Table.Briefing: Europe

Streit um Einfuhrverbot + E-Zigarette + EU-Reformen

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Schwerpunkte der Debatten rund um den Green Deal haben sich etwas verlagert. Jetzt sind weniger Gebäude, Industrieanlagen und Autos im Blick. Dafür werden umso lebhafter die Folgen auf die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion diskutiert. Für die christdemokratische Parteienfamilie steht viel auf dem Spiel. EVP-Chef Manfred Weber weiß: Er kann nur dann mit seiner Fraktion wieder stärkste Kraft werden, wenn er bei den Europawahlen die Menschen im ländlichen Raum mobilisiert.   

Die EVP will als Bauernpartei Europas wahrgenommen werden. Deswegen schlägt sie Europas Landwirten den “Farmers Deal” vor. Deswegen war es ihr so wichtig, dass Ursula von der Leyen bei der SOTEU in Straßburg jetzt erstmals seit vier Jahren die Lage der Bauern ansprach. Und deswegen veranstaltet sie heute in Brüssel eine große Landwirtschaftskonferenz.

Die Kommissionspräsidentin spricht per Video-Schalte zu den Teilnehmern. Aus den Mitgliedstaaten sind Minister und Funktionäre mit EVP-Parteibuch geladen. Bei zwei Diskussionsrunden, moderiert von Norbert Lins, Chef des Agrarausschusses, und Herbert Dorfmann, EVP-Koordinator für Landwirtschaft, werden die EVP-Positionen herausgestellt zu den Themen: Welche Rolle soll der Umweltschutz in der Landwirtschaft spielen? Welche wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ziele werden angepeilt?

Da geht es nicht nur um Visionen. Auch konkrete Aussagen werden erwartet. Wenn die Wahlen vorbei sind, geht das Parlament bald daran, die Weichen für die nächste Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu stellen. Das dürfte spannend werden.

Ihr
Markus Grabitz
Bild von Markus  Grabitz

Analyse

Ukraine: Streit um Einfuhrverbot spitzt sich zu

Die Spannungen um die Importe ukrainischer Agrarprodukte in die Europäische Union nehmen zu. Beim Treffen der EU-Agrarminister am gestrigen Montag in Brüssel stellte der polnische Landwirtschaftsminister Robert Telus vor Journalisten die Teilnahme Polens an der gemeinsamen Koordinierungsplattform infrage. Er befürchtet rechtliche Konsequenzen für sein Land. Die gemeinsame Koordinierungsplattform ist eine Zusammenkunft von EU-Ländern, die an der Grenze zu Ukraine liegen, mit Vertretern der Kommission und der Ukraine.

Wenn wir auf dieser Plattform sind und die ukrainische Seite sagt, dass sie uns vor die WTO zitieren will, dann kann jede Aussage, die wir auf dieser Plattform machen, gegen uns verwendet werden”, sagte Telus. Kiew hat gegen Polen, die Slowakei und Ungarn wegen deren Importverbots für ukrainische Agrarprodukte Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) eingereicht.

Ukraine betont Zuständigkeit der EU

“Wir klagen vor der WTO gegen Polen, die Slowakei und Ungarn, weil die Handelspolitik in die ausschließliche Zuständigkeit der EU fällt. Das heißt, alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union sollten sich in der Handelspolitik koordinieren und einigen”, sagte Taras Vysotskyi, stellvertretender Minister im Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, zu Table.Media.

Polen, die Slowakei und Ungarn halten an Einfuhrbeschränkungen von ukrainischem Getreide fest, obwohl eine entsprechende EU-Regelung vergangenen Freitag ausgelaufen war. Er sei “ziemlich zuversichtlich”, dass die Klage Erfolg haben werde, da die Maßnahmen der drei Länder “gegen internationales Handelsrecht” verstoßen würden, sagte Vysotskyi.

Die Handelspolitik falle in die “ausschließlichen Zuständigkeiten” der Europäischen Kommission, betonte auch eine Kommissionssprecherin. Die Brüsseler Behörde werde daher die Maßnahmen der Ukraine sowie das Vorgehen Polens, der Slowakei und Ungarns bewerten. Derzeit gebe es keine “Kommentare” zu den Maßnahmen dieser drei Länder, fügte die Sprecherin hinzu. “Aber wir müssen betonen, dass unser Fokus jetzt darauf liegt, sicherzustellen, dass das System, das letzten Freitag angekündigt wurde, funktioniert.”

EU-Agrarkommissar zeigt sich überrascht

Taras Vysotskyi kündigte zudem an, dass er der Europäischen Kommission Maßnahmen “zur Kontrolle der Exporte” vorlegen werde, nannte aber keine Einzelheiten. Die Ukraine hat 30 Tage Zeit, um “alle rechtlichen Maßnahmen (einschließlich z. B. eines Systems von Exportlizenzen) […] einzuführen, um einen Anstieg der Getreidepreise zu verhindern”, so der Text, den die Brüsseler Exekutive am vergangenen Freitag veröffentlichte.

Die Beschwerde der Ukraine war ein vorherrschendes Thema während des Rates der EU-Agrarminister, wie Agrarkommissar Janusz Wojciechowski vor Journalisten sagte. Er bezeichnete die Reaktion der Ukraine als “ziemlich überraschend” und betonte, dass die Ukraine ihre Exporte in die Europäische Union trotz des eingeführten Verbots steigern konnte.

Wojciechowski sprach die Möglichkeit an, neue Routen zu den baltischen Staaten zu eröffnen, die sich nach seinen Angaben offen für diese Idee zeigen. “Aber diese neuen Routen bedeuten höhere Kosten, da sie die Transportkosten erhöhen werden.” Dieser Punkt müsse noch geklärt werden.

“Klarer Bruch” mit der GAP

Für die Europaabgeordnete Viola von Cramon (Grüne), stellvertretende Vorsitzende der Ukraine-Delegation des Europäischen Parlaments, ist die Entscheidung der drei Länder ein “klarer Bruch” mit der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und ein “erheblicher Bruch” mit der “Solidarität” der EU. Da sich diese Mitgliedstaaten nicht an die GAP und die auf dem Vertrag basierenden EU-Kompetenzen halten, “sollte die EU meiner Meinung nach prüfen, ob es genügend Gründe gibt, ein Vertragsverletzungsverfahren einzuleiten“, sagte sie Table.Media.

“Positiv hervorzuheben ist, dass die Europäische Kommission erkannt hat, dass der Getreidehandel koordiniert werden muss”, sagte Norbert Lins, Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses des Europäischen Parlaments, zu Table.Media. “Besser wäre es aber gewesen, das Ausfuhrgenehmigungssystem zu installieren und dann die Grenzen zu öffnen. Hier wird der zweite Schritt vor dem ersten gemacht.”

Sonderhilfen für die betroffenen Länder

Im Mai hatte die Europäische Kommission beschlossen, die Ausfuhren von ukrainischem Weizen, Mais, Raps und Sonnenblumenkernen in fünf Nachbarländer zu blockieren: Polen, Ungarn, die Slowakei, Rumänien und Bulgarien. Diese hatten beklagt, dass die Exporte ihren heimischen Markt destabilisieren und die Einkommen ihrer Landwirte schmälern würden.

Daher hatten sie schon ab Mitte April einseitig die Durchfuhr von ukrainischem Getreide durch ihr Hoheitsgebiet verboten. Angesichts dieser beispiellosen Situation hatte die Kommission die fünf Länder schließlich mit einer Sonderhilfe in Höhe von 100 Millionen Euro unterstützt, die durch ein auf diese fünf Mitgliedstaaten beschränktes Embargo ergänzt wurde.

Wahlen in Polen und der Slowakei

Bulgarien hatte bereits am vergangenen Donnerstag angekündigt, alle Beschränkungen aufheben zu wollen, doch Ungarn, Polen und die Slowakei gingen einen anderen Weg. Am Freitag, noch vor der Bekanntgabe der Entscheidung, hatte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán angekündigt, das Embargo fortzusetzen. Am Abend, nur wenige Minuten nach der Mitteilung der Kommission, zogen Polen und die Slowakei nach und forderten Brüssel damit offen heraus.

Sowohl in Polen als auch in der Slowakei finden in den kommenden Wochen Wahlen statt. In Polen ist die Wählerbasis der Regierungspartei PiS vor allem in den landwirtschaftlichen Regionen stark. Am Dienstag schrieb Ministerpräsident Mateusz Morawiecki bei X (vormals Twitter), dass “solange die PiS regiert, wir den polnischen ländlichen Raum vor jeder Bedrohung schützen werden. Wir werden – im Gegensatz zu unseren Vorgängern – nicht zögern, Brüssel zu sagen: STOP”.

Tatsächlich hat Polen bei der gestrigen Sitzung des Agrarrates das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur angesprochen und die Auswirkungen eines solchen Textes auf die Landwirte hervorgehoben. Und das, obwohl der Rat – ein außergewöhnlicher Vorgang in den interinstitutionellen Verhandlungen – einen ehrgeizigeren Text vorgelegt hat als jenen, den das Europäische Parlament verabschiedet hat.

  • Agrarpolitik
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WHO-Tabak-Rahmenabkommen nimmt E-Zigarette ins Visier

Eine strengere Regulierung von E-Zigaretten, Tabakerhitzern (Heat-not-burn) und anderen neuartigen Tabak-Produkten soll im Mittelpunkt von künftigen WHO-Bestrebungen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs stehen. Dies geht aus der Position der EU für die zehnte Sitzung der Konferenz der Vertragsparteien (COP 10) des Rahmenübereinkommens der Weltgesundheitsorganisation zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (WHO-FCTC) hervor. Das Papier liegt Table.Media vor.

Ein besonderes Augenmerk legt die EU auf die Regulierung von Einweg-E-Zigaretten. In ihrer Position heißt es: Die EU stelle fest, dass Einweg-E-Zigaretten “sowie auch Nikotinbeutel und andere tabakfreie Nikotinerzeugnisse künftig überwacht werden sollten”. Es gehe unter anderem um “eine strenge Regulierung (…) zum Schutz von Kindern und Jugendlichen”. Einweg-E-Zigaretten sind vor allem bei Jugendlichen beliebt. In der EU sollen Einweg-E-Zigaretten durch die Batterierichtlinie 2026 verboten werden.

Leitlinien für die Mitgliedstaaten

Die Konferenz findet vom 20. bis 25. November in Panama statt. Derzeit stimmt die Kommission ihre Position mit den Mitgliedstaaten ab. Sowohl die EU als auch die Mitgliedstaaten sind Vollmitglieder. Im Rahmen der WHO-FCTC werden Leitlinien beschlossen. Die Mitgliedstaaten sind gehalten, diese Leitlinien in Gesetzgebung umzusetzen.  

Es wird damit gerechnet, dass die COP Beschlüsse zur Regulierung von Inhalten und der Deklaration von Tabakprodukten fasst. Außerdem sollen Leitlinien für Werbung und Marketing für Tabakprodukte beschlossen werden für:

  • Plattformen der sozialen Medien
  • Darstellungen von Tabak in den Unterhaltungsmedien einschließlich Filmen, Computerspielen, Fernsehsendungen, Streamingprogrammen, Musik und Videos   

Ziel der EU bei der FCTC-Konferenz sei zu überprüfen, ob die Ergebnisse der Konferenz mit den Tabakgesetzen der EU übereinstimmten, heißt es in dem Positionspapier weiter. Die Kommission äußert sich in ihrer Position kritisch zu E-Zigaretten und neuartigen Tabakprodukten: Die EU nehme “mit Besorgnis den wachsenden Markt für neuartige und neu entstehende Tabakerzeugnisse, einschließlich erhitzter Tabakerzeugnisse, zur Kenntnis”.

Kommission fordert Werbeverbot

Bislang wurde in vielen Ländern vor allem Werbung und Sponsoring für Zigaretten und konventionelle Tabakprodukte stark eingeschränkt. In Deutschland etwa wurden Werbeverbote mit großer Verzögerung gegenüber vielen Vollmitgliedern des WHO-FCTC umgesetzt:

  • Anfang 2022 wurde Außenwerbung, Kinowerbung und das Sponsoring für herkömmliche Tabakerzeugnisse verboten.
  • Anfang 2023 trat das Werbeverbot für Tabakerhitzer in Kraft.
  • Bislang ist Werbung für E-Zigaretten und Liquids noch erlaubt. In Deutschland ist das Werbeverbot für E-Zigaretten bereits beschlossen und soll Anfang 2024 in Kraft treten.

Bei der Konferenz sollen nun auf Ebene des FCTC Werbeverbote für E-Zigaretten und andere neuartige Tabakprodukte in den Blick genommen werden. Die Kommission fordert ein “umfassendes Verbot der Werbung für neuartige und neu entstehende Tabakerzeugnisse, einschließlich mit ihnen verwendeter Geräte, die ihren Konsum ermöglichen sollen”. Auch die Förderung des Verkaufs und des Sponsorings sollten eingeschränkt werden.

EU räumt Versäumnisse bei Regulierung ein

Die EU räumt in ihrer Position ausdrücklich Versäumnisse im Hinblick auf die Regulierung von neuartigen Tabakprodukten ein. Die Tabakindustrie habe “in der Zwischenzeit die Marktpräsenz neuartiger und neuer Tabakprodukte erhöhen” können. Und weiter: “Dies könnte zur Verzögerung der Vorbereitung und Durchführung wirksamer Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs in Bezug auf diese Erzeugnisse, einschließlich erhitzter Tabakerzeugnisse, geführt haben.”

Die Kommission stellt fest, dass die WHO bislang noch nicht geklärt habe, ob es “bei der Verwendung erhitzter Tabakerzeugnisse zu einem Verbrennungsvorgang kommt”. Die Tabakbranche und viele wissenschaftliche Studien erklären, dass krebserregende Stoffe vor allem bei den Verbrennungsprozessen von Zigaretten und anderen klassischen Tabakprodukten freigesetzt werden.

Der Konsum der E-Zigarette und neuartiger Tabakprodukte wie der Tabakerhitzer sei weniger gesundheitsschädlich, weil es dabei nicht zu Verbrennungsprozessen komme. Daher seien E-Zigarette und neuartige Tabakprodukte wie der Tabakerhitzer auch als Ersatzprodukt für suchtkranke Raucher geeignet, die den Ausstieg aus dem Zigarettenkonsum anders nicht schafften.

Steuern auf neuartige Tabakprodukte

In ihrer Stellungnahme bringt die Kommission an keiner Stelle zum Ausdruck, ob sie E-Zigaretten und andere neuartige Tabakprodukte für weniger gesundheitsschädlich hält als konventionelle Tabakprodukte. Vielmehr mahnt sie eine “angemessene Besteuerung” an. Steuern seien ein “wichtiges Instrument im Zusammenhang mit der Strategie zur Eindämmung des Tabakgebrauchs”.

Die Kommission hatte angekündigt, noch in diesem Jahr einen Vorschlag für die Überarbeitung der Tabaksteuerrichtlinie zu machen. Bislang unterliegen E-Zigaretten und neuartige Tabakprodukte nur in einigen Mitgliedstaaten der Tabaksteuer – so etwa in Deutschland.

Wie dem Papier der EU zu entnehmen ist, will die WHO finanzielle Beiträge bei den Unternehmen der Tabakbranche erheben. Mit den Geldern solle die Arbeit des FCTC unterstützt werden.

Die Kommission hat am 7. September die Position der EU für die COP 10 beschlossen. Die Mitgliedstaaten haben die Position in der vergangenen Woche erhalten und sollten bis 18. September ihre ersten Kommentare abgeben. Die Mitgliedstaaten zeigten sich in der Ratsarbeitsgruppe verärgert, dass die Kommission ihre Position verzögert abgegeben habe.

  • Europäische Kommission

Termine

20.09.2023 – 09:30-17:00 Uhr, Luxembourg (Luxembourg)
ENISA, Conference 8th eHealth Security Conference
The EU Agency for Cybersecurity (ENISA) conference will focus on the implementation of the NIS2 Directive for the health sector as well as the pressing patient safety and privacy issues. INFO & REGISTRATION

20.09.2023 – 10:00-11:00 Uhr, online
GMF, Discussion Reflections on Innovation at OECD
The German Marshall Fund (GMF) invites the former OECD director for science, technology and innovation to a discussion of global technological innovation, delving into the landscape and impact of digital policy. INFO & REGISTRATION

20.09.2023 – 11:00-12:15 Uhr, online
ECFR, Roundtable Taking stock and the way ahead: Realising the EU-Namibia Partnership
Against the backdrop of the Memorandum of Understanding between the EU and Namibia, the European Council on Foreign Relations (ECFR) aims to facilitate dialogue between European and Namibian institutions, investors and the private sector to take stock of the implementation process and discuss a way forward. INFO & REGISTRATION

20.09.2023 – 13:00-17:00 Uhr, Frankfurt
ZIA, Seminar Fit für die CSRD – Fit für die Zukunft
Der Workshop des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) vermittelt ein umfassendes Verständnis für die neuen Anforderungen der EU-Regulatorik CSRD. INFOS & ANMELDUNG

20.09.2023 – 18:00-20:00 Uhr, online
HWK, Seminar Lieferketten – Sorgfalt – Pflicht
Die Handwerkskammer (HWK) Frankfurt-Rhein-Main wirft einen Blick auf das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und die daraus resultierenden Anforderungen an Handwerker. INFOS & ANMELDUNG

20.09.2023 – 18:30-20:00 Uhr, Berlin
KAS, Vortrag Europäische Rüstungskooperation – Wie wir Synergien heben können
Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) veranstaltet ein Hintergrundgespräch zu europäischer Rüstungskooperation mit Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. INFOS & ANMELDUNG

20.09.2023 – 19:45-20:45 Uhr, New York City (USA)/online
ERCST, Discussion The role of CCS and removals in international carbon markets
The European Roundtable on Climate Change and Sustainable Transition (ERCST) will take stock of the role and importance of CCUS technologies and removals in achieving net-zero goals through international cooperation and political support. INFO

21.09.-22.09.2023, Segovia (Spanien)
ENISA, Conference European Cybersecurity Skills Conference 2023
This year’s EU Agency for Cybersecurity (ENISA) conference will discuss the ENISA Cybersecurity Skills Framework and address its role as part of the European Commission initiative the Cybersecurity Skills Academy. INFO

21.09.-22.09.2023, Brühl
Eco, Conference Internet Security Days
Es treffen sich IT-Sicherheits-Experten und Anwenderunternehmen, um sich mit aktuellen Branchenthemen aus IT-Sicherheit, Computersicherheit und Datenschutz zu befassen. INFOS & ANMELDUNG

21.09.2023 – 09:00-18:00 Uhr, Berlin/online
TÜV, Konferenz Sustainability Conference 2023
Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft diskutieren darüber, welche Stellschrauben gedreht werden müssen, um Deutschland auf dem 1,5-Grad-Pfad zu halten. INFOS & ANMELDUNG

21.09.2023 – 09:00-12:30 Uhr, online
ASEW, Workshop Workshop Wasserstoff
Die Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung (ASEW) bietet eine Einführung in die wichtigsten Wissensinhalte aus den Bereichen Herstellung, Transport und Speicherung sowie Regulatorik von Wasserstoff. INFOS & ANMELDUNG

21.09.2023 – 09:30-17:00 Uhr, Athen (Griechenland)
ENISA, Conference European energy grids’ security in a changed landscape – closing the skills gap and getting prepared
The EU Agency for Cybersecurity (ENISA) will bring together experts in the field of grid cybersecurity to discuss the latest developments and assess how realistic exercising can increase preparedness for cybersecurity incidents. INFO & REGISTRATION

21.09.2023 – 18:00-20:00 Uhr, Berlin
djb, Konferenz Für eine Europäische Union mit umfassendem Gewaltschutz für Frauen
Der Deutsche Juristinnenbund (djb) gibt eine Stellungnahme zum EU-Richtlinienentwurf zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt und lädt anschließend zur Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen aus Politik und Zivilgesellschaft. INFOS & ANMELDUNG

News

Expertengruppe empfiehlt weitreichende EU-Reformen

Eine deutsch-französische Expertengruppe hält institutionelle Reformen in der Europäischen Union für geboten. “Die EU ist nicht dafür bereit, neue Mitglieder willkommen zu heißen”, heißt es im Bericht der zwölf Fachleute, der unseren Kolleginnen und Kollegen von “Contexte” vorliegt. Europa-Staatsministerin Anna Lührmann (Grüne) und ihre französische Kollegin Laurence Boone hatten die Gruppe im Januar beauftragt, eigenständig Vorschläge zu erarbeiten. Sie wollen den Bericht am heutigen Dienstag beim Allgemeinen Rat in Brüssel diskutieren.   

Die paritätisch besetzte Gruppe unter Leitung von Olivier Costa und Daniela Schwarzer empfiehlt insbesondere, vor der nächsten Erweiterung in allen verbliebenen Politikbereichen von Einstimmigkeit zu Abstimmung mit qualifizierter Mehrheit (QMV) und dem ordentlichen Gesetzgebungsverfahren unter Einbindung des Europaparlaments überzugehen. “Die Ausweitung des Vetorechts auf bis zu 10 neue Mitgliedstaaten könnte die EU lähmen”, schreiben sie.

Dies solle möglichst mithilfe der Passerelle-Klauseln im Lissabon-Vertrag geschehen. Falls dies nicht möglich sei, empfiehlt die Gruppe einen schrittweisen Übergang in den aktuell noch einstimmig entschiedenen Politikfeldern Erweiterung und Rechtsstaatlichkeit, Außen- und Sicherheitspolitik sowie der Finanz- und Steuerpolitik.

Sicherheitsnetz für kleinere Staaten

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz setzt sich dafür ein, die Mehrheitsentscheidungen auszuweiten. Vor allem kleinere Mitgliedstaaten mit wenig Stimmgewicht im Rat der EU befürchten aber, dass ihre Interessen dabei unter die Räder geraten.

Die Fachleute wollen diese Sorgen über ein “Sicherheitsnetz” mildern: So soll ein Land beantragen können, eine Entscheidung auf die Ebene der Staats- und Regierungschef zu heben, wenn es “vitale nationale Interessen” berührt sieht. Beim Europäischen Rat herrscht der Grundsatz der Einstimmigkeit. Im Rahmen einer Änderung der EU-Verträge könnten zudem die bisherigen QMV-Schwellen angepasst werden. Auch sollten Länder die Möglichkeit haben, den Übergang zu QMV in einzelnen Politikfeldern nicht mitzugehen (Opt-out).

Rechtsstaatsverfahren soll geschärft werden

Die Frage der Entscheidungsfindung ist nur eine von vielen, mit denen sich die Expertengruppe beschäftigt hat. Um die Handlungsfähigkeit einer EU mit mehr als 27 Mitgliedstaaten zu gewährleisten, schlagen sie unter anderem vor:

  • das Europaparlament nicht über die aktuell 751 Sitze hinaus zu vergrößern
  • die Zahl der EU-Kommissare auf zwei Drittel der Mitgliedstaaten zu begrenzen oder ein hierarchisches Modell einzuführen
  • den halbjährlich rotierenden Vorsitz im Rat über fünf statt bislang drei Präsidentschaften (Quintett statt Trio) zu koordinieren
  • eine interinstitutionelle Vereinbarung zwischen Europäischem Rat und Europaparlament, wie nach der Europawahl 2024 der oder die Kommissionspräsident(in) ausgewählt werden soll
  • eine Aufwertung partizipatorischer Gremien wie der Bürgerpanel
  • eine Schärfung des Rechtstaatsverfahrens nach Artikel 7 und des Konditionalitätsmechanismus
  • eine Vergrößerung des EU-Budgets, auch durch neue Eigenmittel
  • unterschiedliche Integrationsgeschwindigkeiten mit vier unterschiedlichen Säulen. tho
  • EU-Erweiterung
  • Europapolitik
  • Europawahlen 2024

NZIA: ENVI will Einschränkung für E-Fuels

Im Net-Zero Industry Act (NZIA) will der Umweltausschuss des Parlaments die Definition von nachhaltigen alternativen Kraftstoffen als Netto-Null-Technologien auf E-Fuels für Luft- und Schiffsverkehr beschränken. Das geht aus dem Kompromissantrag von EVP, S&D, Renew, Grünen und Linken hervor, über den der ENVI am morgigen Mittwoch abstimmen soll. Der betroffene Artikel 3 gehört allerdings zu jenen, in denen der Umweltausschuss geteilte Kompetenz mit dem Industrieausschuss hat.

Keine abschließende Einigung konnte lediglich bei der Rolle der Kernenergie erzielt werden. Atomenergie wurde aus der Liste der Netto-Null-Technologien gestrichen. EVP, Renew und EKR werden allerdings einen alternativen Änderungsantrag zur Abstimmung stellen, in dem Kernenergie doch enthalten ist.

Das CO2-Speicherziel für 2030 will der ENVI gerne auf 60 Millionen Tonnen pro Jahr erhöhen, gegenüber 50 Millionen aus dem Kommissionsvorschlag. Allerdings ist dafür eine Revisionsklausel vorgesehen – unter anderem abhängig davon, wie viel Speicherkapazität die Mitgliedstaaten tatsächlich zur Verfügung stellen können. ber

  • E-Fuels
  • Net Zero Industry Act

Lemke fordert Neuausrichtung der GAP

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat im Table.Media-Interview eine bessere EU-Förderung für die Umweltleistungen von Mooren und Wäldern gefordert. Eine solche dauerhafte Finanzierung müsse durch die EU-Agrarförderung der GAP berücksichtigt werden. Bisher werde pro Hektar ausgezahlt, ohne Rücksicht auf trockene oder vernässte Böden, die zum Beispiel mehr CO₂ binden.

“Ein solches Umsteuern hat in der EU bereits begonnen, mit Blick auf die Stärkung von Natur- und Umweltschutz. Ich finde es richtig, öffentliches Geld für öffentliche Leistung auszugeben”, sagte Lemke.

Neue Konzepte für alte Wirtschaftsmodelle

Im Rahmen der Klimaanpassungswoche der Bundesregierung erläuterte die Grünen-Ministerin unter anderem, wie Anpassungsmaßnahmen und sogenannte “nature based solutions” mit einer für Landwirte profitablen Agrarwirtschaft einhergehen sollen. Man habe über Jahrhunderte gegen die Natur gewirtschaftet. “Eine so lange Entwicklung, die ja auch viel Wohlstand geschaffen hat, ändert man nicht mit einer kurzen, schnellen Bremsung.”

Es brauche daher überzeugende Konzepte. Das gelte besonders für all jene, die mit den alten Wirtschaftsmodellen ihren Lebensunterhalt verdienen, etwa weil sie auf einem trockengelegten Moor einen Landwirtschaftsbetrieb haben. “Dafür brauchen wir Finanzierung.” Mittelfristig solle dies auch in die europäische Agrarförderung einfließen, forderte Lemke. bpo/luk

  • Agrarpolitik
  • GAP
  • GAP-Reform
  • Klima & Umwelt
  • Naturschutz

Berlin beantragt erstmals Gelder aus Aufbaufonds

Nach den meisten anderen Mitgliedstaaten hat nun auch Deutschland einen ersten Zahlungsantrag eingereicht, um Gelder aus dem Aufbaufonds Next Generation EU zu erhalten. Dieser umfasse knapp vier Milliarden Euro an Zuschüssen aus der Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF), teilte die EU-Kommission mit. Die Mittel flössen unter anderem in die Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität, die Wasserstoffforschung und die Förderung der Mikroelektronik.

Insgesamt sieht der ARF für Deutschland Zuschüsse in Höhe von 28 Milliarden Euro vor. Bislang hatte sich die Bundesregierung schwergetan, die für die Auszahlung nötigen Meilensteine und Zielwerte zu erreichen. Die Zahlungen aus der ARF sind an diese Vorleistungen geknüpft. Nun hat die Kommission zwei Monate Zeit, den Antrag zu prüfen.

Die Bundesregierung hat zudem ihren nationalen Aufbauplan an einigen Stellen überarbeitet. Dieser umfasst laut Kommission nun zusätzliche Mittel für die Ausweitung eines Programms zur Förderung des Kaufs von E-Autos sowie eine neue Maßnahme zur finanziellen Unterstützung von umweltfreundlichen Fernwärmenetzen. tho

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  • NextGenerationEU
  • Wiederaufbaufonds

Jourová kritisiert Chinas Anti-Spionage-Gesetz

EU-Kommissarin Věra Jourová hat bei ihrem Besuch in Peking Kritik am kürzlich verschärften chinesischen Anti-Spionage-Gesetz geäußert. Das Gesetz bringe Schwierigkeiten für europäische Firmen mit sich, ihre Industriedaten richtig nutzen zu können, sagte Jourová im Auftrag der EU-Kommission im Gespräch mit Vize-Premier Zhang Guoqing.

Die neue Gesetzeslage, die bisher vage gehalten ist, macht es schwieriger, Daten weiterzugeben. Jourová traf sich mit Zhang für einen Dialog über Digitales. Es war das erste Treffen seit 2020. Beide Seiten tauschten sich demnach auch zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) aus. Die Kommissarin stellte die Entwicklungen des EU-Gesetzes über künstliche Intelligenz vor. Jourová betonte demnach die Wichtigkeit einer ethischen Nutzung der Technologie unter Achtung der Menschenrechte.

Schulungen zur Produktsicherheit

Beide Seiten begrüßten die Unterzeichnung des Aktionsplans zur Sicherheit online verkaufter Produkte. Ziel des Aktionsplans ist es, den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Kommission und der Zollverwaltung Chinas (GACC) weiter zu verbessern.

Beide Parteien vereinbarten demnach, sich regelmäßig zu online verkauften Produkte auszutauschen, die als unsicher gelten. Dazu soll es Workshops zum Austausch von Informationen und Wissen über die jeweilige Gesetzesgrundlage und auch Schulungen zu EU-Produktsicherheitsvorschriften für Unternehmen geben. Für den Verbraucherschutz sei das ein wichtiger Schritt, sagte Jourová. 

Ihr Kollege Valdis Dombrovskis wird in der kommenden Woche ebenfalls in Peking sein. Der Handelskommissar werde vom 23. bis 26. September die chinesische Hauptstadt besuchen, hieß es aus der EU-Direktion für Handel. ari

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  • Europäische Kommission
  • Vera Jourova

Kvarnström wird neuer EEAS-Asien-Direktor

Der schwedische Diplomat Niclas Kvarnström wird der neue Direktor der Asien-Abteilung des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EEAS). Das bestätigte Kvarnström am Montag Table.Media. Zuerst hatte “Politico” über die Personalie berichtet. Ein genaues Datum für den Einstieg ist laut Kvarnström noch nicht festgelegt.

Derzeit ist Kvarnström Leiter der Asien-Pazifik-Abteilung des schwedischen Außenministeriums. Zuvor war er von 2018 bis 2021 schwedischer Botschafter in Singapur und hatte weitere Positionen mit Asien-Bezug innerhalb des Ministeriums inne.

Diplomat mit China-Expertise

Kvarnström kann China-Expertise vorweisen: Er hat Chinesisch an der britischen Oxford-Universität und an der Taiwan Normal University studiert. Er folgt Gunnar Wiegand nach. Während der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft in der ersten Jahreshälfte hatte Kvarnström das Ministertreffen zum Indopazifik mitorganisiert.

Im engeren Rennen um den Posten waren neben Kvarnström auch Paola Pampaloni, die aktuelle Vize-Direktorin der Abteilung, und die lettische Diplomatin Baiba Braže, die bis Juli stellvertretende Generalsekretärin bei der Nato war. ari

Presseschau

EU Landwirtschaft: Özdemir warnt vor Teilzeit-Solidarität mit Kiew. STUTTGARTER
Flutkatastrophe: EU stellt Libyen weitere 5,2 Millionen Euro zur Verfügung. DEUTSCHLANDFUNK
In der EU untergetaucht: Kiew sucht 650.000 verschwundene Wehrpflichtige. RND
Flucht und Migration: neuer Anlauf für eine gemeinsame EU-Asylpolitik? TAGESSCHAU
EU-Flüchtlingspolitik: Alte Scheinlösungen für neue Aktionspläne. NDR
Skandal vor Parlamentswahl: EU-Visa gegen Schmiergeld – Polens Regierung unter Druck. NTV
Die Fronten im Streit um die EU-Finanzen verlaufen wie in der Eurokrise. FAZ
Bruegel-Studie: Neue EU-Schuldenregeln entlasten hoch verschuldete Staaten. HB
Land zwischen EU und Russland: Georgien unterstellt Ukraine Umsturz-Pläne. NTV
EU will “wahrscheinlich krebserregendes” Glyphosat offenbar wieder für 15 Jahre zulassen. MERKUR
EU “working on” investment pathway for university alliances. RESEARCHPN
EU startet Jobportal: internationale Karriere für alle. WEB
Länderchefs fordern mehr Tempo von EU bei Förderprojekten. SZ
Sir Keir Starmer sets his sights on closer relationship with Europe if Labour win next election. SKY
Marktzugang: Die EU verschont die Schweizer Banken. HANDELSZEITUNG
Untersuchung: In der EU wird massenhaft Haifleisch gehandelt – selbst in Deutschland kommt es auf den Tisch. GEO
Mikrochips: Deutschland erhält 4 Milliarden aus EU-Programm. EURACTIV
EU-Marinewerften pochen auf Finanzinstrumente und klare Strategie. HANSAONLINE

Heads

Berîvan Aymaz: Kritikerin der europäischen Asylreform 

Berîvan Aymaz ist seit 2017 Abgeordnete des Landtags NRW und europapolitische Sprecherin der Grünen. Seit 2022 ist sie Vizepräsidentin des Landtags.

Berîvan Aymaz stammt aus einer Politikerfamilie. Schon ihr Vater war Bürgermeister in ihrer Geburtsstadt Bingöl in der Türkei. Jahrelang sei er der jüngste Bürgermeister des Landes gewesen, sagt Aymaz. Später wurde er Kulturattaché in der türkischen Botschaft in Bonn, 1978 zog Aymaz mit sechs Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland. “Ich konnte gar kein Deutsch”, erzählt sie im Gespräch in ihrem Wahlkreis. “Die Mutter einer Schulfreundin organisierte, dass ich mit der Tochter viermal die Woche Deutsch lernen konnte.”  

Eine Erfahrung, die auch später für ihre Zeit als flüchtlingspolitische Sprecherin wichtig war. “Das Engagement und die Hilfsbereitschaft von einzelnen Menschen sind sehr wichtig und solche Tandemprojekte sehr wertvoll. Sie bringen Menschen zusammen und erleichtern den neu Zugewanderten das Ankommen.” 

Generalsekretärin der Kurdischen Gemeinde

Aymaz absolvierte 1990 ihr Abitur in Köln-Kalk, fing danach ein Jurastudium an der Universität zu Köln an. Schon während des Studiums arbeitete sie als Übersetzerin. Zu der Zeit gründete sie die Kurdische Gemeinde Deutschland mit, war bis 2003 erste Generalsekretärin.

“Ich komme aus der Menschenrechtsarbeit und in diesem Kontext waren die Grünen bereits seit den 1990er-Jahren wichtige Bündnispartner*innen für meine politische Arbeit.” Sie habe sich damals regelmäßig mit führenden Grünen wie Claudia Roth ausgetauscht, sagt Aymaz. Sie wurde Mitglied der Partei, war im Rat der Stadt Köln und sitzt seit 2017 im Landtag von NRW. Seit Juni 2022 ist Aymaz auch Vizepräsidentin des Parlaments.  

“Europa lebt von den einzelnen Menschen”

Eine Idee zur Stärkung Europas von der schwarz-grünen Koalition in NRW sind “Europa-Schecks”. Bürgerinnen und Bürger sollen für europäische Projekte oder Veranstaltungen unbürokratisch Geld beantragen können. Insgesamt stehen eine Million Euro zur Verfügung.

Der Rechtsruck in Europa erfülle sie mit großer Sorge. “Umso wichtiger ist, dass wir die Europabildung kontinuierlich stärken. Denn Europa lebt von ganz unten, von den einzelnen Menschen”, sagt Aymaz. “Mit den Europa-Schecks wollen wir zivilgesellschaftliche Europaprojekte stärken. Ich hoffe, dass davon auch Migrant:innenverbände Gebrauch machen.” 

Gegen die Asylverschärfungen 

Aymaz ist eine prominente Kritikerin der europäischen Asylreform. Insbesondere kritisiert sie, dass noch nicht einmal Familien mit Kindern aus den haftähnlichen Lagern für Grenzverfahren ausgenommen werden sollen, wie sie in einem Interview mit Table.Media verdeutlichte.

“Ich setze und hoffe sehr auf eine Kurskorrektur durch das Europäische Parlament”, sagt sie. Es stehe noch der Trilog an, der Beschluss der EU-Innenminister sei nicht die finale Fassung. “Wir haben eine intensive Debatte zu der Frage geführt und auch zahlreiche grüne Abgeordnete aus dem Europaparlament haben klar gesagt, dass sie den Beschluss falsch finden.”

Auch der kleine Parteitag habe gezeigt, dass die Grünen geschlossen gegen den jetzigen Beschluss seien. “Wir Grünen sind eine Partei, die für die humanitären Werte und Solidarität steht.” Tom Schmidtgen

  • Asylpolitik
  • EU-Außenpolitik
  • Europäisches Parlament
  • Menschenrechte

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die Schwerpunkte der Debatten rund um den Green Deal haben sich etwas verlagert. Jetzt sind weniger Gebäude, Industrieanlagen und Autos im Blick. Dafür werden umso lebhafter die Folgen auf die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion diskutiert. Für die christdemokratische Parteienfamilie steht viel auf dem Spiel. EVP-Chef Manfred Weber weiß: Er kann nur dann mit seiner Fraktion wieder stärkste Kraft werden, wenn er bei den Europawahlen die Menschen im ländlichen Raum mobilisiert.   

    Die EVP will als Bauernpartei Europas wahrgenommen werden. Deswegen schlägt sie Europas Landwirten den “Farmers Deal” vor. Deswegen war es ihr so wichtig, dass Ursula von der Leyen bei der SOTEU in Straßburg jetzt erstmals seit vier Jahren die Lage der Bauern ansprach. Und deswegen veranstaltet sie heute in Brüssel eine große Landwirtschaftskonferenz.

    Die Kommissionspräsidentin spricht per Video-Schalte zu den Teilnehmern. Aus den Mitgliedstaaten sind Minister und Funktionäre mit EVP-Parteibuch geladen. Bei zwei Diskussionsrunden, moderiert von Norbert Lins, Chef des Agrarausschusses, und Herbert Dorfmann, EVP-Koordinator für Landwirtschaft, werden die EVP-Positionen herausgestellt zu den Themen: Welche Rolle soll der Umweltschutz in der Landwirtschaft spielen? Welche wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ziele werden angepeilt?

    Da geht es nicht nur um Visionen. Auch konkrete Aussagen werden erwartet. Wenn die Wahlen vorbei sind, geht das Parlament bald daran, die Weichen für die nächste Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu stellen. Das dürfte spannend werden.

    Ihr
    Markus Grabitz
    Bild von Markus  Grabitz

    Analyse

    Ukraine: Streit um Einfuhrverbot spitzt sich zu

    Die Spannungen um die Importe ukrainischer Agrarprodukte in die Europäische Union nehmen zu. Beim Treffen der EU-Agrarminister am gestrigen Montag in Brüssel stellte der polnische Landwirtschaftsminister Robert Telus vor Journalisten die Teilnahme Polens an der gemeinsamen Koordinierungsplattform infrage. Er befürchtet rechtliche Konsequenzen für sein Land. Die gemeinsame Koordinierungsplattform ist eine Zusammenkunft von EU-Ländern, die an der Grenze zu Ukraine liegen, mit Vertretern der Kommission und der Ukraine.

    Wenn wir auf dieser Plattform sind und die ukrainische Seite sagt, dass sie uns vor die WTO zitieren will, dann kann jede Aussage, die wir auf dieser Plattform machen, gegen uns verwendet werden”, sagte Telus. Kiew hat gegen Polen, die Slowakei und Ungarn wegen deren Importverbots für ukrainische Agrarprodukte Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) eingereicht.

    Ukraine betont Zuständigkeit der EU

    “Wir klagen vor der WTO gegen Polen, die Slowakei und Ungarn, weil die Handelspolitik in die ausschließliche Zuständigkeit der EU fällt. Das heißt, alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union sollten sich in der Handelspolitik koordinieren und einigen”, sagte Taras Vysotskyi, stellvertretender Minister im Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, zu Table.Media.

    Polen, die Slowakei und Ungarn halten an Einfuhrbeschränkungen von ukrainischem Getreide fest, obwohl eine entsprechende EU-Regelung vergangenen Freitag ausgelaufen war. Er sei “ziemlich zuversichtlich”, dass die Klage Erfolg haben werde, da die Maßnahmen der drei Länder “gegen internationales Handelsrecht” verstoßen würden, sagte Vysotskyi.

    Die Handelspolitik falle in die “ausschließlichen Zuständigkeiten” der Europäischen Kommission, betonte auch eine Kommissionssprecherin. Die Brüsseler Behörde werde daher die Maßnahmen der Ukraine sowie das Vorgehen Polens, der Slowakei und Ungarns bewerten. Derzeit gebe es keine “Kommentare” zu den Maßnahmen dieser drei Länder, fügte die Sprecherin hinzu. “Aber wir müssen betonen, dass unser Fokus jetzt darauf liegt, sicherzustellen, dass das System, das letzten Freitag angekündigt wurde, funktioniert.”

    EU-Agrarkommissar zeigt sich überrascht

    Taras Vysotskyi kündigte zudem an, dass er der Europäischen Kommission Maßnahmen “zur Kontrolle der Exporte” vorlegen werde, nannte aber keine Einzelheiten. Die Ukraine hat 30 Tage Zeit, um “alle rechtlichen Maßnahmen (einschließlich z. B. eines Systems von Exportlizenzen) […] einzuführen, um einen Anstieg der Getreidepreise zu verhindern”, so der Text, den die Brüsseler Exekutive am vergangenen Freitag veröffentlichte.

    Die Beschwerde der Ukraine war ein vorherrschendes Thema während des Rates der EU-Agrarminister, wie Agrarkommissar Janusz Wojciechowski vor Journalisten sagte. Er bezeichnete die Reaktion der Ukraine als “ziemlich überraschend” und betonte, dass die Ukraine ihre Exporte in die Europäische Union trotz des eingeführten Verbots steigern konnte.

    Wojciechowski sprach die Möglichkeit an, neue Routen zu den baltischen Staaten zu eröffnen, die sich nach seinen Angaben offen für diese Idee zeigen. “Aber diese neuen Routen bedeuten höhere Kosten, da sie die Transportkosten erhöhen werden.” Dieser Punkt müsse noch geklärt werden.

    “Klarer Bruch” mit der GAP

    Für die Europaabgeordnete Viola von Cramon (Grüne), stellvertretende Vorsitzende der Ukraine-Delegation des Europäischen Parlaments, ist die Entscheidung der drei Länder ein “klarer Bruch” mit der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und ein “erheblicher Bruch” mit der “Solidarität” der EU. Da sich diese Mitgliedstaaten nicht an die GAP und die auf dem Vertrag basierenden EU-Kompetenzen halten, “sollte die EU meiner Meinung nach prüfen, ob es genügend Gründe gibt, ein Vertragsverletzungsverfahren einzuleiten“, sagte sie Table.Media.

    “Positiv hervorzuheben ist, dass die Europäische Kommission erkannt hat, dass der Getreidehandel koordiniert werden muss”, sagte Norbert Lins, Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses des Europäischen Parlaments, zu Table.Media. “Besser wäre es aber gewesen, das Ausfuhrgenehmigungssystem zu installieren und dann die Grenzen zu öffnen. Hier wird der zweite Schritt vor dem ersten gemacht.”

    Sonderhilfen für die betroffenen Länder

    Im Mai hatte die Europäische Kommission beschlossen, die Ausfuhren von ukrainischem Weizen, Mais, Raps und Sonnenblumenkernen in fünf Nachbarländer zu blockieren: Polen, Ungarn, die Slowakei, Rumänien und Bulgarien. Diese hatten beklagt, dass die Exporte ihren heimischen Markt destabilisieren und die Einkommen ihrer Landwirte schmälern würden.

    Daher hatten sie schon ab Mitte April einseitig die Durchfuhr von ukrainischem Getreide durch ihr Hoheitsgebiet verboten. Angesichts dieser beispiellosen Situation hatte die Kommission die fünf Länder schließlich mit einer Sonderhilfe in Höhe von 100 Millionen Euro unterstützt, die durch ein auf diese fünf Mitgliedstaaten beschränktes Embargo ergänzt wurde.

    Wahlen in Polen und der Slowakei

    Bulgarien hatte bereits am vergangenen Donnerstag angekündigt, alle Beschränkungen aufheben zu wollen, doch Ungarn, Polen und die Slowakei gingen einen anderen Weg. Am Freitag, noch vor der Bekanntgabe der Entscheidung, hatte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán angekündigt, das Embargo fortzusetzen. Am Abend, nur wenige Minuten nach der Mitteilung der Kommission, zogen Polen und die Slowakei nach und forderten Brüssel damit offen heraus.

    Sowohl in Polen als auch in der Slowakei finden in den kommenden Wochen Wahlen statt. In Polen ist die Wählerbasis der Regierungspartei PiS vor allem in den landwirtschaftlichen Regionen stark. Am Dienstag schrieb Ministerpräsident Mateusz Morawiecki bei X (vormals Twitter), dass “solange die PiS regiert, wir den polnischen ländlichen Raum vor jeder Bedrohung schützen werden. Wir werden – im Gegensatz zu unseren Vorgängern – nicht zögern, Brüssel zu sagen: STOP”.

    Tatsächlich hat Polen bei der gestrigen Sitzung des Agrarrates das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur angesprochen und die Auswirkungen eines solchen Textes auf die Landwirte hervorgehoben. Und das, obwohl der Rat – ein außergewöhnlicher Vorgang in den interinstitutionellen Verhandlungen – einen ehrgeizigeren Text vorgelegt hat als jenen, den das Europäische Parlament verabschiedet hat.

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    WHO-Tabak-Rahmenabkommen nimmt E-Zigarette ins Visier

    Eine strengere Regulierung von E-Zigaretten, Tabakerhitzern (Heat-not-burn) und anderen neuartigen Tabak-Produkten soll im Mittelpunkt von künftigen WHO-Bestrebungen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs stehen. Dies geht aus der Position der EU für die zehnte Sitzung der Konferenz der Vertragsparteien (COP 10) des Rahmenübereinkommens der Weltgesundheitsorganisation zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (WHO-FCTC) hervor. Das Papier liegt Table.Media vor.

    Ein besonderes Augenmerk legt die EU auf die Regulierung von Einweg-E-Zigaretten. In ihrer Position heißt es: Die EU stelle fest, dass Einweg-E-Zigaretten “sowie auch Nikotinbeutel und andere tabakfreie Nikotinerzeugnisse künftig überwacht werden sollten”. Es gehe unter anderem um “eine strenge Regulierung (…) zum Schutz von Kindern und Jugendlichen”. Einweg-E-Zigaretten sind vor allem bei Jugendlichen beliebt. In der EU sollen Einweg-E-Zigaretten durch die Batterierichtlinie 2026 verboten werden.

    Leitlinien für die Mitgliedstaaten

    Die Konferenz findet vom 20. bis 25. November in Panama statt. Derzeit stimmt die Kommission ihre Position mit den Mitgliedstaaten ab. Sowohl die EU als auch die Mitgliedstaaten sind Vollmitglieder. Im Rahmen der WHO-FCTC werden Leitlinien beschlossen. Die Mitgliedstaaten sind gehalten, diese Leitlinien in Gesetzgebung umzusetzen.  

    Es wird damit gerechnet, dass die COP Beschlüsse zur Regulierung von Inhalten und der Deklaration von Tabakprodukten fasst. Außerdem sollen Leitlinien für Werbung und Marketing für Tabakprodukte beschlossen werden für:

    • Plattformen der sozialen Medien
    • Darstellungen von Tabak in den Unterhaltungsmedien einschließlich Filmen, Computerspielen, Fernsehsendungen, Streamingprogrammen, Musik und Videos   

    Ziel der EU bei der FCTC-Konferenz sei zu überprüfen, ob die Ergebnisse der Konferenz mit den Tabakgesetzen der EU übereinstimmten, heißt es in dem Positionspapier weiter. Die Kommission äußert sich in ihrer Position kritisch zu E-Zigaretten und neuartigen Tabakprodukten: Die EU nehme “mit Besorgnis den wachsenden Markt für neuartige und neu entstehende Tabakerzeugnisse, einschließlich erhitzter Tabakerzeugnisse, zur Kenntnis”.

    Kommission fordert Werbeverbot

    Bislang wurde in vielen Ländern vor allem Werbung und Sponsoring für Zigaretten und konventionelle Tabakprodukte stark eingeschränkt. In Deutschland etwa wurden Werbeverbote mit großer Verzögerung gegenüber vielen Vollmitgliedern des WHO-FCTC umgesetzt:

    • Anfang 2022 wurde Außenwerbung, Kinowerbung und das Sponsoring für herkömmliche Tabakerzeugnisse verboten.
    • Anfang 2023 trat das Werbeverbot für Tabakerhitzer in Kraft.
    • Bislang ist Werbung für E-Zigaretten und Liquids noch erlaubt. In Deutschland ist das Werbeverbot für E-Zigaretten bereits beschlossen und soll Anfang 2024 in Kraft treten.

    Bei der Konferenz sollen nun auf Ebene des FCTC Werbeverbote für E-Zigaretten und andere neuartige Tabakprodukte in den Blick genommen werden. Die Kommission fordert ein “umfassendes Verbot der Werbung für neuartige und neu entstehende Tabakerzeugnisse, einschließlich mit ihnen verwendeter Geräte, die ihren Konsum ermöglichen sollen”. Auch die Förderung des Verkaufs und des Sponsorings sollten eingeschränkt werden.

    EU räumt Versäumnisse bei Regulierung ein

    Die EU räumt in ihrer Position ausdrücklich Versäumnisse im Hinblick auf die Regulierung von neuartigen Tabakprodukten ein. Die Tabakindustrie habe “in der Zwischenzeit die Marktpräsenz neuartiger und neuer Tabakprodukte erhöhen” können. Und weiter: “Dies könnte zur Verzögerung der Vorbereitung und Durchführung wirksamer Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs in Bezug auf diese Erzeugnisse, einschließlich erhitzter Tabakerzeugnisse, geführt haben.”

    Die Kommission stellt fest, dass die WHO bislang noch nicht geklärt habe, ob es “bei der Verwendung erhitzter Tabakerzeugnisse zu einem Verbrennungsvorgang kommt”. Die Tabakbranche und viele wissenschaftliche Studien erklären, dass krebserregende Stoffe vor allem bei den Verbrennungsprozessen von Zigaretten und anderen klassischen Tabakprodukten freigesetzt werden.

    Der Konsum der E-Zigarette und neuartiger Tabakprodukte wie der Tabakerhitzer sei weniger gesundheitsschädlich, weil es dabei nicht zu Verbrennungsprozessen komme. Daher seien E-Zigarette und neuartige Tabakprodukte wie der Tabakerhitzer auch als Ersatzprodukt für suchtkranke Raucher geeignet, die den Ausstieg aus dem Zigarettenkonsum anders nicht schafften.

    Steuern auf neuartige Tabakprodukte

    In ihrer Stellungnahme bringt die Kommission an keiner Stelle zum Ausdruck, ob sie E-Zigaretten und andere neuartige Tabakprodukte für weniger gesundheitsschädlich hält als konventionelle Tabakprodukte. Vielmehr mahnt sie eine “angemessene Besteuerung” an. Steuern seien ein “wichtiges Instrument im Zusammenhang mit der Strategie zur Eindämmung des Tabakgebrauchs”.

    Die Kommission hatte angekündigt, noch in diesem Jahr einen Vorschlag für die Überarbeitung der Tabaksteuerrichtlinie zu machen. Bislang unterliegen E-Zigaretten und neuartige Tabakprodukte nur in einigen Mitgliedstaaten der Tabaksteuer – so etwa in Deutschland.

    Wie dem Papier der EU zu entnehmen ist, will die WHO finanzielle Beiträge bei den Unternehmen der Tabakbranche erheben. Mit den Geldern solle die Arbeit des FCTC unterstützt werden.

    Die Kommission hat am 7. September die Position der EU für die COP 10 beschlossen. Die Mitgliedstaaten haben die Position in der vergangenen Woche erhalten und sollten bis 18. September ihre ersten Kommentare abgeben. Die Mitgliedstaaten zeigten sich in der Ratsarbeitsgruppe verärgert, dass die Kommission ihre Position verzögert abgegeben habe.

    • Europäische Kommission

    Termine

    20.09.2023 – 09:30-17:00 Uhr, Luxembourg (Luxembourg)
    ENISA, Conference 8th eHealth Security Conference
    The EU Agency for Cybersecurity (ENISA) conference will focus on the implementation of the NIS2 Directive for the health sector as well as the pressing patient safety and privacy issues. INFO & REGISTRATION

    20.09.2023 – 10:00-11:00 Uhr, online
    GMF, Discussion Reflections on Innovation at OECD
    The German Marshall Fund (GMF) invites the former OECD director for science, technology and innovation to a discussion of global technological innovation, delving into the landscape and impact of digital policy. INFO & REGISTRATION

    20.09.2023 – 11:00-12:15 Uhr, online
    ECFR, Roundtable Taking stock and the way ahead: Realising the EU-Namibia Partnership
    Against the backdrop of the Memorandum of Understanding between the EU and Namibia, the European Council on Foreign Relations (ECFR) aims to facilitate dialogue between European and Namibian institutions, investors and the private sector to take stock of the implementation process and discuss a way forward. INFO & REGISTRATION

    20.09.2023 – 13:00-17:00 Uhr, Frankfurt
    ZIA, Seminar Fit für die CSRD – Fit für die Zukunft
    Der Workshop des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) vermittelt ein umfassendes Verständnis für die neuen Anforderungen der EU-Regulatorik CSRD. INFOS & ANMELDUNG

    20.09.2023 – 18:00-20:00 Uhr, online
    HWK, Seminar Lieferketten – Sorgfalt – Pflicht
    Die Handwerkskammer (HWK) Frankfurt-Rhein-Main wirft einen Blick auf das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und die daraus resultierenden Anforderungen an Handwerker. INFOS & ANMELDUNG

    20.09.2023 – 18:30-20:00 Uhr, Berlin
    KAS, Vortrag Europäische Rüstungskooperation – Wie wir Synergien heben können
    Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) veranstaltet ein Hintergrundgespräch zu europäischer Rüstungskooperation mit Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. INFOS & ANMELDUNG

    20.09.2023 – 19:45-20:45 Uhr, New York City (USA)/online
    ERCST, Discussion The role of CCS and removals in international carbon markets
    The European Roundtable on Climate Change and Sustainable Transition (ERCST) will take stock of the role and importance of CCUS technologies and removals in achieving net-zero goals through international cooperation and political support. INFO

    21.09.-22.09.2023, Segovia (Spanien)
    ENISA, Conference European Cybersecurity Skills Conference 2023
    This year’s EU Agency for Cybersecurity (ENISA) conference will discuss the ENISA Cybersecurity Skills Framework and address its role as part of the European Commission initiative the Cybersecurity Skills Academy. INFO

    21.09.-22.09.2023, Brühl
    Eco, Conference Internet Security Days
    Es treffen sich IT-Sicherheits-Experten und Anwenderunternehmen, um sich mit aktuellen Branchenthemen aus IT-Sicherheit, Computersicherheit und Datenschutz zu befassen. INFOS & ANMELDUNG

    21.09.2023 – 09:00-18:00 Uhr, Berlin/online
    TÜV, Konferenz Sustainability Conference 2023
    Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft diskutieren darüber, welche Stellschrauben gedreht werden müssen, um Deutschland auf dem 1,5-Grad-Pfad zu halten. INFOS & ANMELDUNG

    21.09.2023 – 09:00-12:30 Uhr, online
    ASEW, Workshop Workshop Wasserstoff
    Die Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung (ASEW) bietet eine Einführung in die wichtigsten Wissensinhalte aus den Bereichen Herstellung, Transport und Speicherung sowie Regulatorik von Wasserstoff. INFOS & ANMELDUNG

    21.09.2023 – 09:30-17:00 Uhr, Athen (Griechenland)
    ENISA, Conference European energy grids’ security in a changed landscape – closing the skills gap and getting prepared
    The EU Agency for Cybersecurity (ENISA) will bring together experts in the field of grid cybersecurity to discuss the latest developments and assess how realistic exercising can increase preparedness for cybersecurity incidents. INFO & REGISTRATION

    21.09.2023 – 18:00-20:00 Uhr, Berlin
    djb, Konferenz Für eine Europäische Union mit umfassendem Gewaltschutz für Frauen
    Der Deutsche Juristinnenbund (djb) gibt eine Stellungnahme zum EU-Richtlinienentwurf zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt und lädt anschließend zur Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen aus Politik und Zivilgesellschaft. INFOS & ANMELDUNG

    News

    Expertengruppe empfiehlt weitreichende EU-Reformen

    Eine deutsch-französische Expertengruppe hält institutionelle Reformen in der Europäischen Union für geboten. “Die EU ist nicht dafür bereit, neue Mitglieder willkommen zu heißen”, heißt es im Bericht der zwölf Fachleute, der unseren Kolleginnen und Kollegen von “Contexte” vorliegt. Europa-Staatsministerin Anna Lührmann (Grüne) und ihre französische Kollegin Laurence Boone hatten die Gruppe im Januar beauftragt, eigenständig Vorschläge zu erarbeiten. Sie wollen den Bericht am heutigen Dienstag beim Allgemeinen Rat in Brüssel diskutieren.   

    Die paritätisch besetzte Gruppe unter Leitung von Olivier Costa und Daniela Schwarzer empfiehlt insbesondere, vor der nächsten Erweiterung in allen verbliebenen Politikbereichen von Einstimmigkeit zu Abstimmung mit qualifizierter Mehrheit (QMV) und dem ordentlichen Gesetzgebungsverfahren unter Einbindung des Europaparlaments überzugehen. “Die Ausweitung des Vetorechts auf bis zu 10 neue Mitgliedstaaten könnte die EU lähmen”, schreiben sie.

    Dies solle möglichst mithilfe der Passerelle-Klauseln im Lissabon-Vertrag geschehen. Falls dies nicht möglich sei, empfiehlt die Gruppe einen schrittweisen Übergang in den aktuell noch einstimmig entschiedenen Politikfeldern Erweiterung und Rechtsstaatlichkeit, Außen- und Sicherheitspolitik sowie der Finanz- und Steuerpolitik.

    Sicherheitsnetz für kleinere Staaten

    Auch Bundeskanzler Olaf Scholz setzt sich dafür ein, die Mehrheitsentscheidungen auszuweiten. Vor allem kleinere Mitgliedstaaten mit wenig Stimmgewicht im Rat der EU befürchten aber, dass ihre Interessen dabei unter die Räder geraten.

    Die Fachleute wollen diese Sorgen über ein “Sicherheitsnetz” mildern: So soll ein Land beantragen können, eine Entscheidung auf die Ebene der Staats- und Regierungschef zu heben, wenn es “vitale nationale Interessen” berührt sieht. Beim Europäischen Rat herrscht der Grundsatz der Einstimmigkeit. Im Rahmen einer Änderung der EU-Verträge könnten zudem die bisherigen QMV-Schwellen angepasst werden. Auch sollten Länder die Möglichkeit haben, den Übergang zu QMV in einzelnen Politikfeldern nicht mitzugehen (Opt-out).

    Rechtsstaatsverfahren soll geschärft werden

    Die Frage der Entscheidungsfindung ist nur eine von vielen, mit denen sich die Expertengruppe beschäftigt hat. Um die Handlungsfähigkeit einer EU mit mehr als 27 Mitgliedstaaten zu gewährleisten, schlagen sie unter anderem vor:

    • das Europaparlament nicht über die aktuell 751 Sitze hinaus zu vergrößern
    • die Zahl der EU-Kommissare auf zwei Drittel der Mitgliedstaaten zu begrenzen oder ein hierarchisches Modell einzuführen
    • den halbjährlich rotierenden Vorsitz im Rat über fünf statt bislang drei Präsidentschaften (Quintett statt Trio) zu koordinieren
    • eine interinstitutionelle Vereinbarung zwischen Europäischem Rat und Europaparlament, wie nach der Europawahl 2024 der oder die Kommissionspräsident(in) ausgewählt werden soll
    • eine Aufwertung partizipatorischer Gremien wie der Bürgerpanel
    • eine Schärfung des Rechtstaatsverfahrens nach Artikel 7 und des Konditionalitätsmechanismus
    • eine Vergrößerung des EU-Budgets, auch durch neue Eigenmittel
    • unterschiedliche Integrationsgeschwindigkeiten mit vier unterschiedlichen Säulen. tho
    • EU-Erweiterung
    • Europapolitik
    • Europawahlen 2024

    NZIA: ENVI will Einschränkung für E-Fuels

    Im Net-Zero Industry Act (NZIA) will der Umweltausschuss des Parlaments die Definition von nachhaltigen alternativen Kraftstoffen als Netto-Null-Technologien auf E-Fuels für Luft- und Schiffsverkehr beschränken. Das geht aus dem Kompromissantrag von EVP, S&D, Renew, Grünen und Linken hervor, über den der ENVI am morgigen Mittwoch abstimmen soll. Der betroffene Artikel 3 gehört allerdings zu jenen, in denen der Umweltausschuss geteilte Kompetenz mit dem Industrieausschuss hat.

    Keine abschließende Einigung konnte lediglich bei der Rolle der Kernenergie erzielt werden. Atomenergie wurde aus der Liste der Netto-Null-Technologien gestrichen. EVP, Renew und EKR werden allerdings einen alternativen Änderungsantrag zur Abstimmung stellen, in dem Kernenergie doch enthalten ist.

    Das CO2-Speicherziel für 2030 will der ENVI gerne auf 60 Millionen Tonnen pro Jahr erhöhen, gegenüber 50 Millionen aus dem Kommissionsvorschlag. Allerdings ist dafür eine Revisionsklausel vorgesehen – unter anderem abhängig davon, wie viel Speicherkapazität die Mitgliedstaaten tatsächlich zur Verfügung stellen können. ber

    • E-Fuels
    • Net Zero Industry Act

    Lemke fordert Neuausrichtung der GAP

    Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat im Table.Media-Interview eine bessere EU-Förderung für die Umweltleistungen von Mooren und Wäldern gefordert. Eine solche dauerhafte Finanzierung müsse durch die EU-Agrarförderung der GAP berücksichtigt werden. Bisher werde pro Hektar ausgezahlt, ohne Rücksicht auf trockene oder vernässte Böden, die zum Beispiel mehr CO₂ binden.

    “Ein solches Umsteuern hat in der EU bereits begonnen, mit Blick auf die Stärkung von Natur- und Umweltschutz. Ich finde es richtig, öffentliches Geld für öffentliche Leistung auszugeben”, sagte Lemke.

    Neue Konzepte für alte Wirtschaftsmodelle

    Im Rahmen der Klimaanpassungswoche der Bundesregierung erläuterte die Grünen-Ministerin unter anderem, wie Anpassungsmaßnahmen und sogenannte “nature based solutions” mit einer für Landwirte profitablen Agrarwirtschaft einhergehen sollen. Man habe über Jahrhunderte gegen die Natur gewirtschaftet. “Eine so lange Entwicklung, die ja auch viel Wohlstand geschaffen hat, ändert man nicht mit einer kurzen, schnellen Bremsung.”

    Es brauche daher überzeugende Konzepte. Das gelte besonders für all jene, die mit den alten Wirtschaftsmodellen ihren Lebensunterhalt verdienen, etwa weil sie auf einem trockengelegten Moor einen Landwirtschaftsbetrieb haben. “Dafür brauchen wir Finanzierung.” Mittelfristig solle dies auch in die europäische Agrarförderung einfließen, forderte Lemke. bpo/luk

    • Agrarpolitik
    • GAP
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    • Naturschutz

    Berlin beantragt erstmals Gelder aus Aufbaufonds

    Nach den meisten anderen Mitgliedstaaten hat nun auch Deutschland einen ersten Zahlungsantrag eingereicht, um Gelder aus dem Aufbaufonds Next Generation EU zu erhalten. Dieser umfasse knapp vier Milliarden Euro an Zuschüssen aus der Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF), teilte die EU-Kommission mit. Die Mittel flössen unter anderem in die Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität, die Wasserstoffforschung und die Förderung der Mikroelektronik.

    Insgesamt sieht der ARF für Deutschland Zuschüsse in Höhe von 28 Milliarden Euro vor. Bislang hatte sich die Bundesregierung schwergetan, die für die Auszahlung nötigen Meilensteine und Zielwerte zu erreichen. Die Zahlungen aus der ARF sind an diese Vorleistungen geknüpft. Nun hat die Kommission zwei Monate Zeit, den Antrag zu prüfen.

    Die Bundesregierung hat zudem ihren nationalen Aufbauplan an einigen Stellen überarbeitet. Dieser umfasst laut Kommission nun zusätzliche Mittel für die Ausweitung eines Programms zur Förderung des Kaufs von E-Autos sowie eine neue Maßnahme zur finanziellen Unterstützung von umweltfreundlichen Fernwärmenetzen. tho

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    Jourová kritisiert Chinas Anti-Spionage-Gesetz

    EU-Kommissarin Věra Jourová hat bei ihrem Besuch in Peking Kritik am kürzlich verschärften chinesischen Anti-Spionage-Gesetz geäußert. Das Gesetz bringe Schwierigkeiten für europäische Firmen mit sich, ihre Industriedaten richtig nutzen zu können, sagte Jourová im Auftrag der EU-Kommission im Gespräch mit Vize-Premier Zhang Guoqing.

    Die neue Gesetzeslage, die bisher vage gehalten ist, macht es schwieriger, Daten weiterzugeben. Jourová traf sich mit Zhang für einen Dialog über Digitales. Es war das erste Treffen seit 2020. Beide Seiten tauschten sich demnach auch zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) aus. Die Kommissarin stellte die Entwicklungen des EU-Gesetzes über künstliche Intelligenz vor. Jourová betonte demnach die Wichtigkeit einer ethischen Nutzung der Technologie unter Achtung der Menschenrechte.

    Schulungen zur Produktsicherheit

    Beide Seiten begrüßten die Unterzeichnung des Aktionsplans zur Sicherheit online verkaufter Produkte. Ziel des Aktionsplans ist es, den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Kommission und der Zollverwaltung Chinas (GACC) weiter zu verbessern.

    Beide Parteien vereinbarten demnach, sich regelmäßig zu online verkauften Produkte auszutauschen, die als unsicher gelten. Dazu soll es Workshops zum Austausch von Informationen und Wissen über die jeweilige Gesetzesgrundlage und auch Schulungen zu EU-Produktsicherheitsvorschriften für Unternehmen geben. Für den Verbraucherschutz sei das ein wichtiger Schritt, sagte Jourová. 

    Ihr Kollege Valdis Dombrovskis wird in der kommenden Woche ebenfalls in Peking sein. Der Handelskommissar werde vom 23. bis 26. September die chinesische Hauptstadt besuchen, hieß es aus der EU-Direktion für Handel. ari

    • China
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    • Europäische Kommission
    • Vera Jourova

    Kvarnström wird neuer EEAS-Asien-Direktor

    Der schwedische Diplomat Niclas Kvarnström wird der neue Direktor der Asien-Abteilung des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EEAS). Das bestätigte Kvarnström am Montag Table.Media. Zuerst hatte “Politico” über die Personalie berichtet. Ein genaues Datum für den Einstieg ist laut Kvarnström noch nicht festgelegt.

    Derzeit ist Kvarnström Leiter der Asien-Pazifik-Abteilung des schwedischen Außenministeriums. Zuvor war er von 2018 bis 2021 schwedischer Botschafter in Singapur und hatte weitere Positionen mit Asien-Bezug innerhalb des Ministeriums inne.

    Diplomat mit China-Expertise

    Kvarnström kann China-Expertise vorweisen: Er hat Chinesisch an der britischen Oxford-Universität und an der Taiwan Normal University studiert. Er folgt Gunnar Wiegand nach. Während der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft in der ersten Jahreshälfte hatte Kvarnström das Ministertreffen zum Indopazifik mitorganisiert.

    Im engeren Rennen um den Posten waren neben Kvarnström auch Paola Pampaloni, die aktuelle Vize-Direktorin der Abteilung, und die lettische Diplomatin Baiba Braže, die bis Juli stellvertretende Generalsekretärin bei der Nato war. ari

    Presseschau

    EU Landwirtschaft: Özdemir warnt vor Teilzeit-Solidarität mit Kiew. STUTTGARTER
    Flutkatastrophe: EU stellt Libyen weitere 5,2 Millionen Euro zur Verfügung. DEUTSCHLANDFUNK
    In der EU untergetaucht: Kiew sucht 650.000 verschwundene Wehrpflichtige. RND
    Flucht und Migration: neuer Anlauf für eine gemeinsame EU-Asylpolitik? TAGESSCHAU
    EU-Flüchtlingspolitik: Alte Scheinlösungen für neue Aktionspläne. NDR
    Skandal vor Parlamentswahl: EU-Visa gegen Schmiergeld – Polens Regierung unter Druck. NTV
    Die Fronten im Streit um die EU-Finanzen verlaufen wie in der Eurokrise. FAZ
    Bruegel-Studie: Neue EU-Schuldenregeln entlasten hoch verschuldete Staaten. HB
    Land zwischen EU und Russland: Georgien unterstellt Ukraine Umsturz-Pläne. NTV
    EU will “wahrscheinlich krebserregendes” Glyphosat offenbar wieder für 15 Jahre zulassen. MERKUR
    EU “working on” investment pathway for university alliances. RESEARCHPN
    EU startet Jobportal: internationale Karriere für alle. WEB
    Länderchefs fordern mehr Tempo von EU bei Förderprojekten. SZ
    Sir Keir Starmer sets his sights on closer relationship with Europe if Labour win next election. SKY
    Marktzugang: Die EU verschont die Schweizer Banken. HANDELSZEITUNG
    Untersuchung: In der EU wird massenhaft Haifleisch gehandelt – selbst in Deutschland kommt es auf den Tisch. GEO
    Mikrochips: Deutschland erhält 4 Milliarden aus EU-Programm. EURACTIV
    EU-Marinewerften pochen auf Finanzinstrumente und klare Strategie. HANSAONLINE

    Heads

    Berîvan Aymaz: Kritikerin der europäischen Asylreform 

    Berîvan Aymaz ist seit 2017 Abgeordnete des Landtags NRW und europapolitische Sprecherin der Grünen. Seit 2022 ist sie Vizepräsidentin des Landtags.

    Berîvan Aymaz stammt aus einer Politikerfamilie. Schon ihr Vater war Bürgermeister in ihrer Geburtsstadt Bingöl in der Türkei. Jahrelang sei er der jüngste Bürgermeister des Landes gewesen, sagt Aymaz. Später wurde er Kulturattaché in der türkischen Botschaft in Bonn, 1978 zog Aymaz mit sechs Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland. “Ich konnte gar kein Deutsch”, erzählt sie im Gespräch in ihrem Wahlkreis. “Die Mutter einer Schulfreundin organisierte, dass ich mit der Tochter viermal die Woche Deutsch lernen konnte.”  

    Eine Erfahrung, die auch später für ihre Zeit als flüchtlingspolitische Sprecherin wichtig war. “Das Engagement und die Hilfsbereitschaft von einzelnen Menschen sind sehr wichtig und solche Tandemprojekte sehr wertvoll. Sie bringen Menschen zusammen und erleichtern den neu Zugewanderten das Ankommen.” 

    Generalsekretärin der Kurdischen Gemeinde

    Aymaz absolvierte 1990 ihr Abitur in Köln-Kalk, fing danach ein Jurastudium an der Universität zu Köln an. Schon während des Studiums arbeitete sie als Übersetzerin. Zu der Zeit gründete sie die Kurdische Gemeinde Deutschland mit, war bis 2003 erste Generalsekretärin.

    “Ich komme aus der Menschenrechtsarbeit und in diesem Kontext waren die Grünen bereits seit den 1990er-Jahren wichtige Bündnispartner*innen für meine politische Arbeit.” Sie habe sich damals regelmäßig mit führenden Grünen wie Claudia Roth ausgetauscht, sagt Aymaz. Sie wurde Mitglied der Partei, war im Rat der Stadt Köln und sitzt seit 2017 im Landtag von NRW. Seit Juni 2022 ist Aymaz auch Vizepräsidentin des Parlaments.  

    “Europa lebt von den einzelnen Menschen”

    Eine Idee zur Stärkung Europas von der schwarz-grünen Koalition in NRW sind “Europa-Schecks”. Bürgerinnen und Bürger sollen für europäische Projekte oder Veranstaltungen unbürokratisch Geld beantragen können. Insgesamt stehen eine Million Euro zur Verfügung.

    Der Rechtsruck in Europa erfülle sie mit großer Sorge. “Umso wichtiger ist, dass wir die Europabildung kontinuierlich stärken. Denn Europa lebt von ganz unten, von den einzelnen Menschen”, sagt Aymaz. “Mit den Europa-Schecks wollen wir zivilgesellschaftliche Europaprojekte stärken. Ich hoffe, dass davon auch Migrant:innenverbände Gebrauch machen.” 

    Gegen die Asylverschärfungen 

    Aymaz ist eine prominente Kritikerin der europäischen Asylreform. Insbesondere kritisiert sie, dass noch nicht einmal Familien mit Kindern aus den haftähnlichen Lagern für Grenzverfahren ausgenommen werden sollen, wie sie in einem Interview mit Table.Media verdeutlichte.

    “Ich setze und hoffe sehr auf eine Kurskorrektur durch das Europäische Parlament”, sagt sie. Es stehe noch der Trilog an, der Beschluss der EU-Innenminister sei nicht die finale Fassung. “Wir haben eine intensive Debatte zu der Frage geführt und auch zahlreiche grüne Abgeordnete aus dem Europaparlament haben klar gesagt, dass sie den Beschluss falsch finden.”

    Auch der kleine Parteitag habe gezeigt, dass die Grünen geschlossen gegen den jetzigen Beschluss seien. “Wir Grünen sind eine Partei, die für die humanitären Werte und Solidarität steht.” Tom Schmidtgen

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