höflich beantwortete Bettina Stark-Watzinger gestern die Fragen der Abgeordneten im Bundestag, etwa zum Startchancen-Programm und zum WissZeitVG. Ausgesprochen souverän reagierte sie auf die Einwürfe von Mitgliedern ihrer eigenen Fraktion, etwa zu den Plänen der finanziellen Bildung. Der Zuhörer erfährt, dass das Konzept für Dati in den letzten Zügen und sie selbst “auch gespannt auf das Resultat” sei – interessant.
Auf Fragen zur Fraunhofer-Affäre reagiert die Ministerin ausweichend. Meine Kollegen Tim Gabel und Markus Weisskopf haben die Befragung im Bundestag live bei Twitter begleitet. Nachzulesen hier – inklusive des kleinen Schlagabtauschs mit CDU-Mann Thomas Jarzombek.
Nach der “Wuppertaler Erklärung” spricht sich eine weitere Initiative für vertrauenswürdige Governancestrukturen aus: In einem offenen Brief fordern mehr als 140 Professorinnen und Professoren die aktuellen Ministerien und Hochschulleitungen dazu auf, stärker gegen Machtmissbrauch an Universitäten vorzugehen. Anne Brüning hat die Details.
Wir möchten Sie gern einladen: Bald entscheiden die deutschen Hochschulen in der HRK: Wird Oliver Günther, Präsident der Uni Potsdam, oder Walter Rosenthal, Präsident der Uni Jena, erster Kopf der Hochschulrektorenkonferenz? Auf der Mitgliederversammlung am 9. Mai wird gewählt. Warum streben die Professoren diesen Posten an? Welche Ziele haben sie, was werden sie tun, sollten sie denn gewinnen? In Live-Talks werden wir ihnen genau diese und noch weitere Fragen stellen. Kostenlose Anmeldung hier: Am 26. April (16.30h) sprechen wir mit Oliver Günther, am 27. April (18h) mit Walter Rosenthal.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!
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Gerade eine Woche Südafrika und Namibia, davor der politisch brisante Trip nach Taiwan und kommende Woche geht es in die andere Himmelsrichtung, nach Kanada. Alles in zwei Monaten. In der Berliner Zentrale des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wird die Chefin beinahe schon zur Unbekannten. Aber was ist der Nutzen der Auslandsmissionen? Stehen sie in einem sinnvollen und notwendigen Bezug zu den laufenden Vorhaben in Sachen Bildung und Forschung?
Zum Beispiel Ende März. In der Hauptstadt kocht die forschungspolitische Debatte hoch. Vier Wissenschaftsorganisationen haben zum jährlichen Forschungsgipfel geladen, aber die zuständige Fachministerin ist nicht dabei. Auch nicht beim – dann abgesagten – Treffen der Allianz für Transformation, dem Highlevel-Meeting im Kanzleramt für die großen Innovationsvorhaben im Land.
Ebenso wenig tags zuvor bei der Vorstellung der neuesten Empfehlungen der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit zur Verbesserung der wissenschaftlichen Politikberatung. Lauter Termine nur für die Vertretungsriege der BMBF-Leitung, weil die Chefin nicht zur Verfügung steht. Dabei eskaliert die Berliner Politik in dieser Woche: Der Koalitionsausschuss der Ampel-Fraktionen verheddert sich über zukunftsrelevante Infrastrukturentscheidungen zu Verkehr und Klima, sodass viele Stunden länger getagt werden muss und geplante Begegnungen von Politik und Wissenschaft, einschließlich des Kanzlerauftritts auf dem Forschungsgipfel, gecancelt werden.
Wo ist in dieser Gemengelange die FDP-Forschungsministerin, um Gesprächsfäden aufrecht zu erhalten und vielleicht auch parteiliberale Strippen zu ziehen? Zur gleichen Zeit ist Bettina Stark-Watzinger am südlichen Ende des Globus unterwegs.
In Namibia führt sie Gespräche mit hochrangigen Regierungsvertretern wie Staatspräsident Hage Geingob. Im Rahmen ihrer Reise startete die deutsche Forschungsministerin vier industriegeführte deutsch-namibische Wasserstoff-Pilotprojekte mit einem Fördervolumen von über 30 Millionen Euro und ein Stipendienprogramm zur Fachkräfte-Ausbildung.
Beim vorgeschalteten Besuch in der Republik Südafrika geht es um eine engere Zusammenarbeit in der Gesundheitsforschung, die Entwicklung von grünem Flugbenzin, beim Abstecher in die Karoo-Wüste nördlich von Kapstadt besucht sie den Ort, an dem das weltweit größte Antennenfeld für Radioastronomie entsteht. Dort sind auch deutsche Wissenschaftler beteiligt.
Die CDU/CSU-Fraktion hat eine umfangreiche Frageliste zu den Auslandsreisen der BMBF-Leitung eingereicht. In den Antworten stellt sich heraus, dass die deutsche Bildungs- und Forschungsministerin in ihrem ersten Amtsjahr lediglich ein einziges Mal in Brüssel war. Kein reguläres Treffen mit den europäischen Amtskollegen, sondern ein Glamourtermin mit Bill Gates und seiner milliardenschweren Gesundheitsstiftung.
“Bei allen Räten in Brüssel mit Abwesenheit geglänzt, aber immerhin an der Milliardärs-Party teilgenommen”, kritisierte Oppositionspolitiker Thomas Jarzombek das europapolitische Unter-Engagement der BMBF-Chefin. “Auf große Weichenstellungen in der europäischen Forschungs- und Innovationspolitik kann die Ministerin so keinen Einfluss nehmen. Der Handlungsbedarf ist jedoch groß”, sagt Jarzombek als forschungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag.
“Es ist dramatisch, dass die starke deutsche Grundlagenforschung immer weniger Rückhalt in Brüssel findet – weil die Ministerin ihre Hausaufgaben nicht macht”, kritisiert ebenfalls CDU-Bundestagsabgeordnete Ingeborg Gräßle, die viele Jahre im Europa-Parlament saß.
Insgesamt, so ergab die Regierungsauskunft, unternahm Stark-Watzinger 2022 neun Auslandsreisen. Zwei große Trips galten im Frühjahr der Wasserstoff-Kooperation mit Australien sowie Gesprächen zur Technologiepolitik in USA und Kanada.
Ein Highlight war die Feier von 50 Jahren deutsch-kanadischer Forschungsbeziehungen. Allen Trips gemeinsam war, dass über sie in Deutschland kaum berichtet wurde – auch nicht vom Ministerium selbst. Ausnahme von dieser Regel war die Taiwan-Visite im März, an der eine Handvoll politischer Journalisten partizipierte, die in erster Linie an den geopolitischen Hintergründen und den Spannungen mit der Volksrepublik China interessiert waren.
Andere Auslandsreisen von politischem Gewicht finden dagegen keine öffentliche Beachtung, so Anfang Februar der Ukraine-Besuch von Stark-Watzinger auf Einladung des ukrainischen Ministers für Bildung und Wissenschaft Serhiy Shkarlet. Für die deutschen Medien war der Überraschungs-Termin ein Null-Event.
Wenn die Ministerin nicht kommt, müssen die Staatssekretäre ran. Das trifft sogar völlige Regierungs-“Greenhorns” wie Sabine Döring. Erst wenige Tage seit Anfang Februar als Bildungs-Staatssekretärin im Amt, wurde sie gleich zum Treffen der EU-Forschungsminister nach Stockholm abkommandiert, weil die Ministerin noch in Kiew weilte.
Kommenden Sonntag geht es wieder in den Flieger. Vom 23. bis 27. April begleitet Forschungsministerin Stark-Watzinger Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei dessen Staatsbesuch in Kanada.
Auf dem Programm stehen unter anderem der Unternehmensbesuch eines Brennstoffzellenherstellers, die Besichtigung smarter Energiesysteme an der Universität von British Columbia und eine öffentliche Gesprächsveranstaltung mit Studentinnen und Studenten.
Robert-Jan Smits verkündete auf der ESOF 2018 in Toulouse den sogenannten Plan S. Bis 2018 war er Direktor der DG Research and Innovation der EU und danach Senior Adviser für Open Access und Innovation der Kommission. Mit dem Plan S wollte die “Coalition S“, mit nun 29 mehrheitlich europäischen Forschungsförderern, den freien Zugang (Open Access) zu wissenschaftlichen Erkenntnissen fördern, die mit öffentlichen Mitteln erarbeitet wurden. Mit dabei sind unter anderem der österreichische Wissenschaftsfonds (FWF), UK Research and Innovation, die Science Foundation Ireland und die französische Agence Nationale de la Recherche.

Die Initiative wurde seit ihrem Start im Jahr 2018 breit diskutiert und auch kritisiert. Ein gewichtiger Kritikpunkt ist, dass die Veröffentlichung für Forschende aus ärmeren Ländern oder weniger solvente Institutionen schwieriger wird. Im OA wird das Lesen kostenfrei, dafür sind die Article Processing Charges (APCs), die bei Open-Access-Veröffentlichungen anfallen, für sie eine hohe Hürde. Selbst Wissenschaftler aus den Industrieländern werden teilweise Schwierigkeiten haben, wenn es um Veröffentlichungen in höherrangigen Journalen geht.
Weitere Kritikpunkte kommen aus den Verlagen und sind in einem Positionspapier des Dachverbands STM festgehalten:
Robert-Jan Smits zeigt sich indes begeistert vom Impact des Plan S: Open Access sei nun das “new normal”. Johan Rooryck verweist auf die französische Agence Nationale de la Recherche (ANR). Deren aktuelles Baromètre de la science ouverte zeigt unter anderem, dass Open Access in den Geisteswissenschaften von 25 Prozent im Jahr 2018 auf 75 Prozent im Jahr 2022 gestiegen ist.
Insgesamt lag der Anteil der Open-Access-Publikationen bei der ANR im Jahr 2021 bei 89 Prozent. Auch aus der deutschen Forschungslandschaft hört man eher anerkennende Worte. Die Maßnahmen würden weitgehend umgesetzt und es gebe gute Begleitmaßnahmen, wie die Schaffung von technischen Standards. Das Signal sei klar: Das ist der Weg in die Zukunft und die Wissenschaftswelt inklusive der Verlage muss sich darauf einstellen.
Dass im vergangenen August das Office for Science and Technology Policy (OSTP) im Weißen Haus nachgezogen hat und einen freien Zugang zu öffentlich geförderter Forschung ab 2026 fordert, reklamiert Smits als weiteren Erfolg der Initiative. Das OSTP habe schließlich im Wesentlichen den Plan S übernommen.
Die DFG ist bislang kein vollwertiges Mitglied der Coalition S, sondern lediglich Unterstützerin. Im Gegensatz zur “Coalition S” fordert sie Forschende lediglich auf, Open Access zu publizieren und verpflichtet sie nicht dazu. Alle anderen Prinzipien des Plan S werden hingegen unterstützt.
Neben den Kosten für Open Access wurde vonseiten der DFG eine Verpflichtung auch unter dem Aspekt der Wissenschaftsfreiheit kritisch betrachtet. Eine Begründung, die Smits verwundert. Er sieht in der Open Access-Bewegung gerade eine Chance für mehr Wissenschaftsfreiheit und bedauert, dass der eigentliche “Open Access-Champion” Deutschland nicht mit an Bord ist.
Angesichts des Auslaufens der Übergangszeit nach 2024 ist es für die “Coalition S” nun an der Zeit, “darüber nachzudenken, welche Art von Ökosystem für wissenschaftliche Kommunikation wir uns für die Zukunft wünschen und welche Rolle die Förderer bei dessen Umsetzung spielen können”, sagt Rooryck. Dafür will man ab Sommer 2023 die Auswirkungen und Folgen von Plan S im Rahmen einer externen Evaluation untersuchen. Ergebnisse sollen im Frühjahr 2024 vorliegen.
Vermutlich an Bedeutung gewinnen werden künftig Modelle wie Diamond Open Access (ohne Kosten für Autor und Leser) oder Preprint-Server. In Afrika und Südamerika gibt es bereits eigene staatliche Publikationsmöglichkeiten, die in Richtung Diamond Open Access gehen.
Diese Initiativen deuten für Rooryck darauf hin, “dass ein gerechteres und inklusiveres Modell der wissenschaftlichen Kommunikation, das nicht von hohen APCs abhängig ist, in greifbare Nähe gerückt sein könnte”. Natürlich bleibt dann aber die Frage, wie ein Qualitätsmanagement, also ein Peer-Review der Zukunft aussieht.
Darüber diskutieren will man unter anderem beim Global Summit on Diamond Open Access im Oktober 2023.

Mit welchen Strategien kann die Forschung aus den aktuellen Krisen kommen? Wir haben führende Köpfe aus der Wissenschaft gefragt. Julia von Blumenthal, Präsidentin der Humboldt-Universität Berlin, wünscht sich Vertrauen in die Arbeit der Hochschulen – und größere Autonomie.
Corona war gerade mehr oder minder vorbei, der Winter führte nicht zu einem großen Heizkosten-Schock, da standen in Berlin Neuwahlen an. “Es ist ein Schaffen in Umbruchzeiten”, sagt Julia von Blumenthal, Präsidentin der Humboldt-Universität. Ein Regierungswechsel sei zwar ein normales Phänomen und das Aushandeln von Verträgen ebenfalls. Nun aber stehe man vor der Situation, dass es gleichzeitig den Regierungswechsel gibt und die Verhandlungen zu den Hochschulverträgen beginnen. Diese Konstellation sei sicherlich nicht optimal.
Dennoch bleibt Julia von Blumenthal optimistisch, jedenfalls, wenn sie in den Koalitionsvertrag, Abschnitt Wissenschaft und Forschung, blickt. Dort würden Bedingungen zugesagt, mit denen die Hochschulen in Berlin arbeiten können. “Sehr wichtig ist natürlich die zugesagte jährliche Steigerung der Budgets um fünf Prozent ab 2024. Das Sondervermögen für Klimaschutz bietet eine Chance, endlich nachhaltig etwas für unsere Hochschulbauten zu tun.” Erfreulich sei auch, dass das Thema Autonomie einen eigenen Abschnitt bekommen hat.
Dabei haben die Erfahrungen der letzten Monate den Blick auf manche Ereignisse des universitären Betriebs nachhaltig verändert, berichtet von Blumenthal. “Ich sehe es als meine Verpflichtung und Aufgabe an, dass wir bei allem, was wir selbst an Sanierungsmaßnahmen durchführen und an Bauprojekten anstoßen, anders planen. Kurzfristige Kosteneinsparungen können eine langfristige Geldverschwendung sein. Hier darf nicht an der falschen Stelle gespart werden, weil man es hinterher dreimal bezahlt.”
Eine große Aufgabe sieht die Uni-Präsidentin auch in der Umsetzung der Digitalisierung. Hier zeige sich, dass es unterschiedliche Arten gibt, mit dieser Herausforderung umzugehen, Beispiel ChatGPT. “Manche befürchten, es sei das Ende der Lehre und des Studiums. Das ist die eine Haltung, eher ein Niedergangs-Szenario. Mit einer anderen, offeneren Haltung kann man jedoch entscheiden, das zum Thema in einem Seminar zu machen oder Workshops zu konzipieren, welche konkreten Folgen – und vielleicht auch Chancen – ChatBots für die Lehre haben können.”
Das ist für Julia von Blumenthal die Haltung, mit der sie stets an Herausforderungen herangehen möchte: “Jede Neuerung hat auch ihre positiven, ihre positiv transformativen Perspektiven.” Spontan denkt sie da an das Einstein-Zentrum für digitale Zukunft, das gerade das fünfte Jahr seines Bestehens gefeiert hat. “Ich finde, da kann man sehen, dass man aus innovativen Ideen gerade in solchen Feldern wie der Digitalisierung, die die Wissenschaften verändern, auch wirklich gestaltend etwas machen kann.”
Generell erlebt sie eine stärkere Hinwendung zu mehr Innovation an der Uni. “Als ich 2018 von der Humboldt-Universität weggegangen bin, war die Förderung von Start-ups noch kein großes Thema. Man hätte es eher als eine zusätzliche Ökonomisierung der Wissenschaft empfunden. Das nehme ich inzwischen anders wahr”, sagt von Blumenthal. Studierende, die gründen wollen, werden unterstützt, etwa durch die Humboldt-Innovation. Und auch die Zusammenarbeit in der Berlin University Alliance trage sehr gute Früchte. Hier schließe man sich ebenfalls zusammen, um noch bessere Angebote für die Gründerinnen und Gründer machen zu können.
Ein großes Problem bei Start-ups sei, dass die Uni nur bis zur Gründung fördern darf. “Das ist so eine Hürde, die natürlich eine Logik hat in der öffentlichen Förderung, die aber trotzdem in der Realität nicht hilfreich ist.” Bei der Förderung müsse man immer darauf achten, dass sie treffsicher ist. “Und ich glaube, dass das auch ein Grund ist, warum sich die Gründung der Deutschen Agentur für Transfer, Dati, verzögert. Es ist notwendig, dass man sich sehr genau überlegt, wo die Dati einen echten Mehrwert zu bereits bestehenden Strukturen darstellen kann.”
Wenn Julia von Blumenthal einen Wunsch frei hätte, für die Humboldt-Universität, für alle Hochschulen in Berlin, dann wäre das großes Vertrauen seitens der Politik. “Dafür, dass wir als Universitäten oder generell als Hochschulen wissen, was unsere Aufgabe ist und dass wir diese auch im Grundsatz verantwortungsvoll wahrnehmen und umsetzen.” Vertrauen sei nicht vollständig abwesend, aber “der Ausdruck einer solchen Haltung ist dann doch eine wirklich gute Grundfinanzierung, und es ist ein größeres Maß von Autonomie. Sodass wir auch experimentieren, etwas ausprobieren können”.
Das ganze Interview lesen Sie in “Was jetzt, Forschung?”. Die Publikation enthält Impulse aus den Gesprächen u. a. mit Jan Wörner (Acatech), Martina Brockmeier (Leibniz-Gemeinschaft), Rafael Laguna de la Vera (Sprind), Volker Meyer-Guckel (Stifterverband), Georg Schütte (VolkswagenStiftung), Otmar D. Wiestler (Helmholtz-Gemeinschaft) und Walter Rosenthal (Uni Jena). Den kostenlosen Reader erhalten Sie hier.
21. April 2023, 19:00 Uhr, BBAW, Einstein-Saal, Berlin
Podiumsdiskussion Den Fachleuten vertrauen? Über die Rolle von Expert:innen in der Demokratie Mehr
26. April 2023, 16:30-17:15 Uhr, online
Table.Live-Briefing Wahlduell in der Hochschulrektorenkonferenz: Professor Oliver Günther auf dem Prüfstand Anmeldung
27. April 2023, 18:00-18.45 Uhr, online
Table.Live-Briefing Wahlduell in der Hochschulrektorenkonferenz: Professor Walter Rosenthal auf dem Prüfstand Anmeldung
3. Mai 2023, 10:00-18:30 Uhr, Alte Münze, Berlin
Festival InnoNation Festival des Bundesverbands der Deutschen Industrie Mehr
3. Mai 2023, 18:00 Uhr, BBAW, Leibniz-Saal, Berlin
Podiumsgespräch, Reihe Geisteswissenschaften im Dialog Freiheit – wovon? wozu? Mehr
12.-13. Mai 2023, 18:00 Uhr, ZEISS Innovation Hub@KIT, 76344 Eggenstein-Leopoldshafen
4. DPG Forum Wissens-und Technologietransfer im Dialog Mehr
13. Mai 2023, 18.00-23:59 Uhr, BBAW, Einstein-Saal, Berlin
Salon Sophie Charlotte 2023 der BBAW Aufklärung 2.0 Mehr
24. April 2023, 14:00-20:30 Uhr, Magnus-Haus, Berlin
Symposium und Abendvortrag Wissenschaft und Diplomatie Mehr
Das gestörte Vertrauensverhältnis zwischen Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger und dem Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft Reimund Neugebauer wurde auf der diesjährigen Hannover-Messe erlebbar. Bereits im Protokoll für die Eröffnungsfeier am Sonntag wurden Änderungen vorgenommen, mutmaßlich, damit keine gemeinsamen Bilder entstehen. Auch am Montag kam es nicht zu einem Aufeinandertreffen, obwohl beide an diesem Tag Termine auf der Messe absolvierten.
Neugebauer ist seit 2019 Jury-Vorsitzender des mit 100.000 Euro dotierten Industriepreises Hermes Award. Er hatte die Auszeichnung, die traditionell im Zuge der Eröffnungsfeier der Hannover-Messe verliehen wird, in den vergangenen vier Jahren erst zusammen mit Anja Karliczek und später mit Bettina Stark-Watzinger übergeben. In diesem Jahr war die Forschungsministerin erstmals allein auf die Bühne gekommen.
Neugebauer wurde einen Tag später, am Montag, ein viertelstündiger Slot in Messehalle 3 eingeräumt, auf dem er die diesjährigen Gewinner noch einmal beglückwünschte und ihnen eine Urkunde überreichte – die sie aber auch am Sonntag schon in den Händen hielten.
Im Rahmen der Urkundenübergabe sprach er am Montag mit Blick auf den Hermes Award und die Hannover-Messe von einer “großen Familie von Innovatoren”. Nach den Jahren der Covid-19-Pandemie sei Aufbruchstimmung zu spüren und “der Schwung von 2018 und 2019 zurück”, sagte Neugebauer. Fragen von Table.Media zum Hermes Award am Rande der Urkundenübergabe wollte der Fraunhofer-Präsident nicht beantworten. Auch das Bundesforschungsministerium und Bettina Stark-Watzinger vermieden es, sich zu der veränderten Hermes Award-Zeremonie zu äußern.
Die Forschungsministerin informierte sich am Montag auf der Hannover-Messe am Stand des Bundesforschungsministeriums über Förderprojekte des BMBF, besuchte den InnoTruck des Ministeriums und begrüßte Forscher und Innovatoren am Messestand der BMBF-Wasserstoff-Leitprojekte. Am Montagnachmittag stellte sie den Aktionsplan “ErUM-Transfer” vor. Damit will das BMBF Ergebnisse, Methoden und Technologien, die zur Erforschung von Universum und Materie an Großgeräten entwickelt wurden, besser für die Nutzung in Wirtschaftsunternehmen aufbereiten. tg
Nach der “Wuppertaler Erklärung” für vertrauenswürdige Governancestrukturen, spricht sich eine weitere Initiative für Reformen aus: In einem offenen Brief fordern mehr als 140 Professorinnen und Professoren Ministerien und Hochschulleitungen dazu auf, stärker gegen Machtmissbrauch an Universitäten vorzugehen.
Das Problem liege im System, heißt es in dem an das BMBF und die Bildungsministerien der Länder sowie Hochschulleitungen gerichteten Schreiben. “Die Mischung von deutschem Beamtenrecht, einer Kultur überhöhter professoraler Autorität und der prekär gestalteten Arbeitssituation für Forschende in der Qualifikationsphase führt zu Strukturen, die Machtmissbrauch fördern”, sagt Martina Winkler, Professorin für Geschichte Osteuropas an der Universität Kiel und Initiatorin des Briefes. Sie schlägt unter anderem vor, Begutachtungsfunktionen von anderen Funktionen zu entkoppeln.
Daniel Leising, Psychologie-Professor an der TU Dresden, der sich im Netzwerk gegen Machtmissbrauch in der Forschung engagiert, begrüßt Winklers Initiative und sieht die große Zahl der Unterschriften als Erfolg. Seiner Erfahrung nach braucht es Mut, sich zu dem Thema zu positionieren: “Man läuft Gefahr, als Nestbeschmutzer zu gelten.”
Partielle Kritik übt eine der Initiatorinnen der Wuppertaler Erklärung. “In dem Brief werden auch Verhaltensweisen als Machtmissbrauch gelabelt, die einem hierarchischen Entscheidungsverfahren innewohnen – etwa die Entscheidung über die Verwendung von Reisemitteln”, sagt Birgitta Wolff, Rektorin der Universität Wuppertal. Das konkrete Weiterdenken des Briefes bedeute, die Hierarchie im Wissenschaftssystem aufzuheben. “Das wird diskutiert und das zu diskutieren, ist legitim.” Nicht korrekt sei aus ihrer Sicht jedoch, die derzeitige Praxis generell als Missbrauch zu deklarieren. “Damit werden die Autorinnen und Autoren auch den Opfern tatsächlichen Missbrauchs nicht gerecht.”
Welche Änderungen die Unterzeichner des offenen Briefs von den Verantwortlichen genau erwarten, ist nicht ganz klar. “Einige Maßnahmen sind auf Fakultätsebene möglich: etwa Promotionsordnungen so zu verändern, dass Betreuung und Prüfung durch unterschiedliche Personen erfolgt”, sagt Leising. Grundlegend gegen die Machtakkumulation vorzugehen und externe Aufsicht zu etablieren, sei jedoch eher ein Auftrag für die zuständigen Ministerien.
Auf die Stärkung interner Instanzen wie Antidiskriminierungsbeauftragte oder Ombudsstellen zu setzen, wie jüngst von der FDP-Politikerin Franziska Müller-Rech gefordert, sei zumeist zwecklos. Leising: “In der Regel sind die Stellen nur minimal ausgestattet und kaum mit Befugnissen versehen.” Nicht selten werde an andere interne Stellen verwiesen oder davon abgeraten, Beschwerde zu erheben. Er hält es für essenziell, unabhängige Beschwerdestellen zu stärken. “Dafür gibt es in anderen Ländern durchaus Vorbilder, etwa in den Niederlanden und den USA.” abg
Wer im künftigen Berliner Senat die Wissenschaft übernimmt, wird sich womöglich schon am Sonntag klären, wenn das SPD-Mitgliedervotum ausgezählt ist. Derzeit kursieren vor allem zwei Namen: Ina Czyborra, Sprecherin für Wissenschaft und Forschung der Berliner SPD-Fraktion, und Boris Velter, Chef der Leitungsabteilung im Bundesgesundheitsministerium. Auch über einen möglichen dritten Kandidaten wird immer wieder spekuliert.
Ein Comeback von Michael Müller, derzeit MdB, wird eher scherzhaft erwogen. Allerdings hat er sich viel Anerkennung verschafft, als er als Regierender Bürgermeister die Wissenschaft zur Chefsache machte. Teils ist bereits von goldenen Zeiten die Rede, was auch ein Verdienst des damaligen Staatssekretärs Steffen Krach (seit 2021 Präsident der Region Hannover) sein dürfte.
Ausgemacht ist, dass die SPD den Zugriff auf diesen Posten hat – und dass der derzeitige fachliche Zuschnitt der Verwaltung nicht grundlegend verändert wird. Demnach bleiben die Bereiche Wissenschaft und Gesundheit, in denen derzeit jeweils etwa 100 von insgesamt 550 Verwaltungsmitarbeitern tätig sind, unter einem Dach. Darüber ist man in der Wissenschaft nicht besonders glücklich, denn es liegt nahe, dass für die Besetzung des Senatorenpostens vor allem Kompetenz im heikleren Gesundheitsbereich zählt.
Das spräche für Boris Velter an der Spitze, der unter Müller bereits als Sonderbeauftragter für Medizin und Forschung das Konzept “Gesundheitsstadt 2030” vorangetrieben hat. Bei einem knappen Ausgang des Mitgliedervotums könnte der Posten eher an Ina Czyborra gehen. Denn dann hätte die breite Verankerung in den Kreisverbänden mehr Gewicht.
Geliebäugelt wurde offenbar auch damit, Wissenschaft und Wirtschaft in eine Hand zu geben. Ein solcher Umbau wäre aber angesichts der verbleibenden 3,5 Jahre der fünfjährigen Legislaturperiode aufwendig und schwer zu rechtfertigen.
Ohnehin ist es erforderlich, schnell in den Arbeitsmodus zu kommen. Die Verhandlung der Hochschulverträge ist überfällig. Sie galten eigentlich nur bis Ende 2022 und wurden um ein Jahr verlängert. Ein wichtiger Punkt ist bereits im Koalitionsvertrag geregelt: Die derzeit jährliche Steigerung der Grundfinanzierung wird ab 2024 von 3,5 Prozent auf 5 Prozent erhöht.
Kontroverser dürfte es im Umgang mit dem WissZeitVG und der ausgesetzten Entfristungszusage für Postdocs zugehen. Hohe Erwartungen sind mit der angekündigten Offensive für Baumaßnahmen verknüpft, denn der Sanierungsstau ist immens. Die Landeskonferenz der Berliner Rektoren und Präsidenten der Berliner Hochschulen hat Anfang des Jahres eine Sanierungs- und Baustrategie vorgelegt, für die 8,2 Milliarden Euro einzuplanen sind. abg
Sachsen will den wissenschaftlichen Austausch mit Taiwan deutlich intensivieren. Das meldet der Freistaat am Dienstag auf seiner offiziellen Webseite. Die Pläne seien das erste Ergebnis eines dreitägigen Besuchs von Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) in Taipeh. Dort traf er unter anderem mit Taiwans Wissenschaftsminister Tsung-Tsong Wu zusammen.
Geplant sind demnach engere Kooperationen mit den National Applied Research Laboratories, einem Zusammenschluss von Hochtechnologie-Zentren für angewandte Forschung. Mit dem Geschäftsführer der National Applied Research Laboratories, Yu-Hsueh Hsu, unterzeichnete Gemkow eine Vereinbarung, um den wissenschaftlichen Austausch zwischen Hochschulen und Forschungsinstituten in den Hochtechnologieregionen weiter zu intensivieren. Sachsen will dazu auch ein Büro in Taipeh einrichten, das gemeinsame Aktivitäten in diesem Bereich koordinieren soll.
Sebastian Gemkow besucht Taiwan bis einschließlich 20. April. Begleitet wird der Minister unter anderem von der Rektorin der TU Dresden, Ursula M. Staudinger, sowie Repräsentanten des Fraunhofer-Instituts für Photonische Mikrosysteme. fpe
THE – Big university donors are distorting research agendas. Naomi Oreskes schreibt anlässlich einer Großspende von 300 Millionen Dollar an die Harvard-Fakultät für Kunst und Wissenschaften über die Auswirkungen der Philanthropie auf die Forschungsagenden der wissenschaftlichen Institutionen. Gerade Spenden von Personen mit starken ideologischen Prägungen bergen die Gefahr, die wissenschaftliche Freiheit zu beeinträchtigen. Mehr
New York Times – Satellites Threaten Astronomy, but a Few Scientists See an Opportunity. Satelliten-Systeme wie Starlink weltweiten Internetzugang ermöglichen. Allerdings beeinträchtigen die Systeme mit ihren zehntausenden Mini-Satelliten die Ergebnisse erdgebundener Teleskope. Eric Burns, Astronom an der Louisiana State University in den USA, will nun privaten Unternehmen vorschlagen, ihre Satelliten mit winzigen Gammastrahlen-Detektoren auszustatten. Sie könnten zusammen Ähnliches leisten wie die im Weltraum stationierten Observatorien Swift und Fermi der Nasa. Mehr
Spektrum – Künstliche Intelligenz: Die Zukunft des Programmierens? ChatGPT hat ein enormes Potenzial, Programmierer beim Schreiben von Code zu unterstützen, da es in der Lage ist, Codeausdrücke auf der Grundlage von Eingaben in natürlicher Sprache zu generieren. Die bisherige Version von ChatGPT ist allerdings noch fehleranfällig – künftig könnte sich das allerdings ändern. Aktuell gilt es, der KI lediglich kleinere Aufgaben zu übertragen und die Ergebnisse penibel zu kontrollieren. Mehr
DLF – Quantentechnologie im Realitätscheck. Neue Technologien auf Basis der Quantenphysik eröffnen faszinierende Möglichkeiten: superschnelle Computer, abhörsichere Kommunikation, ultraempfindliche Sensoren. IT-Konzerne und Start-ups preschen voran. Regierungen investieren Milliarden. Mehr
Wiarda-Blog: “Wir wollten das nicht aussitzen”. Im Interview mit Jan-Martin Wiarda glaubt BMBF-Staatssekretär Jens Brandenburg (FDP) nicht mehr an ein fertiges Gesetz zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) in 2023. Das war vom BMBF eigentlich so angekündigt. Im Vergleich zum Eckpunktepapier vom 17. März wird der erwartete Referentenentwurf des BMBF nur im Punkt Postdoc-Phase Neues bringen, sagt der Politiker. Das WissZeitVG könne nicht alles regeln. Mit einer umfassenden Reform von Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft soll sich der Wissenschaftsrat beschäftigen, meint Brandenburg. Mehr

Der von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Net-Zero Industry Act zielt darauf ab, die Treibhausgasemissionen im Industriesektor bis 2050 auf Null zu reduzieren. Bis 2030 sollen mindestens 40 Prozent der EU-Nachfrage nach sauberen Technologien in Europa selbst gedeckt werden. Die Regulierung wird die Mitgliedstaaten verpflichten, nationale Pläne zur Dekarbonisierung der Industrie zu entwickeln. Sie wird auch die Entwicklung von Technologien zur Carbon Capture and Storage (CCUS) unterstützen, indem sie das Ziel setzt, bis 2030 jährlich 50 Millionen Tonnen CO₂ zu speichern.
Diese Regelung soll eine Antwort auf den amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) sein und ist Teil des europäischen Green Deals, der darauf abzielt, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen. Leider lässt sich aus der europäischen Strategie keine klare Vision herauslesen und, noch schlimmer, ihre Fristen und ihre Ausführung sind wenig glaubwürdig.
Die Ziele wurden festgelegt, ohne dass eine wissenschaftliche Bewertung der Erreichbarkeit mit neuen Technologien vorgenommen wurde. Politische Leitlinien sind wichtig, aber sie müssen auf Fakten basieren.
Die Ziele sind entweder unklar (was soll etwas “saubere Technologien aus heimischer Produktion” konkret bedeuten?), unrealistisch (beim derzeitigen Stand der Technik wissen nur wenige Industriezweige wie sie Netto-Null-Emissionen erreichen sollen) oder nicht ehrgeizig genug (das Gesamtziel für CCUS entspricht nur 1,5 Prozent der Gesamtemissionen der EU).
Es gibt auch kein Umsetzungskonzept (“Execution is everything’) und es fehlt eine massive wissenschaftliche und technologische Offensive, die darauf abzielt, neue bahnbrechende Technologien zu entwickeln, aber auch die Reifung und Kostenreduzierung bestehender sauberer Technologien zu beschleunigen. Das Beispiel des grünen Wasserstoffs, der derzeit drei- bis viermal mehr kostet als CO₂-emittierender grauer Wasserstoff, zeigt, dass die ‘Grünen Zusatzkosten’ nicht frontal angegangen werden.
Im Gegensatz dazu hat die IRA einen sehr einfachen Ausführungsplan: die “grünen Prämie” für kohlenstoffreduzierende Technologien und Investitionen zu senken – unter der Bedingung, dass sie in den Vereinigten Staaten realisiert werden.
Der IRA hat eine klare protektionistische Komponente, aber soll als Beschleunigung der Energiewende gefeiert werden. Dies ist dem Green Deal bisher nicht gelungen, wobei man dazu sagen muss, dass die genauen Daten fehlen, um ihn abschließend zu bewerten. Es zeigt sich aber schon jetzt das übliche Problem der EU-Politik, sich auf Investitionspläne zu konzentrieren, anstatt auf eine präzise und unabhängige Ergebnisbewertung.
Sowohl die europäischen als auch die US-amerikanischen Pläne bleiben dennoch weit von einer echten innovativen Industriepolitik entfernt. Bei JEDI – der Joint European Disruptive Initiative - argumentieren wir, dass sie von drei Säulen getragen werden muss:
Wir brauchen einen radikalen Wandel in der Arbeitsweise der EU, damit Europa auch im 21. Jahrhundert relevant bleibt.
Stefan Blankenberg wurde zum zukünftigen Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) gewählt. Blankenberg ist ärztlicher Leiter des Universitären Herz- und Gefäßzentrums Hamburg und Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Elizabeth Prommer ist nach 908 Rektoren die erste Rektorin der Universität Rostock. Das Konzil der Universität Rostock hatte die Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin im Oktober gewählt. Sie tritt die Nachfolge von Wolfgang Schareck an, der in den Ruhestand geht.
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Bildung.Table: Neuer Bildungsminister in Brandenburg. Der Digitalist Steffen Freiberg wird Nachfolger der zurückgetretenen Britta Ernst. Die bisherige Nummer 2 im Schulressort gilt als beinharter und erfolgreicher Verhandler. Mehr
Bildung.Table: Neue Hattie-Studie. Nach 15 Jahren aktualisiert der Bildungsforscher John Hattie seine weltweit beachtete Metastudie über gute Lernbedingungen. Lehrer haben nach wie vor den größten Einfluss – aber auch KI oder Flipped Classrooms beeinflussen die Leistung von Schülern. John Hattie kommentiert die wichtigsten Ergebnisse im Gastbeitrag. Mehr
Europe.Table: AI Act. Berichterstatter fordern globalen KI-Gipfel. Wichtig sei es, sich auf eine vorläufige Reihe von Grundsätzen für die Entwicklung, die Kontrolle und den Einsatz sehr leistungsfähiger künstlicher Intelligenz zu einigen. Mehr
Security.Table: KI in Waffensystemen. “Deutschland darf Entwicklung nicht verschlafen”. Experten monieren: Bislang gibt es in Deutschland keine offizielle Strategie, die eine nationale Position im Umgang mit Autonomen Waffensystemen definiert. Mehr
ESG.Table: Bitkom: “Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehören untrennbar zusammen”. Unternehmen können es sich nicht leisten, die digitale und die nachhaltige Transformation isoliert voneinander anzugehen, sagt Niklas Meyer-Breitkreutz vom Digitalverband Bitkom im Interview. Mehr
Wer feststellt, dass sich die Natur gut an Klimaveränderungen anpassen kann, muss kein Leugner der globalen Erwärmung sein. Die Frage ist eher, welche Zeitskala der Erdgeschichte man betrachtet. Und ob der Mensch dabei auf der Strecke bleibt. Fest steht, dass es für unsere Spezies in vielerlei Hinsicht mindestens unkomfortabler wird. Ganz zu schweigen davon, dass einige Regionen des Planeten unbewohnbar werden.
Für andere Arten tun sich im Anthropozän neue Lebensräume auf. Plastikmüll auf offener See bildet die Heimat für eine neue Form von Lebensgemeinschaften, die man dort eigentlich nicht vermuten würde, berichten Forscher in Nature Ecology & Evolution. Sie haben Kunststoff aus Müllstrudeln im Pazifischen Ozean untersucht und stellten fest, dass dort inzwischen zahlreiche Weich- und Krebstiere siedeln, sich teils sogar fortpflanzen und so über Jahre überleben können.
Auch einige Blumenarten sind, anders als der Mensch, Meister im Überdauern langjähriger Trockenheit. Das sieht man dieser Tage an den Bildern aus dem Walker Canyon und anderen Orten in Kalifornien: Dort blüht die Wüste. Wildblumen wie der Kalifornische Mohn, Sandverbene und Wüstenlilien sind nach einem Winter mit ungewöhnlich viel Niederschlag im Superbloom.
Bisher geschah das alle paar Jahre. Kalifornische Forscher befürchten jedoch, dass das so faszinierende wie schöne Phänomen durch den Klimawandel seltener wird. Die Keimfähigkeit der Pflanzensamen könnte sich zum Beispiel durch erhöhte Bodentemperaturen verschlechtern.
Die globale Erwärmung bringt auch den Kaffeestrauch an die Grenze der Anpassungsfähigkeit. Ernteausfälle durch Klimaextreme sind das Problem. Kaffee leide weit mehr als andere Exportfrüchte wie Avocados oder Cashewnüsse unter dem Klimawandel, haben Züricher Forscher festgestellt. Insbesondere die Arabica-Bohne reagiere sehr empfindlich gegenüber höheren Temperaturen. Langfristig drohten durch die steigenden Temperaturen zudem Befall durch Schädlinge wie den Kaffeekirschenkäfer und Pflanzenkrankheiten – selbst in Höhenlagen, die bislang eigentlich als sicher galten.
Es ist zu befürchten, dass sich der Kaffeestrauch nicht schnell genug an den Klimawandel anpassen kann. Auf den Beweis dieser Hypothese zu warten, wäre riskant. Besser ist es, die globale Erwärmung auch im Sinne der Sicherung des Kaffeenachschubs entschlossener zu bekämpfen. Anne Brüning
höflich beantwortete Bettina Stark-Watzinger gestern die Fragen der Abgeordneten im Bundestag, etwa zum Startchancen-Programm und zum WissZeitVG. Ausgesprochen souverän reagierte sie auf die Einwürfe von Mitgliedern ihrer eigenen Fraktion, etwa zu den Plänen der finanziellen Bildung. Der Zuhörer erfährt, dass das Konzept für Dati in den letzten Zügen und sie selbst “auch gespannt auf das Resultat” sei – interessant.
Auf Fragen zur Fraunhofer-Affäre reagiert die Ministerin ausweichend. Meine Kollegen Tim Gabel und Markus Weisskopf haben die Befragung im Bundestag live bei Twitter begleitet. Nachzulesen hier – inklusive des kleinen Schlagabtauschs mit CDU-Mann Thomas Jarzombek.
Nach der “Wuppertaler Erklärung” spricht sich eine weitere Initiative für vertrauenswürdige Governancestrukturen aus: In einem offenen Brief fordern mehr als 140 Professorinnen und Professoren die aktuellen Ministerien und Hochschulleitungen dazu auf, stärker gegen Machtmissbrauch an Universitäten vorzugehen. Anne Brüning hat die Details.
Wir möchten Sie gern einladen: Bald entscheiden die deutschen Hochschulen in der HRK: Wird Oliver Günther, Präsident der Uni Potsdam, oder Walter Rosenthal, Präsident der Uni Jena, erster Kopf der Hochschulrektorenkonferenz? Auf der Mitgliederversammlung am 9. Mai wird gewählt. Warum streben die Professoren diesen Posten an? Welche Ziele haben sie, was werden sie tun, sollten sie denn gewinnen? In Live-Talks werden wir ihnen genau diese und noch weitere Fragen stellen. Kostenlose Anmeldung hier: Am 26. April (16.30h) sprechen wir mit Oliver Günther, am 27. April (18h) mit Walter Rosenthal.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!
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Gerade eine Woche Südafrika und Namibia, davor der politisch brisante Trip nach Taiwan und kommende Woche geht es in die andere Himmelsrichtung, nach Kanada. Alles in zwei Monaten. In der Berliner Zentrale des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wird die Chefin beinahe schon zur Unbekannten. Aber was ist der Nutzen der Auslandsmissionen? Stehen sie in einem sinnvollen und notwendigen Bezug zu den laufenden Vorhaben in Sachen Bildung und Forschung?
Zum Beispiel Ende März. In der Hauptstadt kocht die forschungspolitische Debatte hoch. Vier Wissenschaftsorganisationen haben zum jährlichen Forschungsgipfel geladen, aber die zuständige Fachministerin ist nicht dabei. Auch nicht beim – dann abgesagten – Treffen der Allianz für Transformation, dem Highlevel-Meeting im Kanzleramt für die großen Innovationsvorhaben im Land.
Ebenso wenig tags zuvor bei der Vorstellung der neuesten Empfehlungen der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit zur Verbesserung der wissenschaftlichen Politikberatung. Lauter Termine nur für die Vertretungsriege der BMBF-Leitung, weil die Chefin nicht zur Verfügung steht. Dabei eskaliert die Berliner Politik in dieser Woche: Der Koalitionsausschuss der Ampel-Fraktionen verheddert sich über zukunftsrelevante Infrastrukturentscheidungen zu Verkehr und Klima, sodass viele Stunden länger getagt werden muss und geplante Begegnungen von Politik und Wissenschaft, einschließlich des Kanzlerauftritts auf dem Forschungsgipfel, gecancelt werden.
Wo ist in dieser Gemengelange die FDP-Forschungsministerin, um Gesprächsfäden aufrecht zu erhalten und vielleicht auch parteiliberale Strippen zu ziehen? Zur gleichen Zeit ist Bettina Stark-Watzinger am südlichen Ende des Globus unterwegs.
In Namibia führt sie Gespräche mit hochrangigen Regierungsvertretern wie Staatspräsident Hage Geingob. Im Rahmen ihrer Reise startete die deutsche Forschungsministerin vier industriegeführte deutsch-namibische Wasserstoff-Pilotprojekte mit einem Fördervolumen von über 30 Millionen Euro und ein Stipendienprogramm zur Fachkräfte-Ausbildung.
Beim vorgeschalteten Besuch in der Republik Südafrika geht es um eine engere Zusammenarbeit in der Gesundheitsforschung, die Entwicklung von grünem Flugbenzin, beim Abstecher in die Karoo-Wüste nördlich von Kapstadt besucht sie den Ort, an dem das weltweit größte Antennenfeld für Radioastronomie entsteht. Dort sind auch deutsche Wissenschaftler beteiligt.
Die CDU/CSU-Fraktion hat eine umfangreiche Frageliste zu den Auslandsreisen der BMBF-Leitung eingereicht. In den Antworten stellt sich heraus, dass die deutsche Bildungs- und Forschungsministerin in ihrem ersten Amtsjahr lediglich ein einziges Mal in Brüssel war. Kein reguläres Treffen mit den europäischen Amtskollegen, sondern ein Glamourtermin mit Bill Gates und seiner milliardenschweren Gesundheitsstiftung.
“Bei allen Räten in Brüssel mit Abwesenheit geglänzt, aber immerhin an der Milliardärs-Party teilgenommen”, kritisierte Oppositionspolitiker Thomas Jarzombek das europapolitische Unter-Engagement der BMBF-Chefin. “Auf große Weichenstellungen in der europäischen Forschungs- und Innovationspolitik kann die Ministerin so keinen Einfluss nehmen. Der Handlungsbedarf ist jedoch groß”, sagt Jarzombek als forschungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag.
“Es ist dramatisch, dass die starke deutsche Grundlagenforschung immer weniger Rückhalt in Brüssel findet – weil die Ministerin ihre Hausaufgaben nicht macht”, kritisiert ebenfalls CDU-Bundestagsabgeordnete Ingeborg Gräßle, die viele Jahre im Europa-Parlament saß.
Insgesamt, so ergab die Regierungsauskunft, unternahm Stark-Watzinger 2022 neun Auslandsreisen. Zwei große Trips galten im Frühjahr der Wasserstoff-Kooperation mit Australien sowie Gesprächen zur Technologiepolitik in USA und Kanada.
Ein Highlight war die Feier von 50 Jahren deutsch-kanadischer Forschungsbeziehungen. Allen Trips gemeinsam war, dass über sie in Deutschland kaum berichtet wurde – auch nicht vom Ministerium selbst. Ausnahme von dieser Regel war die Taiwan-Visite im März, an der eine Handvoll politischer Journalisten partizipierte, die in erster Linie an den geopolitischen Hintergründen und den Spannungen mit der Volksrepublik China interessiert waren.
Andere Auslandsreisen von politischem Gewicht finden dagegen keine öffentliche Beachtung, so Anfang Februar der Ukraine-Besuch von Stark-Watzinger auf Einladung des ukrainischen Ministers für Bildung und Wissenschaft Serhiy Shkarlet. Für die deutschen Medien war der Überraschungs-Termin ein Null-Event.
Wenn die Ministerin nicht kommt, müssen die Staatssekretäre ran. Das trifft sogar völlige Regierungs-“Greenhorns” wie Sabine Döring. Erst wenige Tage seit Anfang Februar als Bildungs-Staatssekretärin im Amt, wurde sie gleich zum Treffen der EU-Forschungsminister nach Stockholm abkommandiert, weil die Ministerin noch in Kiew weilte.
Kommenden Sonntag geht es wieder in den Flieger. Vom 23. bis 27. April begleitet Forschungsministerin Stark-Watzinger Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei dessen Staatsbesuch in Kanada.
Auf dem Programm stehen unter anderem der Unternehmensbesuch eines Brennstoffzellenherstellers, die Besichtigung smarter Energiesysteme an der Universität von British Columbia und eine öffentliche Gesprächsveranstaltung mit Studentinnen und Studenten.
Robert-Jan Smits verkündete auf der ESOF 2018 in Toulouse den sogenannten Plan S. Bis 2018 war er Direktor der DG Research and Innovation der EU und danach Senior Adviser für Open Access und Innovation der Kommission. Mit dem Plan S wollte die “Coalition S“, mit nun 29 mehrheitlich europäischen Forschungsförderern, den freien Zugang (Open Access) zu wissenschaftlichen Erkenntnissen fördern, die mit öffentlichen Mitteln erarbeitet wurden. Mit dabei sind unter anderem der österreichische Wissenschaftsfonds (FWF), UK Research and Innovation, die Science Foundation Ireland und die französische Agence Nationale de la Recherche.

Die Initiative wurde seit ihrem Start im Jahr 2018 breit diskutiert und auch kritisiert. Ein gewichtiger Kritikpunkt ist, dass die Veröffentlichung für Forschende aus ärmeren Ländern oder weniger solvente Institutionen schwieriger wird. Im OA wird das Lesen kostenfrei, dafür sind die Article Processing Charges (APCs), die bei Open-Access-Veröffentlichungen anfallen, für sie eine hohe Hürde. Selbst Wissenschaftler aus den Industrieländern werden teilweise Schwierigkeiten haben, wenn es um Veröffentlichungen in höherrangigen Journalen geht.
Weitere Kritikpunkte kommen aus den Verlagen und sind in einem Positionspapier des Dachverbands STM festgehalten:
Robert-Jan Smits zeigt sich indes begeistert vom Impact des Plan S: Open Access sei nun das “new normal”. Johan Rooryck verweist auf die französische Agence Nationale de la Recherche (ANR). Deren aktuelles Baromètre de la science ouverte zeigt unter anderem, dass Open Access in den Geisteswissenschaften von 25 Prozent im Jahr 2018 auf 75 Prozent im Jahr 2022 gestiegen ist.
Insgesamt lag der Anteil der Open-Access-Publikationen bei der ANR im Jahr 2021 bei 89 Prozent. Auch aus der deutschen Forschungslandschaft hört man eher anerkennende Worte. Die Maßnahmen würden weitgehend umgesetzt und es gebe gute Begleitmaßnahmen, wie die Schaffung von technischen Standards. Das Signal sei klar: Das ist der Weg in die Zukunft und die Wissenschaftswelt inklusive der Verlage muss sich darauf einstellen.
Dass im vergangenen August das Office for Science and Technology Policy (OSTP) im Weißen Haus nachgezogen hat und einen freien Zugang zu öffentlich geförderter Forschung ab 2026 fordert, reklamiert Smits als weiteren Erfolg der Initiative. Das OSTP habe schließlich im Wesentlichen den Plan S übernommen.
Die DFG ist bislang kein vollwertiges Mitglied der Coalition S, sondern lediglich Unterstützerin. Im Gegensatz zur “Coalition S” fordert sie Forschende lediglich auf, Open Access zu publizieren und verpflichtet sie nicht dazu. Alle anderen Prinzipien des Plan S werden hingegen unterstützt.
Neben den Kosten für Open Access wurde vonseiten der DFG eine Verpflichtung auch unter dem Aspekt der Wissenschaftsfreiheit kritisch betrachtet. Eine Begründung, die Smits verwundert. Er sieht in der Open Access-Bewegung gerade eine Chance für mehr Wissenschaftsfreiheit und bedauert, dass der eigentliche “Open Access-Champion” Deutschland nicht mit an Bord ist.
Angesichts des Auslaufens der Übergangszeit nach 2024 ist es für die “Coalition S” nun an der Zeit, “darüber nachzudenken, welche Art von Ökosystem für wissenschaftliche Kommunikation wir uns für die Zukunft wünschen und welche Rolle die Förderer bei dessen Umsetzung spielen können”, sagt Rooryck. Dafür will man ab Sommer 2023 die Auswirkungen und Folgen von Plan S im Rahmen einer externen Evaluation untersuchen. Ergebnisse sollen im Frühjahr 2024 vorliegen.
Vermutlich an Bedeutung gewinnen werden künftig Modelle wie Diamond Open Access (ohne Kosten für Autor und Leser) oder Preprint-Server. In Afrika und Südamerika gibt es bereits eigene staatliche Publikationsmöglichkeiten, die in Richtung Diamond Open Access gehen.
Diese Initiativen deuten für Rooryck darauf hin, “dass ein gerechteres und inklusiveres Modell der wissenschaftlichen Kommunikation, das nicht von hohen APCs abhängig ist, in greifbare Nähe gerückt sein könnte”. Natürlich bleibt dann aber die Frage, wie ein Qualitätsmanagement, also ein Peer-Review der Zukunft aussieht.
Darüber diskutieren will man unter anderem beim Global Summit on Diamond Open Access im Oktober 2023.

Mit welchen Strategien kann die Forschung aus den aktuellen Krisen kommen? Wir haben führende Köpfe aus der Wissenschaft gefragt. Julia von Blumenthal, Präsidentin der Humboldt-Universität Berlin, wünscht sich Vertrauen in die Arbeit der Hochschulen – und größere Autonomie.
Corona war gerade mehr oder minder vorbei, der Winter führte nicht zu einem großen Heizkosten-Schock, da standen in Berlin Neuwahlen an. “Es ist ein Schaffen in Umbruchzeiten”, sagt Julia von Blumenthal, Präsidentin der Humboldt-Universität. Ein Regierungswechsel sei zwar ein normales Phänomen und das Aushandeln von Verträgen ebenfalls. Nun aber stehe man vor der Situation, dass es gleichzeitig den Regierungswechsel gibt und die Verhandlungen zu den Hochschulverträgen beginnen. Diese Konstellation sei sicherlich nicht optimal.
Dennoch bleibt Julia von Blumenthal optimistisch, jedenfalls, wenn sie in den Koalitionsvertrag, Abschnitt Wissenschaft und Forschung, blickt. Dort würden Bedingungen zugesagt, mit denen die Hochschulen in Berlin arbeiten können. “Sehr wichtig ist natürlich die zugesagte jährliche Steigerung der Budgets um fünf Prozent ab 2024. Das Sondervermögen für Klimaschutz bietet eine Chance, endlich nachhaltig etwas für unsere Hochschulbauten zu tun.” Erfreulich sei auch, dass das Thema Autonomie einen eigenen Abschnitt bekommen hat.
Dabei haben die Erfahrungen der letzten Monate den Blick auf manche Ereignisse des universitären Betriebs nachhaltig verändert, berichtet von Blumenthal. “Ich sehe es als meine Verpflichtung und Aufgabe an, dass wir bei allem, was wir selbst an Sanierungsmaßnahmen durchführen und an Bauprojekten anstoßen, anders planen. Kurzfristige Kosteneinsparungen können eine langfristige Geldverschwendung sein. Hier darf nicht an der falschen Stelle gespart werden, weil man es hinterher dreimal bezahlt.”
Eine große Aufgabe sieht die Uni-Präsidentin auch in der Umsetzung der Digitalisierung. Hier zeige sich, dass es unterschiedliche Arten gibt, mit dieser Herausforderung umzugehen, Beispiel ChatGPT. “Manche befürchten, es sei das Ende der Lehre und des Studiums. Das ist die eine Haltung, eher ein Niedergangs-Szenario. Mit einer anderen, offeneren Haltung kann man jedoch entscheiden, das zum Thema in einem Seminar zu machen oder Workshops zu konzipieren, welche konkreten Folgen – und vielleicht auch Chancen – ChatBots für die Lehre haben können.”
Das ist für Julia von Blumenthal die Haltung, mit der sie stets an Herausforderungen herangehen möchte: “Jede Neuerung hat auch ihre positiven, ihre positiv transformativen Perspektiven.” Spontan denkt sie da an das Einstein-Zentrum für digitale Zukunft, das gerade das fünfte Jahr seines Bestehens gefeiert hat. “Ich finde, da kann man sehen, dass man aus innovativen Ideen gerade in solchen Feldern wie der Digitalisierung, die die Wissenschaften verändern, auch wirklich gestaltend etwas machen kann.”
Generell erlebt sie eine stärkere Hinwendung zu mehr Innovation an der Uni. “Als ich 2018 von der Humboldt-Universität weggegangen bin, war die Förderung von Start-ups noch kein großes Thema. Man hätte es eher als eine zusätzliche Ökonomisierung der Wissenschaft empfunden. Das nehme ich inzwischen anders wahr”, sagt von Blumenthal. Studierende, die gründen wollen, werden unterstützt, etwa durch die Humboldt-Innovation. Und auch die Zusammenarbeit in der Berlin University Alliance trage sehr gute Früchte. Hier schließe man sich ebenfalls zusammen, um noch bessere Angebote für die Gründerinnen und Gründer machen zu können.
Ein großes Problem bei Start-ups sei, dass die Uni nur bis zur Gründung fördern darf. “Das ist so eine Hürde, die natürlich eine Logik hat in der öffentlichen Förderung, die aber trotzdem in der Realität nicht hilfreich ist.” Bei der Förderung müsse man immer darauf achten, dass sie treffsicher ist. “Und ich glaube, dass das auch ein Grund ist, warum sich die Gründung der Deutschen Agentur für Transfer, Dati, verzögert. Es ist notwendig, dass man sich sehr genau überlegt, wo die Dati einen echten Mehrwert zu bereits bestehenden Strukturen darstellen kann.”
Wenn Julia von Blumenthal einen Wunsch frei hätte, für die Humboldt-Universität, für alle Hochschulen in Berlin, dann wäre das großes Vertrauen seitens der Politik. “Dafür, dass wir als Universitäten oder generell als Hochschulen wissen, was unsere Aufgabe ist und dass wir diese auch im Grundsatz verantwortungsvoll wahrnehmen und umsetzen.” Vertrauen sei nicht vollständig abwesend, aber “der Ausdruck einer solchen Haltung ist dann doch eine wirklich gute Grundfinanzierung, und es ist ein größeres Maß von Autonomie. Sodass wir auch experimentieren, etwas ausprobieren können”.
Das ganze Interview lesen Sie in “Was jetzt, Forschung?”. Die Publikation enthält Impulse aus den Gesprächen u. a. mit Jan Wörner (Acatech), Martina Brockmeier (Leibniz-Gemeinschaft), Rafael Laguna de la Vera (Sprind), Volker Meyer-Guckel (Stifterverband), Georg Schütte (VolkswagenStiftung), Otmar D. Wiestler (Helmholtz-Gemeinschaft) und Walter Rosenthal (Uni Jena). Den kostenlosen Reader erhalten Sie hier.
21. April 2023, 19:00 Uhr, BBAW, Einstein-Saal, Berlin
Podiumsdiskussion Den Fachleuten vertrauen? Über die Rolle von Expert:innen in der Demokratie Mehr
26. April 2023, 16:30-17:15 Uhr, online
Table.Live-Briefing Wahlduell in der Hochschulrektorenkonferenz: Professor Oliver Günther auf dem Prüfstand Anmeldung
27. April 2023, 18:00-18.45 Uhr, online
Table.Live-Briefing Wahlduell in der Hochschulrektorenkonferenz: Professor Walter Rosenthal auf dem Prüfstand Anmeldung
3. Mai 2023, 10:00-18:30 Uhr, Alte Münze, Berlin
Festival InnoNation Festival des Bundesverbands der Deutschen Industrie Mehr
3. Mai 2023, 18:00 Uhr, BBAW, Leibniz-Saal, Berlin
Podiumsgespräch, Reihe Geisteswissenschaften im Dialog Freiheit – wovon? wozu? Mehr
12.-13. Mai 2023, 18:00 Uhr, ZEISS Innovation Hub@KIT, 76344 Eggenstein-Leopoldshafen
4. DPG Forum Wissens-und Technologietransfer im Dialog Mehr
13. Mai 2023, 18.00-23:59 Uhr, BBAW, Einstein-Saal, Berlin
Salon Sophie Charlotte 2023 der BBAW Aufklärung 2.0 Mehr
24. April 2023, 14:00-20:30 Uhr, Magnus-Haus, Berlin
Symposium und Abendvortrag Wissenschaft und Diplomatie Mehr
Das gestörte Vertrauensverhältnis zwischen Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger und dem Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft Reimund Neugebauer wurde auf der diesjährigen Hannover-Messe erlebbar. Bereits im Protokoll für die Eröffnungsfeier am Sonntag wurden Änderungen vorgenommen, mutmaßlich, damit keine gemeinsamen Bilder entstehen. Auch am Montag kam es nicht zu einem Aufeinandertreffen, obwohl beide an diesem Tag Termine auf der Messe absolvierten.
Neugebauer ist seit 2019 Jury-Vorsitzender des mit 100.000 Euro dotierten Industriepreises Hermes Award. Er hatte die Auszeichnung, die traditionell im Zuge der Eröffnungsfeier der Hannover-Messe verliehen wird, in den vergangenen vier Jahren erst zusammen mit Anja Karliczek und später mit Bettina Stark-Watzinger übergeben. In diesem Jahr war die Forschungsministerin erstmals allein auf die Bühne gekommen.
Neugebauer wurde einen Tag später, am Montag, ein viertelstündiger Slot in Messehalle 3 eingeräumt, auf dem er die diesjährigen Gewinner noch einmal beglückwünschte und ihnen eine Urkunde überreichte – die sie aber auch am Sonntag schon in den Händen hielten.
Im Rahmen der Urkundenübergabe sprach er am Montag mit Blick auf den Hermes Award und die Hannover-Messe von einer “großen Familie von Innovatoren”. Nach den Jahren der Covid-19-Pandemie sei Aufbruchstimmung zu spüren und “der Schwung von 2018 und 2019 zurück”, sagte Neugebauer. Fragen von Table.Media zum Hermes Award am Rande der Urkundenübergabe wollte der Fraunhofer-Präsident nicht beantworten. Auch das Bundesforschungsministerium und Bettina Stark-Watzinger vermieden es, sich zu der veränderten Hermes Award-Zeremonie zu äußern.
Die Forschungsministerin informierte sich am Montag auf der Hannover-Messe am Stand des Bundesforschungsministeriums über Förderprojekte des BMBF, besuchte den InnoTruck des Ministeriums und begrüßte Forscher und Innovatoren am Messestand der BMBF-Wasserstoff-Leitprojekte. Am Montagnachmittag stellte sie den Aktionsplan “ErUM-Transfer” vor. Damit will das BMBF Ergebnisse, Methoden und Technologien, die zur Erforschung von Universum und Materie an Großgeräten entwickelt wurden, besser für die Nutzung in Wirtschaftsunternehmen aufbereiten. tg
Nach der “Wuppertaler Erklärung” für vertrauenswürdige Governancestrukturen, spricht sich eine weitere Initiative für Reformen aus: In einem offenen Brief fordern mehr als 140 Professorinnen und Professoren Ministerien und Hochschulleitungen dazu auf, stärker gegen Machtmissbrauch an Universitäten vorzugehen.
Das Problem liege im System, heißt es in dem an das BMBF und die Bildungsministerien der Länder sowie Hochschulleitungen gerichteten Schreiben. “Die Mischung von deutschem Beamtenrecht, einer Kultur überhöhter professoraler Autorität und der prekär gestalteten Arbeitssituation für Forschende in der Qualifikationsphase führt zu Strukturen, die Machtmissbrauch fördern”, sagt Martina Winkler, Professorin für Geschichte Osteuropas an der Universität Kiel und Initiatorin des Briefes. Sie schlägt unter anderem vor, Begutachtungsfunktionen von anderen Funktionen zu entkoppeln.
Daniel Leising, Psychologie-Professor an der TU Dresden, der sich im Netzwerk gegen Machtmissbrauch in der Forschung engagiert, begrüßt Winklers Initiative und sieht die große Zahl der Unterschriften als Erfolg. Seiner Erfahrung nach braucht es Mut, sich zu dem Thema zu positionieren: “Man läuft Gefahr, als Nestbeschmutzer zu gelten.”
Partielle Kritik übt eine der Initiatorinnen der Wuppertaler Erklärung. “In dem Brief werden auch Verhaltensweisen als Machtmissbrauch gelabelt, die einem hierarchischen Entscheidungsverfahren innewohnen – etwa die Entscheidung über die Verwendung von Reisemitteln”, sagt Birgitta Wolff, Rektorin der Universität Wuppertal. Das konkrete Weiterdenken des Briefes bedeute, die Hierarchie im Wissenschaftssystem aufzuheben. “Das wird diskutiert und das zu diskutieren, ist legitim.” Nicht korrekt sei aus ihrer Sicht jedoch, die derzeitige Praxis generell als Missbrauch zu deklarieren. “Damit werden die Autorinnen und Autoren auch den Opfern tatsächlichen Missbrauchs nicht gerecht.”
Welche Änderungen die Unterzeichner des offenen Briefs von den Verantwortlichen genau erwarten, ist nicht ganz klar. “Einige Maßnahmen sind auf Fakultätsebene möglich: etwa Promotionsordnungen so zu verändern, dass Betreuung und Prüfung durch unterschiedliche Personen erfolgt”, sagt Leising. Grundlegend gegen die Machtakkumulation vorzugehen und externe Aufsicht zu etablieren, sei jedoch eher ein Auftrag für die zuständigen Ministerien.
Auf die Stärkung interner Instanzen wie Antidiskriminierungsbeauftragte oder Ombudsstellen zu setzen, wie jüngst von der FDP-Politikerin Franziska Müller-Rech gefordert, sei zumeist zwecklos. Leising: “In der Regel sind die Stellen nur minimal ausgestattet und kaum mit Befugnissen versehen.” Nicht selten werde an andere interne Stellen verwiesen oder davon abgeraten, Beschwerde zu erheben. Er hält es für essenziell, unabhängige Beschwerdestellen zu stärken. “Dafür gibt es in anderen Ländern durchaus Vorbilder, etwa in den Niederlanden und den USA.” abg
Wer im künftigen Berliner Senat die Wissenschaft übernimmt, wird sich womöglich schon am Sonntag klären, wenn das SPD-Mitgliedervotum ausgezählt ist. Derzeit kursieren vor allem zwei Namen: Ina Czyborra, Sprecherin für Wissenschaft und Forschung der Berliner SPD-Fraktion, und Boris Velter, Chef der Leitungsabteilung im Bundesgesundheitsministerium. Auch über einen möglichen dritten Kandidaten wird immer wieder spekuliert.
Ein Comeback von Michael Müller, derzeit MdB, wird eher scherzhaft erwogen. Allerdings hat er sich viel Anerkennung verschafft, als er als Regierender Bürgermeister die Wissenschaft zur Chefsache machte. Teils ist bereits von goldenen Zeiten die Rede, was auch ein Verdienst des damaligen Staatssekretärs Steffen Krach (seit 2021 Präsident der Region Hannover) sein dürfte.
Ausgemacht ist, dass die SPD den Zugriff auf diesen Posten hat – und dass der derzeitige fachliche Zuschnitt der Verwaltung nicht grundlegend verändert wird. Demnach bleiben die Bereiche Wissenschaft und Gesundheit, in denen derzeit jeweils etwa 100 von insgesamt 550 Verwaltungsmitarbeitern tätig sind, unter einem Dach. Darüber ist man in der Wissenschaft nicht besonders glücklich, denn es liegt nahe, dass für die Besetzung des Senatorenpostens vor allem Kompetenz im heikleren Gesundheitsbereich zählt.
Das spräche für Boris Velter an der Spitze, der unter Müller bereits als Sonderbeauftragter für Medizin und Forschung das Konzept “Gesundheitsstadt 2030” vorangetrieben hat. Bei einem knappen Ausgang des Mitgliedervotums könnte der Posten eher an Ina Czyborra gehen. Denn dann hätte die breite Verankerung in den Kreisverbänden mehr Gewicht.
Geliebäugelt wurde offenbar auch damit, Wissenschaft und Wirtschaft in eine Hand zu geben. Ein solcher Umbau wäre aber angesichts der verbleibenden 3,5 Jahre der fünfjährigen Legislaturperiode aufwendig und schwer zu rechtfertigen.
Ohnehin ist es erforderlich, schnell in den Arbeitsmodus zu kommen. Die Verhandlung der Hochschulverträge ist überfällig. Sie galten eigentlich nur bis Ende 2022 und wurden um ein Jahr verlängert. Ein wichtiger Punkt ist bereits im Koalitionsvertrag geregelt: Die derzeit jährliche Steigerung der Grundfinanzierung wird ab 2024 von 3,5 Prozent auf 5 Prozent erhöht.
Kontroverser dürfte es im Umgang mit dem WissZeitVG und der ausgesetzten Entfristungszusage für Postdocs zugehen. Hohe Erwartungen sind mit der angekündigten Offensive für Baumaßnahmen verknüpft, denn der Sanierungsstau ist immens. Die Landeskonferenz der Berliner Rektoren und Präsidenten der Berliner Hochschulen hat Anfang des Jahres eine Sanierungs- und Baustrategie vorgelegt, für die 8,2 Milliarden Euro einzuplanen sind. abg
Sachsen will den wissenschaftlichen Austausch mit Taiwan deutlich intensivieren. Das meldet der Freistaat am Dienstag auf seiner offiziellen Webseite. Die Pläne seien das erste Ergebnis eines dreitägigen Besuchs von Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) in Taipeh. Dort traf er unter anderem mit Taiwans Wissenschaftsminister Tsung-Tsong Wu zusammen.
Geplant sind demnach engere Kooperationen mit den National Applied Research Laboratories, einem Zusammenschluss von Hochtechnologie-Zentren für angewandte Forschung. Mit dem Geschäftsführer der National Applied Research Laboratories, Yu-Hsueh Hsu, unterzeichnete Gemkow eine Vereinbarung, um den wissenschaftlichen Austausch zwischen Hochschulen und Forschungsinstituten in den Hochtechnologieregionen weiter zu intensivieren. Sachsen will dazu auch ein Büro in Taipeh einrichten, das gemeinsame Aktivitäten in diesem Bereich koordinieren soll.
Sebastian Gemkow besucht Taiwan bis einschließlich 20. April. Begleitet wird der Minister unter anderem von der Rektorin der TU Dresden, Ursula M. Staudinger, sowie Repräsentanten des Fraunhofer-Instituts für Photonische Mikrosysteme. fpe
THE – Big university donors are distorting research agendas. Naomi Oreskes schreibt anlässlich einer Großspende von 300 Millionen Dollar an die Harvard-Fakultät für Kunst und Wissenschaften über die Auswirkungen der Philanthropie auf die Forschungsagenden der wissenschaftlichen Institutionen. Gerade Spenden von Personen mit starken ideologischen Prägungen bergen die Gefahr, die wissenschaftliche Freiheit zu beeinträchtigen. Mehr
New York Times – Satellites Threaten Astronomy, but a Few Scientists See an Opportunity. Satelliten-Systeme wie Starlink weltweiten Internetzugang ermöglichen. Allerdings beeinträchtigen die Systeme mit ihren zehntausenden Mini-Satelliten die Ergebnisse erdgebundener Teleskope. Eric Burns, Astronom an der Louisiana State University in den USA, will nun privaten Unternehmen vorschlagen, ihre Satelliten mit winzigen Gammastrahlen-Detektoren auszustatten. Sie könnten zusammen Ähnliches leisten wie die im Weltraum stationierten Observatorien Swift und Fermi der Nasa. Mehr
Spektrum – Künstliche Intelligenz: Die Zukunft des Programmierens? ChatGPT hat ein enormes Potenzial, Programmierer beim Schreiben von Code zu unterstützen, da es in der Lage ist, Codeausdrücke auf der Grundlage von Eingaben in natürlicher Sprache zu generieren. Die bisherige Version von ChatGPT ist allerdings noch fehleranfällig – künftig könnte sich das allerdings ändern. Aktuell gilt es, der KI lediglich kleinere Aufgaben zu übertragen und die Ergebnisse penibel zu kontrollieren. Mehr
DLF – Quantentechnologie im Realitätscheck. Neue Technologien auf Basis der Quantenphysik eröffnen faszinierende Möglichkeiten: superschnelle Computer, abhörsichere Kommunikation, ultraempfindliche Sensoren. IT-Konzerne und Start-ups preschen voran. Regierungen investieren Milliarden. Mehr
Wiarda-Blog: “Wir wollten das nicht aussitzen”. Im Interview mit Jan-Martin Wiarda glaubt BMBF-Staatssekretär Jens Brandenburg (FDP) nicht mehr an ein fertiges Gesetz zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) in 2023. Das war vom BMBF eigentlich so angekündigt. Im Vergleich zum Eckpunktepapier vom 17. März wird der erwartete Referentenentwurf des BMBF nur im Punkt Postdoc-Phase Neues bringen, sagt der Politiker. Das WissZeitVG könne nicht alles regeln. Mit einer umfassenden Reform von Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft soll sich der Wissenschaftsrat beschäftigen, meint Brandenburg. Mehr

Der von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Net-Zero Industry Act zielt darauf ab, die Treibhausgasemissionen im Industriesektor bis 2050 auf Null zu reduzieren. Bis 2030 sollen mindestens 40 Prozent der EU-Nachfrage nach sauberen Technologien in Europa selbst gedeckt werden. Die Regulierung wird die Mitgliedstaaten verpflichten, nationale Pläne zur Dekarbonisierung der Industrie zu entwickeln. Sie wird auch die Entwicklung von Technologien zur Carbon Capture and Storage (CCUS) unterstützen, indem sie das Ziel setzt, bis 2030 jährlich 50 Millionen Tonnen CO₂ zu speichern.
Diese Regelung soll eine Antwort auf den amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) sein und ist Teil des europäischen Green Deals, der darauf abzielt, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen. Leider lässt sich aus der europäischen Strategie keine klare Vision herauslesen und, noch schlimmer, ihre Fristen und ihre Ausführung sind wenig glaubwürdig.
Die Ziele wurden festgelegt, ohne dass eine wissenschaftliche Bewertung der Erreichbarkeit mit neuen Technologien vorgenommen wurde. Politische Leitlinien sind wichtig, aber sie müssen auf Fakten basieren.
Die Ziele sind entweder unklar (was soll etwas “saubere Technologien aus heimischer Produktion” konkret bedeuten?), unrealistisch (beim derzeitigen Stand der Technik wissen nur wenige Industriezweige wie sie Netto-Null-Emissionen erreichen sollen) oder nicht ehrgeizig genug (das Gesamtziel für CCUS entspricht nur 1,5 Prozent der Gesamtemissionen der EU).
Es gibt auch kein Umsetzungskonzept (“Execution is everything’) und es fehlt eine massive wissenschaftliche und technologische Offensive, die darauf abzielt, neue bahnbrechende Technologien zu entwickeln, aber auch die Reifung und Kostenreduzierung bestehender sauberer Technologien zu beschleunigen. Das Beispiel des grünen Wasserstoffs, der derzeit drei- bis viermal mehr kostet als CO₂-emittierender grauer Wasserstoff, zeigt, dass die ‘Grünen Zusatzkosten’ nicht frontal angegangen werden.
Im Gegensatz dazu hat die IRA einen sehr einfachen Ausführungsplan: die “grünen Prämie” für kohlenstoffreduzierende Technologien und Investitionen zu senken – unter der Bedingung, dass sie in den Vereinigten Staaten realisiert werden.
Der IRA hat eine klare protektionistische Komponente, aber soll als Beschleunigung der Energiewende gefeiert werden. Dies ist dem Green Deal bisher nicht gelungen, wobei man dazu sagen muss, dass die genauen Daten fehlen, um ihn abschließend zu bewerten. Es zeigt sich aber schon jetzt das übliche Problem der EU-Politik, sich auf Investitionspläne zu konzentrieren, anstatt auf eine präzise und unabhängige Ergebnisbewertung.
Sowohl die europäischen als auch die US-amerikanischen Pläne bleiben dennoch weit von einer echten innovativen Industriepolitik entfernt. Bei JEDI – der Joint European Disruptive Initiative - argumentieren wir, dass sie von drei Säulen getragen werden muss:
Wir brauchen einen radikalen Wandel in der Arbeitsweise der EU, damit Europa auch im 21. Jahrhundert relevant bleibt.
Stefan Blankenberg wurde zum zukünftigen Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) gewählt. Blankenberg ist ärztlicher Leiter des Universitären Herz- und Gefäßzentrums Hamburg und Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Elizabeth Prommer ist nach 908 Rektoren die erste Rektorin der Universität Rostock. Das Konzil der Universität Rostock hatte die Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin im Oktober gewählt. Sie tritt die Nachfolge von Wolfgang Schareck an, der in den Ruhestand geht.
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Bildung.Table: Neuer Bildungsminister in Brandenburg. Der Digitalist Steffen Freiberg wird Nachfolger der zurückgetretenen Britta Ernst. Die bisherige Nummer 2 im Schulressort gilt als beinharter und erfolgreicher Verhandler. Mehr
Bildung.Table: Neue Hattie-Studie. Nach 15 Jahren aktualisiert der Bildungsforscher John Hattie seine weltweit beachtete Metastudie über gute Lernbedingungen. Lehrer haben nach wie vor den größten Einfluss – aber auch KI oder Flipped Classrooms beeinflussen die Leistung von Schülern. John Hattie kommentiert die wichtigsten Ergebnisse im Gastbeitrag. Mehr
Europe.Table: AI Act. Berichterstatter fordern globalen KI-Gipfel. Wichtig sei es, sich auf eine vorläufige Reihe von Grundsätzen für die Entwicklung, die Kontrolle und den Einsatz sehr leistungsfähiger künstlicher Intelligenz zu einigen. Mehr
Security.Table: KI in Waffensystemen. “Deutschland darf Entwicklung nicht verschlafen”. Experten monieren: Bislang gibt es in Deutschland keine offizielle Strategie, die eine nationale Position im Umgang mit Autonomen Waffensystemen definiert. Mehr
ESG.Table: Bitkom: “Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehören untrennbar zusammen”. Unternehmen können es sich nicht leisten, die digitale und die nachhaltige Transformation isoliert voneinander anzugehen, sagt Niklas Meyer-Breitkreutz vom Digitalverband Bitkom im Interview. Mehr
Wer feststellt, dass sich die Natur gut an Klimaveränderungen anpassen kann, muss kein Leugner der globalen Erwärmung sein. Die Frage ist eher, welche Zeitskala der Erdgeschichte man betrachtet. Und ob der Mensch dabei auf der Strecke bleibt. Fest steht, dass es für unsere Spezies in vielerlei Hinsicht mindestens unkomfortabler wird. Ganz zu schweigen davon, dass einige Regionen des Planeten unbewohnbar werden.
Für andere Arten tun sich im Anthropozän neue Lebensräume auf. Plastikmüll auf offener See bildet die Heimat für eine neue Form von Lebensgemeinschaften, die man dort eigentlich nicht vermuten würde, berichten Forscher in Nature Ecology & Evolution. Sie haben Kunststoff aus Müllstrudeln im Pazifischen Ozean untersucht und stellten fest, dass dort inzwischen zahlreiche Weich- und Krebstiere siedeln, sich teils sogar fortpflanzen und so über Jahre überleben können.
Auch einige Blumenarten sind, anders als der Mensch, Meister im Überdauern langjähriger Trockenheit. Das sieht man dieser Tage an den Bildern aus dem Walker Canyon und anderen Orten in Kalifornien: Dort blüht die Wüste. Wildblumen wie der Kalifornische Mohn, Sandverbene und Wüstenlilien sind nach einem Winter mit ungewöhnlich viel Niederschlag im Superbloom.
Bisher geschah das alle paar Jahre. Kalifornische Forscher befürchten jedoch, dass das so faszinierende wie schöne Phänomen durch den Klimawandel seltener wird. Die Keimfähigkeit der Pflanzensamen könnte sich zum Beispiel durch erhöhte Bodentemperaturen verschlechtern.
Die globale Erwärmung bringt auch den Kaffeestrauch an die Grenze der Anpassungsfähigkeit. Ernteausfälle durch Klimaextreme sind das Problem. Kaffee leide weit mehr als andere Exportfrüchte wie Avocados oder Cashewnüsse unter dem Klimawandel, haben Züricher Forscher festgestellt. Insbesondere die Arabica-Bohne reagiere sehr empfindlich gegenüber höheren Temperaturen. Langfristig drohten durch die steigenden Temperaturen zudem Befall durch Schädlinge wie den Kaffeekirschenkäfer und Pflanzenkrankheiten – selbst in Höhenlagen, die bislang eigentlich als sicher galten.
Es ist zu befürchten, dass sich der Kaffeestrauch nicht schnell genug an den Klimawandel anpassen kann. Auf den Beweis dieser Hypothese zu warten, wäre riskant. Besser ist es, die globale Erwärmung auch im Sinne der Sicherung des Kaffeenachschubs entschlossener zu bekämpfen. Anne Brüning