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Warum die Rente wieder sicher sein muss

Von Moritz Schumann

Immer mehr Menschen stellen sich die Frage: Wird es im Alter für mich reichen? Kann ich mich darauf verlassen, dass das, was ich heute leiste, morgen noch trägt? Die Sorge um die eigene finanzielle Zukunft ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen – und sie ist berechtigt.

Obwohl der demografische Wandel mit all seinen Auswirkungen seit Jahrzehnten bekannt ist, wurden tiefgreifende Reformen des Rentensystems immer wieder vertagt, relativiert oder auf halbem Weg stehen gelassen. Heute sind die Folgen nicht mehr zu übersehen: Die Lebenserwartung steigt, die geburtenstarken Jahrgänge verlassen den Arbeitsmarkt, die Zahl der Beitragszahler sinkt. Mit jedem Jahr, das verstreicht, wächst der Druck auf ein System, das an seine Grenzen kommt.

Die Bundesregierung hat erste Maßnahmen angekündigt – ein Anfang, aber ein Durchbruch ist noch nicht in Sicht. Zwar kann, wer heute in Rente ist oder kurz davorsteht, auf Stabilität hoffen, denn das Rentenniveau soll erst einmal fixiert werden. Doch was ist mit den Jüngeren? Mit denen, die vielleicht am Anfang ihres Berufslebens stehen, das System also die nächsten Jahrzehnte tragen? Es ist entscheidend, dass auch sie im Alter gut abgesichert sind.

In einer alternden Gesellschaft muss die Altersvorsorge für alle Generationen leistbar und verlässlich bleiben – sie darf kein Luxus sein. Es geht um Chancengerechtigkeit. Darum, jedem die Möglichkeit zu geben, selbstbestimmt für das Alter vorzusorgen. Dafür braucht es ein Altersvorsorgesystem, das Sicherheit schafft.

Für junge Menschen kann die geplante Frühstart-Rente ein guter Impuls werden, um sich schon sehr früh mit dem Thema Altersvorsorge zu beschäftigen. Aber 10 Euro pro Monat bis zum 18. Lebensjahr allein werden nicht reichen, um bei Renteneintritt genügend zu haben. Deswegen darf über die Frühstart-Rente nicht in Vergessenheit geraten, dass weitere wichtige Reformen nötig sind.

Dabei bleibt die gesetzliche Rente ein zentraler Pfeiler der Alterssicherung. Doch sie allein wird künftig nicht ausreichen. Damit das System stabil bleibt, muss die kapitalgedeckte Vorsorge deutlich gestärkt werden – betrieblich wie privat. Wer heute Beiträge leistet, braucht die Aussicht auf eine verlässliche, auskömmliche Absicherung im Alter. Eine faire Altersvorsorge muss deshalb alle drei Säulen in den Blick nehmen – und generationengerecht ausgestalten.

Kapitalgedeckte Vorsorge ist kein Nebenschauplatz, sondern ein zentraler Baustein für die Zukunft der Alterssicherung. Die Lebensversicherer erfüllen eine wichtige Funktion: Sie ermöglichen langfristige, planbare Absicherung und leisten über lebenslange Auszahlungen einen Beitrag zur finanziellen Stabilität im Alter. Angesichts steigender Unsicherheiten, wirtschaftlich wie geopolitisch, gewinnen verlässliche und transparente Vorsorgestrukturen zunehmend an Bedeutung. Es braucht Instrumente, die auch bei volatilen Märkten tragen, planungssicher sind und breite Bevölkerungsschichten erreichen.

Dafür muss die betriebliche Altersversorgung weiter gestärkt werden. Sie ergänzt die gesetzliche Rente sinnvoll. Damit mehr Menschen profitieren, sind gezielte gesetzliche Anpassungen notwendig: etwa die Möglichkeit für Arbeitgeber, alle Mitarbeitenden automatisch in eine Betriebsrente einzubeziehen, sofern diese nicht aktiv widersprechen. Gleichzeitig sollte die Geringverdienerförderung gestärkt und die bislang starren Garantievorgaben flexibilisiert werden, um bessere Renditechancen zu ermöglichen und damit die Attraktivität der betrieblichen Vorsorge deutlich zu erhöhen.

Damit auch junge Erwachsene, Berufseinsteigerinnen, Familiengründer, Selbstständige und Menschen mit geringen Einkommen besser abgesichert sind, braucht es zudem eine grundlegende Reform der geförderten privaten Altersvorsorge. Denn diese Menschen sind es, die das System heute finanzieren und gleichzeitig vor der Herausforderung stehen, zusätzlich eigenverantwortlich vorzusorgen. Ein verständliches, zugängliches Fördersystem mit abgesenkten Garantien – etwa auf 80 Prozent – und lebenslangen Leistungen würde genau hier ansetzen.

Jetzt ist der Moment, mutig voranzugehen – für ein starkes, zukunftsfähiges Altersvorsorgesystem, das allen Chancen gibt und niemanden zurücklässt. Es geht nicht nur um Rendite. Es geht um soziale Stabilität, Vertrauen und die Perspektive auf ein gutes Leben im Alter.

Autor: Moritz Schumann ist stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft.

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