im Großen wie im Kleinen, dürfte ihn bei der Entscheidung mit angetrieben haben.
Viel Zeit zur Eingewöhnung bleibt Kornelius nicht. Schon nächste Woche, am 6. Mai, steht die Kanzlerwahl auf dem Programm. Und wenn alles gut geht, folgt unmittelbar anschließend die Amtsübergabe. Nur einen Tag später stehen erste Auslandsreisen an. Merz will nach Paris und Warschau. Und es kann als sicher gelten, dass Stefan Kornelius selbstverständlich schon dann mit an Bord sein möchte.