Table.Briefing: Europe

Konfliktmineralien + Chip-Milliarden + Franziska Brantner

  • Kritik an EU-Verordnung zu Konfliktmineralien
  • Altmaier will deutsche Chip-Produktionen fördern
  • Corona spaltet Europa
  • Abgeordnete erhöhen Druck auf China bei Ausschreibungen
  • Einheitliche Ladegeräte für die EU
  • Im Portrait: Franziska Brantner, Grüne
Liebe Leserin, lieber Leser,

seit Jahresbeginn müssen EU-Importeure offenlegen, von welchen Lieferanten sie Mineralien und Metalle aus Krisengebieten erhalten, die für Smartphones oder Mikrochips gebraucht werden. Unabhängige Audits sollen überprüfen, ob die Sorgfaltspflichten eingehalten wurden. Doch das Regelwerk hat noch etliche Lücken, wie Charlotte Wirth recherchiert hat. Mängel, die von NGOs wie Unternehmen kritisiert werden. Und die einen Vorgeschmack auf das geplante EU-Lieferkettengesetz geben könnten.

Apropos Mikrochips: Die Lieferengpässe legen ganze Fabriken lahm. Die Lieferkrise bestärkt Peter Altmaier darin, den Aufbau einer heimischen Halbleiterindustrie zu fördern – bis zu zehn Milliarden Euro an Subventionen stellt der Bundeswirtschaftsminister in Aussicht. Kein Wunder, dass die Unternehmen Schlange stehen. Erste Großprojekte würde Altmaier gerne noch in seiner Amtszeit präsentieren. Diese endet zwar nicht gleich am Wahlabend, dennoch ist das ein ehrgeiziger Zeitplan.  

Ihr
Till Hoppe
Bild von Till  Hoppe

Analyse

Konfliktmineralien: Lücken im Gesetz

Drei Jahre hatten Importeure Zeit, sich auf die EU-Verordnung zu den Konfliktmineralien vorzubereiten. Seit dem ersten Januar ist sie in Kraft. Die Verordnung erlegt Unternehmen Sorgfaltspflichten für die Einfuhr von Zinn, Tantal, Wolfram und Gold (3TG Erze) auf.

Die Mineralien und Metalle, die sich etwa in Handys und Computerchips befinden, werden zumeist aus Hochrisikogebieten in Entwicklungsländern gewonnen. Vielfach stehen die Minen unter Kontrolle von Milizen. Der Erlös aus Handel und Schmuggel finanziert die Bewaffnung von Truppen, fördert Landraub und Korruption. Dem soll die Verordnung entgegenwirken.

Seit Januar müssen rund 600 bis 1.000 EU-Importeure jährlich über die Risiken ihrer Lieferketten berichten, so auch bis zu 200 deutsche Unternehmen. Sie müssen offenlegen, von welchen Lieferanten, Raffinerien und Schmelzhütten ihre Produkte stammen, und nachweisen, dass die Erze verantwortungsvoll geschürft wurden.

Unabhängige Audits überprüfen anschließend, ob die Sorgfaltspflichten angehalten wurden. Für die Kontrolle der Betriebe sind die Mitgliedstaaten zuständig. In Deutschland hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) dazu eine eigene Kontrollstelle (DEKSOR) eingerichtet.

Keine Sorgfaltspflichten für Klein-Importeure

Das Gesetz hat allerdings Schwachstellen. Bereits 2018 kritisierten Vertreter der Zivilgesellschaft, die Verordnung sei zu restriktiv. Der Text konzentriert sich lediglich auf vier Erze und umfasst nur die Importe von Rohmineralien. Ferner entfällt für Unternehmen, die unter einer gewissen Menge importieren, die Sorgfaltspflicht – ganz unabhängig davon, ob sie Erze aus Hochrisikogebieten einführen oder nicht. “Mit dem Erlös können Milizen Tausende Waffen kaufen”, kritisiert Johanna Sydow von Germanwatch.

Obwohl es sich um eine Verordnung handelt, lässt es Mitgliedstaaten großen Freiraum, kritisiert die Dachorganisation der Konfliktmineralien-NGOs in einem Bericht. Die Mitgliedstaaten bestimmen eigenständig darüber, ob und welche Strafen Importeure zahlen, die ihrer Berichtspflicht nicht nachkommen und wie stark die nationalen Behörden die Unternehmen kontrollieren.

Die Unterschiede sind enorm. Frankreich etwa verhängt 1.500 Euro pro Tag und sieht Importverbote vor, falls die Unternehmen sich nicht bessern. In Deutschland zahlen Betriebe bis zu 50.000 Euro. Diese Strafe kann so oft verhängt werden, bis die Importeure ihren Pflichten nachkommen. In Österreich hingegen zahlen nicht-konforme Unternehmen maximal 726 Euro.

Auch in puncto Transparenz gibt es große Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten.

Die Verordnung verpflichtet Importeure dazu, ihre Sorgfaltsberichte öffentlich zugänglich zu machen. So könnte sich die Zivilgesellschaft als zusätzliches Kontrollorgan für saubere Lieferketten stark machen. Doch dazu müssten diese erst einmal wissen, welche Betriebe unter die Verordnung fallen.

Die EU-Kommission aber sieht davon ab, ein europäisches Register der Importeure einzuführen. Die Mitgliedsstaaten sollen selbst entscheiden, ob sie ein nationales Register wollen oder nicht. Viele Länder, darunter auch Deutschland, wollen das nicht. Weder veröffentlicht die BGR die Berichte der Importeure, noch will Berlin öffentlich machen, welche Betriebe sanktioniert werden.

Dass nicht alle Mitgliedsstaaten ihrer Kontrollfunktion mit gleichem Eifer nachkommen, wird dadurch ersichtlich, wie langsam manche Länder die Verordnung umsetzen. Während Deutschland sein Durchführungsgesetz im März 2020 verabschiedet hat, ist es in anderen Mitgliedstaaten noch auf dem Weg durch die Instanzen. Für viele betroffene Unternehmen ist bisher nicht einmal klar, welche Kontrollinstanz für sie zuständig ist. Importiert ein deutscher Betrieb etwa via Rotterdam nach Deutschland, kontrolliert dann Amsterdam oder Berlin?

“Drängen uns durch die Auflagen aus dem Markt”

Besonders kleinere Unternehmen bekämen durch das Gesetz Probleme, sagt Maarten Gassmann, Ausschussleiter des Verbands Deutscher Metallhändler (VDM) und Geschäftsführer eines Wolframunternehmens. Der administrative Aufwand und die finanziellen Mehrkosten, die durch die Prüfung der Lieferketten anfallen, seien enorm. “Die Händler kommen ins Schwimmen.”

Für einige habe die EU-Regulierung sogar einen konträren Effekt. So ist etwa der Wolfram-Markt in der EU nicht groß genug, als dass sich die Zulieferer die zusätzlichen Bürden auferlegen würden: “Wenn wir den Zulieferern die Sache zu kompliziert machen, dann springen sie ab. Wir drängen uns durch die Auflagen aus dem Markt”, sagt Gassmann.

Dabei sei nicht einmal klar, welchen Effekt die Verordnung wirklich auf die Entwicklungsländer hat. “Wir wursteln uns durch und keiner schaut, was vor Ort passiert.” Es sei eine “eurozentrische Weltwahrnehmung” zu glauben, dass EU-Gesetze auf dem Rücken der Firmen die Lage vor Ort verbessern.

Um den Unternehmen mehr Orientierung zu bieten, soll die EU-Kommission ihrerseits per Gesetz drei Listen veröffentlichen, an denen sich die Importeure orientieren können: Die sogenannte CAHRA-Liste, die die risikoreichsten Herkunftsgebiete aufführt, sowie zwei “Whitelists” mit anerkannten Industriekoalitionen und zertifizierten Zulieferern. Die Whitelists fehlen bis heute. Die Kommission schreibt die Verspätungen der Covid-Pandemie zu – die Inspektionen vor Ort hätten sich dadurch verzögert.

Die CAHRA-Liste ist mittlerweile zugänglich. Sie soll Unternehmen helfen, das Risiko ihrer Lieferketten einzuschätzen. Bei den Mitgliedsstaaten sorge sie allerdings für Verwirrung, schreibt die europäische Dachorganisation der Konfliktmineralien-NGOs. Sie vermittle, dass nur für die gelisteten Gebiete eine Sorgfaltspflicht gelte. Das ist jedoch irreführend, müssen sie doch ihre Lieferketten überprüfen, ganz gleich, ob die Betriebe aus Regionen der CAHRA-Liste importieren oder nicht.

Letztlich sei die Entscheidung welche Region auf die CAHRA-Liste kommt eine politische, sagt Maarten Gassmann. “Wieso ist Indien gelistet und nicht China? Wieso ist Saudi-Arabien nicht drauf?” Schwarze Listen würden den Händlern mehr Orientierung bieten, glaubt er. Doch das sei politisch nicht durchsetzbar.

Industrie-Koalitionen sorgen nicht für saubere Lieferketten

Probleme bereitet auch die Auflistung anerkannter Industrie-Koalitionen, die die Kommission noch liefern soll. Solche Koalitionen erlauben es Importeuren, ihre Audits zu staffeln und dadurch Kosten zu sparen. Ein Großteil der Importeure macht bereits heute bei solchen Programmen mit. Doch die Mitgliedschaft einer solchen Koalition bedeutet nicht, dass die Lieferketten auch sauber sind. Entscheidend ist die Implementierung vor Ort. Ein Beispiel: Das 2018 von der OECD für konform befundene Dubai Multi-Commodities Centre (DMCC) ist ein Umschlagplatz für geschmuggeltes Gold aus Afrika, wie eine Untersuchung der Nachrichtenagentur Reuters zeigt.

Anhand von welchen Kriterien die Kommission ihre Liste erstellen will, ist demnach von enorm hoher Bedeutung. Doch die Generaldirektion für Handel überprüft die Industrie-Koalitionen nicht selbst, sondern hat die Aufgabe an Dritte weitergegeben. In diesem Fall an die Consulting-Firma KUMI.

Das Problem: KUMI macht seinen Umsatz damit, Importeuren dabei zu helfen, ihre Sorgfaltspflicht zu erfüllen. “Das zeigt einmal mehr, dass es der EU-Kommission an Kompetenz mangelt. Sie gibt Verträge an externe Dienstleister, statt sich Experten ins Haus zu holen”, kritisiert Jean-Louis Zeien, der die Luxemburger Initiative für mehr Sorgfaltspflicht leitet. Auch Maarten Gassmann kritisiert: “Letztlich schöpfen die Consultancies aus ihrer Beratungsfunktion Profit auf dem Rücken von Importeuren.”

Die EU-Kommission erklärt auf Nachfrage, KUMI sei aufgrund der Expertise im Bereich der Sorgfaltspflicht ausgewählt worden. Das Unternehmen soll Audits vor Ort durchführen und Empfehlungen an die Kommission abgeben.

Die Kommission will 2023 die erste Überprüfung des Gesetzes vornehmen; so sieht es die Verordnung vor. Bis dahin dürfte auch das EU-Lieferkettengesetz verhandelt werden, welches Justiz-Kommissar Didier Reynders Ende Oktober vorlegen soll. Ob und wie streng die Kommission bei den Konfliktmineralien nachbessern will, wird sich wohl letztlich danach richten, wie umfassend Reynders Gesetz sein wird.

  • Handel
  • Lieferketten
  • Metalle
  • Nachhaltigkeit
  • Rohstoffe

Altmaier: Bis zu zehn Milliarden Euro für die Chipindustrie

Die Chip-Engpässe machen der Industrie weiter akut zu schaffen: Am Mittwoch verkündete der Autobauer Ford, seine Produktion im Werk in Köln vorerst für gut zwei Wochen auszusetzen. Auch andere Hersteller und Branchen leiden unter den Lieferschwierigkeiten der Halbleiterhersteller (Europe.Table berichtete).

Ausgelöst wurden die Probleme durch die schnelle Erholung der Nachfrage nach der Corona-Pandemie, und noch verschärft durch die Folgeprobleme in der Logistikkette nach Naturkatastrophen in Asien und Nordamerika. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier kann diese akute Krise kaum lösen. Auch wenn der Bundeswirtschaftsminister betont, sich mehrfach eingeschaltet zu haben in die Gespräche mit Regierungen und Lieferanten, etwa in Taiwan: Bestimmte Chips sind derzeit global Mangelware.

Altmaier sieht sich durch die Krise aber darin bestätigt, die Halbleiterbranche ins Zentrum der Industriepolitik zu rücken. Der Zugang zu ausreichend bezahlbaren Mikrochips werde ein Standortfaktor im internationalen Wettbewerb, sagte der CDU-Politiker vor einem Treffen mit 50 Vertretern der Chipindustrie. Deshalb will er, dass zentrale Komponenten “in Deutschland nicht nur entwickelt, sondern auch hergestellt” werden.

Mehr als eine Milliarde aus dem EU-Aufbaufonds

Dafür will die Bundesregierung tief in die Tasche greifen: Auf “fünf bis zehn Milliarden Euro” bezifferte Altmaier den Förderbedarf. Das Geld soll im Rahmen eines zweiten IPCEI-Programms für die Mikroelektronik fließen, in Absprache mit anderen EU-Staaten und der Europäischen Kommission. Bislang hat Berlin 2,78 Milliarden Euro dafür reserviert, davon 1,25 Milliarden aus dem deutschen Topf des EU-Aufbaufonds.

Solche Fördermengen sind in der Branche üblich, um die enormen Investitionen abzusichern. Für den neuen TSMC-Standort in Phoenix, Arizona, mit Gesamtkosten von etwa zwölf Milliarden US-Dollar sind allein etwa 3,5 Milliarden US-Dollar an Bundessubventionen fest verplant.

Hinzu kommen mehrere hundert Millionen Dollar regionale Subventionen, um die Erschließung mit Wasser, Straßen und Abwasser zu gewährleisten. Auch die in diesem Jahr eröffnete Bosch-Fab in Dresden wurde mit 200 Millionen Euro Beihilfen finanziert, ein Fünftel des Investitionsvolumens von rund einer Milliarde Euro.

Der Halbleiter-Experte der Stiftung Neue Verantwortung, Jan-Peter Kleinhans, begrüßt, dass Altmaier eine Stärkung “entlang der gesamten Wertschöpfungskette” anstrebe. Deutschland und Europa seien nicht nur bei der Halbleiter-Fertigung weitgehend abgehängt, sondern ebenso beim vorgelagerten Design von Chips und dem nachgelagerten Packaging.

“Es reicht nicht, einfach nach mehr Fabs zu rufen. Es geht um breite Investitionen in ein gesamtes Ökosystem”, sagt Kleinhans. Allerdings seien die zu durchlaufenden Prozesse bei einem IPCEI nach wie vor zu vielschichtig, undurchsichtig und langwierig.

Welche Unternehmen nun Fördergelder erhalten, ist noch offen. Am Mittwoch veröffentlichte das Ministerium eine Bekanntmachung zur Einreichung von Projektskizzen. Bis zum 1. Oktober können demnach Vorhaben etwa für Spezialprozessoren, Sensorik, vertrauenswürdige Kommunikationstechnologien sowie der Leistungselektronik für Mobilität eingereicht werden. Aber auch Projekte, die Lücken in der gesamten Mikroelektronik-Wertschöpfungskette schließen sollen, können gefördert werden.

Die interessierten Firmen sollen nun detaillierter darlegen, welche Investitionen sie planen. Sobald die Vorhaben ausgewählt sind, soll es einen europäischen Match-Making-Prozess geben, in dem Konsortien geformt werden.

Erste Entscheidungen in den kommenden Wochen

Altmaier selbst sprach mit rund 50 Vertretern deutscher und europäischer Firmen aus der Halbleiterindustrie, die bereits Interesse bekundet haben. Namen wollte der Minister nicht nennen, aber einige Unternehmen wie Infineon haben ihre Ambitionen selbst öffentlich gemacht.

Altmaier zeigte sich optimistisch, schon in den kommenden Wochen Ergebnisse präsentieren zu können: Er sehe “gute Chancen”, erste Förderentscheidungen noch während der Amtszeit der aktuellen Bundesregierung zu verkünden. Das schließe die Zeit nach der Bundestagswahl mit ein, in der diese noch geschäftsführend im Amt sei. “Damit kehrt eine Technik massiv nach Deutschland zurück, die viele schon verloren geglaubt haben”, so Altmaier.

Allerdings sind noch längst nicht alle Fragen geklärt. Zwischen EU-Kommission und BMWi gibt es dem Vernehmen nach noch Diskussionen, wie innovativ die geförderten Projekte sein müssen. Auch werden kaum alle interessierten Firmen gefördert werden können.

Gespräche laufen auch mit internationalen Konzernen, die sich an den Industriekonsortien beteiligen könnten. Auch die Regierungen in Frankreich, Italien und Spanien sowie EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton verhandeln seit Monaten mit Produzenten von Chips, um mittelfristig neue Produktionskapazitäten auf das europäische Festland zu holen.

Bis Ende 2021 will Intel eine Entscheidung verkünden, wo genau gebaut werden soll. Der US-Konzern macht die notwendige Milliardeninvestition zum Aufbau einer neuen Fab jedoch von Förderzusagen abhängig – ebenso wie die anderen Hersteller von Chips. Auch mit Samsung und TSMC sind die Gespräche bislang nicht abgeschlossen. Till Hoppe/Falk Steiner

  • Chips
  • Halbleiter
  • IPCEI
  • Technologie

News

Öffentliche Aufträge: Druckmittel gegen China

Die EU möchte China dazu bewegen, seine öffentlichen Aufträge für europäische Bieter zu öffnen. Es müsse Gegenseitigkeit und Wettbewerbsgleichheit herbeigeführt werden, betonten mehrere EU-Abgeordnete im Handelsausschuss bei der Vorstellung des Berichts über das “International Procurement Instrument” (IPI).

Während Unternehmen aus Drittländern innerhalb der EU “Tür und Tor” offen stünden, wollen manche Handelspartner ihre öffentlichen Ausschreibungen gar nicht öffnen, kritisierte der federführende CDU-Politiker Daniel Caspary. Es müsse eine Möglichkeit geben, besser Druck machen zu können, “wo wir nicht zum Zuge kommen”, so Caspary.

Die Abgeordneten des Ausschusses und mehrere Interessensvertreter sprachen sich bei der Vorstellung gegen den von den EU-Mitgliedsstaaten vorgeschlagenen Preisanpassungsmechanismus für öffentliche Aufträge aus. Sie forderten, dass durch das IPI eine Möglichkeit geschaffen werden müsse, um staatlich geförderte Unternehmen aus der Volksrepublik von Ausschreibungen ganz ausschließen zu können. Der Vorschlag der EU-Mitgliedsstaaten sieht derzeit einen Preisaufschlag vor, wenn ein aus China abgegebenes Angebot zu billig ist.

Der Bericht bedarf nun einer Mehrheit im EU-Parlament. Laut Caspary ist Ende des Jahres mit einer Abstimmung im Plenum zu rechnen. Danach erfolgt der Trilog mit Kommission und Rat. ari

  • China

Studie: Corona sorgt für toxische Spaltung Europas

Eine Studie des European Council on Foreign Relations (ECFR) hat untersucht, wie unterschiedlich die Auswirkungen der Corona-Pandemie in den europäischen Staaten wahrgenommen werden. Das Ergebnis offenbart eine geografische Spaltung des Kontinents: In Süd- und Osteuropa hätten die Befragten mehrheitlich angegeben, “dass das Virus schwere Erkrankungen, Todesfälle oder wirtschaftliche Notlagen verursacht” habe, schreiben die Autoren. In West- und Nordeuropa hingegen sei “für die meisten Befragten Corona eher eine Art grausamer Zuschauersport“.

Die Analyse der Umfrageergebnisse, so die ECRF-Außenpolitikexperten Ivan Krastev und Mark Leonard, legten nahe, dass die durch Corona mitverursachten Spaltungen Europas “tiefgreifende Auswirkungen auf einige der wichtigsten Projekte der EU haben könnten“. Die Autoren nennen dabei das Recht auf Freizügigkeit, das gesamteuropäische Konjunkturprogramm und die Beziehungen der EU zum Rest der Welt bei der Impfstoffdiplomatie und der Auslandshilfe.

Anfangs habe die Pandemie die EU-Mitgliedstaaten noch näher zusammen gebracht. Inzwischen führten die unterschiedlichen Erfahrungen mit den Langzeitfolgen zu einer “tiefen Kluft”, heißt es. Dies sorge in vielen Teilen Europas für eine angespannte Atmosphäre. Die repräsentative Umfrage umfasste mehr als 16.000 Teilnehmende in zwölf EU-Staaten. luk

  • Corona-Impfungen
  • Coronavirus
  • Gesundheit

IMCO fordert einheitliche Ladegeräte

Der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO) im Europäischen Parlament hat einheitliche Ladegeräte für elektronische Geräte innerhalb der EU gefordert. In einem Entwurf für eine Stellungnahme zur Vermeidung von Batterie-Abfällen schlug EVP-Berichterstatter Antonius Manders unter anderem vor, dass für jede Produktkategorie vom E-Auto bis hin zum Mobiltelefon jeweils ein einheitliches Ladegerät vorgeschrieben werden sollte.

Durch die Interoperabilität von Ladegeräten könnten unnötige Abfälle verringert und die Kosten zugunsten der Verbraucher gesenkt werden, heißt es in dem Entwurf. Bis Ende 2024 solle die EU einen entsprechenden Rechtsakt erlassen, der dann ab 2026 in Kraft treten solle. Noch bis Mitte September können die EP-Fraktionen Ergänzungen zu der Stellungnahme beantragen. Der Vorschlag zu den einheitlichen Ladegeräten trifft auf breite Zustimmung in allen politischen Lagern. Die EU-Kommission dürfte noch im September ihren Vorschlag dazu vorlegen (Europe.Table berichtete). luk

  • Batterien
  • Elektromobilität
  • Green Deal
  • Mobilität
  • Technologie

Presseschau

Bundesregierung beschließt Entschädigung für Flutschäden ZEIT
Wetterbedingte Naturkatastrophen haben deutlich zugenommen ZEIT
Altmaier will mehr Chip-Fabriken in Deutschland HANDELSBLATT
Google appeals French competition fine in press publishers case POLITICO
Aus für A++: Neue EU-Energieeffizienzlabel für Lampen HEISE
Biden meets Ukraine leader amid tensions over Russia FT
MEPs blast Commission’s flagship forest strategy as vague, overstepping EU remit EURACTIV
Tolls scrapped on more than 550 kilometers of Spain’s freeways ELPAIS

Portrait

Franziska Brantner: Die Unterhändlerin der Grünen

Franziska Brantner, Europapolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion
Franziska Brantner, Europapolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion

Wie Europapolitik funktioniert, hat Franziska Brantner im Grunde schon in der Schule gelernt. Im zweisprachigen Unterricht des deutsch-französischen Gymnasiums in Freiburg erlebte sie, dass man unterschiedliche Perspektiven in Einklang bringen kann. Eine Erfahrung, die sie auf das Mandat im Europäischen Parlament vorbereitete: “Dort ist man permanent gezwungen, unterschiedliche Sichtweisen zu verarbeiten und zusammenzubringen“.

Von 2009 bis 2013 war sie Abgeordnete in Brüssel und dort außenpolitische Sprecherin der Fraktion Grüne/EFA. 2013 wechselte sie in den Bundestag, als Abgeordnete für den Wahlkreis Heidelberg. Heute ist die 42-Jährige europapolitische Sprecherin und Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen – und Spitzenkandidatin in Baden-Württemberg für die kommende BundestagswahlSollte die Partei nach der Wahl in Koalitionsverhandlungen gehen, würde Brantner die europapolitischen Fragen mit verhandeln.

Brantner wuchs in Neuenburg am Rhein auf, direkt an der französischen Grenze. “Samstags ist man zum Einkaufen nach Frankreich rübergefahren und hat dort den guten Käse und das Baguette geholt”, erzählt sie. “Ich bin in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass es Grenzen gibt, diese aber an Relevanz verloren haben.”

Später studierte sie Internationale Beziehungen in Paris und New York und arbeitete für verschiedene internationale Organisationen und Think-Tanks. Den französischen Europastaatssekretär Clément Beaune, einen engen Vertrauten von Präsident Emmanuel Macron, kennt sie noch aus dem Studium. Entsprechend gut ist – neben dem privaten – auch der politische Draht nach Frankreich.

“Europa wäre im Wettbewerb das Schlusslicht”

Wie sich die Europapolitik der Grünen von anderen Parteien unterscheidet, erklärt Franziska Brantner so: Erstens definierten sie deutsche Interessen im europäischen Kontext. Zweitens gingen sie Tabus an – zum Beispiel in Bezug auf die Währungsunion und die Rolle der Europäischen Zentralbank.

Und drittens hätten die sie es in Migrations- und Asylfragen noch nicht aufgegeben, “dass man das anders machen kann als über Pushbacks“, so Brantner. Die Grünen seien bereit, notfalls auch mit einer kleineren Gruppe williger Mitgliedstaaten voranzugehen. 

Mit Leidenschaft, aber auch mit ein klein wenig Furcht, spricht Franziska Brantner über den Green Deal. “Wenn die EU es verpasst, jetzt gemeinsam diese riesige Aufgabe zu bewältigen – das wäre eine riesige vertane Chance”, sagt sie. “Dann wären wir im Wettbewerb mit den anderen Regionen dieser Welt das Schlusslicht. Es gibt so viele Dinge, die wir jetzt europäisch voranbringen könnten: das Schnellzugnetz, das Energienetz, die Forschung, die Innovation…” 

Derzeitige europäische Streitpunkte dagegen sollten konsequenter gehandhabt werden. Die Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit in Ungarn, Polen und nun auch in Slowenien müssten die übrigen Mitgliedstaaten stärker zurückweisen, findet Brantner. Auch die einzelnen Parteien müssten mehr Verantwortung übernehmen und Einfluss auf ihre Partner in den jeweiligen Ländern ausüben. “Wir haben Glück, in einer friedlichen Zeit aufzuwachsen, aber das ist nicht selbstverständlich”, sagt sie. “Wenn das Fundament der Rechtsstaatlichkeit, der Pressefreiheit, der unabhängigen Justiz wegfällt, dann ist das eine Gefahr für uns alle.” Leonie Düngefeld

  • Fit for 55
  • Green Deal
  • Gymnasium
  • Klimapolitik
  • Klimaziele
  • Slowenien

Apéropa

1. September: Die EU-Kommission ist “back in office“. Voller Elan stürzen sich Ursula von der Leyen und ihr “Team Europa” in die Arbeit. Nach dem Afghanistan-Debakel wird in Brüssel wieder die Welt gerettet, der “European Green Deal” und die Plattform-Regulierung können nicht warten.

Oder vielleicht doch? Am ersten Tag der “Rentrée” waren viele Kommissare schon wieder verreist. Die einen zog es zum “Bled Strategic Forum” nach Slowenien, die anderen mussten dringend in die USA oder in den Nahen Osten. Die “geopolitische Kommission” fand nicht einmal die Zeit, über Afghanistan zu sprechen.

Von der Leyen hat andere Prioritäten. Nach der Sommerpause will sie erstmal das Impfdebakel vom Frühjahr vergessen machen. 70 Prozent der erwachsenen EU-Bürger seien vollständig geimpft, verkündet die Ärztin a.D. Es ist schon das dritte Mal, dass sie einen “Meilenstein” beim Impfen erreicht haben will.

Doch wie es weitergeht, ist unklar. Strebt die Kommission als nächstes 80 oder gar 85 Prozent an? Wann steigt die EU aus dem Krisenmodus aus? Und wann greift endlich der hochgelobte Recovery-Plan, der Europa in eine grüne und digitale Zukunft führen soll?

Auflösung nächste Woche – bei der ersten Kommissionssitzung. Oder vielleicht auch erst am 15. September. Dann redet von der Leyen zum “State of the Union“. Bis dahin lauft der Betrieb in Brüssel auf halber Kraft, wenn überhaupt. Eric Bonse

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

Licenses:

    • Kritik an EU-Verordnung zu Konfliktmineralien
    • Altmaier will deutsche Chip-Produktionen fördern
    • Corona spaltet Europa
    • Abgeordnete erhöhen Druck auf China bei Ausschreibungen
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    • Im Portrait: Franziska Brantner, Grüne
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    seit Jahresbeginn müssen EU-Importeure offenlegen, von welchen Lieferanten sie Mineralien und Metalle aus Krisengebieten erhalten, die für Smartphones oder Mikrochips gebraucht werden. Unabhängige Audits sollen überprüfen, ob die Sorgfaltspflichten eingehalten wurden. Doch das Regelwerk hat noch etliche Lücken, wie Charlotte Wirth recherchiert hat. Mängel, die von NGOs wie Unternehmen kritisiert werden. Und die einen Vorgeschmack auf das geplante EU-Lieferkettengesetz geben könnten.

    Apropos Mikrochips: Die Lieferengpässe legen ganze Fabriken lahm. Die Lieferkrise bestärkt Peter Altmaier darin, den Aufbau einer heimischen Halbleiterindustrie zu fördern – bis zu zehn Milliarden Euro an Subventionen stellt der Bundeswirtschaftsminister in Aussicht. Kein Wunder, dass die Unternehmen Schlange stehen. Erste Großprojekte würde Altmaier gerne noch in seiner Amtszeit präsentieren. Diese endet zwar nicht gleich am Wahlabend, dennoch ist das ein ehrgeiziger Zeitplan.  

    Ihr
    Till Hoppe
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    Analyse

    Konfliktmineralien: Lücken im Gesetz

    Drei Jahre hatten Importeure Zeit, sich auf die EU-Verordnung zu den Konfliktmineralien vorzubereiten. Seit dem ersten Januar ist sie in Kraft. Die Verordnung erlegt Unternehmen Sorgfaltspflichten für die Einfuhr von Zinn, Tantal, Wolfram und Gold (3TG Erze) auf.

    Die Mineralien und Metalle, die sich etwa in Handys und Computerchips befinden, werden zumeist aus Hochrisikogebieten in Entwicklungsländern gewonnen. Vielfach stehen die Minen unter Kontrolle von Milizen. Der Erlös aus Handel und Schmuggel finanziert die Bewaffnung von Truppen, fördert Landraub und Korruption. Dem soll die Verordnung entgegenwirken.

    Seit Januar müssen rund 600 bis 1.000 EU-Importeure jährlich über die Risiken ihrer Lieferketten berichten, so auch bis zu 200 deutsche Unternehmen. Sie müssen offenlegen, von welchen Lieferanten, Raffinerien und Schmelzhütten ihre Produkte stammen, und nachweisen, dass die Erze verantwortungsvoll geschürft wurden.

    Unabhängige Audits überprüfen anschließend, ob die Sorgfaltspflichten angehalten wurden. Für die Kontrolle der Betriebe sind die Mitgliedstaaten zuständig. In Deutschland hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) dazu eine eigene Kontrollstelle (DEKSOR) eingerichtet.

    Keine Sorgfaltspflichten für Klein-Importeure

    Das Gesetz hat allerdings Schwachstellen. Bereits 2018 kritisierten Vertreter der Zivilgesellschaft, die Verordnung sei zu restriktiv. Der Text konzentriert sich lediglich auf vier Erze und umfasst nur die Importe von Rohmineralien. Ferner entfällt für Unternehmen, die unter einer gewissen Menge importieren, die Sorgfaltspflicht – ganz unabhängig davon, ob sie Erze aus Hochrisikogebieten einführen oder nicht. “Mit dem Erlös können Milizen Tausende Waffen kaufen”, kritisiert Johanna Sydow von Germanwatch.

    Obwohl es sich um eine Verordnung handelt, lässt es Mitgliedstaaten großen Freiraum, kritisiert die Dachorganisation der Konfliktmineralien-NGOs in einem Bericht. Die Mitgliedstaaten bestimmen eigenständig darüber, ob und welche Strafen Importeure zahlen, die ihrer Berichtspflicht nicht nachkommen und wie stark die nationalen Behörden die Unternehmen kontrollieren.

    Die Unterschiede sind enorm. Frankreich etwa verhängt 1.500 Euro pro Tag und sieht Importverbote vor, falls die Unternehmen sich nicht bessern. In Deutschland zahlen Betriebe bis zu 50.000 Euro. Diese Strafe kann so oft verhängt werden, bis die Importeure ihren Pflichten nachkommen. In Österreich hingegen zahlen nicht-konforme Unternehmen maximal 726 Euro.

    Auch in puncto Transparenz gibt es große Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten.

    Die Verordnung verpflichtet Importeure dazu, ihre Sorgfaltsberichte öffentlich zugänglich zu machen. So könnte sich die Zivilgesellschaft als zusätzliches Kontrollorgan für saubere Lieferketten stark machen. Doch dazu müssten diese erst einmal wissen, welche Betriebe unter die Verordnung fallen.

    Die EU-Kommission aber sieht davon ab, ein europäisches Register der Importeure einzuführen. Die Mitgliedsstaaten sollen selbst entscheiden, ob sie ein nationales Register wollen oder nicht. Viele Länder, darunter auch Deutschland, wollen das nicht. Weder veröffentlicht die BGR die Berichte der Importeure, noch will Berlin öffentlich machen, welche Betriebe sanktioniert werden.

    Dass nicht alle Mitgliedsstaaten ihrer Kontrollfunktion mit gleichem Eifer nachkommen, wird dadurch ersichtlich, wie langsam manche Länder die Verordnung umsetzen. Während Deutschland sein Durchführungsgesetz im März 2020 verabschiedet hat, ist es in anderen Mitgliedstaaten noch auf dem Weg durch die Instanzen. Für viele betroffene Unternehmen ist bisher nicht einmal klar, welche Kontrollinstanz für sie zuständig ist. Importiert ein deutscher Betrieb etwa via Rotterdam nach Deutschland, kontrolliert dann Amsterdam oder Berlin?

    “Drängen uns durch die Auflagen aus dem Markt”

    Besonders kleinere Unternehmen bekämen durch das Gesetz Probleme, sagt Maarten Gassmann, Ausschussleiter des Verbands Deutscher Metallhändler (VDM) und Geschäftsführer eines Wolframunternehmens. Der administrative Aufwand und die finanziellen Mehrkosten, die durch die Prüfung der Lieferketten anfallen, seien enorm. “Die Händler kommen ins Schwimmen.”

    Für einige habe die EU-Regulierung sogar einen konträren Effekt. So ist etwa der Wolfram-Markt in der EU nicht groß genug, als dass sich die Zulieferer die zusätzlichen Bürden auferlegen würden: “Wenn wir den Zulieferern die Sache zu kompliziert machen, dann springen sie ab. Wir drängen uns durch die Auflagen aus dem Markt”, sagt Gassmann.

    Dabei sei nicht einmal klar, welchen Effekt die Verordnung wirklich auf die Entwicklungsländer hat. “Wir wursteln uns durch und keiner schaut, was vor Ort passiert.” Es sei eine “eurozentrische Weltwahrnehmung” zu glauben, dass EU-Gesetze auf dem Rücken der Firmen die Lage vor Ort verbessern.

    Um den Unternehmen mehr Orientierung zu bieten, soll die EU-Kommission ihrerseits per Gesetz drei Listen veröffentlichen, an denen sich die Importeure orientieren können: Die sogenannte CAHRA-Liste, die die risikoreichsten Herkunftsgebiete aufführt, sowie zwei “Whitelists” mit anerkannten Industriekoalitionen und zertifizierten Zulieferern. Die Whitelists fehlen bis heute. Die Kommission schreibt die Verspätungen der Covid-Pandemie zu – die Inspektionen vor Ort hätten sich dadurch verzögert.

    Die CAHRA-Liste ist mittlerweile zugänglich. Sie soll Unternehmen helfen, das Risiko ihrer Lieferketten einzuschätzen. Bei den Mitgliedsstaaten sorge sie allerdings für Verwirrung, schreibt die europäische Dachorganisation der Konfliktmineralien-NGOs. Sie vermittle, dass nur für die gelisteten Gebiete eine Sorgfaltspflicht gelte. Das ist jedoch irreführend, müssen sie doch ihre Lieferketten überprüfen, ganz gleich, ob die Betriebe aus Regionen der CAHRA-Liste importieren oder nicht.

    Letztlich sei die Entscheidung welche Region auf die CAHRA-Liste kommt eine politische, sagt Maarten Gassmann. “Wieso ist Indien gelistet und nicht China? Wieso ist Saudi-Arabien nicht drauf?” Schwarze Listen würden den Händlern mehr Orientierung bieten, glaubt er. Doch das sei politisch nicht durchsetzbar.

    Industrie-Koalitionen sorgen nicht für saubere Lieferketten

    Probleme bereitet auch die Auflistung anerkannter Industrie-Koalitionen, die die Kommission noch liefern soll. Solche Koalitionen erlauben es Importeuren, ihre Audits zu staffeln und dadurch Kosten zu sparen. Ein Großteil der Importeure macht bereits heute bei solchen Programmen mit. Doch die Mitgliedschaft einer solchen Koalition bedeutet nicht, dass die Lieferketten auch sauber sind. Entscheidend ist die Implementierung vor Ort. Ein Beispiel: Das 2018 von der OECD für konform befundene Dubai Multi-Commodities Centre (DMCC) ist ein Umschlagplatz für geschmuggeltes Gold aus Afrika, wie eine Untersuchung der Nachrichtenagentur Reuters zeigt.

    Anhand von welchen Kriterien die Kommission ihre Liste erstellen will, ist demnach von enorm hoher Bedeutung. Doch die Generaldirektion für Handel überprüft die Industrie-Koalitionen nicht selbst, sondern hat die Aufgabe an Dritte weitergegeben. In diesem Fall an die Consulting-Firma KUMI.

    Das Problem: KUMI macht seinen Umsatz damit, Importeuren dabei zu helfen, ihre Sorgfaltspflicht zu erfüllen. “Das zeigt einmal mehr, dass es der EU-Kommission an Kompetenz mangelt. Sie gibt Verträge an externe Dienstleister, statt sich Experten ins Haus zu holen”, kritisiert Jean-Louis Zeien, der die Luxemburger Initiative für mehr Sorgfaltspflicht leitet. Auch Maarten Gassmann kritisiert: “Letztlich schöpfen die Consultancies aus ihrer Beratungsfunktion Profit auf dem Rücken von Importeuren.”

    Die EU-Kommission erklärt auf Nachfrage, KUMI sei aufgrund der Expertise im Bereich der Sorgfaltspflicht ausgewählt worden. Das Unternehmen soll Audits vor Ort durchführen und Empfehlungen an die Kommission abgeben.

    Die Kommission will 2023 die erste Überprüfung des Gesetzes vornehmen; so sieht es die Verordnung vor. Bis dahin dürfte auch das EU-Lieferkettengesetz verhandelt werden, welches Justiz-Kommissar Didier Reynders Ende Oktober vorlegen soll. Ob und wie streng die Kommission bei den Konfliktmineralien nachbessern will, wird sich wohl letztlich danach richten, wie umfassend Reynders Gesetz sein wird.

    • Handel
    • Lieferketten
    • Metalle
    • Nachhaltigkeit
    • Rohstoffe

    Altmaier: Bis zu zehn Milliarden Euro für die Chipindustrie

    Die Chip-Engpässe machen der Industrie weiter akut zu schaffen: Am Mittwoch verkündete der Autobauer Ford, seine Produktion im Werk in Köln vorerst für gut zwei Wochen auszusetzen. Auch andere Hersteller und Branchen leiden unter den Lieferschwierigkeiten der Halbleiterhersteller (Europe.Table berichtete).

    Ausgelöst wurden die Probleme durch die schnelle Erholung der Nachfrage nach der Corona-Pandemie, und noch verschärft durch die Folgeprobleme in der Logistikkette nach Naturkatastrophen in Asien und Nordamerika. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier kann diese akute Krise kaum lösen. Auch wenn der Bundeswirtschaftsminister betont, sich mehrfach eingeschaltet zu haben in die Gespräche mit Regierungen und Lieferanten, etwa in Taiwan: Bestimmte Chips sind derzeit global Mangelware.

    Altmaier sieht sich durch die Krise aber darin bestätigt, die Halbleiterbranche ins Zentrum der Industriepolitik zu rücken. Der Zugang zu ausreichend bezahlbaren Mikrochips werde ein Standortfaktor im internationalen Wettbewerb, sagte der CDU-Politiker vor einem Treffen mit 50 Vertretern der Chipindustrie. Deshalb will er, dass zentrale Komponenten “in Deutschland nicht nur entwickelt, sondern auch hergestellt” werden.

    Mehr als eine Milliarde aus dem EU-Aufbaufonds

    Dafür will die Bundesregierung tief in die Tasche greifen: Auf “fünf bis zehn Milliarden Euro” bezifferte Altmaier den Förderbedarf. Das Geld soll im Rahmen eines zweiten IPCEI-Programms für die Mikroelektronik fließen, in Absprache mit anderen EU-Staaten und der Europäischen Kommission. Bislang hat Berlin 2,78 Milliarden Euro dafür reserviert, davon 1,25 Milliarden aus dem deutschen Topf des EU-Aufbaufonds.

    Solche Fördermengen sind in der Branche üblich, um die enormen Investitionen abzusichern. Für den neuen TSMC-Standort in Phoenix, Arizona, mit Gesamtkosten von etwa zwölf Milliarden US-Dollar sind allein etwa 3,5 Milliarden US-Dollar an Bundessubventionen fest verplant.

    Hinzu kommen mehrere hundert Millionen Dollar regionale Subventionen, um die Erschließung mit Wasser, Straßen und Abwasser zu gewährleisten. Auch die in diesem Jahr eröffnete Bosch-Fab in Dresden wurde mit 200 Millionen Euro Beihilfen finanziert, ein Fünftel des Investitionsvolumens von rund einer Milliarde Euro.

    Der Halbleiter-Experte der Stiftung Neue Verantwortung, Jan-Peter Kleinhans, begrüßt, dass Altmaier eine Stärkung “entlang der gesamten Wertschöpfungskette” anstrebe. Deutschland und Europa seien nicht nur bei der Halbleiter-Fertigung weitgehend abgehängt, sondern ebenso beim vorgelagerten Design von Chips und dem nachgelagerten Packaging.

    “Es reicht nicht, einfach nach mehr Fabs zu rufen. Es geht um breite Investitionen in ein gesamtes Ökosystem”, sagt Kleinhans. Allerdings seien die zu durchlaufenden Prozesse bei einem IPCEI nach wie vor zu vielschichtig, undurchsichtig und langwierig.

    Welche Unternehmen nun Fördergelder erhalten, ist noch offen. Am Mittwoch veröffentlichte das Ministerium eine Bekanntmachung zur Einreichung von Projektskizzen. Bis zum 1. Oktober können demnach Vorhaben etwa für Spezialprozessoren, Sensorik, vertrauenswürdige Kommunikationstechnologien sowie der Leistungselektronik für Mobilität eingereicht werden. Aber auch Projekte, die Lücken in der gesamten Mikroelektronik-Wertschöpfungskette schließen sollen, können gefördert werden.

    Die interessierten Firmen sollen nun detaillierter darlegen, welche Investitionen sie planen. Sobald die Vorhaben ausgewählt sind, soll es einen europäischen Match-Making-Prozess geben, in dem Konsortien geformt werden.

    Erste Entscheidungen in den kommenden Wochen

    Altmaier selbst sprach mit rund 50 Vertretern deutscher und europäischer Firmen aus der Halbleiterindustrie, die bereits Interesse bekundet haben. Namen wollte der Minister nicht nennen, aber einige Unternehmen wie Infineon haben ihre Ambitionen selbst öffentlich gemacht.

    Altmaier zeigte sich optimistisch, schon in den kommenden Wochen Ergebnisse präsentieren zu können: Er sehe “gute Chancen”, erste Förderentscheidungen noch während der Amtszeit der aktuellen Bundesregierung zu verkünden. Das schließe die Zeit nach der Bundestagswahl mit ein, in der diese noch geschäftsführend im Amt sei. “Damit kehrt eine Technik massiv nach Deutschland zurück, die viele schon verloren geglaubt haben”, so Altmaier.

    Allerdings sind noch längst nicht alle Fragen geklärt. Zwischen EU-Kommission und BMWi gibt es dem Vernehmen nach noch Diskussionen, wie innovativ die geförderten Projekte sein müssen. Auch werden kaum alle interessierten Firmen gefördert werden können.

    Gespräche laufen auch mit internationalen Konzernen, die sich an den Industriekonsortien beteiligen könnten. Auch die Regierungen in Frankreich, Italien und Spanien sowie EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton verhandeln seit Monaten mit Produzenten von Chips, um mittelfristig neue Produktionskapazitäten auf das europäische Festland zu holen.

    Bis Ende 2021 will Intel eine Entscheidung verkünden, wo genau gebaut werden soll. Der US-Konzern macht die notwendige Milliardeninvestition zum Aufbau einer neuen Fab jedoch von Förderzusagen abhängig – ebenso wie die anderen Hersteller von Chips. Auch mit Samsung und TSMC sind die Gespräche bislang nicht abgeschlossen. Till Hoppe/Falk Steiner

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    News

    Öffentliche Aufträge: Druckmittel gegen China

    Die EU möchte China dazu bewegen, seine öffentlichen Aufträge für europäische Bieter zu öffnen. Es müsse Gegenseitigkeit und Wettbewerbsgleichheit herbeigeführt werden, betonten mehrere EU-Abgeordnete im Handelsausschuss bei der Vorstellung des Berichts über das “International Procurement Instrument” (IPI).

    Während Unternehmen aus Drittländern innerhalb der EU “Tür und Tor” offen stünden, wollen manche Handelspartner ihre öffentlichen Ausschreibungen gar nicht öffnen, kritisierte der federführende CDU-Politiker Daniel Caspary. Es müsse eine Möglichkeit geben, besser Druck machen zu können, “wo wir nicht zum Zuge kommen”, so Caspary.

    Die Abgeordneten des Ausschusses und mehrere Interessensvertreter sprachen sich bei der Vorstellung gegen den von den EU-Mitgliedsstaaten vorgeschlagenen Preisanpassungsmechanismus für öffentliche Aufträge aus. Sie forderten, dass durch das IPI eine Möglichkeit geschaffen werden müsse, um staatlich geförderte Unternehmen aus der Volksrepublik von Ausschreibungen ganz ausschließen zu können. Der Vorschlag der EU-Mitgliedsstaaten sieht derzeit einen Preisaufschlag vor, wenn ein aus China abgegebenes Angebot zu billig ist.

    Der Bericht bedarf nun einer Mehrheit im EU-Parlament. Laut Caspary ist Ende des Jahres mit einer Abstimmung im Plenum zu rechnen. Danach erfolgt der Trilog mit Kommission und Rat. ari

    • China

    Studie: Corona sorgt für toxische Spaltung Europas

    Eine Studie des European Council on Foreign Relations (ECFR) hat untersucht, wie unterschiedlich die Auswirkungen der Corona-Pandemie in den europäischen Staaten wahrgenommen werden. Das Ergebnis offenbart eine geografische Spaltung des Kontinents: In Süd- und Osteuropa hätten die Befragten mehrheitlich angegeben, “dass das Virus schwere Erkrankungen, Todesfälle oder wirtschaftliche Notlagen verursacht” habe, schreiben die Autoren. In West- und Nordeuropa hingegen sei “für die meisten Befragten Corona eher eine Art grausamer Zuschauersport“.

    Die Analyse der Umfrageergebnisse, so die ECRF-Außenpolitikexperten Ivan Krastev und Mark Leonard, legten nahe, dass die durch Corona mitverursachten Spaltungen Europas “tiefgreifende Auswirkungen auf einige der wichtigsten Projekte der EU haben könnten“. Die Autoren nennen dabei das Recht auf Freizügigkeit, das gesamteuropäische Konjunkturprogramm und die Beziehungen der EU zum Rest der Welt bei der Impfstoffdiplomatie und der Auslandshilfe.

    Anfangs habe die Pandemie die EU-Mitgliedstaaten noch näher zusammen gebracht. Inzwischen führten die unterschiedlichen Erfahrungen mit den Langzeitfolgen zu einer “tiefen Kluft”, heißt es. Dies sorge in vielen Teilen Europas für eine angespannte Atmosphäre. Die repräsentative Umfrage umfasste mehr als 16.000 Teilnehmende in zwölf EU-Staaten. luk

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    IMCO fordert einheitliche Ladegeräte

    Der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO) im Europäischen Parlament hat einheitliche Ladegeräte für elektronische Geräte innerhalb der EU gefordert. In einem Entwurf für eine Stellungnahme zur Vermeidung von Batterie-Abfällen schlug EVP-Berichterstatter Antonius Manders unter anderem vor, dass für jede Produktkategorie vom E-Auto bis hin zum Mobiltelefon jeweils ein einheitliches Ladegerät vorgeschrieben werden sollte.

    Durch die Interoperabilität von Ladegeräten könnten unnötige Abfälle verringert und die Kosten zugunsten der Verbraucher gesenkt werden, heißt es in dem Entwurf. Bis Ende 2024 solle die EU einen entsprechenden Rechtsakt erlassen, der dann ab 2026 in Kraft treten solle. Noch bis Mitte September können die EP-Fraktionen Ergänzungen zu der Stellungnahme beantragen. Der Vorschlag zu den einheitlichen Ladegeräten trifft auf breite Zustimmung in allen politischen Lagern. Die EU-Kommission dürfte noch im September ihren Vorschlag dazu vorlegen (Europe.Table berichtete). luk

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    Bundesregierung beschließt Entschädigung für Flutschäden ZEIT
    Wetterbedingte Naturkatastrophen haben deutlich zugenommen ZEIT
    Altmaier will mehr Chip-Fabriken in Deutschland HANDELSBLATT
    Google appeals French competition fine in press publishers case POLITICO
    Aus für A++: Neue EU-Energieeffizienzlabel für Lampen HEISE
    Biden meets Ukraine leader amid tensions over Russia FT
    MEPs blast Commission’s flagship forest strategy as vague, overstepping EU remit EURACTIV
    Tolls scrapped on more than 550 kilometers of Spain’s freeways ELPAIS

    Portrait

    Franziska Brantner: Die Unterhändlerin der Grünen

    Franziska Brantner, Europapolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion
    Franziska Brantner, Europapolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion

    Wie Europapolitik funktioniert, hat Franziska Brantner im Grunde schon in der Schule gelernt. Im zweisprachigen Unterricht des deutsch-französischen Gymnasiums in Freiburg erlebte sie, dass man unterschiedliche Perspektiven in Einklang bringen kann. Eine Erfahrung, die sie auf das Mandat im Europäischen Parlament vorbereitete: “Dort ist man permanent gezwungen, unterschiedliche Sichtweisen zu verarbeiten und zusammenzubringen“.

    Von 2009 bis 2013 war sie Abgeordnete in Brüssel und dort außenpolitische Sprecherin der Fraktion Grüne/EFA. 2013 wechselte sie in den Bundestag, als Abgeordnete für den Wahlkreis Heidelberg. Heute ist die 42-Jährige europapolitische Sprecherin und Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen – und Spitzenkandidatin in Baden-Württemberg für die kommende BundestagswahlSollte die Partei nach der Wahl in Koalitionsverhandlungen gehen, würde Brantner die europapolitischen Fragen mit verhandeln.

    Brantner wuchs in Neuenburg am Rhein auf, direkt an der französischen Grenze. “Samstags ist man zum Einkaufen nach Frankreich rübergefahren und hat dort den guten Käse und das Baguette geholt”, erzählt sie. “Ich bin in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass es Grenzen gibt, diese aber an Relevanz verloren haben.”

    Später studierte sie Internationale Beziehungen in Paris und New York und arbeitete für verschiedene internationale Organisationen und Think-Tanks. Den französischen Europastaatssekretär Clément Beaune, einen engen Vertrauten von Präsident Emmanuel Macron, kennt sie noch aus dem Studium. Entsprechend gut ist – neben dem privaten – auch der politische Draht nach Frankreich.

    “Europa wäre im Wettbewerb das Schlusslicht”

    Wie sich die Europapolitik der Grünen von anderen Parteien unterscheidet, erklärt Franziska Brantner so: Erstens definierten sie deutsche Interessen im europäischen Kontext. Zweitens gingen sie Tabus an – zum Beispiel in Bezug auf die Währungsunion und die Rolle der Europäischen Zentralbank.

    Und drittens hätten die sie es in Migrations- und Asylfragen noch nicht aufgegeben, “dass man das anders machen kann als über Pushbacks“, so Brantner. Die Grünen seien bereit, notfalls auch mit einer kleineren Gruppe williger Mitgliedstaaten voranzugehen. 

    Mit Leidenschaft, aber auch mit ein klein wenig Furcht, spricht Franziska Brantner über den Green Deal. “Wenn die EU es verpasst, jetzt gemeinsam diese riesige Aufgabe zu bewältigen – das wäre eine riesige vertane Chance”, sagt sie. “Dann wären wir im Wettbewerb mit den anderen Regionen dieser Welt das Schlusslicht. Es gibt so viele Dinge, die wir jetzt europäisch voranbringen könnten: das Schnellzugnetz, das Energienetz, die Forschung, die Innovation…” 

    Derzeitige europäische Streitpunkte dagegen sollten konsequenter gehandhabt werden. Die Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit in Ungarn, Polen und nun auch in Slowenien müssten die übrigen Mitgliedstaaten stärker zurückweisen, findet Brantner. Auch die einzelnen Parteien müssten mehr Verantwortung übernehmen und Einfluss auf ihre Partner in den jeweiligen Ländern ausüben. “Wir haben Glück, in einer friedlichen Zeit aufzuwachsen, aber das ist nicht selbstverständlich”, sagt sie. “Wenn das Fundament der Rechtsstaatlichkeit, der Pressefreiheit, der unabhängigen Justiz wegfällt, dann ist das eine Gefahr für uns alle.” Leonie Düngefeld

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    Apéropa

    1. September: Die EU-Kommission ist “back in office“. Voller Elan stürzen sich Ursula von der Leyen und ihr “Team Europa” in die Arbeit. Nach dem Afghanistan-Debakel wird in Brüssel wieder die Welt gerettet, der “European Green Deal” und die Plattform-Regulierung können nicht warten.

    Oder vielleicht doch? Am ersten Tag der “Rentrée” waren viele Kommissare schon wieder verreist. Die einen zog es zum “Bled Strategic Forum” nach Slowenien, die anderen mussten dringend in die USA oder in den Nahen Osten. Die “geopolitische Kommission” fand nicht einmal die Zeit, über Afghanistan zu sprechen.

    Von der Leyen hat andere Prioritäten. Nach der Sommerpause will sie erstmal das Impfdebakel vom Frühjahr vergessen machen. 70 Prozent der erwachsenen EU-Bürger seien vollständig geimpft, verkündet die Ärztin a.D. Es ist schon das dritte Mal, dass sie einen “Meilenstein” beim Impfen erreicht haben will.

    Doch wie es weitergeht, ist unklar. Strebt die Kommission als nächstes 80 oder gar 85 Prozent an? Wann steigt die EU aus dem Krisenmodus aus? Und wann greift endlich der hochgelobte Recovery-Plan, der Europa in eine grüne und digitale Zukunft führen soll?

    Auflösung nächste Woche – bei der ersten Kommissionssitzung. Oder vielleicht auch erst am 15. September. Dann redet von der Leyen zum “State of the Union“. Bis dahin lauft der Betrieb in Brüssel auf halber Kraft, wenn überhaupt. Eric Bonse

    Europe.Table Redaktion

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