CEO.Table – Ausgabe 52

Wirtschaftliche Folgen der AfD-Pläne + CEO-Night der Rüstungsindustrie + Deutschlands Generationenungerechtigkeit

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Executive.Summary

Weidels Deutschland-Plan: Welche wirtschaftlichen Folgen hätte er?

Erdgas und Erdöl aus Russland bringen der deutschen Wirtschaft keine Einsparungen. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, widerspricht im Gespräch mit Table.Briefings entsprechenden Gedankenspielen nicht nur aus geopolitischen, sondern auch aus finanziellen Gründen: Strom aus erneuerbaren Energien sei heute bereits günstiger in der Erzeugung als Strom aus fossilen Brennstoffen. Die aktuell hohen Energiekosten in Deutschland entstünden gerade durch unsere anhaltende Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Ein Zurückfahren der Energiewende würde die Energiekosten daher nicht senken, sondern langfristig sogar erhöhen, so Fratzscher.

Im Bundestag hatte die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel Ende November ihr 12-Punkte-Programm vorgestellt. Die geforderten Änderungen hätten wesentliche Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Ein Schwerpunkt von Weidels Programm liegt auf der Energiepolitik. Weidel erklärte: „Wir müssen Erdgas und Erdöl dort kaufen, wo sie am billigsten sind, und das ist in Russland. Das liegt in unserem nationalen Interesse.“

Die von Weidel ebenfalls geforderte Rückkehr zur Atomkraft, an der auch die CDU grundsätzlich als Option festhält, ist ohne tiefgreifende gesetzliche Änderungen vor allem bei den europäischen Sicherheitsstandards juristisch nicht umsetzbar. Und sie wäre wirtschaftlich kaum rentabel: Während die US-Denkfabrik Radiant Energy Group im November 2024 von 14 Milliarden Euro für sechs AKW ausging und im Mai 2025 von etwa drei Milliarden Euro für die meisten möglichen Standorte, rechnet die LBBW in einer gerade aktualisierten Untersuchung „je Kernkraftwerk vielmehr mit einer Spanne von drei bis sieben Milliarden Euro. Damit kommen wir auf eine mittlere Baukostenschätzung von insgesamt 30 Milliarden Euro oder 0,7 Prozent des deutschen BIP 2024.“

Der Abbau der AKW ist zum Teil weit fortgeschritten. Guido Knott, Chef der Eon-Tochter Preussen Elektra, betonte Mitte November 2025: Bezüglich einer Reaktivierung des Kernkraftwerks Isar 2 sei „die Messe endgültig gelesen“.

Laut Radiant könnten die Kraftwerke Emsland und Grohnde bei entsprechender Gesetzgebung nach gut drei Jahren wieder in Betrieb gehen, der Standort Brokdorf früher. Das DIW geht von einem deutlich anderen Zeitrahmen aus: Realistisch sei ein AKW-Restart erst in den 2030er- oder 2040er-Jahren, sagt Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt, zu Table.Briefings. Mit den notwendigen Investitionen ließen sich stattdessen „Tausende Megawatt Wind- und Solarleistung“ installieren, Netze modernisieren, Engpässe beseitigen und Speicherkapazitäten ausbauen.

Die potenziell reaktivierbaren Kernkraftwerke liefern mit insgesamt 8,1 Gigawatt nur einen kleinen Teil der künftig benötigten Leistung. In Defizitphasen könnten sie lediglich zehn Prozent der benötigten Leistung bereitstellen. Die Stromerstehungskosten für reaktivierte Kernkraftwerke liegen laut LBBW bei durchschnittlich 16,7 Cent pro Kilowattstunde und wären damit zwar günstiger als Gas- oder Wasserstoff-Kraftwerke – aber mehr als doppelt so teuer wie Windkraft Onshore (6,8 ct/kWh) und dreimal so teuer wie Photovoltaik-Freiflächen (5,5 ct/kWh). Das Fraunhofer ISE hat noch deutlichere Unterschiede ermittelt (siehe Grafik).

Auch in der weiteren Verkehrs- und Wirtschaftspolitik setzt Weidel auf eine Rückkehr zu früheren Regelungen. Sie kündigte an: „Wir wollen das Verbrennerverbot und alle Lieferkettengesetze auf nationaler und EU-Ebene abschaffen.“ Während Bundeskanzler Friedrich Merz ebenfalls deutlicher Verfechter des „Aus vom Verbrenner-Aus“ ist und derzeit auf EU-Ebene entsprechende Diskussionen stattfinden, wird das deutsche Lieferkettengesetz aktuell bereits entschärft. So soll unter anderem die Berichtspflicht wegfallen. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz regelt die unternehmerische Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten in globalen Lieferketten. Eine vollständige Abschaffung würde diesen Schutz deutlich schwächen.

Ein Zusammenstreichen der Staatsausgaben und ein Heraushalten des Staats aus Wirtschaft und Privatleben, wie Weidel es in ihrem Deutschland-Plan fordert, hätte konkrete Folgen: Geringere staatliche Ausgaben würden auch geringere Investitionen in die öffentliche Infrastruktur bedeuten. Und damit einen erheblichen Schaden für die Industrie. Allein für Schienenwege, Fernstraßen, den öffentlichen Personennahverkehr sowie die Transformation der Automobilwirtschaft gibt es bis 2030 laut einer neuen Studie von Agora und Dezernat Zukunft einen öffentlichen Finanzbedarf von 390 Milliarden Euro.

In weiteren Analysen in dieser Ausgabe lesen Sie die Auswirkungen einer Abschaffung der CO₂-Bepreisung und des Emissionshandels sowie einer „Politik der geschlossenen Tür“, wie die AfD-Chefin sie mit Blick auf Migration fordert, auf die deutsche Wirtschaft.

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CEO.Analyse

Energieforderungen: Kollision mit EU, Klimaschutz und deutscher Unabhängigkeit

Um den EU-Emissionshandel (ETS) abzuschaffen, müsste Deutschland aus der EU aussteigen – oder aber die EU-Kommission und fast alle anderen EU-Länder überzeugen, das wichtigste und effizienteste Klimaschutzinstrument abzuschaffen. Der ETS ist seit 20 Jahren in der EU gesetzlich verankert und hat mit seinem marktwirtschaftlichen Ansatz (Emissionen über eine Obergrenze sukzessive zu senken und die verbleibenden Emissionsmengen frei handelbar dort zu vermeiden, wo es volkswirtschaftlich am günstigsten ist) großen Erfolg erzielt.

Die Emissionen im ETS 1 für Industrie und Stromwirtschaft sind seit 2005 EU-weit um 51 Prozent gesunken – während die Wirtschaftskraft der EU im gleichen Zeitraum trotz aller Krisen jährlich um durchschnittlich 1,3 Prozent gestiegen ist. Der ETS ist so erfolgreich, dass ähnliche Systeme inzwischen in 36 Staaten etwa 58 Prozent der weltweiten Emissionen abdecken, 22 weitere sind in Planung. Zusammen mit dem ETS 2 für die Bereiche Gebäude und Verkehr werden rund 75 Prozent der EU-Treibhausgasemissionen unter die CO₂-Bepreisung europäischer Emissionshandelssysteme fallen. Der ETS ist die Alternative zu einer fixen CO₂-Steuer, die deutlich starrer gewesen wäre und etwa auf Wirtschaftskrisen nicht wie der ETS hätte reagieren können.

Der ETS ist keine reine Belastung für die Industrie und die Verbraucher, sondern steuert ihr Verhalten beim Verbrauch fossiler Energien – hin zu einer dekarbonisierten Energieversorgung. Im Gegenteil haben energieintensive Industrien durch freie Zuteilungen, niedrige Emissionspreise und höhere Beträge in den Anfangsjahren des ETS zusätzliche hohe zweistellige Milliardengewinne verbucht.

Die Einnahmen Deutschlands aus der Versteigerung der ETS-Zertifikate (2024 rund 5,5 Milliarden Euro) fließen ebenso wie die Einnahmen aus dem nationalen CO₂-Preis (2024 rund 13 Milliarden Euro) in den „Klima- und Transformationsfonds“ (KTF), aus dem Investitionen in den Klimaschutz bezahlt werden. Diese lösen wiederum Wachstum und Beschäftigung aus.

Das „Ende aller Subventionen für Erneuerbare“ ist praktisch nicht umzusetzen. Denn die Fördersätze des EEG für erneuerbare Energien sind auf 20 Jahre angelegt – wer heute davon profitiert, hat ein gesetzliches Recht darauf. Jede Änderung daran würde Schadensersatzklagen in Milliardenhöhe nach sich ziehen. Derzeit fließen etwa 18 Milliarden an EEG-Kosten aus dem Steuertopf in den Aufbau der Erneuerbaren. Die Versteigerung von Offshore-Lizenzen bringt dem Staat inzwischen sogar Milliardensummen in die Kasse.

Die Entwicklung und der Ausbau der Erneuerbaren sind lange durch das EEG von den Stromkunden subventioniert worden. Dagegen steht nun eine ausgereifte Technik, die derzeit mehr als die des deutschen Stroms liefert, die Millionen von Jobs geschaffen hat, die Emissionen massiv gesenkt hat und ein wichtiger Wirtschafts- und Wachstumsfaktor geworden ist. Und die – verglichen mit den fossilen und erst recht nuklearen Energieformen – mittel- und vor allem langfristig deutlich niedrigere Kosten aufweisen. Denn die volkswirtschaftlichen und gesundheitlichen Schäden durch Luftverschmutzung (Kohle, Öl und Gas), durch Umweltschäden und Klimaextreme (Ahr-Hochwasser 2021 mit 33 Milliarden Euro Schäden) und etwa die ungelöste Milliardenfrage der Endlagerung radioaktiver Abfälle fallen bei den Erneuerbaren nicht an. Dazu kommt: Auch der Abbau von Stein- und Braunkohle wurde und wird in Deutschland mit direkten und indirekten Subventionen in Milliardenhöhe unterstützt, ebenso wie Aufbau, Betrieb, Abbau und Entsorgung der Atomkraftwerke.

Wer den ETS grundsätzlich abschaffen und durch kein ähnliches System ersetzen will, kann das nur tun, wenn er die deutschen und europäischen Klimaziele vollständig aufgeben will. Das aber ist rechtlich praktisch unmöglich. Denn die Verpflichtung zum Klimaschutz, die Klimaneutralität bis 2050 (für Deutschland 2045) sind juristisch fest verankert: Alle EU-Staaten haben sich völkerrechtlich verbindlich zum Pariser Abkommen verpflichtet, das unter anderem die Begrenzung der Erwärmung auf „deutlich unter zwei Grad Celsius“ fordert. Daraus gefolgt sind die Gesetze des European Green Deal sowie das deutsche Klimaschutzgesetz. Zusätzlich bindend für den deutschen Gesetzgeber ist der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts von 2021, der den Staat wegen der „intergenerationellen Verantwortung“ verpflichtete, deutlich entschlossener gegen den Klimawandel vorzugehen.

Grundsätzlich gilt: Die Abschaffung der staatlichen Klimapolitik und das Ende aller Maßnahmen etwa zur Bepreisung von Treibhausgasen fordert die AfD aus einem Grund, der sie von allen anderen Parteien des Bundestags unterscheidet: Weil sie die Realität des menschengemachten Klimawandels und der eskalierenden Erdüberhitzung gegen jede wissenschaftliche Evidenz und gegen jede ökonomische Vernunft schlichtweg leugnet.

Zur Forderung, wieder billiges Gas aus Russland zu kaufen: Grundsätzlich haben die EU und Deutschland beschlossen, in 25 beziehungsweise 20 Jahren praktisch vollständig auf den Import von fossilen Brennstoffen zu verzichten. Russisches Gas soll sogar laut EU-Beschluss ab November 2027 nicht mehr importiert werden. Bisher fließen für fossile Brennstoffe jedes Jahr zwischen 200 und 500 Milliarden Euro aus der EU ins Ausland, statt in Europa investiert zu werden. Sich wieder verstärkt auf Gasimporte zu verlegen, wäre nicht nur die Aufgabe der Klimaziele, sondern würde die Abhängigkeit Europas von externen, teils autoritären Kräften verstärken: Russland, die USA, Katar.

Im Blick hat die AfD (und auch einzelne Stimmen in der CDU und der SPD) auch eine Wieder-Inbetriebnahme der teilweise zerstörten und stillgelegten Ostsee-Pipeline Nordstream 2. Das ist nicht so unmöglich, wie es derzeit erscheint: Denn eine der vier Röhren ist noch intakt, die anderen könnten, wenn auch aufwendig, repariert werden. Und einen Konkurs hat die Betreiberfirma im Sommer 2025 durch einen Schuldenschnitt abgewehrt. Nun gibt es Überlegungen, ob ein Trump-naher Investor einsteigen könnte. Das hieße dann: Deutschland macht sich nach AfD-Vorstellungen bei seiner Energieversorgung abhängig von den beiden autoritären Playern, die es in den letzten Jahren am stärksten unter Druck gesetzt und bedroht haben. Mit Lukas Knigge und Malte Kreutzfeldt

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Integration: 64 Prozent der 2015 nach Deutschland geflüchteten Menschen arbeiten

76 Prozent der Männer, die vor zehn Jahren ins Land kamen, haben Arbeit gefunden – aber nur 35 Prozent der Frauen. Das zeigt eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit hat sich auch angeschaut, wie viel sie verdienen und in welchen Branchen sie arbeiten. Das mittlere Einkommen von in Vollzeit beschäftigten Geflüchteten lag 2024 demnach bei 70 Prozent des Medianlohns. Das ist nur knapp über der Schwelle von 66 Prozent, ab der man von Niedriglöhnen spricht.

Männer arbeiten laut Zahlen von 2023 vor allem im Bereich Verkehr und Logistik (24 Prozent), Fertigung (etwa Rohstoffgewinnung und -aufbereitung, 24 Prozent), im Lebensmittel- und Gastgewerbe (16 Prozent) sowie in Gesundheitsberufen (8 Prozent). Frauen fanden sich schwerpunktmäßig in Gesundheitsberufen (26 Prozent), im Handel (19 Prozent) sowie mit jeweils 13 Prozent in sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen sowie in der Reinigung. Dass nicht mehr von ihnen in Arbeit sind, liegt unter anderem an fehlender Kinderbetreuung: Die Beschäftigungsquote von Frauen ohne Kinder lag zuletzt um 19 Prozentpunkte höher als die von Frauen mit mindestens einem Kind unter sechs Jahren.

Laut IAB arbeiteten 61 Prozent der Frauen und 59 Prozent der Männer sieben bis acht Jahre nach ihrer Flucht in sogenannten systemrelevanten Berufen. Zugleich waren den Fachleuten zufolge überdurchschnittlich viele der Menschen in „Engpassberufen“ tätig – 33 Prozent bei den Frauen und 26 Prozent bei den Männern. Allerdings liege auch der Teil der Bürgergeld-Bezieher unter den Geflüchteten von 2015 „weiter deutlich über dem Bevölkerungsdurchschnitt“. Betroffen waren 2023 54 Prozent der Frauen und 26 Prozent der Männer, insgesamt rund 34 Prozent der Menschen zwischen 18 und 64.

Die Autoren des Berichts betonen, dass Lohnhöhe und Beschäftigtenquote auch von dem Ort abhängen, in dem die jeweilige Person lebt: „Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sich Arbeitsmarktlage und Wirtschaftskraft von Region zu Region deutlich unterscheiden.“ Um Verbesserungen zu erreichen, seien Qualifizierungsmaßnahmen, die Anerkennung von Berufsabschlüssen und gezielte Angebote zur beruflichen Weiterbildung die zentralen Punkte.

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AfD-Rentenkonzept: Diese Kosten würden entstehen

Das Rentenkonzept der AfD verspricht ein Rentenniveau von 70 Prozent des letzten Nettogehalts – ohne ausreichend zu erklären, wie das bezahlt werden soll. Die Partei orientiert sich dabei am österreichischen System, wo die Rentenausgaben bei rund 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen. Deutschland liegt bei etwa zehn Prozent. „Die AfD schreibt selbst ‚langfristig’ und vermeidet genaue Aussagen zu den Kosten“, sagt Johannes Geyer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zu Table.Briefings. Die Differenz zum österreichischen Modell würde allein über 100 Milliarden Euro zusätzliche Ausgaben pro Jahr bedeuten.

Die AfD suggeriert, eine restriktivere Migrationspolitik und härtere Gangart bei Sozialleistungen würde die enormen Mehrkosten finanzieren. „Das ist vielfach widerlegt worden“, stellt Geyer klar. Etwa zeigt eine Analyse des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), dass die finanzpolitischen Vorschläge der AfD zu Mindereinnahmen des Staats von 97 Milliarden Euro führen würden – vor allem durch extreme Steuersenkungspläne – insbesondere für Besserverdienende und Unternehmen. Die Partei nutzt außerdem populäre Forderungen wie die Einzahlung von Abgeordneten in die gesetzliche Rentenversicherung. „Das kann man richtig finden, aber es ist der Wirkung nach nicht mal ein Tropfen“, so Geyer.

Eine Rente ohne Zuwanderung steht bereits heute vor Problemen. „Wenn die Geburtenraten in die Höhe springen würden, wie es der AfD vorschwebt, hätten wir eine Doppelbelastung der Erwerbsbevölkerung“, erklärt der DIW-Ökonom. Die jungen Menschen müssten versorgt und ausgebildet werden, während gleichzeitig die Boomer-Generationen in Rente gehen.

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CEO.News

Security.Table CEO-Night: Mehr Agilität in der Verteidigung

Airbus-Aufsichtsratschef René Obermann fordert ein Umdenken in Deutschland mit Blick auf Verteidigung und Rüstung. So plädiert er etwa für mehr Verantwortung in der Gesellschaft. Bei der Security.Table CEO-Night sagte er: „Jeder sollte einen Dienst tun, Männer und Frauen.“ Dabei pocht er auch auf die Unterstützung der deutschen Wirtschaft. „Es wäre gut, wenn Unternehmerinnen und Top-Manager sich öffentlich dafür aussprechen, dass es ein verpflichtendes einjähriges Engagement, entweder als Zivil- oder als Wehrdienst, geben muss.“ Thema am Abend war auch die generelle Notwendigkeit einer agileren Zusammenarbeit zwischen Industrie und Militär.

Letztere gestaltet sich vor allem für junge Technologiefirmen noch schwierig. Tom Segert, Geschäftsführer des Satellitenherstellers Berlin Space Technologies (BST), kritisierte die gängige Praxis, wonach Rüstungskonzerne (sogenannte Primes) kleinere Firmen an großen Aufträgen teilhaben lassen sollen. „Für Start-ups und KMUs ist es oft schwer, von Primes eingebunden zu werden.“ Segert plädierte stattdessen für eine Orientierung am US-amerikanischen Modell der Space Development Agency, die Aufträge in Tranchen an mehrere Firmen vergebe: „Wer die abarbeitet, kriegt neue Verträge. Wer die nicht abarbeitet, kriegt keine neuen Verträge.“ Das bestehende Vergaberecht schließe kleine Unternehmen strukturell aus, etwa durch finanzielle Sicherungsanforderungen: „Die erste Frage ist: ,Können Sie für ein Projektvolumen von einer Milliarde Euro eine Bankgarantie geben?´ Und damit ist man dann raus.“

BST, 2010 von TU-Absolventen gegründet, stellt Satelliten her und macht derzeit einen Jahresumsatz von 15 Millionen Euro mit rund 80 Mitarbeitern. Im kommenden Jahr will das Unternehmen eine Serienfertigung für bis zu 200 Satelliten jährlich starten. Bundeskanzler Friedrich Merz besuchte BST am 3. Dezember im Rahmen seines Antrittsbesuchs in Berlin gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner.

Thomas Gottschild, Geschäftsführer des Lenkflugkörperherstellers MBDA Deutschland, verteidigte hingegen das bestehende System für die Vergabe von Rüstungsaufträgen. „Vor Wettbewerb haben wir keine Angst“, betonte er und räumte zugleich ein: „Die Hürden sind natürlich hoch. Wir haben Vorteile, weil wir wissen, wie wir damit umgehen müssen – die neuen, jungen Unternehmen vielleicht nicht so sehr.“ Grundsätzlich seien die Ausschreibungen jedoch für alle zugänglich. Die Industrie benötigt vor allem langfristige Verträge, hieß es am Abend. Gleichwohl zeigten die etablierten Unternehmen ein Eigeninteresse an Start-ups, um Innovation zu treiben. Alex Hofmann, Wilhelmine Stenglin, Gabriel Bub

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Berlin baut Ökosystem für Verteidigungstechnologie auf

Vom KI-Start-up bis zum Drohnenhersteller: Berlin will seine wachsende Verteidigungs- und Sicherheitsbranche strategisch ausbauen. Ein neu beschlossenes DefTech-Ökosystem soll zentrale Akteure vernetzen und die Hauptstadt im Wettbewerb um Zukunftstechnologien stärken. Wie genau das aussieht, lesen Sie im Security.Table. Lisa-Martina Klein

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Quality Jobs Roadmap: Kommission will Arbeitnehmer schützen und Wirtschaft beleben

Die EU-Kommission will mit ihrer neuen Quality Jobs Roadmap Arbeitnehmerrechte stärken und die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen erhöhen. Angemessene Löhne, hochwertige Arbeitsplätze und Schutz vor Ausbeutung durch Subunternehmen sollen Beschäftigte entlasten und die Produktivität steigern. Gleichzeitig sollen Arbeitnehmer und Arbeitgeber besser auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz vorbereitet werden. Die Roadmap bildet die Grundlage für den für Ende 2026 geplanten Quality Jobs Act, zu dem bis zum 29. Januar die erste Konsultation läuft. Ziel ist es, die Arbeitswelt fit für globale Krisen, steigende Lebenshaltungskosten und technologische Veränderungen zu machen. Mehr dazu lesen Sie im Europe.Table. Marion Bergermann

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Elektromobilität in Afrika: Wie ostafrikanische Staaten zum Vorreiter wurden

Ostafrikanische Staaten wie Äthiopien, Kenia, Ruanda, Tansania und Uganda übernehmen eine Vorreiterrolle in der Elektromobilität auf dem afrikanischen Kontinent. Durch Maßnahmen wie Importverbote für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, den Ausbau von Ladeinfrastruktur und Batteriewechselstationen sowie Förderprogramme entlang der gesamten Wertschöpfungskette wollen sie den Anteil emissionsfreier Fahrzeuge deutlich steigern. Die Länder nutzen zudem Potenziale für erneuerbare Energien und strategisch wichtige Rohstoffe, um den Übergang zu einer nachhaltigen Mobilität zu unterstützen. Mehr dazu lesen Sie im Climate.Table. Kai Schöneberg

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Duale Ausbildung: Wo Unternehmen Reformbedarf sehen

Was in den Berufsschulen vermittelt wird, ist im Betrieb häufig unnütz. Auch die Prüfungsvorgaben seien veraltet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage, die im Auftrag der IHK Berlin durchgeführt wurde. Warum das Erfolgsmodell duale Ausbildung ein Update benötigt, lesen Sie im Bildung.Table. Kirstin von Elm

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CEO.Presseschau

Reuters

Deutsche Industrieaufträge steigen im Oktober stärker als erwartet

Die deutschen Industrieaufträge stiegen im Oktober saison- und kalenderbereinigt um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat und übertrafen damit die Analystenprognosen von 0,4 Prozent. Der Zuwachs wurde jedoch maßgeblich von Großaufträgen getragen. Ohne diese lag der Anstieg bei 0,5 Prozent. Zudem wurde der Wert für September von 1,1 Prozent auf 2,0 Prozent nach oben korrigiert.
manager magazin

RAG-Stiftung: Wie ein Old-Boys-Netzwerk das Ruhrgebiet aufmischt

Im Ruhrgebiet soll die Start-up-Offensive „Bryck Startup Alliance“ für Aufschwung sorgen. Industrie, Universitäten und die RAG-Stiftung wollen so 1000 Deeptech-Firmen ansiedeln, 50.000 Arbeitsplätze schaffen und neun Milliarden Euro Kapital anlocken. Der Ex-Manager Gisbert Rühl soll als Chef des Beirats und exzellent vernetzter Investor Kapitalgeber gewinnen. Die Initiative gilt als historischer Schulterschluss.
FAZ

Trumpf-Chefin will Ostermontag als Feiertag streichen

Nicola Leibinger-Kammüller schlägt vor, den Ostermontag als Feiertag zu streichen, um Industriearbeitsplätze zu sichern. Sie kritisiert die im internationalen Vergleich hohe Zahl an Feier- und Krankheitstagen in Deutschland. Ähnliche Vorschläge gab es bereits von Ökonomen, während Studien keine klaren wirtschaftlichen Effekte belegen und eine Mehrheit der Bürger laut Umfragen dagegen ist.
Spiegel Online

Wirtschaft: BDI-Präsident Peter Leibinger sieht Wirtschaftsstandort Deutschland »im freien Fall«

BDI-Präsident Peter Leibinger bezeichnet die Lage des Wirtschaftsstandorts Deutschland als „historisch tiefste Krise" und „im freien Fall". Die Industrieproduktion schrumpfe das vierte Jahr in Folge, was er als strukturellen Abstieg wertet. Er fordert von der Bundesregierung eine wirtschaftspolitische Wende mit Priorität für Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit sowie einen konsequenten Bürokratieabbau.
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CEO.Personnel

Handelsblatt

Volkswagen: VW-Konzern ordnet die Führung seiner Finanzsparte neu

Christian Dahlheim, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Financial Services (VWFS), verlässt den Konzern zum Jahresende und wechselt zum Partnerunternehmen Pon. Nachfolger wird der bisherige Vertriebsvorstand Anthony Bandmann. Eine wesentliche Herausforderung für ihn ist die Sanierung der defizitären Autovermietung Europcar.
manager magazin

Sonja Marten: DZ Bank bekommt erstmals eine Chefvolkswirtin

Sonja Marten wird zum 1. Januar 2026 die erste Chefvolkswirtin der DZ Bank. Sie tritt die Nachfolge von Michael Holstein an, der auf eigenen Wunsch in seine vorherige Position zurückkehrt. Marten war zuvor fünf Jahre lang Leiterin der Gruppe Devisen und Geldpolitik im DZ Bank Research und soll künftig die makroökonomischen sowie Kapitalmarktprognosen verantworten und vertreten.
MDR.DE

Jenoptik: Auch Aufsichtsratschef Wierlacher kündigt Rückzug an

Bei der Jenoptik AG kommt es zu weiteren Führungswechseln. Nach dem angekündigten Weggang von Vorstandschef Stefan Traeger legt nun auch Aufsichtsratschef Matthias Wierlacher sein Mandat zum 29. Dezember nieder. Traegers Abschied soll mit enttäuschenden Geschäftszahlen und strategischen Zweifeln zusammenhängen. Der Aufsichtsrat will zeitnah einen Nachfolger für Wierlacher bestimmen.
manager magazin

Mahle: Vorständin Jumana Al-Sibai verlässt den Autozulieferer

Jumana Al-Sibai, Vorständin für den wichtigen Bereich Thermomanagement beim Autozulieferer Mahle, verlässt das Unternehmen zum 1. Januar 2026 in gegenseitigem Einvernehmen. Al-Sibai war seit 2021 im Vorstand. Ihr Nachfolger wird Martin Wellhöffer, der seit über 20 Jahren im Unternehmen ist und zuletzt als COO des Geschäftsbereichs „Thermal and Fluid Systems“ tätig war.
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CEO.Finance

Deutschlands Generationenungerechtigkeit

Eine Gruppe von jungen Abgeordneten der Union hielt den Vorschlag der Regierung zur Sicherung der zukünftigen Renten für „nicht enkelfähig“. Junge SPD-Abgeordnete wollten hingegen nicht zulassen, dass das Thema Rente als Generationenkonflikt „inszeniert“ wird. Kanzler Friedrich Merz hat angemerkt, dass man mit einem Unterbietungswettbewerb bei den Renten keine Wahl gewinnen könne. Am Ende hat das Paket im Bundestag die Mehrheit gewonnen.

Das gesetzliche Rentensystem wurde 1957 umlagefinanziert als „Generationenvertrag“ nach dem Solidarprinzip geschaffen. Damals kamen 16 Menschen über 65 auf 100 Erwerbstätige. Da die Babyboomer weniger Kinder als ihre Eltern haben und die Lebenserwartung gestiegen ist, sind die Lasten für die Jungen gewachsen. Heute kommen 37 Menschen über 65 auf 100 Erwerbstätige.

Entsprechend ist der Beitragssatz für die gesetzliche Rentenversicherung von 14 Prozent des Bruttogehalts auf derzeit 18,6 Prozent gestiegen. Aus dem Bundeshaushalt werden mehr als 120 Milliarden Euro zur gesetzlichen Rentenversicherung zugeschossen.

Seit 2008 hat die dauerhafte Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank nicht nur die Konjunktur befeuert, sondern auch eine deutliche Ausweitung der Erwerbstätigen und der Beitragszahler bewirkt. Der Beitragssatz konnte sogar gesenkt werden. Die niedrigen Zinsen haben aber auch die Immobilienpreise nach oben getrieben, sodass die – meist älteren – Immobilienbesitzer reicher geworden sind. Für viele junge Menschen ist das Eigenheim hingegen zu teuer geworden. Sozialer Aufstieg durch Vermögensbildung wurde erschwert.

Im Windschatten der Immobilienpreise haben die Mieten angezogen. Mehr bei der Neuvermietung, was insbesondere junge Menschen trifft, die einen Haushalt gründen. Menschen, die schon länger zur Miete wohnen, wurden durch Mietpreisbremsen geschützt.

Doch die größte Last für die kommende Generation ist die Abkehr von den Grundprinzipien der Marktwirtschaft. Währungsstabilität, Wettbewerb, Vertragsfreiheit, Haftung und die Konstanz der Wirtschaftspolitik wurden zunehmend außer Kraft gesetzt.

Mit wachsender Regulierung sowie einer hohen Steuer- und Abgabenlast hat der Staat die private wirtschaftliche Aktivität verdrängt, sodass die Wirtschaft nicht mehr wächst. Wachsende Sozialausgaben sind auf Kosten der Infrastruktur und Verteidigungsfähigkeit gegangen. Den Jungen bleibt eine steigende Schuldenlast.

Nach dem Soziologen Gary Becker richten Menschen ihr Wahlverhalten an ihrem persönlichen Nutzen aus. Bei einem wachsenden Übergewicht der Alten wächst die Gefahr, dass Generationenungerechtigkeit die Generationengerechtigkeit verdrängt.

Zwar profitieren die Jungen noch von kostenloser Bildung und weniger Wettbewerb beim Berufsaufstieg. Doch die schwierige wirtschaftliche Lage trübt die Perspektiven am Arbeitsmarkt zunehmend ein.

Die Lebensleistung der Babyboomer muss gewürdigt werden. Jedem sei eine gute Rente vergönnt. Doch nur mit einer Rückkehr zu mehr Marktwirtschaft und Wachstum kann sowohl der Wohlstand der Älteren als auch der Wohlstand der Jüngeren gesichert werden.

Gunther Schnabl ist Professor für Volkswirtschaftslehre und Direktor des Thinktanks Flossbach von Storch Research Institute. In seiner Kolumne beleuchtet er regelmäßig Themen rund um die internationalen Finanzmärkte.

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CEO.Picks

Integrierte Lösungen erfolgreich verkaufen: Drei Erfolgsfaktoren

Um ihre Wettbewerbsposition zu stärken, erweitern viele Industrieunternehmen ihr Angebotsportfolio. Sie bieten Kunden nicht nur Produkte, sondern umfassende Lösungen an, bei denen Hardware, Software und innovative Services miteinander verbunden werden. Aus strategischer Perspektive erscheint dieser Schritt sinnvoll. Allerdings werden oft die intern notwendigen Umstellungen zur Vermarktung dieser Lösung unterschätzt. Im Rahmen einer Fallstudie hat das BTM Center drei kritische Erfolgsfaktoren identifiziert:

  • Erstens bedarf es besonderer Anstrengungen, Vertriebsmitarbeiter mit den neuen Angeboten vertraut zu machen. Oft stehen sie ihnen mit Skepsis gegenüber, gerade auch, weil sie Kunden gegenüber nicht das Gesicht verlieren möchten, falls sie Fragen nicht beantworten können. Um Vertriebsmitarbeiter zu motivieren, sich auf neues Terrain zu wagen, muss ihnen die psychologische Sicherheit gegeben werden, Fehler machen zu können.

  • Zweitens ist eine forcierte Verbreiterung des Kompetenzprofils gerade auf Leitungsebene wichtig, denn im Kundenkontakt braucht es Verantwortliche, die sowohl ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen des Kunden und seiner Industrie als auch einen fundierten Überblick über mögliche technische und kommerzielle Lösungen haben.

  • Drittens erfordert die Vermarktung komplexer Lösungen ein Aufbrechen traditioneller Organisationsformen. Während im klassischen Produktgeschäft Vertrieb und Produktion meist getrennt agieren, sind die Aufgaben rund um die Entwicklung, Vermarktung und Umsetzung einer integrierten Lösung beim Kunden eng verzahnt.

Damit Verantwortliche vertrauensvoll zusammenarbeiten können, dürfen sie nicht durch starre Silos getrennt sein, sondern müssen sich als ein gemeinsames Team verstehen.

Der Pick stammt von Olaf Plötner und Bianca Schmitz, als Fakultätsmitglieder der ESMT Berlin sind beide in leitender Funktion beim Center „Bringing Technology to Market“ (BTM) tätig. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.

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