zugegeben, ein wenig feierlich ist mir zumute, während ich diese Zeilen schreibe, trotz Nieselregen und dem tobenden Trubel zum Jahresende. Ein Jahr gibt es den Research.Table nun schon. 92 Ausgaben unseres Briefings haben meine Kollegen Anne Brüning, Tim Gabel, Markus Weisskopf und ich recherchiert, verfasst und an Sie versendet. Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, Ihre Zeit genauso wie für Anregungen, Wünsche und auch für Ihre Kritik.
Bevor wir uns jetzt für ein paar Tage in die Weihnachtspause verabschieden, haben wir Ihnen – ganz klassisch – noch einen Jahresrückblick zusammengestellt. Unsere Bilanz im Bereich Wissenschaftspolitik und Forschungsstrategien bietet leider wenig Anlass zur Freude, die ganz großen Erfolge lassen doch auf sich warten. Beispiel Energieforschung. Hier wird das Dilemma der Bundesforschungsministerin besonders deutlich. Als “Chancen-Ministerin” wollte sich Bettina Stark-Watzinger in diesem Jahr profilieren. Doch Experten sehen bei den BMBF-Strategien zu Wasserstoff und Kernfusion weiteren Nachholbedarf.
Oder die Dati. Hier wartet die Community weiter auf das ganz große Konzept. Immerhin gibt es eine Pilotförderrichtlinie und seit dem gestrigen Donnerstag auch eine Entscheidung: Die Dati wird ihren Sitz in Erfurt haben. Lesen Sie, was noch los war in diesem Jahr – von Fraunhofer, über WissZeitVG bis Zukunftsstrategie.
Zum Jahresabschluss wollten wir wissen, womit man sich in der Forschungscommunity in den nächsten Tagen die Zeit vertreibt. Welche Bücher werden gelesen, welche Filme geschaut? Und klar, was steht am Heiligen Abend auf dem Esstisch? Unter anderem haben uns Patrick Cramer, Walter Rosenthal, Rafael Laguna und Bettina Stark-Watzinger geantwortet. Wir danken allen, die mitgemacht haben.
Damit auch Sie zwischen den Festtagen über das aktuelle Geschehen informiert bleiben, gibt es ab dem 27. Dezember wieder die bekannten “100Headlines”.
Ich wünsche Ihnen wunderschöne Festtage – und zunächst noch einmal eine anregende Lektüre,
Beim Thema Energieforschung wird das Dilemma von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger besonders deutlich. Als “Chancen-Ministerin” wollte sie sich 2023 mit diesen beiden Zukunftsthemen profilieren. Ihr Motto: Statt grüner Klimaverbote lieber Tempo bei innovativen Klimatechnologien. Doch Experten sehen bei den BMBF-Strategien zu Wasserstoff und Kernfusion weiteren Nachholbedarf. Zudem hat das Klimaministerium von Robert Habeck bei beiden Themen das erste Wort. So steht die eigentliche Wasserstoffstrategie der Bundesregierung im neuen und damit 8. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung, für das das BMWK verantwortlich ist. Ein gemeinsames Handeln beim Thema Kernfusion lehnt das Habeck-Ministerium ab. Der Tenor: Um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen, kann die Fusion noch nicht helfen. Analysten sehen die Gefahr, dass Deutschland beim Rennen um das erste Fusionskraftwerk abgehängt wird, wenn nicht mehr passiert. Dem BMBF fehlt es an politischer Durchschlagskraft. tg
Teure Hotelrechnungen, Luxusessen, Reisen mit Lebenspartnern: Der Bundesrechnungshof warf der Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) im Januar deutliche Verstöße gegen rechtliche Vorgaben vor allem für Reisen, Dienstfahrzeuge, Bewirtungen und Veranstaltungen vor. Seitdem berichten wir über Ereignisse bei Fraunhofer, die nichts mit Forschung und Innovation zu tun haben. Die Staatsanwaltschaft München I begann Ermittlungen, zunächst mit Vorbehalt, dann gegen Unbekannt. Seit September ermitteln die Juristen nun offen gegen drei frühere Vorstände der Gesellschaft und einen früheren Berater. Für positive Schlagzeilen sorgte im Mai zwischenzeitlich die Wahl des neuen FhG-Präsidenten Holger Hanselka. Die Erwartungen an Hanselka, der Ende August vom KIT zur FhG wechselte, sind groß. Mitte Dezember sah sich Hanselka mit neuen Vorwürfen konfrontiert, so habe Fraunhofer in den vergangenen Jahren mehr Fördermittel erhalten, als die Gesellschaft benötigte. Das geht aus einer Bemerkung des Bundesrechnungshofs hervor. Die Prüfer werfen der FhG vor, den Bund finanziell geschädigt zu haben. Und auch zahlreiche Frauen in Führungspositionen in seinem Haus sprachen erstmals öffentlich über eine teils jahrelange Benachteiligung im Hause Fraunhofer. Im Interview zur Amtseinführung Mitte Dezember gab sich Hanselka dennoch optimistisch, Fraunhofer wieder in die Spur bringen zu können. nik
Die Kritik folgte umgehend und kam aus allen Lagern: Wenig Zukunft und leider auch wenig Strategie stecke in dem Papier zur Zukunftsstrategie, das das BMBF in Federführung Anfang Februar vorlegte. Man finde viele Auflistungen bereits laufender Maßnahmen, kaum Visionäres, und priorisiert habe das BMBF ebenfalls so gut wie nicht. Immerhin: Es wurde eine neue Missionsorientierung festgelegt. An sechs Themen wie Klimaschutz, Weltraum und Meere oder ressourceneffiziente Industrie soll nun in Missionsteams ressortübergreifend gearbeitet werden. Kurz darauf wurde das #Forum Zukunftsstrategie ins Leben gerufen. Dieses 21 Personen starke Gremium soll Bundesregierung und Missionsteams bei der Umsetzung beraten. Anfang Dezember folgte der erste Bericht zur Zukunftsstrategie, der vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Man sehe sich auf einem guten Weg zur Missionsorientierung, erklärte Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Viel konkreter wird das Großvorhaben aber auch mit diesem Druckwerk (noch) nicht. Immerhin: Detailliert wird erstmals benannt, welche Ministerien und Ressort in den einzelnen Missionsteams zusammenarbeiten sollen. mw/nik
“Die Ressortabstimmung dauert noch an. Den Gesprächen können wir nicht vorgreifen. Das BMBF strebt eine zeitnahe Beschlussfassung im Kabinett an.” Das ist die aktuelle und vorerst letzte Antwort des BMBF auf unsere zahlreichen Anfragen zur geplanten Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes in diesem Jahr. Es gab viel Aufregung, aber keine Lösung. Erster Meilenstein waren die – in die “Montagehalle” zurückgezogenen – Eckpunkte des BMBF im März und die anschließende Stakeholder-Gesprächsrunde im Ministerium. Vor dem Sommer veröffentlichte das BMBF einen Referentenentwurf, den SPD und Grüne – trotz zahlreicher Übereinkünfte – nicht mittragen wollten. Davor und dazwischen fanden etliche Berichterstattergespräche statt. Jetzt wird also im Kabinett um die 4+2-Regelung in der Postdoc-Phase gefeilscht. Dass es noch einen Dreher bei den Jahreszahlen gibt, dürfte nach den Aussagen von Staatssekretär Jens Brandenburg auszuschließen sein. Die wahrscheinlichste Lösung: Das FDP-geführte BMBF macht dem SPD-geführten BMAS Zugeständnisse bei der Aufweichung der Tarifsperre. 2024 wird es dann wohl endlich ein neues WissZeitVG geben. Der Kampf von #IchbinHanna und Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft, wird damit voraussichtlich nicht beendet sein.tg
Im Zeichen eines neuen Misstrauens standen die deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen in diesem Jahr. Auch im Bereich der wissenschaftlichen Beziehungen sah Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger im Juni nur “begrenzten Spielraum für neue Kooperationen”. Im März war sie bereits nach Taiwan gereist, um trotz chinesischer Protestnote Forschungsvereinbarungen zu unterzeichnen. Im Juli wurden die neuen Umgangsformen dann konkreter formuliert. Mit der neuen China-Strategie der Bundesregierung verknüpfte die Forschungsministerin auch strengere Regeln für die Förderung von Forschenden, die mit China kooperieren. Vorausgegangen waren Vorwürfe, dass die deutsche Wissenschaft im Umgang mit China zu naiv sei. Nicht zuletzt der Bericht von Jeffrey Stoff über militärnahe Wissenschaftsprojekte hatte die Community aufgeschreckt. China-Experten warnten die Ministerin aber vor Generalverdacht und forderten den Aufbau von mehr China-Kompetenz an Universitäten. Mit Blick auf die Diskussionen um CSC-Stipendiaten und Konfuzius-Institute forderte DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee zum Ende des Jahres im Gespräch mit dem Research.Table: “Wir müssen die Konfliktgemeinschaft mit China aktiv gestalten”. tg
Am 17. November war es so weit – nach knapp zwei Jahren politischem Hin- und Herwägen, nach einer Rücktrittsdrohung des Gründungsdirektors Rafael Laguna zu Jahresbeginn und nach unzähligen zusätzlichen Runden wurde das sogenannte Freiheitsgesetz für die Bundesagentur für Sprunginnovationen beschlossen. Mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gilt nun die vom Forschungsausschuss geänderten Fassung (20/9362). Die Sprind soll ab sofort ohne den Bund als Zwischeninstanz agieren können und die für sie vorgesehenen Haushaltsmittel selbstständig verwalten dürfen. Auch eine Einschränkung des Besserstellungsverbotes sieht der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf vor. nik
Sie kommt, sie kommt nicht, sie kommt … Ein weiteres Jahr ist um, ohne dass es ein konkretes Konzept für die Dati gibt. Der sogenannte Datilog, ein Stakeholderprozess, wurde initiiert und in homogenen und heterogenen Gruppen diskutiert. Am Ende gab und gibt es zu wesentlichen Fragen der Ausrichtung der Dati keine klare Antwort: Welche Rolle spielen die HAWs, für die die Agentur ursprünglich gedacht war? Wie regional oder international sollen die Innovations-Communities denken? Und darf die Dati so frei sein, wie die Sprind? Am Ende des Jahres gibt es immerhin eine Pilotförderrichtlinie und auf Grundlage der Empfehlungen der Gründungskommission entschied das BMBF am gestrigen Donnerstag, dass die Dati ihren Sitz in Erfurt haben wird. Die HAW müssen sich damit trösten, dass Ende des Jahres in einer Sondersitzung der GWK das Bund-Länder Programm für anwendungsorientierte Forschung an HAW verlängert wurde. mw
“Unübersichtlich” und “intransparent” – das sind besonders häufig genutzte Adjektive, wenn es um wissenschaftliche Politikberatung in Deutschland geht. Unsere Serie “Politikberatung, quo vadis?” beleuchtet seit Juli das Feld und stellt Ideen für die Weiterentwicklung vor. Eine Auswahl: 1. Fast alle, die sich mit wissenschaftlicher Politikberatung befassen, wünschen sich einen besseren Überblick und übergreifende Qualitätsstandards. Der ehemalige Kanzleramtschef Helge Braun etwa sähe gerne, dass sich die Bundesregierung ein klares Regelwerk für die Politikberatung gibt. 2. Für eine Strukturreform mit weniger Gremien, die aber sehr gut mit wissenschaftlichem Personal ausgestattet sind, plädiert die Wirtschaftsweise Veronika Grimm. 3. Der Politologe Andreas Knie findet es an der Zeit, weg von der hierarchischen Politikberatung zu kommen. Er ist für eine Politikberatung mit Partizipation, Co-Production genannt, bei der von Anfang an Interaktion mit gesellschaftlichen Akteuren stattfindet. abg
Der Schock kam gleich zu Beginn des Jahres. Am 5. Januar verkündete Biontech seine Forschung zu personalisierten mRNA-Krebsimmuntherapien in Großbritannien und nicht in Deutschland aufzubauen. Damit nahm die Diskussion um die Rahmenbedingungen bio-medizinischer Forschung in Deutschland Fahrt auf. Neben der Genehmigung und der Organisation klinischer Studien stand vor allem der Umgang mit Gesundheitsdaten in der Kritik. Sowohl Erhebung als auch Speicherung und Bereitstellung der Daten seien in anderen Ländern deutlich fortschrittlicher und forschungsfreundlicher. Ein zu rigider und komplexer Datenschutz wurde häufig als Kernproblem benannt. Das BMG brachte im Jahresverlauf mehrere Gesetzesvorhaben in Gang, um diese Probleme anzugehen. Gesundheitsdatennutzungsgesetz und Digitalgesetz wurden nun am 14.12. vom Bundestag verabschiedet, ein Medizinforschungsgesetz im Entwurf vorgestellt und als Bestandteil der Pharmastrategie vom Kabinett verabschiedet. mw
2023 ist das Jahr, in dem die Menschheit erkannt hat, dass Künstliche Intelligenz (KI) kein nerdiges Spielzeug, sondern ein zukunftsweisendes Werkzeug ist. Kurz wurde gewarnt, dass KI die Zivilisation auszulöschen droht. Aber dann wurde klar, dass es eher darum geht, den Rahmen für die Entwicklung und Anwendung zu setzen. Im Sommer hat sich Table.Media redaktionsübergreifend in der Serie “Wettlauf um die Künstliche Intelligenz” mit dem Themenfeld befasst. Im Herbst hat das BMBF einen Aktionsplan KI vorgelegt, der die Hoffnungen auf viel Aktion geweckt hat. Das ganze Jahr über wurde in der EU um den AI Act gerungen. Nun ist man auf dem besten Weg, das weltweit erste Regelwerk für die Nutzung von KI zu verabschieden. 2024 unbedingt im Auge zu behalten ist Heilbronn. Die Stadt im Südwesten der Republik wächst zum Technologie-Hub. Dank Stiftungsgeld des Lidl-Milliardärs Dieter Schwarz wurden dieses Jahr Kooperationen mit dem viel beachteten Unternehmen Aleph Alpha und der ETH Zürich vereinbart. abg
Die Feiertage nahen. Wir wollten wissen, was nun gelesen, gegessen und geschaut wird. Und wir sind erfreut. Zum einen war die Resonanz auf unseren Vorstoß für einen kleinen Einblick ins Private groß. Vielen Dank! Zum anderen haben wir dadurch von ganz neuen Seiten und Interessenüberschneidungen erfahren.
Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Petra Sitte, Forschungspolitikerin der Linken, und Georg Schütte, Generalsekretär der Volkswagenstiftung, sich für die Feiertage den gleichen Roman beiseite gelegt haben. Unser kulinarisches Interesse hat vor allem der Kartoffelstrudel im Hause Rosenthal geweckt. Aber auch die handgeschabten Spätzle bei Seiters klingen vielversprechend. Mäuschen würden wir am liebsten bei den Wiestlers spielen, denn dort scheint Heiligabend ordentlich was los zu sein. Aber studieren Sie die Ergebnisse gerne selbst:
zugegeben, ein wenig feierlich ist mir zumute, während ich diese Zeilen schreibe, trotz Nieselregen und dem tobenden Trubel zum Jahresende. Ein Jahr gibt es den Research.Table nun schon. 92 Ausgaben unseres Briefings haben meine Kollegen Anne Brüning, Tim Gabel, Markus Weisskopf und ich recherchiert, verfasst und an Sie versendet. Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, Ihre Zeit genauso wie für Anregungen, Wünsche und auch für Ihre Kritik.
Bevor wir uns jetzt für ein paar Tage in die Weihnachtspause verabschieden, haben wir Ihnen – ganz klassisch – noch einen Jahresrückblick zusammengestellt. Unsere Bilanz im Bereich Wissenschaftspolitik und Forschungsstrategien bietet leider wenig Anlass zur Freude, die ganz großen Erfolge lassen doch auf sich warten. Beispiel Energieforschung. Hier wird das Dilemma der Bundesforschungsministerin besonders deutlich. Als “Chancen-Ministerin” wollte sich Bettina Stark-Watzinger in diesem Jahr profilieren. Doch Experten sehen bei den BMBF-Strategien zu Wasserstoff und Kernfusion weiteren Nachholbedarf.
Oder die Dati. Hier wartet die Community weiter auf das ganz große Konzept. Immerhin gibt es eine Pilotförderrichtlinie und seit dem gestrigen Donnerstag auch eine Entscheidung: Die Dati wird ihren Sitz in Erfurt haben. Lesen Sie, was noch los war in diesem Jahr – von Fraunhofer, über WissZeitVG bis Zukunftsstrategie.
Zum Jahresabschluss wollten wir wissen, womit man sich in der Forschungscommunity in den nächsten Tagen die Zeit vertreibt. Welche Bücher werden gelesen, welche Filme geschaut? Und klar, was steht am Heiligen Abend auf dem Esstisch? Unter anderem haben uns Patrick Cramer, Walter Rosenthal, Rafael Laguna und Bettina Stark-Watzinger geantwortet. Wir danken allen, die mitgemacht haben.
Damit auch Sie zwischen den Festtagen über das aktuelle Geschehen informiert bleiben, gibt es ab dem 27. Dezember wieder die bekannten “100Headlines”.
Ich wünsche Ihnen wunderschöne Festtage – und zunächst noch einmal eine anregende Lektüre,
Beim Thema Energieforschung wird das Dilemma von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger besonders deutlich. Als “Chancen-Ministerin” wollte sie sich 2023 mit diesen beiden Zukunftsthemen profilieren. Ihr Motto: Statt grüner Klimaverbote lieber Tempo bei innovativen Klimatechnologien. Doch Experten sehen bei den BMBF-Strategien zu Wasserstoff und Kernfusion weiteren Nachholbedarf. Zudem hat das Klimaministerium von Robert Habeck bei beiden Themen das erste Wort. So steht die eigentliche Wasserstoffstrategie der Bundesregierung im neuen und damit 8. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung, für das das BMWK verantwortlich ist. Ein gemeinsames Handeln beim Thema Kernfusion lehnt das Habeck-Ministerium ab. Der Tenor: Um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen, kann die Fusion noch nicht helfen. Analysten sehen die Gefahr, dass Deutschland beim Rennen um das erste Fusionskraftwerk abgehängt wird, wenn nicht mehr passiert. Dem BMBF fehlt es an politischer Durchschlagskraft. tg
Teure Hotelrechnungen, Luxusessen, Reisen mit Lebenspartnern: Der Bundesrechnungshof warf der Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) im Januar deutliche Verstöße gegen rechtliche Vorgaben vor allem für Reisen, Dienstfahrzeuge, Bewirtungen und Veranstaltungen vor. Seitdem berichten wir über Ereignisse bei Fraunhofer, die nichts mit Forschung und Innovation zu tun haben. Die Staatsanwaltschaft München I begann Ermittlungen, zunächst mit Vorbehalt, dann gegen Unbekannt. Seit September ermitteln die Juristen nun offen gegen drei frühere Vorstände der Gesellschaft und einen früheren Berater. Für positive Schlagzeilen sorgte im Mai zwischenzeitlich die Wahl des neuen FhG-Präsidenten Holger Hanselka. Die Erwartungen an Hanselka, der Ende August vom KIT zur FhG wechselte, sind groß. Mitte Dezember sah sich Hanselka mit neuen Vorwürfen konfrontiert, so habe Fraunhofer in den vergangenen Jahren mehr Fördermittel erhalten, als die Gesellschaft benötigte. Das geht aus einer Bemerkung des Bundesrechnungshofs hervor. Die Prüfer werfen der FhG vor, den Bund finanziell geschädigt zu haben. Und auch zahlreiche Frauen in Führungspositionen in seinem Haus sprachen erstmals öffentlich über eine teils jahrelange Benachteiligung im Hause Fraunhofer. Im Interview zur Amtseinführung Mitte Dezember gab sich Hanselka dennoch optimistisch, Fraunhofer wieder in die Spur bringen zu können. nik
Die Kritik folgte umgehend und kam aus allen Lagern: Wenig Zukunft und leider auch wenig Strategie stecke in dem Papier zur Zukunftsstrategie, das das BMBF in Federführung Anfang Februar vorlegte. Man finde viele Auflistungen bereits laufender Maßnahmen, kaum Visionäres, und priorisiert habe das BMBF ebenfalls so gut wie nicht. Immerhin: Es wurde eine neue Missionsorientierung festgelegt. An sechs Themen wie Klimaschutz, Weltraum und Meere oder ressourceneffiziente Industrie soll nun in Missionsteams ressortübergreifend gearbeitet werden. Kurz darauf wurde das #Forum Zukunftsstrategie ins Leben gerufen. Dieses 21 Personen starke Gremium soll Bundesregierung und Missionsteams bei der Umsetzung beraten. Anfang Dezember folgte der erste Bericht zur Zukunftsstrategie, der vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Man sehe sich auf einem guten Weg zur Missionsorientierung, erklärte Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Viel konkreter wird das Großvorhaben aber auch mit diesem Druckwerk (noch) nicht. Immerhin: Detailliert wird erstmals benannt, welche Ministerien und Ressort in den einzelnen Missionsteams zusammenarbeiten sollen. mw/nik
“Die Ressortabstimmung dauert noch an. Den Gesprächen können wir nicht vorgreifen. Das BMBF strebt eine zeitnahe Beschlussfassung im Kabinett an.” Das ist die aktuelle und vorerst letzte Antwort des BMBF auf unsere zahlreichen Anfragen zur geplanten Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes in diesem Jahr. Es gab viel Aufregung, aber keine Lösung. Erster Meilenstein waren die – in die “Montagehalle” zurückgezogenen – Eckpunkte des BMBF im März und die anschließende Stakeholder-Gesprächsrunde im Ministerium. Vor dem Sommer veröffentlichte das BMBF einen Referentenentwurf, den SPD und Grüne – trotz zahlreicher Übereinkünfte – nicht mittragen wollten. Davor und dazwischen fanden etliche Berichterstattergespräche statt. Jetzt wird also im Kabinett um die 4+2-Regelung in der Postdoc-Phase gefeilscht. Dass es noch einen Dreher bei den Jahreszahlen gibt, dürfte nach den Aussagen von Staatssekretär Jens Brandenburg auszuschließen sein. Die wahrscheinlichste Lösung: Das FDP-geführte BMBF macht dem SPD-geführten BMAS Zugeständnisse bei der Aufweichung der Tarifsperre. 2024 wird es dann wohl endlich ein neues WissZeitVG geben. Der Kampf von #IchbinHanna und Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft, wird damit voraussichtlich nicht beendet sein.tg
Im Zeichen eines neuen Misstrauens standen die deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen in diesem Jahr. Auch im Bereich der wissenschaftlichen Beziehungen sah Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger im Juni nur “begrenzten Spielraum für neue Kooperationen”. Im März war sie bereits nach Taiwan gereist, um trotz chinesischer Protestnote Forschungsvereinbarungen zu unterzeichnen. Im Juli wurden die neuen Umgangsformen dann konkreter formuliert. Mit der neuen China-Strategie der Bundesregierung verknüpfte die Forschungsministerin auch strengere Regeln für die Förderung von Forschenden, die mit China kooperieren. Vorausgegangen waren Vorwürfe, dass die deutsche Wissenschaft im Umgang mit China zu naiv sei. Nicht zuletzt der Bericht von Jeffrey Stoff über militärnahe Wissenschaftsprojekte hatte die Community aufgeschreckt. China-Experten warnten die Ministerin aber vor Generalverdacht und forderten den Aufbau von mehr China-Kompetenz an Universitäten. Mit Blick auf die Diskussionen um CSC-Stipendiaten und Konfuzius-Institute forderte DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee zum Ende des Jahres im Gespräch mit dem Research.Table: “Wir müssen die Konfliktgemeinschaft mit China aktiv gestalten”. tg
Am 17. November war es so weit – nach knapp zwei Jahren politischem Hin- und Herwägen, nach einer Rücktrittsdrohung des Gründungsdirektors Rafael Laguna zu Jahresbeginn und nach unzähligen zusätzlichen Runden wurde das sogenannte Freiheitsgesetz für die Bundesagentur für Sprunginnovationen beschlossen. Mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gilt nun die vom Forschungsausschuss geänderten Fassung (20/9362). Die Sprind soll ab sofort ohne den Bund als Zwischeninstanz agieren können und die für sie vorgesehenen Haushaltsmittel selbstständig verwalten dürfen. Auch eine Einschränkung des Besserstellungsverbotes sieht der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf vor. nik
Sie kommt, sie kommt nicht, sie kommt … Ein weiteres Jahr ist um, ohne dass es ein konkretes Konzept für die Dati gibt. Der sogenannte Datilog, ein Stakeholderprozess, wurde initiiert und in homogenen und heterogenen Gruppen diskutiert. Am Ende gab und gibt es zu wesentlichen Fragen der Ausrichtung der Dati keine klare Antwort: Welche Rolle spielen die HAWs, für die die Agentur ursprünglich gedacht war? Wie regional oder international sollen die Innovations-Communities denken? Und darf die Dati so frei sein, wie die Sprind? Am Ende des Jahres gibt es immerhin eine Pilotförderrichtlinie und auf Grundlage der Empfehlungen der Gründungskommission entschied das BMBF am gestrigen Donnerstag, dass die Dati ihren Sitz in Erfurt haben wird. Die HAW müssen sich damit trösten, dass Ende des Jahres in einer Sondersitzung der GWK das Bund-Länder Programm für anwendungsorientierte Forschung an HAW verlängert wurde. mw
“Unübersichtlich” und “intransparent” – das sind besonders häufig genutzte Adjektive, wenn es um wissenschaftliche Politikberatung in Deutschland geht. Unsere Serie “Politikberatung, quo vadis?” beleuchtet seit Juli das Feld und stellt Ideen für die Weiterentwicklung vor. Eine Auswahl: 1. Fast alle, die sich mit wissenschaftlicher Politikberatung befassen, wünschen sich einen besseren Überblick und übergreifende Qualitätsstandards. Der ehemalige Kanzleramtschef Helge Braun etwa sähe gerne, dass sich die Bundesregierung ein klares Regelwerk für die Politikberatung gibt. 2. Für eine Strukturreform mit weniger Gremien, die aber sehr gut mit wissenschaftlichem Personal ausgestattet sind, plädiert die Wirtschaftsweise Veronika Grimm. 3. Der Politologe Andreas Knie findet es an der Zeit, weg von der hierarchischen Politikberatung zu kommen. Er ist für eine Politikberatung mit Partizipation, Co-Production genannt, bei der von Anfang an Interaktion mit gesellschaftlichen Akteuren stattfindet. abg
Der Schock kam gleich zu Beginn des Jahres. Am 5. Januar verkündete Biontech seine Forschung zu personalisierten mRNA-Krebsimmuntherapien in Großbritannien und nicht in Deutschland aufzubauen. Damit nahm die Diskussion um die Rahmenbedingungen bio-medizinischer Forschung in Deutschland Fahrt auf. Neben der Genehmigung und der Organisation klinischer Studien stand vor allem der Umgang mit Gesundheitsdaten in der Kritik. Sowohl Erhebung als auch Speicherung und Bereitstellung der Daten seien in anderen Ländern deutlich fortschrittlicher und forschungsfreundlicher. Ein zu rigider und komplexer Datenschutz wurde häufig als Kernproblem benannt. Das BMG brachte im Jahresverlauf mehrere Gesetzesvorhaben in Gang, um diese Probleme anzugehen. Gesundheitsdatennutzungsgesetz und Digitalgesetz wurden nun am 14.12. vom Bundestag verabschiedet, ein Medizinforschungsgesetz im Entwurf vorgestellt und als Bestandteil der Pharmastrategie vom Kabinett verabschiedet. mw
2023 ist das Jahr, in dem die Menschheit erkannt hat, dass Künstliche Intelligenz (KI) kein nerdiges Spielzeug, sondern ein zukunftsweisendes Werkzeug ist. Kurz wurde gewarnt, dass KI die Zivilisation auszulöschen droht. Aber dann wurde klar, dass es eher darum geht, den Rahmen für die Entwicklung und Anwendung zu setzen. Im Sommer hat sich Table.Media redaktionsübergreifend in der Serie “Wettlauf um die Künstliche Intelligenz” mit dem Themenfeld befasst. Im Herbst hat das BMBF einen Aktionsplan KI vorgelegt, der die Hoffnungen auf viel Aktion geweckt hat. Das ganze Jahr über wurde in der EU um den AI Act gerungen. Nun ist man auf dem besten Weg, das weltweit erste Regelwerk für die Nutzung von KI zu verabschieden. 2024 unbedingt im Auge zu behalten ist Heilbronn. Die Stadt im Südwesten der Republik wächst zum Technologie-Hub. Dank Stiftungsgeld des Lidl-Milliardärs Dieter Schwarz wurden dieses Jahr Kooperationen mit dem viel beachteten Unternehmen Aleph Alpha und der ETH Zürich vereinbart. abg
Die Feiertage nahen. Wir wollten wissen, was nun gelesen, gegessen und geschaut wird. Und wir sind erfreut. Zum einen war die Resonanz auf unseren Vorstoß für einen kleinen Einblick ins Private groß. Vielen Dank! Zum anderen haben wir dadurch von ganz neuen Seiten und Interessenüberschneidungen erfahren.
Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Petra Sitte, Forschungspolitikerin der Linken, und Georg Schütte, Generalsekretär der Volkswagenstiftung, sich für die Feiertage den gleichen Roman beiseite gelegt haben. Unser kulinarisches Interesse hat vor allem der Kartoffelstrudel im Hause Rosenthal geweckt. Aber auch die handgeschabten Spätzle bei Seiters klingen vielversprechend. Mäuschen würden wir am liebsten bei den Wiestlers spielen, denn dort scheint Heiligabend ordentlich was los zu sein. Aber studieren Sie die Ergebnisse gerne selbst: