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Deutschlands Bergbau: Schlüssel zur Souveränität

von Marko Uhlig

Die neue Bundesregierung muss jetzt handeln. Deutschlands industrielle Zukunft ist strategisch verletzbar, denn unser Wohlstand hängt maßgeblich von wenigen kritischen Rohstoffen ab. Dabei beginnt nicht nur unsere wirtschaftliche, sondern vor allem auch unsere militärische Sicherheit im Bergbau: Ohne gesicherten Rohstoffzugang ist keine militärische Handlungsfähigkeit gegeben und ohne diese fehlt jegliche glaubwürdige Abschreckung.

Zukunftstechnologien sind auf eine inländische Rohstoffbasis angewiesen. Eine unsichere Versorgung gefährdet nicht nur unseren technologischen Einfluss, sondern mindert auch unsere geopolitische Handlungsfähigkeit. Wer die industrielle Produktion – den sogenannten „factory floor“ – kontrolliert, ist geostrategisch im Vorteil. Die Materialien der Zukunft stellen gleichzeitig die Achillesferse offener Volkswirtschaften wie der deutschen dar. China hat diese strategische Schwäche längst erkannt und operationalisiert – durch Exportkontrollen, Marktverzerrungen und gezielte Preismanipulationen. Die USA reagieren darauf mit einer aggressiven Rohstoffdiplomatie, die von Kanada über Grönland bis hin zum Kongo und zur Ukraine reicht. Und Deutschland? Beobachtet, anstatt zu agieren.

Was wir brauchen, ist ein entschlossenes, schnelles, kreatives, risikobereites und weithin wahrnehmbares Handeln. Deutschland muss den strategischen Sektor der inländischen Rohstoffförderung und -weiterverarbeitung finanziell, infrastrukturell und diplomatisch stärken. Besonders Bergbau-Startups stehen durch hohe Anfangsinvestitionen, etwa bei der Lagerstättenerkundung und komplexen Planungsprozessen, vor enormen Herausforderungen und benötigen bereits vor einer endgültigen Machbarkeitsstudie gezielte finanzielle Unterstützung.

Bestehende Maßnahmen wie Transformations- und Rohstofffonds greifen oft zu spät und sind zu unflexibel, um den besonderen Anforderungen des inländischen Bergbaus gerecht zu werden. Dabei liegt die Finanzierung von Bergbauprojekten überwiegend in der Hand des privaten Sektors. Dieser braucht jedoch klare politische Signale in Bezug auf Rentabilität, Umsetzbarkeit und Sicherheit der Investitionen.

Unsere europäischen Nachbarn machen es vor. Sie bekennen sich öffentlich zum Bergbau, beschleunigen Genehmigungsverfahren und unterstützen Projekte mit konkreten finanziellen Mitteln in Millionenhöhe. Deutschland hingegen droht durch politische Unentschlossenheit, bürokratische Hürden und regulatorische Unsicherheiten seine Attraktivität für Investoren zu verlieren - und damit den Anschluss an die globale Entwicklung.

Vorzeigeprojekte wie das der Zinnwald Lithium GmbH müssen daher zügig und entschlossen umgesetzt werden. Ein Scheitern hätte fatale Folgen für die Zukunft der deutschen Wirtschaft. Das Unternehmen verfolgt das Ziel, im Erzgebirge, basierend auf der drittgrößten Lithiumlagerstätte Europas, eine nachhaltige Lithiumproduktion nach deutschen Umwelt- und Technikstandards aufzubauen. Dieses Projekt bietet Deutschland die Chance, sich langfristig unabhängiger von Importen zu machen und als Bergbauland wieder international an Bedeutung zu gewinnen.

Die nationale Rohstoffstrategie muss für eine der größten Volkswirtschaften der Welt eigenständig, vorrangig und unabhängig sein. Der EU-Rahmen durch den Critical Raw Materials Act (CRMA) kann sie allenfalls flankieren aber nicht ersetzen. Es bedarf einer neuen Form der Koordination zwischen Politik und Wirtschaft: strategisch abgestimmt, geopolitisch motiviert. Genau das geschieht bereits in den USA und China. Deutschland muss endlich folgen.

Autor: Marko Uhlig ist Geschäftsführer der Zinnwald Lithium GmbH.

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