Table.Briefing: Europe

Patt in Spanien + EVP-Optionen + Teurer Strom

Liebe Leserin, lieber Leser,

Umfragen hatten einen klaren Wahlsieg des rechten Lagers in Spanien vorhergesagt, doch es kam anders. Die zur christdemokratischen Parteienfamilie gehörenden Partido Popular (PP) lag zwar bei der Auszählung der Stimmen der Parlamentswahl vorn. Parteichef Alberto Núñez Feijóo erreichte aber keine absolute Mehrheit – auch nicht gemeinsam mit den Rechtspopulisten von Vox.

Nach Auszählung fast aller Stimmen kam die PP auf 136 Sitze. Vox schnitt deutlich schwächer ab als 2019 und kam auf 33 Sitze. 176 Sitze sind nötig, um die absolute Mehrheit zu stellen. Amtsinhaber Pedro Sánchez (PSOE) war stärker als erwartet und landete mit 122 Stimmen knapp hinter der PP. Sein bisheriger Koalitionspartner, die linke Sumar, kam auf 31 Sitze.

Damit hat weder das rechte noch das linke Lager eine Mehrheit im Parlament. In Spanien sind Große Koalitionen undenkbar. Auch fast 50 Jahre nach dem Ende der Diktatur sind die beiden Lager scharf abgegrenzt. Sánchez könnte aber mit den Separatisten aus Katalonien und dem Baskenland womöglich eine Mehrheit bilden

Gespannt schaut Europa nun auf das Land, das gerade die Ratspräsidentschaft innehat und im Rat die Geschäfte führt. Aus EU-Sicht ist wichtig, dass Spanien möglichst unmittelbar nach der Brüsseler Sommerpause wieder eine funktionierende Regierung hat. Einen guten Start in die Woche wünscht

Analyse

EVP: Mögliche Optionen für Rechtsbündnisse nach der Wahl

Aus den Europawahlen im Juni dürften die rechten Fraktionen EKR und ID gestärkt hervorgehen. Die Grünen müssen mit drastischen Verlusten rechnen, die liberale Renew, die Sozialisten (S&D) sowie die christdemokratische EVP werden voraussichtlich ebenfalls Sitze einbüßen. Darauf deuten die Sitzplatzprojektionen des Politikwissenschaftlers Manuel Müller hin, die er anhand von Meinungsumfragen aus den Mitgliedstaaten und auf der Basis der jetzigen Mitgliedschaften in den europäischen Parteienfamilien erstellt.

Der Rechtsruck hätte Folgen für mögliche Kooperationen zwischen den Fraktionen. Formelle Koalitionen gibt es im Europaparlament nicht, auch nach der Wahl im Juni sind sie unwahrscheinlich. Doch es gibt neue Optionen. Es deuten sich Alternativen zur “ewigen” Kooperation von S&D und EVP an, die im laufenden Mandat eine Absprache mit Renew getroffen hatten (Von-der-Leyen-Koalition). Rechnerisch in Reichweite wäre erstmals eine Mitte-Rechts-Kooperation von EVP, Renew und EKR, die nach erwarteten Fraktionsübertritten in der Projektion auf 355 Sitze käme.

Weber offen für Rechtsbündnisse

Manfred Weber, Chef der EVP-Faktion im Parlament und seit einem Jahr auch der Parteienfamilie, sucht schon jetzt nach neuen Partnern. Dafür nimmt er zunächst die EKR-Fraktion in den Fokus und in zweiter Linie die Liberalen. Webers Ziel muss sein, dass die EVP wieder stärkste Fraktion im Europaparlament wird. Schon in dieser Legislaturperiode haben die Christdemokraten schmerzhafte Abstimmungsniederlagen erlitten. Wenn sie weiter Sitze verliert, schwindet ihr Einfluss.

Weber geht zweistufig vor. Er versucht zunächst, neue Mitgliedsparteien für die eigene Parteienfamilie zu gewinnen. Für den Fall, dass das nicht klappt, lotet er das Potenzial für eine Zusammenarbeit mit nationalen Delegationen oder einzelnen Abgeordneten von EKR und Renew aus.

Transfermarkt öffnet mit Schließung der Wahllokale

Sobald das Ergebnis der Wahl im Juni feststeht, beginnen die Verhandlungen. Der Transfermarkt wird geöffnet. Wenn nationale Parteien die Parteienfamilie wechseln, würde sich das Kräfteverhältnis der Fraktionen noch einmal verschieben. Denkbar ist auch, dass nationale Parteien nicht gleich in eine neue Parteienfamilie eintreten, sondern nur MEPs in die Fraktion schicken. Die britischen Tories etwa waren zeitweise Teil der EVP-Fraktion, aber nicht Mitglied in der Parteienfamilie.

Weber hat sich bereits offen für neue Rechtsbündnisse gezeigt. Beitritte zur EVP aus der EKR sind möglich, aber in der Praxis schwer vorstellbar. In der EVP-Fraktion sind etliche Parteien, deren weiter rechts stehende Konkurrenten aus den Nationalstaaten zur EKR gehören. Beispiele sind etwa die Forza Italia und Fratelli d’Italia, Platforma Obywatelska (PO) und PiS in Polen sowie N-VA und belgische Christdemokraten. Ehemals traditionsreiche, aber inzwischen marginalisierte christdemokratische Parteien wehren sich dagegen, wenn ihre schärfsten Konkurrenten aus der nationalen Politik aufgenommen werden sollen.  

Fratelli gewinnen in EKR Einfluss

Auch innerhalb der Fraktionen werden sich die Kräfteverhältnisse ändern. Bislang dominieren in der EKR (derzeit 66 Sitze) die polnische PiS und die Fratelli d’Italia (FDI). Manuel Müller rechnet damit, dass die FDI (derzeit neun Sitze) sowie die spanische Rechtsaußenpartei Vox jeweils einige Sitze zulegen. Außerdem habe sich die FDI-Chefin und italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zur Führungsfigur der europäischen Rechten entwickelt. Meloni hat sich auch gerade als Chefin der EKR-Parteienfamilie bestätigen lassen.

Es gilt daher als unwahrscheinlich, dass Giorgia Meloni die Eigenständigkeit der EKR aufgibt und mit ihren Abgeordneten der EVP-Fraktion beitritt. Auch die tschechische ODS von Ministerpräsident Petr Fiala, die jetzt vier Sitze hat und früher schon einmal in der EVP-Fraktion war, wird nicht mehr als heißer Wechselkandidat gehandelt. Müller rechnet vielmehr mit weiteren Beitritten, wodurch die EKR im neuen Parlament bis zu 89 Sitze haben könnte und damit Chancen hat, drittstärkste Kraft hinter EVP und S&D zu werden. Seit dem Austritt aus der EVP sind die zwölf Abgeordneten des ungarischen Fidesz fraktionslos. Es könnte sein, dass sie sich EKR oder auch ID anschließen.

Melonis Mann in Straßburg

Der starke Mann der FDI und Statthalter von Meloni im Europaparlament ist der Co-Fraktionschef der EKR, Nicola Procaccini. Der 47-Jährige ist gelernter Journalist und arbeitete über Jahre als Sprecher von Meloni. Neben ihm gilt Carlo Fidanza als weitere Führungsfigur. Müller nimmt an, dass im neuen Parlament die polnische PiS zweitstärkste Kraft nach der FDI wird. Co-Fraktionschef Ryszard Legutko schlägt im Parlament häufig einen unversöhnlichen Ton an, gerade gegenüber Deutschland.

Manuel Müller geht davon aus, dass führende FDI-Politiker in der EKR die Gelegenheit nutzen werden, sollte ihnen EVP-Chef Weber bei einzelnen Abstimmungen Rechtsbündnisse anbieten. Es biete sich an, die Allianzen über EKR-Abgeordnete zu schmieden, deren Parteien in den Nationalstaaten bereits mit EVP-Mitgliedsparteien koalieren. Müller nennt FDI, Vox, Basisfinnen, Schwedendemokraten und die tschechische ODS: “Abgeordnete von FDI, Vox und Co könnten sich künftig gezielt um strategisch wichtige Dossiers bemühen, um mit der EVP über Mitte-Rechts-Mehrheiten Politik zu machen.”

Mögliche Abgänge bei Renew

Die liberale Renew-Fraktion (derzeit 101 Sitze) könnte der Projektion zufolge bei der Wahl auf 94 Sitze sinken. Fraglich ist, ob es Abgänge aus der Fraktion gibt, die bislang stark aus Paris von Emmanuel Macrons Partei Renaissance gesteuert wird. So passen die Freien Wähler aus Deutschland (derzeit 2 Sitze) von ihrem Stimmverhalten und der Programmatik in Deutschland eher zu EKR als zu Renew, wo sie derzeit Mitglied sind.

Es wird zudem spekuliert, ob die niederländische VVD, die Partei von Mark Rutte, nach dessen Abschied auf EU-Ebene auf Distanz zur Konkurrentin D66 geht und womöglich von Renew zur EVP wechselt. Auch eine der beiden liberalen dänischen Parteien könnte zur EVP gehen. Schon jetzt, Monate vor der Wahl, machen die Strategen der europäischen Parteienfamilien ihre Planspiele für das nächste Europaparlament.

  • EKR
  • Europäisches Parlament
  • Europawahlen 2024
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  • Renew
  • S&D

EMFA: Parlament nimmt erste Positionierungen vor

Der European Media Freedom Act (EMFA) soll eine Vielzahl an Medienrechtsfragen europäisch harmonisieren. Das Spektrum reicht von Fragen der Behandlung von Medieninhalten auf Drittplattformen über den Schutz von Journalisten bis hin zu Fragen der Medienkonzentration und der staatlichen Einflussnahme auf Medien. Einen Schwerpunkt legt der Kulturausschuss (CULT) deshalb auf die Frage der Transparenz bei Eigentümerstrukturen.

Mit Artikel 6 des EMFA sollen, geht es nach dem CULT-Ausschuss, Beteiligungsstrukturen für Mediendiensteanbieter künftig sehr weitgehend offengelegt werden und in einer bei berechtigtem Interesse zugänglichen Datenbank hinterlegt werden. Dabei sollen einerseits direkte und indirekte Eigentümerschaften oder Beteiligungen von staatlichen, staatsnahen oder in staatlichem Besitz stehenden Medienanbietern offengelegt werden. Zum anderen aber auch Details zum jeweiligen Firmengeflecht.

Um Interessenkonflikte nachvollziehbar zu machen, sollen auch wirtschaftliche Interessen jenseits des Medieneigentums offengelegt werden müssen, genau wie Beziehungen zu “Politically Exposed Persons”. Auch staatliche Anzeigen und Unterstützung sollen – so wollen es die Abgeordneten – hinterlegt werden. Diese Datenbank soll von den nationalen Aufsichtsbehörden geführt und ihre Daten dann an eine “Europäische Datenbank für Medieneigentümerschaft” gemeldet werden.

Schutz gegen Ausspähung: LIBE in der Kritik

Für Teile des Media Freedom Acts, die das Verhältnis staatlicher Maßnahmen gegenüber Journalisten mit Mindeststandards regeln sollten, ist der Ausschuss für Bürgerliche Freiheiten (LIBE) zuständig. Dessen vergangene Woche angenommener Text zum Quellenschutz und dem Schutz vor unzulässiger Überwachung in Artikel 4 wird bereits jetzt intensiv von Medienverbänden, Bürgerrechtsaktivisten und Journalisten kritisiert: Das Parlament drohe, mit einer schwach formulierten Ausgangsposition in die Verhandlungen mit dem Rat zu gehen, an deren Ende dann ein noch schwächerer Kompromiss stehen würde, so die Befürchtung.

Verhältnis zu DSA: Abgeordnete konkretisieren Rückausnahme

Besonders im Fokus steht auch der Artikel 17 des EMFA: Der soll nach dem Inkrafttreten des DSA das Verhältnis von Inhalten professioneller Medien zum Moderationsregime bei besonders großen Plattformen (VLOP) regeln. Hier schlägt der CULT-Ausschuss vor, dass die Dienstebetreiber professionellen Medien strukturell die Möglichkeit geben, sich als solche zu erkennen geben. Voraussetzung ist, dass sie dabei anderen, unabhängigen und weithin akzeptierten, koregulierten oder Selbstkontrollmechanismen unterliegen. Sofern Betreiber dann aus Sicht der Medienschaffenden unzulässig in deren Inhalte eingreifen, soll neben dem Rechtsweg ein außergerichtlicher Streitbeilegungsmechanismus geschaffen werden.

Aufsicht: Parlament baut Abstandshalter zu Kommission ein

Bei der Frage, wie ein europäischer Ausschuss für die Einhaltung des EMFA aussehen kann, hat der CULT-Ausschuss Wert auf einen Punkt gelegt: Unabhängigkeit von der EU-Kommission. Sowohl der Ausschuss selbst als auch sein Sekretariat sollen unabhängig von der Kommission arbeiten. Hier hatten sowohl die Mitgliedstaaten als auch die Parlamentarier scharfe Bedenken geäußert, ob die Kommission bei ihrem Erstvorschlag das Prinzip der Staatsferne in der Medienaufsicht überhaupt durchdrungen hatte.

Der EMFA bleibt aber auch mit den jetzt vorliegenden Änderungsideen des Parlaments vor allem ein abstraktes Medienregulierungswerk. Die Kommission hoffte, möglichst viele Leitplanken einzuziehen, um die Medienfreiheit in Europa dauerhaft zu garantieren. Eine der wenigen Verbraucher direkt betreffenden Regulierungsideen in dem großen EMFA-Potpourri könnte allerdings großes Entzücken auslösen: Die zuständigen Parlamentsausschüsse wollen bei der Gestaltung von Nutzeroberflächen sowohl auf Endgeräten als auch bei Fernbedienungen eine Umsortierbarkeit nach eigenen Präferenzen zur Pflicht machen. Das würde etwa das Anbietergebaren meinen, sodass unveränderlich vorbelegte Tasten auf Fernbedienungen oder in den On-Screen-Menüs von Fernsehern und anderen Abspielanwendungen verboten werden könnten.

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News

Teurer Strom für Bayern: Bund verfehlt Aktionsplan

Deutschland hat im vergangenen Jahr seine Ziele gegen die Teilung der deutschen Strompreiszone nicht erreicht. Die Selbstverpflichtungen eines Aktionsplans seien 2022 teilweise zu 75 Prozent verfehlt worden, wie aus einem am Freitag veröffentlichten Bericht der europäischen Regulierungsagentur ACER hervorgeht. Falls die Bundesrepublik entsprechende EU-Vorgaben zum europäischen Stromhandel bis Anfang 2026 nicht einhalten kann, droht eine Aufteilung des deutschen Strommarktes in bis zu fünf Preiszonen. Vor allem in Süddeutschland könnte der Börsenpreis für Strom dann höher sein als im windenergiereichen Norden.

In dem Bericht analysiert ACER jährlich das Erreichen des sogenannten 70-Prozent-Ziels. Dieser Anteil der Übertragungskapazität des Stromnetzes muss an den Landesgrenzen für den Stromtransport zwischen den Mitgliedstaaten verfügbar sein. “Wie 2021 sind Deutschland und die Niederlande die Mitgliedstaaten mit dem größten Verbesserungspotenzial“, heißt es in dem Bericht.

Netzbetreiber müssen bis 9. August reagieren

Um Gegenmaßnahmen der EU abzuwenden, hat sich die Bundesregierung zu einem Aktionsplan verpflichtet. Darin werden bis 2025 Zielvorgaben für die Erhöhung der Handelskapazitäten gesetzt. Ein Zielwert sind zum Beispiel 31 Prozent der Trassenkapazität für Stromexporte nach Tschechien und Polen. Diese Vorgabe wurden laut dem Bericht jedoch in 70 Prozent der Stunden des Jahres 2022 verfehlt.

Ein wichtiges Mittel zur Steigerung der Übertragungskapazitäten ist der Ausbau von Stromübertragungsleitungen. Zwei Tage vor Erscheinen des EU-Reports hatte die Spitze der Bundesnetzagentur in einem Gastbeitrag erklärt, Neubauprojekte künftig deutlich schneller genehmigen zu können.

ACER will der EU-Kommission nun bis Ende des Jahres Empfehlungen vorlegen. Am 9. August 2022 hatte die Agentur bereits konkrete Vorschläge für eine Neuaufteilung der europäischen Gebotszonen gemacht, um den Stromhandel zu erleichtern. Innerhalb von zwölf Monaten müssen sich zunächst die Übertragungsnetzbetreiber zu den Vorschlägen äußern. ber

  • Strommarkt
  • Strompreiszone

Moskau torpediert G20-Einigung zu Erneuerbaren

Die Energieminister der G20-Staaten sind sich bei ihrem Treffen in Indien nicht über die Förderung erneuerbarer Energien einig geworden. Zwar gebe es erstmals unter den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20) ein Bekenntnis zur Dekarbonisierung der Industrie mit hohem Energieverbrauch, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Keine Einigung gebe es hingegen auf eine Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2030, wie sie alle G7-Staaten bereits beschlossen hätten. Eine gemeinsame Abschlusserklärung nach dem viertägigen Treffen im indische Bundesstaat Goa kam nicht zustande.

Ein Vorstoß zum Ausbau der Erneuerbaren soll auf Widerstand großer Produzenten und Verbraucher fossiler Brennstoffe gestoßen sein. Russland, Saudi-Arabien, Südafrika und Indonesien hätten einen Vorschlag der sieben führenden Industriestaaten (G7) – zu denen auch Deutschland gehört – abgelehnt, den Anteil erneuerbarer Energien der G20-Staaten bis 2030 zu verdreifachen. China als der weltweit größte Emittent von Kohlendioxid habe den Plan ebenfalls abgelehnt.

Eine Blockade einiger weniger Länder, vor allem fossiler Energien produzierender Länder, habe das Treffen erschwert, erklärte Habeck. Gleichwohl sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur diesjährigen UN-Klimakonferenz gelungen: Die große Mehrheit der G20-Staaten wolle beim Ausbau erneuerbarer Energien vorangehen und tue das bereits. “Das Entscheidende ist, dass die Welt nicht auf die Langsamsten wartet, sondern, dass die vielen Progressiven zusammen vorangehen”, erklärte er. So sei es gelungen, im Ergebnispapier eine Verdoppelung der Energieeffizienz bis 2030 festzuhalten.

  • Klima & Umwelt
  • Wirtschaftsministerium

Twitter soll X heißen

Twitter soll künftig X heißen. Twitter-Besitzer Elon Musk will das bekannte Vogel-Logo des Kurznachrichtendienstes ändern. “Und bald werden wir uns von der Marke Twitter verabschieden und nach und nach auch von allen Vögeln“, kündigte er an. “Wenn heute Abend ein ausreichend gutes X-Logo gepostet wird, werden wir es morgen weltweit in Betrieb nehmen.” Dazu postete Musk ein Bild eines flackernden “X” und antwortete später in einem Audio-Chat über Twitter Spaces mit “Ja” auf die Frage, ob sich das Twitter-Logo ändern werde. Dies hätte “schon vor langer Zeit geschehen sollen”, fügte er hinzu.

Das Unternehmen äußerte sich zunächst nicht dazu. Auf seiner Website bezeichnet Twitter das Logo mit dem Vogel als sein “wichtigstes Erkennungsmerkmal”. “Deshalb schützen wir es auch so sehr”, heißt es dort. Die Logo-Änderung wäre die nächste Überraschung bei Twitter unter Musks turbulenter Ägide.

Der Chef des E-Autobauers Tesla hatte den Konzern im vergangenen Oktober für 44 Milliarden Dollar übernommen. Seitdem drehte er das Unternehmen auf links. Als eine seiner ersten Amtshandlungen feuerte er die Führungsriege und die Hälfte der Belegschaft und steuerte damit einen aggressiven Kurs zur Kostensenkung. Zudem kündigte er danach immer wieder Neuerungen an, von denen er einiges kurz darauf aber auch wieder einkassierte. So hatte er auch das Unternehmen in X Corp umbenannt. rtr

  • Twitter

Stoltenberg beruft Nato-Ukraine-Rat ein

Auf Bitten der Ukraine berief Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg für Mittwoch ein Treffen des neuen Nato-Ukraine-Rats ein. Dabei soll es auch um Möglichkeiten gehen, wie der Transport von ukrainischem Getreide durchs Schwarze Meer weitergehen kann. Das von Russland aufgekündigte Abkommen hatte es der Ukraine seit vergangenem Sommer ermöglicht, trotz des Kriegs fast 33 Millionen Tonnen Getreide und Lebensmittel über den Seeweg in andere Länder zu verkaufen.

Russland hat die ukrainische Millionenstadt Odessa am Schwarzen Meer am Wochenende wieder mit schweren Angriffen überzogen. Dabei wurden nach ukrainischen Angaben in der Nacht zum Sonntag mindestens ein Mensch getötet und 22 verletzt. Getroffen wurde auch die als Weltkulturerbe eingestufte Altstadt. Dort beschädigte eine Rakete die orthodoxe Verklärungskathedrale schwer. Präsident Wolodymyr Selenskyj drohte Moskau mit Vergeltung. Die EU verurteilte die Angriffe auf die Hafenstadt, über die bis vor kurzem noch Getreide ausgeführt wurde, als Kriegsverbrechen.dpa

  • Nato
  • Ukraine-Krieg

Presseschau

Vorgezogene Wahl in Spanien – Ein unerwartetes Kopf-an-Kopf-Rennen: Konservative Volkspartei gewinnt Wahl knapp RND
Konferenz in Rom: Giorgia Meloni und EU arbeiten an “Mittelmeer-Pakt” zu Geflüchteten RND
Meloni, Orban und Co.: Rechtspopulisten in Europa auf dem Vormarsch SPIEGEL
CDU-Ministerpräsident Rhein pocht auf “flächendeckende” Kontrollen an deutschen Außengrenzen MERKUR
Tunisia migration deal a model for others, EU’s von der Leyen says REUTERS
Konferenz der Justizminister: EU-Netzwerk gegen organisiertes Verbrechen TAGESSCHAU
Portugal führt zum Weltjugendtag wieder EU-Grenzkontrollen ein VATICANNEWS
“Der Brexit war der größte Fehler” WIWO
Pestizidhersteller unterschlagen Studien – Neuzulassung von Glyphosat ein Fehler? FR
Neues EU-Zentrum zur Barrierefreiheit hat Arbeit aufgenommen KOBINET-NACHRICHTEN
Grünes Licht für RSV-Impfstoff für Säuglinge in der EU WATSON
EU-Wettbewerbskommissarin: Margrethe Vestagers Glanz ist verblasst FAZ
Zunehmende Verschuldung: Nachbesserung der EU-Schuldenregeln gefordert TAGESSCHAU
Geldanlage: Widersinniger Eingriff der EU FAZ
European central banks could speed up bond sales, say economists FT
Internes Protokoll: EU-Staaten steuern auf Kampfabstimmung zur Chatkontrolle zu NETZPOLITIK
EU-Chatkontrolle mit Ausnahmen nur für Behörden und Firmen HEISE
EU-Beraterin Francesca Bria: Wir brauchen dringend ein europäisches Twitter FAZ
Neue Finanzierungs-Hinweise: EU will Europa-Gefühl an Baustellen stärken SAARBRUECKER-ZEITUNG

Dessert

The worlds first mammoth meatball, made from the extinct giants DNA, has been unveiled at Nemo Science museum in the Netherlands. The unusual delicacy was created as part of a scientific experiment using advanced molecular engineering by Australian cultured meat company Vow and a team of international experts to demonstrate the potential of cultured meat to revolutionise the food industry. Using new and innovative technology, the mammoth meatball was created from the DNA of the extinct woolly mammoth and completed with fragments of African elephant DNA - the mammoth s closest living relative. The firm state that its cultured meat can be designed to be preferable in both taste a PUBLICATIONxNOTxINxUKxFRA Copyright: xAicoxLindx/xStudioxAicox 52571056
Vom Labor auf den Tisch: kultiviertes Fleisch vom Wollmammut.

Zum Dessert gibt es heute Fleisch. Keine Sorge, kein herkömmliches, sondern kultiviertes Fleisch aus dem 3D-Drucker. Immerhin kann jeder fünfte Bundesbürger sich vorstellen, so etwas zu essen. Das hat der Digitalverband Bitkom in einer Umfrage ermittelt. Vor vier Jahren seien es noch 13 Prozent gewesen.

Laborfleisch wird aus tierischen Zellen in einem Bioreaktor produziert und mithilfe eines 3D-Druckers zu fleischähnlicher Struktur geformt. Darum ist es erstaunlich, dass die Deutschen sich hier so offen zeigen. Denn immerhin spielt das Fleisch aus dem Bioreaktor in einer ganz anderen Liga als das Schnitzel auf Basis von Soja und Weizenprotein oder die veganen Wiener aus Erbsen- und Kartoffeleiweiß.

Fleisch aus dem 3D-Drucker ist klimafreundlicher

Doch die Botschaft ist angekommen: Wir müssen den Fleischkonsum reduzieren, sonst erreichen wir die Klimaziele der EU nicht. Denn die bisherigen Fleischlieferanten – allen voran das Rind – rülpsen und pupsen zu viel schädliches Methangas in die Atmosphäre. Fleisch aus dem Labor ist klimafreundlicher. “Sauberes Fleisch”, nennt es darum Petra Kluger, Vizepräsidentin Forschung an der Hochschule Reutlingen.

Mit der Farm-to-Fork-Strategie und der Verordnung 2015/2283 über neuartige Lebensmittel, genannt Novel Food, hat die EU die Ernährungswende bereits eingeleitet. Wer Laborfleisch anbieten möchte, braucht demnach eine Zulassung. Allerdings: Auch wenn der ökologische Fußabdruck von sauberem Fleisch geringer ist als von der natürlichen Variante, so verbraucht die Produktion von Muskelzellen im Bioreaktor dennoch viel Energie. Und die Gewinnung des benötigten Muskelgewebes per Biopsie ist für das Tier eine schmerzhafte Angelegenheit. Aber hier sind Lösungen in Sicht: grüne Energie und aus Nabelblut gewonnene Zellen.

Hackfleischbällchen vom Mammut – frisch aus dem Labor

Da in der EU noch kein Unternehmen eine Zulassung für Laborfleisch beantragt hat, wird es wohl so bald nicht auf dem Speisezettel stehen. Wenn es aber so weit ist, sind hochinteressante Spezialitäten denkbar – wie etwa Hackfleischbällchen aus Mammutfleisch. Das australische Start-up Vow, hat die schon einmal vorgebraten. Der Vorteil der Boulette: für diese Struktur ist nicht einmal ein 3D-Drucker erforderlich. Guten Appetit. Corinna Visser

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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Umfragen hatten einen klaren Wahlsieg des rechten Lagers in Spanien vorhergesagt, doch es kam anders. Die zur christdemokratischen Parteienfamilie gehörenden Partido Popular (PP) lag zwar bei der Auszählung der Stimmen der Parlamentswahl vorn. Parteichef Alberto Núñez Feijóo erreichte aber keine absolute Mehrheit – auch nicht gemeinsam mit den Rechtspopulisten von Vox.

    Nach Auszählung fast aller Stimmen kam die PP auf 136 Sitze. Vox schnitt deutlich schwächer ab als 2019 und kam auf 33 Sitze. 176 Sitze sind nötig, um die absolute Mehrheit zu stellen. Amtsinhaber Pedro Sánchez (PSOE) war stärker als erwartet und landete mit 122 Stimmen knapp hinter der PP. Sein bisheriger Koalitionspartner, die linke Sumar, kam auf 31 Sitze.

    Damit hat weder das rechte noch das linke Lager eine Mehrheit im Parlament. In Spanien sind Große Koalitionen undenkbar. Auch fast 50 Jahre nach dem Ende der Diktatur sind die beiden Lager scharf abgegrenzt. Sánchez könnte aber mit den Separatisten aus Katalonien und dem Baskenland womöglich eine Mehrheit bilden

    Gespannt schaut Europa nun auf das Land, das gerade die Ratspräsidentschaft innehat und im Rat die Geschäfte führt. Aus EU-Sicht ist wichtig, dass Spanien möglichst unmittelbar nach der Brüsseler Sommerpause wieder eine funktionierende Regierung hat. Einen guten Start in die Woche wünscht

    Analyse

    EVP: Mögliche Optionen für Rechtsbündnisse nach der Wahl

    Aus den Europawahlen im Juni dürften die rechten Fraktionen EKR und ID gestärkt hervorgehen. Die Grünen müssen mit drastischen Verlusten rechnen, die liberale Renew, die Sozialisten (S&D) sowie die christdemokratische EVP werden voraussichtlich ebenfalls Sitze einbüßen. Darauf deuten die Sitzplatzprojektionen des Politikwissenschaftlers Manuel Müller hin, die er anhand von Meinungsumfragen aus den Mitgliedstaaten und auf der Basis der jetzigen Mitgliedschaften in den europäischen Parteienfamilien erstellt.

    Der Rechtsruck hätte Folgen für mögliche Kooperationen zwischen den Fraktionen. Formelle Koalitionen gibt es im Europaparlament nicht, auch nach der Wahl im Juni sind sie unwahrscheinlich. Doch es gibt neue Optionen. Es deuten sich Alternativen zur “ewigen” Kooperation von S&D und EVP an, die im laufenden Mandat eine Absprache mit Renew getroffen hatten (Von-der-Leyen-Koalition). Rechnerisch in Reichweite wäre erstmals eine Mitte-Rechts-Kooperation von EVP, Renew und EKR, die nach erwarteten Fraktionsübertritten in der Projektion auf 355 Sitze käme.

    Weber offen für Rechtsbündnisse

    Manfred Weber, Chef der EVP-Faktion im Parlament und seit einem Jahr auch der Parteienfamilie, sucht schon jetzt nach neuen Partnern. Dafür nimmt er zunächst die EKR-Fraktion in den Fokus und in zweiter Linie die Liberalen. Webers Ziel muss sein, dass die EVP wieder stärkste Fraktion im Europaparlament wird. Schon in dieser Legislaturperiode haben die Christdemokraten schmerzhafte Abstimmungsniederlagen erlitten. Wenn sie weiter Sitze verliert, schwindet ihr Einfluss.

    Weber geht zweistufig vor. Er versucht zunächst, neue Mitgliedsparteien für die eigene Parteienfamilie zu gewinnen. Für den Fall, dass das nicht klappt, lotet er das Potenzial für eine Zusammenarbeit mit nationalen Delegationen oder einzelnen Abgeordneten von EKR und Renew aus.

    Transfermarkt öffnet mit Schließung der Wahllokale

    Sobald das Ergebnis der Wahl im Juni feststeht, beginnen die Verhandlungen. Der Transfermarkt wird geöffnet. Wenn nationale Parteien die Parteienfamilie wechseln, würde sich das Kräfteverhältnis der Fraktionen noch einmal verschieben. Denkbar ist auch, dass nationale Parteien nicht gleich in eine neue Parteienfamilie eintreten, sondern nur MEPs in die Fraktion schicken. Die britischen Tories etwa waren zeitweise Teil der EVP-Fraktion, aber nicht Mitglied in der Parteienfamilie.

    Weber hat sich bereits offen für neue Rechtsbündnisse gezeigt. Beitritte zur EVP aus der EKR sind möglich, aber in der Praxis schwer vorstellbar. In der EVP-Fraktion sind etliche Parteien, deren weiter rechts stehende Konkurrenten aus den Nationalstaaten zur EKR gehören. Beispiele sind etwa die Forza Italia und Fratelli d’Italia, Platforma Obywatelska (PO) und PiS in Polen sowie N-VA und belgische Christdemokraten. Ehemals traditionsreiche, aber inzwischen marginalisierte christdemokratische Parteien wehren sich dagegen, wenn ihre schärfsten Konkurrenten aus der nationalen Politik aufgenommen werden sollen.  

    Fratelli gewinnen in EKR Einfluss

    Auch innerhalb der Fraktionen werden sich die Kräfteverhältnisse ändern. Bislang dominieren in der EKR (derzeit 66 Sitze) die polnische PiS und die Fratelli d’Italia (FDI). Manuel Müller rechnet damit, dass die FDI (derzeit neun Sitze) sowie die spanische Rechtsaußenpartei Vox jeweils einige Sitze zulegen. Außerdem habe sich die FDI-Chefin und italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zur Führungsfigur der europäischen Rechten entwickelt. Meloni hat sich auch gerade als Chefin der EKR-Parteienfamilie bestätigen lassen.

    Es gilt daher als unwahrscheinlich, dass Giorgia Meloni die Eigenständigkeit der EKR aufgibt und mit ihren Abgeordneten der EVP-Fraktion beitritt. Auch die tschechische ODS von Ministerpräsident Petr Fiala, die jetzt vier Sitze hat und früher schon einmal in der EVP-Fraktion war, wird nicht mehr als heißer Wechselkandidat gehandelt. Müller rechnet vielmehr mit weiteren Beitritten, wodurch die EKR im neuen Parlament bis zu 89 Sitze haben könnte und damit Chancen hat, drittstärkste Kraft hinter EVP und S&D zu werden. Seit dem Austritt aus der EVP sind die zwölf Abgeordneten des ungarischen Fidesz fraktionslos. Es könnte sein, dass sie sich EKR oder auch ID anschließen.

    Melonis Mann in Straßburg

    Der starke Mann der FDI und Statthalter von Meloni im Europaparlament ist der Co-Fraktionschef der EKR, Nicola Procaccini. Der 47-Jährige ist gelernter Journalist und arbeitete über Jahre als Sprecher von Meloni. Neben ihm gilt Carlo Fidanza als weitere Führungsfigur. Müller nimmt an, dass im neuen Parlament die polnische PiS zweitstärkste Kraft nach der FDI wird. Co-Fraktionschef Ryszard Legutko schlägt im Parlament häufig einen unversöhnlichen Ton an, gerade gegenüber Deutschland.

    Manuel Müller geht davon aus, dass führende FDI-Politiker in der EKR die Gelegenheit nutzen werden, sollte ihnen EVP-Chef Weber bei einzelnen Abstimmungen Rechtsbündnisse anbieten. Es biete sich an, die Allianzen über EKR-Abgeordnete zu schmieden, deren Parteien in den Nationalstaaten bereits mit EVP-Mitgliedsparteien koalieren. Müller nennt FDI, Vox, Basisfinnen, Schwedendemokraten und die tschechische ODS: “Abgeordnete von FDI, Vox und Co könnten sich künftig gezielt um strategisch wichtige Dossiers bemühen, um mit der EVP über Mitte-Rechts-Mehrheiten Politik zu machen.”

    Mögliche Abgänge bei Renew

    Die liberale Renew-Fraktion (derzeit 101 Sitze) könnte der Projektion zufolge bei der Wahl auf 94 Sitze sinken. Fraglich ist, ob es Abgänge aus der Fraktion gibt, die bislang stark aus Paris von Emmanuel Macrons Partei Renaissance gesteuert wird. So passen die Freien Wähler aus Deutschland (derzeit 2 Sitze) von ihrem Stimmverhalten und der Programmatik in Deutschland eher zu EKR als zu Renew, wo sie derzeit Mitglied sind.

    Es wird zudem spekuliert, ob die niederländische VVD, die Partei von Mark Rutte, nach dessen Abschied auf EU-Ebene auf Distanz zur Konkurrentin D66 geht und womöglich von Renew zur EVP wechselt. Auch eine der beiden liberalen dänischen Parteien könnte zur EVP gehen. Schon jetzt, Monate vor der Wahl, machen die Strategen der europäischen Parteienfamilien ihre Planspiele für das nächste Europaparlament.

    • EKR
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    • Europawahlen 2024
    • EVP
    • Renew
    • S&D

    EMFA: Parlament nimmt erste Positionierungen vor

    Der European Media Freedom Act (EMFA) soll eine Vielzahl an Medienrechtsfragen europäisch harmonisieren. Das Spektrum reicht von Fragen der Behandlung von Medieninhalten auf Drittplattformen über den Schutz von Journalisten bis hin zu Fragen der Medienkonzentration und der staatlichen Einflussnahme auf Medien. Einen Schwerpunkt legt der Kulturausschuss (CULT) deshalb auf die Frage der Transparenz bei Eigentümerstrukturen.

    Mit Artikel 6 des EMFA sollen, geht es nach dem CULT-Ausschuss, Beteiligungsstrukturen für Mediendiensteanbieter künftig sehr weitgehend offengelegt werden und in einer bei berechtigtem Interesse zugänglichen Datenbank hinterlegt werden. Dabei sollen einerseits direkte und indirekte Eigentümerschaften oder Beteiligungen von staatlichen, staatsnahen oder in staatlichem Besitz stehenden Medienanbietern offengelegt werden. Zum anderen aber auch Details zum jeweiligen Firmengeflecht.

    Um Interessenkonflikte nachvollziehbar zu machen, sollen auch wirtschaftliche Interessen jenseits des Medieneigentums offengelegt werden müssen, genau wie Beziehungen zu “Politically Exposed Persons”. Auch staatliche Anzeigen und Unterstützung sollen – so wollen es die Abgeordneten – hinterlegt werden. Diese Datenbank soll von den nationalen Aufsichtsbehörden geführt und ihre Daten dann an eine “Europäische Datenbank für Medieneigentümerschaft” gemeldet werden.

    Schutz gegen Ausspähung: LIBE in der Kritik

    Für Teile des Media Freedom Acts, die das Verhältnis staatlicher Maßnahmen gegenüber Journalisten mit Mindeststandards regeln sollten, ist der Ausschuss für Bürgerliche Freiheiten (LIBE) zuständig. Dessen vergangene Woche angenommener Text zum Quellenschutz und dem Schutz vor unzulässiger Überwachung in Artikel 4 wird bereits jetzt intensiv von Medienverbänden, Bürgerrechtsaktivisten und Journalisten kritisiert: Das Parlament drohe, mit einer schwach formulierten Ausgangsposition in die Verhandlungen mit dem Rat zu gehen, an deren Ende dann ein noch schwächerer Kompromiss stehen würde, so die Befürchtung.

    Verhältnis zu DSA: Abgeordnete konkretisieren Rückausnahme

    Besonders im Fokus steht auch der Artikel 17 des EMFA: Der soll nach dem Inkrafttreten des DSA das Verhältnis von Inhalten professioneller Medien zum Moderationsregime bei besonders großen Plattformen (VLOP) regeln. Hier schlägt der CULT-Ausschuss vor, dass die Dienstebetreiber professionellen Medien strukturell die Möglichkeit geben, sich als solche zu erkennen geben. Voraussetzung ist, dass sie dabei anderen, unabhängigen und weithin akzeptierten, koregulierten oder Selbstkontrollmechanismen unterliegen. Sofern Betreiber dann aus Sicht der Medienschaffenden unzulässig in deren Inhalte eingreifen, soll neben dem Rechtsweg ein außergerichtlicher Streitbeilegungsmechanismus geschaffen werden.

    Aufsicht: Parlament baut Abstandshalter zu Kommission ein

    Bei der Frage, wie ein europäischer Ausschuss für die Einhaltung des EMFA aussehen kann, hat der CULT-Ausschuss Wert auf einen Punkt gelegt: Unabhängigkeit von der EU-Kommission. Sowohl der Ausschuss selbst als auch sein Sekretariat sollen unabhängig von der Kommission arbeiten. Hier hatten sowohl die Mitgliedstaaten als auch die Parlamentarier scharfe Bedenken geäußert, ob die Kommission bei ihrem Erstvorschlag das Prinzip der Staatsferne in der Medienaufsicht überhaupt durchdrungen hatte.

    Der EMFA bleibt aber auch mit den jetzt vorliegenden Änderungsideen des Parlaments vor allem ein abstraktes Medienregulierungswerk. Die Kommission hoffte, möglichst viele Leitplanken einzuziehen, um die Medienfreiheit in Europa dauerhaft zu garantieren. Eine der wenigen Verbraucher direkt betreffenden Regulierungsideen in dem großen EMFA-Potpourri könnte allerdings großes Entzücken auslösen: Die zuständigen Parlamentsausschüsse wollen bei der Gestaltung von Nutzeroberflächen sowohl auf Endgeräten als auch bei Fernbedienungen eine Umsortierbarkeit nach eigenen Präferenzen zur Pflicht machen. Das würde etwa das Anbietergebaren meinen, sodass unveränderlich vorbelegte Tasten auf Fernbedienungen oder in den On-Screen-Menüs von Fernsehern und anderen Abspielanwendungen verboten werden könnten.

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    News

    Teurer Strom für Bayern: Bund verfehlt Aktionsplan

    Deutschland hat im vergangenen Jahr seine Ziele gegen die Teilung der deutschen Strompreiszone nicht erreicht. Die Selbstverpflichtungen eines Aktionsplans seien 2022 teilweise zu 75 Prozent verfehlt worden, wie aus einem am Freitag veröffentlichten Bericht der europäischen Regulierungsagentur ACER hervorgeht. Falls die Bundesrepublik entsprechende EU-Vorgaben zum europäischen Stromhandel bis Anfang 2026 nicht einhalten kann, droht eine Aufteilung des deutschen Strommarktes in bis zu fünf Preiszonen. Vor allem in Süddeutschland könnte der Börsenpreis für Strom dann höher sein als im windenergiereichen Norden.

    In dem Bericht analysiert ACER jährlich das Erreichen des sogenannten 70-Prozent-Ziels. Dieser Anteil der Übertragungskapazität des Stromnetzes muss an den Landesgrenzen für den Stromtransport zwischen den Mitgliedstaaten verfügbar sein. “Wie 2021 sind Deutschland und die Niederlande die Mitgliedstaaten mit dem größten Verbesserungspotenzial“, heißt es in dem Bericht.

    Netzbetreiber müssen bis 9. August reagieren

    Um Gegenmaßnahmen der EU abzuwenden, hat sich die Bundesregierung zu einem Aktionsplan verpflichtet. Darin werden bis 2025 Zielvorgaben für die Erhöhung der Handelskapazitäten gesetzt. Ein Zielwert sind zum Beispiel 31 Prozent der Trassenkapazität für Stromexporte nach Tschechien und Polen. Diese Vorgabe wurden laut dem Bericht jedoch in 70 Prozent der Stunden des Jahres 2022 verfehlt.

    Ein wichtiges Mittel zur Steigerung der Übertragungskapazitäten ist der Ausbau von Stromübertragungsleitungen. Zwei Tage vor Erscheinen des EU-Reports hatte die Spitze der Bundesnetzagentur in einem Gastbeitrag erklärt, Neubauprojekte künftig deutlich schneller genehmigen zu können.

    ACER will der EU-Kommission nun bis Ende des Jahres Empfehlungen vorlegen. Am 9. August 2022 hatte die Agentur bereits konkrete Vorschläge für eine Neuaufteilung der europäischen Gebotszonen gemacht, um den Stromhandel zu erleichtern. Innerhalb von zwölf Monaten müssen sich zunächst die Übertragungsnetzbetreiber zu den Vorschlägen äußern. ber

    • Strommarkt
    • Strompreiszone

    Moskau torpediert G20-Einigung zu Erneuerbaren

    Die Energieminister der G20-Staaten sind sich bei ihrem Treffen in Indien nicht über die Förderung erneuerbarer Energien einig geworden. Zwar gebe es erstmals unter den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20) ein Bekenntnis zur Dekarbonisierung der Industrie mit hohem Energieverbrauch, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Keine Einigung gebe es hingegen auf eine Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2030, wie sie alle G7-Staaten bereits beschlossen hätten. Eine gemeinsame Abschlusserklärung nach dem viertägigen Treffen im indische Bundesstaat Goa kam nicht zustande.

    Ein Vorstoß zum Ausbau der Erneuerbaren soll auf Widerstand großer Produzenten und Verbraucher fossiler Brennstoffe gestoßen sein. Russland, Saudi-Arabien, Südafrika und Indonesien hätten einen Vorschlag der sieben führenden Industriestaaten (G7) – zu denen auch Deutschland gehört – abgelehnt, den Anteil erneuerbarer Energien der G20-Staaten bis 2030 zu verdreifachen. China als der weltweit größte Emittent von Kohlendioxid habe den Plan ebenfalls abgelehnt.

    Eine Blockade einiger weniger Länder, vor allem fossiler Energien produzierender Länder, habe das Treffen erschwert, erklärte Habeck. Gleichwohl sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur diesjährigen UN-Klimakonferenz gelungen: Die große Mehrheit der G20-Staaten wolle beim Ausbau erneuerbarer Energien vorangehen und tue das bereits. “Das Entscheidende ist, dass die Welt nicht auf die Langsamsten wartet, sondern, dass die vielen Progressiven zusammen vorangehen”, erklärte er. So sei es gelungen, im Ergebnispapier eine Verdoppelung der Energieeffizienz bis 2030 festzuhalten.

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    • Wirtschaftsministerium

    Twitter soll X heißen

    Twitter soll künftig X heißen. Twitter-Besitzer Elon Musk will das bekannte Vogel-Logo des Kurznachrichtendienstes ändern. “Und bald werden wir uns von der Marke Twitter verabschieden und nach und nach auch von allen Vögeln“, kündigte er an. “Wenn heute Abend ein ausreichend gutes X-Logo gepostet wird, werden wir es morgen weltweit in Betrieb nehmen.” Dazu postete Musk ein Bild eines flackernden “X” und antwortete später in einem Audio-Chat über Twitter Spaces mit “Ja” auf die Frage, ob sich das Twitter-Logo ändern werde. Dies hätte “schon vor langer Zeit geschehen sollen”, fügte er hinzu.

    Das Unternehmen äußerte sich zunächst nicht dazu. Auf seiner Website bezeichnet Twitter das Logo mit dem Vogel als sein “wichtigstes Erkennungsmerkmal”. “Deshalb schützen wir es auch so sehr”, heißt es dort. Die Logo-Änderung wäre die nächste Überraschung bei Twitter unter Musks turbulenter Ägide.

    Der Chef des E-Autobauers Tesla hatte den Konzern im vergangenen Oktober für 44 Milliarden Dollar übernommen. Seitdem drehte er das Unternehmen auf links. Als eine seiner ersten Amtshandlungen feuerte er die Führungsriege und die Hälfte der Belegschaft und steuerte damit einen aggressiven Kurs zur Kostensenkung. Zudem kündigte er danach immer wieder Neuerungen an, von denen er einiges kurz darauf aber auch wieder einkassierte. So hatte er auch das Unternehmen in X Corp umbenannt. rtr

    • Twitter

    Stoltenberg beruft Nato-Ukraine-Rat ein

    Auf Bitten der Ukraine berief Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg für Mittwoch ein Treffen des neuen Nato-Ukraine-Rats ein. Dabei soll es auch um Möglichkeiten gehen, wie der Transport von ukrainischem Getreide durchs Schwarze Meer weitergehen kann. Das von Russland aufgekündigte Abkommen hatte es der Ukraine seit vergangenem Sommer ermöglicht, trotz des Kriegs fast 33 Millionen Tonnen Getreide und Lebensmittel über den Seeweg in andere Länder zu verkaufen.

    Russland hat die ukrainische Millionenstadt Odessa am Schwarzen Meer am Wochenende wieder mit schweren Angriffen überzogen. Dabei wurden nach ukrainischen Angaben in der Nacht zum Sonntag mindestens ein Mensch getötet und 22 verletzt. Getroffen wurde auch die als Weltkulturerbe eingestufte Altstadt. Dort beschädigte eine Rakete die orthodoxe Verklärungskathedrale schwer. Präsident Wolodymyr Selenskyj drohte Moskau mit Vergeltung. Die EU verurteilte die Angriffe auf die Hafenstadt, über die bis vor kurzem noch Getreide ausgeführt wurde, als Kriegsverbrechen.dpa

    • Nato
    • Ukraine-Krieg

    Presseschau

    Vorgezogene Wahl in Spanien – Ein unerwartetes Kopf-an-Kopf-Rennen: Konservative Volkspartei gewinnt Wahl knapp RND
    Konferenz in Rom: Giorgia Meloni und EU arbeiten an “Mittelmeer-Pakt” zu Geflüchteten RND
    Meloni, Orban und Co.: Rechtspopulisten in Europa auf dem Vormarsch SPIEGEL
    CDU-Ministerpräsident Rhein pocht auf “flächendeckende” Kontrollen an deutschen Außengrenzen MERKUR
    Tunisia migration deal a model for others, EU’s von der Leyen says REUTERS
    Konferenz der Justizminister: EU-Netzwerk gegen organisiertes Verbrechen TAGESSCHAU
    Portugal führt zum Weltjugendtag wieder EU-Grenzkontrollen ein VATICANNEWS
    “Der Brexit war der größte Fehler” WIWO
    Pestizidhersteller unterschlagen Studien – Neuzulassung von Glyphosat ein Fehler? FR
    Neues EU-Zentrum zur Barrierefreiheit hat Arbeit aufgenommen KOBINET-NACHRICHTEN
    Grünes Licht für RSV-Impfstoff für Säuglinge in der EU WATSON
    EU-Wettbewerbskommissarin: Margrethe Vestagers Glanz ist verblasst FAZ
    Zunehmende Verschuldung: Nachbesserung der EU-Schuldenregeln gefordert TAGESSCHAU
    Geldanlage: Widersinniger Eingriff der EU FAZ
    European central banks could speed up bond sales, say economists FT
    Internes Protokoll: EU-Staaten steuern auf Kampfabstimmung zur Chatkontrolle zu NETZPOLITIK
    EU-Chatkontrolle mit Ausnahmen nur für Behörden und Firmen HEISE
    EU-Beraterin Francesca Bria: Wir brauchen dringend ein europäisches Twitter FAZ
    Neue Finanzierungs-Hinweise: EU will Europa-Gefühl an Baustellen stärken SAARBRUECKER-ZEITUNG

    Dessert

    The worlds first mammoth meatball, made from the extinct giants DNA, has been unveiled at Nemo Science museum in the Netherlands. The unusual delicacy was created as part of a scientific experiment using advanced molecular engineering by Australian cultured meat company Vow and a team of international experts to demonstrate the potential of cultured meat to revolutionise the food industry. Using new and innovative technology, the mammoth meatball was created from the DNA of the extinct woolly mammoth and completed with fragments of African elephant DNA - the mammoth s closest living relative. The firm state that its cultured meat can be designed to be preferable in both taste a PUBLICATIONxNOTxINxUKxFRA Copyright: xAicoxLindx/xStudioxAicox 52571056
    Vom Labor auf den Tisch: kultiviertes Fleisch vom Wollmammut.

    Zum Dessert gibt es heute Fleisch. Keine Sorge, kein herkömmliches, sondern kultiviertes Fleisch aus dem 3D-Drucker. Immerhin kann jeder fünfte Bundesbürger sich vorstellen, so etwas zu essen. Das hat der Digitalverband Bitkom in einer Umfrage ermittelt. Vor vier Jahren seien es noch 13 Prozent gewesen.

    Laborfleisch wird aus tierischen Zellen in einem Bioreaktor produziert und mithilfe eines 3D-Druckers zu fleischähnlicher Struktur geformt. Darum ist es erstaunlich, dass die Deutschen sich hier so offen zeigen. Denn immerhin spielt das Fleisch aus dem Bioreaktor in einer ganz anderen Liga als das Schnitzel auf Basis von Soja und Weizenprotein oder die veganen Wiener aus Erbsen- und Kartoffeleiweiß.

    Fleisch aus dem 3D-Drucker ist klimafreundlicher

    Doch die Botschaft ist angekommen: Wir müssen den Fleischkonsum reduzieren, sonst erreichen wir die Klimaziele der EU nicht. Denn die bisherigen Fleischlieferanten – allen voran das Rind – rülpsen und pupsen zu viel schädliches Methangas in die Atmosphäre. Fleisch aus dem Labor ist klimafreundlicher. “Sauberes Fleisch”, nennt es darum Petra Kluger, Vizepräsidentin Forschung an der Hochschule Reutlingen.

    Mit der Farm-to-Fork-Strategie und der Verordnung 2015/2283 über neuartige Lebensmittel, genannt Novel Food, hat die EU die Ernährungswende bereits eingeleitet. Wer Laborfleisch anbieten möchte, braucht demnach eine Zulassung. Allerdings: Auch wenn der ökologische Fußabdruck von sauberem Fleisch geringer ist als von der natürlichen Variante, so verbraucht die Produktion von Muskelzellen im Bioreaktor dennoch viel Energie. Und die Gewinnung des benötigten Muskelgewebes per Biopsie ist für das Tier eine schmerzhafte Angelegenheit. Aber hier sind Lösungen in Sicht: grüne Energie und aus Nabelblut gewonnene Zellen.

    Hackfleischbällchen vom Mammut – frisch aus dem Labor

    Da in der EU noch kein Unternehmen eine Zulassung für Laborfleisch beantragt hat, wird es wohl so bald nicht auf dem Speisezettel stehen. Wenn es aber so weit ist, sind hochinteressante Spezialitäten denkbar – wie etwa Hackfleischbällchen aus Mammutfleisch. Das australische Start-up Vow, hat die schon einmal vorgebraten. Der Vorteil der Boulette: für diese Struktur ist nicht einmal ein 3D-Drucker erforderlich. Guten Appetit. Corinna Visser

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    Europe.Table Redaktion

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