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Wie gelingt die erfolgreiche Schullaufbahn?

von Sophie Ramdor

Dass Sprache der Schlüssel zur Integration und eine Grundvoraussetzung für das erfolgreiche Bestehen der Schullaufbahn ist, darüber sind sich alle Experten in der Bundesrepublik einig. Trotzdem gibt es aktuell wieder eine Debatte darüber, wieso viele Kinder an den Schulen in Deutschland zu wenig Deutschkenntnisse haben und wie dies verbessert werden kann.

Als ehemalige Grundschullehrerin an einer Brennpunktschule in Niedersachsen liegt für mich der Schlüssel für einen erfolgreichen Start in das Schulleben im vorschulischen Bereich. Nur wenn dort die sprachlichen Weichen richtig gestellt werden, haben die Kinder eine Chance. Die sonst entstehenden Defizite und Unterschiede zwischen den Kindern können kaum noch aufgeholt werden – da hilft auch kein Lernen im eigenen Tempo. Deshalb müssen die Länder, aber auch der Bund an zwei Bereichen arbeiten:

Die prägendsten Jahre eines Kindes sind die ersten Lebensjahre. In diesen Jahren wird der Grundstein für die emotionale Bindung gelegt, die den Rest des Lebens prägt und auch die kognitiven und motorischen Fähigkeiten werden hier ausgebildet. Wir müssen bei der frühkindlichen Entwicklung eine ehrliche Debatte führen: Die Schule kann nicht alles auffangen, was im Elternhaus versäumt wird. Deshalb müssen wir die Eltern frühestmöglich unterstützen, damit sie sich um das Wohl ihrer Kinder kümmern: Vorlesen, sich vom Tag erzählen lassen, im Wald spazieren gehen, Schuhe zubinden, gesunde Ernährung, der erste Schwimmkurs – das sind alles Aufgaben, die die Eltern ihren Kindern beibringen und bei denen die Eltern fördern müssen – nicht die Schule. Einige Eltern sind damit überfordert, weil sie es selbst nicht gelernt haben. Für diese Eltern brauchen wir die sogenannten Frühen Hilfen, die die Eltern bei der Erziehung unterstützen. Im Land Niedersachsen wollen wir als CDU-Landtagsfraktion den Ausbau der Frühen Hilfen deshalb im Kinderschutzgesetz verankern – hierfür muss aber auch der Bund seine Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umsetzen und die Aufstockung der Mittel der „Bundesstiftung Frühen Hilfen“ veranlassen und die Frühen Hilfen bis zum sechsten Lebensjahr ausweiten. Die anderen Eltern dürfen wir nicht aus ihrer Verantwortung herauslassen, indem der Staat alle elterlichen Aufgaben übernimmt.

Zum anderen muss die Sprachförderung im Kindergartenalter ausgebaut werden. Einige Bundesländer sind den Weg bereits gegangen. Wir als CDU-Landtagsfraktion fordern diesen auch für Niedersachsen und haben dementsprechend einen Entschließungsantrag Anfang des Jahres in den Landtag eingebracht: Der Antrag beinhaltet, dass alle Kinder verpflichtend an einem Sprachtest im vorletzten Kitajahr teilnehmen müssen. Bei Auffälligkeiten müssen diese Kinder zudem verpflichtend an einem Sprachförderprogramm teilnehmen, das nach einem festen Konzept einheitlich unterrichtet wird. Wenn wir bei der Sprachförderung weiterhin auf Freiwilligkeit setzen, verlieren wir die Kinder, die die Hilfe am meisten bräuchten. Hiervon müssen wir die anderen Parteien noch weiter überzeugen. Zur Unterstützung der Erzieherinnen und Erzieher wollen wir im Land Niedersachsen die Lehrkräfte, die eigentlich aktuell schon die vorschulische Sprachförderung übernehmen sollen und dafür Stunden erhalten, mit einbeziehen.

Wir müssen in den Schulen wieder Integrationsklassen beziehungsweise Sprachlernklassen einführen, in denen die Grundsteine der Sprache gelegt werden. Der aktuelle Weg in Niedersachsen, alle Kinder und Jugendliche in einer Klasse zu unterrichten, hilft ohne weiteres Personal nicht und fördert den Frust bei allen Beteiligten. Deshalb begrüße ich den Vorstoß der Bundesministerin Karin Prien sehr. Es wird Zeit, beim Thema Sprache und Integration nicht sofort eine Diskriminierungsdebatte zu führen, sondern ehrlich zu diskutieren, welche Kinder aktuell oft ohne Schulabschluss die Schule verlassen. Das Hauptaugenmerk der Schulen sollte nicht auf neuen Lernkonzepten, sondern auf dem Erlernen der Basiskompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen liegen. Andernfalls werden wir den großartigen kleinen Köpfen in unserem Land nicht gerecht. Geben wir ihnen eine echte Chance – egal welchen sozialen Hintergrund sie haben.

Autorin: Sophie Ramdor ist Mitglied des Niedersächsischen Landtages (CDU).

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