Analyse
Erscheinungsdatum: 28. April 2025

Die andere Seite der Brandmauer: Wie die AfD über ihren Umgang mit der Union streitet

Bei der AfD gibt es Uneinigkeiten über Programmatik, Machtarchitektur und Personal. Die Frage, ob und inwieweit die AfD anschlussfähig für die Union sein sollte, spaltet die Partei.

Die Uneinigkeit der Union darüber, wie sie die AfD behandeln soll, spaltet nicht nur eigene Reihen. Neben Hybris und Selbstbewusstsein haben sich auch bei der AfD Strategie-Streitigkeiten verhärtet. „Transatlantiker“ gegen Putin-Anhänger, eine ehrgeizige Jung-Generation gegen abfällig von ihnen als Sexboomer Bezeichnete, aufstrebende Funktionäre gegen die Bundesspitze: Die AfD ringt darum, einen Weg zur Macht zu finden. Viele Gefechte stehen bevor, Tendenzen zeichnen sich vereinzelt ab.Die AfD müsse daran arbeiten, bis 2029 anschlussfähig für die Union zu sein, darüber sind sich viele einig; manche Stimmen fordern indes einen gegensätzlichen Kurs, damit die AfD auf einer radikalen Linie bleibt. Extremistische Umtriebe nennen auch eher Gemäßigtere kaum als Problem, dabei könnte der AfD bald die erneute Hochstufung durch den Verfassungsschutz bevorstehen. Manche würden gleichwohl gern eine weitere Distanzierung vom neonazistischen Vorfeld wie der Identitären Bewegung sehen, doch eine Mehrheit ist eng mit ihm verwoben, speist daraus oft genug Mitarbeiter.Uneinigkeiten gibt es über Programmatik, Machtarchitektur und Personal. Im Bundes- wie im Fraktionsvorstand identifiziert man einige Funktionäre als abschreckend. „Wir können nicht mehr so stumpf und plump ins Plenum pöbeln wie bisher“, sagte ein Vorstandsmitglied Table.Briefings. „Menschen wie Maximilian Krah sind mir zuwider“, sagt ein Vorstand. Solange „die Krahs“ prominente Rollen einnähmen, sei die Partei der Union nicht vermittelbar. Eine Generation jüngerer, bis nach ganz oben bestvernetzter AfDler mit professionellerer Tonalität erhebt den Anspruch auf mehr Macht, glaubt, mit ihrer Linie in Richtung Regierung zu steuern, obwohl sie nach ganz Rechtsaußen keinerlei Berührungsängste haben.Einige Spitzen-AfDler halten außenpolitische Positionen für das Problem. Sie fordern gerade von ostdeutschen Verbänden, Russland-Romantisierung und Autokraten-Bewunderung abzulegen. „Wenn man die Nato- und EU-Mitgliedschaft immer wieder infrage stellt, wird es mit der CDU nie was“, sagt ein Spitzen-Funktionär. Entsprechende Verbände erheben hohe Machtansprüche aufgrund besonders guter Wahlergebnisse. Diese Machtarchitektur wollen andere nicht mehr akzeptieren, zumal die Ergebnisse auch im Westen zuletzt oft über 20 Prozent lagen.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
Teilen
Kopiert!