Table.Briefing: Europe

Europakonferenz + Digitaler Produktpass + KI-Tests

Liebe Leserin, lieber Leser,

es gab viele Fragen vor dem AI Safety Summit in Großbritannien: Was wollen die Briten jetzt mit einem eigenen KI-Gipfel, wo doch UN, G7, OECD, Europarat und EU bereits an internationalen Regeln arbeiten? Was könnten die Briten erreichen, was nicht bereits angestoßen ist? Und warum lädt Premierminister Rishi Sunak auch China nach Bletchley Park ein? Schließlich sind Chinas Vorgaben für Künstliche Intelligenz und wie das Land KI gegen seine Bevölkerung einsetzt, genau das, wovor Europäer, US-Amerikaner und andere “gleichgesinnte Staaten” ihre Menschen beschützen wollen.

Doch anders als US-Präsident Joe Biden oder die G7, die KI-Entwicklern eine freiwillige Selbstverpflichtung abgerungen haben, haben sich in Bletchley Park die Entwickler besonders fortschrittlicher KI darauf eingelassen, ihre Modelle unabhängig testen zu lassen, bevor sie auf den Markt kommen. Und ein entsprechendes Institut haben die Briten auch gleich gegründet.

Chapeau, Herr Sunak. Ursula von der Leyen konnte nur sagen, dass die EU über so ein Institut noch diskutiere. Vielleicht gibt der Verstoß der Briten auch den EU-Gesetzgebern noch einmal den nötigen Kick, um sich zügig auf das KI-Gesetz zu einigen. Sonst ist der Vorsprung bald verspielt.

Manchmal hilft es eben doch, wenn sich die Regierenden persönlich treffen. Wie auch bei der Europakonferenz von Außenministerin Annalena Baerbock in Berlin, über die mein Kollege Manuel Berkel berichtet.

Kommen Sie gut ins Wochenende!

Ihre
Corinna Visser
Bild von Corinna  Visser

Analyse

Baerbock für schrittweise Integration neuer EU-Mitglieder

Die deutsche Außenministerin legt in der Debatte über eine EU-Erweiterung Reformvorschläge vor.

Nicht nur eine “geopolitische Notwendigkeit”, sondern auch eine “geopolitische Chance” für die EU. Annalena Baerbock versuchte am Donnerstag bei ihrer Rede auf einer Europakonferenz im Auswärtigen Amt einer möglichen EU-Erweiterung neuen Schwung zu verleihen und in die richtige Bahn zu lenken. Die Arbeitskonferenz mit zahlreichen Außen- und Europaministern sollte den Europäischen Rat im Dezember vorbereiten, wo die EU-Erweiterung ebenfalls auf der Tagesordnung stehen soll.

Russlands Präsident Wladimir Putin “wird weiter versuchen, einen imperialen Graben durch Europa zu pflügen, der nicht nur die Ukraine von uns trennen soll, sondern auch Moldau, Georgien und den westlichen Balkan”. Würden diese Länder dauerhaft von Russland destabilisiert, “macht es uns alle angreifbar”. Wenn die EU den Beitrittskandidaten eine wirtschaftliche Chance biete, stärke dies aber auch die Gemeinschaft.

Fortschrittsberichte der Kommission erwartet

Am 8. November will die EU-Kommission Berichte zu Reformfortschritten der EU-Beitrittskandidaten Ukraine und Moldau vorlegen. Auf deren Grundlage sollen die EU-Staats- und Regierungschefs im Dezember entscheiden, ob mit beiden Staaten Beitrittsverhandlungen aufgenommen werden und ob Georgien den Status des Beitrittskandidaten bekommt. Zudem will die EU-Kommission Bewertungen der Fortschritte des Westbalkans und der Türkei auf ihrem Weg in die EU präsentieren.

Die EU führt Beitrittsverhandlungen auch mit den Balkanstaaten Montenegro, Albanien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Nordmazedonien. Zudem sind neben der Ukraine und Moldau auch noch das Kosovo sowie Georgien und die Türkei Bewerberländer.

Vorteile schon vor der Vollmitgliedschaft

Beitrittskandidaten sollen nach dem Willen Baerbocks schon vor einem formellen Beitritt von einzelnen Vorteilen einer Mitgliedschaft profitieren können. “Studierende aus Nordmazedonien, die durch das Erasmus-Programm in der EU studieren können, machen die Anziehungskraft der EU greifbar”, sagte die Außenministerin. Die bereits bestehende Möglichkeit für Studierende könnte laut Baerbock ausgeweitet werden – etwa auf europäisches Roaming im Mobilfunk oder vereinfachte Visaverfahren.

Regierungsbeamte aus Kandidatenländern sollten außerdem die Möglichkeit erhalten, als Beobachter an Tagungen des EU-Ministerrates teilzunehmen, sofern einzelne Beitrittskapitel bereits abgeschlossen wurden. Baerbock sagte aber auch: “Schrittweise Integration kann kein Rosinenpicken sein”. Unabdingbar seien etwa Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit.

Vorzeitiger Zugang zu Binnenmarkt und Kohäsionsfonds

Positiv aufgenommen wurde Baerbocks Vorstoß vom Außenminister Nordmazedoniens. “Wir möchten Zugang zum Binnenmarkt, wenn die Kriterien der Rechtsstaatlichkeit erfüllt sind”, sagte Bujar Osmani. Schon vor einer Vollmitgliedschaft brauche sein Land zudem Zugang zu den Struktur- und Kohäsionsfonds. Ansonsten würden die ökonomischen Verhältnisse zwischen Mitglieds- und Beitrittsländern immer weiter auseinanderklaffen.

Mit Blick auf die Ukraine und deren anwesenden Außenminister Dmytro Kuleba betonte Baerbock: “Wir wollen die Ukraine als Mitglied unserer Europäischen Union. Und ich bin überzeugt, dass auch der Europäische Rat im Dezember dieses Signal geben wird.”

Kuleba: Mehr Sicherheit mit Ukraine als Mitglied

Der ukrainische Außenminister warnte vor Frustrationen im Beitrittsprozess, wie es sie auch auf dem Westbalkan gegeben habe. Er betonte: “Als EU-Mitglied wird die Ukraine mehr Sicherheit für Europa bedeuten und nicht weniger. Wir werden keine Last sein für sie.”

Mit der Türkei gab es bereits lange Beitrittsverhandlungen. Wegen rechtsstaatlicher Defizite liegen diese allerdings seit Jahren auf Eis. In Richtung des bei dem Kongress auch anwesenden türkischen Außenministers Hakan Fidan sagte Baerbock, hier seien “ebenfalls substanzielle Reformen der Knackpunkt”.

Fidan sagte, es sei mehr als 50 Jahre her, dass sein Land den Antrag auf eine Mitgliedschaft gestellt habe. Die Perspektive der Türkei dazu habe sich nicht geändert. Zur Reform- und Erweiterungsdiskussion der EU wolle man einen konstruktiven Beitrag leisten. mit dpa

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Der digitale Produktpass trifft auf viele Vorbehalte

Der Europäische Green Deal soll nicht nur die Produktion, sondern auch die Produkte umweltfreundlich und klimaverträglich machen. Die EU-Kommission setzt dabei auf einen digitalen Produktpass. Der “digital product pass” (DPP) soll als “Ausweis” für Nachhaltigkeit dienen, fundierte Kauf-Entscheidungen der Verbraucher ermöglichen und das Recycling in industriellem Maßstab erleichtern.

Doch kurz vor dem geplanten Start eines Pilotprojekts im Jahr 2024 regt sich Widerstand: Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) fürchtet Überregulierung und neue bürokratische Bürden. Viele Firmen seien noch nicht vorbereitet, warnt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Auch die EU-Kommission ist offenbar noch nicht so weit, wie sie eigentlich sein wollte.

Grundlage ist die Ökodesign-Richtlinie

Man sammle derzeit noch Informationen über die weltweit bestehenden DPP-Systeme, sagte Thomas Ebert von der DG CNECT auf einer Informationsveranstaltung in Brüssel. Zugleich bemühe man sich, noch bestehende Missverständnisse auszuräumen. Es werde nicht einen, sondern viele digitale Pässe für verschiedene Produktgruppen geben, für die die Kommission spezifische Regulierungen erlassen will.

Grundlage ist die Ökodesign-Richtlinie von 2009 und ein Kommissionsvorschlag für deren Überarbeitung vom März 2022. Anders als bisher geht es bei der geplanten Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte nicht mehr nur um die Energieeffizienz von Glühbirnen, Kühlschränken oder Waschmaschinen. Vielmehr rücken Produkthaltbarkeit, Wiederverwendbarkeit, Nachrüstbarkeit und Reparierbarkeit in den Fokus.

Parlament verschärft Vorschlag für neue Ökodesign-Verordnung

Der neue Pass soll über die ökologische Nachhaltigkeit der Produkte informieren. Die digitalisierten Informationen werden durch Scannen eines Datenträgers leicht zugänglich sein, verspricht die EU-Kommission. Der Datensatz soll Attribute wie die Haltbarkeit und Reparierbarkeit, den recycelten Inhalt oder die Verfügbarkeit von Ersatzteilen eines Produkts enthalten.

Das Europaparlament hat sich im Juli dafür ausgesprochen, den Entwurf für die neue Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) zu verschärfen. “Dieses Gesetz wird sicherstellen, dass neue Produkte auf eine Art und Weise entwickelt werden, die für alle von Nutzen ist und die Grenzen unseres Planeten respektiert und die Umwelt schützt”, sagte Verhandlungsführerin Alessandra Moretti (Italien, S&D).

Nach dem Willen des Europaparlaments soll sich die EU-Kommission zunächst um besonders umweltschädliche Produkte wie Metalle, Textilien, Möbel und Waschmittel kümmern. Darüber hinaus wird ein Verbot der Vernichtung von unverkauften Textilien und elektrischem beziehungsweise elektronischem Equipment eingeführt. Über die Details wird im Trilog verhandelt, der Ende August begonnen hat – Ende offen.

76 verschiedene DDP-Initiativen in Europa

Die Einführung dürfte schwierig werden, denn bisher besteht der digitale Produktpass nur auf dem Papier. Es gibt zwar schon viele Ansätze – nach einer Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie existieren allein in Europa bereits 76 verschiedene Initiativen zum DPP. Doch die Entwicklung steht noch am Anfang, und viele Fragen zur Umsetzung sind noch nicht geklärt.

Die DIHK warnt daher vor zu hohen Erwartungen und zu großer Eile. Das Ziel einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft sei zwar grundsätzlich zu begrüßen. Mit der Einführung eines digitalen Produktpasses könnten jedoch neue und hohe bürokratische Anforderungen vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) entstehen, heißt es in einem DIHK-Bericht vom 12. Oktober.

Zur Vorsicht mahnt auch das IW. Ein digitaler Produktpass könne zwar mehr Transparenz in der Wertschöpfungskette schaffen. Digital gespeicherte Produktinformationen allein würden jedoch nicht zu höherer Umweltverträglichkeit führen. Der Erfolg hänge letztlich vom Design ab, heißt es in einer aktuellen Studie. In der aktuellen Debatte fehle es jedoch an konkreten Implementierungsideen.

Unternehmen sind noch nicht hinreichend digitalisiert

Ein weiteres Problem ist, dass viele Unternehmen noch nicht einmal die Grundvoraussetzungen für die Einführung von Produktpässen erfüllen – denn sie sind nicht oder nicht hinreichend digitalisiert. Auch die Mitarbeiter seien bisher kaum auf die neuen Ökodesign-Vorschriften vorbereitet, schreibt das IW. Deshalb müsse man Schulungen, etwa zu Datenmanagement und Datenschutz, anbieten.

Viele Sorgen seien unbegründet, meint dagegen Thomas Ebert von der EU-Kommission. Es werde keine zentrale Datenbank für alle Produktpässe geben. Die EU wolle auch keine Geschäftsgeheimnisse ausspionieren oder vertrauliche Produktinformationen allgemein zugänglich machen. Es gehe vielmehr um eine Business-to-Business-Kommunikation über dezentrale und offene Systeme.

Ein erstes Pilotprojekt soll im neuen Jahr beginnen. Es ist mit einem Budget von sechs Millionen Euro ausgestattet und soll anhand von zwei Produktklassen zeigen, wie ein digitaler Produktpass aussehen und funktionieren kann.

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EU-Monitoring

06.11.-07.11.2023
Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI)
Themen: Bericht über die laufenden interinstitutionellen Verhandlungen, Entwurf eines Entschließungsantrags zur Klimakonferenz 2023 der Vereinten Nationen in Dubai (COP 28), Berichtsentwurf zur psychischen Gesundheit. Vorläufige Tagesordnung

06.11.-07.11.2023
Sitzung des Ausschusses für Haushaltskontrolle (CONT)
Themen: Meinungsaustausch mit dem Haushaltsausschuss des ukrainischen Parlaments (Verkhovna Rada), Berichtsentwurf zum Schutz der finanziellen Interessen der Europäischen Union, Entwurf einer Stellungnahme zur Bekämpfung der Korruption. Vorläufige Tagesordnung

06.11.-07.11.2023
Informelle Ministertagung Raumfahrt
Themen: Der Weltraum als Bereich zur Sicherung der strategischen Autonomie und Resilienz, Nachhaltigkeit auf dem Planeten und Nachhaltigkeit im Weltraum. Vorläufige Tagesordnung

06.11.2023
Trilog: Politische Werbung
Themen: Es ist der sechste Trilog. Bereits beim Treffen am 10. Oktober kamen die wichtigsten politischen Fragen zur Sprache, wie die Definition von politischer Werbung, die Bestimmungen über die Nichtdiskriminierung, die Modalitäten für das Targeting. In vielen Punkten konnten die Verhandler eine Einigung erzielen. Jetzt drängt die Zeit, um zumindest einige der Bestimmungen noch vor den Europawahlen verabschieden zu können.

06.11.2023 – 15:00-16:15 Uhr
Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) und des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO)
Themen: Berichtsentwurf zur Begründung ausdrücklicher Umweltaussagen und der diesbezüglichen Kommunikation (Richtlinie über Umweltaussagen). Vorläufige Tagesordnung

07.11.2023 – 09:00-16:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON)
Themen: Berichtsentwurf zur wirksamen Koordinierung der Wirtschaftspolitik und multilateralen haushaltspolitischen Überwachung, Berichtsentwurf zur Transparenz und Integrität von Maßnahmen zur Bewertung von Umwelt, Sozial- und Unternehmensführungsrisiken (ESG), Berichtsentwurf zur rascheren und sichereren Entlastung von zu viel erhobenen Quellensteuern. Vorläufige Tagesordnung

07.11.2023 – 09:00-16:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Recht (JURI)
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zum Bericht der Kommission über die Rechtsstaatlichkeit 2023. Vorläufige Tagesordnung

07.11.2023 – 09:00-12:00 Uhr
Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET) und des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
Themen: Geopolitischer Dialog mit Jutta Urpilainen (Kommissarin für internationale Partnerschaften). Vorläufige Tagesordnung

07.11.2023 – 09:00-10:35 Uhr
Gemeinsame Sitzung des Haushaltsausschusses (BUDG) und des Ausschusses für Haushaltskontrolle (CONT)
Themen: Berichtsentwurf zur Haushaltsordnung für den Gesamthaushaltsplan der Union (Neufassung). Vorläufige Tagesordnung

07.11.2023 – 09:45-15:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL)
Themen: Berichtsentwurf zum Abbau von Ungleichheiten und Förderung der sozialen Eingliederung in Krisenzeiten für Kinder und ihre Familien, Entwurf eines Entschließungsantrags zur Überarbeitung des Mandats der Europäischen Arbeitsbehörde, Gedankenaustausch mit Dubravka Šuica (Vizepräsidentin der Europäischen Kommission für Demokratie und Demografie). Vorläufige Tagesordnung

07.11.2023 – 14:30-17:00 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET)
Themen: Gedankenaustausch mit verschiedenen EU-Diplomaten. Vorläufige Tagesordnung

07.11.2023 – 14:30-15:30 Uhr
Sitzung des Haushaltsausschusses (BUDG)
Themen: Berichtsentwurf zur Inanspruchnahme des Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung zugunsten entlassener Arbeitnehmer, Entwurf einer Stellungnahme zur Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs, Entwurf einer Stellungnahme zur Europäischen Wasserstoffbank. Vorläufige Tagesordnung

07.11.2023 – 15:30-16:30 Uhr
Gemeinsame Sitzung des Haushaltsausschusses (BUDG) und des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON)
Themen: Meinungsaustausch mit Elisa Ferreira (Kommissarin für Kohäsion und Reformen) über die Umsetzung des Instruments für technische Unterstützung (TSI). Vorläufige Tagesordnung

07.11.2023 – 19:00 Uhr
Trilog: Renaturierung
Themen: Eines der umstrittensten Dossiers der gesamten Legislaturperiode soll im Trilog fertig verhandelt werden. Es dürfte eine lange Verhandlungsnacht werden, in denen die strittigsten Punkte noch geklärt werden müssen: die Wiedervernässung von Mooren, Verschlechterungsverbot, die Ausweitung des Geltungsbereiches und die Finanzierung von Wiederherstellungsmaßnahmen.

08.11.2023
Wöchentliche Kommissionssitzung
Themen: Erweiterungspaket. Vorläufige Tagesordnung

08.11.2023 – 13:30-15:00 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET)
Themen: Präsentation des Erweiterungspakets 2023 und des neuen Wachstumsplans für die westlichen Balkanstaaten durch Olivér Várhelyi (Kommissar für Nachbarschaft und Erweiterung). Vorläufige Tagesordnung

08.11.2023 – 15:00-20:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Europäischer Rat, Energieunion, EU-Eigenmittelsystem, Euro 7-Batterien
Themen: Aussprache zu den Schlussfolgerungen der Tagung des Europäischen Rates vom 26./27. Oktober 2023, Aussprache zum Stand der Energieunion, Aussprache zum Eigenmittelsystem der Europäischen Union, Aussprache zur Typgenehmigung von Kraftfahrzeugen und Motoren hinsichtlich ihrer Emissionen und der Dauerhaltbarkeit von Batterien (Euro 7). Vorläufige Tagesordnung

08.11.2023 – 15:00 Uhr
Euro-Gruppe
Themen: Makroökonomische Entwicklungen, einschließlich Inflation, und Stand der Dinge zur Koordinierung der Finanzpolitik im Euroraum, Wettbewerbsfähigkeit im Euroraum (Stand der Dinge, Herausforderungen und politische Kompromisse), Aktualisierung der Bankenunion (einschließlich Berichterstattung über operative Aspekte). Vorläufige Tagesordnung

09.11.2023
Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
Themen: Informationen des Vorsitzes zu aktuellen Gesetzgebungsvorschlägen für den Bereich Finanzdienstleistungen, Allgemeine Ausrichtung der Überprüfung der wirtschaftspolitischen Steuerung, Gedankenaustausch zu den wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der Aggression Russlands
gegen die Ukraine.
Vorläufige Tagesordnung

09.11.2023 – 09:00-13:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Datengesetz, EU-Sanktionen, Umweltökonomische Gesamtrechnungen
Themen: Abstimmung zum Datengesetz, Abstimmung zur Wirksamkeit der gegen Russland verhängten EU-Sanktionen, Abstimmung zu europäischen umweltökonomischen Gesamtrechnungen (Einführung neuer Module). Vorläufige Tagesordnung

10.11.2023 – 09:30 Uhr
Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen (Haushalt)
Themen: Haushaltsplan der Union für 2024 (Vorbereitung der Sitzung des Vermittlungsausschusses mit dem Europäischen Parlament). Vorläufige Tagesordnung

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News

AI Safety Summit: KI-Entwickler sollen ihre Systeme unabhängig testen lassen

AI Safety Summit in Bletchley Park near London: Ursula von der Leyen meets Rishi Sunak in front of the door.
Der britische Premier Rishi Sunak begrüßte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Am zweiten Tag des AI Safety Summit in Großbritannien haben sich führende Entwickler von Künstlicher Intelligenz (KI) mit Regierungen darauf verständigt, neue Modelle unabhängig zu testen, bevor sie auf den Markt kommen. So sollen die Risiken der sich rasch entwickelnden Technologie besser beherrscht werden. Der britische Premierminister Rishi Sunak kündigte zudem die Gründung eines AI Safety Instituts an.

Am Donnerstag nahmen auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck an dem KI-Gipfel teil. Sunak erklärte, die USA, die EU und andere “gleichgesinnte” Länder hätten sich mit ausgewählten KI-Unternehmen – OpenAI, Anthropic, Google DeepMind, Microsoft, Meta und xAI – auf den Grundsatz geeinigt, dass Modelle vor und nach ihrem Einsatz streng geprüft werden sollten. China, das am Tag zuvor noch die Bletchley Erklärung mit unterzeichnet hatte, war bei dieser Verständigung nicht dabei.

Bisher haben die Unternehmen KI-Systeme selbst getestet

“Bisher waren die einzigen, die die Sicherheit neuer KI-Modelle getestet haben, die Unternehmen selbst, die sie entwickeln”, sagte Sunak. “Wir sollten uns nicht darauf verlassen, dass sie ihre eigenen Hausaufgaben bewerten”, sagte Sunak. Das sähen auch viele Unternehmen selbst so.

Um die Sicherheit neu entstehender Arten von KI testen zu können, eröffnete Sunak am Donnerstag auch das nach seinen Worten weltweit erste Institut für KI-Sicherheit. Das AI Safety Institute werde von führenden KI-Unternehmen und Nationen unterstützt. Großbritannien habe bereits zwei Partnerschaften vereinbart, um bei KI-Sicherheitstests zusammenzuarbeiten: mit dem neuen US-amerikanischen Institut für KI-Sicherheit und mit der Regierung von Singapur.

Von der Leyen: “EU diskutiert über AI Office”

Von der Leyen teilte mit Sunak die Auffassung, dass Unternehmen zwar Verantwortung zu übernehmen hätten, dass Regierungen aber für die Sicherheit der Bürger verantwortlich seien und verbindliche, prinzipielle Regeln aufstellen müssten. Im Rahmen des Gesetzgebungsprozesses der EU zum AI Act werde ebenfalls über die Gründung eines europäischen AI Office diskutiert.

Ein solches Office auf EU Ebene hatte EU-Parlamentsberichterstatter Dragoș Tudorache (Renew) vorgeschlagen, im ursprünglichen Vorschlag der Kommission war es hingegen nicht vorgesehen. Auch der Rat hatte keine Neigung gezeigt, eine neue EU-Behörde einzurichten.

Ein europäisches AI Office, sagte von der Leyen nun, könne zur Förderung von Standards und Testverfahren für neuartige KI-Systeme (Frontier Models) beitragen. Es könne den privaten Sektor bei Untersuchungen und Tests ergänzen und “die gemeinsamen Regeln für die fortschrittlichsten Modelle in allen 27 Mitgliedstaaten” durchsetzen.

Im kommenden Jahr sollen erst Südkorea und dann Frankreich Gastgeber des AI Safety Summits werden. vis

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Spaniens Sozialisten kommen Bildung neuer Regierung näher

Gut drei Monate nach den Wahlen in Spanien ist der amtierende Ministerpräsident Pedro Sánchez der Bildung einer neuen Regierung einen Schritt näher gekommen. Sánchez’ Sozialisten (PSOE) erzielten eine Einigung mit der katalonischen Separatisten-Partei Esquerra Republicana de Catalunya (ERC). Das teilten beide Parteien am Donnerstag mit.

Sánchez hatte am Samstag erklärt, er sei für eine Begnadigung von Personen, die 2017 an Kataloniens gescheitertem Unabhängigkeitsreferendum beteiligt waren. Im Gegenzug für ihre Unterstützung der PSOE im spanischen Parlament dürfte der ERC also eine Begnadigung von Mitstreitern zugesichert worden sein.

ERC-Chef Oriol Junqueras erklärte vor der Presse, die Vereinbarung mit der PSOE umfasse eine “Amnestie für alle”. Details nannte er nicht. Auch der spanische Präsidentschaftsminister Felix Bolaños wollte sich nicht im Einzelnen äußern. Der hochrangige PSOE-Politiker begründete dies mit noch laufenden Verhandlungen mit anderen Parteien.

Einigung mit Junts steht noch aus

Die Sozialisten brauchen für eine Regierungsbildung auch noch die Unterstützung der ebenfalls separatistischen katalonischen Partei Junts. Hier waren Beratungen am Donnerstag ohne eine Einigung mit der PSOE zu Ende gegangen, am Freitag soll weiter verhandelt werden.

Sánchez ist seit 2018 Ministerpräsident und führt seit 2020 eine Minderheitsregierung. Bei der Wahl am 23. Juli hatte seine PSOE zwar weniger Sitze erhalten als die Konservativen unter Oppositionsführer Alberto Núñez Feijóo. Dieser verfehlte im Parlament jedoch die für eine Regierungsbildung erforderliche Mehrheit.

Daraufhin nahm Sánchez als amtierender Ministerpräsident Verhandlungen auf. Er hat sich bereits die Unterstützung der linksgerichteten Sumar gesichert. Sánchez ist auch auf Stimmen baskischer Separatisten angewiesen. Sollte er mit seiner Mehrheitsfindung scheitern, dürfte im Januar erneut gewählt werden. rtr

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CBAM: Indien prüft CO₂-Preis nach EU-Vorbild

Indien prüft die Möglichkeit, kohlenstoffintensive Waren mit einer CO₂-Steuer zu belegen und die Einnahmen zur Unterstützung seiner grünen Energiewende zu verwenden. Das erklärte der indische Handelsminister Piyush Goyal am Donnerstag. Auf diese Weise soll die Kohlenstoffsteuer der Europäischen Union auf Importe über den sogenannten CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) vermieden werden.

Der im April beschlossene Plan der EU, ab 2026 eine Abgabe auf CO₂-intensive Güter wie Eisen und Stahl, Zement, Aluminium, Düngemittel, Elektrizität und Wasserstoff zu erheben, hat in Indien Besorgnis ausgelöst. Beide Seiten führen Gespräche, um das Thema zu erörtern.

“Wir werden eine Lösung für eine inländische Steuer finden, um eine Angleichung an die europäischen Steuern auf CO₂-Emissionen zu erreichen”, sagte Goyal auf einer Industrieveranstaltung. “Wenn wir also die Steuer in Indien selbst erheben und sie für unsere Umstellung auf grüne Energie verwenden, was indirekt denselben Unternehmen, die Exporteure sind, bei der Umstellung auf sauberere Energie und der Senkung ihrer Kosten helfen wird, wird es keine zusätzliche CBAM-Steuer geben.” rtr/luk

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Frankreich und Usbekistan streben “strategische” Beziehungen zu Uran an

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte am Donnerstag an, dass Frankreich und Usbekistan eine strategische Partnerschaft aufbauen werden. Es gehe um Projekte in den Bereichen Landwirtschaft und Uran, erklärte er während seines Besuchs in dem zentralasiatischen Land. Macron gab keine weiteren Details bekannt. Aber in Usbekistan wird der Begriff “strategisch” für gewöhnlich für die höchste Stufe der Partnerschaft verwendet.

Macron lobte den usbekischen Präsidenten Shavkar Mirziyoyev für seine Reformen und versprach große Investitionen – ein Schritt, den Russland als Versuch des Westens bezeichnet, seine traditionellen Verbündeten zu umwerben. “Wir unterstützen Ihre Politik und möchten Ihnen helfen, sie umzusetzen”, sagte Macron bei einem Treffen in Samarkand.

Frankreich will Uran aus Zentralasien

Nach usbekischen Angaben besprachen Wirtschaftsdelegationen beider Länder Pläne des Molkereiunternehmens Lactalis zum Bau eines Werks in der Stadt Namangan, ein gemeinsames Projekt mit Boehringer Ingelheim und einen Vorschlag von Semmaris zum Aufbau eines Netzes von Agrarlogistikzentren in Usbekistan.

Außerdem kam es zu einem Treffen mit dem Vorsitzenden des französischen Nukleartechnikkonzerns Orano, Claude Imauven. Beide Seiten wollen die Zusammenarbeit bei der Exploration und dem Abbau von Uran ausweiten, teilte das Büro von Mirziyoyev mit. Usbekistan ist der fünftgrößte Uranproduzent der Welt.

Einen Tag zuvor hatte Nicolas Maes, Chief Operating Officer von Orano, in Kasachstan, dem weltgrößten Uranproduzenten, ebenfalls Gespräche über eine Vertiefung der Zusammenarbeit geführt. Kasachstan und Usbekistan könnten Frankreich, das in hohem Maße von der Kernenergie abhängig ist, helfen, seine Abhängigkeit von russischen Lieferungen zu verringern. rtr

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UN-Bericht warnt vor Finanzierungslücken bei Klimaanpassung

Das UN-Umweltprogramm UNEP warnt in einem neuen Bericht vor Finanzierungslücken beim Anpassungsprozess an den Klimawandel und seine Folgen. Die Weltgemeinschaft müsse unbedingt die Emissionen von Treibhausgasen reduzieren und Maßnahmen zum Schutz von Menschen in besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffenen Gebieten vorantreiben, lautet die Forderung des am Donnerstag in Nairobi vorgestellten Berichts.

Die Welt sei “unterfinanziert und unvorbereitet” warnte UNEP-Direktorin Inger Andersen. Sie forderte die politischen Entscheidungsträger auf, sich mit entsprechenden Finanzzusagen auf dem anstehenden Klimagipfel COP28 für den Schutz einkommensschwacher Länder und benachteiligter Bevölkerungsgruppen vor den Auswirkungen der Klimaveränderungen zu engagieren.

Unterentwickelte Länder haben höheren Finanzbedarf

Gerade in unterentwickelten Ländern sei der finanzielle Bedarf zehn bis 18 Mal höher als die tatsächlich erhaltenen Gelder. Insgesamt betrage die Finanzierungslücke weltweit zwischen 199 und 366 Milliarden Dollar jährlich, heißt es im UNEP-Bericht. Gleichzeitig verlangsamten sich die Planungen neuer Anpassungsprojekte.

“Selbst wenn die internationale Gemeinschaft heute sämtliche Emissionen von Treibhausgasen stoppen würde, würde es Jahrzehnte dauern, bis sich das Klima stabilisiert“, betonte Andersen. Der Klimawandel werde auf lange Sicht bleiben. dpa

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Presseschau

EU appelliert an Putin: Verbot für Atomwaffentests weiter einhalten DEUTSCHLANDFUNK
Keep your bedbugs, Putin tells the EU POLITICO
Außenministertreffen: Baerbock erläutert Ideen zur Reform der EU DEUTSCHLANDFUNK
Baerbock stellt der Ukraine EU-Mitgliedschaft in Aussicht WEB
Internationales Gipfeltreffen: Staaten wollen bessere Zusammenarbeit bei KI TAGESSCHAU
EU-Partner: Lindner im Baltikum: Priorität auf Verteidigung setzen ZEIT
Einreise-/Ausreisesystem: EU will drohendes Grenzchaos mit Biometrie und App verhindern NETZPOLITIK
Rise in German unemployment points to cracks in eurozone labour market FT
EU-Arbeitsprogramm: Bürokratieabbau soll im Mittelpunkt stehen HANDWERKSBLATT
Brüssel öffnet die Büchse der Pandora: EU-Kommission will Haushalt um 100 Milliarden Euro aufstocken EURONEWS
EU-Finanzpolitik: Die Schuldenunion kehrt zurück FAZ
Bürgerrechtler: EU-Polizeidatenabgleich ermöglicht breite Live-Gesichtserkennung HEISE
US coal exports to EU jump after Russia sanctions kick in, EIA says REUTERS
European energy companies looking at storing gas in Ukraine as EU nears full capacity OFFSHORE-TECHNOLOGY
Wie die Ukraine zum großen Wasserstoff-Exporteur aufsteigen will HANDELSBLATT
Quantentechnologien: Experten kritisieren EU-Bericht EURACTIV
Digital Service Act der EU: Eine umfassende Analyse der Zensur WELT
EU-Abgeordnete erwägen zweiten Staatstrojaner-Ausschuss NETZPOLITIK

Heads

Alexander Demissie – Zwischen China, Afrika und Europa

Alexander Demissie, zwischen China, Afrika und Europa
Lukrative Dreiecksbeziehung: Alexander Demissie bringt China, Afrika und Europa zusammen.

Was hat Chengdu in Sichuan mit Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba zu tun? Das scharfe Essen zum Beispiel, die Herzlichkeit der Menschen und das milde Wetter, sagt Alexander Demissie. Er muss es wissen, denn er hat in beiden Städten gelebt. In Addis Abeba ist Demissie geboren. Als er zehn Jahre alt war, zog die Familie an den Bodensee. Nach dem Abitur ging er nach Köln, wo er Regionalwissenschaften Ostasien mit Schwerpunkt China und Politik studierte. In Chengdu verbrachte er ein Auslandsjahr.

Das Äthiopien von heute besitzt viel Ähnlichkeit mit China vor 20 Jahren, erzählt Demissie, es werde auch China Afrikas genannt. Doch die Länder ähneln sich nicht nur wegen ihrer wirtschaftlichen Entwicklung: Äthiopien blickt auf 3.000 Jahre ununterbrochene Kultur, Sprache und Geschichte zurück. Damit kann es wie kaum ein anderes Land mit China mithalten, das stolz ist auf seine 5.000 Jahre alte Kultur und Geschichte. Chinesen behandeln Äthiopien aufgrund dieser Gemeinsamkeit mit viel Respekt und Hochachtung, sagt Demissie. Bei Geschäftsanbahnungen ist das ein echtes Pfund. 

Beziehungen zwischen China, Afrika und Europa

Äthiopien besitzt einen besonderen Stellenwert für China, wie auch Ägypten, Südafrika, Marokko, Nigeria und Kenia, die gewaltig von Geschäften mit der Volksrepublik profitieren, und von Investitionen im Rahmen der Belt and Road Initiative (BRI). Allerdings schaffen es nicht alle afrikanischen Länder, gewinnbringende Beziehungen zu China aufzubauen, sagt Demissie.

Mit seiner Firma The China Africa Advisory ist Demissie Mittler zwischen China, Afrika und Europa. Er erstellt für Unternehmen und internationale Organisationen Studien zu politischen Richtlinien im Zielland, veranstaltet Fachkonferenzen und unterstützt beim Erschließen neuer Märkte. Er kennt die Beziehungen zwischen China und afrikanischen Ländern ganz genau, aber auch die Rolle Europas. 

Über China nur so gestolpert

Alexander Demissie beschäftigt sich seit 2001 intensiv mit China. Eigentlich wollte er sich für etwas anderes einschreiben, als sein Blick im Studierendensekretariat der Universität Köln auf einen Aushang fiel. Der Studiengang Regionalwissenschaften Ostasien mit Schwerpunkt China wurde darauf beworben. “Was weiß ich eigentlich über China?”, fragte er sich, und die Antwort war: “fast nichts”. Ein Armutszeugnis für die deutsche Bildungslandschaft, sagt Demissie heute. Man macht Abitur, weiß aber fast nichts über China und den globalen Süden. Als er vor dem Studienberater saß, erkundigte er sich nach dem Fach. Der schwärmte und Demissie schrieb sich ein. Den wichtigsten Ausschlag für seinen späteren beruflichen Weg gab allerdings ein Seminar zum Thema China in Afrika.

Im Jahr 2003 war Xi Jinpings Stolzprojekt, die Belt and Road-Initiative, noch lange nicht absehbar, sie wurde erst zehn Jahre später verkündet. Seitdem hat China seine Investments in Afrika systematisch geplant und dadurch nicht nur Lieferketten aufgebaut sowie Rohstoffe für die eigene Industrie gesichert, sondern auch diplomatisch viel erreicht. Dass China in Afrika eine Rolle spielen würde, lernten Demissie und seine Kommilitonen allerdings bereits vor zwanzig Jahren. Die Entwicklung war keine Überraschung, sagt er.

Warum Europa erst jetzt langsam beginnt, mit Global Gateway an einer Alternative zur BRI zu arbeiten? Demissie macht eine gewisse Arroganz der Europäer dafür verantwortlich, die gegenüber Afrika Vorurteile hätten und ihre Sichtweisen zu wenig hinterfragten. Arroganz führt dazu, dass man abgehängt wird, sagt er. 

Von der UN zur eigenen Firma

Demissie selbst hinterfragt gerne und besitzt ein gutes Auge für Zusammenhänge. Nach dem Studium arbeitete er zunächst im Klimasekretariat der Vereinten Nationen in Bonn (UNFCCC) und organisierte weltweit Konferenzen. Dabei erkannte er, wie wichtig China ist und wie wenig Wissen es zugleich über das Land gibt. Er sah eine Chance, diese Lücke zu schließen und gründete 2016 seine eigene Firma, the China Africa Advisory. 

China wird nicht aus Afrika verschwinden, sagt Demissie. Es wird seine Aktivitäten sogar noch verstärken. Das sollte man weder ausschließlich positiv noch ausschließlich negativ sehen, man muss sich schlicht mit der Tatsache auseinandersetzen – sachlich und strategisch. Es geht um Themen wie Lieferketten, Chancen für europäische Unternehmen in Afrika, aber auch darum, Europa als Exportmarkt attraktiv zu halten.

Exportmarkt Europa wird unattraktiver

Denn Afrika blickt schon jetzt nicht nur nach Europa. Firmen aus Afrika wird der Zugang zum chinesischen Markt zunehmend erleichtert. Dadurch ist es für sie viel einfacher, nach China zu exportieren, als zum Beispiel nach Deutschland. China, aber auch Länder wie Indien und Brasilien, sind für afrikanische Staaten, die Partner und Märkte suchen, ernsthafte Alternativen.

Lange war das Interesse an Afrika in Deutschland klein und er habe zunächst nur chinesische Kunden gehabt, erzählt Demissie. Aber langsam beginnen auch Kunden aus Deutschland, sich für Afrika zu interessieren. Für sie erstellt das Team um Demissie zum Beispiel Studien zur Nachhaltigkeit und den Möglichkeiten bestimmter Wirtschaftszweige in Äthiopien und anderen afrikanischen Ländern – und gibt einen Überblick, wie sich chinesische Firmen vor Ort betätigen.

Trilaterale Kooperationen brauchen Vertrauen

Neben der Unterstützung bei der Suche nach Investitionsmöglichkeiten ermöglicht Demissie aber auch die trilaterale Zusammenarbeit zwischen afrikanischen, chinesischen und europäischen Partnern. Oftmals wünsche sich die afrikanische Seite trilaterale Kooperationen, sagt Demissie, und nennt ein Beispiel aus dem Textilsektor. Während ein äthiopisches Unternehmen zum Beispiel einen Großteil seiner Investitionen aus China erhält, wie Maschinen und Kapital, möchte es das Personal lieber durch deutsche Firmen ausbilden lassen, auch um den Standards auf dem deutschen Markt zu genügen. 

Damit eine Kooperation mit drei Akteuren funktioniert, muss oft Misstrauen abgebaut werden. Durch Studien und Trainings zeigt Demissie den Partnern, dass die Kooperation funktionieren kann und zum Erfolg führt.

Ein anderer Bereich ist die Diversifizierung in Richtung Afrika. Manche deutsche Firmen möchten China verlassen und Demissie liefert Markteintrittsberatung und vermittelt Kontakte. Er organisiert auch Investment-Konferenzen mit deutschen und europäischen Partnern, die meist in Afrika stattfinden. Dabei werden sehr spezialisierte Märkte beleuchtet, die zu den Zielsetzungen der jeweiligen afrikanischen Staaten passen. Oft geht es um Zukunftsthemen: 2018 bei einem Railway Summit in Äthiopien, 2019 bei einer Konferenz zum Logistik-Sektor, 2023 bei einer Veranstaltung zu erneuerbaren Energien. 

Chancen für Afrika in China

China Africa Advisory berät auch afrikanische Regierungen, um afrikanische Akteure rechtzeitig auf Entwicklungen in China aufmerksam zu machen. Dazu arbeitet er auch mit Partnern in China zusammen. Als China den Landwirtschaftssektor für afrikanische Produkte öffnete, lieferte Demissie Analysen zu den neuen Richtlinien und zeigte Chancen auf.

An der Universität Bonn promoviert Demissie zu China-Äthiopien-Beziehungen. In der Dissertation wird es darum gehen, wie äthiopische Eliten Entscheidungen über ihre China-Beziehungen treffen. Seine Vorlesungen zum Thema China in Afrika sind immer voll, sagt er. Es ist längst kein Nischenthema mehr und dennoch steht diese ganz besondere Beziehung nur selten im Vordergrund. In der Zukunft, da ist Alexander Demissie sich sicher, wird sich das aber ändern. Julia Fiedler

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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    es gab viele Fragen vor dem AI Safety Summit in Großbritannien: Was wollen die Briten jetzt mit einem eigenen KI-Gipfel, wo doch UN, G7, OECD, Europarat und EU bereits an internationalen Regeln arbeiten? Was könnten die Briten erreichen, was nicht bereits angestoßen ist? Und warum lädt Premierminister Rishi Sunak auch China nach Bletchley Park ein? Schließlich sind Chinas Vorgaben für Künstliche Intelligenz und wie das Land KI gegen seine Bevölkerung einsetzt, genau das, wovor Europäer, US-Amerikaner und andere “gleichgesinnte Staaten” ihre Menschen beschützen wollen.

    Doch anders als US-Präsident Joe Biden oder die G7, die KI-Entwicklern eine freiwillige Selbstverpflichtung abgerungen haben, haben sich in Bletchley Park die Entwickler besonders fortschrittlicher KI darauf eingelassen, ihre Modelle unabhängig testen zu lassen, bevor sie auf den Markt kommen. Und ein entsprechendes Institut haben die Briten auch gleich gegründet.

    Chapeau, Herr Sunak. Ursula von der Leyen konnte nur sagen, dass die EU über so ein Institut noch diskutiere. Vielleicht gibt der Verstoß der Briten auch den EU-Gesetzgebern noch einmal den nötigen Kick, um sich zügig auf das KI-Gesetz zu einigen. Sonst ist der Vorsprung bald verspielt.

    Manchmal hilft es eben doch, wenn sich die Regierenden persönlich treffen. Wie auch bei der Europakonferenz von Außenministerin Annalena Baerbock in Berlin, über die mein Kollege Manuel Berkel berichtet.

    Kommen Sie gut ins Wochenende!

    Ihre
    Corinna Visser
    Bild von Corinna  Visser

    Analyse

    Baerbock für schrittweise Integration neuer EU-Mitglieder

    Die deutsche Außenministerin legt in der Debatte über eine EU-Erweiterung Reformvorschläge vor.

    Nicht nur eine “geopolitische Notwendigkeit”, sondern auch eine “geopolitische Chance” für die EU. Annalena Baerbock versuchte am Donnerstag bei ihrer Rede auf einer Europakonferenz im Auswärtigen Amt einer möglichen EU-Erweiterung neuen Schwung zu verleihen und in die richtige Bahn zu lenken. Die Arbeitskonferenz mit zahlreichen Außen- und Europaministern sollte den Europäischen Rat im Dezember vorbereiten, wo die EU-Erweiterung ebenfalls auf der Tagesordnung stehen soll.

    Russlands Präsident Wladimir Putin “wird weiter versuchen, einen imperialen Graben durch Europa zu pflügen, der nicht nur die Ukraine von uns trennen soll, sondern auch Moldau, Georgien und den westlichen Balkan”. Würden diese Länder dauerhaft von Russland destabilisiert, “macht es uns alle angreifbar”. Wenn die EU den Beitrittskandidaten eine wirtschaftliche Chance biete, stärke dies aber auch die Gemeinschaft.

    Fortschrittsberichte der Kommission erwartet

    Am 8. November will die EU-Kommission Berichte zu Reformfortschritten der EU-Beitrittskandidaten Ukraine und Moldau vorlegen. Auf deren Grundlage sollen die EU-Staats- und Regierungschefs im Dezember entscheiden, ob mit beiden Staaten Beitrittsverhandlungen aufgenommen werden und ob Georgien den Status des Beitrittskandidaten bekommt. Zudem will die EU-Kommission Bewertungen der Fortschritte des Westbalkans und der Türkei auf ihrem Weg in die EU präsentieren.

    Die EU führt Beitrittsverhandlungen auch mit den Balkanstaaten Montenegro, Albanien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Nordmazedonien. Zudem sind neben der Ukraine und Moldau auch noch das Kosovo sowie Georgien und die Türkei Bewerberländer.

    Vorteile schon vor der Vollmitgliedschaft

    Beitrittskandidaten sollen nach dem Willen Baerbocks schon vor einem formellen Beitritt von einzelnen Vorteilen einer Mitgliedschaft profitieren können. “Studierende aus Nordmazedonien, die durch das Erasmus-Programm in der EU studieren können, machen die Anziehungskraft der EU greifbar”, sagte die Außenministerin. Die bereits bestehende Möglichkeit für Studierende könnte laut Baerbock ausgeweitet werden – etwa auf europäisches Roaming im Mobilfunk oder vereinfachte Visaverfahren.

    Regierungsbeamte aus Kandidatenländern sollten außerdem die Möglichkeit erhalten, als Beobachter an Tagungen des EU-Ministerrates teilzunehmen, sofern einzelne Beitrittskapitel bereits abgeschlossen wurden. Baerbock sagte aber auch: “Schrittweise Integration kann kein Rosinenpicken sein”. Unabdingbar seien etwa Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit.

    Vorzeitiger Zugang zu Binnenmarkt und Kohäsionsfonds

    Positiv aufgenommen wurde Baerbocks Vorstoß vom Außenminister Nordmazedoniens. “Wir möchten Zugang zum Binnenmarkt, wenn die Kriterien der Rechtsstaatlichkeit erfüllt sind”, sagte Bujar Osmani. Schon vor einer Vollmitgliedschaft brauche sein Land zudem Zugang zu den Struktur- und Kohäsionsfonds. Ansonsten würden die ökonomischen Verhältnisse zwischen Mitglieds- und Beitrittsländern immer weiter auseinanderklaffen.

    Mit Blick auf die Ukraine und deren anwesenden Außenminister Dmytro Kuleba betonte Baerbock: “Wir wollen die Ukraine als Mitglied unserer Europäischen Union. Und ich bin überzeugt, dass auch der Europäische Rat im Dezember dieses Signal geben wird.”

    Kuleba: Mehr Sicherheit mit Ukraine als Mitglied

    Der ukrainische Außenminister warnte vor Frustrationen im Beitrittsprozess, wie es sie auch auf dem Westbalkan gegeben habe. Er betonte: “Als EU-Mitglied wird die Ukraine mehr Sicherheit für Europa bedeuten und nicht weniger. Wir werden keine Last sein für sie.”

    Mit der Türkei gab es bereits lange Beitrittsverhandlungen. Wegen rechtsstaatlicher Defizite liegen diese allerdings seit Jahren auf Eis. In Richtung des bei dem Kongress auch anwesenden türkischen Außenministers Hakan Fidan sagte Baerbock, hier seien “ebenfalls substanzielle Reformen der Knackpunkt”.

    Fidan sagte, es sei mehr als 50 Jahre her, dass sein Land den Antrag auf eine Mitgliedschaft gestellt habe. Die Perspektive der Türkei dazu habe sich nicht geändert. Zur Reform- und Erweiterungsdiskussion der EU wolle man einen konstruktiven Beitrag leisten. mit dpa

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    Der digitale Produktpass trifft auf viele Vorbehalte

    Der Europäische Green Deal soll nicht nur die Produktion, sondern auch die Produkte umweltfreundlich und klimaverträglich machen. Die EU-Kommission setzt dabei auf einen digitalen Produktpass. Der “digital product pass” (DPP) soll als “Ausweis” für Nachhaltigkeit dienen, fundierte Kauf-Entscheidungen der Verbraucher ermöglichen und das Recycling in industriellem Maßstab erleichtern.

    Doch kurz vor dem geplanten Start eines Pilotprojekts im Jahr 2024 regt sich Widerstand: Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) fürchtet Überregulierung und neue bürokratische Bürden. Viele Firmen seien noch nicht vorbereitet, warnt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Auch die EU-Kommission ist offenbar noch nicht so weit, wie sie eigentlich sein wollte.

    Grundlage ist die Ökodesign-Richtlinie

    Man sammle derzeit noch Informationen über die weltweit bestehenden DPP-Systeme, sagte Thomas Ebert von der DG CNECT auf einer Informationsveranstaltung in Brüssel. Zugleich bemühe man sich, noch bestehende Missverständnisse auszuräumen. Es werde nicht einen, sondern viele digitale Pässe für verschiedene Produktgruppen geben, für die die Kommission spezifische Regulierungen erlassen will.

    Grundlage ist die Ökodesign-Richtlinie von 2009 und ein Kommissionsvorschlag für deren Überarbeitung vom März 2022. Anders als bisher geht es bei der geplanten Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte nicht mehr nur um die Energieeffizienz von Glühbirnen, Kühlschränken oder Waschmaschinen. Vielmehr rücken Produkthaltbarkeit, Wiederverwendbarkeit, Nachrüstbarkeit und Reparierbarkeit in den Fokus.

    Parlament verschärft Vorschlag für neue Ökodesign-Verordnung

    Der neue Pass soll über die ökologische Nachhaltigkeit der Produkte informieren. Die digitalisierten Informationen werden durch Scannen eines Datenträgers leicht zugänglich sein, verspricht die EU-Kommission. Der Datensatz soll Attribute wie die Haltbarkeit und Reparierbarkeit, den recycelten Inhalt oder die Verfügbarkeit von Ersatzteilen eines Produkts enthalten.

    Das Europaparlament hat sich im Juli dafür ausgesprochen, den Entwurf für die neue Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) zu verschärfen. “Dieses Gesetz wird sicherstellen, dass neue Produkte auf eine Art und Weise entwickelt werden, die für alle von Nutzen ist und die Grenzen unseres Planeten respektiert und die Umwelt schützt”, sagte Verhandlungsführerin Alessandra Moretti (Italien, S&D).

    Nach dem Willen des Europaparlaments soll sich die EU-Kommission zunächst um besonders umweltschädliche Produkte wie Metalle, Textilien, Möbel und Waschmittel kümmern. Darüber hinaus wird ein Verbot der Vernichtung von unverkauften Textilien und elektrischem beziehungsweise elektronischem Equipment eingeführt. Über die Details wird im Trilog verhandelt, der Ende August begonnen hat – Ende offen.

    76 verschiedene DDP-Initiativen in Europa

    Die Einführung dürfte schwierig werden, denn bisher besteht der digitale Produktpass nur auf dem Papier. Es gibt zwar schon viele Ansätze – nach einer Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie existieren allein in Europa bereits 76 verschiedene Initiativen zum DPP. Doch die Entwicklung steht noch am Anfang, und viele Fragen zur Umsetzung sind noch nicht geklärt.

    Die DIHK warnt daher vor zu hohen Erwartungen und zu großer Eile. Das Ziel einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft sei zwar grundsätzlich zu begrüßen. Mit der Einführung eines digitalen Produktpasses könnten jedoch neue und hohe bürokratische Anforderungen vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) entstehen, heißt es in einem DIHK-Bericht vom 12. Oktober.

    Zur Vorsicht mahnt auch das IW. Ein digitaler Produktpass könne zwar mehr Transparenz in der Wertschöpfungskette schaffen. Digital gespeicherte Produktinformationen allein würden jedoch nicht zu höherer Umweltverträglichkeit führen. Der Erfolg hänge letztlich vom Design ab, heißt es in einer aktuellen Studie. In der aktuellen Debatte fehle es jedoch an konkreten Implementierungsideen.

    Unternehmen sind noch nicht hinreichend digitalisiert

    Ein weiteres Problem ist, dass viele Unternehmen noch nicht einmal die Grundvoraussetzungen für die Einführung von Produktpässen erfüllen – denn sie sind nicht oder nicht hinreichend digitalisiert. Auch die Mitarbeiter seien bisher kaum auf die neuen Ökodesign-Vorschriften vorbereitet, schreibt das IW. Deshalb müsse man Schulungen, etwa zu Datenmanagement und Datenschutz, anbieten.

    Viele Sorgen seien unbegründet, meint dagegen Thomas Ebert von der EU-Kommission. Es werde keine zentrale Datenbank für alle Produktpässe geben. Die EU wolle auch keine Geschäftsgeheimnisse ausspionieren oder vertrauliche Produktinformationen allgemein zugänglich machen. Es gehe vielmehr um eine Business-to-Business-Kommunikation über dezentrale und offene Systeme.

    Ein erstes Pilotprojekt soll im neuen Jahr beginnen. Es ist mit einem Budget von sechs Millionen Euro ausgestattet und soll anhand von zwei Produktklassen zeigen, wie ein digitaler Produktpass aussehen und funktionieren kann.

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    EU-Monitoring

    06.11.-07.11.2023
    Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI)
    Themen: Bericht über die laufenden interinstitutionellen Verhandlungen, Entwurf eines Entschließungsantrags zur Klimakonferenz 2023 der Vereinten Nationen in Dubai (COP 28), Berichtsentwurf zur psychischen Gesundheit. Vorläufige Tagesordnung

    06.11.-07.11.2023
    Sitzung des Ausschusses für Haushaltskontrolle (CONT)
    Themen: Meinungsaustausch mit dem Haushaltsausschuss des ukrainischen Parlaments (Verkhovna Rada), Berichtsentwurf zum Schutz der finanziellen Interessen der Europäischen Union, Entwurf einer Stellungnahme zur Bekämpfung der Korruption. Vorläufige Tagesordnung

    06.11.-07.11.2023
    Informelle Ministertagung Raumfahrt
    Themen: Der Weltraum als Bereich zur Sicherung der strategischen Autonomie und Resilienz, Nachhaltigkeit auf dem Planeten und Nachhaltigkeit im Weltraum. Vorläufige Tagesordnung

    06.11.2023
    Trilog: Politische Werbung
    Themen: Es ist der sechste Trilog. Bereits beim Treffen am 10. Oktober kamen die wichtigsten politischen Fragen zur Sprache, wie die Definition von politischer Werbung, die Bestimmungen über die Nichtdiskriminierung, die Modalitäten für das Targeting. In vielen Punkten konnten die Verhandler eine Einigung erzielen. Jetzt drängt die Zeit, um zumindest einige der Bestimmungen noch vor den Europawahlen verabschieden zu können.

    06.11.2023 – 15:00-16:15 Uhr
    Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) und des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO)
    Themen: Berichtsentwurf zur Begründung ausdrücklicher Umweltaussagen und der diesbezüglichen Kommunikation (Richtlinie über Umweltaussagen). Vorläufige Tagesordnung

    07.11.2023 – 09:00-16:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON)
    Themen: Berichtsentwurf zur wirksamen Koordinierung der Wirtschaftspolitik und multilateralen haushaltspolitischen Überwachung, Berichtsentwurf zur Transparenz und Integrität von Maßnahmen zur Bewertung von Umwelt, Sozial- und Unternehmensführungsrisiken (ESG), Berichtsentwurf zur rascheren und sichereren Entlastung von zu viel erhobenen Quellensteuern. Vorläufige Tagesordnung

    07.11.2023 – 09:00-16:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Recht (JURI)
    Themen: Entwurf einer Stellungnahme zum Bericht der Kommission über die Rechtsstaatlichkeit 2023. Vorläufige Tagesordnung

    07.11.2023 – 09:00-12:00 Uhr
    Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET) und des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
    Themen: Geopolitischer Dialog mit Jutta Urpilainen (Kommissarin für internationale Partnerschaften). Vorläufige Tagesordnung

    07.11.2023 – 09:00-10:35 Uhr
    Gemeinsame Sitzung des Haushaltsausschusses (BUDG) und des Ausschusses für Haushaltskontrolle (CONT)
    Themen: Berichtsentwurf zur Haushaltsordnung für den Gesamthaushaltsplan der Union (Neufassung). Vorläufige Tagesordnung

    07.11.2023 – 09:45-15:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL)
    Themen: Berichtsentwurf zum Abbau von Ungleichheiten und Förderung der sozialen Eingliederung in Krisenzeiten für Kinder und ihre Familien, Entwurf eines Entschließungsantrags zur Überarbeitung des Mandats der Europäischen Arbeitsbehörde, Gedankenaustausch mit Dubravka Šuica (Vizepräsidentin der Europäischen Kommission für Demokratie und Demografie). Vorläufige Tagesordnung

    07.11.2023 – 14:30-17:00 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET)
    Themen: Gedankenaustausch mit verschiedenen EU-Diplomaten. Vorläufige Tagesordnung

    07.11.2023 – 14:30-15:30 Uhr
    Sitzung des Haushaltsausschusses (BUDG)
    Themen: Berichtsentwurf zur Inanspruchnahme des Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung zugunsten entlassener Arbeitnehmer, Entwurf einer Stellungnahme zur Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs, Entwurf einer Stellungnahme zur Europäischen Wasserstoffbank. Vorläufige Tagesordnung

    07.11.2023 – 15:30-16:30 Uhr
    Gemeinsame Sitzung des Haushaltsausschusses (BUDG) und des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON)
    Themen: Meinungsaustausch mit Elisa Ferreira (Kommissarin für Kohäsion und Reformen) über die Umsetzung des Instruments für technische Unterstützung (TSI). Vorläufige Tagesordnung

    07.11.2023 – 19:00 Uhr
    Trilog: Renaturierung
    Themen: Eines der umstrittensten Dossiers der gesamten Legislaturperiode soll im Trilog fertig verhandelt werden. Es dürfte eine lange Verhandlungsnacht werden, in denen die strittigsten Punkte noch geklärt werden müssen: die Wiedervernässung von Mooren, Verschlechterungsverbot, die Ausweitung des Geltungsbereiches und die Finanzierung von Wiederherstellungsmaßnahmen.

    08.11.2023
    Wöchentliche Kommissionssitzung
    Themen: Erweiterungspaket. Vorläufige Tagesordnung

    08.11.2023 – 13:30-15:00 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET)
    Themen: Präsentation des Erweiterungspakets 2023 und des neuen Wachstumsplans für die westlichen Balkanstaaten durch Olivér Várhelyi (Kommissar für Nachbarschaft und Erweiterung). Vorläufige Tagesordnung

    08.11.2023 – 15:00-20:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Europäischer Rat, Energieunion, EU-Eigenmittelsystem, Euro 7-Batterien
    Themen: Aussprache zu den Schlussfolgerungen der Tagung des Europäischen Rates vom 26./27. Oktober 2023, Aussprache zum Stand der Energieunion, Aussprache zum Eigenmittelsystem der Europäischen Union, Aussprache zur Typgenehmigung von Kraftfahrzeugen und Motoren hinsichtlich ihrer Emissionen und der Dauerhaltbarkeit von Batterien (Euro 7). Vorläufige Tagesordnung

    08.11.2023 – 15:00 Uhr
    Euro-Gruppe
    Themen: Makroökonomische Entwicklungen, einschließlich Inflation, und Stand der Dinge zur Koordinierung der Finanzpolitik im Euroraum, Wettbewerbsfähigkeit im Euroraum (Stand der Dinge, Herausforderungen und politische Kompromisse), Aktualisierung der Bankenunion (einschließlich Berichterstattung über operative Aspekte). Vorläufige Tagesordnung

    09.11.2023
    Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
    Themen: Informationen des Vorsitzes zu aktuellen Gesetzgebungsvorschlägen für den Bereich Finanzdienstleistungen, Allgemeine Ausrichtung der Überprüfung der wirtschaftspolitischen Steuerung, Gedankenaustausch zu den wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der Aggression Russlands
    gegen die Ukraine.
    Vorläufige Tagesordnung

    09.11.2023 – 09:00-13:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Datengesetz, EU-Sanktionen, Umweltökonomische Gesamtrechnungen
    Themen: Abstimmung zum Datengesetz, Abstimmung zur Wirksamkeit der gegen Russland verhängten EU-Sanktionen, Abstimmung zu europäischen umweltökonomischen Gesamtrechnungen (Einführung neuer Module). Vorläufige Tagesordnung

    10.11.2023 – 09:30 Uhr
    Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen (Haushalt)
    Themen: Haushaltsplan der Union für 2024 (Vorbereitung der Sitzung des Vermittlungsausschusses mit dem Europäischen Parlament). Vorläufige Tagesordnung

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    News

    AI Safety Summit: KI-Entwickler sollen ihre Systeme unabhängig testen lassen

    AI Safety Summit in Bletchley Park near London: Ursula von der Leyen meets Rishi Sunak in front of the door.
    Der britische Premier Rishi Sunak begrüßte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

    Am zweiten Tag des AI Safety Summit in Großbritannien haben sich führende Entwickler von Künstlicher Intelligenz (KI) mit Regierungen darauf verständigt, neue Modelle unabhängig zu testen, bevor sie auf den Markt kommen. So sollen die Risiken der sich rasch entwickelnden Technologie besser beherrscht werden. Der britische Premierminister Rishi Sunak kündigte zudem die Gründung eines AI Safety Instituts an.

    Am Donnerstag nahmen auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck an dem KI-Gipfel teil. Sunak erklärte, die USA, die EU und andere “gleichgesinnte” Länder hätten sich mit ausgewählten KI-Unternehmen – OpenAI, Anthropic, Google DeepMind, Microsoft, Meta und xAI – auf den Grundsatz geeinigt, dass Modelle vor und nach ihrem Einsatz streng geprüft werden sollten. China, das am Tag zuvor noch die Bletchley Erklärung mit unterzeichnet hatte, war bei dieser Verständigung nicht dabei.

    Bisher haben die Unternehmen KI-Systeme selbst getestet

    “Bisher waren die einzigen, die die Sicherheit neuer KI-Modelle getestet haben, die Unternehmen selbst, die sie entwickeln”, sagte Sunak. “Wir sollten uns nicht darauf verlassen, dass sie ihre eigenen Hausaufgaben bewerten”, sagte Sunak. Das sähen auch viele Unternehmen selbst so.

    Um die Sicherheit neu entstehender Arten von KI testen zu können, eröffnete Sunak am Donnerstag auch das nach seinen Worten weltweit erste Institut für KI-Sicherheit. Das AI Safety Institute werde von führenden KI-Unternehmen und Nationen unterstützt. Großbritannien habe bereits zwei Partnerschaften vereinbart, um bei KI-Sicherheitstests zusammenzuarbeiten: mit dem neuen US-amerikanischen Institut für KI-Sicherheit und mit der Regierung von Singapur.

    Von der Leyen: “EU diskutiert über AI Office”

    Von der Leyen teilte mit Sunak die Auffassung, dass Unternehmen zwar Verantwortung zu übernehmen hätten, dass Regierungen aber für die Sicherheit der Bürger verantwortlich seien und verbindliche, prinzipielle Regeln aufstellen müssten. Im Rahmen des Gesetzgebungsprozesses der EU zum AI Act werde ebenfalls über die Gründung eines europäischen AI Office diskutiert.

    Ein solches Office auf EU Ebene hatte EU-Parlamentsberichterstatter Dragoș Tudorache (Renew) vorgeschlagen, im ursprünglichen Vorschlag der Kommission war es hingegen nicht vorgesehen. Auch der Rat hatte keine Neigung gezeigt, eine neue EU-Behörde einzurichten.

    Ein europäisches AI Office, sagte von der Leyen nun, könne zur Förderung von Standards und Testverfahren für neuartige KI-Systeme (Frontier Models) beitragen. Es könne den privaten Sektor bei Untersuchungen und Tests ergänzen und “die gemeinsamen Regeln für die fortschrittlichsten Modelle in allen 27 Mitgliedstaaten” durchsetzen.

    Im kommenden Jahr sollen erst Südkorea und dann Frankreich Gastgeber des AI Safety Summits werden. vis

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    Spaniens Sozialisten kommen Bildung neuer Regierung näher

    Gut drei Monate nach den Wahlen in Spanien ist der amtierende Ministerpräsident Pedro Sánchez der Bildung einer neuen Regierung einen Schritt näher gekommen. Sánchez’ Sozialisten (PSOE) erzielten eine Einigung mit der katalonischen Separatisten-Partei Esquerra Republicana de Catalunya (ERC). Das teilten beide Parteien am Donnerstag mit.

    Sánchez hatte am Samstag erklärt, er sei für eine Begnadigung von Personen, die 2017 an Kataloniens gescheitertem Unabhängigkeitsreferendum beteiligt waren. Im Gegenzug für ihre Unterstützung der PSOE im spanischen Parlament dürfte der ERC also eine Begnadigung von Mitstreitern zugesichert worden sein.

    ERC-Chef Oriol Junqueras erklärte vor der Presse, die Vereinbarung mit der PSOE umfasse eine “Amnestie für alle”. Details nannte er nicht. Auch der spanische Präsidentschaftsminister Felix Bolaños wollte sich nicht im Einzelnen äußern. Der hochrangige PSOE-Politiker begründete dies mit noch laufenden Verhandlungen mit anderen Parteien.

    Einigung mit Junts steht noch aus

    Die Sozialisten brauchen für eine Regierungsbildung auch noch die Unterstützung der ebenfalls separatistischen katalonischen Partei Junts. Hier waren Beratungen am Donnerstag ohne eine Einigung mit der PSOE zu Ende gegangen, am Freitag soll weiter verhandelt werden.

    Sánchez ist seit 2018 Ministerpräsident und führt seit 2020 eine Minderheitsregierung. Bei der Wahl am 23. Juli hatte seine PSOE zwar weniger Sitze erhalten als die Konservativen unter Oppositionsführer Alberto Núñez Feijóo. Dieser verfehlte im Parlament jedoch die für eine Regierungsbildung erforderliche Mehrheit.

    Daraufhin nahm Sánchez als amtierender Ministerpräsident Verhandlungen auf. Er hat sich bereits die Unterstützung der linksgerichteten Sumar gesichert. Sánchez ist auch auf Stimmen baskischer Separatisten angewiesen. Sollte er mit seiner Mehrheitsfindung scheitern, dürfte im Januar erneut gewählt werden. rtr

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    CBAM: Indien prüft CO₂-Preis nach EU-Vorbild

    Indien prüft die Möglichkeit, kohlenstoffintensive Waren mit einer CO₂-Steuer zu belegen und die Einnahmen zur Unterstützung seiner grünen Energiewende zu verwenden. Das erklärte der indische Handelsminister Piyush Goyal am Donnerstag. Auf diese Weise soll die Kohlenstoffsteuer der Europäischen Union auf Importe über den sogenannten CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) vermieden werden.

    Der im April beschlossene Plan der EU, ab 2026 eine Abgabe auf CO₂-intensive Güter wie Eisen und Stahl, Zement, Aluminium, Düngemittel, Elektrizität und Wasserstoff zu erheben, hat in Indien Besorgnis ausgelöst. Beide Seiten führen Gespräche, um das Thema zu erörtern.

    “Wir werden eine Lösung für eine inländische Steuer finden, um eine Angleichung an die europäischen Steuern auf CO₂-Emissionen zu erreichen”, sagte Goyal auf einer Industrieveranstaltung. “Wenn wir also die Steuer in Indien selbst erheben und sie für unsere Umstellung auf grüne Energie verwenden, was indirekt denselben Unternehmen, die Exporteure sind, bei der Umstellung auf sauberere Energie und der Senkung ihrer Kosten helfen wird, wird es keine zusätzliche CBAM-Steuer geben.” rtr/luk

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    Frankreich und Usbekistan streben “strategische” Beziehungen zu Uran an

    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte am Donnerstag an, dass Frankreich und Usbekistan eine strategische Partnerschaft aufbauen werden. Es gehe um Projekte in den Bereichen Landwirtschaft und Uran, erklärte er während seines Besuchs in dem zentralasiatischen Land. Macron gab keine weiteren Details bekannt. Aber in Usbekistan wird der Begriff “strategisch” für gewöhnlich für die höchste Stufe der Partnerschaft verwendet.

    Macron lobte den usbekischen Präsidenten Shavkar Mirziyoyev für seine Reformen und versprach große Investitionen – ein Schritt, den Russland als Versuch des Westens bezeichnet, seine traditionellen Verbündeten zu umwerben. “Wir unterstützen Ihre Politik und möchten Ihnen helfen, sie umzusetzen”, sagte Macron bei einem Treffen in Samarkand.

    Frankreich will Uran aus Zentralasien

    Nach usbekischen Angaben besprachen Wirtschaftsdelegationen beider Länder Pläne des Molkereiunternehmens Lactalis zum Bau eines Werks in der Stadt Namangan, ein gemeinsames Projekt mit Boehringer Ingelheim und einen Vorschlag von Semmaris zum Aufbau eines Netzes von Agrarlogistikzentren in Usbekistan.

    Außerdem kam es zu einem Treffen mit dem Vorsitzenden des französischen Nukleartechnikkonzerns Orano, Claude Imauven. Beide Seiten wollen die Zusammenarbeit bei der Exploration und dem Abbau von Uran ausweiten, teilte das Büro von Mirziyoyev mit. Usbekistan ist der fünftgrößte Uranproduzent der Welt.

    Einen Tag zuvor hatte Nicolas Maes, Chief Operating Officer von Orano, in Kasachstan, dem weltgrößten Uranproduzenten, ebenfalls Gespräche über eine Vertiefung der Zusammenarbeit geführt. Kasachstan und Usbekistan könnten Frankreich, das in hohem Maße von der Kernenergie abhängig ist, helfen, seine Abhängigkeit von russischen Lieferungen zu verringern. rtr

    • Energie

    UN-Bericht warnt vor Finanzierungslücken bei Klimaanpassung

    Das UN-Umweltprogramm UNEP warnt in einem neuen Bericht vor Finanzierungslücken beim Anpassungsprozess an den Klimawandel und seine Folgen. Die Weltgemeinschaft müsse unbedingt die Emissionen von Treibhausgasen reduzieren und Maßnahmen zum Schutz von Menschen in besonders von den Auswirkungen des Klimawandels betroffenen Gebieten vorantreiben, lautet die Forderung des am Donnerstag in Nairobi vorgestellten Berichts.

    Die Welt sei “unterfinanziert und unvorbereitet” warnte UNEP-Direktorin Inger Andersen. Sie forderte die politischen Entscheidungsträger auf, sich mit entsprechenden Finanzzusagen auf dem anstehenden Klimagipfel COP28 für den Schutz einkommensschwacher Länder und benachteiligter Bevölkerungsgruppen vor den Auswirkungen der Klimaveränderungen zu engagieren.

    Unterentwickelte Länder haben höheren Finanzbedarf

    Gerade in unterentwickelten Ländern sei der finanzielle Bedarf zehn bis 18 Mal höher als die tatsächlich erhaltenen Gelder. Insgesamt betrage die Finanzierungslücke weltweit zwischen 199 und 366 Milliarden Dollar jährlich, heißt es im UNEP-Bericht. Gleichzeitig verlangsamten sich die Planungen neuer Anpassungsprojekte.

    “Selbst wenn die internationale Gemeinschaft heute sämtliche Emissionen von Treibhausgasen stoppen würde, würde es Jahrzehnte dauern, bis sich das Klima stabilisiert“, betonte Andersen. Der Klimawandel werde auf lange Sicht bleiben. dpa

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    Presseschau

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    EU-Finanzpolitik: Die Schuldenunion kehrt zurück FAZ
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    Alexander Demissie – Zwischen China, Afrika und Europa

    Alexander Demissie, zwischen China, Afrika und Europa
    Lukrative Dreiecksbeziehung: Alexander Demissie bringt China, Afrika und Europa zusammen.

    Was hat Chengdu in Sichuan mit Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba zu tun? Das scharfe Essen zum Beispiel, die Herzlichkeit der Menschen und das milde Wetter, sagt Alexander Demissie. Er muss es wissen, denn er hat in beiden Städten gelebt. In Addis Abeba ist Demissie geboren. Als er zehn Jahre alt war, zog die Familie an den Bodensee. Nach dem Abitur ging er nach Köln, wo er Regionalwissenschaften Ostasien mit Schwerpunkt China und Politik studierte. In Chengdu verbrachte er ein Auslandsjahr.

    Das Äthiopien von heute besitzt viel Ähnlichkeit mit China vor 20 Jahren, erzählt Demissie, es werde auch China Afrikas genannt. Doch die Länder ähneln sich nicht nur wegen ihrer wirtschaftlichen Entwicklung: Äthiopien blickt auf 3.000 Jahre ununterbrochene Kultur, Sprache und Geschichte zurück. Damit kann es wie kaum ein anderes Land mit China mithalten, das stolz ist auf seine 5.000 Jahre alte Kultur und Geschichte. Chinesen behandeln Äthiopien aufgrund dieser Gemeinsamkeit mit viel Respekt und Hochachtung, sagt Demissie. Bei Geschäftsanbahnungen ist das ein echtes Pfund. 

    Beziehungen zwischen China, Afrika und Europa

    Äthiopien besitzt einen besonderen Stellenwert für China, wie auch Ägypten, Südafrika, Marokko, Nigeria und Kenia, die gewaltig von Geschäften mit der Volksrepublik profitieren, und von Investitionen im Rahmen der Belt and Road Initiative (BRI). Allerdings schaffen es nicht alle afrikanischen Länder, gewinnbringende Beziehungen zu China aufzubauen, sagt Demissie.

    Mit seiner Firma The China Africa Advisory ist Demissie Mittler zwischen China, Afrika und Europa. Er erstellt für Unternehmen und internationale Organisationen Studien zu politischen Richtlinien im Zielland, veranstaltet Fachkonferenzen und unterstützt beim Erschließen neuer Märkte. Er kennt die Beziehungen zwischen China und afrikanischen Ländern ganz genau, aber auch die Rolle Europas. 

    Über China nur so gestolpert

    Alexander Demissie beschäftigt sich seit 2001 intensiv mit China. Eigentlich wollte er sich für etwas anderes einschreiben, als sein Blick im Studierendensekretariat der Universität Köln auf einen Aushang fiel. Der Studiengang Regionalwissenschaften Ostasien mit Schwerpunkt China wurde darauf beworben. “Was weiß ich eigentlich über China?”, fragte er sich, und die Antwort war: “fast nichts”. Ein Armutszeugnis für die deutsche Bildungslandschaft, sagt Demissie heute. Man macht Abitur, weiß aber fast nichts über China und den globalen Süden. Als er vor dem Studienberater saß, erkundigte er sich nach dem Fach. Der schwärmte und Demissie schrieb sich ein. Den wichtigsten Ausschlag für seinen späteren beruflichen Weg gab allerdings ein Seminar zum Thema China in Afrika.

    Im Jahr 2003 war Xi Jinpings Stolzprojekt, die Belt and Road-Initiative, noch lange nicht absehbar, sie wurde erst zehn Jahre später verkündet. Seitdem hat China seine Investments in Afrika systematisch geplant und dadurch nicht nur Lieferketten aufgebaut sowie Rohstoffe für die eigene Industrie gesichert, sondern auch diplomatisch viel erreicht. Dass China in Afrika eine Rolle spielen würde, lernten Demissie und seine Kommilitonen allerdings bereits vor zwanzig Jahren. Die Entwicklung war keine Überraschung, sagt er.

    Warum Europa erst jetzt langsam beginnt, mit Global Gateway an einer Alternative zur BRI zu arbeiten? Demissie macht eine gewisse Arroganz der Europäer dafür verantwortlich, die gegenüber Afrika Vorurteile hätten und ihre Sichtweisen zu wenig hinterfragten. Arroganz führt dazu, dass man abgehängt wird, sagt er. 

    Von der UN zur eigenen Firma

    Demissie selbst hinterfragt gerne und besitzt ein gutes Auge für Zusammenhänge. Nach dem Studium arbeitete er zunächst im Klimasekretariat der Vereinten Nationen in Bonn (UNFCCC) und organisierte weltweit Konferenzen. Dabei erkannte er, wie wichtig China ist und wie wenig Wissen es zugleich über das Land gibt. Er sah eine Chance, diese Lücke zu schließen und gründete 2016 seine eigene Firma, the China Africa Advisory. 

    China wird nicht aus Afrika verschwinden, sagt Demissie. Es wird seine Aktivitäten sogar noch verstärken. Das sollte man weder ausschließlich positiv noch ausschließlich negativ sehen, man muss sich schlicht mit der Tatsache auseinandersetzen – sachlich und strategisch. Es geht um Themen wie Lieferketten, Chancen für europäische Unternehmen in Afrika, aber auch darum, Europa als Exportmarkt attraktiv zu halten.

    Exportmarkt Europa wird unattraktiver

    Denn Afrika blickt schon jetzt nicht nur nach Europa. Firmen aus Afrika wird der Zugang zum chinesischen Markt zunehmend erleichtert. Dadurch ist es für sie viel einfacher, nach China zu exportieren, als zum Beispiel nach Deutschland. China, aber auch Länder wie Indien und Brasilien, sind für afrikanische Staaten, die Partner und Märkte suchen, ernsthafte Alternativen.

    Lange war das Interesse an Afrika in Deutschland klein und er habe zunächst nur chinesische Kunden gehabt, erzählt Demissie. Aber langsam beginnen auch Kunden aus Deutschland, sich für Afrika zu interessieren. Für sie erstellt das Team um Demissie zum Beispiel Studien zur Nachhaltigkeit und den Möglichkeiten bestimmter Wirtschaftszweige in Äthiopien und anderen afrikanischen Ländern – und gibt einen Überblick, wie sich chinesische Firmen vor Ort betätigen.

    Trilaterale Kooperationen brauchen Vertrauen

    Neben der Unterstützung bei der Suche nach Investitionsmöglichkeiten ermöglicht Demissie aber auch die trilaterale Zusammenarbeit zwischen afrikanischen, chinesischen und europäischen Partnern. Oftmals wünsche sich die afrikanische Seite trilaterale Kooperationen, sagt Demissie, und nennt ein Beispiel aus dem Textilsektor. Während ein äthiopisches Unternehmen zum Beispiel einen Großteil seiner Investitionen aus China erhält, wie Maschinen und Kapital, möchte es das Personal lieber durch deutsche Firmen ausbilden lassen, auch um den Standards auf dem deutschen Markt zu genügen. 

    Damit eine Kooperation mit drei Akteuren funktioniert, muss oft Misstrauen abgebaut werden. Durch Studien und Trainings zeigt Demissie den Partnern, dass die Kooperation funktionieren kann und zum Erfolg führt.

    Ein anderer Bereich ist die Diversifizierung in Richtung Afrika. Manche deutsche Firmen möchten China verlassen und Demissie liefert Markteintrittsberatung und vermittelt Kontakte. Er organisiert auch Investment-Konferenzen mit deutschen und europäischen Partnern, die meist in Afrika stattfinden. Dabei werden sehr spezialisierte Märkte beleuchtet, die zu den Zielsetzungen der jeweiligen afrikanischen Staaten passen. Oft geht es um Zukunftsthemen: 2018 bei einem Railway Summit in Äthiopien, 2019 bei einer Konferenz zum Logistik-Sektor, 2023 bei einer Veranstaltung zu erneuerbaren Energien. 

    Chancen für Afrika in China

    China Africa Advisory berät auch afrikanische Regierungen, um afrikanische Akteure rechtzeitig auf Entwicklungen in China aufmerksam zu machen. Dazu arbeitet er auch mit Partnern in China zusammen. Als China den Landwirtschaftssektor für afrikanische Produkte öffnete, lieferte Demissie Analysen zu den neuen Richtlinien und zeigte Chancen auf.

    An der Universität Bonn promoviert Demissie zu China-Äthiopien-Beziehungen. In der Dissertation wird es darum gehen, wie äthiopische Eliten Entscheidungen über ihre China-Beziehungen treffen. Seine Vorlesungen zum Thema China in Afrika sind immer voll, sagt er. Es ist längst kein Nischenthema mehr und dennoch steht diese ganz besondere Beziehung nur selten im Vordergrund. In der Zukunft, da ist Alexander Demissie sich sicher, wird sich das aber ändern. Julia Fiedler

    • China
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    Europe.Table Redaktion

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