Table.Briefing: Research

Staatssekretär hadert mit BMBF-Tempo + Kritik an Initiative gegen Machtmissbrauch + Forscher müssen künftig Arbeitszeit erfassen

Liebe Leserin, lieber Leser,

er spricht lieber von Herausforderungen als von Baustellen. Doch diese nehme das Forschungsministerium an, sagt uns Mario Brandenburg im Interview. Weil man nach vielen Jahren CDU-Regierung nicht einfach alles übernehmen und nahtlos weitermachen könne, dauere Manches eben ein wenig länger.

Auch er selbst wünsche sich manchmal, dass Prozesse für mehr Transfer schneller gingen (Dati, Sprind), doch ein stärkeres zentrales Gremium beim Kanzleramt brauche es dafür nicht, erklärt der Parlamentarische Staatssekretär. Es fehle in Deutschland nicht an Gremien mit Expertinnen und Experten, die das Problem erkennen. “In diesem Land mangelt es an der Umsetzung.” Genau deshalb gebe es in der Zukunftsstrategie den Gedanken der Teams auf Arbeitsebene.

Mit der Wuppertaler Erklärung hat sich die Debatte um Machtmissbrauch in der Wissenschaft verstärkt. Aktuell werden ihre elf formulierten Grundsätze stark kritisiert. “Die Wuppertaler Erklärung scheint so geschrieben zu sein, dass sie eher Leitungspersonal schützen soll”, sagt uns etwa Geraldine Rauch, Präsidentin der TU Berlin. Es sei zwar richtig, dass Machtmissbrauch theoretisch in alle Richtungen passieren kann. “Aber es ist natürlich viel schwieriger, sich dagegen zu wehren, wenn man in einem Abhängigkeitsverhältnis von unten nach oben ist.” Anne Brüning hat die Details.

Ina Czyborra (SPD) wird Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung in Berlin. Czyborra war 2021 maßgeblich an der Neufassung des Berliner Hochschulgesetzes und der Formulierung des Paragrafen 110 beteiligt. Dieser fordert von den Hochschulen Anschlusszusagen für Postdocs auf Haushaltsstellen ein. Markus Weisskopf berichtet.

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Ihre
Nicola Kuhrt
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Analyse

Mario Brandenburg: “Es fehlt nicht an Gremien, es mangelt an Umsetzung”

Mario Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF.

In einer Civey-Umfrage für Table.Media erklärten über 70 Prozent der Befragten, dass sie Deutschland nicht als führende Forschungsnation wahrnehmen. Wie besorgniserregend ist das für das Ministerium und für Sie als Staatssekretär? 

Besorgnis wäre absolut der falsche Ansatzpunkt. Aber wenn es Fehlentwicklungen gibt, müssen wir versuchen, gegenzusteuern. Deutschland ist mit Sicherheit ein interessanter Forschungsstandort. Aber natürlich gibt es einige Herausforderungen. Das müssen wir uns anschauen und wir wollen mit Sicherheit auch nicht, dass dieser Eindruck bleibt. 

In der letzten Legislaturperiode war das Thema Wissenschaftskommunikation relativ weit oben auf der Prioritätenliste angesiedelt. Es macht aktuell den Eindruck, dass es ein wenig nach unten gerutscht ist. Man hört auch von der #FactoryWisskomm relativ wenig. Sind denn konkrete Maßnahmen geplant?  

Ich teile den Eindruck nicht, dass Wissenschaftskommunikation an Priorität verloren hat. Man muss die in der #FactoryWisskomm erarbeiteten Empfehlungen jetzt in die Umsetzung bringen und daran arbeiten viele Akteure engagiert.  

Derzeit hört man nicht nur wenig von der Umsetzung der Wissenschaftskommunikation in die Projektförderung, auch die Umsetzung der Zukunftsstrategie oder die Dati (Deutsche Agentur für Transfer und Innovation) lassen auf sich warten. Sind das zu viele Baustellen für ein Ministerium?  

Zunächst würde ich nicht von Baustellen, sondern von Herausforderungen sprechen. Und da müssen wir ehrlich sein. Wir haben in unserem Ministerium seit sehr langer Zeit wieder einen Wechsel erlebt. Es wäre doch komisch, wenn eine vollständig andere Leitung mit einer anderen politischen Farbe in einer bisher nicht dagewesenen Gesamtkoalition einfach alles übernehmen und nahtlos weitermachen würde. Und eine Herausforderung, die wir übernommen haben, ist, dass Deutschland mehr Transfer braucht. Die Dati setzt als ein Projekt hier an. 

Bei derart vielen Herausforderungen und der doch deutlichen Kritik aus der Wissenschaftsszene an den Fortschritten des BMBF braucht es aber mehr Tempo.  

Natürlich wünscht man sich manchmal, dass Dinge schneller gehen. Vor allem, wenn man jetzt auch jemand ist, der vielleicht nicht aus dem politischen System kommt und eher zufällig in diese Rolle gekommen ist. Da fragt man sich: Müssen wirklich alle diese Schleifen sein? Man lernt aber sehr schnell, dass es am Ende des Tages genau das benötigt. Weil es einen Unterschied macht, ob ich in einem Wirtschaftsunternehmen Dinge entscheide oder in einem demokratischen Prozess. Wenn dann jedoch zum Schluss ein gutes Ergebnis steht, hat es sich gelohnt.  

Müsste es nicht trotzdem schneller gehen?  

Das ist eben der diametrale Unterschied, etwa zu einer Start-up-Kultur. Dort setzt man auf das Konzept eines MVP (Minimum Viable Product) und dann raus damit. Hier ist das anders. Etwa bei der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation: Wenn man etwas Neues machen will und wirklich Dinge ändern will, kann man das nicht direkt vollständig ausformuliert haben. Und wenn man es dann aber rausgibt, wird es immer jemanden geben, der berechtigt Kritik daran übt, dass noch die ein oder andere Lösung fehlt oder eine Anforderung integriert werden muss. Und daher gibt es diesen Rahmen, diesen Prozess, damit wir uns am klügsten den Zielen nähern.  

Zum Stichwort Zukunftsstrategie: Es gibt Ansätze, seitens der EFI (Expertenkommission Forschung und Innovation) oder auch der Bertelsmann-Stiftung, neben Missions-Teams auch ein starkes zentrales Gremium beim Bundeskanzleramt zu etablieren. Braucht es eine stärkere Steuerung von oben? 

Wir hören uns diese Vorschläge an und nehmen sie ernst. Ich würde dennoch sagen, es fehlt nicht an Gremien mit Expertinnen und Experten, die das Problem erkennen. Wir haben kein Erkenntnisproblem. In diesem Land mangelt es an der Umsetzung. Und die Frage, die man schon beantworten muss: Sind es dann wirklich diese Runden, die umsetzen? Und genau deswegen gibt es in der Zukunftsstrategie den Gedanken der Teams auf der Arbeitsebene. Diese werden dann begleitet von Praktikerinnen und Praktikern aus Wissenschaft, Gesellschaft, Wirtschaft. Wir müssen an die Umsetzung ran – und nicht noch weitere Gremien einsetzen.  

Wenn Sie mehr Umsetzung wollen: Wie ist der Stand in Sachen Freiheitsgesetz für die Sprind? 

Ich kann jeden verstehen, der verlangt, dass hier doch endlich mal ein Ergebnis vorliegen muss. Doch auch hier sind viele Akteure involviert. Deren Ansätze liegen teils unglaublich weit auseinander und somit sind viele Schleifen nötig. Als ureigene Aufgabe empfinde ich, aus diesen ganzen Haltungen etwas zu bauen. Die Weiterentwicklung der Sprind hat höchste Priorität. Das ist die Aufgabe des BMBF, wobei ich natürlich sagen muss, dass ich manches vielleicht persönlich gerne schneller gemacht hätte. Ich glaube an die Sprind und investiere deswegen auch sehr gerne so viel Zeit wie nötig ist. 

Wie beurteilen Sie die Entwicklungen bei der Fraunhofer-Gesellschaft? Als Staatssekretär des BMBF, dessen Ministerin den Vorstand zum Wechsel aufgefordert hat, und gleichzeitig als Mitglied des Fraunhofer-Senats, wo Sie die Null-Kommunikation nach außen verteidigen müssen? 

In dieser Angelegenheit ist die Vorsitzende des Senats die richtige Ansprechperson.  

Die Vorsitzende des Senats spricht aber nicht mit Journalisten.  

Auch dies ist eine Entscheidung der Senatsvorsitzenden. 

Das komplette Interview mit Mario Brandenburg lesen Sie hier.

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Machtmissbrauch: Wuppertaler Erklärung in der Kritik

Das Engagement gegen Machtmissbrauch in der Wissenschaft wird vielfältiger, die Diskussionen kontroverser. Aktuell steht die Wuppertaler Erklärung zur vertrauenswürdigen Wissenschaftsgovernance in der Kritik. Sie wurde Ende März unter Mitwirkung von HRK und DHV veröffentlicht und betont unter anderem, dass Fehlverhalten “von allen Ebenen der Organisationen und in Richtung aller Ebenen ausgehen” kann. Darüber hinaus formuliert sie elf Grundsätze – vom Bedarf beobachterunabhängiger Kriterien für Fehlverhalten über Erwartungsmanagement bis zum Appell an den Grundsatz “in dubio pro reo”.

“Die Wuppertaler Erklärung scheint so geschrieben zu sein, dass sie eher Leitungspersonal schützen soll”, sagt Geraldine Rauch, Präsidentin der TU Berlin, im Gespräch mit Table.Media. Es sei zwar richtig, dass Machtmissbrauch theoretisch in alle Richtungen passieren kann. “Aber es ist natürlich viel schwieriger, sich dagegen zu wehren, wenn man in einem Abhängigkeitsverhältnis von unten nach oben ist. Das sind zwei sehr unterschiedliche Blickwinkel, die man differenzieren sollte.”

Das Problem betrifft vor allem den akademischen Mittelbau

Kritik kommt auch vom Vorstand des Netzwerks gegen Machtmissbrauch in der Wissenschaft, einer Initiative, die seit 2021 auf die Problematik aufmerksam macht und unabhängige Beratung anbietet. Es handele sich um ein “Hochglanzpapier, das Schaden verursacht”, schreiben Heinz G. Fehrenbach, Sophia Hohmann und Jana Lasser in einem Gastbeitrag im Wiarda-Blog. Das Autorenteam wirft die Frage auf, ob es vor allem um Führungskräfte gehe, die aufgrund eines “von der Organisationsleitung instrumentalisierten Vorwurfs von Fehlverhalten” mutmaßliche Täter und Opfer in einer Person seien.

Tatsächlich kamen auf der Tagung in Wuppertal, die der Erklärung vorausging, auch die Probleme von Forschenden in Führungspositionen zur Sprache, die sich als Opfer von Machtmissbrauch sehen. Thematisiert wurde zum Beispiel, dass vor allem Frauen in Führungspositionen einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, des Führungsfehlverhaltens oder Machtmissbrauchs beschuldigt zu werden.

“Es ist unbestritten, dass das Problem im akademischen Mittelbau zahlenmäßig größer ist”, sagt Carola Jungwirth, Professorin für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Governance an der Universität Passau und Mitinitiatorin der Wuppertaler Erklärung. “Ich würde mir dennoch wünschen, dass bei dieser Problematik weniger in den Kategorien ,oben zwangsläufig Täterin/Täter, unten zwangsläufig Opfer’ gedacht wird.” Dazu seien die Situationen zu individuell und zu komplex. “Wichtig ist, dass wir das Thema an den Hochschulen jetzt offen diskutieren.”

Unabhängige Bundeseinrichtung im Stile eines Bundesrechnungshofs gefordert

“Jede Person, die sich Machtmissbrauch ausgesetzt sieht, muss geschützt beziehungsweise unterstützt werden”, erläutert Heinz Fehrenbach vom Vorstand des Netzwerks gegen Machtmissbrauch. “Wir kritisieren ja gerade, dass durch den kursorisch geforderten Grundsatz ,in dubio pro reo’ die Gefahr besteht, dass sich eine des Machtmissbrauchs angeschuldigte Organisationsleitung problemlos ,entschuldigen’ könnte.” Solche Auseinandersetzungen dürften nicht auf Kosten der Schwächsten im System gelöst werden. “Es geht ja insbesondere nicht darum, verschiedene Statusgruppen gegeneinander auszuspielen, sondern anzuerkennen, dass Machtmissbrauch an akademischen Institutionen ein strukturelles Problem ist.”

Dass auch diejenigen, die Machtmissbrauch beobachten, nicht widersprechen oder intervenieren, liege primär an den überaus vielfältigen wechselseitigen Abhängigkeiten innerhalb des weitgehend geschlossenen akademischen Systems. “Einerseits wird dadurch ,Normalität’ von Machtmissbrauch erzeugt, was andererseits dazu führt, dass Betroffene das Geschehen oft nur schwer einordnen können”, sagt Fehrenbach. “Deshalb führt aus unserer Sicht auch kein Weg an einer unabhängigen Bundeseinrichtung im Stile eines Bundesrechnungshofes vorbei, die als Kontroll- und Sanktionsinstanz fungiert. Damit wäre ein großer Schritt in Richtung Problemlösung getan.”

TU-Präsidentin Rauch für Anschlusszusagen und mehr Dauerstellen

TU-Präsidentin Rauch ist es auch wichtig, an den Strukturen anzusetzen. Die “in großen Teilen sehr schwierigen, belastenden Beschäftigungsverhältnisse” des akademischen Mittelbaus ließen sich zum Beispiel im Rahmen der Novelle des WissZeitVG ändern, etwa indem die derzeit diskutierten Anschlusszusagen für Postdocs realisiert werden, die Entfristung in Aussicht stellen. “Mit Blick auf die Abhängigkeitsproblematik ist es wichtig, dass dies in einem transparenten System geschieht.”

An der TU Berlin bemühe sie sich bereits um Verbesserungen im Mittelbau. “Einige Dinge können wir jedoch nicht allein machen. Laufzeiten von Drittmittelverträgen zum Beispiel sind im WissZeitVG geregelt”, sagt Rauch. Das Gesetz sehe vor, Drittmittelbeschäftigte nur für die Projektlaufzeit anzustellen. “Da würde ich mir einen Passus wünschen, der es ermöglicht, für die Projektlaufzeit oder länger einzustellen.”

WissZeitVG: “Das BMBF sollte sich von der Idee des Interessenausgleichs verabschieden”

An das BMBF appelliert Rauch überdies, sich von der Idee zu verabschieden, mit dem WissZeitVG einen Interessenausgleich zu versuchen. “Die Arbeitsbedingungen im wissenschaftlichen Bereich sind völlig inakzeptabel, werden an bestimmten Positionen aber immer noch verteidigt. Dabei sollte es Normalität sein, in einem geregelten Arbeitsverhältnis mit fairen Bedingungen zu arbeiten und nicht in einem permanenten Abhängigkeitsverhältnis kombiniert mit der Angst, im nächsten Jahr keinen Job mehr zu haben.”

Das gesamte Interview mit Geraldine Rauch lesen Sie hier.

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Termine

27. April 2023, 18:00-18.45 Uhr, online
Table.Live-Briefing Wahlduell in der Hochschulrektorenkonferenz: Professor Walter Rosenthal auf dem Prüfstand Anmeldung

3. Mai 2023, 10:00-18:30 Uhr, Alte Münze, Berlin
Festival InnoNation Festival des Bundesverbands der Deutschen Industrie Mehr

3. Mai 2023, 18:00 Uhr, BBAW, Leibniz-Saal, Berlin
Podiumsgespräch, Reihe Geisteswissenschaften im Dialog Freiheit – wovon? wozu? Mehr

9. Mai 2023, 13:15-17:00 Uhr, Europäisches Haus Berlin, Unter den Linden 78, Berlin
Podiumsdiskussion Europa. Kompetenz. Berlin. Was Berliner Hochschulen leisten, um Europa fit für die Zukunft zu machen. Mehr

12.-13. Mai 2023, 18:00 Uhr, ZEISS Innovation Hub@KIT, 76344 Eggenstein-Leopoldshafen
4. DPG Forum Wissens-und Technologietransfer im Dialog Mehr

13. Mai 2023, 18.00-23:59 Uhr, BBAW, Einstein-Saal, Berlin
Salon Sophie Charlotte 2023 der BBAW Aufklärung 2.0 Mehr

News

Wissenschaftsrat fordert bessere Promotionsbedingungen 

Mit Blick auf die Promotionsbedingungen in Deutschland fordert der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Wolfgang Wick, dass trotz hoher Diversifizierung “einheitlich hohe Qualitätsstandards” gewahrt werden müssten. Das sagte Wick im Anschluss an die Frühjahrssitzung seines Gremiums in Leipzig. Dafür seien die Fachgesellschaften und die promotionsberechtigten Einrichtungen verantwortlich. “Wenn wissenschaftliche Einrichtungen Promovierende beschäftigen, dann tragen sie auch Verantwortung für angemessene Beschäftigungsbedingungen und deren Finanzierung”, betonte Wick. Finanzierungsrisiken dürften nicht zulasten der Promovierenden gehen.  

In einem Positionspapier zu den Promotionsbedingungen empfiehlt der Wissenschaftsrat, dass zu Beginn der Promotionsphase in der Regel ein Arbeitsvertrag für drei Jahre geschlossen werden sollte. In diesem seien Zeitbudgets für die Qualifizierung und für weitere Aufgaben zu definieren. Perspektivisch sollte allen Promovierenden eine vertragliche Arbeitszeit angeboten werden, die der erwarteten Arbeits- und Qualifizierungszeit entspricht.

Auf Nachfrage bestätigte die scheidende Vorsitzende des Tertiären Ausschusses Dorothea Wagner, dass eine Qualifizierung innerhalb der Arbeitszeiten erfolgen solle. Zu Kurzbefristungen heißt es, dass diese zur Zwischen- und Abschlussfinanzierung sinnvoll sein könnten. Eine Häufung kurzer Vertragslaufzeiten sei aber nicht akzeptabel. 

 Neuorientierung bei Agrar- und Ernährungswissenschaften 

Neben den Promotionsbedingungen waren auch die Agrar- und Ernährungswissenschaften auf der Frühjahrstagung Thema des Wissenschaftsrats. Das entsprechende Positionspapier wurde von einer internationalen Expertengruppe erarbeitet. Sie entwirft das Bild einer von zukunftsfähigen Agrar- und Ernährungssystemen, die eine sichere und gesunde Versorgung der Weltbevölkerung möglich machen und dabei umwelt- und klimaschonend, wirtschaftlich tragfähig und sozialverträglich sind.

Konkrete Handlungsempfehlungen sollen darauf basierend im Jahr 2024 folgen. Boßerhoff ist Professorin für Biochemie und Molekulare Medizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, und Vorsitzende der Arbeitsgruppe. Sie forderte, die Transformation müsse an allen Stellen mitgedacht werden. Dabei brauche es auch Partizipation und Wissenschaftskommunikation: Transdisziplinäre Forschung wird von den Experten ebenso eingefordert, wie die Nutzung von Reallaboren. mw

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Berlin: Ina Czyborra wird neue Wissenschaftsenatorin 

Am Montagabend wurde offiziell verkündet, was sich bereits abgezeichnet hatte: Ina Czyborra (SPD) wird Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung in Berlin. Sie folgt damit auf Ulrike Gote (Grüne). Czyborra (56) ist seit 2011 Abgeordnete im Berliner Abgeordnetenhaus (AGH).  

Nach dem Abitur studierte Czyborra an der FU Berlin und der Universität Bonn prähistorische Archäologie. 2001 promovierte sie an der FU. Sie ist wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im AGH, seit 2018 stellvertretende Landesvorsitzende der SPD Berlin und gilt dort als gut vernetzt.  

Die neue Senatorin war 2021 maßgeblich an der Neufassung des Berliner Hochschulgesetzes und der Formulierung des Paragrafen 110 beteiligt. Dieser fordert von den Hochschulen Anschlusszusagen für Postdocs auf Haushaltsstellen ein. Czyborra betonte damals, sie wolle “angemessene Arbeitsbedingungen für Promovierende und im Wissenschaftsmanagement sichern”

Zentrale Einheit für Entrepreneurship geplant

In den jetzigen Koalitionsverhandlungen mit der CDU musste die SPD allerdings der weiteren Aussetzung des Paragrafen 110 bis zum Jahr 2025 zustimmen. Die damals in der Opposition befindliche CDU hat gemeinsam mit der FDP ein Normenkontrollverfahren gegen das Gesetz auf den Weg gebracht.

Das dazu erwartete Urteil des Berliner Verfassungsgerichts sowie die derzeit vom BMBF vorbereitete Novelle des WissZeitVG sollen nun abgewartet werden. Dann soll der Passus gegebenenfalls neu gefasst werden. Vor diesem Hintergrund darf man gespannt sein, wie sich Czyborra in die aktuelle Diskussion rund um das WissZeitVG einbringen wird.  

Immerhin kann sie den Berliner Hochschulen bereits einen Aufwuchs der jährlichen Zuwendungen von bisher 3,5 auf dann 5 Prozent mitbringen. Auch Zusagen für die dringend notwendigen Baumaßnahmen hat sie laut eigener Aussage bereits im Gepäck. 

Weiteres wichtiges Thema dürfte neben der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Wissenschaft auch der Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft sein. Ziel ist hier die Gründung einer zentralen “Entrepreneurship Education- und Incubation-Einheit” für alle Berliner Hochschulen. Genaueres verrät der Koalitionsvertrag noch nicht. mw

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Arbeitszeiterfassung: Ausnahmen nur über tarifliche Vereinbarungen

Der Referentenentwurf des BMAS zur Änderung des Arbeitszeitgesetzes sorgt für Diskussionen: Auslöser ist die enthaltene Pflicht für alle Arbeitgeber, die tägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer aufzuzeichnen. Abgesehen von den Professoren (meist verbeamtet) gilt dies auch für den Wissenschaftsbetrieb. Künftig müssten demnach alle angestellten Wissenschaftler ihre Arbeitszeit erfassen. 

Eine Ausnahme kann es für Arbeitnehmer geben, bei denen “die gesamte Arbeitszeit wegen der besonderen Merkmale der ausgeübten Tätigkeit nicht gemessen oder nicht im Voraus festgelegt wird oder von den Arbeitnehmern selbst festgelegt werden kann”.

In einer Erläuterung zum Referentenentwurf wird aber klar, dass diese Regelung im geplanten § 16 Absatz 7 Nummer 3 ArbZG nur bei “Führungskräften, herausgehobenen Experten oder Wissenschaftlern” zum Tragen kommt. Dabei sind Experten der Ansicht, dass sich das “herausgehoben” auch auf die Wissenschaftler bezieht. Und: Eine Ausnahme muss in einem Tarifvertrag oder aufgrund eines Tarifvertrags in einer Betriebs- oder Dienstvereinbarung vereinbart werden. 

Ausnahmen sind eng gefasst 

Das bedeutet: 

  • Doktoranden und Postdocs sowie sonstige Angestellte müssten in Zukunft in jedem Fall ihre Arbeitszeit erfassen. Bei Doktoranden stellt sich dann natürlich die Frage, ob die Erbringung der Qualifikation, also die Arbeit an der Promotion selbst, in die Arbeitszeit fällt oder nicht. Hier hat am Montag der Wissenschaftsrat klar Stellung bezogen. Die im Arbeitsvertrag festgehaltene Arbeitszeit sollte auch die Zeit für die Qualifikation umfassen, sagte die ehemalige Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Dorothea Wagner, in der Pressekonferenz auf Nachfrage. Bei den außeruniversitären Einrichtungen ist es schon jetzt üblich, die vereinbarte Arbeitszeit für die Promotion zu nutzen, bei den Hochschulen bisher eher nicht. 
  • Um Ausnahmen für leitende, angestellte Wissenschaftler zu erwirken, die nicht verbeamtet sind, müssten die Wissenschaftsorganisationen und Hochschulen mit den Tarifpartnern verhandeln. Insbesondere für die Außeruniversitären ist dieser Punkt heikel. Bisher schließen sie keine Tarifverträge ab, sondern orientieren sich lediglich am TVöD. 

Andreas Keller von der GEW kündigte an, dass seine Gewerkschaft keiner per se-Ausnahme für die Wissenschaft zustimmen werde. Wenn das Gesetz kommt, müssten sich auch die außeruniversitären Forschungseinrichtungen an das Arbeitszeitgesetz halten oder das Gespräch mit den Gewerkschaften suchen. mw

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Günther im Table.Live Briefing: Hochschulen proaktiver machen

Ihm sei daran gelegen, die Wahrnehmung von Hochschulen im öffentlichen Bereich noch weiter zu verbessern, sagte Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, am Mittwoch im Table.Live-Briefing. Die Research.Table-Redaktion hatte den Kandidaten für das Präsidentenamt der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) eingeladen, sich und seine Ziele vorzustellen.

Es reize ihn sehr, das Amt des HRK-Präsidenten zu übernehmen, sagte Günther. Er wolle sich dafür nicht nur mit seinen 30 Jahren Erfahrung als Professor einbringen, sondern auch mit seinen Kenntnissen im Transferbereich und mit seinen Kontakten in die Politik.

Eine proaktivere Rolle für die HRK

Eines seiner Ziele sei, die Kommunikation noch weiter zu verbessern. Es gehe darum, Politik und Gesellschaft zu vermitteln, “was Hochschulen heute tun und warum sie essenziell für das Gemeinwohl der heutigen und der kommenden Generationen sind”. Für die HRK wünscht er sich in Zukunft eine proaktivere Rolle. Sie müsse in der Lage sein, zu aktuellen Themen zügig “knackige Arbeitspapiere” zu erarbeiten. Auf der Agenda sieht er zudem mehr Engagement gegen Machtmissbrauch, Beschleunigung der Digitalisierung und die Schaffung von Planungssicherheit für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

Wahl am 9. Mai in Trier

Die Wahl des HRK-Präsidenten ist am 9. Mai bei der Mitgliederversammlung in Trier. Bis April stand Peter-André Alt der HRK vor. Er hat sein Amt Ende März vorzeitig aufgegeben, um die Verantwortung für den Aufbau einer neuen Wissenschaftsstiftung zu übernehmen. Seither führt Bernd Scholz-Reiter, HRK-Vizepräsident für Internationale Angelegenheiten und ehemaliger Rektor der Universität Bremen, die Geschäfte.

Der zweite Kandidat, Walter Rosenthal, Präsident der Universität Jena und ebenfalls HRK-Vize, steht am Donnerstag, 27. April, um 18 Uhr in einem weiteren Table.Live-Briefing Rede und Antwort (Anmeldung hier). Die Aufzeichnung des Gesprächs mit Oliver Günther finden Sie hier. abg

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Presseschau

Interesting Engineering – Berkeley researcher deploys robots and AI to increase pace of research by 100 times. Im A-Lab am Lawrence Berkeley National Laboratory in Kalifornien erledigen Roboter die Materialforschungsarbeit und Künstliche Intelligenz trifft die Routineentscheidungen. Auf diese Weise läuft die Entwicklung neuartiger Materialien für die Herstellung von Solar- oder Brennstoffzellen hundertmal schneller ab als bisher. Mehr

New Yorker – There Is No A.I. Der US-Informatiker und VR-Erfinder Jaron Lanier warnt davor, Künstliche Intelligenz zu mythologisieren und erklärt, warum sie nicht wirklich intelligent ist. Er plädiert dafür, sie als Werkzeug und als innovative Form sozialer Zusammenarbeit zu betrachten und nicht als Lebewesen. Mehr

FAZ – Haben wir die Pandemie überwunden? Im Interview erläutert der Immunologe Leif Erik Sander von der Charité Berlin, dass junge, gesunde Menschen, die mehrfach geimpft sind und zudem vielleicht auch schon infiziert waren, kaum noch ein Risiko für einen schweren Corona-Verlauf haben. Mehr  

THE – Our investment template could turn the UK into a spin-out superpower. Über die Verbesserungsmöglichkeiten der Ausgründungskultur britischer Universitäten schreiben Diarmuid O’Brien von Cambridge Enterprise und Maina Bhaman von Sofinnova Partners. Sie stellen das University Spin-Out Investment Template (USIT) vor, das die sechs führenden Technologietransferstellen in UK zusammen mit Risikokapitalgebern geschaffen haben. Mehr

Standpunkt

Kein “weiter so” in der Innovationspolitik

Von Volker M. Banholzer
Volker M. Banholzer ist Professor an der Technischen Hochschule Nürnberg und leitet den Forschungsschwerpunkt Innovationskommunikation.  

“Deutschland ist Innovationsland.” Mit dieser Feststellung in ihrem Koalitionsvertrag sowie dem Versprechen für einen Aufbruch in ein Innovationsjahrzehnt und die Stärkung von Innovationsökosystemen ist die Bundesregierung aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP im Dezember 2021 gestartet. Nach 15 Monaten geben erste Maßnahmen oder die Digitalstrategie aus dem BMVD, die Start-up-Strategie des BMWK und die BMBF-Zukunftsstrategie einen ersten Eindruck über die F&I-Politik der Ampel. Es zeigen sich noch zu lösende Herausforderungen.

Vielleicht eine Kritik auf hohem Niveau, denn die OECD lobt den hohen Anteil von F&E-aktiven Unternehmen in Deutschland, die breite Wissenschaftslandschaft, die Erfolge der Agentur für Sprunginnovationen (Sprind) und den Anstoß für die Dati. Allerdings mischen sich in viele Aspekte mehr oder minder gravierende “Aber”. Diese betreffen drei noch unzureichend erfolgte Abschiede: den Abschied von kurzfristigem Denken, den Abschied vom Denken in Silos und den Abschied vom Fokus auf Etabliertes. Ein “weiter so” auf tradierten Pfaden ist trotz Polykrise eine schlechte Option. Konkret bedeutet dies: 

Mehr Langfristigkeit wagen 

Die Koalition spricht zwar von einem Innovationsjahrzehnt, aber anders als die Politik zum Beispiel in den skandinavischen Staaten fehlen konsequente holistische Ansätze. Es fehlen die Orientierung an und in systemischen Zusammenhängen und das Denken in Innovationsökosystemen, die neben dem Fokus auf Innovation als kurzfristigen Wettbewerbsfaktor auch konsequent langfristige gesellschaftliche Belange mit in den Blick nehmen.  
 
Auch die OECD vermisst eine übergreifende Strategie in der deutschen F&I-Politik. Der Thinktank “Das Progressive Zentrum” (DPZ) fordert, die Bundesregierung müsse die Dringlichkeit der Innovationsanstrengungen erkennen und Innovation zu einer Supra-Mission der Koalition machen, um gleichzeitig anzuzweifeln, dass ob der Langfristigkeit von Innovations- und Transformationsprozessen die Parteien F&I als Gewinnerthemen für Wahlkämpfe sehen. Und: Die notwendige Missionsorientierung von Innovationspolitik ist zwar von der Bundesregierung erkannt, wird allerdings durch die Koalitionspartner in ihren Zuständigkeitsbereichen eher unterschiedlich interpretiert. Das führt zum nächsten Punkt.  

Mehr Integration wagen 

F&I-Politik in Deutschland ist zu sehr in der traditionellen, strikten Ressortaufteilung gefangen. Es fehlt eine ressortübergreifende Governance-Struktur, weshalb die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) fordert, einen Regierungsausschuss für Innovation und Transformation einzurichten, das DPZ sich eine oder einen Sonderbeauftragten für Innovation im Bundeskanzleramt mit ressortübergreifender Kompetenz oder die Bertelsmann-Stiftung sich eine neue Missionsagentur im Bundeskanzleramt wünscht. Das – wie konkret auch immer – wäre aber nur ein Schritt. Das Silodenken setzt sich in den Debattenkulturen leider fort.  

Missionsorientierung heißt, dass sich Gesellschaften auf Werte, Ziele und Rahmenbedingungen einigen müssen, was einen breiten Diskurs erfordert. Die Debatten bleiben aber zu sehr in Fachgremien verhaftet und erreichen kaum die Öffentlichkeit. Und: Immer noch wird vor dem Hintergrund der Polykrise das Ziel der Technologiesouveränität für Deutschland formuliert. Sinnvoller wäre, sich auf Innovationssouveränität als Ziel zu verständigen. Das schließt gesellschaftliche Dimensionen ein, löst sich von einer reinen Wettbewerbsorientierung und ermöglicht auch, Aspekte von Exnovation – das Ablösen von Technologien, die im Widerspruch zu Missionszielen stehen – im politischen Diskurs zu verankern. 

Mehr Inklusion wagen 

Die aktuelle F&I-Politik übersieht wichtige neue Akteure, sie muss künftig Diversität als Thema ernst nehmen. In Deutschland gründen laut OECD zu wenige Frauen, zu wenige Menschen mit Migrationshintergrund und es bleiben zu wenige ältere Beschäftigte in den Unternehmen oder werden Gründer.  

Die EFI bezeichnet die demografische Alterung als Gefahr für den Erhalt der Innovationsstärke Deutschlands, wenn nicht gegengesteuert wird. Bürokratische Hürden verhindern oft unternehmerische Aktivitäten von Menschen mit Migrationshintergrund. In diesem Zusammenhang lohnt zudem ein Blick auf Internationalität. Forscherinnen und Forscher der Universität Lund haben jüngst herausgearbeitet, dass sich die Ansiedlung internationaler Unternehmen in einer Region branchenunabhängig positiv auf die Entwicklung von Start-ups auswirkt. Verbesserungsbedarf besteht auch in der Beteiligung bei Delegationsreisen. Start-ups und KMU sind bei Auslandsreisen von Ministerinnen und Ministern kaum vertreten, dafür vor allem Großunternehmen, Konzerne und Verbände.  

Start-up-Förderung: Zu kurz, zu kleinteilig 

Beim Thema Ressourcen und Geld kommen die drei Felder zusammen, was sich mit Blick auf die Start-up-Szene illustrieren lässt: 

  • Langfristigkeit: Start-up-Finanzierungen konzentrieren sich auf die Gründungsphase, missachten aber die Phase der Markteinführung von Innovationen. In der Folge überstehen viele Start-ups keine fünf Jahre. 
  • Silodenken: Die Förderung ist zu kleinteilig und bürokratisiert, von der notwendigen Digitalisierung ganz zu schweigen.  
  • Inklusion: Risikobereitschaft oder die Sicherheit von auffangenden Netzwerken im Falle eines Scheiterns hängt in Deutschland direkt von der sozialen Herkunft ab. Finanzielle Aspekte können auch dafür verantwortlich gemacht werden, dass zum Beispiel bei KMU der Fokus auf inkrementellen Verbesserungen und Prozessinnovationen liegt, die vor allem zur Reduktion von Kosten beitragen. Dann fehlen Ressourcen für die Suche nach disruptiven Innovationen

Die Ampelregierung muss die Aufgabe annehmen, trotz Polykrise eine ressortübergreifende F&I-Strategie zu entwickeln und Missionsziele zu konkretisieren. Die Strategie muss langfristig eine deutsche Innovationssouveränität im europäischen Kontext in den Mittelpunkt stellen und dafür Missionen formulieren, denen ein partizipativer Diskurs vorausgegangen ist. Schließlich ist das F&I-System einer der wesentlichen Bausteine zur Bewältigung der anstehenden und laufenden Transformationsaufgaben. 

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Personalien

Jane Bennett ist im Sommersemester 2023 Gastprofessorin an der Bauhaus-Universität Weimar. Die politikwissenschaftliche Theoretikerin hat die Andrew Mellon Professur für Geisteswissenschaften an der Johns Hopkins University in Baltimore, USA, inne.

Kerstin Felser ist neue Wissenschaftliche Leiterin des Multi-University-Campus Düren, einer Kooperation der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) Düren mit der britischen University of Gloucestershire. Felser übernimmt die Leitung des Hochschulstandortes von Volker Wittberg, Prorektor für Forschung & Entwicklung an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM).

Josep M. Garrell wird Präsident der European University Association (EUA) und damit Nachfolger von Michael Murphy. Garrell war bis 2022 Rektor der Ramon Llull Universität in Barcelona, Spanien.

Michael Grünberger wird ab Oktober neuer Präsident der Bucerius Law School und dort auf den Claussen-Simon-Lehrstuhl für Privatrecht und responsive Rechtswissenschaft berufen. Der Rechtswissenschaftler ist derzeit Dekan der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth.

Rafael Lang wird zum 15. Mai Geschäftsführer der Klaus Tschira Stiftung. Der Physiker führt die Geschäfte dann gemeinsam mit Lilian Knobel, die seit November 2022 Geschäftsführerin ist. Lang übernimmt den Förderbereich Forschung, Knobel die Bereiche Bildung und Wissenschaftskommunikation.

Svenja Stepper wird Kanzlerin der FH Dortmund. Zum 1. Juli tritt sie die Nachfolge von Jochen Drescher an.

Franziska Süß übernimmt die stellvertretende Wissenschaftliche Leitung der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) Bamberg.

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Sattelbergers Rigorosum

Alle schwätzen vom Transfer, aber nichts passiert!

“Die Situation in der Europäischen Union ist widersinnig: Trotz herausragender, weltweit anerkannter wissenschaftlicher Leistungen bringt die EU weniger neue Produkte, Dienste und Verfahren hervor als ihre wichtigsten Konkurrenten.” So stand es schon 1995 im Grünbuch zur Innovation der Europäischen Kommission. Und das Paradoxon existiert nach wie vor. Die Studie “European Paradox or Delusion – Are European Science and Economy Out-dated?”  attestierte Europa im Jahr 2017 sogar einen Niedergang seiner Wissenschaftsexzellenz, vor allem bei Zukunftstechnologien. In wichtigen Bereichen mangele es nicht nur am Transfer, sondern bereits an den zugrundeliegenden Erkenntnissen. Seither hat die Innovationsnation Großbritannien die EU verlassen und Deutschland sackt weiter ab, wie diverse Indikatoren zeigen.   

Transfer im Tiefschlaf trotz Disruptionen 

Als Oppositionsabgeordneter habe ich mich in der Zeit von 2017 bis 2021 wiederholt dazu geäußert. In den ersten drei Jahren wurde ich abgebürstet, ich solle doch endlich meine “Manager-Brille” abnehmen. Wissenschaft und Forschung hätten nichts mit Output zu tun. Ein 16 Jahre lang durch die CDU geführtes Ministerium ließ sich nicht bekehren. Die SPD-Kollegen hatten und haben nach wie vor sehr eigenwillige Vorstellungen staatlicher Politik zum Technologietransfer. Die Grünen schwärmten und schwärmen nach wie vor von skandinavisch geprägter Regionalpolitik. Nichts für ein Land, das zehnmal größer ist als Schweden.  

Jetzt, da wir vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges, des Klimawandels und potenzieller Pandemien dringend technologische Souveränität benötigen, ist der Jammer groß. Hightech-Nationen brauchen Standbeine und Spielbeine in der Innovation. Leider stehen wir selbst mit unserem letzten verbliebenen Standbein, dem Maschinen-, Anlagen- und Autobau, mit dem Rücken zur Wand. Und nach wie vor haben wir – wie im Tiefschlaf – weder ein Sprind-Freiheitsgesetz noch eine Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (Dati). 

Ursache 1: Erkenntnis zählt viel, Verwertung kaum 

Die Freiheit von Forschung und Lehre wird gegen das Verwertungsinteresse der Wirtschaft immer noch wie eine Monstranz vor sich hergetragen. Natürlich hat uns die Zeit des Nationalsozialismus bitter gelehrt, dass es diese Freiheit braucht. Doch Verantwortung ist der Zwilling der Freiheit. Wissenschaft und Forschung tragen in vielen Innovationsnationen signifikant zu Lösungen großer gesellschaftlicher Herausforderungen bei und befruchten die Wirtschaft. Das bedeutet Wohlstand und Perspektiven für die Menschen. Und daran müssen sich Wissenschaft und Forschung messen lassen und Rechenschaft ablegen. Innovating Innovation: Fordernde Transferziele basierend auf einer klugen Transfer-Indikatorik zuallererst für die sogenannten Fetten Katzen, aber auch für die Hochschulen, sind überfällig. 

Ursache 2: Fette Katzen sonnen sich in alten Strukturen 

Max Planck macht die Grundlagenforschung, Helmholtz die Großforschungseinrichtungen, Leibniz mehr oder weniger die Sozial- und Geisteswissenschaften und Fraunhofer die Anwendung. Diese Dogmen sollen die außeruniversitäre Forschung vor Transferdebatten schonen. Dabei ist längst klar, dass sich die sogenannte reine Forschung mit der anwendungsorientierten Forschung verzahnt. Innovationsökosysteme überlagern etablierte Forschungsstrukturen. Innovating Innovation: Die Strukturen unserer Wissenschaftslandschaft bedürfen einer Systemrevision, die auch tradierte Strukturen infrage stellen darf  

Ursache 3: Berufsbeamtentum ohne Wettbewerb  

“Academics became government employees with neither the pressure of private incentives, nor the competition from private universities to spur research productivity”, erklärte Caroline Fohlin, Professorin an der US-amerikanischen Emory-Universität, den Niedergang des Innovationsgeschehens in Deutschland.  Deutschlands Wissenschaftler als Forschungsbeamte ohne Wettbewerbsdruck – so sieht Folin das System hierzulande. Oft werden Ideen und Patente eingemottet, bestenfalls müssen sie sich ihre Unternehmer selbst suchen. Innovating Innovation: Unabhängige Agenturmodelle müssen her, in denen Experten egal welcher beruflichen Sozialisation unternehmerisch agieren können und ebenso vergütet werden, aber an klaren Zielen gemessen werden.

Ursache 4: Unlust oder Inkompetenz an Hochschulen       

Die fast nachvollziehbare Gier dramatisch unterfinanzierter Hochschulen nach hohen Patent-Ablösesummen, die wahrgenommene Unprofessionalität hochschulinterner Technologietransferstellen und langwierige, durchbürokratisierte Verhandlungen zum Intellectual Property-Transfer schrecken motivierte Gründerinnen und Gründer ab.  

Eine Studie der Kölner Universität erklärt das mit der Angst von Professoren, Leistungsträger zu verlieren, Forschungs- und Arbeitsergebnisse weiterzugeben oder potenzielle Industriemittel aufzugeben. Hinzu kommt: Gründungskompetenzen werden hierzulande eher stiefmütterlich vermittelt. Publizieren ist für Karrieren in der Wissenschaft viel wichtiger, Gründen dagegen nicht. Und der Transferweg ist mit Hürden gepflastert. Anders als in den USA haben europäische Technologietransferstellen nur einen Bruchteil an deren Industrieerfahrung. Kein Wunder, dass gerade Gründer in Deutschland sie kaum in Anspruch nehmen. Innovating Innovation: Anreizsysteme für die Professorenschaft für Gründungen und Professionalisierung des Technologietransfers sind überfällig. 

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Research.Table Redaktion

RESEARCH.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    er spricht lieber von Herausforderungen als von Baustellen. Doch diese nehme das Forschungsministerium an, sagt uns Mario Brandenburg im Interview. Weil man nach vielen Jahren CDU-Regierung nicht einfach alles übernehmen und nahtlos weitermachen könne, dauere Manches eben ein wenig länger.

    Auch er selbst wünsche sich manchmal, dass Prozesse für mehr Transfer schneller gingen (Dati, Sprind), doch ein stärkeres zentrales Gremium beim Kanzleramt brauche es dafür nicht, erklärt der Parlamentarische Staatssekretär. Es fehle in Deutschland nicht an Gremien mit Expertinnen und Experten, die das Problem erkennen. “In diesem Land mangelt es an der Umsetzung.” Genau deshalb gebe es in der Zukunftsstrategie den Gedanken der Teams auf Arbeitsebene.

    Mit der Wuppertaler Erklärung hat sich die Debatte um Machtmissbrauch in der Wissenschaft verstärkt. Aktuell werden ihre elf formulierten Grundsätze stark kritisiert. “Die Wuppertaler Erklärung scheint so geschrieben zu sein, dass sie eher Leitungspersonal schützen soll”, sagt uns etwa Geraldine Rauch, Präsidentin der TU Berlin. Es sei zwar richtig, dass Machtmissbrauch theoretisch in alle Richtungen passieren kann. “Aber es ist natürlich viel schwieriger, sich dagegen zu wehren, wenn man in einem Abhängigkeitsverhältnis von unten nach oben ist.” Anne Brüning hat die Details.

    Ina Czyborra (SPD) wird Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung in Berlin. Czyborra war 2021 maßgeblich an der Neufassung des Berliner Hochschulgesetzes und der Formulierung des Paragrafen 110 beteiligt. Dieser fordert von den Hochschulen Anschlusszusagen für Postdocs auf Haushaltsstellen ein. Markus Weisskopf berichtet.

    Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre,

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    Ihre
    Nicola Kuhrt
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    Analyse

    Mario Brandenburg: “Es fehlt nicht an Gremien, es mangelt an Umsetzung”

    Mario Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF.

    In einer Civey-Umfrage für Table.Media erklärten über 70 Prozent der Befragten, dass sie Deutschland nicht als führende Forschungsnation wahrnehmen. Wie besorgniserregend ist das für das Ministerium und für Sie als Staatssekretär? 

    Besorgnis wäre absolut der falsche Ansatzpunkt. Aber wenn es Fehlentwicklungen gibt, müssen wir versuchen, gegenzusteuern. Deutschland ist mit Sicherheit ein interessanter Forschungsstandort. Aber natürlich gibt es einige Herausforderungen. Das müssen wir uns anschauen und wir wollen mit Sicherheit auch nicht, dass dieser Eindruck bleibt. 

    In der letzten Legislaturperiode war das Thema Wissenschaftskommunikation relativ weit oben auf der Prioritätenliste angesiedelt. Es macht aktuell den Eindruck, dass es ein wenig nach unten gerutscht ist. Man hört auch von der #FactoryWisskomm relativ wenig. Sind denn konkrete Maßnahmen geplant?  

    Ich teile den Eindruck nicht, dass Wissenschaftskommunikation an Priorität verloren hat. Man muss die in der #FactoryWisskomm erarbeiteten Empfehlungen jetzt in die Umsetzung bringen und daran arbeiten viele Akteure engagiert.  

    Derzeit hört man nicht nur wenig von der Umsetzung der Wissenschaftskommunikation in die Projektförderung, auch die Umsetzung der Zukunftsstrategie oder die Dati (Deutsche Agentur für Transfer und Innovation) lassen auf sich warten. Sind das zu viele Baustellen für ein Ministerium?  

    Zunächst würde ich nicht von Baustellen, sondern von Herausforderungen sprechen. Und da müssen wir ehrlich sein. Wir haben in unserem Ministerium seit sehr langer Zeit wieder einen Wechsel erlebt. Es wäre doch komisch, wenn eine vollständig andere Leitung mit einer anderen politischen Farbe in einer bisher nicht dagewesenen Gesamtkoalition einfach alles übernehmen und nahtlos weitermachen würde. Und eine Herausforderung, die wir übernommen haben, ist, dass Deutschland mehr Transfer braucht. Die Dati setzt als ein Projekt hier an. 

    Bei derart vielen Herausforderungen und der doch deutlichen Kritik aus der Wissenschaftsszene an den Fortschritten des BMBF braucht es aber mehr Tempo.  

    Natürlich wünscht man sich manchmal, dass Dinge schneller gehen. Vor allem, wenn man jetzt auch jemand ist, der vielleicht nicht aus dem politischen System kommt und eher zufällig in diese Rolle gekommen ist. Da fragt man sich: Müssen wirklich alle diese Schleifen sein? Man lernt aber sehr schnell, dass es am Ende des Tages genau das benötigt. Weil es einen Unterschied macht, ob ich in einem Wirtschaftsunternehmen Dinge entscheide oder in einem demokratischen Prozess. Wenn dann jedoch zum Schluss ein gutes Ergebnis steht, hat es sich gelohnt.  

    Müsste es nicht trotzdem schneller gehen?  

    Das ist eben der diametrale Unterschied, etwa zu einer Start-up-Kultur. Dort setzt man auf das Konzept eines MVP (Minimum Viable Product) und dann raus damit. Hier ist das anders. Etwa bei der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation: Wenn man etwas Neues machen will und wirklich Dinge ändern will, kann man das nicht direkt vollständig ausformuliert haben. Und wenn man es dann aber rausgibt, wird es immer jemanden geben, der berechtigt Kritik daran übt, dass noch die ein oder andere Lösung fehlt oder eine Anforderung integriert werden muss. Und daher gibt es diesen Rahmen, diesen Prozess, damit wir uns am klügsten den Zielen nähern.  

    Zum Stichwort Zukunftsstrategie: Es gibt Ansätze, seitens der EFI (Expertenkommission Forschung und Innovation) oder auch der Bertelsmann-Stiftung, neben Missions-Teams auch ein starkes zentrales Gremium beim Bundeskanzleramt zu etablieren. Braucht es eine stärkere Steuerung von oben? 

    Wir hören uns diese Vorschläge an und nehmen sie ernst. Ich würde dennoch sagen, es fehlt nicht an Gremien mit Expertinnen und Experten, die das Problem erkennen. Wir haben kein Erkenntnisproblem. In diesem Land mangelt es an der Umsetzung. Und die Frage, die man schon beantworten muss: Sind es dann wirklich diese Runden, die umsetzen? Und genau deswegen gibt es in der Zukunftsstrategie den Gedanken der Teams auf der Arbeitsebene. Diese werden dann begleitet von Praktikerinnen und Praktikern aus Wissenschaft, Gesellschaft, Wirtschaft. Wir müssen an die Umsetzung ran – und nicht noch weitere Gremien einsetzen.  

    Wenn Sie mehr Umsetzung wollen: Wie ist der Stand in Sachen Freiheitsgesetz für die Sprind? 

    Ich kann jeden verstehen, der verlangt, dass hier doch endlich mal ein Ergebnis vorliegen muss. Doch auch hier sind viele Akteure involviert. Deren Ansätze liegen teils unglaublich weit auseinander und somit sind viele Schleifen nötig. Als ureigene Aufgabe empfinde ich, aus diesen ganzen Haltungen etwas zu bauen. Die Weiterentwicklung der Sprind hat höchste Priorität. Das ist die Aufgabe des BMBF, wobei ich natürlich sagen muss, dass ich manches vielleicht persönlich gerne schneller gemacht hätte. Ich glaube an die Sprind und investiere deswegen auch sehr gerne so viel Zeit wie nötig ist. 

    Wie beurteilen Sie die Entwicklungen bei der Fraunhofer-Gesellschaft? Als Staatssekretär des BMBF, dessen Ministerin den Vorstand zum Wechsel aufgefordert hat, und gleichzeitig als Mitglied des Fraunhofer-Senats, wo Sie die Null-Kommunikation nach außen verteidigen müssen? 

    In dieser Angelegenheit ist die Vorsitzende des Senats die richtige Ansprechperson.  

    Die Vorsitzende des Senats spricht aber nicht mit Journalisten.  

    Auch dies ist eine Entscheidung der Senatsvorsitzenden. 

    Das komplette Interview mit Mario Brandenburg lesen Sie hier.

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    Machtmissbrauch: Wuppertaler Erklärung in der Kritik

    Das Engagement gegen Machtmissbrauch in der Wissenschaft wird vielfältiger, die Diskussionen kontroverser. Aktuell steht die Wuppertaler Erklärung zur vertrauenswürdigen Wissenschaftsgovernance in der Kritik. Sie wurde Ende März unter Mitwirkung von HRK und DHV veröffentlicht und betont unter anderem, dass Fehlverhalten “von allen Ebenen der Organisationen und in Richtung aller Ebenen ausgehen” kann. Darüber hinaus formuliert sie elf Grundsätze – vom Bedarf beobachterunabhängiger Kriterien für Fehlverhalten über Erwartungsmanagement bis zum Appell an den Grundsatz “in dubio pro reo”.

    “Die Wuppertaler Erklärung scheint so geschrieben zu sein, dass sie eher Leitungspersonal schützen soll”, sagt Geraldine Rauch, Präsidentin der TU Berlin, im Gespräch mit Table.Media. Es sei zwar richtig, dass Machtmissbrauch theoretisch in alle Richtungen passieren kann. “Aber es ist natürlich viel schwieriger, sich dagegen zu wehren, wenn man in einem Abhängigkeitsverhältnis von unten nach oben ist. Das sind zwei sehr unterschiedliche Blickwinkel, die man differenzieren sollte.”

    Das Problem betrifft vor allem den akademischen Mittelbau

    Kritik kommt auch vom Vorstand des Netzwerks gegen Machtmissbrauch in der Wissenschaft, einer Initiative, die seit 2021 auf die Problematik aufmerksam macht und unabhängige Beratung anbietet. Es handele sich um ein “Hochglanzpapier, das Schaden verursacht”, schreiben Heinz G. Fehrenbach, Sophia Hohmann und Jana Lasser in einem Gastbeitrag im Wiarda-Blog. Das Autorenteam wirft die Frage auf, ob es vor allem um Führungskräfte gehe, die aufgrund eines “von der Organisationsleitung instrumentalisierten Vorwurfs von Fehlverhalten” mutmaßliche Täter und Opfer in einer Person seien.

    Tatsächlich kamen auf der Tagung in Wuppertal, die der Erklärung vorausging, auch die Probleme von Forschenden in Führungspositionen zur Sprache, die sich als Opfer von Machtmissbrauch sehen. Thematisiert wurde zum Beispiel, dass vor allem Frauen in Führungspositionen einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, des Führungsfehlverhaltens oder Machtmissbrauchs beschuldigt zu werden.

    “Es ist unbestritten, dass das Problem im akademischen Mittelbau zahlenmäßig größer ist”, sagt Carola Jungwirth, Professorin für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Governance an der Universität Passau und Mitinitiatorin der Wuppertaler Erklärung. “Ich würde mir dennoch wünschen, dass bei dieser Problematik weniger in den Kategorien ,oben zwangsläufig Täterin/Täter, unten zwangsläufig Opfer’ gedacht wird.” Dazu seien die Situationen zu individuell und zu komplex. “Wichtig ist, dass wir das Thema an den Hochschulen jetzt offen diskutieren.”

    Unabhängige Bundeseinrichtung im Stile eines Bundesrechnungshofs gefordert

    “Jede Person, die sich Machtmissbrauch ausgesetzt sieht, muss geschützt beziehungsweise unterstützt werden”, erläutert Heinz Fehrenbach vom Vorstand des Netzwerks gegen Machtmissbrauch. “Wir kritisieren ja gerade, dass durch den kursorisch geforderten Grundsatz ,in dubio pro reo’ die Gefahr besteht, dass sich eine des Machtmissbrauchs angeschuldigte Organisationsleitung problemlos ,entschuldigen’ könnte.” Solche Auseinandersetzungen dürften nicht auf Kosten der Schwächsten im System gelöst werden. “Es geht ja insbesondere nicht darum, verschiedene Statusgruppen gegeneinander auszuspielen, sondern anzuerkennen, dass Machtmissbrauch an akademischen Institutionen ein strukturelles Problem ist.”

    Dass auch diejenigen, die Machtmissbrauch beobachten, nicht widersprechen oder intervenieren, liege primär an den überaus vielfältigen wechselseitigen Abhängigkeiten innerhalb des weitgehend geschlossenen akademischen Systems. “Einerseits wird dadurch ,Normalität’ von Machtmissbrauch erzeugt, was andererseits dazu führt, dass Betroffene das Geschehen oft nur schwer einordnen können”, sagt Fehrenbach. “Deshalb führt aus unserer Sicht auch kein Weg an einer unabhängigen Bundeseinrichtung im Stile eines Bundesrechnungshofes vorbei, die als Kontroll- und Sanktionsinstanz fungiert. Damit wäre ein großer Schritt in Richtung Problemlösung getan.”

    TU-Präsidentin Rauch für Anschlusszusagen und mehr Dauerstellen

    TU-Präsidentin Rauch ist es auch wichtig, an den Strukturen anzusetzen. Die “in großen Teilen sehr schwierigen, belastenden Beschäftigungsverhältnisse” des akademischen Mittelbaus ließen sich zum Beispiel im Rahmen der Novelle des WissZeitVG ändern, etwa indem die derzeit diskutierten Anschlusszusagen für Postdocs realisiert werden, die Entfristung in Aussicht stellen. “Mit Blick auf die Abhängigkeitsproblematik ist es wichtig, dass dies in einem transparenten System geschieht.”

    An der TU Berlin bemühe sie sich bereits um Verbesserungen im Mittelbau. “Einige Dinge können wir jedoch nicht allein machen. Laufzeiten von Drittmittelverträgen zum Beispiel sind im WissZeitVG geregelt”, sagt Rauch. Das Gesetz sehe vor, Drittmittelbeschäftigte nur für die Projektlaufzeit anzustellen. “Da würde ich mir einen Passus wünschen, der es ermöglicht, für die Projektlaufzeit oder länger einzustellen.”

    WissZeitVG: “Das BMBF sollte sich von der Idee des Interessenausgleichs verabschieden”

    An das BMBF appelliert Rauch überdies, sich von der Idee zu verabschieden, mit dem WissZeitVG einen Interessenausgleich zu versuchen. “Die Arbeitsbedingungen im wissenschaftlichen Bereich sind völlig inakzeptabel, werden an bestimmten Positionen aber immer noch verteidigt. Dabei sollte es Normalität sein, in einem geregelten Arbeitsverhältnis mit fairen Bedingungen zu arbeiten und nicht in einem permanenten Abhängigkeitsverhältnis kombiniert mit der Angst, im nächsten Jahr keinen Job mehr zu haben.”

    Das gesamte Interview mit Geraldine Rauch lesen Sie hier.

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    • WissZeitVG

    Termine

    27. April 2023, 18:00-18.45 Uhr, online
    Table.Live-Briefing Wahlduell in der Hochschulrektorenkonferenz: Professor Walter Rosenthal auf dem Prüfstand Anmeldung

    3. Mai 2023, 10:00-18:30 Uhr, Alte Münze, Berlin
    Festival InnoNation Festival des Bundesverbands der Deutschen Industrie Mehr

    3. Mai 2023, 18:00 Uhr, BBAW, Leibniz-Saal, Berlin
    Podiumsgespräch, Reihe Geisteswissenschaften im Dialog Freiheit – wovon? wozu? Mehr

    9. Mai 2023, 13:15-17:00 Uhr, Europäisches Haus Berlin, Unter den Linden 78, Berlin
    Podiumsdiskussion Europa. Kompetenz. Berlin. Was Berliner Hochschulen leisten, um Europa fit für die Zukunft zu machen. Mehr

    12.-13. Mai 2023, 18:00 Uhr, ZEISS Innovation Hub@KIT, 76344 Eggenstein-Leopoldshafen
    4. DPG Forum Wissens-und Technologietransfer im Dialog Mehr

    13. Mai 2023, 18.00-23:59 Uhr, BBAW, Einstein-Saal, Berlin
    Salon Sophie Charlotte 2023 der BBAW Aufklärung 2.0 Mehr

    News

    Wissenschaftsrat fordert bessere Promotionsbedingungen 

    Mit Blick auf die Promotionsbedingungen in Deutschland fordert der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Wolfgang Wick, dass trotz hoher Diversifizierung “einheitlich hohe Qualitätsstandards” gewahrt werden müssten. Das sagte Wick im Anschluss an die Frühjahrssitzung seines Gremiums in Leipzig. Dafür seien die Fachgesellschaften und die promotionsberechtigten Einrichtungen verantwortlich. “Wenn wissenschaftliche Einrichtungen Promovierende beschäftigen, dann tragen sie auch Verantwortung für angemessene Beschäftigungsbedingungen und deren Finanzierung”, betonte Wick. Finanzierungsrisiken dürften nicht zulasten der Promovierenden gehen.  

    In einem Positionspapier zu den Promotionsbedingungen empfiehlt der Wissenschaftsrat, dass zu Beginn der Promotionsphase in der Regel ein Arbeitsvertrag für drei Jahre geschlossen werden sollte. In diesem seien Zeitbudgets für die Qualifizierung und für weitere Aufgaben zu definieren. Perspektivisch sollte allen Promovierenden eine vertragliche Arbeitszeit angeboten werden, die der erwarteten Arbeits- und Qualifizierungszeit entspricht.

    Auf Nachfrage bestätigte die scheidende Vorsitzende des Tertiären Ausschusses Dorothea Wagner, dass eine Qualifizierung innerhalb der Arbeitszeiten erfolgen solle. Zu Kurzbefristungen heißt es, dass diese zur Zwischen- und Abschlussfinanzierung sinnvoll sein könnten. Eine Häufung kurzer Vertragslaufzeiten sei aber nicht akzeptabel. 

     Neuorientierung bei Agrar- und Ernährungswissenschaften 

    Neben den Promotionsbedingungen waren auch die Agrar- und Ernährungswissenschaften auf der Frühjahrstagung Thema des Wissenschaftsrats. Das entsprechende Positionspapier wurde von einer internationalen Expertengruppe erarbeitet. Sie entwirft das Bild einer von zukunftsfähigen Agrar- und Ernährungssystemen, die eine sichere und gesunde Versorgung der Weltbevölkerung möglich machen und dabei umwelt- und klimaschonend, wirtschaftlich tragfähig und sozialverträglich sind.

    Konkrete Handlungsempfehlungen sollen darauf basierend im Jahr 2024 folgen. Boßerhoff ist Professorin für Biochemie und Molekulare Medizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, und Vorsitzende der Arbeitsgruppe. Sie forderte, die Transformation müsse an allen Stellen mitgedacht werden. Dabei brauche es auch Partizipation und Wissenschaftskommunikation: Transdisziplinäre Forschung wird von den Experten ebenso eingefordert, wie die Nutzung von Reallaboren. mw

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    Berlin: Ina Czyborra wird neue Wissenschaftsenatorin 

    Am Montagabend wurde offiziell verkündet, was sich bereits abgezeichnet hatte: Ina Czyborra (SPD) wird Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung in Berlin. Sie folgt damit auf Ulrike Gote (Grüne). Czyborra (56) ist seit 2011 Abgeordnete im Berliner Abgeordnetenhaus (AGH).  

    Nach dem Abitur studierte Czyborra an der FU Berlin und der Universität Bonn prähistorische Archäologie. 2001 promovierte sie an der FU. Sie ist wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im AGH, seit 2018 stellvertretende Landesvorsitzende der SPD Berlin und gilt dort als gut vernetzt.  

    Die neue Senatorin war 2021 maßgeblich an der Neufassung des Berliner Hochschulgesetzes und der Formulierung des Paragrafen 110 beteiligt. Dieser fordert von den Hochschulen Anschlusszusagen für Postdocs auf Haushaltsstellen ein. Czyborra betonte damals, sie wolle “angemessene Arbeitsbedingungen für Promovierende und im Wissenschaftsmanagement sichern”

    Zentrale Einheit für Entrepreneurship geplant

    In den jetzigen Koalitionsverhandlungen mit der CDU musste die SPD allerdings der weiteren Aussetzung des Paragrafen 110 bis zum Jahr 2025 zustimmen. Die damals in der Opposition befindliche CDU hat gemeinsam mit der FDP ein Normenkontrollverfahren gegen das Gesetz auf den Weg gebracht.

    Das dazu erwartete Urteil des Berliner Verfassungsgerichts sowie die derzeit vom BMBF vorbereitete Novelle des WissZeitVG sollen nun abgewartet werden. Dann soll der Passus gegebenenfalls neu gefasst werden. Vor diesem Hintergrund darf man gespannt sein, wie sich Czyborra in die aktuelle Diskussion rund um das WissZeitVG einbringen wird.  

    Immerhin kann sie den Berliner Hochschulen bereits einen Aufwuchs der jährlichen Zuwendungen von bisher 3,5 auf dann 5 Prozent mitbringen. Auch Zusagen für die dringend notwendigen Baumaßnahmen hat sie laut eigener Aussage bereits im Gepäck. 

    Weiteres wichtiges Thema dürfte neben der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Wissenschaft auch der Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft sein. Ziel ist hier die Gründung einer zentralen “Entrepreneurship Education- und Incubation-Einheit” für alle Berliner Hochschulen. Genaueres verrät der Koalitionsvertrag noch nicht. mw

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    Arbeitszeiterfassung: Ausnahmen nur über tarifliche Vereinbarungen

    Der Referentenentwurf des BMAS zur Änderung des Arbeitszeitgesetzes sorgt für Diskussionen: Auslöser ist die enthaltene Pflicht für alle Arbeitgeber, die tägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer aufzuzeichnen. Abgesehen von den Professoren (meist verbeamtet) gilt dies auch für den Wissenschaftsbetrieb. Künftig müssten demnach alle angestellten Wissenschaftler ihre Arbeitszeit erfassen. 

    Eine Ausnahme kann es für Arbeitnehmer geben, bei denen “die gesamte Arbeitszeit wegen der besonderen Merkmale der ausgeübten Tätigkeit nicht gemessen oder nicht im Voraus festgelegt wird oder von den Arbeitnehmern selbst festgelegt werden kann”.

    In einer Erläuterung zum Referentenentwurf wird aber klar, dass diese Regelung im geplanten § 16 Absatz 7 Nummer 3 ArbZG nur bei “Führungskräften, herausgehobenen Experten oder Wissenschaftlern” zum Tragen kommt. Dabei sind Experten der Ansicht, dass sich das “herausgehoben” auch auf die Wissenschaftler bezieht. Und: Eine Ausnahme muss in einem Tarifvertrag oder aufgrund eines Tarifvertrags in einer Betriebs- oder Dienstvereinbarung vereinbart werden. 

    Ausnahmen sind eng gefasst 

    Das bedeutet: 

    • Doktoranden und Postdocs sowie sonstige Angestellte müssten in Zukunft in jedem Fall ihre Arbeitszeit erfassen. Bei Doktoranden stellt sich dann natürlich die Frage, ob die Erbringung der Qualifikation, also die Arbeit an der Promotion selbst, in die Arbeitszeit fällt oder nicht. Hier hat am Montag der Wissenschaftsrat klar Stellung bezogen. Die im Arbeitsvertrag festgehaltene Arbeitszeit sollte auch die Zeit für die Qualifikation umfassen, sagte die ehemalige Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Dorothea Wagner, in der Pressekonferenz auf Nachfrage. Bei den außeruniversitären Einrichtungen ist es schon jetzt üblich, die vereinbarte Arbeitszeit für die Promotion zu nutzen, bei den Hochschulen bisher eher nicht. 
    • Um Ausnahmen für leitende, angestellte Wissenschaftler zu erwirken, die nicht verbeamtet sind, müssten die Wissenschaftsorganisationen und Hochschulen mit den Tarifpartnern verhandeln. Insbesondere für die Außeruniversitären ist dieser Punkt heikel. Bisher schließen sie keine Tarifverträge ab, sondern orientieren sich lediglich am TVöD. 

    Andreas Keller von der GEW kündigte an, dass seine Gewerkschaft keiner per se-Ausnahme für die Wissenschaft zustimmen werde. Wenn das Gesetz kommt, müssten sich auch die außeruniversitären Forschungseinrichtungen an das Arbeitszeitgesetz halten oder das Gespräch mit den Gewerkschaften suchen. mw

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    Günther im Table.Live Briefing: Hochschulen proaktiver machen

    Ihm sei daran gelegen, die Wahrnehmung von Hochschulen im öffentlichen Bereich noch weiter zu verbessern, sagte Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, am Mittwoch im Table.Live-Briefing. Die Research.Table-Redaktion hatte den Kandidaten für das Präsidentenamt der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) eingeladen, sich und seine Ziele vorzustellen.

    Es reize ihn sehr, das Amt des HRK-Präsidenten zu übernehmen, sagte Günther. Er wolle sich dafür nicht nur mit seinen 30 Jahren Erfahrung als Professor einbringen, sondern auch mit seinen Kenntnissen im Transferbereich und mit seinen Kontakten in die Politik.

    Eine proaktivere Rolle für die HRK

    Eines seiner Ziele sei, die Kommunikation noch weiter zu verbessern. Es gehe darum, Politik und Gesellschaft zu vermitteln, “was Hochschulen heute tun und warum sie essenziell für das Gemeinwohl der heutigen und der kommenden Generationen sind”. Für die HRK wünscht er sich in Zukunft eine proaktivere Rolle. Sie müsse in der Lage sein, zu aktuellen Themen zügig “knackige Arbeitspapiere” zu erarbeiten. Auf der Agenda sieht er zudem mehr Engagement gegen Machtmissbrauch, Beschleunigung der Digitalisierung und die Schaffung von Planungssicherheit für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

    Wahl am 9. Mai in Trier

    Die Wahl des HRK-Präsidenten ist am 9. Mai bei der Mitgliederversammlung in Trier. Bis April stand Peter-André Alt der HRK vor. Er hat sein Amt Ende März vorzeitig aufgegeben, um die Verantwortung für den Aufbau einer neuen Wissenschaftsstiftung zu übernehmen. Seither führt Bernd Scholz-Reiter, HRK-Vizepräsident für Internationale Angelegenheiten und ehemaliger Rektor der Universität Bremen, die Geschäfte.

    Der zweite Kandidat, Walter Rosenthal, Präsident der Universität Jena und ebenfalls HRK-Vize, steht am Donnerstag, 27. April, um 18 Uhr in einem weiteren Table.Live-Briefing Rede und Antwort (Anmeldung hier). Die Aufzeichnung des Gesprächs mit Oliver Günther finden Sie hier. abg

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    Presseschau

    Interesting Engineering – Berkeley researcher deploys robots and AI to increase pace of research by 100 times. Im A-Lab am Lawrence Berkeley National Laboratory in Kalifornien erledigen Roboter die Materialforschungsarbeit und Künstliche Intelligenz trifft die Routineentscheidungen. Auf diese Weise läuft die Entwicklung neuartiger Materialien für die Herstellung von Solar- oder Brennstoffzellen hundertmal schneller ab als bisher. Mehr

    New Yorker – There Is No A.I. Der US-Informatiker und VR-Erfinder Jaron Lanier warnt davor, Künstliche Intelligenz zu mythologisieren und erklärt, warum sie nicht wirklich intelligent ist. Er plädiert dafür, sie als Werkzeug und als innovative Form sozialer Zusammenarbeit zu betrachten und nicht als Lebewesen. Mehr

    FAZ – Haben wir die Pandemie überwunden? Im Interview erläutert der Immunologe Leif Erik Sander von der Charité Berlin, dass junge, gesunde Menschen, die mehrfach geimpft sind und zudem vielleicht auch schon infiziert waren, kaum noch ein Risiko für einen schweren Corona-Verlauf haben. Mehr  

    THE – Our investment template could turn the UK into a spin-out superpower. Über die Verbesserungsmöglichkeiten der Ausgründungskultur britischer Universitäten schreiben Diarmuid O’Brien von Cambridge Enterprise und Maina Bhaman von Sofinnova Partners. Sie stellen das University Spin-Out Investment Template (USIT) vor, das die sechs führenden Technologietransferstellen in UK zusammen mit Risikokapitalgebern geschaffen haben. Mehr

    Standpunkt

    Kein “weiter so” in der Innovationspolitik

    Von Volker M. Banholzer
    Volker M. Banholzer ist Professor an der Technischen Hochschule Nürnberg und leitet den Forschungsschwerpunkt Innovationskommunikation.  

    “Deutschland ist Innovationsland.” Mit dieser Feststellung in ihrem Koalitionsvertrag sowie dem Versprechen für einen Aufbruch in ein Innovationsjahrzehnt und die Stärkung von Innovationsökosystemen ist die Bundesregierung aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP im Dezember 2021 gestartet. Nach 15 Monaten geben erste Maßnahmen oder die Digitalstrategie aus dem BMVD, die Start-up-Strategie des BMWK und die BMBF-Zukunftsstrategie einen ersten Eindruck über die F&I-Politik der Ampel. Es zeigen sich noch zu lösende Herausforderungen.

    Vielleicht eine Kritik auf hohem Niveau, denn die OECD lobt den hohen Anteil von F&E-aktiven Unternehmen in Deutschland, die breite Wissenschaftslandschaft, die Erfolge der Agentur für Sprunginnovationen (Sprind) und den Anstoß für die Dati. Allerdings mischen sich in viele Aspekte mehr oder minder gravierende “Aber”. Diese betreffen drei noch unzureichend erfolgte Abschiede: den Abschied von kurzfristigem Denken, den Abschied vom Denken in Silos und den Abschied vom Fokus auf Etabliertes. Ein “weiter so” auf tradierten Pfaden ist trotz Polykrise eine schlechte Option. Konkret bedeutet dies: 

    Mehr Langfristigkeit wagen 

    Die Koalition spricht zwar von einem Innovationsjahrzehnt, aber anders als die Politik zum Beispiel in den skandinavischen Staaten fehlen konsequente holistische Ansätze. Es fehlen die Orientierung an und in systemischen Zusammenhängen und das Denken in Innovationsökosystemen, die neben dem Fokus auf Innovation als kurzfristigen Wettbewerbsfaktor auch konsequent langfristige gesellschaftliche Belange mit in den Blick nehmen.  
     
    Auch die OECD vermisst eine übergreifende Strategie in der deutschen F&I-Politik. Der Thinktank “Das Progressive Zentrum” (DPZ) fordert, die Bundesregierung müsse die Dringlichkeit der Innovationsanstrengungen erkennen und Innovation zu einer Supra-Mission der Koalition machen, um gleichzeitig anzuzweifeln, dass ob der Langfristigkeit von Innovations- und Transformationsprozessen die Parteien F&I als Gewinnerthemen für Wahlkämpfe sehen. Und: Die notwendige Missionsorientierung von Innovationspolitik ist zwar von der Bundesregierung erkannt, wird allerdings durch die Koalitionspartner in ihren Zuständigkeitsbereichen eher unterschiedlich interpretiert. Das führt zum nächsten Punkt.  

    Mehr Integration wagen 

    F&I-Politik in Deutschland ist zu sehr in der traditionellen, strikten Ressortaufteilung gefangen. Es fehlt eine ressortübergreifende Governance-Struktur, weshalb die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) fordert, einen Regierungsausschuss für Innovation und Transformation einzurichten, das DPZ sich eine oder einen Sonderbeauftragten für Innovation im Bundeskanzleramt mit ressortübergreifender Kompetenz oder die Bertelsmann-Stiftung sich eine neue Missionsagentur im Bundeskanzleramt wünscht. Das – wie konkret auch immer – wäre aber nur ein Schritt. Das Silodenken setzt sich in den Debattenkulturen leider fort.  

    Missionsorientierung heißt, dass sich Gesellschaften auf Werte, Ziele und Rahmenbedingungen einigen müssen, was einen breiten Diskurs erfordert. Die Debatten bleiben aber zu sehr in Fachgremien verhaftet und erreichen kaum die Öffentlichkeit. Und: Immer noch wird vor dem Hintergrund der Polykrise das Ziel der Technologiesouveränität für Deutschland formuliert. Sinnvoller wäre, sich auf Innovationssouveränität als Ziel zu verständigen. Das schließt gesellschaftliche Dimensionen ein, löst sich von einer reinen Wettbewerbsorientierung und ermöglicht auch, Aspekte von Exnovation – das Ablösen von Technologien, die im Widerspruch zu Missionszielen stehen – im politischen Diskurs zu verankern. 

    Mehr Inklusion wagen 

    Die aktuelle F&I-Politik übersieht wichtige neue Akteure, sie muss künftig Diversität als Thema ernst nehmen. In Deutschland gründen laut OECD zu wenige Frauen, zu wenige Menschen mit Migrationshintergrund und es bleiben zu wenige ältere Beschäftigte in den Unternehmen oder werden Gründer.  

    Die EFI bezeichnet die demografische Alterung als Gefahr für den Erhalt der Innovationsstärke Deutschlands, wenn nicht gegengesteuert wird. Bürokratische Hürden verhindern oft unternehmerische Aktivitäten von Menschen mit Migrationshintergrund. In diesem Zusammenhang lohnt zudem ein Blick auf Internationalität. Forscherinnen und Forscher der Universität Lund haben jüngst herausgearbeitet, dass sich die Ansiedlung internationaler Unternehmen in einer Region branchenunabhängig positiv auf die Entwicklung von Start-ups auswirkt. Verbesserungsbedarf besteht auch in der Beteiligung bei Delegationsreisen. Start-ups und KMU sind bei Auslandsreisen von Ministerinnen und Ministern kaum vertreten, dafür vor allem Großunternehmen, Konzerne und Verbände.  

    Start-up-Förderung: Zu kurz, zu kleinteilig 

    Beim Thema Ressourcen und Geld kommen die drei Felder zusammen, was sich mit Blick auf die Start-up-Szene illustrieren lässt: 

    • Langfristigkeit: Start-up-Finanzierungen konzentrieren sich auf die Gründungsphase, missachten aber die Phase der Markteinführung von Innovationen. In der Folge überstehen viele Start-ups keine fünf Jahre. 
    • Silodenken: Die Förderung ist zu kleinteilig und bürokratisiert, von der notwendigen Digitalisierung ganz zu schweigen.  
    • Inklusion: Risikobereitschaft oder die Sicherheit von auffangenden Netzwerken im Falle eines Scheiterns hängt in Deutschland direkt von der sozialen Herkunft ab. Finanzielle Aspekte können auch dafür verantwortlich gemacht werden, dass zum Beispiel bei KMU der Fokus auf inkrementellen Verbesserungen und Prozessinnovationen liegt, die vor allem zur Reduktion von Kosten beitragen. Dann fehlen Ressourcen für die Suche nach disruptiven Innovationen

    Die Ampelregierung muss die Aufgabe annehmen, trotz Polykrise eine ressortübergreifende F&I-Strategie zu entwickeln und Missionsziele zu konkretisieren. Die Strategie muss langfristig eine deutsche Innovationssouveränität im europäischen Kontext in den Mittelpunkt stellen und dafür Missionen formulieren, denen ein partizipativer Diskurs vorausgegangen ist. Schließlich ist das F&I-System einer der wesentlichen Bausteine zur Bewältigung der anstehenden und laufenden Transformationsaufgaben. 

    • BMBF
    • EFI
    • Sprind
    • Start-ups

    Personalien

    Jane Bennett ist im Sommersemester 2023 Gastprofessorin an der Bauhaus-Universität Weimar. Die politikwissenschaftliche Theoretikerin hat die Andrew Mellon Professur für Geisteswissenschaften an der Johns Hopkins University in Baltimore, USA, inne.

    Kerstin Felser ist neue Wissenschaftliche Leiterin des Multi-University-Campus Düren, einer Kooperation der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) Düren mit der britischen University of Gloucestershire. Felser übernimmt die Leitung des Hochschulstandortes von Volker Wittberg, Prorektor für Forschung & Entwicklung an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM).

    Josep M. Garrell wird Präsident der European University Association (EUA) und damit Nachfolger von Michael Murphy. Garrell war bis 2022 Rektor der Ramon Llull Universität in Barcelona, Spanien.

    Michael Grünberger wird ab Oktober neuer Präsident der Bucerius Law School und dort auf den Claussen-Simon-Lehrstuhl für Privatrecht und responsive Rechtswissenschaft berufen. Der Rechtswissenschaftler ist derzeit Dekan der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth.

    Rafael Lang wird zum 15. Mai Geschäftsführer der Klaus Tschira Stiftung. Der Physiker führt die Geschäfte dann gemeinsam mit Lilian Knobel, die seit November 2022 Geschäftsführerin ist. Lang übernimmt den Förderbereich Forschung, Knobel die Bereiche Bildung und Wissenschaftskommunikation.

    Svenja Stepper wird Kanzlerin der FH Dortmund. Zum 1. Juli tritt sie die Nachfolge von Jochen Drescher an.

    Franziska Süß übernimmt die stellvertretende Wissenschaftliche Leitung der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) Bamberg.

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    Sattelbergers Rigorosum

    Alle schwätzen vom Transfer, aber nichts passiert!

    “Die Situation in der Europäischen Union ist widersinnig: Trotz herausragender, weltweit anerkannter wissenschaftlicher Leistungen bringt die EU weniger neue Produkte, Dienste und Verfahren hervor als ihre wichtigsten Konkurrenten.” So stand es schon 1995 im Grünbuch zur Innovation der Europäischen Kommission. Und das Paradoxon existiert nach wie vor. Die Studie “European Paradox or Delusion – Are European Science and Economy Out-dated?”  attestierte Europa im Jahr 2017 sogar einen Niedergang seiner Wissenschaftsexzellenz, vor allem bei Zukunftstechnologien. In wichtigen Bereichen mangele es nicht nur am Transfer, sondern bereits an den zugrundeliegenden Erkenntnissen. Seither hat die Innovationsnation Großbritannien die EU verlassen und Deutschland sackt weiter ab, wie diverse Indikatoren zeigen.   

    Transfer im Tiefschlaf trotz Disruptionen 

    Als Oppositionsabgeordneter habe ich mich in der Zeit von 2017 bis 2021 wiederholt dazu geäußert. In den ersten drei Jahren wurde ich abgebürstet, ich solle doch endlich meine “Manager-Brille” abnehmen. Wissenschaft und Forschung hätten nichts mit Output zu tun. Ein 16 Jahre lang durch die CDU geführtes Ministerium ließ sich nicht bekehren. Die SPD-Kollegen hatten und haben nach wie vor sehr eigenwillige Vorstellungen staatlicher Politik zum Technologietransfer. Die Grünen schwärmten und schwärmen nach wie vor von skandinavisch geprägter Regionalpolitik. Nichts für ein Land, das zehnmal größer ist als Schweden.  

    Jetzt, da wir vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges, des Klimawandels und potenzieller Pandemien dringend technologische Souveränität benötigen, ist der Jammer groß. Hightech-Nationen brauchen Standbeine und Spielbeine in der Innovation. Leider stehen wir selbst mit unserem letzten verbliebenen Standbein, dem Maschinen-, Anlagen- und Autobau, mit dem Rücken zur Wand. Und nach wie vor haben wir – wie im Tiefschlaf – weder ein Sprind-Freiheitsgesetz noch eine Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (Dati). 

    Ursache 1: Erkenntnis zählt viel, Verwertung kaum 

    Die Freiheit von Forschung und Lehre wird gegen das Verwertungsinteresse der Wirtschaft immer noch wie eine Monstranz vor sich hergetragen. Natürlich hat uns die Zeit des Nationalsozialismus bitter gelehrt, dass es diese Freiheit braucht. Doch Verantwortung ist der Zwilling der Freiheit. Wissenschaft und Forschung tragen in vielen Innovationsnationen signifikant zu Lösungen großer gesellschaftlicher Herausforderungen bei und befruchten die Wirtschaft. Das bedeutet Wohlstand und Perspektiven für die Menschen. Und daran müssen sich Wissenschaft und Forschung messen lassen und Rechenschaft ablegen. Innovating Innovation: Fordernde Transferziele basierend auf einer klugen Transfer-Indikatorik zuallererst für die sogenannten Fetten Katzen, aber auch für die Hochschulen, sind überfällig. 

    Ursache 2: Fette Katzen sonnen sich in alten Strukturen 

    Max Planck macht die Grundlagenforschung, Helmholtz die Großforschungseinrichtungen, Leibniz mehr oder weniger die Sozial- und Geisteswissenschaften und Fraunhofer die Anwendung. Diese Dogmen sollen die außeruniversitäre Forschung vor Transferdebatten schonen. Dabei ist längst klar, dass sich die sogenannte reine Forschung mit der anwendungsorientierten Forschung verzahnt. Innovationsökosysteme überlagern etablierte Forschungsstrukturen. Innovating Innovation: Die Strukturen unserer Wissenschaftslandschaft bedürfen einer Systemrevision, die auch tradierte Strukturen infrage stellen darf  

    Ursache 3: Berufsbeamtentum ohne Wettbewerb  

    “Academics became government employees with neither the pressure of private incentives, nor the competition from private universities to spur research productivity”, erklärte Caroline Fohlin, Professorin an der US-amerikanischen Emory-Universität, den Niedergang des Innovationsgeschehens in Deutschland.  Deutschlands Wissenschaftler als Forschungsbeamte ohne Wettbewerbsdruck – so sieht Folin das System hierzulande. Oft werden Ideen und Patente eingemottet, bestenfalls müssen sie sich ihre Unternehmer selbst suchen. Innovating Innovation: Unabhängige Agenturmodelle müssen her, in denen Experten egal welcher beruflichen Sozialisation unternehmerisch agieren können und ebenso vergütet werden, aber an klaren Zielen gemessen werden.

    Ursache 4: Unlust oder Inkompetenz an Hochschulen       

    Die fast nachvollziehbare Gier dramatisch unterfinanzierter Hochschulen nach hohen Patent-Ablösesummen, die wahrgenommene Unprofessionalität hochschulinterner Technologietransferstellen und langwierige, durchbürokratisierte Verhandlungen zum Intellectual Property-Transfer schrecken motivierte Gründerinnen und Gründer ab.  

    Eine Studie der Kölner Universität erklärt das mit der Angst von Professoren, Leistungsträger zu verlieren, Forschungs- und Arbeitsergebnisse weiterzugeben oder potenzielle Industriemittel aufzugeben. Hinzu kommt: Gründungskompetenzen werden hierzulande eher stiefmütterlich vermittelt. Publizieren ist für Karrieren in der Wissenschaft viel wichtiger, Gründen dagegen nicht. Und der Transferweg ist mit Hürden gepflastert. Anders als in den USA haben europäische Technologietransferstellen nur einen Bruchteil an deren Industrieerfahrung. Kein Wunder, dass gerade Gründer in Deutschland sie kaum in Anspruch nehmen. Innovating Innovation: Anreizsysteme für die Professorenschaft für Gründungen und Professionalisierung des Technologietransfers sind überfällig. 

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    • Transfer

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