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Forderungen an die neue Bundesregierung: zukunftsfähige Finanzmarktpolitik, Bauwirtschaft und politische Zusammenarbeit

von Simon Zschau

Als Unternehmer und Investor in Deutschland fordere ich eine umfassende Neuausrichtung der politischen Rahmenbedingungen entlang drei zentraler Säulen: Finanzmarkt, Bauwirtschaft und der politischen Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteuren. Ziel muss es sein, die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland nachhaltig zu stärken, private Investitionen zu mobilisieren und die Modernisierung unserer Infrastruktur konsequent voranzutreiben.

Finanzmarkt: Digitalisierung, Kapitalbindung und Standortstärkung

Die Zukunftsfähigkeit des Finanzmarkts verlangt eine konsequente Nutzung digitaler Technologien. Die Bundesregierung muss die Weiterentwicklung der EU-Kommission im Bereich Distributed-Ledger-Technologien aktiv begleiten und die Einführung maschinenlesbarer Formate sowie die digitale Standardisierung von Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette forcieren. Dies ist ein zentraler Hebel zur Effizienzsteigerung und zur Reduktion von Transaktionskosten.

Um privates Kapital langfristig zu binden, fordere ich die Einführung einer steuerlichen Freistellung für Aktiengewinne bei einer Haltefrist von mindestens zehn Jahren. Wer als Investor über einen so langen Zeitraum Kapital bereitstellt, trägt wesentlich zur Stabilität und Innovationskraft des Kapitalmarkts bei und sollte entsprechend incentiviert werden. Darüber hinaus muss eine echte Aktienrente eingeführt werden, die sich an den Vorschlägen des Bundesfinanzministeriums orientiert und nicht durch neue, komplexe Versicherungsprodukte verwässert wird. Die Stärkung des Finanzplatzes Frankfurt als führendes europäisches Finanzzentrum ist dabei ein zentrales Ziel. Hierzu zählen die Förderung digitaler Innovationen, Experimentierräume für FinTechs und eine vereinfachte Übertragung individueller Finanzinformationen an alternative Anbieter auf Kundenwunsch.

Bauwirtschaft: Planungsbeschleunigung, Investitionssicherheit und strategische Beschaffung

Die deutsche Bauwirtschaft steht vor enormen Herausforderungen: Steigende Kosten, Fachkräftemangel und eine sanierungsbedürftige Infrastruktur gefährden zentrale Zukunftsprojekte. Die Bundesregierung muss mit einem Infrastruktur-Zukunftsgesetz die Weichen für eine deutliche Planungsbeschleunigung und mehr Flexibilität im Vergaberecht stellen. Mehr Mittel allein reichen nicht aus; Effizienz und Geschwindigkeit bei der Projektumsetzung sind entscheidend.

Konkret fordere ich:

  • Die rasche Verabschiedung von Errichtungsgesetzen für Bund, Länder und Kommunen, um die Verteilung der Mittel aus dem neuen Sondervermögen Infrastruktur (500 Milliarden Euro bis 2037) rechtssicher und transparent zu regeln.

  • Die Veröffentlichung von Infrastruktur-Zustandsberichten inklusive der Restlebensdauer einzelner Bauwerke durch die großen Auftraggeber des Bundes (Deutsche Bahn AG, Autobahn GmbH, Wasserschifffahrtsverwaltung), um bauliche Prioritäten objektiv abzuleiten.

  • Die Kommunikation von Planungsvorräten für einzelne Bauvorhaben, damit erste Maßnahmen ohne Zeitverzug gestartet werden können.

  • Transparenz über die Projektpipeline der kommenden Jahre, damit die Bauwirtschaft ihre Kapazitäten ausrichten und der Bund eine strategische Beschaffungspolitik vorbereiten kann. Dies verhindert eine Übernachfrage und damit eine unverhältnismäßige Steigerung der Baupreise. Zudem muss die öffentliche Hand innovative Finanzierungsmodelle für Bauprojekte anbieten, bei denen Bürger und Unternehmen direkt einzahlen und an den Renditen teilhaben können. Dies erhöht die Akzeptanz und beschleunigt die Umsetzung.

Politische Zusammenarbeit: Bürokratieabbau, Steuerreform und partnerschaftlicher Dialog

Eine zukunftsfähige Wirtschaftspolitik erfordert die enge Zusammenarbeit aller relevanten Akteure – von Politik über Wirtschaft bis zur Zivilgesellschaft. Die neue Bundesregierung muss das Steuersystem vereinfachen, die Gesamtsteuerbelastung auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau senken und bürokratische Hürden abbauen. Nur so entstehen unternehmerische Freiräume und Anreize für Investitionen in die Zukunft.

Wichtige Maßnahmen sind:

  • Entbürokratisierung des Steuerrechts, weniger Erklärungspflichten und mehr Pauschalierungen.

  • Senkung der Gesamtsteuerbelastung für Unternehmen auf maximal 25 Prozent.

  • Reform der Gewerbesteuer und Einführung einer kommunalen Steuer mit Hebesatzkomponente.

  • Verhinderung der kalten Progression durch einen dynamischen Einkommensteuertarif.

  • Einführung eines Investitionsschlüssels für die Verteilung der Mittel aus dem Sondervermögen auf Basis transparenter Infrastrukturberichte und Bedarfsanalysen.

Die öffentliche Beschaffung muss strategisch, mittelstandsfreundlich und digitalisiert erfolgen. Wertgrenzen für Direktaufträge sind zu erhöhen, Nachweispflichten zu reduzieren und der IT-Einkauf zentral zu steuern. So werden Projekte schneller umgesetzt und Innovationen gefördert. Deutschland steht an einem Wendepunkt. Die neue Bundesregierung hat die einmalige Chance, durch Digitalisierung, Investitionsanreize, Planungsbeschleunigung und partnerschaftliche Zusammenarbeit die Grundlage für nachhaltiges Wachstum und Wohlstand zu legen. Nutzen Sie diese Chance – für einen starken Finanzmarkt, eine zukunftsfähige Bauwirtschaft und einen modernen, wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort Deutschland.

Autor: Simon Zschau ist Gesellschafter der A.C.O.S. Bergmann Firmengruppe, stellvertretender Bundesvorsitzender Junger Wirtschaftsrat und Vorsitzender der Jungen Führungskräfte Bayrischer Bauindustrieverband e.V. 

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