Table.Briefing: Europe

von der Leyen und die CDU + Linksbündnis in Spanien bröckelt + G7-Ministertreffen

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ursula von der Leyen tritt heute beim CDU-Präsidium auf – allerdings als amtierende EU-Kommissionspräsidentin, (noch) nicht als Spitzenkandidatin für die Europawahl 2024. Dennoch: Die Wahrscheinlichkeit, dass von der Leyen nochmal in den Ring steigt, ist hoch. Zum einen, weil es sie dem Vernehmen nach danach drängt; zum anderen, weil ihre Partei, die CDU, sie dabei sehr wahrscheinlich unterstützen würde, analysieren Stefan Braun und Markus Grabitz.

Wenig Unterstützung erhält Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez derzeit aus seinem Linksbündnis. Stattdessen will Yolanda Díaz bei der Parlamentswahl im Dezember die erste Ministerpräsidentin des Landes werden. In den Umfragen vorne liegt allerdings ein Rechtblock, wie Isabel Cuesta Camacho berichtet.

Das Treffen der G7-Klima- und Umweltminister konnte keinen nennenswerten Fortschritt beim globalen Kohleausstieg verzeichnen. Auch neuen Investitionen in Gasinfrastruktur ist trotz der hohen Erwartungen an das Treffen im japanischen Sapporo kein Riegel vorgeschoben worden. Umweltschützer kritisieren das Ergebnis. Mehr dazu in den News.

Wenig Fortschritt könnte langfristig auch das neue Abkommen zwischen Belgrad und Pristina bedeuten. Es fehlt unter anderem der Zeitrahmen für die Umsetzung. Die EU habe sich mit dem Abkommen in die Rolle eines Machtmaklers begeben, schreibt Marina Vulović von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in ihrem Standpunkt. Der Erfolg hänge auch davon ab, ob die EU und ihre Partner Druck ausüben können, die Abmachungen einzuhalten.

Ich wünsche Ihnen einen guten Wochenstart.

Ihr
Lukas Knigge
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Analyse

Von der Leyen und die CDU: Eine komplexe Beziehung

Wenn Ursula von der Leyen am Montag in die Führungsgremien der CDU kommt, dann werden da eine Politikerin und eine Parteispitze aufeinander treffen, die sich eigentlich bestens kennen und doch ziemlich fremd geblieben sind. Seit fast zwei Jahrzehnten halten sie es miteinander aus, haben voneinander profitiert und sind doch nur selten wirklich warm miteinander geworden. Hier die forsche, selbstbewusste und oft bis an den Rand der Illoyalität unabhängige von der Leyen; dort eine CDU, für die manches in der Politik von der Leyens zu schnell und zu eigenwillig geschehen ist.

Und doch wird es in den nächsten Wochen und Monaten um eine Frage nicht gehen: Ob die CDU-Spitze um Friedrich Merz eine Spitzenkandidatin Ursula von der Leyen und ihre mögliche zweite Amtszeit als Kommissionspräsidentin unterstützen werden. Auch wenn diese Beziehung nicht von politischer Liebe geprägt ist, so wird sie doch von einer überragenden Vernunft getragen. Und das bedeutet: Es ist nahezu ausgeschlossen, dass ihre eigene Partei ihr bei einer Kandidatur in den Rücken fallen könnte.

Merz und von der Leyen verbindet Gestaltungswille

Und das nicht, weil sich CDU-Chef Friedrich Merz und Ursula von der Leyen politisch ganz besonders nahestünden. Gefühlt kommen beide aus sehr unterschiedlichen Ecken der Partei, auch wenn Merz sich immer wieder Mühe gibt, modern zu erscheinen – und von der Leyen in bestimmten Gesellschaftsfragen ein konservativeres Leben führt, als es ihr Image hergibt. Aber eines verbindet die beiden: Sie wollen Politik und Entwicklungen von der Spitze her verändern, auch mal im Sturm stehen und für die eigenen Überzeugungen kämpfen. In dieser Frage waren und sind sie bis heute eher Gegenentwürfe zu Angela Merkel.

Noch wichtiger ist bei der Frage, warum die CDU von der Leyen unterstützt, was die Alternative wäre. So schnell nämlich dürfte weder für die CDU noch für Deutschland die Chance noch einmal kommen, erneut fünf Jahre eine deutsche Politikerin an der Spitze der Kommission in Brüssel zu haben. Diese Gelegenheit wiegt vieles, wenn nicht alles von dem auf, was zwischen der Partei und der Kommissionschefin stehen könnte.

In Brüssel ist die Konstellation zwischen Parteifreunden und Politikerin nicht anders. Auch die christdemokratische Parteienfamilie und insbesondere die deutsche CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament haben ein distanziertes Verhältnis zu der Deutschen. Das wurde schon ganz am Anfang klar, als sie im Sommer 2019 in geheimer Wahl im Europaparlament nur sehr knapp die erforderliche Mehrheit bekam und ihr wohl auch EVP-Abgeordnete die Stimme verweigerten.

Beziehung zu Manfred Weber ist kühl

Im Laufe der Wahlperiode wurde es nicht besser. CDU/CSU-Abgeordnete nehmen ihr Übel, dass sie sich beim Green Deal so demonstrativ wenig für die Forderungen der deutschen Chemie- und Autoindustrie sowie der Landwirtschaft interessierte. Stattdessen kooperierte sie zuweilen mit Grünen.

Und die Beziehung zu Manfred Weber, dem Chef der mit 175 Abgeordneten größten Fraktion im Straßburger Parlament? Auch sie ist kühl geblieben. Da mag bei Weber verletzter Stolz eine Rolle gespielt haben. Der Niederbayer war als siegreicher Spitzenkandidat aus der Europawahl hervorgegangen, wurde aber von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron als Kommissionspräsident verhindert.

Eine Zeitlang “blinkte” Weber, seit 2022 auch EVP-Parteichef, sogar gegen von der Leyen, die mit ihm qua Amt im Präsidium der EVP sitzt. Weber brachte die junge und ehrgeizige Parlamentspräsidentin Roberta Metsola als nächste Spitzenkandidatin der Christdemokraten ins Gespräch. Doch damit hatte er sein Blatt wohl überreizt. Sowohl CDU-Chef Friedrich Merz als auch Griechenlands Kyriakos Mitsotakis, dienstältester Regierungschef der Christdemokraten und ein “Buddy” von Weber, pfiffen ihn anschließend öffentlichkeitswirksam zurück. Mehr noch: Sie signalisierten erste Unterstützung für von der Leyen.

Kein Zeitdruck für von der Leyen

Sie selbst gibt in Brüssel nicht zu erkennen, ob sie es noch einmal wissen will und für eine zweite Amtszeit zur Verfügung steht. Die Zurückhaltung aber ist vor allem Kalkül. Sie will möglichst spät Farbe bekennen, sie will weiter ihre Agenda als überparteiliche Kommissionspräsidentin verfolgen. Das Verhältnis zu China, die Handelspolitik mit den USA, die Digitalisierung – vor allem in diesen Fragen will sie noch etwas erreichen, bevor sie die Entscheidung über ihre politische Zukunft öffentlich macht.

Sie weiß: Sobald sie öffentlich eine Kandidatur ablehnen würde, wäre sie eine “lame duck” ohne große Durchsetzungskraft. Sobald sie, was wahrscheinlich ist, ihren Hut in den Ring wirft, wird dagegen alles, was sie sagt, unter dem Aspekt Wahlkampf interpretiert.

Klar ist: Von der Leyen muss sich auf Monate hinaus noch nicht festlegen. Während in Baden-Württemberg schon Mitte Mai die Europa-Liste der CDU gewählt wird, ist von der Leyens Heimatverband Niedersachsen, wo sie sich möglicherweise um eine Kandidatur für das Europaparlament bemühen wird, erst sehr spät im Herbst an der Reihe. All das bedeutet: Fürs Erste kommt sie am Montag ausschließlich in ihrer Rolle als Kommissionspräsidentin in die CDU-Gremien.

Gut möglich, dass die Berliner und Brüsseler Stimmungen dort am Rande diskutiert werden. Auch gut möglich, dass es manch kritische Stimme zum Green Deal gibt. Aber die Chance, mit ihr an wichtigster Stelle in Brüssel eine Ansprechpartnerin zu behalten, dürfte all das überlagern.

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Spanien vor den Wahlen: Das Linksbündnis wackelt

Ein großer Block linker Parteien, Unidas Podemos (UP), brachte und hält Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez an der Macht. Doch im Vorfeld der Parlamentswahlen im Dezember dieses Jahres zerbricht das von der Partei Podemos angeführte Linksbündnis. Die derzeitige zweite Vizepräsidentin Yolanda Díaz will mit der von ihr neu gegründeten Plattform Sumar die erste Ministerpräsidentin Spaniens werden. Díaz trennt sich damit von Podemos, während sie die anderen Mitglieder der linken Allianz um sich schart.

Die Spaltung der Linksparteien zieht Stimmen von den Sozialisten (PSOE) und von Podemos ab. Letztere hatte 2015 einen kometenhaften Aufstieg auf der politischen Bühne hingelegt, ist nun aber auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit. Podemos populistischer Kurs sowohl in ihren Anfängen als auch als derzeitiger Regierungspartner von Sánchez hat die politische Debatte angeheizt.

Die 51-jährige Arbeitsrechtlerin Yolanda Díaz begann ihre politische Karriere in ihrer Heimatregion Galicien in der Kommunistischen Partei Spaniens (PCE). Auf nationaler Ebene wurde sie erst 2020 bekannt, als sie als Arbeitsministerin in die Regierung eintrat- eines der fünf Ministerien, die UP als Bedingung für die Unterstützung der Amtseinführung von Sánchez forderte. Gleich im Jahr 2021 kam es zum ersten Umschwung in der Regierungskoalition, als Pablo Iglesias, Gründer und damaliger Vorsitzender von Podemos, als Vizepräsident zurücktrat. Ein Amt, das Iglesias auch zur Bedingung für seine Unterstützung von Sánchez gemacht hatte. Iglesias selbst war es dann, der Díaz zu seiner Nachfolgerin an der Spitze des Linksbündnisses UP bestimmte.

Die Spaltung der linken Parteien schadet Sánchez

Die derzeitige öffentliche Rolle von Díaz führt zu einem angespannten Kampf zwischen Podemos und Sumar um die Neugestaltung der linken Parteien, die Sánchez an der Macht halten. Das Auftauchen von Sumar wirft die Frage auf, wie sich dies auf das Überleben von Podemos und der alternativen Linken insgesamt auswirken wird. Jüngsten Umfragen zufolge würde die konservative Partido Popular (PP) die nächsten Parlamentswahlen gewinnen.

Laut der vergangenen Montag veröffentlichten Sigma Dos-Umfrage für die spanische Zeitung El Mundo, würde die PP bis zu 30,5 Prozent der Stimmen erhalten, was 135 Sitze bedeuten würde. Zusammen mit den 40 bis 41 Abgeordneten, die die Rechtspartei Vox mit 13,9 Prozent der Stimmen erhalten würde, könnte der Rechtsblock eine absolute Mehrheit von 176 Abgeordneten erreichen.

Die große Allianz der politischen Linken hätte ihrerseits weiterhin nicht genug Schwung, um die Wahlen zu gewinnen und die Regierung erneut zu bilden. Die PSOE käme mit 22,8 Prozent der Stimmen auf 91 Sitze, Sumar, wenn sie getrennt antritt, auf 35 und Podemos auf acht Sitze.

Koalitionsregierung eine gezwungene Ehe

Seit 2015 fanden in Spanien vier Parlamentswahlen statt: 2015, 2016 und zweimal im Jahr 2019. Im Jahr 2015 betrat die neu gegründete Partei Podemos mit 20 Prozent der Stimmen die politische Bühne, hinter der PP und der PSOE, die damals 28 bzw. 22 Prozent der Stimmen erhielten. Podemos schaffte es, mit einem populistischen Diskurs über “das Volk” und ihrem Ziel, der “korrupten Elite” die Macht zu entreißen, zur dritten politischen Kraft zu werden.

Da es nicht möglich war, eine Regierung zu bilden, wurden 2016 erneut Wahlen angesetzt. Die PP gewann mit 33 Prozent der Stimmen und Mariano Rajoy wurde mit einfacher Mehrheit als Präsident bestätigt. Doch Rajoy wurde 2018 durch einen von Sánchez initiierten Misstrauensantrag abgesetzt. Dies führte zu Neuwahlen im April 2019, die die PSOE mit 28 Prozent der Stimmen gewann. Da Sánchez aber nicht mit dem UP-Linksbündnis paktieren wollte, wurden im November 2019 erneut Wahlen angesetzt.

Seit 2016 bemühte sich Podemos-Gründer Iglesias sowohl um eine Große Koalition der politischen Linken als auch um die Vizepräsidentschaft. Sánchez, der sich zunächst geweigert hatte, einen Pakt mit Iglesias und seinem Linksbündnis einzugehen, weil er, “nicht ruhig schlafen könnte, wenn er mit Podemos-Ministern regieren würde”, änderte schließlich seine Meinung. Im Januar 2020 kam es zu der “Frankenstein”-Koalition aus Unidas Podemos, Separatisten, Nationalisten und der PSOE.

Díaz: Strategische Zurückhaltung

In diesen drei Jahren der aktuellen Legislaturperiode hat sich Podemos als schwieriger Regierungspartner erwiesen. Einer der angespanntesten Momente zwischen der PSOE und Podemos ergab sich aus der Debatte um das sogenannte “Nur-Ja-ist-Ja-Gesetz”, der Gleichstellungsministerin Irene Montero – Iglesias’ Partnerin. Das Inkrafttreten des Gesetzes im November 2022 hat zu mehr als 800 verringerten Strafen und mehr als 70 Entlassungen von Sexualstraftätern geführt.

Das Gesetz war von Anfang an mangelhaft, aber Montero weigerte sich, dies einzugestehen. Im März leitete die PSOE – mit Unterstützung der PP und gegen Podemos – schließlich einen Prozess zur Reform des Gesetzes ein. Dies führte dazu, dass Podemos ihren Regierungspartner direkt als “faschistisch” bezeichnete.

Díaz hält sich angesichts der Spannungen zwischen PSOE und Podemos strategisch zurück, indem sie ihre Partner von Podemos, die sie in die Regierung gebracht haben, nicht unterstützt. Bei der Vorstellung ihrer Plattform Sumar Anfang April wiederholte Díaz fast wie ein Mantra: “Ich will die erste Ministerpräsidentin Spanien sein.”

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News

G7-Ministertreffen: Kein Datum für Kohleausstieg

Die G7-Klima- und Umweltminister haben sich bei ihrem Treffen am Wochenende im japanischen Sapporo abermals dafür ausgesprochen, den Kohleausstieg zu beschleunigen. Eine Jahreszahl fehlt in der Abschlusserklärung allerdings, sodass unklar bleibt, was “beschleunigen” bedeutet. Es heißt lediglich, man wolle sich dafür einsetzen, den Energiesektor bis 2035 “überwiegend oder vollständig zu dekarbonisieren” und bis 2050 klimaneutral sein. Es ist kein neues Ziel und stand in nahezu identischem Wortlaut bereits in der Abschlusserklärung des Ministertreffens im vergangenen Jahr unter deutscher Präsidentschaft. Somit ergab das diesjährige Treffen keinen nennenswerten Fortschritt beim Kohleausstieg der G7-Staaten.

Bei der öffentlichen Förderung für fossile Infrastruktur habe es sogar einen Rückschritt gegeben, sagen Umweltschützer. Um Versorgungslücken angesichts der Energiekrise zu schließen, könnten Investitionen in den Gassektor “angemessen” sein, solange sie den Klimazielen nicht widersprächen oder Lock-In-Effekte verursachen. Vergangenes Jahr erklärten die G7-Ministerinnen und Minister noch, keine neuen öffentlichen Investitionen in fossile Energieträger nach 2022 mehr zulassen zu wollen.

G7 untergrabe ihre globale Autorität

“Es ist nicht der klare Aufruf zum Handeln, den es braucht“, sagte Alden Meyer, Senior Associate beim Thinktank E3G. Die G7 untergrabe ihre globale Autorität, wenn sie Ausnahmen bei Themen wie der internationalen Finanzierung fossiler Brennstoffe zulassen. Grund für die schwache Sprache in der Abschlusserklärung ist laut Beobachtern vor allem Japan, das ambitioniertere Ziele verhindere und noch immer in fossile Energien investiere.

Positiv aufgenommen wurden dagegen die neuen G7-Pläne zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Bis 2030 sollen rund 150 Gigawatt Offshore-Windleistung und 1000 Gigawatt aus Fotovoltaik zugebaut werden. Verbesserungen hat es auch beim Umweltschutz gegeben. Die Plastikverschmutzung in den G7-Ländern soll bis zum Jahr 2040 beendet werden. Bisher galt 2050 als Ziel.

Die Ministerinnen und Minister sprachen sich auch dafür aus, dass bis 2035 alle neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge “elektrifiziert” sein sollen. Das schließt hybride Technologien, bei denen ein Verbrennungs- und zusätzlich ein elektrischer Motor verbaut ist, ein. Die Gesamtemissionen des Straßenverkehrs sollen 2035 dann nur noch halb so hoch sein, wie noch im Jahr 2000.

Insgesamt wollen die G7 die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 um rund 43 Prozent und bis 2035 um 60 Prozent gegenüber dem Stand von 2019 reduzieren und berufen sich bei diesen Zielen auf die Erkenntnisse des Weltklimarates (IPCC). luk

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EU kritisiert Polen und Ungarn für Einfuhrstopp von ukrainischem Getreide

Die EU hat den von Polen und Ungarn beschlossenen Einfuhrstopp von ukrainischem Getreide kritisiert. Einseitige Handelsmaßnahmen von EU-Mitgliedsstaaten seien nicht zulässig, erklärte ein Sprecher der EU-Kommission am Sonntag. Die EU habe die Entscheidungen von Polen und Ungarn zur Kenntnis genommen. “In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu betonen, dass die Handelspolitik in die ausschließliche Zuständigkeit der EU fällt und daher einseitige Maßnahmen nicht akzeptabel sind”, schrieb der Sprecher in einer per E-Mail versandten Stellungnahme. Gerade in herausfordernden Zeiten sei es wichtig, Entscheidungen innerhalb der EU zu koordinieren.

Polen hatte am Samstag angekündigt, die Einfuhr von Getreide und anderen Lebensmitteln aus der Ukraine zu stoppen. Ungarn zog unmittelbar nach. Beide Länder begründeten ihr Vorgehen damit, Schaden von der heimischen Landwirtschaft abwenden zu wollen. In mitteleuropäischen Ländern lagern große Vorräte ukrainischen Getreides, das billiger ist als in der Europäischen Union produziertes. Aufgrund von logistischen Problemen wurde es nicht weitertransportiert. Das drückt die Preise und die Verkaufsmöglichkeiten örtlicher Bauern.

Auch Transit betroffen

In Polen und anderen osteuropäischen Ländern sorgte das für Unmut, Landwirte forderten die Einführung von Zöllen. Die EU verlängerte jedoch die zollfreie Einfuhr von ukrainischem Getreide bis Juni 2024. Dies stellt die in Polen regierende Partei PiS vor ein Problem, zumal in diesem Jahr eine Parlamentswahl ansteht. Das Einfuhrverbot gelte auch für Güter, die nur durch Polen transportiert werden sollen, erläuterte Entwicklungs- und Technologieminister Waldemar Buda am Sonntag. “Es handelt sich um ein umfassendes Verbot.”

Das ukrainische Landwirtschaftsministerium erklärte, das polnische Verbot stehe im Widerspruch zu bilateralen Exportvereinbarungen. Zur Lösung des Problems müsse es Gespräche geben. Man verstehe, dass die polnischen Landwirte in einer schwierigen Lage seien. Die Lage der ukrainischen Landwirte sei derzeit aber noch schwieriger. Der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform zufolge ist für Montag ein Treffen der zuständigen polnischen und ukrainischen Minister angesetzt.

Dem ukrainischen Landwirtschaftsminister Mykola Solsky zufolge passieren jeden Monat zwischen 500.000 und 700.000 Tonnen verschiedenster Güter die polnische Grenze, darunter Getreide, Gemüse, Eier, Öl, Zucker und Fleisch. rtr

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Europawahl: Erstmals Frau auf Platz 1 der CDU-Liste in Baden-Württemberg

Erstmals wird 2024 bei einer Europawahl eine Frau bei den Christdemokraten in Baden-Württemberg auf Platz eins kandidieren. Andrea Wechsler wird die Landesliste der CDU anführen. Wechsler ist Jahrgang 1977, Juristin und arbeitet als Hochschullehrerin in Pforzheim.

Den Spitzenplatz hatte bisher Rainer Wieland, der seit 2009 Vizepräsident des Europaparlaments ist. Wieland gehört dem Parlament seit 1997 an. Der 66-Jährige macht Platz, um einer Frau zu einem aussichtsreichen Listenplatz zu verhelfen. Wieland kandidiert nun auf Platz fünf und hat nur dann Chancen auf den Wiedereinzug, wenn die CDU in Baden-Württemberg ein deutlich besseres Ergebnis holt als 2019 (30,8 Prozent).

Liste im Mai formell beschlossen

Vier Listenplätze gelten im Südwesten als aussichtsreich: Auf Platz zwei tritt Daniel Caspary an, der in Straßburg die Gruppe der 30 deutschen CDU/CSU-Abgeordneten führt. Dahinter kandidiert Andreas Schwab, der dem Parlament seit 2004 angehört und im Binnenmarktausschuss aktiv ist. Auf Platz vier tritt Norbert Lins an, der seit 2014 im Europaparlament ist und den Agrarausschuss leitet.

Die CDU hatte bei ihrem Parteitag eine Frauenquote beschlossen. Der Beschluss besagt, dass “unter drei aufeinander folgenden Listenplätzen” mindestens jeweils eine Frau sein soll. In Baden-Württemberg haben die vier Bezirksverbände laut Satzung das Vorrecht, selbstständig über die Besetzung der Listenplätze zu bestimmen. Formell wird die Liste am 13. Mai von der Landesvertreterversammlung beschlossen. mgr

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Lula fordert Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine

Brasiliens Präsident Lula da Silva machte bei seinem Besuch in China deutlich, dass Brasilien keinerlei Neigung hat, den westlichen Kurs der Abgrenzung und Risikominimierung gegenüber autoritären Staaten wie China und Russland mitzugehen. In seinem Abschlusstatement forderte Lula von den USA ein Ende der militärischen Unterstützung für die Ukraine. Die Vereinigten Staaten müssten “aufhören, den Krieg zu fördern und anfangen, über Frieden zu reden”, sagte Lula. Auch die Europäische Union müsse “anfangen, über Frieden zu reden”.

Lula unterzeichneten mehr als ein Dutzend Abkommen im Wert von rund 10 Milliarden US-Dollar mit China. Zudem betonte er, dass der mit Abstand größte südamerikanische Staat mit mehr als 215 Millionen Einwohnern gerne die in den USA und Deutschland umstrittenen chinesischen Huawei-Komponenten im eigenen Mobilfunknetz einsetzen möchte.

BRICS als Kontrapunkt zum Westen

Lulas Fokus auf Multilateralismus unterscheidet sich deutlich von der Strategie seines Vorgängers Jair Bolsonaro. Der hatte Brasilien eher in Richtung USA positioniert, vor allem, als dort noch Donald Trump im Weißen Haus saß. Gegenüber China war Bolsonaro kritischer eingestellt. Lula sucht nun wieder mehr Pekings Nähe und will zugleich die Zusammenarbeit der BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika stärken – als Kontrapunkt zum Westen.

Und noch eine Aussage Lulas brachte ihm viel Zustimmung bei seinen Gastgebern: Er rief dazu auf, die territoriale Integrität Chinas in Bezug auf Taiwan zu respektieren.“Die chinesische Seite hat diesbezüglich große Anerkennung zum Ausdruck gebracht”, hieß es in der gemeinsamen Abschlusserklärung. rad/rtr

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  • China
  • Waffenlieferungen

AI Act: Noch immer hitzige Diskussionen im Verhandlungsteam

Die Verhandlungsteams des EU-Parlaments beim AI Act setzen in dieser Woche zum Endspurt an. Am heutigen Montag wird es sowohl ein technisches als auch ein politisches Meeting geben. Das nächste und letzte Shadows-Meeting soll dann am Mittwoch stattfinden, wenn alles läuft wie geplant. Das allerdings ist noch nicht ausgemacht.

Am Donnerstag vergangener Woch haben die Verhandler bereits eine Reihe von Kompromissen geschlossen. Doch es gibt noch offene Streitpunkte. Und da die Berichterstatter ihren Vorschlag für die Integration von Allzweck-KI (General Purpose AI, GPAI) – wozu auch ChatGPT gehört – erst am heutigen Montag vorlegen wollen, haben die Verhandler diesen Punkt überhaupt noch nicht diskutiert.

Einige Kompromisse sind erzielt

Weitgehend geeinigt haben sich die Verhandler zuletzt zu folgenden Themen

  • Definitionen: sind mit kleineren Änderungen angenommen.
  • Schlussbestimmungen: ebenso angenommen, wobei die Grünen/EFA die zu geringen Strafen moniert haben.
  • Governance: Bei den Befugnissen des geplanten AI Office gab es jedoch hitzige Diskussionen. Die Grünen wollen mehr Zentralisierung und mehr Befugnisse für die Aufsicht, EVP und Berichterstatter Dragoş Tudorache (Renew) lehnen das ab.
  • Umsetzung: Hier drehte sich die Diskussion um die Frage, ob Aufsichtsbehörden auf den Quellcode zugreifen dürfen oder nur auf Trainingsmodelle und Parameter. Die Grünen halten diese Einschränkung für sehr problematisch.
  • Standards und Spezifikationen: Auch hier haben die Grünen ein Problem, sie wollen die Grundrechte in Standards einbeziehen, was inkompatibel sei mit der vorgenommenen Anpassung an die Maschinenverordnung.

“Signifikante Risiken” noch nicht beschrieben

Die weiteren Punkte wurden auf Montag vertagt: Offen ist demnach Artikel 5 über verbotene Praktiken. Hier liegen die Meinungen noch weit auseinander. Die Fraktionen konnten sich nicht darauf einigen, zwei neue Praktiken hinzuzufügen. Das sind das Verbot der Erkennung von Emotionen in den Bereichen Strafverfolgung, Grenzschutz, Beschäftigung und Bildung sowie das von Renew geforderte Verbot der allgemeinen Überwachung der zwischenmenschlichen Kommunikation durch KI, die die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung untergraben könnte. Den Renew-Änderungsantrag lehnt vor allem die EVP strikt ab.

Ebenfalls offen ist Artikel 6 – die Klassifizierung der Hochrisikosysteme. Hier sollen die Ko-Berichterstatter die Definition von “signifikanten Risiken” umschreiben. Dieses neue Kriterium soll die Anwendungsfälle in Anhang III ergänzen. Auch die Diskussion über Anhang III ist auf Montag vertagt. vis

  • Digitalpolitik
  • Künstliche Intelligenz-Verordnung

Borrell zu China: Ukraine-Frieden als Grundlage für Vertrauen

Für den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell ist ein Bemühen Chinas um Frieden in der Ukraine Grundlage für Vertrauen gegenüber Peking. Ohne ein Einwirken der Volksrepublik für Frieden sei es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, Peking zu vertrauen, schrieb Borrell in seinem Blog. Der Text dort hätte eigentlich die Rede für den Besuch des EU-Außenbeauftragten in Peking sein sollen. Wegen einer Corona-Infektion musste der Besuch jedoch verschoben werden.

China müsse an einer politischen Lösung auf der Grundlage des Rückzugs Russlands von ukrainischem Gebiet arbeiten, heißt es in der Rede. “Neutralität angesichts der Verletzung des Völkerrechts ist nicht glaubwürdig”, betonte der Spanier. Borrell appellierte zudem Präsident Xi Jinping, mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj zu sprechen und der Ukraine mehr humanitäre Hilfe zu leisten.

Taiwan als Schlüsselthema

Vertrauen werde nur zurückkehren, wenn es gelinge, sich in wichtigen internationalen politischen Fragen zu verständigen und Fortschritte bei der friedlichen Lösung von Konflikten zu erzielen, schrieb Borrell. Er sei sich bewusst, dass Taiwan aus Sicht Chinas ein Schlüsselthema sei. Die Position der Europäischen Union dazu sei “konsequent und klar” und bleibe der “Ein-China-Politik” der EU verpflichtet. “Wir sehen keinen Anlass, das infrage zu stellen.” Verbale Ausbrüche oder Provokationen, die nur Misstrauen schüren könnten, müssten vermieden werden. “Jeder Versuch, den Status quo gewaltsam zu ändern, wäre jedoch inakzeptabel.”

In seiner Rede fordert Borrell, dass das Handels-Ungleichgewicht zwischen der EU und China reduziert werden müsse. Im Zuge dessen müsse den Europäern ein viel besserer Zugang zum chinesischen Markt ermöglicht werden, so der Spanier. “Wir alle haben ein Interesse daran, ein offenes System aufrechtzuerhalten. Wenn Ungleichgewichte nicht korrigiert werden, müssen wir reagieren. Europa wird der offenste große Markt der Welt bleiben, aber wir werden nicht zögern, Maßnahmen zu ergreifen, um uns gegen Praktiken zu schützen, die wir als unfair erachten“, hieß es in dem Redemanuskript. ari

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Standpunkt

Abkommen zwischen Belgrad und Pristina: Durchbruch oder mehr vom Gleichen?

Von Marina Vulović
Marina Vulović forscht zum Thema “Geostrategische Konkurrenz für die EU im westlichen Balkan” bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).

Die EU ist optimistisch hinsichtlich der Implementierung, da das neue Abkommen zwischen Serbien und dem Kosovo den offiziellen Rahmen für weitere EU-Beitrittsverhandlungen beider Länder bilden wird. Auf dem Balkan ist man etwas skeptischer, da nichts unterschrieben wurde und die EU-Beitrittsbemühungen in der Region seit Jahren stagnieren, was keinen überzeugenden Anreiz für die Implementierung des Abkommens darstellt. Das “Zuckerbrot” war die “Geberkonferenz”, die 150 Tage nach der Verabschiedung des Deals stattfinden sollte. Die “Peitsche” war der ohnehin seit Jahren bestehende Stillstand im EU-Beitrittsprozess.

Im Abkommen verpflichtet sich Serbien, Kosovos Staatlichkeitsmerkmale wie Dokumente und Nationalsymbole de facto anzuerkennen, und Kosovo, die Assoziierung der Gemeinden mit serbischer Bevölkerungsmehrheit (AGSM) umzusetzen. Da es sich um unpopuläre Optionen handelt, war das Abkommen wahrscheinlich das Maximum, das die EU zu diesem Zeitpunkt erreichen konnte. Die Grundidee des Abkommens ist konstruktiv, allerdings ist der Implementierungsannex etwas unbeholfen formuliert – es fehlt ein Umsetzungszeitraum für spezifische Anforderungen.

Neue Rolle der EU

Die fehlende Festlegung des Zeitrahmens zur Implementierung oder der Reihenfolge der Schritte, die beide Seiten umsetzen sollen, sowie die fehlende Unterzeichnung könnten den Implementierungsprozess erheblich behindern. Dies bedeutet, dass sich die Verpflichtung zur Umsetzung des Abkommens nur aus dem EU-Beitrittsprozess der beiden Länder ergibt, nicht aber aus dem Völkerrecht und es bleibt abzuwarten, ob die EU die Implementierung durchsetzen kann. Im Moment zögern beide Seiten, den ersten Schritt im Prozess zu machen, aus Angst, dass die andere Seite die Umsetzung stoppen könnte, wenn sie zuerst das bekommt, was sie will.

Bemerkenswert ist auch, dass sich die EU mit diesem Abkommen in die Rolle eines Machtmaklers begeben hat, der den beiden Seiten ein nicht verhandelbares Abkommen vorlegt und auf dessen Umsetzung drängt, indem er auch den Vorsitz im gemeinsamen Monitoring-Ausschuss innehat. Dies ist auf den veränderten geopolitischen Kontext seit Russlands Angriff auf die Ukraine zurückzuführen.

Um sich nicht an zwei Fronten diplomatisch engagieren zu müssen, aber dennoch die Einflusspotentiale Russlands auf dem Balkan zu minimieren, priorisieren die EU und USA die Normalisierung der Beziehungen zwischen Serbien und Kosovo, um den Balkan endgültig zu stabilisieren. Dieser nicht verhandelbare Ansatz führte zu einem “lack of ownership” sowohl bei Serbien als auch bei Kosovo – beide betrachten das Abkommen mit Skepsis und stellen die Rolle der EU als Machtmakler infrage.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob es der EU mit dem neuen Deal gelungen ist, Russlands Einmischungspotentiale zu minimieren. Die Antwort lautet: eher nicht. Solange Serbien den Status Kosovos infrage stellt, wird dies immer ein Hebel für die Zusammenarbeit zwischen Serbien und Russland sein. Zudem ist eine weitere Verschärfung der Situation im Nordkosovo zu erwarten.

Knackpunkt Nordkosovo

Viele haben sich von diesem Abkommen mehr erhofft. Vor allem wegen der zu erwartenden Destabilisierungen im Nordkosovo im Hinblick auf die Kommunalwahlen am 23. April, die die größte serbische Partei im Kosovo (Srpska Lista – SL) boykottieren wird. Die Kommunalwahlen in den vier nördlichen Gemeinden mit serbischer Bevölkerungsmehrheit wurden bereits einmal im Kontext der Auseinandersetzungen im Winter 2022/2023 verschoben, als sich die Serben aus den Institutionen Kosovos zurückzogen, die Kommunalwahlen behinderten und Straßensperren errichteten. Dafür gab es mehrere Gründe, unter anderem die jahrelange Weigerung der Regierung in Pristina, die AGSM zu etablieren.

Obwohl die Straßensperren Anfang Januar 2023 aufgehoben wurden, sind die Serben bis dato nicht in die kommunalen Institutionen zurückgekehrt und die SL hat sich nicht für die Kommunalwahlen im April 2023 aufstellen lassen. Dies würde bedeuten, dass die vier nördlichen Gemeinden kosovo-albanische Bürgermeisterinnen und Bürgermeister haben könnten, was die Wahlergebnisse zwar legal, aber in den Augen der dort lebenden Serben nicht legitim machen würde. Falls die Wahlen stattfinden, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit zu Einschüchterungen der Wählerschaft oder erneuten Auseinandersetzungen kommen.

Es wäre einfacher, die Zukunft des neuen Abkommens optimistisch zu sehen, wären da nicht die immer wiederkehrenden Krisen im Nordkosovo. Der Erfolg des Abkommens hängt daher von der Fähigkeit der internationalen Gemeinschaft ab, Druck auszuüben: auf Serbien, das die Integration der Serben im Nordkosovo bewirken kann; und auf Kosovo, das die AGSM endlich implementieren sollte.

  • EU-Beitritt
  • Kosovo
  • Serbien
  • Westbalkan

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Wenig Unterstützung erhält Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez derzeit aus seinem Linksbündnis. Stattdessen will Yolanda Díaz bei der Parlamentswahl im Dezember die erste Ministerpräsidentin des Landes werden. In den Umfragen vorne liegt allerdings ein Rechtblock, wie Isabel Cuesta Camacho berichtet.

    Das Treffen der G7-Klima- und Umweltminister konnte keinen nennenswerten Fortschritt beim globalen Kohleausstieg verzeichnen. Auch neuen Investitionen in Gasinfrastruktur ist trotz der hohen Erwartungen an das Treffen im japanischen Sapporo kein Riegel vorgeschoben worden. Umweltschützer kritisieren das Ergebnis. Mehr dazu in den News.

    Wenig Fortschritt könnte langfristig auch das neue Abkommen zwischen Belgrad und Pristina bedeuten. Es fehlt unter anderem der Zeitrahmen für die Umsetzung. Die EU habe sich mit dem Abkommen in die Rolle eines Machtmaklers begeben, schreibt Marina Vulović von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in ihrem Standpunkt. Der Erfolg hänge auch davon ab, ob die EU und ihre Partner Druck ausüben können, die Abmachungen einzuhalten.

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    Von der Leyen und die CDU: Eine komplexe Beziehung

    Wenn Ursula von der Leyen am Montag in die Führungsgremien der CDU kommt, dann werden da eine Politikerin und eine Parteispitze aufeinander treffen, die sich eigentlich bestens kennen und doch ziemlich fremd geblieben sind. Seit fast zwei Jahrzehnten halten sie es miteinander aus, haben voneinander profitiert und sind doch nur selten wirklich warm miteinander geworden. Hier die forsche, selbstbewusste und oft bis an den Rand der Illoyalität unabhängige von der Leyen; dort eine CDU, für die manches in der Politik von der Leyens zu schnell und zu eigenwillig geschehen ist.

    Und doch wird es in den nächsten Wochen und Monaten um eine Frage nicht gehen: Ob die CDU-Spitze um Friedrich Merz eine Spitzenkandidatin Ursula von der Leyen und ihre mögliche zweite Amtszeit als Kommissionspräsidentin unterstützen werden. Auch wenn diese Beziehung nicht von politischer Liebe geprägt ist, so wird sie doch von einer überragenden Vernunft getragen. Und das bedeutet: Es ist nahezu ausgeschlossen, dass ihre eigene Partei ihr bei einer Kandidatur in den Rücken fallen könnte.

    Merz und von der Leyen verbindet Gestaltungswille

    Und das nicht, weil sich CDU-Chef Friedrich Merz und Ursula von der Leyen politisch ganz besonders nahestünden. Gefühlt kommen beide aus sehr unterschiedlichen Ecken der Partei, auch wenn Merz sich immer wieder Mühe gibt, modern zu erscheinen – und von der Leyen in bestimmten Gesellschaftsfragen ein konservativeres Leben führt, als es ihr Image hergibt. Aber eines verbindet die beiden: Sie wollen Politik und Entwicklungen von der Spitze her verändern, auch mal im Sturm stehen und für die eigenen Überzeugungen kämpfen. In dieser Frage waren und sind sie bis heute eher Gegenentwürfe zu Angela Merkel.

    Noch wichtiger ist bei der Frage, warum die CDU von der Leyen unterstützt, was die Alternative wäre. So schnell nämlich dürfte weder für die CDU noch für Deutschland die Chance noch einmal kommen, erneut fünf Jahre eine deutsche Politikerin an der Spitze der Kommission in Brüssel zu haben. Diese Gelegenheit wiegt vieles, wenn nicht alles von dem auf, was zwischen der Partei und der Kommissionschefin stehen könnte.

    In Brüssel ist die Konstellation zwischen Parteifreunden und Politikerin nicht anders. Auch die christdemokratische Parteienfamilie und insbesondere die deutsche CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament haben ein distanziertes Verhältnis zu der Deutschen. Das wurde schon ganz am Anfang klar, als sie im Sommer 2019 in geheimer Wahl im Europaparlament nur sehr knapp die erforderliche Mehrheit bekam und ihr wohl auch EVP-Abgeordnete die Stimme verweigerten.

    Beziehung zu Manfred Weber ist kühl

    Im Laufe der Wahlperiode wurde es nicht besser. CDU/CSU-Abgeordnete nehmen ihr Übel, dass sie sich beim Green Deal so demonstrativ wenig für die Forderungen der deutschen Chemie- und Autoindustrie sowie der Landwirtschaft interessierte. Stattdessen kooperierte sie zuweilen mit Grünen.

    Und die Beziehung zu Manfred Weber, dem Chef der mit 175 Abgeordneten größten Fraktion im Straßburger Parlament? Auch sie ist kühl geblieben. Da mag bei Weber verletzter Stolz eine Rolle gespielt haben. Der Niederbayer war als siegreicher Spitzenkandidat aus der Europawahl hervorgegangen, wurde aber von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron als Kommissionspräsident verhindert.

    Eine Zeitlang “blinkte” Weber, seit 2022 auch EVP-Parteichef, sogar gegen von der Leyen, die mit ihm qua Amt im Präsidium der EVP sitzt. Weber brachte die junge und ehrgeizige Parlamentspräsidentin Roberta Metsola als nächste Spitzenkandidatin der Christdemokraten ins Gespräch. Doch damit hatte er sein Blatt wohl überreizt. Sowohl CDU-Chef Friedrich Merz als auch Griechenlands Kyriakos Mitsotakis, dienstältester Regierungschef der Christdemokraten und ein “Buddy” von Weber, pfiffen ihn anschließend öffentlichkeitswirksam zurück. Mehr noch: Sie signalisierten erste Unterstützung für von der Leyen.

    Kein Zeitdruck für von der Leyen

    Sie selbst gibt in Brüssel nicht zu erkennen, ob sie es noch einmal wissen will und für eine zweite Amtszeit zur Verfügung steht. Die Zurückhaltung aber ist vor allem Kalkül. Sie will möglichst spät Farbe bekennen, sie will weiter ihre Agenda als überparteiliche Kommissionspräsidentin verfolgen. Das Verhältnis zu China, die Handelspolitik mit den USA, die Digitalisierung – vor allem in diesen Fragen will sie noch etwas erreichen, bevor sie die Entscheidung über ihre politische Zukunft öffentlich macht.

    Sie weiß: Sobald sie öffentlich eine Kandidatur ablehnen würde, wäre sie eine “lame duck” ohne große Durchsetzungskraft. Sobald sie, was wahrscheinlich ist, ihren Hut in den Ring wirft, wird dagegen alles, was sie sagt, unter dem Aspekt Wahlkampf interpretiert.

    Klar ist: Von der Leyen muss sich auf Monate hinaus noch nicht festlegen. Während in Baden-Württemberg schon Mitte Mai die Europa-Liste der CDU gewählt wird, ist von der Leyens Heimatverband Niedersachsen, wo sie sich möglicherweise um eine Kandidatur für das Europaparlament bemühen wird, erst sehr spät im Herbst an der Reihe. All das bedeutet: Fürs Erste kommt sie am Montag ausschließlich in ihrer Rolle als Kommissionspräsidentin in die CDU-Gremien.

    Gut möglich, dass die Berliner und Brüsseler Stimmungen dort am Rande diskutiert werden. Auch gut möglich, dass es manch kritische Stimme zum Green Deal gibt. Aber die Chance, mit ihr an wichtigster Stelle in Brüssel eine Ansprechpartnerin zu behalten, dürfte all das überlagern.

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    Spanien vor den Wahlen: Das Linksbündnis wackelt

    Ein großer Block linker Parteien, Unidas Podemos (UP), brachte und hält Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez an der Macht. Doch im Vorfeld der Parlamentswahlen im Dezember dieses Jahres zerbricht das von der Partei Podemos angeführte Linksbündnis. Die derzeitige zweite Vizepräsidentin Yolanda Díaz will mit der von ihr neu gegründeten Plattform Sumar die erste Ministerpräsidentin Spaniens werden. Díaz trennt sich damit von Podemos, während sie die anderen Mitglieder der linken Allianz um sich schart.

    Die Spaltung der Linksparteien zieht Stimmen von den Sozialisten (PSOE) und von Podemos ab. Letztere hatte 2015 einen kometenhaften Aufstieg auf der politischen Bühne hingelegt, ist nun aber auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit. Podemos populistischer Kurs sowohl in ihren Anfängen als auch als derzeitiger Regierungspartner von Sánchez hat die politische Debatte angeheizt.

    Die 51-jährige Arbeitsrechtlerin Yolanda Díaz begann ihre politische Karriere in ihrer Heimatregion Galicien in der Kommunistischen Partei Spaniens (PCE). Auf nationaler Ebene wurde sie erst 2020 bekannt, als sie als Arbeitsministerin in die Regierung eintrat- eines der fünf Ministerien, die UP als Bedingung für die Unterstützung der Amtseinführung von Sánchez forderte. Gleich im Jahr 2021 kam es zum ersten Umschwung in der Regierungskoalition, als Pablo Iglesias, Gründer und damaliger Vorsitzender von Podemos, als Vizepräsident zurücktrat. Ein Amt, das Iglesias auch zur Bedingung für seine Unterstützung von Sánchez gemacht hatte. Iglesias selbst war es dann, der Díaz zu seiner Nachfolgerin an der Spitze des Linksbündnisses UP bestimmte.

    Die Spaltung der linken Parteien schadet Sánchez

    Die derzeitige öffentliche Rolle von Díaz führt zu einem angespannten Kampf zwischen Podemos und Sumar um die Neugestaltung der linken Parteien, die Sánchez an der Macht halten. Das Auftauchen von Sumar wirft die Frage auf, wie sich dies auf das Überleben von Podemos und der alternativen Linken insgesamt auswirken wird. Jüngsten Umfragen zufolge würde die konservative Partido Popular (PP) die nächsten Parlamentswahlen gewinnen.

    Laut der vergangenen Montag veröffentlichten Sigma Dos-Umfrage für die spanische Zeitung El Mundo, würde die PP bis zu 30,5 Prozent der Stimmen erhalten, was 135 Sitze bedeuten würde. Zusammen mit den 40 bis 41 Abgeordneten, die die Rechtspartei Vox mit 13,9 Prozent der Stimmen erhalten würde, könnte der Rechtsblock eine absolute Mehrheit von 176 Abgeordneten erreichen.

    Die große Allianz der politischen Linken hätte ihrerseits weiterhin nicht genug Schwung, um die Wahlen zu gewinnen und die Regierung erneut zu bilden. Die PSOE käme mit 22,8 Prozent der Stimmen auf 91 Sitze, Sumar, wenn sie getrennt antritt, auf 35 und Podemos auf acht Sitze.

    Koalitionsregierung eine gezwungene Ehe

    Seit 2015 fanden in Spanien vier Parlamentswahlen statt: 2015, 2016 und zweimal im Jahr 2019. Im Jahr 2015 betrat die neu gegründete Partei Podemos mit 20 Prozent der Stimmen die politische Bühne, hinter der PP und der PSOE, die damals 28 bzw. 22 Prozent der Stimmen erhielten. Podemos schaffte es, mit einem populistischen Diskurs über “das Volk” und ihrem Ziel, der “korrupten Elite” die Macht zu entreißen, zur dritten politischen Kraft zu werden.

    Da es nicht möglich war, eine Regierung zu bilden, wurden 2016 erneut Wahlen angesetzt. Die PP gewann mit 33 Prozent der Stimmen und Mariano Rajoy wurde mit einfacher Mehrheit als Präsident bestätigt. Doch Rajoy wurde 2018 durch einen von Sánchez initiierten Misstrauensantrag abgesetzt. Dies führte zu Neuwahlen im April 2019, die die PSOE mit 28 Prozent der Stimmen gewann. Da Sánchez aber nicht mit dem UP-Linksbündnis paktieren wollte, wurden im November 2019 erneut Wahlen angesetzt.

    Seit 2016 bemühte sich Podemos-Gründer Iglesias sowohl um eine Große Koalition der politischen Linken als auch um die Vizepräsidentschaft. Sánchez, der sich zunächst geweigert hatte, einen Pakt mit Iglesias und seinem Linksbündnis einzugehen, weil er, “nicht ruhig schlafen könnte, wenn er mit Podemos-Ministern regieren würde”, änderte schließlich seine Meinung. Im Januar 2020 kam es zu der “Frankenstein”-Koalition aus Unidas Podemos, Separatisten, Nationalisten und der PSOE.

    Díaz: Strategische Zurückhaltung

    In diesen drei Jahren der aktuellen Legislaturperiode hat sich Podemos als schwieriger Regierungspartner erwiesen. Einer der angespanntesten Momente zwischen der PSOE und Podemos ergab sich aus der Debatte um das sogenannte “Nur-Ja-ist-Ja-Gesetz”, der Gleichstellungsministerin Irene Montero – Iglesias’ Partnerin. Das Inkrafttreten des Gesetzes im November 2022 hat zu mehr als 800 verringerten Strafen und mehr als 70 Entlassungen von Sexualstraftätern geführt.

    Das Gesetz war von Anfang an mangelhaft, aber Montero weigerte sich, dies einzugestehen. Im März leitete die PSOE – mit Unterstützung der PP und gegen Podemos – schließlich einen Prozess zur Reform des Gesetzes ein. Dies führte dazu, dass Podemos ihren Regierungspartner direkt als “faschistisch” bezeichnete.

    Díaz hält sich angesichts der Spannungen zwischen PSOE und Podemos strategisch zurück, indem sie ihre Partner von Podemos, die sie in die Regierung gebracht haben, nicht unterstützt. Bei der Vorstellung ihrer Plattform Sumar Anfang April wiederholte Díaz fast wie ein Mantra: “Ich will die erste Ministerpräsidentin Spanien sein.”

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    G7-Ministertreffen: Kein Datum für Kohleausstieg

    Die G7-Klima- und Umweltminister haben sich bei ihrem Treffen am Wochenende im japanischen Sapporo abermals dafür ausgesprochen, den Kohleausstieg zu beschleunigen. Eine Jahreszahl fehlt in der Abschlusserklärung allerdings, sodass unklar bleibt, was “beschleunigen” bedeutet. Es heißt lediglich, man wolle sich dafür einsetzen, den Energiesektor bis 2035 “überwiegend oder vollständig zu dekarbonisieren” und bis 2050 klimaneutral sein. Es ist kein neues Ziel und stand in nahezu identischem Wortlaut bereits in der Abschlusserklärung des Ministertreffens im vergangenen Jahr unter deutscher Präsidentschaft. Somit ergab das diesjährige Treffen keinen nennenswerten Fortschritt beim Kohleausstieg der G7-Staaten.

    Bei der öffentlichen Förderung für fossile Infrastruktur habe es sogar einen Rückschritt gegeben, sagen Umweltschützer. Um Versorgungslücken angesichts der Energiekrise zu schließen, könnten Investitionen in den Gassektor “angemessen” sein, solange sie den Klimazielen nicht widersprächen oder Lock-In-Effekte verursachen. Vergangenes Jahr erklärten die G7-Ministerinnen und Minister noch, keine neuen öffentlichen Investitionen in fossile Energieträger nach 2022 mehr zulassen zu wollen.

    G7 untergrabe ihre globale Autorität

    “Es ist nicht der klare Aufruf zum Handeln, den es braucht“, sagte Alden Meyer, Senior Associate beim Thinktank E3G. Die G7 untergrabe ihre globale Autorität, wenn sie Ausnahmen bei Themen wie der internationalen Finanzierung fossiler Brennstoffe zulassen. Grund für die schwache Sprache in der Abschlusserklärung ist laut Beobachtern vor allem Japan, das ambitioniertere Ziele verhindere und noch immer in fossile Energien investiere.

    Positiv aufgenommen wurden dagegen die neuen G7-Pläne zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Bis 2030 sollen rund 150 Gigawatt Offshore-Windleistung und 1000 Gigawatt aus Fotovoltaik zugebaut werden. Verbesserungen hat es auch beim Umweltschutz gegeben. Die Plastikverschmutzung in den G7-Ländern soll bis zum Jahr 2040 beendet werden. Bisher galt 2050 als Ziel.

    Die Ministerinnen und Minister sprachen sich auch dafür aus, dass bis 2035 alle neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge “elektrifiziert” sein sollen. Das schließt hybride Technologien, bei denen ein Verbrennungs- und zusätzlich ein elektrischer Motor verbaut ist, ein. Die Gesamtemissionen des Straßenverkehrs sollen 2035 dann nur noch halb so hoch sein, wie noch im Jahr 2000.

    Insgesamt wollen die G7 die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 um rund 43 Prozent und bis 2035 um 60 Prozent gegenüber dem Stand von 2019 reduzieren und berufen sich bei diesen Zielen auf die Erkenntnisse des Weltklimarates (IPCC). luk

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    EU kritisiert Polen und Ungarn für Einfuhrstopp von ukrainischem Getreide

    Die EU hat den von Polen und Ungarn beschlossenen Einfuhrstopp von ukrainischem Getreide kritisiert. Einseitige Handelsmaßnahmen von EU-Mitgliedsstaaten seien nicht zulässig, erklärte ein Sprecher der EU-Kommission am Sonntag. Die EU habe die Entscheidungen von Polen und Ungarn zur Kenntnis genommen. “In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu betonen, dass die Handelspolitik in die ausschließliche Zuständigkeit der EU fällt und daher einseitige Maßnahmen nicht akzeptabel sind”, schrieb der Sprecher in einer per E-Mail versandten Stellungnahme. Gerade in herausfordernden Zeiten sei es wichtig, Entscheidungen innerhalb der EU zu koordinieren.

    Polen hatte am Samstag angekündigt, die Einfuhr von Getreide und anderen Lebensmitteln aus der Ukraine zu stoppen. Ungarn zog unmittelbar nach. Beide Länder begründeten ihr Vorgehen damit, Schaden von der heimischen Landwirtschaft abwenden zu wollen. In mitteleuropäischen Ländern lagern große Vorräte ukrainischen Getreides, das billiger ist als in der Europäischen Union produziertes. Aufgrund von logistischen Problemen wurde es nicht weitertransportiert. Das drückt die Preise und die Verkaufsmöglichkeiten örtlicher Bauern.

    Auch Transit betroffen

    In Polen und anderen osteuropäischen Ländern sorgte das für Unmut, Landwirte forderten die Einführung von Zöllen. Die EU verlängerte jedoch die zollfreie Einfuhr von ukrainischem Getreide bis Juni 2024. Dies stellt die in Polen regierende Partei PiS vor ein Problem, zumal in diesem Jahr eine Parlamentswahl ansteht. Das Einfuhrverbot gelte auch für Güter, die nur durch Polen transportiert werden sollen, erläuterte Entwicklungs- und Technologieminister Waldemar Buda am Sonntag. “Es handelt sich um ein umfassendes Verbot.”

    Das ukrainische Landwirtschaftsministerium erklärte, das polnische Verbot stehe im Widerspruch zu bilateralen Exportvereinbarungen. Zur Lösung des Problems müsse es Gespräche geben. Man verstehe, dass die polnischen Landwirte in einer schwierigen Lage seien. Die Lage der ukrainischen Landwirte sei derzeit aber noch schwieriger. Der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform zufolge ist für Montag ein Treffen der zuständigen polnischen und ukrainischen Minister angesetzt.

    Dem ukrainischen Landwirtschaftsminister Mykola Solsky zufolge passieren jeden Monat zwischen 500.000 und 700.000 Tonnen verschiedenster Güter die polnische Grenze, darunter Getreide, Gemüse, Eier, Öl, Zucker und Fleisch. rtr

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    Europawahl: Erstmals Frau auf Platz 1 der CDU-Liste in Baden-Württemberg

    Erstmals wird 2024 bei einer Europawahl eine Frau bei den Christdemokraten in Baden-Württemberg auf Platz eins kandidieren. Andrea Wechsler wird die Landesliste der CDU anführen. Wechsler ist Jahrgang 1977, Juristin und arbeitet als Hochschullehrerin in Pforzheim.

    Den Spitzenplatz hatte bisher Rainer Wieland, der seit 2009 Vizepräsident des Europaparlaments ist. Wieland gehört dem Parlament seit 1997 an. Der 66-Jährige macht Platz, um einer Frau zu einem aussichtsreichen Listenplatz zu verhelfen. Wieland kandidiert nun auf Platz fünf und hat nur dann Chancen auf den Wiedereinzug, wenn die CDU in Baden-Württemberg ein deutlich besseres Ergebnis holt als 2019 (30,8 Prozent).

    Liste im Mai formell beschlossen

    Vier Listenplätze gelten im Südwesten als aussichtsreich: Auf Platz zwei tritt Daniel Caspary an, der in Straßburg die Gruppe der 30 deutschen CDU/CSU-Abgeordneten führt. Dahinter kandidiert Andreas Schwab, der dem Parlament seit 2004 angehört und im Binnenmarktausschuss aktiv ist. Auf Platz vier tritt Norbert Lins an, der seit 2014 im Europaparlament ist und den Agrarausschuss leitet.

    Die CDU hatte bei ihrem Parteitag eine Frauenquote beschlossen. Der Beschluss besagt, dass “unter drei aufeinander folgenden Listenplätzen” mindestens jeweils eine Frau sein soll. In Baden-Württemberg haben die vier Bezirksverbände laut Satzung das Vorrecht, selbstständig über die Besetzung der Listenplätze zu bestimmen. Formell wird die Liste am 13. Mai von der Landesvertreterversammlung beschlossen. mgr

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    Lula fordert Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine

    Brasiliens Präsident Lula da Silva machte bei seinem Besuch in China deutlich, dass Brasilien keinerlei Neigung hat, den westlichen Kurs der Abgrenzung und Risikominimierung gegenüber autoritären Staaten wie China und Russland mitzugehen. In seinem Abschlusstatement forderte Lula von den USA ein Ende der militärischen Unterstützung für die Ukraine. Die Vereinigten Staaten müssten “aufhören, den Krieg zu fördern und anfangen, über Frieden zu reden”, sagte Lula. Auch die Europäische Union müsse “anfangen, über Frieden zu reden”.

    Lula unterzeichneten mehr als ein Dutzend Abkommen im Wert von rund 10 Milliarden US-Dollar mit China. Zudem betonte er, dass der mit Abstand größte südamerikanische Staat mit mehr als 215 Millionen Einwohnern gerne die in den USA und Deutschland umstrittenen chinesischen Huawei-Komponenten im eigenen Mobilfunknetz einsetzen möchte.

    BRICS als Kontrapunkt zum Westen

    Lulas Fokus auf Multilateralismus unterscheidet sich deutlich von der Strategie seines Vorgängers Jair Bolsonaro. Der hatte Brasilien eher in Richtung USA positioniert, vor allem, als dort noch Donald Trump im Weißen Haus saß. Gegenüber China war Bolsonaro kritischer eingestellt. Lula sucht nun wieder mehr Pekings Nähe und will zugleich die Zusammenarbeit der BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika stärken – als Kontrapunkt zum Westen.

    Und noch eine Aussage Lulas brachte ihm viel Zustimmung bei seinen Gastgebern: Er rief dazu auf, die territoriale Integrität Chinas in Bezug auf Taiwan zu respektieren.“Die chinesische Seite hat diesbezüglich große Anerkennung zum Ausdruck gebracht”, hieß es in der gemeinsamen Abschlusserklärung. rad/rtr

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    AI Act: Noch immer hitzige Diskussionen im Verhandlungsteam

    Die Verhandlungsteams des EU-Parlaments beim AI Act setzen in dieser Woche zum Endspurt an. Am heutigen Montag wird es sowohl ein technisches als auch ein politisches Meeting geben. Das nächste und letzte Shadows-Meeting soll dann am Mittwoch stattfinden, wenn alles läuft wie geplant. Das allerdings ist noch nicht ausgemacht.

    Am Donnerstag vergangener Woch haben die Verhandler bereits eine Reihe von Kompromissen geschlossen. Doch es gibt noch offene Streitpunkte. Und da die Berichterstatter ihren Vorschlag für die Integration von Allzweck-KI (General Purpose AI, GPAI) – wozu auch ChatGPT gehört – erst am heutigen Montag vorlegen wollen, haben die Verhandler diesen Punkt überhaupt noch nicht diskutiert.

    Einige Kompromisse sind erzielt

    Weitgehend geeinigt haben sich die Verhandler zuletzt zu folgenden Themen

    • Definitionen: sind mit kleineren Änderungen angenommen.
    • Schlussbestimmungen: ebenso angenommen, wobei die Grünen/EFA die zu geringen Strafen moniert haben.
    • Governance: Bei den Befugnissen des geplanten AI Office gab es jedoch hitzige Diskussionen. Die Grünen wollen mehr Zentralisierung und mehr Befugnisse für die Aufsicht, EVP und Berichterstatter Dragoş Tudorache (Renew) lehnen das ab.
    • Umsetzung: Hier drehte sich die Diskussion um die Frage, ob Aufsichtsbehörden auf den Quellcode zugreifen dürfen oder nur auf Trainingsmodelle und Parameter. Die Grünen halten diese Einschränkung für sehr problematisch.
    • Standards und Spezifikationen: Auch hier haben die Grünen ein Problem, sie wollen die Grundrechte in Standards einbeziehen, was inkompatibel sei mit der vorgenommenen Anpassung an die Maschinenverordnung.

    “Signifikante Risiken” noch nicht beschrieben

    Die weiteren Punkte wurden auf Montag vertagt: Offen ist demnach Artikel 5 über verbotene Praktiken. Hier liegen die Meinungen noch weit auseinander. Die Fraktionen konnten sich nicht darauf einigen, zwei neue Praktiken hinzuzufügen. Das sind das Verbot der Erkennung von Emotionen in den Bereichen Strafverfolgung, Grenzschutz, Beschäftigung und Bildung sowie das von Renew geforderte Verbot der allgemeinen Überwachung der zwischenmenschlichen Kommunikation durch KI, die die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung untergraben könnte. Den Renew-Änderungsantrag lehnt vor allem die EVP strikt ab.

    Ebenfalls offen ist Artikel 6 – die Klassifizierung der Hochrisikosysteme. Hier sollen die Ko-Berichterstatter die Definition von “signifikanten Risiken” umschreiben. Dieses neue Kriterium soll die Anwendungsfälle in Anhang III ergänzen. Auch die Diskussion über Anhang III ist auf Montag vertagt. vis

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    Borrell zu China: Ukraine-Frieden als Grundlage für Vertrauen

    Für den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell ist ein Bemühen Chinas um Frieden in der Ukraine Grundlage für Vertrauen gegenüber Peking. Ohne ein Einwirken der Volksrepublik für Frieden sei es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, Peking zu vertrauen, schrieb Borrell in seinem Blog. Der Text dort hätte eigentlich die Rede für den Besuch des EU-Außenbeauftragten in Peking sein sollen. Wegen einer Corona-Infektion musste der Besuch jedoch verschoben werden.

    China müsse an einer politischen Lösung auf der Grundlage des Rückzugs Russlands von ukrainischem Gebiet arbeiten, heißt es in der Rede. “Neutralität angesichts der Verletzung des Völkerrechts ist nicht glaubwürdig”, betonte der Spanier. Borrell appellierte zudem Präsident Xi Jinping, mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj zu sprechen und der Ukraine mehr humanitäre Hilfe zu leisten.

    Taiwan als Schlüsselthema

    Vertrauen werde nur zurückkehren, wenn es gelinge, sich in wichtigen internationalen politischen Fragen zu verständigen und Fortschritte bei der friedlichen Lösung von Konflikten zu erzielen, schrieb Borrell. Er sei sich bewusst, dass Taiwan aus Sicht Chinas ein Schlüsselthema sei. Die Position der Europäischen Union dazu sei “konsequent und klar” und bleibe der “Ein-China-Politik” der EU verpflichtet. “Wir sehen keinen Anlass, das infrage zu stellen.” Verbale Ausbrüche oder Provokationen, die nur Misstrauen schüren könnten, müssten vermieden werden. “Jeder Versuch, den Status quo gewaltsam zu ändern, wäre jedoch inakzeptabel.”

    In seiner Rede fordert Borrell, dass das Handels-Ungleichgewicht zwischen der EU und China reduziert werden müsse. Im Zuge dessen müsse den Europäern ein viel besserer Zugang zum chinesischen Markt ermöglicht werden, so der Spanier. “Wir alle haben ein Interesse daran, ein offenes System aufrechtzuerhalten. Wenn Ungleichgewichte nicht korrigiert werden, müssen wir reagieren. Europa wird der offenste große Markt der Welt bleiben, aber wir werden nicht zögern, Maßnahmen zu ergreifen, um uns gegen Praktiken zu schützen, die wir als unfair erachten“, hieß es in dem Redemanuskript. ari

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    • Josep Borrell

    Presseschau

    EU-Rat setzt Wagner-Söldner auf die Sanktionsliste – auch Prigoschin ist betroffen FR
    “Entschlossenes Vorgehen nicht scheuen” – Habeck: Bundesregierung will EU-Sanktionen gegen russische Atomindustrie RND
    Klimaexperten: Reform des EU-Emissionshandels zahlt sich aus WAZ
    EU-Kommission blockiert Durchsetzung von Umwelt- und Arbeitsstandards in Ceta FAZ
    Rohstoffimporte: Deutschland zerstört EU-weit den meisten Wald durch Bergbau HEISE
    Klimakrise: Die EU ringt um schärfere Regeln gegen Methan-Lecks SUEDDEUTSCHE
    EU will PFAS verbieten: “Ewige Chemikalien stehen im Verdacht, krebserregend zu sein” NTV
    Europe’s most powerful nuclear reactor kicks off in Finland ABC NEWS
    Wissing fordert EU-Regeln für KI und Ende des Datenschutz-Föderalismus HEISE
    Künstliche Intelligenz: Wissing und Esken gegen ChatGPT-Verbot TAGESSCHAU
    Pflanzenschutz im Weinbau: Winzer kritisierten die Weinbaupolitik der EU FAZ

    Standpunkt

    Abkommen zwischen Belgrad und Pristina: Durchbruch oder mehr vom Gleichen?

    Von Marina Vulović
    Marina Vulović forscht zum Thema “Geostrategische Konkurrenz für die EU im westlichen Balkan” bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).

    Die EU ist optimistisch hinsichtlich der Implementierung, da das neue Abkommen zwischen Serbien und dem Kosovo den offiziellen Rahmen für weitere EU-Beitrittsverhandlungen beider Länder bilden wird. Auf dem Balkan ist man etwas skeptischer, da nichts unterschrieben wurde und die EU-Beitrittsbemühungen in der Region seit Jahren stagnieren, was keinen überzeugenden Anreiz für die Implementierung des Abkommens darstellt. Das “Zuckerbrot” war die “Geberkonferenz”, die 150 Tage nach der Verabschiedung des Deals stattfinden sollte. Die “Peitsche” war der ohnehin seit Jahren bestehende Stillstand im EU-Beitrittsprozess.

    Im Abkommen verpflichtet sich Serbien, Kosovos Staatlichkeitsmerkmale wie Dokumente und Nationalsymbole de facto anzuerkennen, und Kosovo, die Assoziierung der Gemeinden mit serbischer Bevölkerungsmehrheit (AGSM) umzusetzen. Da es sich um unpopuläre Optionen handelt, war das Abkommen wahrscheinlich das Maximum, das die EU zu diesem Zeitpunkt erreichen konnte. Die Grundidee des Abkommens ist konstruktiv, allerdings ist der Implementierungsannex etwas unbeholfen formuliert – es fehlt ein Umsetzungszeitraum für spezifische Anforderungen.

    Neue Rolle der EU

    Die fehlende Festlegung des Zeitrahmens zur Implementierung oder der Reihenfolge der Schritte, die beide Seiten umsetzen sollen, sowie die fehlende Unterzeichnung könnten den Implementierungsprozess erheblich behindern. Dies bedeutet, dass sich die Verpflichtung zur Umsetzung des Abkommens nur aus dem EU-Beitrittsprozess der beiden Länder ergibt, nicht aber aus dem Völkerrecht und es bleibt abzuwarten, ob die EU die Implementierung durchsetzen kann. Im Moment zögern beide Seiten, den ersten Schritt im Prozess zu machen, aus Angst, dass die andere Seite die Umsetzung stoppen könnte, wenn sie zuerst das bekommt, was sie will.

    Bemerkenswert ist auch, dass sich die EU mit diesem Abkommen in die Rolle eines Machtmaklers begeben hat, der den beiden Seiten ein nicht verhandelbares Abkommen vorlegt und auf dessen Umsetzung drängt, indem er auch den Vorsitz im gemeinsamen Monitoring-Ausschuss innehat. Dies ist auf den veränderten geopolitischen Kontext seit Russlands Angriff auf die Ukraine zurückzuführen.

    Um sich nicht an zwei Fronten diplomatisch engagieren zu müssen, aber dennoch die Einflusspotentiale Russlands auf dem Balkan zu minimieren, priorisieren die EU und USA die Normalisierung der Beziehungen zwischen Serbien und Kosovo, um den Balkan endgültig zu stabilisieren. Dieser nicht verhandelbare Ansatz führte zu einem “lack of ownership” sowohl bei Serbien als auch bei Kosovo – beide betrachten das Abkommen mit Skepsis und stellen die Rolle der EU als Machtmakler infrage.

    Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob es der EU mit dem neuen Deal gelungen ist, Russlands Einmischungspotentiale zu minimieren. Die Antwort lautet: eher nicht. Solange Serbien den Status Kosovos infrage stellt, wird dies immer ein Hebel für die Zusammenarbeit zwischen Serbien und Russland sein. Zudem ist eine weitere Verschärfung der Situation im Nordkosovo zu erwarten.

    Knackpunkt Nordkosovo

    Viele haben sich von diesem Abkommen mehr erhofft. Vor allem wegen der zu erwartenden Destabilisierungen im Nordkosovo im Hinblick auf die Kommunalwahlen am 23. April, die die größte serbische Partei im Kosovo (Srpska Lista – SL) boykottieren wird. Die Kommunalwahlen in den vier nördlichen Gemeinden mit serbischer Bevölkerungsmehrheit wurden bereits einmal im Kontext der Auseinandersetzungen im Winter 2022/2023 verschoben, als sich die Serben aus den Institutionen Kosovos zurückzogen, die Kommunalwahlen behinderten und Straßensperren errichteten. Dafür gab es mehrere Gründe, unter anderem die jahrelange Weigerung der Regierung in Pristina, die AGSM zu etablieren.

    Obwohl die Straßensperren Anfang Januar 2023 aufgehoben wurden, sind die Serben bis dato nicht in die kommunalen Institutionen zurückgekehrt und die SL hat sich nicht für die Kommunalwahlen im April 2023 aufstellen lassen. Dies würde bedeuten, dass die vier nördlichen Gemeinden kosovo-albanische Bürgermeisterinnen und Bürgermeister haben könnten, was die Wahlergebnisse zwar legal, aber in den Augen der dort lebenden Serben nicht legitim machen würde. Falls die Wahlen stattfinden, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit zu Einschüchterungen der Wählerschaft oder erneuten Auseinandersetzungen kommen.

    Es wäre einfacher, die Zukunft des neuen Abkommens optimistisch zu sehen, wären da nicht die immer wiederkehrenden Krisen im Nordkosovo. Der Erfolg des Abkommens hängt daher von der Fähigkeit der internationalen Gemeinschaft ab, Druck auszuüben: auf Serbien, das die Integration der Serben im Nordkosovo bewirken kann; und auf Kosovo, das die AGSM endlich implementieren sollte.

    • EU-Beitritt
    • Kosovo
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    • Westbalkan

    Europe.Table Redaktion

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