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Resilientes Sourcing durch Biodiversitätsmanagement – Längst nicht mehr „nice-to-have“, sondern vielmehr strategischer Erfolgsfaktor für globale Lieferketten

von Gabriele Hässig

Die Stabilität globaler Lieferketten steht unter Druck. Klimawandel, Ressourcenknappheit und geopolitische Unsicherheiten machen deutlich: Resilienz ist kein Selbstläufer. Ein oft unterschätzter, aber zunehmend bedeutsamer Hebel zur Stärkung von Lieferketten ist der Schutz und die Förderung der biologischen Vielfalt.

Biodiversität als Grundlage wirtschaftlicher Resilienz

Intakte Ökosysteme sind die Basis für viele Rohstoffe und Dienstleistungen, die Unternehmen weltweit nutzen – von sauberem Wasser über fruchtbare Böden bis hin zur Bestäubung von Nutzpflanzen. Der Verlust dieser natürlichen Ressourcen gefährdet nicht nur die Umwelt, sondern auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die Versorgungssicherheit. Die Förderung von Biodiversität ist damit aktives Risikomanagement mit Weitblick.

Procter & Gamble (P&G) hat ein hohes Maß an Nachhaltigkeit in den Lieferketten als strategisches Handlungsfeld identifiziert. Die Beschaffung zentraler Rohstoffe erfolgt nach strengen Nachhaltigkeitskriterien: Palmöl wird zu 100 % RSPO-zertifiziert bezogen, Holzfasern stammen vollständig aus zertifizierten Quellen, bevorzugt FSC™. Über 99 % der Papierverpackungen bestehen aus recyceltem oder zertifiziertem Material. Bis 2025 sollen mindestens 50 % der Verpackungen FSC™-zertifiziert sein. Diese Maßnahmen stärken nicht nur die ökologische Integrität, sondern auch die Transparenz und Belastbarkeit der Lieferketten.

Langfristige globale Partnerschaften schützen Biotope und die Biodiversität

Nachhaltige Lieferketten, die den Aspekt der Biodiversität berücksichtigen, erfordern systemische Ansätze auf globaler Ebene. P&G engagiert sich in internationalen Initiativen wie der Rainforest Alliance Forest Allies, der Evergreen Alliance und dem WWF Forests Forward. Besonders hervorzuheben ist die Beteiligung am Legacy Landscapes Fund (LLF), einem innovativen Finanzierungsmodell für den langfristigen Schutz globaler Biodiversitäts-Hotspots.

Im Rahmen des LLF(Legacy Landscapes Fund – Funding Conservation for Eternity) unterstützt P&G das Projekt in den Central Cardamom Mountains in Kambodscha – einem der größten zusammenhängenden tropischen Waldgebiete Südostasiens. Die Region beherbergt über 400 Wirbeltierarten, darunter gefährdete Arten wie den Asiatischen Elefanten und den Wolkenleoparden. Gleichzeitig versorgen die dortigen Wald-Wassereinzugsgebiete über 6,9 Millionen Menschen mit lebenswichtigen Ressourcen. Die Unterstützung durch P&G erfolgt über einen Sustaining Grant für 15 Jahre und umfasst Maßnahmen wie verbessertes Schutzgebietsmanagement, Biodiversitätsmonitoring und die Förderung nachhaltiger Lebensgrundlagen für lokale Gemeinschaften.

Naturbasierte Lösungen sind Teil der Klimastrategie

Ein weiterer Baustein resilienter Lieferketten ist die Integration naturbasierter Klimaschutzlösungen: P&G investiert gezielt in Projekte, die nicht vermeidbare Emissionen bis 2030 kompensieren und gleichzeitig zur Wiederherstellung degradierter Landschaften beitragen. Diese Ansätze stärken die Kohlenstoffbindung und fördern die Biodiversität – ein doppelter Nutzen für Umwelt und Wirtschaft.

Fazit: Biodiversität als strategische Ressource

Die Einbindung von Biodiversitätsaspekten in die Sourcing-Strategie ist für Unternehmen ein entscheidender Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit. Sie ermöglicht nicht nur die langfristige Verfügbarkeit von Ressourcen im Sinne der Versorgungssicherheit, sondern auch die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle, die auf naturpositiven Prinzipien basieren. In einer Welt multipler Krisen ist Biodiversität damit ein Schlüsselfaktor für Resilienz – ökologisch, ökonomisch und gesellschaftlich.

Autorin: Gabriele Hässig ist Geschäftsführerin Kommunikation & Nachhaltigkeit von Procter & Gamble DACH.

Biodiversität ist entscheidend für die Zukunft von Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt, da ihr Verlust nicht nur Ökosysteme, sondern auch Wertschöpfung, Investitionen und Innovationskraft gefährdet. Gleichzeitig erkennen immer mehr Akteure aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, dass der Schutz und die Förderung der Natur Chancen für nachhaltige Entwicklung, neue Geschäftsmodelle und größere Resilienz bieten. Das Table.Forum widmet sich einer natur-positiven Zukunft und zeigt anhand konkreter Beispiele, wie Unternehmen, Forschung und Zivilgesellschaft diesen Wandel aktiv gestalten. Im Mittelpunkt stehen dabei praxisnahe Fragen: Wie kann Biodiversität in der Kommunikation, im Geschäftsmodell und als Investitionschance erfolgreich genutzt werden?

Unsere Partner: Biodiversity Bridge ist ein gemeinnütziger Zusammenschluss erfahrener Biodiversitäts-Expertinnen und -Experten, die European Biodiversity Coalition ist eine sektorübergreifende Plattform, die Verantwortungsträger großer europäischer Unternehmen zusammenbringt, um geschäftsgetriebene Maßnahmen für Biodiversität zu beschleunigen und das Museum für Naturkunde Berlin ist eines der weltweit bedeutendsten Forschungsmuseen für biologische und geowissenschaftliche Evolution und Biodiversität.

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