wenn es nach Ursula von der Leyen geht, wird der Tunesien-Deal die “Blaupause” zur Bekämpfung der illegalen Migration in die EU. Das schreibt die Kommissionspräsidentin in einem Brief an die Staats- und Regierungschefs, der Table.Media vorliegt. Das Schreiben dient der Vorbereitung auf den EU-Gipfel, der ab Donnerstag stattfindet und bei dem Kommission und schwedische Ratspräsidentschaft Rechenschaft in der Migrationspolitik ablegen wollen.
Tunesien-Deal? Darunter ist das Partnerschaftsabkommen zu verstehen, das die Kommissionspräsidentin sowie die Ministerpräsidenten von Italien und den Niederlanden, Giorgia Meloni und Marc Rutte, bei ihrem gemeinsamen Besuch am 11. Juni in Tunis eingefädelt haben.
Noch ist der Deal nicht perfekt, aber die Kommission arbeitet unter Hochdruck daran. Die Vereinbarung erinnert an das Abkommen mit der Türkei aus dem Jahr 2016, das die illegale Migration über die Ägäis unterbunden hat: Im Geleitzug mit Geld, Ausbau des Handels und wirtschaftlicher Zusammenarbeit etwa bei den Erneuerbaren soll eine Partnerschaft zur Bekämpfung des Menschenhandels geschlossen werden. Inklusive robuster Grenzschutz, Programme zur Rückführung von Tunesien aus in die Heimatländer der Geflüchteten, aber auch aus der EU nach Tunesien.
Blaupause klingt so, als habe die Kommissionspräsidentin Länder für weitere Abkommen im Blick. Vielleicht wissen wir nach dem Gipfel mehr.
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Nach dem Putschversuch der Privatmiliz Wagner gegen die Armeeführung in Russland hat die russische Regierung am Montag vor allem versucht, Normalität zu simulieren. Das Regierungskabinett unter Leitung des Premierministers Michail Mischustin versicherte, dass es keine größeren gesellschaftlichen Folgen der Ereignisse vom Wochenende gebe. Das Bemerkenswerte daran, erläuterten die russischen Kreml-Kenner Farida Rustamowa und Maxim Towkajl, sei, dass die Kabinettssitzung öffentlich gezeigt wurde. Für gewöhnlich gebe es davon keine Bilder.
Am Montag nach dem Wochenende drängen drei Fragen in den Vordergrund:
Zahlreiche Fachleute für die russische Innenpolitik verwiesen gestern einerseits auf die geschwächte Position Putins, zugleich aber auch darauf, dass das Schicksal des Wagner-Anführers Jewgeni Prigoschin noch nicht entschieden sei. “Er ist nun ein politischer Akteur, das Regime muss einen Weg finden, mit ihm umzugehen”, erläutert die im Berliner Exil lebende Ekaterina Schulmann gegenüber der Financial Times. Im Gespräch mit Table.Media sagte sie: “Putins System zerfällt. Langsam oder schnell – das ist unklar, nur der Weg ist klar: Es geht bergab.”
Am späten Montagabend meldete sich Präsident Wladimir Putin selbst zu Wort und machte in einer gut fünfminütigen Ansprache klar, dass die Tage der privaten Miliz Wagner in Russland gezählt sind. Er versprach zwar, sein Wort zu halten, keine Strafen für die Aufständischen zu verhängen. Doch für die Zukunft der Söldner gebe es nur drei Optionen: Vertrag mit dem Verteidigungsministerium; Ende des aktiven Dienstes oder Auswandern nach Belarus. In dem Land des Diktators Alexander Lukaschenko sollen offenbar schon Vorbereitungen für die Aufnahme Tausender Wagner-Kämpfer laufen.
Prigoschin selbst trat am Montagnachmittag über seinen Telegram-Kanal wieder in Erscheinung – mit einer überraschend banalen Nachricht: Sein “Marsch der Gerechtigkeit” sei eine Antwort auf den Versuch des Verteidigungsministers gewesen, die Kontrolle über Wagner zu erlangen. Keine lauten Forderungen mehr, keine Beleidigungen, keine Vorwürfe. So spricht jemand, der sich rechtfertigt.
Ob der Aufstand mit immerhin mehreren Dutzend Toten auf der Seite des russischen Militärs und Wagner ganz folgenlos bleibt, ist noch nicht absehbar. Erste Namen für eine Erneuerung an der Spitze des russischen Verteidigungsministeriums tauchten gestern jedenfalls auf: Der jetzige Vize-Minister und Gouverneur der Region Tula, Aleksej Djumin, könnte Sergej Schoigu beerben. General Sergej Surowikin könnte den jetzigen Chef des Generalstabs, Waleri Gerassimow, ablösen. Sollten Schoigu und Gerassimow gehen, hätte Prigoschin doch ein wichtiges Ziel erreicht.
Fraglich ist auch, ob die Ukraine aus der kurzzeitig chaotischen Situation einen Vorteil ziehen kann. “Je länger der Putsch gedauert hätte, desto besser wäre es gewesen”, sagte der russischsprachige, israelische Militär-Analyst Ygal Levin, der in Kiew lebt und für ukrainische Medien die Lage an der Front analysiert. In jedem Fall sei es hilfreich, dass die russische Armee bei der Niederschlagung des Aufstandes weitere Hubschrauber verloren habe.
Wenn der kurzzeitige Aufstand nur ein Sturm im Wasserglas war, dann wird dies zumindest vorerst keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Krieg in der Ukraine haben. Für die Regierungen in der EU und Washington gibt es vorerst auch wenig Gewinn aus der Situation. Der Westen müsse eher langfristig eine demokratische Elite in Russland fördern, sagte der politische Analyst Kirill Shamiev auf Nachfrage. “Der Westen muss signalisieren, dass er diejenigen unterstützten will, die eine Demokratisierung im politischen Leben Russlands wollen.” Shamiev spielt damit auf die am Wochenende vielfach unter russischen Exilanten geäußerte Kritik an, dass im Land keine pro-demokratischen Kräfte auf den Aufstand reagiert hätten.
Noch ist unklar, wie geschwächt Putin tatsächlich ist. Alexey Yusupov, Leiter des Russland-Programms der Friedrich-Ebert-Stiftung, geht aber davon aus, dass nun politische Säuberungen zunehmen: “Was also folgen wird, wenn es Putin gelingt, diesen Aufstand niederzuschlagen, ist eine Säuberungswelle”, sagte er unmittelbar nach Beginn des Aufstands im Gespräch mit Table.Media. “Die Hardliner werden die vermeintlich Unzuverlässigen in der politischen Elite, im Militär, im öffentlichen Raum zu beseitigen versuchen, sie aus ihren Funktionen entfernen oder sie verhaften, oder sich ihrer ganz entledigen”, sagte Yusupov. Er vermutet, dass “eine Verschärfung des polizeistaatlichen Charakters des Systems” folgen wird.
Immerhin, eine gute Nachricht gab es am Montag. Serbien hat drei mutmaßlich entführte Polizisten des Kosovo freigelassen und damit einen Beitrag zur Deeskalation mit Pristina geleistet. Aber nicht einmal diesen Erfolg konnte Josep Borrell ganz für sich beanspruchen, als er am Montag die Außenministerinnen und Außenminister zum festgefahrenen Dialog zwischen Belgrad und Pristina informierte. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter behauptete Ungarns Premierminister Viktor Orbán, die Freilassung bei Serbiens Präsidenten Aleksandar Vučić erwirkt zu haben.
Borrell und sein Sonderbeauftragter Miroslav Lajčák scheinen derzeit keine glückliche Hand zu haben. Die Mitgliedstaaten seien bereit, Strafmaßnahmen zu ergreifen, falls dies nötig sei, um den Dialog über eine Normalisierung zwischen Belgrad und Pristina voranzubringen, sagte Borrell nach der Aussprache. Als nächste Schritte erwartet der EU-Außenbeauftragte, dass die Wahl der Bürgermeister in vier Gemeinden im Norden des Kosovo wiederholt wird und die Angehörigen der serbischen Minderheit sich diesmal beteiligen.
Der Belgrad-Pristina-Dialog hat es schon lange nicht mehr so prominent auf die Agenda der Außenminister geschafft. Statt Annäherung und Normalisierung drohte zuletzt sogar die Gefahr einer Neuauflage bewaffneter Konfrontation. Beim jüngsten Krisentreffen vergangene Woche in Brüssel wollten sich Kurti und Vučić nicht einmal mehr zusammen an einen Tisch setzen.
Die Verantwortung für die Konfrontation der vergangenen Wochen wird im Umfeld von Chefdiplomat Borrell klar bei Albin Kurti gesehen. Kosovos Regierungschef habe mit seiner sturen Haltung gegenüber Belgrad die Eskalation ausgelöst, melden auch die Botschafter aus der Region in die Hauptstädte.
Doch stimmt das Narrativ auch? Im Kreis der Mitgliedstaaten steht man zwar zu Borrell und zu seinem Sonderbeauftragten Lajčák. Aber aus dem EU-Parlament gibt es durchaus Kritik an der Leistung der Vermittler. Der Kurs von Lajčák und Borrell habe sich als falsch erwiesen, sagt etwa der österreichische EU-Abgeordnete Lukas Mandl, Mitglied der Delegation, die auch für die Beziehungen zu Kosovo zuständig ist. Der Scherbenhaufen sei angerichtet, Ursula von der Leyen müsse das Dossier schleunigst zur Chefsache machen und den Schlingerkurs der EU beenden.
Klar habe auch Albin Kurti Fehler gemacht. Aber Kosovo befinde sich grundsätzlich auf dem richtigen, proeuropäischen Weg – anders als Serbien. Lukas Mandl wirft den Vermittlern “Appeasement gegenüber der serbischen Führung” vor, auch weil das Ziel des Dialogs nie klar angesprochen worden sei: “Wir fordern im Parlament einen klaren Kurs für die Anerkennung des Kosovo.”
Das Vermittlerduo setze stattdessen auf Konzessionen gegenüber Belgrad und betreibe Verzögerungstaktik. Serbien habe die Russlandsanktionen nicht übernommen, zuletzt die Umgehung der Strafmaßnahmen noch gefördert, Demonstrationen von Kriegstreibern zugelassen und den Eindruck erweckt, dass Putin auf der Seite der Serben stehe, konstatiert Lukas Mandl. Das sei alles ohne Konsequenzen für die Beitrittsverhandlungen geblieben. Die EU-Kommission verliere sich in ihren Fortschrittsberichten in technischen Details und ignoriere das große Bild. Die Führung in Belgrad belüge ihre eigene Bevölkerung, dass Kosovo Teil Serbiens sei und verhindere mit diesem Fantasiegebilde, dass das Land sein Potenzial als Wirtschaftsmotor der Region entwickeln könne, sagt Mandl.
Ähnlich sieht es Reinhard Bütikofer von den Grünen. Borrell und Lajčák hätten von Anfang an ein Glaubwürdigkeitsproblem gehabt, da der Spanier und der Slowake aus der kleinen Minderheit der EU-Staaten kommen, die Kosovo selber bisher nicht anerkannt haben. Das könne aber nicht entschuldigen, dass der Chefdiplomat und sein Sonderbeauftragter mit “einer Einseitigkeit sondergleichen” zugunsten Belgrads unterwegs seien.
Albin Kurti habe durchaus einen Fehler gemacht, als er versucht habe, mit geringer Beteiligung gewählte Bürgermeister im Norden des Kosovo mit Polizeischutz in ihre Ämter zu bringen. Die Beteiligung sei aber deshalb so niedrig gewesen, weil die Serben auf Druck und unter Todesdrohungen aus Belgrad die Wahl boykottiert hätten. Und dies, nachdem die Europäer Pristina gedrängt hätten, die Wahl noch einmal zu verschieben.
Für Bütikofer ist deshalb klar, dass die Eskalation die Folge der Obstruktionspolitik aus Belgrad ist. Die EU drohe nun Albin Kurti mit Strafmaßnahmen, nachdem sie Aleksandar Vučić zehn Jahre lang alles habe durchgehen lassen: “Die Provokationen aus Belgrad gehen auf keine Kuhhaut.” Die EU und die USA glaubten in einer Art Torschlusspanik, Alexander Vučić werde ohne Appeasement ganz ins Putin-Lager wechseln.
Serbiens Präsident zeige dem Westen den Mittelfinger und nutze die Spielräume, um Putins Einfluss auf dem Westbalkan zu organisieren. Kurios findet der EU-Abgeordnete Klagen, Kurti sei nicht so bestechlich wie seine Vorgänger und deshalb weniger einfach unter Druck zu setzen. Das EU-Parlament, sagt auch Reinhard Bütikofer, müsse die EU-Vermittler stoppen.
28.06.-29.06.2023, Brüssel (Belgien)/online
EC, Conference European Defence Fund Info Days
The European Commission’s (EC) Directorate-General for Defence Industry and Space (DG DEFIS) will present the European Defence Fund 2023 call for proposals and explain the submission process. INFO & REGISTRATION
28.06.2023 – 09:00-17:00 Uhr, Brüssel (Belgien)
CEA-PME, Conference SME2B Business Forum Europe: New Energy for SME and Mid-Caps
The Confédération Européenne des Associations de Petites et Moyennes Entreprises (CEA-PME) will hold its annual European Business Forum, involving policy, geostrategic, innovation and business dialogues on an SME-friendly European Green Transition. INFO & REGISTRATION
28.06.2023 – 09:30-17:30 Uhr, Brüssel (Belgien)
ThinkYoung, Conference Europe’s tomorrow: vaccination and prevention summit
The summit gathers policymakers, health experts, start-ups, and civil society organisations to discuss the challenges in the area of vaccinations and prevention both at European and national level in a series of panel discussions and exhibitions. INFO & REGISTRATION
28.06.2023 – 10:00-11:30 Uhr, online
Eco, Seminar Aktuelle Entscheidungen des EuGH – Rechtsprechung und praktische Auswirkungen
Das Webinar stellt die wesentlichen Aspekte und Hintergründe aktueller Entscheidungen des Europäischen Gerichtshof (EuGH) unter anderem zur DSGVO vor. INFOS & ANMELDUNG
28.06.2023 – 14:00-15:30 Uhr, online
EUI, Panel Discussion The revision of REMIT: making it future-proof
The European University Institute (EUI) is hosting a debate on the EU Regulation on wholesale energy market integrity and transparency (REMIT) and the role of the Agency for the Cooperation of Energy Regulators (ACER) in the future REMIT framework. INFO & REGISTRATION
28.06.2023 – 15:00-17:30 Uhr, Brüssel (Belgien)/online
BEUC, Panel Dicussion Who decides what you eat? The power of food environments on consumer diets
The European Consumer Organisation (BEUC) will launch a new report and promote expert voices on the issues and examples of the power of food environments on consumer behaviours. INFO & REGISTRATION
28.06.2023 – 17:30-21:30 Uhr, Brüssel (Belgien)
RLS, Podiumsdiskussion Regimechange vertagt! – Gründe und Ursachen für das Scheitern der oppositionellen Kräfte in der Türkei
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) diskutiert mit Expertinnen und Experten aus der Politik über die Ursachen und Gründe für das Scheitern der Opposition in der Türkei mit anschließender Filmvorführung. INFOS & ANMELDUNG
28.06.2023 – 18:00-20:30 Uhr, Berlin/online
EK, Diskussion European Green Deal – Keine Energie mehr?
Die Vertretung der Europäischen Kommission diskutiert im Rahmen der Veranstaltungsreihe Europa-Dialog mit der Europaabgeordneten Jutta Paulus und Robert Gampfer, Klimareferent der Kommission, über den Klimaschutz in der EU, speziell über die Transformation des Energiesektors. INFOS & ANMELDUNG
28.06.2023 – 19:00 Uhr, Stuttgart/online
KAS, Diskussion Europa, USA und China – Ein Prüfstein für das transatlantische Verhältnis?
Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) ist Gastgeberin einer Diskussion zum Konflikt zwischen den USA und China. Dabei geht es um die Frage: Wie sollen sich Deutschland und Europa in diesem Konflikt positionieren? INFOS & ANMELDUNG
28.06.2023 – 19:00-20:30 Uhr, Chemnitz
KAS, Vortrag Renaissance der nuklearen Abschreckung – Folgen für Europa und das globale Non-Proliferationsregime
Im Rahmen der Vortragsreihe “Deutschland und Europa in der Zeitenwende” der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hält Jonas Schneider von der Stiftung Wissenschaft und Politik einen Vortrag über die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die nukleare Abschreckung. INFOS & ANMELDUNG
29.06.-30.06.2023, online
Deutsche Medienakademie, Seminar KI im Technischen Service für Industrie 4.0
Das Online-Training schult KI-Expertinnen und Experten für den Dienstleistungsbereich mit Schwerpunkt auf konkrete Anwendungsfälle im Bereich Technischer Service. INFOS & ANMELDUNG
29.06.2023 – 08:00-12:30 Uhr, Garlstadt
KAS, Seminar Die transatlantische Solidarität und aktuelle Krisenherde der Welt
Das Seminar der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) richtet sich an Bundeswehrangehörige und behandelt die werteorientierte Politik der EU und der NATO im Konflikt mit der Machtpolitik autoritärer Regime.
INFOS
29.06.2023 – 08:15-09:30 Uhr, München
Europäische Akademie, Roundtable Good Morning Europe: Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel – ein Blick auf das Europäische Jahr der Kompetenzen
Der EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte, Nicolas Schmitt, und der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer München, Frank Hüpers, geben Impulse zum Thema Fachkräftemangel in Europa mit anschließender Diskussion. INFOS & ANMELDUNG
29.06.2023 – 10:15-16:15 Uhr, Haiger
Eco, Diskussion IIoT in der Praxis – Essenzielle Bausteine der Industrie 4.0
Die Veranstaltung bietet Impulsvorträge zu aktuellen IIoT-Fragen, eine Besichtigung des Werkes von Rittal GmbH und eine Diskussionsrunde zu den wegweisenden Themen für die Industrie 4.0. INFOS & ANMELDUNG
29.06.2023 – 14:30-15:45 Uhr, Brüssel (Belgien)
CEPS, Panel Discussion War in Ukraine and the rebirth of the West: Is the EU a pole in the new multipolar world?
The Centre for European Policy Studies (CEPS) is hosting a panel discussion to wrap up its Euro-Atlantic Triangle project and debate what the EU can contribute to an international order in transition. INFOS & ANMELDUNG
29.06.2023 – 15:00-17:00 Uhr, Brüssel (Belgien)/online
ERCST, Discussion The paths to decarbonized and sustainable transport
This European Roundtable on Climate Change and Sustainable Transition (ERCST) event aims to discuss the position of the Parliament’s ENVI committee on the Commission’s proposal for strengthening the CO2 standards for new heavy-duty vehicles. INFO & REGISTRATION
29.06.2023 – 19:00 Uhr, Berlin
Schwarzkopf-Stiftung, Vortrag EU vs. KI – Innovationsbremser oder erforderliche Kontrolle?
Die Schwarzkopf-Stiftung lädt zum Vortrag mit anschließender Diskussion über die Rolle und Regulierung von Künstlicher Intelligenz in Deutschland und Europa ein, unter anderem mit dem Europaabgeordneten Sergey Lagodinsky (Grüne). INFOS & ANMELDUNG
29.06.2023 – 19:30-21:00 Uhr, Berlin
HBS, Podiumsdiskussion Exit Plastik! Wege aus der Plastikkrise
Bei der Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) diskutieren Experten und Expertinnen aus Politik, Wissenschaft und dem zivilgesellschaftlichen Bündnis Exit Plastik über Wege aus der Plastikkrise und gehen dabei auf politische Regulierungsmöglichkeiten ein. INFOS
Als Konsequenz aus der Krise in Russland will die EU ihre militärische Unterstützung für die Ukraine ausbauen. Dies kündigte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach einem Treffen der Außenminister in Luxemburg an. Außerdem gelte es, mehrere Szenarien für die weitere Entwicklung in Russland und mögliche Folgen für Europa auszuarbeiten.
Der Putschversuch von Jewgeni Prigoschin und seiner Wagner-Gruppe spalte das russische Militär und zeige die Schwächen des Systems, so Borrell. “Das Monster, das Putin mit Wagner geschaffen hat, beißt ihn nun.” Es sei beunruhigend, dass eine Atommacht wie Russland so instabil werden könne. Man beobachte die Lage “wachsam”.
Die Vorgänge schweißten die EU zusammen, so Borrell. “Wir müssen der Ukraine mehr denn je helfen”, sagte er nach der Sitzung des Außenrats. Zuvor hatten die Außenminister beschlossen, die Friedensfazilität um 3,5 Milliarden Euro auf nunmehr 12 Milliarden Euro aufzustocken. Das meiste Geld soll in Waffen und Munition für die Ukraine fließen.
Borrell sprach von einem “klaren politischen Signal”. Dass Ungarn weiter eine Tranche von 500 Millionen Euro blockiert, nannte er “bedauerlich”. Dies werde die EU jedoch nicht daran hindern, Kiew stärker zu unterstützen. So wolle man mehr als die geplanten 30.000 ukrainischen Soldaten ausbilden. Konkrete Zahlen nannte er nicht.
Zurückhaltend äußerte sich Borrell zur geplanten Friedenskonferenz für die Ukraine, die ursprünglich im Juli in Dänemark stattfinden sollte. “Hier ist ohne Zweifel noch mehr Arbeit nötig”, sagte er mit Blick auf ein Vorbereitungstreffen am Sonntag in Kopenhagen, das ohne greifbare Ergebnisse zu Ende gegangen war.
An dem Treffen hatten auch Indien, Südafrika, Brasilien und Saudi-Arabien teilgenommen. Sie setzen sich für eine schnelle Friedenslösung ein, zur Not auch um den Preis territorialer Kompromisse. Demgegenüber beharrt Kiew auf der Wiederherstellung der territorialen Integrität. Die EU bemüht sich um ein möglichst breites Friedensbündnis. ebo
Im Streit um günstiges Getreide und weitere Agrarprodukte aus der Ukraine bekommen fünf östliche EU-Staaten eine 100 Millionen Euro umfassende Hilfe aus Agrargeldern der Europäischen Union. Konkret sollen Bulgarien, Polen, Ungarn, Rumänien und die Slowakei profitieren, bestätigte eine Sprecherin der EU-Kommission am Montag. Hintergrund sind Beschwerden über Marktverzerrung durch stark angestiegene Agrarexporte aus der Ukraine.
Wegen des Krieges hat das osteuropäische Land Schwierigkeiten, Waren über das Schwarze Meer auf den Weltmarkt zu bringen. Um die Ukraine zu unterstützen, hatte die EU eilig Handelswege in die Europäische Union, beispielsweise per Zug, ausgebaut. Im April hatten aber unter anderem Polen und Ungarn Importverbote für Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte aus der Ukraine verhängt. Die Regierung in Warschau reagierte damit auch auf Proteste von Landwirten, die sich durch die Importe unter Druck gesetzt fühlten.
Die EU-Kommission hatte daraufhin beschlossen, einheitliche Beschränkungen für den Handel mit ukrainischen Agrarprodukten für fünf östliche EU-Staaten einzuführen. Anfang des Monats wurden die Maßnahmen für Bulgarien, Polen, Ungarn, Rumänien und die Slowakei verlängert. Dort dürfen Weizen, Mais, Rapssamen und Sonnenblumenkerne aus der Ukraine bis zum 15. September nicht mehr frei gehandelt werden.
Ende März war bereits eine 56-Millionen-Hilfe für polnische, rumänische und bulgarische Landwirte beschlossen worden. Derzeit werde auch an einem dritten Paket für die restlichen 22 EU-Länder gearbeitet, sagte die Sprecherin der EU-Kommission.
Damit sollen zum einen Auswirkungen von Russlands Krieg gegen die Ukraine auf Landwirte abgefedert werden. Zum anderen könnten die Hilfen dafür genutzt werden, den Folgen von Wetterereignissen wie Trockenheit und Hochwasser zu begegnen, hieß es. Dafür sind 330 Millionen Euro vorgesehen, davon sollen knapp 36 Millionen Euro nach Deutschland fließen. Das Geld soll direkt an Landwirte gehen. dpa
Yannick Jadot (Grüne), Berichterstatter für CO₂-Flottengrenzwerte bei schweren Nutzfahrzeugen, will den Vorschlag der Kommission deutlich verschärfen. Er schlägt vor, dass 2040 ein Verbrennerverbot für schwere Nutzfahrzeuge kommt. Die Kommission hatte für 2040 kein komplettes Verbrennerverbot vorgeschlagen, sondern eine Reduzierung der CO₂-Flottengrenzwerte der Hersteller um 90 Prozent. Beim Kommissionsvorschlag wäre der Betrieb von Nutzfahrzeugen etwa mit Wasserstoffverbrennungsmotor noch über das Jahr 2040 hinaus möglich gewesen.
Der Grüne fordert in seinem Bericht weiter, dass die Flottengrenzwerte 2035 um 95 Prozent niedriger sind; die Kommission hatte minus 65 Prozent vorgeschlagen. 2030 soll der durchschnittliche CO₂-Ausstoß der Flotten nach Meinung Jadots um 65 Prozent niedriger sein. Die Kommission hatte minus 45 Prozent vorgeschlagen.
Jens Gieseke (CDU), Schattenberichterstatter, kritisiert den Vorstoß Jadots: “Der Vorschlag der Kommission war ambitioniert. Dass die Grünen nun nochmals das Ambitionsniveau anheben wollen, zeugt von Realitätsferne.” mgr
Bei einem Treffen in Berlin haben Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und seine Amtskollegen aus Frankreich und Italien, Bruno Le Maire und Adolfo Urso, gestern eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich kritischer Rohstoffe angekündigt. Zu diesem Zweck wollen die drei Länder eine hochrangige Arbeitsgruppe einrichten, die sich zu Fragen einer nachhaltigen Rohstoffversorgung und zur Umsetzung strategischer Projekte bei der Gewinnung, Weiterverarbeitung und dem Recycling austauschen soll.
Die Wirtschaftsminister haben gestern gemeinsam mit Wirtschaftsvertretern aller drei Länder über dieses Thema gesprochen. “Wir haben diskutiert, welche Maßnahmen gemeinsam ergriffen werden müssen, um die strategischen Schlüsseltechnologien und -sektoren zu stärken“, sagte Habeck bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. “Und wie Deutschland, Frankreich und Italien die trilaterale Zusammenarbeit im Rohstoffbereich, insbesondere bei kritischen Rohstoffen, für die Industrie stärken können.”
Neben den allgemeinen Rahmenbedingungen seien insbesondere die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und die Sicherstellung der Finanzierung für strategische Projekte zur Sprache gekommen. In diesen Bereichen sei eine engere Zusammenarbeit dringend notwendig. Die hochrangige Arbeitsgruppe solle deshalb eine “enge und koordinierte Abstimmung bzw. einen Gedankenaustausch” gewährleisten und die Rohstoffthemen schneller voranbringen, sagte Habeck.
Insbesondere im Kontext der Verhandlungen zum Critical Raw Materials Act wollen sich die drei Länder eng abstimmen. Im Rat soll bis Ende Juni eine Einigung erreicht werden. leo
Angesichts der starken weltweiten Konkurrenz um grünen Wasserstoff mahnt der Weltenergierat Deutschland zu einer stärkeren Zusammenarbeit beim Aufbau von Infrastruktur in der Region Nordwesteuropa. Im Unterschied zu Deutschland und der EU hätten Japan und Südkorea eine dezidierte Importstrategie und bereits mehr Erfahrung mit Einfuhren über den Seeweg, schreibt die Organisation in ihrem gestern erschienenen Bericht “Energie für Deutschland 2023“.
Potenziale für intensivere regionale Kooperation sieht der Weltenergierat zum Beispiel bei der Förderung über IPCEI-Projekte, multilateralen Marktanreizprogrammen und der Planung von Terminals, Pipelines und Speichern. Bei Importverträgen sollten Take-or-Pay-Klauseln vermieden werden, die den Weiterverkauf innerhalb der EU verbieten würden.
Den Import von zehn Millionen Tonnen Wasserstoff bis 2030 zu erreichen, wie ihn die Kommission in RE Power EU vorgeschlagen hat, sei aber “sehr unwahrscheinlich“, sagte Mario Ragwitz, Leiter des Fraunhofer IEG, bei der Vorstellung der Studie. “Dann müssten schon alle Hebel auf ‘Grün’ gestellt werden.” Grundsätzlich könne Wasserstoff durch das vorhandene Erdgastransportnetz geleitet werden, ergänzte Ragwitz. Die verbauten Stähle seien gut geeignet. Allerdings müssten vorhandene Erdgaspipelines vor der Umrüstung wahrscheinlich auf Risse untersucht werden. Zudem seien passende Verdichter für Wasserstoff noch in der Entwicklung.
Am Montag teilte die EEX mit, dass die Börse eine Absichtserklärung mit Hintco zur Nutzung der EEX-Handelsplattform für Wasserstoffprodukte unterzeichnet habe. Damit könne Hintco Auktionen für grünen Wasserstoff und dessen Derivate wie Ammoniak, Methanol und Flugbenzin umsetzen. Hintco ist der operative Teil von H2Global, dem von der Bundesregierung gegründeten Fördermechanismus für Wasserstoffimporte. H2Global solle außerdem mit dem Importvehikel der EU – der Europäischen Wasserstoffbank – verzahnt werden, hatte das Bundeswirtschaftsministerium Anfang Juni mitgeteilt. ber
Der Europäische Rechnungshof hat dem Kampf gegen den Klimawandel in der EU deutliche Mängel bescheinigt – und sieht wenig Aussicht auf Besserung. Es sei zu bezweifeln, dass die EU ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 wie angestrebt um 55 Prozent gegenüber 1990 senken könne, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Sonderbericht des Rechnungshofs. Besonders besorgniserregend sei, dass es keine Anzeichen für eine ausreichende Finanzierung gebe, um die Ziele zu erreichen.
Nach Angaben des Rechnungshofs machen die jährlichen Ausgaben aus dem EU-Haushalt im Zeitraum von 2021 bis 2027 weniger als 10 Prozent der geschätzten Gesamtinvestitionen aus, die erforderlich sind, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen. Die Investitionen müssten daher zu einem großen Teil aus nationalen und privaten Mitteln finanziert werden.
Was die Reduktion von Emissionen angeht, wird Deutschland in dem Bericht als schlechtes Beispiel genannt. Demnach gehört die Bundesrepublik gemeinsam mit Irland und Malta zu den Staaten, die ihre Treibhausgasziele für 2020 nicht eigenständig erreichen konnten. Sie erwarben demnach im Zeitraum von 2013 bis 2020 17 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent an Zuweisungen für Treibhausgasemissionen von anderen Mitgliedstaaten, die ihre Ziele übertroffen hatten. dpa
Europa ohne Grenzen lebt Rasmus Andresen schon von kleinauf. Aufgewachsen mit einem binationalen Hintergrund an der deutsch-dänischen Grenze wurde ihm schnell bewusst, welchen Vorteil seine Sozialisation haben kann. “Ich bin in Dänemark zur Schule gegangen, habe in einem dänischen Handballverein gespielt. Ich habe immer gesehen, dass es keine Schwäche, sondern eine Stärke ist, wenn man grenzübergreifend denkt und auch unterschiedliche kulturelle Einflüsse hat”, sagt er.
Mittlerweile ist der 37-Jährige Abgeordneter im Europäischen Parlament und dort seit Ende 2021 Sprecher der deutschen Gruppe in der grünen Fraktion. Er löste, für manche überraschend, den langjährigen Chef der deutschen Grünen, Sven Giegold, ab, als der nach dem Regierungswechsel in Berlin beamteter Staatssekretär im Wirtschaftsministerium wurde. Die deutschen Grünen stellen etwa ein Drittel der Grünenfraktion im Europaparlament und sind von daher ein Machtfaktor.
Man könnte meinen, als Chef der deutschen Gruppe müsste Andresen in erster Linie deutsche Interessen vertreten. Aber ihm liege der Erfolg der gesamten Europäischen Union am Herzen, sagt er. “Ich finde es sehr wichtig, dass wir in der bundespolitischen Debatte eine starke europäische Perspektive haben, weil ich zu denen gehöre, die auf jeden Fall glauben, dass wir große Herausforderungen nur im europäischen Kontext angehen und lösen können”, sagt Andresen. Entscheidungen müssten “eben nicht nur in Berlin-Mitte, sondern auch für andere Staaten funktionieren”, etwa für Menschen in Griechenland oder in Finnland.
Zumal die Bundesrepublik in der EU ohnehin nicht jede Entscheidung diktieren kann. “Durch den Krieg in der Ukraine haben die osteuropäischen Staaten nochmal ein ganz anderes Gewicht. In der europäischen Debatte bekommen gerade Polen, aber auch die baltischen Länder mehr Gehör.” In der Grünen-Fraktion im Europäischen Parlament achte man darauf, dass sich keine zu starke Dominanz von einigen wenigen Mitgliedsländern entwickele.
Aber wie genau ist Andresens Rolle als Sprecher der deutschen Gruppe innerhalb der Fraktion zu verstehen? “Es gibt in Brüssel den Spruch, dass jeder für irgendwas Präsident ist”, scherzt er. Die Fraktion hat eine klassisch grüne Spitze – Co-Fraktionsvorsitzende ist Terry Reintke aus NRW. Sie vertritt zusammen mit dem Belgier Philippe Lamberts die Fraktion nach außen. “Die Fraktionsvorsitzende und der Sprecher vermitteln dazu die grünen Positionen nach innen – also nach Berlin, in die Bundespartei, in die Bundestagsfraktion. Wir sind auch diejenigen, die schwerpunktmäßig neben den Fachpolitikern unsere Positionen, unsere Haltung nach außen vertreten in der Presse, gegenüber Verbänden.”
In dieser Rolle ist der studierte Verwaltungswissenschaftler jemand, der sich des Öfteren in bundespolitische Debatten einmischt. Darüber hinaus zeichnet ihn Hartnäckigkeit aus. Das NDR-Magazin Panorama begleitete Andresen ein Jahr lang bei seinen Bemühungen, die Schifffahrt in der EU ab 2040 zur Klimaneutralität zu verpflichten. Dazu suchte er auch das Gespräch mit Unternehmen in Norddeutschland, die nicht begeistert von den Plänen des Grünen sind. Durchsetzen konnte er sich mit seinem Ziel nicht. Den Kompromiss einer Emissionssenkung um 80 Prozent bis 2050 trug Andresen dann auch nicht mit.
Im Europaparlament verfolgt Andresen bereits seine zweite Abgeordnetenkarriere. Er war von 2009 bis 2019 Abgeordneter im Landtag von Schleswig-Holstein, zuletzt sogar einer von mehreren Vizepräsidenten. Im Europaparlament kümmert er sich um den EU-Haushalt. Er koordiniert das Thema auch für seine Fraktion. Mit Spannung wird erwartet, auf welchem Listenplatz er für das nächste Europaparlament kandidiert. Die Entscheidung fällt beim Parteitag im November. Andresen gilt als Anwärter für den Spitzenplatz der männlichen Kandidaten ebenso wie seine Fraktionskollegen Michael Bloss, Daniel Freund und Sergey Lagodinsky.
Politisiert habe ihn einst die Debatte rund um die Agenda 2010, die ihn “lustigerweise zu den Grünen brachte”. In den Jahren danach habe er mit daran gearbeitet, dass die Partei in den Bereichen Soziales und Ökonomie ihr Profil schärft. Prägend seien für ihn auch die Teilnahme an den Protesten im Wendland gegen die Castor-Transporte gewesen. Hinzu kommt seine binationale Sozialisation.
Das alles macht aus Andresen einen europäisch denkenden Politiker, der sich von den Mühlen Brüssels nicht so einfach zermahlen lässt. Denn trotz Rückschlägen wie bei der klimaneutralen Schifffahrt wirbt er weiter und mit dem nötigen Sitzfleisch für grüne Positionen. Constantin Eckner
wenn es nach Ursula von der Leyen geht, wird der Tunesien-Deal die “Blaupause” zur Bekämpfung der illegalen Migration in die EU. Das schreibt die Kommissionspräsidentin in einem Brief an die Staats- und Regierungschefs, der Table.Media vorliegt. Das Schreiben dient der Vorbereitung auf den EU-Gipfel, der ab Donnerstag stattfindet und bei dem Kommission und schwedische Ratspräsidentschaft Rechenschaft in der Migrationspolitik ablegen wollen.
Tunesien-Deal? Darunter ist das Partnerschaftsabkommen zu verstehen, das die Kommissionspräsidentin sowie die Ministerpräsidenten von Italien und den Niederlanden, Giorgia Meloni und Marc Rutte, bei ihrem gemeinsamen Besuch am 11. Juni in Tunis eingefädelt haben.
Noch ist der Deal nicht perfekt, aber die Kommission arbeitet unter Hochdruck daran. Die Vereinbarung erinnert an das Abkommen mit der Türkei aus dem Jahr 2016, das die illegale Migration über die Ägäis unterbunden hat: Im Geleitzug mit Geld, Ausbau des Handels und wirtschaftlicher Zusammenarbeit etwa bei den Erneuerbaren soll eine Partnerschaft zur Bekämpfung des Menschenhandels geschlossen werden. Inklusive robuster Grenzschutz, Programme zur Rückführung von Tunesien aus in die Heimatländer der Geflüchteten, aber auch aus der EU nach Tunesien.
Blaupause klingt so, als habe die Kommissionspräsidentin Länder für weitere Abkommen im Blick. Vielleicht wissen wir nach dem Gipfel mehr.
Wenn Ihnen Europe.Table gefällt, leiten Sie uns bitte weiter. Falls Ihnen diese Mail zugeschickt wurde: Hier können Sie das Briefing kostenlos testen.
Nach dem Putschversuch der Privatmiliz Wagner gegen die Armeeführung in Russland hat die russische Regierung am Montag vor allem versucht, Normalität zu simulieren. Das Regierungskabinett unter Leitung des Premierministers Michail Mischustin versicherte, dass es keine größeren gesellschaftlichen Folgen der Ereignisse vom Wochenende gebe. Das Bemerkenswerte daran, erläuterten die russischen Kreml-Kenner Farida Rustamowa und Maxim Towkajl, sei, dass die Kabinettssitzung öffentlich gezeigt wurde. Für gewöhnlich gebe es davon keine Bilder.
Am Montag nach dem Wochenende drängen drei Fragen in den Vordergrund:
Zahlreiche Fachleute für die russische Innenpolitik verwiesen gestern einerseits auf die geschwächte Position Putins, zugleich aber auch darauf, dass das Schicksal des Wagner-Anführers Jewgeni Prigoschin noch nicht entschieden sei. “Er ist nun ein politischer Akteur, das Regime muss einen Weg finden, mit ihm umzugehen”, erläutert die im Berliner Exil lebende Ekaterina Schulmann gegenüber der Financial Times. Im Gespräch mit Table.Media sagte sie: “Putins System zerfällt. Langsam oder schnell – das ist unklar, nur der Weg ist klar: Es geht bergab.”
Am späten Montagabend meldete sich Präsident Wladimir Putin selbst zu Wort und machte in einer gut fünfminütigen Ansprache klar, dass die Tage der privaten Miliz Wagner in Russland gezählt sind. Er versprach zwar, sein Wort zu halten, keine Strafen für die Aufständischen zu verhängen. Doch für die Zukunft der Söldner gebe es nur drei Optionen: Vertrag mit dem Verteidigungsministerium; Ende des aktiven Dienstes oder Auswandern nach Belarus. In dem Land des Diktators Alexander Lukaschenko sollen offenbar schon Vorbereitungen für die Aufnahme Tausender Wagner-Kämpfer laufen.
Prigoschin selbst trat am Montagnachmittag über seinen Telegram-Kanal wieder in Erscheinung – mit einer überraschend banalen Nachricht: Sein “Marsch der Gerechtigkeit” sei eine Antwort auf den Versuch des Verteidigungsministers gewesen, die Kontrolle über Wagner zu erlangen. Keine lauten Forderungen mehr, keine Beleidigungen, keine Vorwürfe. So spricht jemand, der sich rechtfertigt.
Ob der Aufstand mit immerhin mehreren Dutzend Toten auf der Seite des russischen Militärs und Wagner ganz folgenlos bleibt, ist noch nicht absehbar. Erste Namen für eine Erneuerung an der Spitze des russischen Verteidigungsministeriums tauchten gestern jedenfalls auf: Der jetzige Vize-Minister und Gouverneur der Region Tula, Aleksej Djumin, könnte Sergej Schoigu beerben. General Sergej Surowikin könnte den jetzigen Chef des Generalstabs, Waleri Gerassimow, ablösen. Sollten Schoigu und Gerassimow gehen, hätte Prigoschin doch ein wichtiges Ziel erreicht.
Fraglich ist auch, ob die Ukraine aus der kurzzeitig chaotischen Situation einen Vorteil ziehen kann. “Je länger der Putsch gedauert hätte, desto besser wäre es gewesen”, sagte der russischsprachige, israelische Militär-Analyst Ygal Levin, der in Kiew lebt und für ukrainische Medien die Lage an der Front analysiert. In jedem Fall sei es hilfreich, dass die russische Armee bei der Niederschlagung des Aufstandes weitere Hubschrauber verloren habe.
Wenn der kurzzeitige Aufstand nur ein Sturm im Wasserglas war, dann wird dies zumindest vorerst keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Krieg in der Ukraine haben. Für die Regierungen in der EU und Washington gibt es vorerst auch wenig Gewinn aus der Situation. Der Westen müsse eher langfristig eine demokratische Elite in Russland fördern, sagte der politische Analyst Kirill Shamiev auf Nachfrage. “Der Westen muss signalisieren, dass er diejenigen unterstützten will, die eine Demokratisierung im politischen Leben Russlands wollen.” Shamiev spielt damit auf die am Wochenende vielfach unter russischen Exilanten geäußerte Kritik an, dass im Land keine pro-demokratischen Kräfte auf den Aufstand reagiert hätten.
Noch ist unklar, wie geschwächt Putin tatsächlich ist. Alexey Yusupov, Leiter des Russland-Programms der Friedrich-Ebert-Stiftung, geht aber davon aus, dass nun politische Säuberungen zunehmen: “Was also folgen wird, wenn es Putin gelingt, diesen Aufstand niederzuschlagen, ist eine Säuberungswelle”, sagte er unmittelbar nach Beginn des Aufstands im Gespräch mit Table.Media. “Die Hardliner werden die vermeintlich Unzuverlässigen in der politischen Elite, im Militär, im öffentlichen Raum zu beseitigen versuchen, sie aus ihren Funktionen entfernen oder sie verhaften, oder sich ihrer ganz entledigen”, sagte Yusupov. Er vermutet, dass “eine Verschärfung des polizeistaatlichen Charakters des Systems” folgen wird.
Immerhin, eine gute Nachricht gab es am Montag. Serbien hat drei mutmaßlich entführte Polizisten des Kosovo freigelassen und damit einen Beitrag zur Deeskalation mit Pristina geleistet. Aber nicht einmal diesen Erfolg konnte Josep Borrell ganz für sich beanspruchen, als er am Montag die Außenministerinnen und Außenminister zum festgefahrenen Dialog zwischen Belgrad und Pristina informierte. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter behauptete Ungarns Premierminister Viktor Orbán, die Freilassung bei Serbiens Präsidenten Aleksandar Vučić erwirkt zu haben.
Borrell und sein Sonderbeauftragter Miroslav Lajčák scheinen derzeit keine glückliche Hand zu haben. Die Mitgliedstaaten seien bereit, Strafmaßnahmen zu ergreifen, falls dies nötig sei, um den Dialog über eine Normalisierung zwischen Belgrad und Pristina voranzubringen, sagte Borrell nach der Aussprache. Als nächste Schritte erwartet der EU-Außenbeauftragte, dass die Wahl der Bürgermeister in vier Gemeinden im Norden des Kosovo wiederholt wird und die Angehörigen der serbischen Minderheit sich diesmal beteiligen.
Der Belgrad-Pristina-Dialog hat es schon lange nicht mehr so prominent auf die Agenda der Außenminister geschafft. Statt Annäherung und Normalisierung drohte zuletzt sogar die Gefahr einer Neuauflage bewaffneter Konfrontation. Beim jüngsten Krisentreffen vergangene Woche in Brüssel wollten sich Kurti und Vučić nicht einmal mehr zusammen an einen Tisch setzen.
Die Verantwortung für die Konfrontation der vergangenen Wochen wird im Umfeld von Chefdiplomat Borrell klar bei Albin Kurti gesehen. Kosovos Regierungschef habe mit seiner sturen Haltung gegenüber Belgrad die Eskalation ausgelöst, melden auch die Botschafter aus der Region in die Hauptstädte.
Doch stimmt das Narrativ auch? Im Kreis der Mitgliedstaaten steht man zwar zu Borrell und zu seinem Sonderbeauftragten Lajčák. Aber aus dem EU-Parlament gibt es durchaus Kritik an der Leistung der Vermittler. Der Kurs von Lajčák und Borrell habe sich als falsch erwiesen, sagt etwa der österreichische EU-Abgeordnete Lukas Mandl, Mitglied der Delegation, die auch für die Beziehungen zu Kosovo zuständig ist. Der Scherbenhaufen sei angerichtet, Ursula von der Leyen müsse das Dossier schleunigst zur Chefsache machen und den Schlingerkurs der EU beenden.
Klar habe auch Albin Kurti Fehler gemacht. Aber Kosovo befinde sich grundsätzlich auf dem richtigen, proeuropäischen Weg – anders als Serbien. Lukas Mandl wirft den Vermittlern “Appeasement gegenüber der serbischen Führung” vor, auch weil das Ziel des Dialogs nie klar angesprochen worden sei: “Wir fordern im Parlament einen klaren Kurs für die Anerkennung des Kosovo.”
Das Vermittlerduo setze stattdessen auf Konzessionen gegenüber Belgrad und betreibe Verzögerungstaktik. Serbien habe die Russlandsanktionen nicht übernommen, zuletzt die Umgehung der Strafmaßnahmen noch gefördert, Demonstrationen von Kriegstreibern zugelassen und den Eindruck erweckt, dass Putin auf der Seite der Serben stehe, konstatiert Lukas Mandl. Das sei alles ohne Konsequenzen für die Beitrittsverhandlungen geblieben. Die EU-Kommission verliere sich in ihren Fortschrittsberichten in technischen Details und ignoriere das große Bild. Die Führung in Belgrad belüge ihre eigene Bevölkerung, dass Kosovo Teil Serbiens sei und verhindere mit diesem Fantasiegebilde, dass das Land sein Potenzial als Wirtschaftsmotor der Region entwickeln könne, sagt Mandl.
Ähnlich sieht es Reinhard Bütikofer von den Grünen. Borrell und Lajčák hätten von Anfang an ein Glaubwürdigkeitsproblem gehabt, da der Spanier und der Slowake aus der kleinen Minderheit der EU-Staaten kommen, die Kosovo selber bisher nicht anerkannt haben. Das könne aber nicht entschuldigen, dass der Chefdiplomat und sein Sonderbeauftragter mit “einer Einseitigkeit sondergleichen” zugunsten Belgrads unterwegs seien.
Albin Kurti habe durchaus einen Fehler gemacht, als er versucht habe, mit geringer Beteiligung gewählte Bürgermeister im Norden des Kosovo mit Polizeischutz in ihre Ämter zu bringen. Die Beteiligung sei aber deshalb so niedrig gewesen, weil die Serben auf Druck und unter Todesdrohungen aus Belgrad die Wahl boykottiert hätten. Und dies, nachdem die Europäer Pristina gedrängt hätten, die Wahl noch einmal zu verschieben.
Für Bütikofer ist deshalb klar, dass die Eskalation die Folge der Obstruktionspolitik aus Belgrad ist. Die EU drohe nun Albin Kurti mit Strafmaßnahmen, nachdem sie Aleksandar Vučić zehn Jahre lang alles habe durchgehen lassen: “Die Provokationen aus Belgrad gehen auf keine Kuhhaut.” Die EU und die USA glaubten in einer Art Torschlusspanik, Alexander Vučić werde ohne Appeasement ganz ins Putin-Lager wechseln.
Serbiens Präsident zeige dem Westen den Mittelfinger und nutze die Spielräume, um Putins Einfluss auf dem Westbalkan zu organisieren. Kurios findet der EU-Abgeordnete Klagen, Kurti sei nicht so bestechlich wie seine Vorgänger und deshalb weniger einfach unter Druck zu setzen. Das EU-Parlament, sagt auch Reinhard Bütikofer, müsse die EU-Vermittler stoppen.
28.06.-29.06.2023, Brüssel (Belgien)/online
EC, Conference European Defence Fund Info Days
The European Commission’s (EC) Directorate-General for Defence Industry and Space (DG DEFIS) will present the European Defence Fund 2023 call for proposals and explain the submission process. INFO & REGISTRATION
28.06.2023 – 09:00-17:00 Uhr, Brüssel (Belgien)
CEA-PME, Conference SME2B Business Forum Europe: New Energy for SME and Mid-Caps
The Confédération Européenne des Associations de Petites et Moyennes Entreprises (CEA-PME) will hold its annual European Business Forum, involving policy, geostrategic, innovation and business dialogues on an SME-friendly European Green Transition. INFO & REGISTRATION
28.06.2023 – 09:30-17:30 Uhr, Brüssel (Belgien)
ThinkYoung, Conference Europe’s tomorrow: vaccination and prevention summit
The summit gathers policymakers, health experts, start-ups, and civil society organisations to discuss the challenges in the area of vaccinations and prevention both at European and national level in a series of panel discussions and exhibitions. INFO & REGISTRATION
28.06.2023 – 10:00-11:30 Uhr, online
Eco, Seminar Aktuelle Entscheidungen des EuGH – Rechtsprechung und praktische Auswirkungen
Das Webinar stellt die wesentlichen Aspekte und Hintergründe aktueller Entscheidungen des Europäischen Gerichtshof (EuGH) unter anderem zur DSGVO vor. INFOS & ANMELDUNG
28.06.2023 – 14:00-15:30 Uhr, online
EUI, Panel Discussion The revision of REMIT: making it future-proof
The European University Institute (EUI) is hosting a debate on the EU Regulation on wholesale energy market integrity and transparency (REMIT) and the role of the Agency for the Cooperation of Energy Regulators (ACER) in the future REMIT framework. INFO & REGISTRATION
28.06.2023 – 15:00-17:30 Uhr, Brüssel (Belgien)/online
BEUC, Panel Dicussion Who decides what you eat? The power of food environments on consumer diets
The European Consumer Organisation (BEUC) will launch a new report and promote expert voices on the issues and examples of the power of food environments on consumer behaviours. INFO & REGISTRATION
28.06.2023 – 17:30-21:30 Uhr, Brüssel (Belgien)
RLS, Podiumsdiskussion Regimechange vertagt! – Gründe und Ursachen für das Scheitern der oppositionellen Kräfte in der Türkei
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) diskutiert mit Expertinnen und Experten aus der Politik über die Ursachen und Gründe für das Scheitern der Opposition in der Türkei mit anschließender Filmvorführung. INFOS & ANMELDUNG
28.06.2023 – 18:00-20:30 Uhr, Berlin/online
EK, Diskussion European Green Deal – Keine Energie mehr?
Die Vertretung der Europäischen Kommission diskutiert im Rahmen der Veranstaltungsreihe Europa-Dialog mit der Europaabgeordneten Jutta Paulus und Robert Gampfer, Klimareferent der Kommission, über den Klimaschutz in der EU, speziell über die Transformation des Energiesektors. INFOS & ANMELDUNG
28.06.2023 – 19:00 Uhr, Stuttgart/online
KAS, Diskussion Europa, USA und China – Ein Prüfstein für das transatlantische Verhältnis?
Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) ist Gastgeberin einer Diskussion zum Konflikt zwischen den USA und China. Dabei geht es um die Frage: Wie sollen sich Deutschland und Europa in diesem Konflikt positionieren? INFOS & ANMELDUNG
28.06.2023 – 19:00-20:30 Uhr, Chemnitz
KAS, Vortrag Renaissance der nuklearen Abschreckung – Folgen für Europa und das globale Non-Proliferationsregime
Im Rahmen der Vortragsreihe “Deutschland und Europa in der Zeitenwende” der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hält Jonas Schneider von der Stiftung Wissenschaft und Politik einen Vortrag über die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die nukleare Abschreckung. INFOS & ANMELDUNG
29.06.-30.06.2023, online
Deutsche Medienakademie, Seminar KI im Technischen Service für Industrie 4.0
Das Online-Training schult KI-Expertinnen und Experten für den Dienstleistungsbereich mit Schwerpunkt auf konkrete Anwendungsfälle im Bereich Technischer Service. INFOS & ANMELDUNG
29.06.2023 – 08:00-12:30 Uhr, Garlstadt
KAS, Seminar Die transatlantische Solidarität und aktuelle Krisenherde der Welt
Das Seminar der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) richtet sich an Bundeswehrangehörige und behandelt die werteorientierte Politik der EU und der NATO im Konflikt mit der Machtpolitik autoritärer Regime.
INFOS
29.06.2023 – 08:15-09:30 Uhr, München
Europäische Akademie, Roundtable Good Morning Europe: Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel – ein Blick auf das Europäische Jahr der Kompetenzen
Der EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte, Nicolas Schmitt, und der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer München, Frank Hüpers, geben Impulse zum Thema Fachkräftemangel in Europa mit anschließender Diskussion. INFOS & ANMELDUNG
29.06.2023 – 10:15-16:15 Uhr, Haiger
Eco, Diskussion IIoT in der Praxis – Essenzielle Bausteine der Industrie 4.0
Die Veranstaltung bietet Impulsvorträge zu aktuellen IIoT-Fragen, eine Besichtigung des Werkes von Rittal GmbH und eine Diskussionsrunde zu den wegweisenden Themen für die Industrie 4.0. INFOS & ANMELDUNG
29.06.2023 – 14:30-15:45 Uhr, Brüssel (Belgien)
CEPS, Panel Discussion War in Ukraine and the rebirth of the West: Is the EU a pole in the new multipolar world?
The Centre for European Policy Studies (CEPS) is hosting a panel discussion to wrap up its Euro-Atlantic Triangle project and debate what the EU can contribute to an international order in transition. INFOS & ANMELDUNG
29.06.2023 – 15:00-17:00 Uhr, Brüssel (Belgien)/online
ERCST, Discussion The paths to decarbonized and sustainable transport
This European Roundtable on Climate Change and Sustainable Transition (ERCST) event aims to discuss the position of the Parliament’s ENVI committee on the Commission’s proposal for strengthening the CO2 standards for new heavy-duty vehicles. INFO & REGISTRATION
29.06.2023 – 19:00 Uhr, Berlin
Schwarzkopf-Stiftung, Vortrag EU vs. KI – Innovationsbremser oder erforderliche Kontrolle?
Die Schwarzkopf-Stiftung lädt zum Vortrag mit anschließender Diskussion über die Rolle und Regulierung von Künstlicher Intelligenz in Deutschland und Europa ein, unter anderem mit dem Europaabgeordneten Sergey Lagodinsky (Grüne). INFOS & ANMELDUNG
29.06.2023 – 19:30-21:00 Uhr, Berlin
HBS, Podiumsdiskussion Exit Plastik! Wege aus der Plastikkrise
Bei der Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) diskutieren Experten und Expertinnen aus Politik, Wissenschaft und dem zivilgesellschaftlichen Bündnis Exit Plastik über Wege aus der Plastikkrise und gehen dabei auf politische Regulierungsmöglichkeiten ein. INFOS
Als Konsequenz aus der Krise in Russland will die EU ihre militärische Unterstützung für die Ukraine ausbauen. Dies kündigte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach einem Treffen der Außenminister in Luxemburg an. Außerdem gelte es, mehrere Szenarien für die weitere Entwicklung in Russland und mögliche Folgen für Europa auszuarbeiten.
Der Putschversuch von Jewgeni Prigoschin und seiner Wagner-Gruppe spalte das russische Militär und zeige die Schwächen des Systems, so Borrell. “Das Monster, das Putin mit Wagner geschaffen hat, beißt ihn nun.” Es sei beunruhigend, dass eine Atommacht wie Russland so instabil werden könne. Man beobachte die Lage “wachsam”.
Die Vorgänge schweißten die EU zusammen, so Borrell. “Wir müssen der Ukraine mehr denn je helfen”, sagte er nach der Sitzung des Außenrats. Zuvor hatten die Außenminister beschlossen, die Friedensfazilität um 3,5 Milliarden Euro auf nunmehr 12 Milliarden Euro aufzustocken. Das meiste Geld soll in Waffen und Munition für die Ukraine fließen.
Borrell sprach von einem “klaren politischen Signal”. Dass Ungarn weiter eine Tranche von 500 Millionen Euro blockiert, nannte er “bedauerlich”. Dies werde die EU jedoch nicht daran hindern, Kiew stärker zu unterstützen. So wolle man mehr als die geplanten 30.000 ukrainischen Soldaten ausbilden. Konkrete Zahlen nannte er nicht.
Zurückhaltend äußerte sich Borrell zur geplanten Friedenskonferenz für die Ukraine, die ursprünglich im Juli in Dänemark stattfinden sollte. “Hier ist ohne Zweifel noch mehr Arbeit nötig”, sagte er mit Blick auf ein Vorbereitungstreffen am Sonntag in Kopenhagen, das ohne greifbare Ergebnisse zu Ende gegangen war.
An dem Treffen hatten auch Indien, Südafrika, Brasilien und Saudi-Arabien teilgenommen. Sie setzen sich für eine schnelle Friedenslösung ein, zur Not auch um den Preis territorialer Kompromisse. Demgegenüber beharrt Kiew auf der Wiederherstellung der territorialen Integrität. Die EU bemüht sich um ein möglichst breites Friedensbündnis. ebo
Im Streit um günstiges Getreide und weitere Agrarprodukte aus der Ukraine bekommen fünf östliche EU-Staaten eine 100 Millionen Euro umfassende Hilfe aus Agrargeldern der Europäischen Union. Konkret sollen Bulgarien, Polen, Ungarn, Rumänien und die Slowakei profitieren, bestätigte eine Sprecherin der EU-Kommission am Montag. Hintergrund sind Beschwerden über Marktverzerrung durch stark angestiegene Agrarexporte aus der Ukraine.
Wegen des Krieges hat das osteuropäische Land Schwierigkeiten, Waren über das Schwarze Meer auf den Weltmarkt zu bringen. Um die Ukraine zu unterstützen, hatte die EU eilig Handelswege in die Europäische Union, beispielsweise per Zug, ausgebaut. Im April hatten aber unter anderem Polen und Ungarn Importverbote für Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte aus der Ukraine verhängt. Die Regierung in Warschau reagierte damit auch auf Proteste von Landwirten, die sich durch die Importe unter Druck gesetzt fühlten.
Die EU-Kommission hatte daraufhin beschlossen, einheitliche Beschränkungen für den Handel mit ukrainischen Agrarprodukten für fünf östliche EU-Staaten einzuführen. Anfang des Monats wurden die Maßnahmen für Bulgarien, Polen, Ungarn, Rumänien und die Slowakei verlängert. Dort dürfen Weizen, Mais, Rapssamen und Sonnenblumenkerne aus der Ukraine bis zum 15. September nicht mehr frei gehandelt werden.
Ende März war bereits eine 56-Millionen-Hilfe für polnische, rumänische und bulgarische Landwirte beschlossen worden. Derzeit werde auch an einem dritten Paket für die restlichen 22 EU-Länder gearbeitet, sagte die Sprecherin der EU-Kommission.
Damit sollen zum einen Auswirkungen von Russlands Krieg gegen die Ukraine auf Landwirte abgefedert werden. Zum anderen könnten die Hilfen dafür genutzt werden, den Folgen von Wetterereignissen wie Trockenheit und Hochwasser zu begegnen, hieß es. Dafür sind 330 Millionen Euro vorgesehen, davon sollen knapp 36 Millionen Euro nach Deutschland fließen. Das Geld soll direkt an Landwirte gehen. dpa
Yannick Jadot (Grüne), Berichterstatter für CO₂-Flottengrenzwerte bei schweren Nutzfahrzeugen, will den Vorschlag der Kommission deutlich verschärfen. Er schlägt vor, dass 2040 ein Verbrennerverbot für schwere Nutzfahrzeuge kommt. Die Kommission hatte für 2040 kein komplettes Verbrennerverbot vorgeschlagen, sondern eine Reduzierung der CO₂-Flottengrenzwerte der Hersteller um 90 Prozent. Beim Kommissionsvorschlag wäre der Betrieb von Nutzfahrzeugen etwa mit Wasserstoffverbrennungsmotor noch über das Jahr 2040 hinaus möglich gewesen.
Der Grüne fordert in seinem Bericht weiter, dass die Flottengrenzwerte 2035 um 95 Prozent niedriger sind; die Kommission hatte minus 65 Prozent vorgeschlagen. 2030 soll der durchschnittliche CO₂-Ausstoß der Flotten nach Meinung Jadots um 65 Prozent niedriger sein. Die Kommission hatte minus 45 Prozent vorgeschlagen.
Jens Gieseke (CDU), Schattenberichterstatter, kritisiert den Vorstoß Jadots: “Der Vorschlag der Kommission war ambitioniert. Dass die Grünen nun nochmals das Ambitionsniveau anheben wollen, zeugt von Realitätsferne.” mgr
Bei einem Treffen in Berlin haben Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und seine Amtskollegen aus Frankreich und Italien, Bruno Le Maire und Adolfo Urso, gestern eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich kritischer Rohstoffe angekündigt. Zu diesem Zweck wollen die drei Länder eine hochrangige Arbeitsgruppe einrichten, die sich zu Fragen einer nachhaltigen Rohstoffversorgung und zur Umsetzung strategischer Projekte bei der Gewinnung, Weiterverarbeitung und dem Recycling austauschen soll.
Die Wirtschaftsminister haben gestern gemeinsam mit Wirtschaftsvertretern aller drei Länder über dieses Thema gesprochen. “Wir haben diskutiert, welche Maßnahmen gemeinsam ergriffen werden müssen, um die strategischen Schlüsseltechnologien und -sektoren zu stärken“, sagte Habeck bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. “Und wie Deutschland, Frankreich und Italien die trilaterale Zusammenarbeit im Rohstoffbereich, insbesondere bei kritischen Rohstoffen, für die Industrie stärken können.”
Neben den allgemeinen Rahmenbedingungen seien insbesondere die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und die Sicherstellung der Finanzierung für strategische Projekte zur Sprache gekommen. In diesen Bereichen sei eine engere Zusammenarbeit dringend notwendig. Die hochrangige Arbeitsgruppe solle deshalb eine “enge und koordinierte Abstimmung bzw. einen Gedankenaustausch” gewährleisten und die Rohstoffthemen schneller voranbringen, sagte Habeck.
Insbesondere im Kontext der Verhandlungen zum Critical Raw Materials Act wollen sich die drei Länder eng abstimmen. Im Rat soll bis Ende Juni eine Einigung erreicht werden. leo
Angesichts der starken weltweiten Konkurrenz um grünen Wasserstoff mahnt der Weltenergierat Deutschland zu einer stärkeren Zusammenarbeit beim Aufbau von Infrastruktur in der Region Nordwesteuropa. Im Unterschied zu Deutschland und der EU hätten Japan und Südkorea eine dezidierte Importstrategie und bereits mehr Erfahrung mit Einfuhren über den Seeweg, schreibt die Organisation in ihrem gestern erschienenen Bericht “Energie für Deutschland 2023“.
Potenziale für intensivere regionale Kooperation sieht der Weltenergierat zum Beispiel bei der Förderung über IPCEI-Projekte, multilateralen Marktanreizprogrammen und der Planung von Terminals, Pipelines und Speichern. Bei Importverträgen sollten Take-or-Pay-Klauseln vermieden werden, die den Weiterverkauf innerhalb der EU verbieten würden.
Den Import von zehn Millionen Tonnen Wasserstoff bis 2030 zu erreichen, wie ihn die Kommission in RE Power EU vorgeschlagen hat, sei aber “sehr unwahrscheinlich“, sagte Mario Ragwitz, Leiter des Fraunhofer IEG, bei der Vorstellung der Studie. “Dann müssten schon alle Hebel auf ‘Grün’ gestellt werden.” Grundsätzlich könne Wasserstoff durch das vorhandene Erdgastransportnetz geleitet werden, ergänzte Ragwitz. Die verbauten Stähle seien gut geeignet. Allerdings müssten vorhandene Erdgaspipelines vor der Umrüstung wahrscheinlich auf Risse untersucht werden. Zudem seien passende Verdichter für Wasserstoff noch in der Entwicklung.
Am Montag teilte die EEX mit, dass die Börse eine Absichtserklärung mit Hintco zur Nutzung der EEX-Handelsplattform für Wasserstoffprodukte unterzeichnet habe. Damit könne Hintco Auktionen für grünen Wasserstoff und dessen Derivate wie Ammoniak, Methanol und Flugbenzin umsetzen. Hintco ist der operative Teil von H2Global, dem von der Bundesregierung gegründeten Fördermechanismus für Wasserstoffimporte. H2Global solle außerdem mit dem Importvehikel der EU – der Europäischen Wasserstoffbank – verzahnt werden, hatte das Bundeswirtschaftsministerium Anfang Juni mitgeteilt. ber
Der Europäische Rechnungshof hat dem Kampf gegen den Klimawandel in der EU deutliche Mängel bescheinigt – und sieht wenig Aussicht auf Besserung. Es sei zu bezweifeln, dass die EU ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 wie angestrebt um 55 Prozent gegenüber 1990 senken könne, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Sonderbericht des Rechnungshofs. Besonders besorgniserregend sei, dass es keine Anzeichen für eine ausreichende Finanzierung gebe, um die Ziele zu erreichen.
Nach Angaben des Rechnungshofs machen die jährlichen Ausgaben aus dem EU-Haushalt im Zeitraum von 2021 bis 2027 weniger als 10 Prozent der geschätzten Gesamtinvestitionen aus, die erforderlich sind, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen. Die Investitionen müssten daher zu einem großen Teil aus nationalen und privaten Mitteln finanziert werden.
Was die Reduktion von Emissionen angeht, wird Deutschland in dem Bericht als schlechtes Beispiel genannt. Demnach gehört die Bundesrepublik gemeinsam mit Irland und Malta zu den Staaten, die ihre Treibhausgasziele für 2020 nicht eigenständig erreichen konnten. Sie erwarben demnach im Zeitraum von 2013 bis 2020 17 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent an Zuweisungen für Treibhausgasemissionen von anderen Mitgliedstaaten, die ihre Ziele übertroffen hatten. dpa
Europa ohne Grenzen lebt Rasmus Andresen schon von kleinauf. Aufgewachsen mit einem binationalen Hintergrund an der deutsch-dänischen Grenze wurde ihm schnell bewusst, welchen Vorteil seine Sozialisation haben kann. “Ich bin in Dänemark zur Schule gegangen, habe in einem dänischen Handballverein gespielt. Ich habe immer gesehen, dass es keine Schwäche, sondern eine Stärke ist, wenn man grenzübergreifend denkt und auch unterschiedliche kulturelle Einflüsse hat”, sagt er.
Mittlerweile ist der 37-Jährige Abgeordneter im Europäischen Parlament und dort seit Ende 2021 Sprecher der deutschen Gruppe in der grünen Fraktion. Er löste, für manche überraschend, den langjährigen Chef der deutschen Grünen, Sven Giegold, ab, als der nach dem Regierungswechsel in Berlin beamteter Staatssekretär im Wirtschaftsministerium wurde. Die deutschen Grünen stellen etwa ein Drittel der Grünenfraktion im Europaparlament und sind von daher ein Machtfaktor.
Man könnte meinen, als Chef der deutschen Gruppe müsste Andresen in erster Linie deutsche Interessen vertreten. Aber ihm liege der Erfolg der gesamten Europäischen Union am Herzen, sagt er. “Ich finde es sehr wichtig, dass wir in der bundespolitischen Debatte eine starke europäische Perspektive haben, weil ich zu denen gehöre, die auf jeden Fall glauben, dass wir große Herausforderungen nur im europäischen Kontext angehen und lösen können”, sagt Andresen. Entscheidungen müssten “eben nicht nur in Berlin-Mitte, sondern auch für andere Staaten funktionieren”, etwa für Menschen in Griechenland oder in Finnland.
Zumal die Bundesrepublik in der EU ohnehin nicht jede Entscheidung diktieren kann. “Durch den Krieg in der Ukraine haben die osteuropäischen Staaten nochmal ein ganz anderes Gewicht. In der europäischen Debatte bekommen gerade Polen, aber auch die baltischen Länder mehr Gehör.” In der Grünen-Fraktion im Europäischen Parlament achte man darauf, dass sich keine zu starke Dominanz von einigen wenigen Mitgliedsländern entwickele.
Aber wie genau ist Andresens Rolle als Sprecher der deutschen Gruppe innerhalb der Fraktion zu verstehen? “Es gibt in Brüssel den Spruch, dass jeder für irgendwas Präsident ist”, scherzt er. Die Fraktion hat eine klassisch grüne Spitze – Co-Fraktionsvorsitzende ist Terry Reintke aus NRW. Sie vertritt zusammen mit dem Belgier Philippe Lamberts die Fraktion nach außen. “Die Fraktionsvorsitzende und der Sprecher vermitteln dazu die grünen Positionen nach innen – also nach Berlin, in die Bundespartei, in die Bundestagsfraktion. Wir sind auch diejenigen, die schwerpunktmäßig neben den Fachpolitikern unsere Positionen, unsere Haltung nach außen vertreten in der Presse, gegenüber Verbänden.”
In dieser Rolle ist der studierte Verwaltungswissenschaftler jemand, der sich des Öfteren in bundespolitische Debatten einmischt. Darüber hinaus zeichnet ihn Hartnäckigkeit aus. Das NDR-Magazin Panorama begleitete Andresen ein Jahr lang bei seinen Bemühungen, die Schifffahrt in der EU ab 2040 zur Klimaneutralität zu verpflichten. Dazu suchte er auch das Gespräch mit Unternehmen in Norddeutschland, die nicht begeistert von den Plänen des Grünen sind. Durchsetzen konnte er sich mit seinem Ziel nicht. Den Kompromiss einer Emissionssenkung um 80 Prozent bis 2050 trug Andresen dann auch nicht mit.
Im Europaparlament verfolgt Andresen bereits seine zweite Abgeordnetenkarriere. Er war von 2009 bis 2019 Abgeordneter im Landtag von Schleswig-Holstein, zuletzt sogar einer von mehreren Vizepräsidenten. Im Europaparlament kümmert er sich um den EU-Haushalt. Er koordiniert das Thema auch für seine Fraktion. Mit Spannung wird erwartet, auf welchem Listenplatz er für das nächste Europaparlament kandidiert. Die Entscheidung fällt beim Parteitag im November. Andresen gilt als Anwärter für den Spitzenplatz der männlichen Kandidaten ebenso wie seine Fraktionskollegen Michael Bloss, Daniel Freund und Sergey Lagodinsky.
Politisiert habe ihn einst die Debatte rund um die Agenda 2010, die ihn “lustigerweise zu den Grünen brachte”. In den Jahren danach habe er mit daran gearbeitet, dass die Partei in den Bereichen Soziales und Ökonomie ihr Profil schärft. Prägend seien für ihn auch die Teilnahme an den Protesten im Wendland gegen die Castor-Transporte gewesen. Hinzu kommt seine binationale Sozialisation.
Das alles macht aus Andresen einen europäisch denkenden Politiker, der sich von den Mühlen Brüssels nicht so einfach zermahlen lässt. Denn trotz Rückschlägen wie bei der klimaneutralen Schifffahrt wirbt er weiter und mit dem nötigen Sitzfleisch für grüne Positionen. Constantin Eckner