Table.Briefing: Research

Katja Becker über Forschungssicherheit und Wissenschaftsfreiheit + Georg Schütte für Transformation der Exzellenzstrategie

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie kann man Forschungssicherheit bei internationalen Kooperationen gewährleisten, ohne die Wissenschaftsfreiheit einzuschränken? Diese Frage beschäftigt international. Die USA haben vor Kurzem ein Zentrum für Forschungssicherheit eingerichtet. Auch in Deutschland wird man um eine unabhängige, zentrale Einrichtung, die für alle Akteure des deutschen Wissenschaftssystems zur Verfügung steht, nicht herumkommen, ist sich Katja Becker, Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sicher.

“Sowohl in den USA als auch in Deutschland stehen Wissenschaftsfreiheit, ein positiver Spirit bei internationalen Kooperationen und Vertrauen in die Partner an erster Stelle – und dieses Fundament der Wissenschaft dürfen wir uns nicht nehmen lassen. Auch sollen Forschende weiterhin mit wissenschaftlicher Neugier Neues wagen dürfen. Wo kämen wir sonst hin?”, sagt sie meinem Kollegen Tim Gabel. Im Interview verriet sie zudem, dass es in Kürze “intensivierte Gespräche” zwischen dem BMBF, der Allianz der Wissenschaftsorganisationen und anderen Akteuren zum Thema geben werde. Lesen Sie hierzu das ganze Interview in dieser Ausgabe.

Mit einem Gastbeitrag in der FAZ hat Thorsten Wilhelmy, Geschäftsführer der Einstein-Stiftung, eine Debatte über die Zukunft der Exzellenzstrategie losgetreten – was Georg Schütte, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, sehr begrüßt. Damit das deutsche Wissenschaftssystem international anschlussfähig und konkurrenzfähig bleiben kann, seien Richtungsentscheidungen erforderlich, schreibt er in einem Standpunkt-Beitrag.

In einem gemeinsamen Positionspapier haben die außeruniversitären Forschungsgemeinschaften auf die Empfehlungen der Dati-Gründungskommission reagiert. Mein Kollege Markus Weisskopf berichtet, weshalb besonders die Rolle der HAWs kritisiert wird.

Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre! Kommen Sie gut in den Tag,

Ihre
Nicola Kuhrt
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Interview

Katja Becker über Forschungssicherheit: “Man wird um eine unabhängige, zentrale Einrichtung nicht herumkommen”

DFG-Präsidentin Katja Becker (li.) und die Vorsitzende der US-Stiftung National Endowment for the Humanities, Shelly C. Lowe, am vergangenen Donnerstag in Washington.
DFG-Präsidentin Katja Becker (re.) und die Vorsitzende der US-Stiftung National Endowment for the Humanities, Shelly C. Lowe (li.), am vergangenen Donnerstag in Washington.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Deutsche Botschaft Washington hatten eingeladen. Am vergangenen Donnerstag trafen sich im Nordamerika-Büro der DFG mehr als 20 deutsche und US-amerikanische Vertreter aus Wissenschaft und Politik. Im Kern ging es darum, wie die Forschungssicherheit bei internationalen Kooperationen gewährleistet werden kann, ohne die Wissenschaftsfreiheit einzuschränken.

Frau Becker, die USA haben kürzlich ein Zentrum für Forschungssicherheit eingerichtet. Was ist Ihr Eindruck vom Secure Center-Ansatz, nachdem Sie mit den Experten vor Ort sprechen konnten?

Das war natürlich ein zentrales Thema bei den Gesprächen, die übrigens geprägt waren von großer Offenheit und Vertrauen. Das Secure Center soll über die nächsten fünf Jahre arbeiten und ist insgesamt mit 50 Millionen Dollar ausgestattet. Es wird Wissenschaftler*innen und Institutionen Informationen zu potenziellen Partnern bereitstellen und Werkzeuge zur Verfügung stellen, um eigene Risikobewertungen vornehmen zu können. Dies ist auch für das deutsche System hochrelevant: Der Informationsfluss von den staatlichen Nachrichtendiensten in die Wissenschaft muss gewährleistet sein. Zum Beispiel dazu, ob Kooperationspartner Verbindungen zu militärischen Einrichtungen haben. Darüber hinaus bereitet man in den USA mit großem Engagement Schulungen und Filme zur Aufklärung über Sicherheitsrisiken vor. Zu den 50 Millionen kommen übrigens noch 17 Millionen Dollar für regionale Projekte zur Sicherheits- und Datenanalyse. Dies sind aus meiner Sicht wichtige Investitionen in die Zukunft  – den Wert von Forschungsergebnissen kann man aktuell gar nicht hoch genug einschätzen.

Sie sprechen über Secure Analytics. Was soll das Ergebnis sein?

Das ist spannend, weil dort einerseits zentral Risikoanalysen durchgeführt und andererseits Tools für Hochschulen entwickelt werden, damit diese auch eigene Einschätzungen für ihre individuellen Belange vornehmen können. Man kann nicht sämtliche Forschungsprojekte zentral durchleuchten, sondern braucht auch dezentrale Strukturen, die spezifische Expertise haben. Idealerweise werden dann nur besonders komplexe Fälle zur Reflexion in die Zentrale gegeben.

“Die Verantwortung muss primär bei den Wissenschaftler*innen verbleiben”

Aber in letzter Konsequenz: Sollten dann Ihrer Meinung nach die Wissenschaftler vor Ort oder die zentrale Stelle entscheiden?

Aus Sicht der DFG, die wir auch mit unseren US-amerikanischen Partnern geteilt haben, muss die Verantwortung primär bei den Wissenschaftler*innen verbleiben, beziehungsweise an den Institutionen, an denen sie tätig sind. Dies entspricht dem Prinzip der in Deutschland verfassungsrechtlich geschützten Wissenschaftsfreiheit. Diese Entscheidung darf und kann den Forschenden niemand final abnehmen. Aber alle Akteure sind natürlich mit in der Verantwortung: Die Politik, die staatlichen Dienste und auch die Institutionen und Wissenschaftsorganisationen müssen die Wissenschaftler*innen optimal mit Informationen versorgen, damit sie in der Gesamtabwägung die richtigen Entscheidungen treffen können, ob nun in den USA oder in Deutschland.

Mit besserer Aufklärung verhindert man potenziell voreilige Kooperationen und naive Entscheidungen. Aber Forschende, die vorsätzlich Kooperationen mit zweifelhaften Partnern eingehen, stoppt man damit eher nicht.

Das ist eine Frage der Balance und der Haltung. Wir brauchen in jedem Fall eine informierte Risikoabschätzung für einzelne Projekte und dann ein sorgfältiges Abwägen von Risiken und Chancen. In unseren Diskussionen wurde sehr deutlich, dass die Benefits von internationalen Kooperationen immens sind. Die Alternative, also De-Coupling – auch da liegen wir auf einer Linie mit unseren Partnern in den USA – muss soweit irgend möglich verhindert werden. Solch ein De-Coupling würde den wissenschaftlichen Fortschritt massiv beeinträchtigen und damit die Bewältigung der drängenden globalen Herausforderungen. Letztlich können wir nicht den Anspruch haben, ein Risiko komplett zu beherrschen oder auszuschließen. Aber wir müssen Risiken so gut wie möglich einschätzen und minimieren.

Intensivierte Gespräche zwischen BMBF, Allianz der Wissenschaftsorganisationen und anderen Akteuren geplant

Kontrollen oder zusätzliche Kontrollmechanismen sind also nicht der richtige Weg?

In den USA gibt es bereits eine Gesetzgebung, die Kontrollen vorsieht, etwa im Chips and Science Act oder im National Defense Authorization Act. An dieser Stelle verfolgen unsere Länder schon unterschiedliche Ansätze, aber uns verbindet dasselbe Fundament. Denn sowohl in den USA als auch in Deutschland stehen Wissenschaftsfreiheit, ein positiver Spirit bei internationalen Kooperationen und Vertrauen in die Partner an erster Stelle – und dieses Fundament der Wissenschaft dürfen wir uns nicht nehmen lassen. Auch sollen Forschende weiterhin mit wissenschaftlicher Neugier Neues wagen dürfen. Wo kämen wir sonst hin? Mit diesem Ansatz übernehmen die einzelnen Wissenschaftler*innen natürlich viel Verantwortung. Diese Verantwortung kann man ihnen aber durchaus zutrauen und in dem Vertrauen in Kooperationspartner liegt auch sehr viel Potenzial; letztlich basieren unsere Gesellschaft und unsere Sicht auf die Welt darauf. Diese Haltung hat sich in den USA übrigens vor Kurzem auch in dem Konzept TRUST (“Trusted Research Using Safeguards and Transparency”) manifestiert.

Wie kann sich Deutschland aktiv gegen Risiken und Bedrohungen in dem Bereich schützen. Braucht es auch hier ein Secure Center?

Dazu beginnen in Kürze intensivierte Gespräche zwischen dem BMBF, der Allianz der Wissenschaftsorganisationen und anderen Akteuren. Vielleicht können wir uns die Struktur einer bereits bestehenden Einrichtung zum Vorbild nehmen und Ähnliches aufbauen: Im Bereich Dual Use haben wir den Gemeinsamen Ausschuss zum Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung. Dieser arbeitet seit Jahren hervorragend und auf seine Anregung hin wurden bereits rund 120 Kommissionen für Ethik in der Forschung an verschiedensten Forschungseinrichtungen und Universitäten installiert. Zudem gibt es den Kodex zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis der DFG und als weiteren Pfeiler die Vorgaben des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BaFa). Durch das Zusammenspiel dieser Akteure gelingt es, dass Wissenschaftler*innen hoch informierte Entscheidungen treffen können. Ein solches Modell halte ich auch im Bereich der Forschungssicherheit bei internationalen Kooperationen für sinnvoll.

Auf jeden Fall die Universitäten und damit auch die Länder sowie außeruniversitäre Institutionen einbeziehen

Das heißt, Sie plädieren für einen Gemeinsamen Ausschuss für Forschungssicherheit.

Ich denke, man wird um eine unabhängige, zentrale Einrichtung, die für alle Akteure des deutschen Wissenschaftssystems zur Verfügung steht, nicht herumkommen. Diese sollte die Schnittstelle zwischen Politik, staatlichen Sicherheitsdiensten, den Förderern und den Forschungsinstitutionen, also letztlich den Wissenschaftler*innen bilden. Aus meiner Sicht sollte dies eine effizient arbeitende Einrichtung sein, die die Kompetenz aus allen Bereichen einbezieht und mit einer funktionstüchtigen Geschäftsstelle ausgestattet ist. Man muss bedenken, dass die US-Amerikaner zwischen 60 und 70 Millionen Dollar zur adäquaten Adressierung des Themas in die Hand nehmen. Von selbst wird es sich nicht lösen. Eine solche Institution als Anlaufstelle könnte Leitlinien erlassen, aktuelle Informationen ins System geben und damit ermöglichen, dass deutsche Wissenschaftler*innen in und mit ihren Institutionen reflektierte Entscheidungen treffen. Das wäre aus meiner Sicht ideal.

Ein Ausschuss unter Federführung der DFG?

Über die Zusammensetzung und die institutionelle Ansiedlung solch einer möglichen Einrichtung wird man sprechen müssen. Der Prozess steht noch ziemlich am Anfang und wir müssen uns erst darüber austauschen, in welche Richtung das BMBF und andere Akteure denken. Aus meiner Sicht müssen auf jeden Fall die Universitäten und damit auch die Länder sowie außeruniversitäre Institutionen einbezogen werden. Wie genau, das muss man sehen. 

“Gegen Listen mit roten Linien habe ich große Vorbehalte”

Würde man dann auch ohne weitere Gesetze auskommen?

Ich denke, das deutsche Wissenschaftssystem wird die Herausforderungen auch ohne weitere Gesetzgebung und insbesondere auch ohne größere bürokratische Hürden meistern.

In den USA, Kanada oder den Niederlanden gibt es Listen mit riskanten Forschungspartnern. Wäre so etwas für Deutschland auch denkbar und wichtig?

Das Thema Listen wurde auch im Rahmen unserer Roundtable-Diskussion in Washington intensiv diskutiert. Gegen Listen mit roten Linien habe ich große Vorbehalte, denn sie geben aktuelle Veränderungen selten wieder und liefern vermeintlich einfache Lösungen, das heißt sie verkürzen Denk- und Reflexionsprozesse nicht immer zum Vorteil des Ergebnisses. Hilfreich sind allerdings kontinuierlich aktualisierte Listen, in denen Länder, Institutionen oder auch Forschungsthemen aufgeführt sind, die erhöhte Aufmerksamkeit erfordern. Damit kann man den Reflexionsprozess bei Wissenschaftler*innen sinnvoll unterstützen. In den USA waren wir uns einig, dass es sehr sinnvoll ist, auch in diesem Bereich eng zusammenzuarbeiten, und zwar sowohl bilateral als auch multilateral im Rahmen von politischen und wissenschaftlichen Foren.

“Mindestens die Mittel für eine unabhängige Geschäftsstelle müsste man aufbringen”

MPG-Präsident Patrick Cramer hat im Interview mit Table.Briefings die Gefahr skizziert, dass durch Restriktionen bei der internationalen Zusammenarbeit der globale Wissenschaftsmotor ins Stocken gerät. Wie begegnet man dieser Gefahr?

Es ist richtig, dass durch den Versuch, Forschungssicherheit so weit wie möglich zu gewährleisten, neue Risiken entstehen, indem internationale Kooperationen gehemmt werden. Es werden in vielen Ländern administrative Maßnahmen ergriffen, Wissenschaftler*innen sensibilisiert, Leitlinien verfasst und Tools entwickelt – und wir sehen schon heute, dass, obwohl wir und viele andere nur ein De-Risking wollen, in manchen Bereichen de facto ein De-Coupling beginnt. Aufgrund der zunehmenden Sensibilisierung und der erhöhten Komplexität entscheiden sich einzelne Wissenschaftler*innen etwa bereits gegen eine Kooperation mit chinesischen Partnern und wenden sich anderen Ländern zu. Darin liegt ein großes Risiko. Wir müssen weiterhin international kooperieren und daher auch rasch und unbürokratisch Handlungssicherheit schaffen.  

Sie haben darauf hingewiesen, dass die US-Amerikaner dem Vernehmen nach fast 70 Millionen Dollar für Forschungssicherheit in die Hand nehmen. Was werden die Maßnahmen in Deutschland kosten?

Also ganz ohne Ressourcen wird es leider nicht funktionieren. Man kann einiges durch Kreativität, Engagement und Beobachten der internationalen Entwicklungen ausgleichen, aber eben auch nicht alles. Mindestens die Mittel für eine unabhängige Geschäftsstelle müsste man aufbringen, falls wir uns in den Gesprächen auf eine derartige Konstruktion einigen. Die genauen Kosten hängen natürlich von dem finalen Konzept ab. In jedem Fall müssen und wollen wir alle, die Akteure aus Wissenschaft und Politik, zeitnah mit einem intensiven Austausch beginnen. Bis zum Ende der Legislatur sollten und könnten die relevanten Eckpfeiler aus meiner Sicht stehen.

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Analyse

Industrielle Forschungsgemeinschaften: Gegen die Bevorzugung der HAWs bei der Dati  

Die Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse sowie verschiedene Landesforschungsgemeinschaften fordern in einem Positionspapier eine größere Akteursoffenheit und mehr Transparenz in den Prozessen der Dati. Das Papier ist eine Reaktion auf die Empfehlungen der Gründungskommission der Dati, die im Juli vorgestellt wurden. Die dort enthaltenen Prinzipien und Handlungsfelder werden seitens der Forschungsgemeinschaften prinzipiell begrüßt. Die Empfehlungen zeugten “von tiefem Verständnis des Forschungs- und Innovationsgeschehens und vermittelten eine erstrebenswerte Vision zur Dati” und sollten “vom BMBF umgesetzt werden”. 

Gemeinschaften beklagen ungenügende Beteiligung 

Insbesondere die von der Gründungskommission geforderte paritätische Beteiligung von Wirtschaft und Wissenschaft bei der Dati sei zu begrüßen. Eine “Einflussnahme der öffentlichen Hand sollte so gering wie möglich” ausfallen. Zudem sei es wesentlich, in allen Gremien der Dati die außeruniversitären gemeinnützigen Forschungseinrichtungen gleichberechtigt zu beteiligen. Dies sei beispielsweise bei der Gründungskommission nicht passiert und habe zu “massiven Zweifeln an der Transparenz und der Glaubwürdigkeit der Dati” beigetragen. “Aus unserer Sicht sind bei der Besetzung von Gremien und Jurys der Dati Transparenz und Gleichberechtigung aller Akteure von entscheidender Bedeutung für den Erfolg dieser Einrichtung”, sagte Dieter Bathen, Chef der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft (JRF) im Gespräch mit Table.Briefings.

Darüber hinaus sprechen die Autoren ergänzende Empfehlungen für die Dati aus. Die neue Agentur “könnte, aus dem bürokratischen Denken der Verwaltungsebene befreit und nach den Empfehlungen der Gründungskommission ausgerichtet, ein deutlicher Booster für das Transfergeschehen in Deutschland sein”.  

Die Empfehlungen der Forschungsgemeinschaften im Einzelnen: 

  • Berücksichtigung der bestehenden Transferforschung: Die privatwirtschaftlich organisierte, gemeinnützige Forschungsinstitute hätten mit ihren etablierten Netzwerken, ihrer Anwendungsnähe und ihren spezifischen Kompetenzen hierin entsprechende Erfahrung und Expertise.  

Gegen die Quote für HAWs 

  • Akteursoffenheit: Hier empfehle die Gründungskommission, dass mindestens 25 Prozent der Mitglieder des Förderrats aus den Reihen von HAWs berufen werden sollen. Diese fixe Quotierung widerspreche jedoch der geforderten Akteursoffenheit, die der Leitgedanke der Dati-Förderungen und der Dati-Struktur sein sollte und sollte daher nicht angewendet werden.  
  • Auswahlgremien und -kriterien der Dati-Pilotlinien: Diese seien “Black-Boxes” und ließen die notwendige Transparenz vermissen. Gremien und Jurys sollten mit allen relevanten Akteursgruppen besetzt werden und nicht einseitig verzerrt agieren, fordern die Gemeinschaften. Um nicht viele kreative Ideen zu vergeuden, sollten Projektvorschläge nach festgelegten, transparenten Kriterien ausgesucht und gefördert werden.
  • Fairness bei Auswahlkriterien und Förderbedingungen: Diese sollten für alle Akteure im Innovationssystem gleich sein, “damit Kreativität nicht in Frustration umschlägt”.

Fortgang der Dati derzeit ungewiss 

Ob und wie diese Empfehlungen in die Dati integriert werden, bleibt offen. Die Autoren des Papiers würden sich freuen, wenn das BMBF auf sie zukäme, damit auch die Expertise der anwendungsnahen Forschungsinstitute eingebunden werde, meint der JRF-Vorsitzende Bathen.

Derzeit warten die Akteure auf den Beschluss des aktuellen BMBF-Konzepts für die Dati durch das Kabinett. Ohne diesen können wichtige Prozesse wie die Besetzung der Geschäftsführung nicht vorangehen – und damit stockt auch die weitere konzeptionelle Entwicklung. Angesichts der Verzögerungen äußerten einige Akteure bereits Zweifel an einer Dati-Gründung noch vor dem Ende der Legislatur. 

  • DATI
  • Forschungspolitik
  • Hochschulen
  • Transfer
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Termine

1. September 2024, 10-18 Uhr, Futurium, Berlin
Jubiläumsfest Fünf Jahre Futurium Mehr

12./13. September 2024, FU Berlin
Jah­res­ta­gung des Netz­werks Wis­sen­schafts­ma­nage­ment Für Frei­heit in Kri­sen­zei­ten. Per­spek­ti­ven aus dem Wissenschaftsmanagement Mehr

12. – 15. September 2024, Potsdam
133. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte Wissenschaft für unser Leben von morgen Mehr

18. September 2024, Alte Münze, Berlin
InnoNation Festival Scaling Solutions Mehr

19. September 2024, ab 11 Uhr, Körber-Stiftung, Hamburg
Hamburg Science Summit 2024 “Europe’s Path Towards Tech Sovereignty” Mehr

24. September 2024, 10:30 bis 16:15 Uhr, Haus der Commerzbank, Pariser Platz 1, 10117 Berlin
Forum Hochschulräte Starke Marken, klarer Kern: Strategische Schwerpunktsetzung und Markenbildung bei Hochschulen Mehr

25. September 2024, 8:00 bis 9:15 Uhr im BASECAMP, Mittelstraße 51-53, 10117 Berlin
Frühstücks-Austausch: Gipfel für Forschung und Innovation Follow-up Innovationen in Europa – Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI: Gespräch über Umsetzungsschritte für mehr Geschwindigkeit bei Innovation und Forschung Zur Anmeldung

25. September 2024, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU)
Jahreskolloquium des Bayerischen Wissenschaftsforums Transformationskompetenz in Wissenschaft und Hochschule Mehr

26. September 2024, 12:00 bis 13:00 Uhr, Webinar
CHE talk feat. DAAD KIWi Connect Transfer und Internationalisierung – Warum ist es sinnvoll, beides gemeinsam zu denken und was braucht es hierzu? Mehr

26./27. September 2024, Leopoldina, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale) und Online
Jahresversammlung 2024 der Leopoldina Ursprung und Beginn des Lebens Mehr

News

Astrophysik in Sachsen: DZA erhält Wunschstandort und Aussicht auf Beteiligung am Einstein-Teleskop

Für Günther Hasinger, den designierten Gründungsdirektor des Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA), läuft alles nach Plan. Das Großforschungsprojekt, das einen Etat von 1,2 Milliarden Euro hat, kann auf dem Görlitzer Kahlbaum-Areal errichtet werden. Der Freistaat Sachsen hat das Gelände gekauft, teilte das sächsische Wissenschaftsministerium am Donnerstag mit. Der Freistaat werde dem DZA das Gelände dauerhaft unentgeltlich zur Verfügung stellen.

“Das Kahlbaum-Areal war unser Wunschort, um im Herzen Europas einen prominenten Platz für Spitzenforschung zu schaffen”, sagte Hasinger. “Zu wissen, wo unser Campus nun hinkommt, ist ein sehr wichtiger Meilenstein für das DZA.” Nun beginnt die Planungsphase der Bauvorhaben. Ein konkreter Baubeginn wurde noch nicht genannt.

Sebastian Gemkow: “DZA und Einstein-Teleskop passen perfekt zusammen”

Dennoch hat der Freistaat für die Lausitz bereits ein weiteres Großprojekt im Blick. “Wir möchten nun auch das Einstein-Teleskop nach Sachsen holen und unterstützen alle Bemühungen, die zu einer Standortentscheidung für die Lausitz führen”, sagte Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow. Beide Großprojekte, DZA und Einstein-Teleskop, passten inhaltlich perfekt zusammen und würden sich als direkte Nachbarn gut ergänzen.

Das Einstein-Teleskop (ET) ist eine europäische Initiative für die Errichtung eines unterirdischen Messinstruments. Mit dem ET können Gravitationswellen aus dem All detektiert und ausgewertet werden. Es könnte in den 2030er Jahren errichtet werden. Als mögliche Standorte sind schon länger Sardinien sowie die Euregio Maas-Rhein in der Grenzregion der Niederlande, Belgiens und Deutschlands im Gespräch. Die Lausitz kam erst später ins Spiel. Die Unterstützung durch den Freistaat Sachsen wird in der Community nun als starkes Signal gewertet.

Warten auf das BMBF-Konzept für große Forschungsinfrastrukturen

An allen diesen Standorten finden die notwendigen Vorbereitungs- und Untersuchungsprozesse statt, um zunächst die geologische und seismologische Eignung zu prüfen, erläutert ein Sprecher des sächsischen Wissenschaftsministeriums. Eine konkrete Zeitschiene für die Standortauswahl im Roadmap-Prozess auf der EU-Ebene sei allerdings noch nicht bekannt. Der Freistaat Sachsen werde die laufenden standortspezifischen Untersuchungen unterstützen, um die Eignung der Lausitz für den möglichen Aufbau des Einstein-Teleskops zu prüfen und eine Auswertung der Standortvoraussetzungen vorzunehmen. “Sind die Chancen der Lausitz aussichtsreich, wird sich der Freistaat für die notwendige politische Unterstützung des Bundes und der beteiligten Länder einsetzen.”

Für eine formale Bewerbung kommt es aber auch auf das BMBF an. “In verschiedenen Ländern Europas prüfen Wissenschaft und Politik derzeit Machbarkeit und geeignete Standorte für das Einstein-Teleskop. Auch das BMBF bringt Studien zur Machbarkeit auf den Weg, die Mittel dafür wurden vom Haushaltsausschuss bewilligt”, teilt eine Sprecherin des Ministeriums mit. Das Einstein-Teleskop konkurriere allerdings auch mit anderen Vorhaben für umfangreiche Forschungsinfrastrukturen. “Im Juli 2024 hat das BMBF deshalb das nationale Priorisierungsverfahren für große Forschungsinfrastrukturen gestartet. Dieser Prüfung bzw. dem Ergebnis können wir nicht vorgreifen.” abg

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USA: Warum es Widerstand gegen die Open Access-Pläne des Weißen Hauses gibt

Die US-amerikanische Regierung möchte Ergebnisse aus öffentlich finanzierter Forschung ab 2026 unmittelbar und kostenfrei per Open Access zugänglich machen. Doch vor allem von republikanischer Seite gibt es Widerstand. Dort hatte man versucht, die Open-Access-Politik des Weißen Hauses gänzlich zu blockieren. 

Jetzt haben Ausschussmitglieder beider Kammern des Kongresses einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, der auch die Unterstützung der Demokraten finden könnte. Dieser verbietet es den Bundesbehörden, Forschenden die Art der Lizenzierung ihrer Werke vorzuschreiben, berichtet das American Institute of Physics

Weißes Haus schlägt Bundeslizenz vor

Das Weiße Haus hatte eine Bundeslizenz, die Federal Purpose License, vorgeschlagen. Darunter sollten alle staatlich finanzierten Forschungsarbeiten veröffentlicht werden. Befürworter dieses Ansatzes, darunter einige Forschungsförderer und Bibliotheksgruppen, argumentieren, dass dies Klarheit für die Autoren schaffen würde. Außerdem könnten Streitigkeiten mit Verlagen über die Wiederveröffentlichung von Artikeln und andere Wiederverwertungsrechte vermieden werden.

Verlage pochen auf Autonomie der Forschenden

Gegner des Vorschlags, darunter einige große Wissenschaftsverlage, betonen, dass der Vorschlag des Weißen Hauses das Recht der Autoren verletze, selbst zu entscheiden, wie ihre Werke veröffentlicht werden und was andere damit tun dürfen. Ein Überblick über die Positionen der Verleger findet sich im Anhang zum Public Access Plan des National Institute of Standards and Technology (NIST). mw

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Irland fusioniert Forschungsförderer 

Die irische Regierung hat die neue Forschungsförderungsagentur Taighde Éireann – Research Ireland ins Leben gerufen. Damit bündelt sie die Arbeit des Irish Research Council (IRC) und der Science Foundation Ireland (SFI) unter einem neuen Dach. Bisher war die SFI für die Förderung insbesondere der STEM-Disziplinen zuständig, während das IRC auch die Geistes- und Sozialwissenschaften förderte. Zusammengenommen verfügen die beiden Agenturen über ein Budget von rund 300 Millionen Euro. 

Die Fusion ist Teil der Strategie “Impact 2030”, mit der die Regierung Irlands Forschungssystem stärken und nationale Prioritäten wie Klimawandel und digitale Transformation angehen will. Die neue Agentur soll zudem Forschung und Innovation besser mit den Bedürfnissen der Gesellschaft und der Wirtschaft verknüpfen. Ein Ziel ist es auch, zusätzliche Forschungskooperationen in der EU anzubahnen und mehr EU-Fördermittel nach Irland zu leiten. 

Designierter CEO nach Mobbingvorwürfen nicht im Amt 

Angesichts der ambitionierten Zielsetzungen und der Herausforderungen einer Fusion, gilt es, schnell die Führungsfrage zu klären. Der designierte CEO von Research Ireland, Phillip Nolan, bisher Generaldirektor der SFI, wurde aufgrund von Mobbingvorwürfen entlassen, fechtet dies jedoch derzeit juristisch an. Aktuell leitet Celine Fitzgerald die Agentur interimistisch, während die Suche nach einem dauerhaften CEO fortgesetzt wird. 

Vergleichsweise geringes Budget 

Die Agentur startet mit einem Budget, das zu den niedrigsten in der EU zählt. Obwohl Irland mittlerweile zu den EU-Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen zählt, sind die öffentlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung die zweitniedrigsten der EU. Veraltete Forschungsinfrastrukturen und geringe Fördermittel führen zu einer zunehmenden Abwanderung von Forschenden. Vor diesem Hintergrund ist es eine der wichtigsten Aufgaben von Research Ireland, im nächsten Haushalt, der im Oktober verhandelt wird, ein angemessenes Budget zu sichern. mw

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GAIN24: Wie die Werbung für den Wissenschaftsstandort Deutschland ankommt

Es geht ums Zurückholen und Herholen: Jungen Forscherinnen und Forschern eine Wissenschaftskarriere in Deutschland schmackhaft zu machen – das ist das Ziel der Jahrestagungen des German Academic International Network (GAIN). Das diesjährige Treffen vom 23. bis 25. August in San Francisco war aus Sicht der Veranstalter ein Erfolg. Insbesondere der Netzwerkcharakter der Tagung werde sehr geschätzt, sagt GAIN-Programmdirektorin Anna Oberle-Brill vom DAAD.

Fast 210 Vertreter des deutschen Wissenschaftssystems und der Politik waren in diesem Jahr vor Ort, darunter Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger, eine Delegation des Forschungsausschusses des Bundestags und Christoph Degen, Staatssekretär des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur.

Besonders beliebter Workshop:  Do’s and Don’ts bei Berufungsverfahren

Bei dem dreitägigen Treffen ebenfalls dabei: rund 200 deutsche Postdocs, die derzeit in den USA oder Kanada forschen, und 80 internationale Postdocs aus der Bay Area. Im Rahmen der Tagung wurden mehr als 300 Einzelgespräche im Vorfeld vermittelt, berichtet Oberle-Brill. “Viele weitere fanden spontan während des Besuchs auf der Talent Fair statt, auf der mehr als 60 Einrichtungen mit Ständen vertreten waren.” Im vergangenen Jahr waren die Zahlen ähnlich.

Mehr als 25 Workshops standen auf dem Programm. Besonders beliebt: “Einblicke ins Berufungsverfahren – Do’s and Don’ts” und “Beurteilung und Bewertung akademischer Leistungen in Deutschland und Europa – Mehr als nur der H Index”.

Stüwe: WissZeitVG nur ein Thema von mehreren

Zur Delegation des Forschungsausschusses gehörte SPD-Politiker Ruppert Stüwe. Er war auch schon auf der GAIN 2023 in Boston und 2022 auf der pandemiebedingten Ersatzveranstaltung in Bonn. “Für meine Arbeit als Forschungspolitiker bringen diese Treffen sehr viel”, sagt er. Das Spannungsfeld der Gespräche und Begegnungen – einerseits mit den “Hochkarätern” der deutschen Wissenschaft, andererseits mit Nachwuchsforschenden –  sei besonders. “Die Gespräche mit Postdocs wirken erdend”, sagt Stüwe. “Da ist das Wissenschaftszeitvertragsgesetz nur ein Thema von mehreren.”

Den an einem Wechsel oder einer Rückkehr nach Deutschland interessierten Forschenden gehe es eher um praktische Themen, ihnen biete die Tagung auch Career Service. Auf der Tagung sei zudem zu erleben, dass die deutsche Wissenschaft sich zunehmend mit der US-amerikanischen messen kann. “Es ist gar nicht mehr so klar, dass in den USA alles besser ist. Das macht die Deutschen selbstbewusster und gelassener.”

GAIN ist eine Gemeinschaftsinitiative der Humboldt-Stiftung, des DAAD und der DFG und wird durch das BMBF gefördert. Assoziiert sind außerdem Organisationen wie die Helmholtz-Gemeinschaft, MPG und HRK. abg

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Standpunkt

“Eine strategisch begründete Transformation der Exzellenzstrategie wäre der richtige Weg” 

Von Georg Schütte
Georg Schütte ist seit 2020 Generalsekretär der VolkswagenStiftung.

Das Plädoyer von Thorsten Wilhelmy für ein Ende der Exzellenzstrategie trifft einen Nerv. Allenthalben fragt man sich, ob das Wissenschaftssystem nicht überhitzt. Aber Wilhelmy beantwortet nicht die Frage, wie es stattdessen weitergehen soll. Aus den Gesprächen, die VolkswagenStiftung und Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft mit Wissenschaftsministerinnen und -ministern sowie Hochschulleitungen geführt haben, resultierte eine Antwort ganz deutlich: Wir müssen die Exzellenzlogik um eine Wirkungslogik ergänzen!  

Was ist damit gemeint? Zu oft, so kamen wir überein, kreisen die wissenschaftspolitischen Diskussionen um die Frage, wie die Finanzlasten zwischen den Ländern und dem Bund verteilt werden sollen. Zu selten aber gibt es eine Debatte darüber, wofür das Geld ausgegeben werden soll.  

Die vielfältigen Aufgaben künftig arbeitsteilig erledigen 

Dringlich braucht es eine Antwort auf die Frage, wie das deutsche Wissenschaftssystem international anschlussfähig und konkurrenzfähig bleiben kann. Wenn das Geld der Steuerzahlenden in den kommenden Jahren auf vielfältige Zwecke aufgeteilt werden muss – vom Wiederaufbau einer maroden öffentlichen Infrastruktur bis zur Ertüchtigung der Bundeswehr -, dann müssen wir in der Wissenschaft darüber sprechen, wie wir die vielfältigen Aufgaben künftig arbeitsteilig erledigen können.  

Wir müssen darüber diskutieren, welche konkreten Schlüsseltechnologien wo erforscht und weiterentwickelt werden sollen. Wir müssen fragen, wer die Lehrkräfte ausbilden soll, die unseren Kindern zukunftsorientiertes Fachwissen vermitteln und sie zu mündigen Staatsbürgerinnen und -bürgern bilden. Und wo und wie wir Vorsorge treffen für das Unbekannte, das uns überraschen wird, wie das System also resilienter wird. 

Das Wissenschaftssystem braucht Richtungsentscheidungen 

Was wir also dringend brauchen, sind Richtungsentscheidungen. Deshalb stand am Ende der Expertengespräche das Plädoyer, Hochschulleitungen zu unterstützen und zu stärken, damit sie strategische Entscheidungen treffen und umsetzen können. Es geht darum, eine gute Balance zwischen den vielfältigen Talenten und Interessen der Hochschulangehörigen und der Mission einer jeweiligen Hochschule als Ganzes zu finden. Wenn statt eines simplen Endes die strategisch begründete Transformation der Exzellenzstrategie in diese Richtung gelänge, wäre viel gewonnen.  

Georg Schütte ist seit 2020 Generalsekretär der VolkswagenStiftung. Von 2009 bis 2019 hat er sich als Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung unter anderem mit der Forschungsförderung befasst. Er hat im Juli 2024 zusammen mit dem Generalsekretär des Stifterverbands Volker Meyer-Guckel das Diskussionspapier “Veränderungen wagen” veröffentlicht (siehe auch hier).  

Einen Standpunkt von Annette Schavan zur Zukunft der Exzellenzstrategie lesen Sie hier.

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Heads

Benjamin F. Cravatt, Professor am Scripps Research Institut in La Jolla, USA, erhält den mit 250.000 Euro dotierten Heinrich-Wieland-Preis der Boehringer Ingelheim Stiftung. Cravatt erforscht, wie und welche Proteine zu Krankheiten beitragen. Er hat eine Technologie erfunden, die für die vielen tausend Proteine einer Zelle gleichzeitig misst, wann sie aktiv sind. Das Activity-based Protein Profiling, kurz ABPP, wird in vielen Instituten weltweit angewandt und hat es ermöglicht neue Medikamente zu entwickeln. Der Preis wird am 24. Oktober auf Schloss Nymphenburg in München im Rahmen eines Fachsymposiums verliehen.

Wim Kösters, von 2003 bis 2017 Mitglied im Vorstand des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen, wurde mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Gewürdigt werden seine Lehrtätigkeiten an den Universitäten in Münster und Bochum sowie sein Engagement in der “Stiftung Cusanuswerk” für Begabtenförderung und im RWI.

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Research.Table Redaktion

RESEARCH.TABLE REDAKTION

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    wie kann man Forschungssicherheit bei internationalen Kooperationen gewährleisten, ohne die Wissenschaftsfreiheit einzuschränken? Diese Frage beschäftigt international. Die USA haben vor Kurzem ein Zentrum für Forschungssicherheit eingerichtet. Auch in Deutschland wird man um eine unabhängige, zentrale Einrichtung, die für alle Akteure des deutschen Wissenschaftssystems zur Verfügung steht, nicht herumkommen, ist sich Katja Becker, Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sicher.

    “Sowohl in den USA als auch in Deutschland stehen Wissenschaftsfreiheit, ein positiver Spirit bei internationalen Kooperationen und Vertrauen in die Partner an erster Stelle – und dieses Fundament der Wissenschaft dürfen wir uns nicht nehmen lassen. Auch sollen Forschende weiterhin mit wissenschaftlicher Neugier Neues wagen dürfen. Wo kämen wir sonst hin?”, sagt sie meinem Kollegen Tim Gabel. Im Interview verriet sie zudem, dass es in Kürze “intensivierte Gespräche” zwischen dem BMBF, der Allianz der Wissenschaftsorganisationen und anderen Akteuren zum Thema geben werde. Lesen Sie hierzu das ganze Interview in dieser Ausgabe.

    Mit einem Gastbeitrag in der FAZ hat Thorsten Wilhelmy, Geschäftsführer der Einstein-Stiftung, eine Debatte über die Zukunft der Exzellenzstrategie losgetreten – was Georg Schütte, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, sehr begrüßt. Damit das deutsche Wissenschaftssystem international anschlussfähig und konkurrenzfähig bleiben kann, seien Richtungsentscheidungen erforderlich, schreibt er in einem Standpunkt-Beitrag.

    In einem gemeinsamen Positionspapier haben die außeruniversitären Forschungsgemeinschaften auf die Empfehlungen der Dati-Gründungskommission reagiert. Mein Kollege Markus Weisskopf berichtet, weshalb besonders die Rolle der HAWs kritisiert wird.

    Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre! Kommen Sie gut in den Tag,

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    Nicola Kuhrt
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    Interview

    Katja Becker über Forschungssicherheit: “Man wird um eine unabhängige, zentrale Einrichtung nicht herumkommen”

    DFG-Präsidentin Katja Becker (li.) und die Vorsitzende der US-Stiftung National Endowment for the Humanities, Shelly C. Lowe, am vergangenen Donnerstag in Washington.
    DFG-Präsidentin Katja Becker (re.) und die Vorsitzende der US-Stiftung National Endowment for the Humanities, Shelly C. Lowe (li.), am vergangenen Donnerstag in Washington.

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Deutsche Botschaft Washington hatten eingeladen. Am vergangenen Donnerstag trafen sich im Nordamerika-Büro der DFG mehr als 20 deutsche und US-amerikanische Vertreter aus Wissenschaft und Politik. Im Kern ging es darum, wie die Forschungssicherheit bei internationalen Kooperationen gewährleistet werden kann, ohne die Wissenschaftsfreiheit einzuschränken.

    Frau Becker, die USA haben kürzlich ein Zentrum für Forschungssicherheit eingerichtet. Was ist Ihr Eindruck vom Secure Center-Ansatz, nachdem Sie mit den Experten vor Ort sprechen konnten?

    Das war natürlich ein zentrales Thema bei den Gesprächen, die übrigens geprägt waren von großer Offenheit und Vertrauen. Das Secure Center soll über die nächsten fünf Jahre arbeiten und ist insgesamt mit 50 Millionen Dollar ausgestattet. Es wird Wissenschaftler*innen und Institutionen Informationen zu potenziellen Partnern bereitstellen und Werkzeuge zur Verfügung stellen, um eigene Risikobewertungen vornehmen zu können. Dies ist auch für das deutsche System hochrelevant: Der Informationsfluss von den staatlichen Nachrichtendiensten in die Wissenschaft muss gewährleistet sein. Zum Beispiel dazu, ob Kooperationspartner Verbindungen zu militärischen Einrichtungen haben. Darüber hinaus bereitet man in den USA mit großem Engagement Schulungen und Filme zur Aufklärung über Sicherheitsrisiken vor. Zu den 50 Millionen kommen übrigens noch 17 Millionen Dollar für regionale Projekte zur Sicherheits- und Datenanalyse. Dies sind aus meiner Sicht wichtige Investitionen in die Zukunft  – den Wert von Forschungsergebnissen kann man aktuell gar nicht hoch genug einschätzen.

    Sie sprechen über Secure Analytics. Was soll das Ergebnis sein?

    Das ist spannend, weil dort einerseits zentral Risikoanalysen durchgeführt und andererseits Tools für Hochschulen entwickelt werden, damit diese auch eigene Einschätzungen für ihre individuellen Belange vornehmen können. Man kann nicht sämtliche Forschungsprojekte zentral durchleuchten, sondern braucht auch dezentrale Strukturen, die spezifische Expertise haben. Idealerweise werden dann nur besonders komplexe Fälle zur Reflexion in die Zentrale gegeben.

    “Die Verantwortung muss primär bei den Wissenschaftler*innen verbleiben”

    Aber in letzter Konsequenz: Sollten dann Ihrer Meinung nach die Wissenschaftler vor Ort oder die zentrale Stelle entscheiden?

    Aus Sicht der DFG, die wir auch mit unseren US-amerikanischen Partnern geteilt haben, muss die Verantwortung primär bei den Wissenschaftler*innen verbleiben, beziehungsweise an den Institutionen, an denen sie tätig sind. Dies entspricht dem Prinzip der in Deutschland verfassungsrechtlich geschützten Wissenschaftsfreiheit. Diese Entscheidung darf und kann den Forschenden niemand final abnehmen. Aber alle Akteure sind natürlich mit in der Verantwortung: Die Politik, die staatlichen Dienste und auch die Institutionen und Wissenschaftsorganisationen müssen die Wissenschaftler*innen optimal mit Informationen versorgen, damit sie in der Gesamtabwägung die richtigen Entscheidungen treffen können, ob nun in den USA oder in Deutschland.

    Mit besserer Aufklärung verhindert man potenziell voreilige Kooperationen und naive Entscheidungen. Aber Forschende, die vorsätzlich Kooperationen mit zweifelhaften Partnern eingehen, stoppt man damit eher nicht.

    Das ist eine Frage der Balance und der Haltung. Wir brauchen in jedem Fall eine informierte Risikoabschätzung für einzelne Projekte und dann ein sorgfältiges Abwägen von Risiken und Chancen. In unseren Diskussionen wurde sehr deutlich, dass die Benefits von internationalen Kooperationen immens sind. Die Alternative, also De-Coupling – auch da liegen wir auf einer Linie mit unseren Partnern in den USA – muss soweit irgend möglich verhindert werden. Solch ein De-Coupling würde den wissenschaftlichen Fortschritt massiv beeinträchtigen und damit die Bewältigung der drängenden globalen Herausforderungen. Letztlich können wir nicht den Anspruch haben, ein Risiko komplett zu beherrschen oder auszuschließen. Aber wir müssen Risiken so gut wie möglich einschätzen und minimieren.

    Intensivierte Gespräche zwischen BMBF, Allianz der Wissenschaftsorganisationen und anderen Akteuren geplant

    Kontrollen oder zusätzliche Kontrollmechanismen sind also nicht der richtige Weg?

    In den USA gibt es bereits eine Gesetzgebung, die Kontrollen vorsieht, etwa im Chips and Science Act oder im National Defense Authorization Act. An dieser Stelle verfolgen unsere Länder schon unterschiedliche Ansätze, aber uns verbindet dasselbe Fundament. Denn sowohl in den USA als auch in Deutschland stehen Wissenschaftsfreiheit, ein positiver Spirit bei internationalen Kooperationen und Vertrauen in die Partner an erster Stelle – und dieses Fundament der Wissenschaft dürfen wir uns nicht nehmen lassen. Auch sollen Forschende weiterhin mit wissenschaftlicher Neugier Neues wagen dürfen. Wo kämen wir sonst hin? Mit diesem Ansatz übernehmen die einzelnen Wissenschaftler*innen natürlich viel Verantwortung. Diese Verantwortung kann man ihnen aber durchaus zutrauen und in dem Vertrauen in Kooperationspartner liegt auch sehr viel Potenzial; letztlich basieren unsere Gesellschaft und unsere Sicht auf die Welt darauf. Diese Haltung hat sich in den USA übrigens vor Kurzem auch in dem Konzept TRUST (“Trusted Research Using Safeguards and Transparency”) manifestiert.

    Wie kann sich Deutschland aktiv gegen Risiken und Bedrohungen in dem Bereich schützen. Braucht es auch hier ein Secure Center?

    Dazu beginnen in Kürze intensivierte Gespräche zwischen dem BMBF, der Allianz der Wissenschaftsorganisationen und anderen Akteuren. Vielleicht können wir uns die Struktur einer bereits bestehenden Einrichtung zum Vorbild nehmen und Ähnliches aufbauen: Im Bereich Dual Use haben wir den Gemeinsamen Ausschuss zum Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung. Dieser arbeitet seit Jahren hervorragend und auf seine Anregung hin wurden bereits rund 120 Kommissionen für Ethik in der Forschung an verschiedensten Forschungseinrichtungen und Universitäten installiert. Zudem gibt es den Kodex zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis der DFG und als weiteren Pfeiler die Vorgaben des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BaFa). Durch das Zusammenspiel dieser Akteure gelingt es, dass Wissenschaftler*innen hoch informierte Entscheidungen treffen können. Ein solches Modell halte ich auch im Bereich der Forschungssicherheit bei internationalen Kooperationen für sinnvoll.

    Auf jeden Fall die Universitäten und damit auch die Länder sowie außeruniversitäre Institutionen einbeziehen

    Das heißt, Sie plädieren für einen Gemeinsamen Ausschuss für Forschungssicherheit.

    Ich denke, man wird um eine unabhängige, zentrale Einrichtung, die für alle Akteure des deutschen Wissenschaftssystems zur Verfügung steht, nicht herumkommen. Diese sollte die Schnittstelle zwischen Politik, staatlichen Sicherheitsdiensten, den Förderern und den Forschungsinstitutionen, also letztlich den Wissenschaftler*innen bilden. Aus meiner Sicht sollte dies eine effizient arbeitende Einrichtung sein, die die Kompetenz aus allen Bereichen einbezieht und mit einer funktionstüchtigen Geschäftsstelle ausgestattet ist. Man muss bedenken, dass die US-Amerikaner zwischen 60 und 70 Millionen Dollar zur adäquaten Adressierung des Themas in die Hand nehmen. Von selbst wird es sich nicht lösen. Eine solche Institution als Anlaufstelle könnte Leitlinien erlassen, aktuelle Informationen ins System geben und damit ermöglichen, dass deutsche Wissenschaftler*innen in und mit ihren Institutionen reflektierte Entscheidungen treffen. Das wäre aus meiner Sicht ideal.

    Ein Ausschuss unter Federführung der DFG?

    Über die Zusammensetzung und die institutionelle Ansiedlung solch einer möglichen Einrichtung wird man sprechen müssen. Der Prozess steht noch ziemlich am Anfang und wir müssen uns erst darüber austauschen, in welche Richtung das BMBF und andere Akteure denken. Aus meiner Sicht müssen auf jeden Fall die Universitäten und damit auch die Länder sowie außeruniversitäre Institutionen einbezogen werden. Wie genau, das muss man sehen. 

    “Gegen Listen mit roten Linien habe ich große Vorbehalte”

    Würde man dann auch ohne weitere Gesetze auskommen?

    Ich denke, das deutsche Wissenschaftssystem wird die Herausforderungen auch ohne weitere Gesetzgebung und insbesondere auch ohne größere bürokratische Hürden meistern.

    In den USA, Kanada oder den Niederlanden gibt es Listen mit riskanten Forschungspartnern. Wäre so etwas für Deutschland auch denkbar und wichtig?

    Das Thema Listen wurde auch im Rahmen unserer Roundtable-Diskussion in Washington intensiv diskutiert. Gegen Listen mit roten Linien habe ich große Vorbehalte, denn sie geben aktuelle Veränderungen selten wieder und liefern vermeintlich einfache Lösungen, das heißt sie verkürzen Denk- und Reflexionsprozesse nicht immer zum Vorteil des Ergebnisses. Hilfreich sind allerdings kontinuierlich aktualisierte Listen, in denen Länder, Institutionen oder auch Forschungsthemen aufgeführt sind, die erhöhte Aufmerksamkeit erfordern. Damit kann man den Reflexionsprozess bei Wissenschaftler*innen sinnvoll unterstützen. In den USA waren wir uns einig, dass es sehr sinnvoll ist, auch in diesem Bereich eng zusammenzuarbeiten, und zwar sowohl bilateral als auch multilateral im Rahmen von politischen und wissenschaftlichen Foren.

    “Mindestens die Mittel für eine unabhängige Geschäftsstelle müsste man aufbringen”

    MPG-Präsident Patrick Cramer hat im Interview mit Table.Briefings die Gefahr skizziert, dass durch Restriktionen bei der internationalen Zusammenarbeit der globale Wissenschaftsmotor ins Stocken gerät. Wie begegnet man dieser Gefahr?

    Es ist richtig, dass durch den Versuch, Forschungssicherheit so weit wie möglich zu gewährleisten, neue Risiken entstehen, indem internationale Kooperationen gehemmt werden. Es werden in vielen Ländern administrative Maßnahmen ergriffen, Wissenschaftler*innen sensibilisiert, Leitlinien verfasst und Tools entwickelt – und wir sehen schon heute, dass, obwohl wir und viele andere nur ein De-Risking wollen, in manchen Bereichen de facto ein De-Coupling beginnt. Aufgrund der zunehmenden Sensibilisierung und der erhöhten Komplexität entscheiden sich einzelne Wissenschaftler*innen etwa bereits gegen eine Kooperation mit chinesischen Partnern und wenden sich anderen Ländern zu. Darin liegt ein großes Risiko. Wir müssen weiterhin international kooperieren und daher auch rasch und unbürokratisch Handlungssicherheit schaffen.  

    Sie haben darauf hingewiesen, dass die US-Amerikaner dem Vernehmen nach fast 70 Millionen Dollar für Forschungssicherheit in die Hand nehmen. Was werden die Maßnahmen in Deutschland kosten?

    Also ganz ohne Ressourcen wird es leider nicht funktionieren. Man kann einiges durch Kreativität, Engagement und Beobachten der internationalen Entwicklungen ausgleichen, aber eben auch nicht alles. Mindestens die Mittel für eine unabhängige Geschäftsstelle müsste man aufbringen, falls wir uns in den Gesprächen auf eine derartige Konstruktion einigen. Die genauen Kosten hängen natürlich von dem finalen Konzept ab. In jedem Fall müssen und wollen wir alle, die Akteure aus Wissenschaft und Politik, zeitnah mit einem intensiven Austausch beginnen. Bis zum Ende der Legislatur sollten und könnten die relevanten Eckpfeiler aus meiner Sicht stehen.

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    Analyse

    Industrielle Forschungsgemeinschaften: Gegen die Bevorzugung der HAWs bei der Dati  

    Die Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse sowie verschiedene Landesforschungsgemeinschaften fordern in einem Positionspapier eine größere Akteursoffenheit und mehr Transparenz in den Prozessen der Dati. Das Papier ist eine Reaktion auf die Empfehlungen der Gründungskommission der Dati, die im Juli vorgestellt wurden. Die dort enthaltenen Prinzipien und Handlungsfelder werden seitens der Forschungsgemeinschaften prinzipiell begrüßt. Die Empfehlungen zeugten “von tiefem Verständnis des Forschungs- und Innovationsgeschehens und vermittelten eine erstrebenswerte Vision zur Dati” und sollten “vom BMBF umgesetzt werden”. 

    Gemeinschaften beklagen ungenügende Beteiligung 

    Insbesondere die von der Gründungskommission geforderte paritätische Beteiligung von Wirtschaft und Wissenschaft bei der Dati sei zu begrüßen. Eine “Einflussnahme der öffentlichen Hand sollte so gering wie möglich” ausfallen. Zudem sei es wesentlich, in allen Gremien der Dati die außeruniversitären gemeinnützigen Forschungseinrichtungen gleichberechtigt zu beteiligen. Dies sei beispielsweise bei der Gründungskommission nicht passiert und habe zu “massiven Zweifeln an der Transparenz und der Glaubwürdigkeit der Dati” beigetragen. “Aus unserer Sicht sind bei der Besetzung von Gremien und Jurys der Dati Transparenz und Gleichberechtigung aller Akteure von entscheidender Bedeutung für den Erfolg dieser Einrichtung”, sagte Dieter Bathen, Chef der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft (JRF) im Gespräch mit Table.Briefings.

    Darüber hinaus sprechen die Autoren ergänzende Empfehlungen für die Dati aus. Die neue Agentur “könnte, aus dem bürokratischen Denken der Verwaltungsebene befreit und nach den Empfehlungen der Gründungskommission ausgerichtet, ein deutlicher Booster für das Transfergeschehen in Deutschland sein”.  

    Die Empfehlungen der Forschungsgemeinschaften im Einzelnen: 

    • Berücksichtigung der bestehenden Transferforschung: Die privatwirtschaftlich organisierte, gemeinnützige Forschungsinstitute hätten mit ihren etablierten Netzwerken, ihrer Anwendungsnähe und ihren spezifischen Kompetenzen hierin entsprechende Erfahrung und Expertise.  

    Gegen die Quote für HAWs 

    • Akteursoffenheit: Hier empfehle die Gründungskommission, dass mindestens 25 Prozent der Mitglieder des Förderrats aus den Reihen von HAWs berufen werden sollen. Diese fixe Quotierung widerspreche jedoch der geforderten Akteursoffenheit, die der Leitgedanke der Dati-Förderungen und der Dati-Struktur sein sollte und sollte daher nicht angewendet werden.  
    • Auswahlgremien und -kriterien der Dati-Pilotlinien: Diese seien “Black-Boxes” und ließen die notwendige Transparenz vermissen. Gremien und Jurys sollten mit allen relevanten Akteursgruppen besetzt werden und nicht einseitig verzerrt agieren, fordern die Gemeinschaften. Um nicht viele kreative Ideen zu vergeuden, sollten Projektvorschläge nach festgelegten, transparenten Kriterien ausgesucht und gefördert werden.
    • Fairness bei Auswahlkriterien und Förderbedingungen: Diese sollten für alle Akteure im Innovationssystem gleich sein, “damit Kreativität nicht in Frustration umschlägt”.

    Fortgang der Dati derzeit ungewiss 

    Ob und wie diese Empfehlungen in die Dati integriert werden, bleibt offen. Die Autoren des Papiers würden sich freuen, wenn das BMBF auf sie zukäme, damit auch die Expertise der anwendungsnahen Forschungsinstitute eingebunden werde, meint der JRF-Vorsitzende Bathen.

    Derzeit warten die Akteure auf den Beschluss des aktuellen BMBF-Konzepts für die Dati durch das Kabinett. Ohne diesen können wichtige Prozesse wie die Besetzung der Geschäftsführung nicht vorangehen – und damit stockt auch die weitere konzeptionelle Entwicklung. Angesichts der Verzögerungen äußerten einige Akteure bereits Zweifel an einer Dati-Gründung noch vor dem Ende der Legislatur. 

    • DATI
    • Forschungspolitik
    • Hochschulen
    • Transfer
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    Termine

    1. September 2024, 10-18 Uhr, Futurium, Berlin
    Jubiläumsfest Fünf Jahre Futurium Mehr

    12./13. September 2024, FU Berlin
    Jah­res­ta­gung des Netz­werks Wis­sen­schafts­ma­nage­ment Für Frei­heit in Kri­sen­zei­ten. Per­spek­ti­ven aus dem Wissenschaftsmanagement Mehr

    12. – 15. September 2024, Potsdam
    133. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte Wissenschaft für unser Leben von morgen Mehr

    18. September 2024, Alte Münze, Berlin
    InnoNation Festival Scaling Solutions Mehr

    19. September 2024, ab 11 Uhr, Körber-Stiftung, Hamburg
    Hamburg Science Summit 2024 “Europe’s Path Towards Tech Sovereignty” Mehr

    24. September 2024, 10:30 bis 16:15 Uhr, Haus der Commerzbank, Pariser Platz 1, 10117 Berlin
    Forum Hochschulräte Starke Marken, klarer Kern: Strategische Schwerpunktsetzung und Markenbildung bei Hochschulen Mehr

    25. September 2024, 8:00 bis 9:15 Uhr im BASECAMP, Mittelstraße 51-53, 10117 Berlin
    Frühstücks-Austausch: Gipfel für Forschung und Innovation Follow-up Innovationen in Europa – Katalysatoren, Kompetenzen und Kooperationen am Beispiel von KI: Gespräch über Umsetzungsschritte für mehr Geschwindigkeit bei Innovation und Forschung Zur Anmeldung

    25. September 2024, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU)
    Jahreskolloquium des Bayerischen Wissenschaftsforums Transformationskompetenz in Wissenschaft und Hochschule Mehr

    26. September 2024, 12:00 bis 13:00 Uhr, Webinar
    CHE talk feat. DAAD KIWi Connect Transfer und Internationalisierung – Warum ist es sinnvoll, beides gemeinsam zu denken und was braucht es hierzu? Mehr

    26./27. September 2024, Leopoldina, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale) und Online
    Jahresversammlung 2024 der Leopoldina Ursprung und Beginn des Lebens Mehr

    News

    Astrophysik in Sachsen: DZA erhält Wunschstandort und Aussicht auf Beteiligung am Einstein-Teleskop

    Für Günther Hasinger, den designierten Gründungsdirektor des Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA), läuft alles nach Plan. Das Großforschungsprojekt, das einen Etat von 1,2 Milliarden Euro hat, kann auf dem Görlitzer Kahlbaum-Areal errichtet werden. Der Freistaat Sachsen hat das Gelände gekauft, teilte das sächsische Wissenschaftsministerium am Donnerstag mit. Der Freistaat werde dem DZA das Gelände dauerhaft unentgeltlich zur Verfügung stellen.

    “Das Kahlbaum-Areal war unser Wunschort, um im Herzen Europas einen prominenten Platz für Spitzenforschung zu schaffen”, sagte Hasinger. “Zu wissen, wo unser Campus nun hinkommt, ist ein sehr wichtiger Meilenstein für das DZA.” Nun beginnt die Planungsphase der Bauvorhaben. Ein konkreter Baubeginn wurde noch nicht genannt.

    Sebastian Gemkow: “DZA und Einstein-Teleskop passen perfekt zusammen”

    Dennoch hat der Freistaat für die Lausitz bereits ein weiteres Großprojekt im Blick. “Wir möchten nun auch das Einstein-Teleskop nach Sachsen holen und unterstützen alle Bemühungen, die zu einer Standortentscheidung für die Lausitz führen”, sagte Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow. Beide Großprojekte, DZA und Einstein-Teleskop, passten inhaltlich perfekt zusammen und würden sich als direkte Nachbarn gut ergänzen.

    Das Einstein-Teleskop (ET) ist eine europäische Initiative für die Errichtung eines unterirdischen Messinstruments. Mit dem ET können Gravitationswellen aus dem All detektiert und ausgewertet werden. Es könnte in den 2030er Jahren errichtet werden. Als mögliche Standorte sind schon länger Sardinien sowie die Euregio Maas-Rhein in der Grenzregion der Niederlande, Belgiens und Deutschlands im Gespräch. Die Lausitz kam erst später ins Spiel. Die Unterstützung durch den Freistaat Sachsen wird in der Community nun als starkes Signal gewertet.

    Warten auf das BMBF-Konzept für große Forschungsinfrastrukturen

    An allen diesen Standorten finden die notwendigen Vorbereitungs- und Untersuchungsprozesse statt, um zunächst die geologische und seismologische Eignung zu prüfen, erläutert ein Sprecher des sächsischen Wissenschaftsministeriums. Eine konkrete Zeitschiene für die Standortauswahl im Roadmap-Prozess auf der EU-Ebene sei allerdings noch nicht bekannt. Der Freistaat Sachsen werde die laufenden standortspezifischen Untersuchungen unterstützen, um die Eignung der Lausitz für den möglichen Aufbau des Einstein-Teleskops zu prüfen und eine Auswertung der Standortvoraussetzungen vorzunehmen. “Sind die Chancen der Lausitz aussichtsreich, wird sich der Freistaat für die notwendige politische Unterstützung des Bundes und der beteiligten Länder einsetzen.”

    Für eine formale Bewerbung kommt es aber auch auf das BMBF an. “In verschiedenen Ländern Europas prüfen Wissenschaft und Politik derzeit Machbarkeit und geeignete Standorte für das Einstein-Teleskop. Auch das BMBF bringt Studien zur Machbarkeit auf den Weg, die Mittel dafür wurden vom Haushaltsausschuss bewilligt”, teilt eine Sprecherin des Ministeriums mit. Das Einstein-Teleskop konkurriere allerdings auch mit anderen Vorhaben für umfangreiche Forschungsinfrastrukturen. “Im Juli 2024 hat das BMBF deshalb das nationale Priorisierungsverfahren für große Forschungsinfrastrukturen gestartet. Dieser Prüfung bzw. dem Ergebnis können wir nicht vorgreifen.” abg

    • Forschung
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    USA: Warum es Widerstand gegen die Open Access-Pläne des Weißen Hauses gibt

    Die US-amerikanische Regierung möchte Ergebnisse aus öffentlich finanzierter Forschung ab 2026 unmittelbar und kostenfrei per Open Access zugänglich machen. Doch vor allem von republikanischer Seite gibt es Widerstand. Dort hatte man versucht, die Open-Access-Politik des Weißen Hauses gänzlich zu blockieren. 

    Jetzt haben Ausschussmitglieder beider Kammern des Kongresses einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, der auch die Unterstützung der Demokraten finden könnte. Dieser verbietet es den Bundesbehörden, Forschenden die Art der Lizenzierung ihrer Werke vorzuschreiben, berichtet das American Institute of Physics

    Weißes Haus schlägt Bundeslizenz vor

    Das Weiße Haus hatte eine Bundeslizenz, die Federal Purpose License, vorgeschlagen. Darunter sollten alle staatlich finanzierten Forschungsarbeiten veröffentlicht werden. Befürworter dieses Ansatzes, darunter einige Forschungsförderer und Bibliotheksgruppen, argumentieren, dass dies Klarheit für die Autoren schaffen würde. Außerdem könnten Streitigkeiten mit Verlagen über die Wiederveröffentlichung von Artikeln und andere Wiederverwertungsrechte vermieden werden.

    Verlage pochen auf Autonomie der Forschenden

    Gegner des Vorschlags, darunter einige große Wissenschaftsverlage, betonen, dass der Vorschlag des Weißen Hauses das Recht der Autoren verletze, selbst zu entscheiden, wie ihre Werke veröffentlicht werden und was andere damit tun dürfen. Ein Überblick über die Positionen der Verleger findet sich im Anhang zum Public Access Plan des National Institute of Standards and Technology (NIST). mw

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    Irland fusioniert Forschungsförderer 

    Die irische Regierung hat die neue Forschungsförderungsagentur Taighde Éireann – Research Ireland ins Leben gerufen. Damit bündelt sie die Arbeit des Irish Research Council (IRC) und der Science Foundation Ireland (SFI) unter einem neuen Dach. Bisher war die SFI für die Förderung insbesondere der STEM-Disziplinen zuständig, während das IRC auch die Geistes- und Sozialwissenschaften förderte. Zusammengenommen verfügen die beiden Agenturen über ein Budget von rund 300 Millionen Euro. 

    Die Fusion ist Teil der Strategie “Impact 2030”, mit der die Regierung Irlands Forschungssystem stärken und nationale Prioritäten wie Klimawandel und digitale Transformation angehen will. Die neue Agentur soll zudem Forschung und Innovation besser mit den Bedürfnissen der Gesellschaft und der Wirtschaft verknüpfen. Ein Ziel ist es auch, zusätzliche Forschungskooperationen in der EU anzubahnen und mehr EU-Fördermittel nach Irland zu leiten. 

    Designierter CEO nach Mobbingvorwürfen nicht im Amt 

    Angesichts der ambitionierten Zielsetzungen und der Herausforderungen einer Fusion, gilt es, schnell die Führungsfrage zu klären. Der designierte CEO von Research Ireland, Phillip Nolan, bisher Generaldirektor der SFI, wurde aufgrund von Mobbingvorwürfen entlassen, fechtet dies jedoch derzeit juristisch an. Aktuell leitet Celine Fitzgerald die Agentur interimistisch, während die Suche nach einem dauerhaften CEO fortgesetzt wird. 

    Vergleichsweise geringes Budget 

    Die Agentur startet mit einem Budget, das zu den niedrigsten in der EU zählt. Obwohl Irland mittlerweile zu den EU-Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen zählt, sind die öffentlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung die zweitniedrigsten der EU. Veraltete Forschungsinfrastrukturen und geringe Fördermittel führen zu einer zunehmenden Abwanderung von Forschenden. Vor diesem Hintergrund ist es eine der wichtigsten Aufgaben von Research Ireland, im nächsten Haushalt, der im Oktober verhandelt wird, ein angemessenes Budget zu sichern. mw

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    GAIN24: Wie die Werbung für den Wissenschaftsstandort Deutschland ankommt

    Es geht ums Zurückholen und Herholen: Jungen Forscherinnen und Forschern eine Wissenschaftskarriere in Deutschland schmackhaft zu machen – das ist das Ziel der Jahrestagungen des German Academic International Network (GAIN). Das diesjährige Treffen vom 23. bis 25. August in San Francisco war aus Sicht der Veranstalter ein Erfolg. Insbesondere der Netzwerkcharakter der Tagung werde sehr geschätzt, sagt GAIN-Programmdirektorin Anna Oberle-Brill vom DAAD.

    Fast 210 Vertreter des deutschen Wissenschaftssystems und der Politik waren in diesem Jahr vor Ort, darunter Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger, eine Delegation des Forschungsausschusses des Bundestags und Christoph Degen, Staatssekretär des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur.

    Besonders beliebter Workshop:  Do’s and Don’ts bei Berufungsverfahren

    Bei dem dreitägigen Treffen ebenfalls dabei: rund 200 deutsche Postdocs, die derzeit in den USA oder Kanada forschen, und 80 internationale Postdocs aus der Bay Area. Im Rahmen der Tagung wurden mehr als 300 Einzelgespräche im Vorfeld vermittelt, berichtet Oberle-Brill. “Viele weitere fanden spontan während des Besuchs auf der Talent Fair statt, auf der mehr als 60 Einrichtungen mit Ständen vertreten waren.” Im vergangenen Jahr waren die Zahlen ähnlich.

    Mehr als 25 Workshops standen auf dem Programm. Besonders beliebt: “Einblicke ins Berufungsverfahren – Do’s and Don’ts” und “Beurteilung und Bewertung akademischer Leistungen in Deutschland und Europa – Mehr als nur der H Index”.

    Stüwe: WissZeitVG nur ein Thema von mehreren

    Zur Delegation des Forschungsausschusses gehörte SPD-Politiker Ruppert Stüwe. Er war auch schon auf der GAIN 2023 in Boston und 2022 auf der pandemiebedingten Ersatzveranstaltung in Bonn. “Für meine Arbeit als Forschungspolitiker bringen diese Treffen sehr viel”, sagt er. Das Spannungsfeld der Gespräche und Begegnungen – einerseits mit den “Hochkarätern” der deutschen Wissenschaft, andererseits mit Nachwuchsforschenden –  sei besonders. “Die Gespräche mit Postdocs wirken erdend”, sagt Stüwe. “Da ist das Wissenschaftszeitvertragsgesetz nur ein Thema von mehreren.”

    Den an einem Wechsel oder einer Rückkehr nach Deutschland interessierten Forschenden gehe es eher um praktische Themen, ihnen biete die Tagung auch Career Service. Auf der Tagung sei zudem zu erleben, dass die deutsche Wissenschaft sich zunehmend mit der US-amerikanischen messen kann. “Es ist gar nicht mehr so klar, dass in den USA alles besser ist. Das macht die Deutschen selbstbewusster und gelassener.”

    GAIN ist eine Gemeinschaftsinitiative der Humboldt-Stiftung, des DAAD und der DFG und wird durch das BMBF gefördert. Assoziiert sind außerdem Organisationen wie die Helmholtz-Gemeinschaft, MPG und HRK. abg

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    Standpunkt

    “Eine strategisch begründete Transformation der Exzellenzstrategie wäre der richtige Weg” 

    Von Georg Schütte
    Georg Schütte ist seit 2020 Generalsekretär der VolkswagenStiftung.

    Das Plädoyer von Thorsten Wilhelmy für ein Ende der Exzellenzstrategie trifft einen Nerv. Allenthalben fragt man sich, ob das Wissenschaftssystem nicht überhitzt. Aber Wilhelmy beantwortet nicht die Frage, wie es stattdessen weitergehen soll. Aus den Gesprächen, die VolkswagenStiftung und Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft mit Wissenschaftsministerinnen und -ministern sowie Hochschulleitungen geführt haben, resultierte eine Antwort ganz deutlich: Wir müssen die Exzellenzlogik um eine Wirkungslogik ergänzen!  

    Was ist damit gemeint? Zu oft, so kamen wir überein, kreisen die wissenschaftspolitischen Diskussionen um die Frage, wie die Finanzlasten zwischen den Ländern und dem Bund verteilt werden sollen. Zu selten aber gibt es eine Debatte darüber, wofür das Geld ausgegeben werden soll.  

    Die vielfältigen Aufgaben künftig arbeitsteilig erledigen 

    Dringlich braucht es eine Antwort auf die Frage, wie das deutsche Wissenschaftssystem international anschlussfähig und konkurrenzfähig bleiben kann. Wenn das Geld der Steuerzahlenden in den kommenden Jahren auf vielfältige Zwecke aufgeteilt werden muss – vom Wiederaufbau einer maroden öffentlichen Infrastruktur bis zur Ertüchtigung der Bundeswehr -, dann müssen wir in der Wissenschaft darüber sprechen, wie wir die vielfältigen Aufgaben künftig arbeitsteilig erledigen können.  

    Wir müssen darüber diskutieren, welche konkreten Schlüsseltechnologien wo erforscht und weiterentwickelt werden sollen. Wir müssen fragen, wer die Lehrkräfte ausbilden soll, die unseren Kindern zukunftsorientiertes Fachwissen vermitteln und sie zu mündigen Staatsbürgerinnen und -bürgern bilden. Und wo und wie wir Vorsorge treffen für das Unbekannte, das uns überraschen wird, wie das System also resilienter wird. 

    Das Wissenschaftssystem braucht Richtungsentscheidungen 

    Was wir also dringend brauchen, sind Richtungsentscheidungen. Deshalb stand am Ende der Expertengespräche das Plädoyer, Hochschulleitungen zu unterstützen und zu stärken, damit sie strategische Entscheidungen treffen und umsetzen können. Es geht darum, eine gute Balance zwischen den vielfältigen Talenten und Interessen der Hochschulangehörigen und der Mission einer jeweiligen Hochschule als Ganzes zu finden. Wenn statt eines simplen Endes die strategisch begründete Transformation der Exzellenzstrategie in diese Richtung gelänge, wäre viel gewonnen.  

    Georg Schütte ist seit 2020 Generalsekretär der VolkswagenStiftung. Von 2009 bis 2019 hat er sich als Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung unter anderem mit der Forschungsförderung befasst. Er hat im Juli 2024 zusammen mit dem Generalsekretär des Stifterverbands Volker Meyer-Guckel das Diskussionspapier “Veränderungen wagen” veröffentlicht (siehe auch hier).  

    Einen Standpunkt von Annette Schavan zur Zukunft der Exzellenzstrategie lesen Sie hier.

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    • Forschungsförderung
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    • VolkswagenStiftung

    Heads

    Benjamin F. Cravatt, Professor am Scripps Research Institut in La Jolla, USA, erhält den mit 250.000 Euro dotierten Heinrich-Wieland-Preis der Boehringer Ingelheim Stiftung. Cravatt erforscht, wie und welche Proteine zu Krankheiten beitragen. Er hat eine Technologie erfunden, die für die vielen tausend Proteine einer Zelle gleichzeitig misst, wann sie aktiv sind. Das Activity-based Protein Profiling, kurz ABPP, wird in vielen Instituten weltweit angewandt und hat es ermöglicht neue Medikamente zu entwickeln. Der Preis wird am 24. Oktober auf Schloss Nymphenburg in München im Rahmen eines Fachsymposiums verliehen.

    Wim Kösters, von 2003 bis 2017 Mitglied im Vorstand des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen, wurde mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Gewürdigt werden seine Lehrtätigkeiten an den Universitäten in Münster und Bochum sowie sein Engagement in der “Stiftung Cusanuswerk” für Begabtenförderung und im RWI.

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    • Bildungspolitik

    Research.Table Redaktion

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