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Klimaziele erreichen – mit digitalem Fundament und faktenbasierten Entscheidungen

von Jens Teschke

Der Beginn einer neuen Legislaturperiode eröffnet stets auch neue Chancen, Wege und Sichtweisen. Als langjährig und länderübergreifend erfolgreicher Immobiliendienstleister setzen wir auf Nachhaltigkeit und Transparenz im Gebäudesektor. Die Klimaziele lassen sich nur durch Transparenz und Digitalisierung erreichen. Auch die konsequente Umsetzung europäischer Vorgaben gehört auf die politische Agenda. Daher schlagen wir der neuen Bundesregierung einen klaren Pfad vor: Datenbasierte Priorisierung, Digitalisierung des Gebäudebestands und konsequente Umsetzung europäischer Vorgaben.

Zahlen statt Bauchgefühl: Die Merit Order der CO₂-Vermeidungskosten

Wichtig ist uns eine systematische Herangehensweise an Klimaschutzmaßnahmen, denn blinder Aktionismus und kleinteilige Regulierung stehen dem Wandel zur Klimaneutralität im Wege. Gefragt ist vielmehr ein klarer, wirtschaftlich tragfähiger Pfad. Wir müssen den Weg zur CO₂-Reduktion dabei nicht neu erfinden, sondern ihn nur intelligenter gehen. Hilfreich erscheint beispielsweise eine Art Merit Order der Klimaschutzmaßnahmen, also eine logische Reihenfolge von der kosteneffizientesten Maßnahme bis zur kostenintensivsten. Wir müssen uns fragen: Welche Maßnahme ist die günstigste und welche die teuerste zur Vermeidung einer Tonne CO₂?

Der Status quo ist alarmierend: 500 Milliarden Euro flossen in der Dekade 2010 bis 2020 in Gebäudesanierungen – mit einem ernüchternden Ergebnis. Laut DIW-Wärmemonitor brachte dies temperaturbereinigt nur 2,6 % Emissionsminderung. Ganz offen gesagt: Förderpolitik ohne Wirkungsprüfung ist ineffizient. Wir plädieren für eine Neuausrichtung: Programme müssen auf ihre tatsächliche CO₂-Wirkung überprüft und angepasst werden.

Gebäudedatenbank als Grundlage für zielgerichtete Förderung

Belastbare Daten sind hierfür essenziell. Die europäische Gebäuderichtlinie EPBD will sie in Form einer Gebäudeenergiedatenbank systematisieren. Das ist richtig und wichtig, denn ohne Übersicht über Baujahr, Heizsysteme, Effizienzstand oder Sanierungsgrad kann keine zielgerichtete Förderung erfolgen. Andere Länder – etwa Dänemark, Frankreich oder die Niederlande – sind deutlich weiter als Deutschland und nutzen bereits genau diese Daten

Doch bevor sich Gedankenspiele entwickeln, man könnte doch möglichst viele Daten erheben, vielleicht noch mehr als bei der Grundsteuer, sagen wir ganz klar – Es bedarf:

  • reduzierter Datenanforderungen zum Start,

  • eines Digital-only-Ansatzes und

  • klarer Schnittstellenstandards zur Integration bestehender Systeme.

Datenschutz ist dabei wichtig, darf aber nicht zur Ausrede werden. Technische Lösungen für anonymisierte Nutzung existieren längst. Jetzt braucht es politischen Willen, Datenschutz als Datennutzen zu definieren.

Verbrauchstransparenz stärken – Verbraucher befähigen

Eine weitere Baustelle: die Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtlinie in deutsches Recht. Während andere EU-Staaten Verbrauchswerte täglich bereitstellen, sind in Deutschland nur Monatswerte zulässig. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher erhalten gar nur eine jährliche Heizkostenabrechnung – und die mit großem zeitlichem Versatz zur abgerechneten Heizperiode. Dabei ist schon heute mehr möglich – und eine solche Transparenz in anderen Lebensbereichen ohnehin Usus. Nur wer seinen Verbrauch kennt, kann ihn optimieren – und so Kosten wie Emissionen senken. Daten und Technologie sind der Schlüssel. Als Unternehmen, das täglich Millionen von Energieverbrauchsdaten erhebt, auswertet und für Transparenz sorgt, belegen wir Tag für Tag: Nur datenbasierte Entscheidungen entfalten nachhaltige Wirkung. Diese Haltung wünsche ich mir auch von der neuen Bundesregierung.

Technisch ist der Weg bereitet: Mit Millionen allein von ista bereitgestellten digitalen Messgeräten ermöglichen wir Verbrauchstransparenz auf Gebäudeebene. Die Politik muss nun dafür sorgen, dass diese Potenziale genutzt werden dürfen.

Auf den Punkt gebracht: Gerne unterstützen wir eine Bundesregierung, die Motivation schafft und sinnvolle Maßnahmen dort fördert, wo sie den größten Effekt entfalten, die der Digitalisierung höchste Priorität einräumt und die eine nationale, interoperable und schlanke Gebäudedatenbank einführt. Wir sehen erste gute Ansätze, und plädieren dafür, dass Politik, Wirtschaft und Verbraucher an einem Strang ziehen, um die Transformation erfolgreich zu gestalten – faktenbasiert, effizient und gemeinsam.

Autor: Jens Teschke ist Head of Public Affairs von ista.

Die neue Regierung steht. Wie sind Planungen und erste Umsetzungsschritte zu bewerten? Wir stellen im Table.Forum Regierungsagenda die Impulse wichtiger Stimmen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Wissenschaft und Interessengruppen öffentlich und kompakt zur Diskussion.

Unser Partner: Hertie School, eine international renommierte Hochschule für Politikgestaltung und gute Regierungsführung im Herzen Berlins und Europas.

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