Analyse
Erscheinungsdatum: 15. September 2024

Kanzlerkandidatur: Keine Unterstützung für Söder

Obwohl CSU-Chef Markus Söder nach außen gerne ein anderes Bild zeichnet: In seiner und der Schwester-Partei werden die Stimmen lauter, dass er seine „Kanzlerallüren“ aufgeben und den Weg für CDU-Chef Friedrich Merz freimachen soll.

Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder gerät in seiner eigenen Partei unter zunehmenden Druck, in der Frage der Kanzlerkandidatur den Weg für Friedrich Merz freizumachen. Table.Briefings hat den vergangenen Tagen mit einer Reihe von CSU-Politikern gesprochen, Söder-Kritikern und Söder-Unterstützern, und das Meinungsbild war einhellig: CDU-Chef Merz werde Kanzlerkandidat und Söder müsse seine „Kanzlerallüren“ begraben. Denn nicht nur in der CDU, sondern auch in der CSU selbst gibt es keinerlei öffentliche Unterstützung für einen Kanzlerkandidaten Söder. „Es ruft halt keiner“, sagt einer aus dem Söder-Umfeld. „Söder muss jetzt den geordneten Rückzug antreten“, fordert ein CSU-Vorstandsmitglied.

Zuletzt war Söder stramm in die Gegenrichtung unterwegs.Sowohl auf dem Volksfest Gillamoos als auch in Interviews hatte er seine Kanzlerambitionen neu aufblitzen lassen. Söder habe das Trauma von 2021, als er Armin Laschet den Vortritt lassen musste, noch immer nicht überwunden und damit „seinen Frieden noch nicht gemacht“, heißt es in der CSU. Es gibt deshalb deutliche Signale an Söder, dass er auf massiven Widerstand in der eigenen Partei stoßen werde, falls er wie 2021 den Unionswahlkampf mit ständigen Querschüssen stören sollte. Söder muss dann nach Informationen von Table.Briefings damit rechnen, dass sich nicht nur ehemalige CSU-Größen, sondern auch aktuelle Akteure aus Landes- und Bundespolitik namentlich äußern und gegen ihn positionieren. „Wenn das nochmal passiert, wird es ein Söder-Bashing geben“, prophezeit ein CSU-Vorstandsmitglied.

Auch mit seiner Fundamentalkritik an den Grünen löst Söder zunehmend Irritationen in den eigenen Reihen aus. Zumal dies mit einer strikten Absage an Schwarz-Grün einhergeht. Auch in der CSU hat man aufmerksam registriert, dass CDU-Chef Merz sich vor einigen Tagen dafür ausgesprochen hat, bereits vor der Wahl eine mögliche Zusammenarbeit mit den Grünen auszuloten. CDU-Vize Karin Prien hat die Anti-Grünen-Kampagne der CSU inzwischen auch öffentlich kritisiert: „Irgendwann ist mal gut.“

Zum 30. September hat Söder die Landesgruppe der CSU zu einer Sondersitzung nach München eingeladen. Offiziell gehe es um die Vorbereitung des Wahlkampfs, heißt es. Es könnte aber auch der Moment sein, an dem die CSU einem Kanzlerkandidaten Merz offiziell die Unterstützung versichert.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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