falls Sie es nicht ohnehin nach einem Blick auf den Kalender bereits wussten, so haben Sie es womöglich an der Nachrichtenlage bemerkt: Es ist grüne Woche im EU-Parlament. In dieser Zeit haben die Abgeordneten die Gelegenheit, außerhalb des Parlaments tätig zu werden. Sie reisen in ihre Wahlkreise oder mit offiziellen Delegationen ins Ausland, um die internationalen Beziehungen des Parlaments zu pflegen. Nachrichten kommen in diesen Wochen kaum aus dem Parlament, wohl aber von der Kommission.
Aber eines können wir Ihnen aus dem Parlament heute dennoch berichten: Der Grünen-Abgeordnete Piernicola Pedicini will ein Misstrauensvotum gegen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wegen ihrer Israel-Politik einbringen. Das berichtet mein Kollege Markus Grabitz. Pedicini und andere Abgeordnete werfen von der Leyen vor, ihre Kompetenzen zu überschreiten, denn sie habe ihre Israel-Politik nicht mit den Mitgliedstaaten abgestimmt.
Von der Leyen selbst ist derweil wieder auf Reisen, diesmal durch den Balkan. In Serbiens Hauptstadt Belgrad findet sie klare Worte für Serbien und Kosovo. Beide Seiten sollten sich stärker um eine Normalisierung ihrer Beziehungen bemühen, forderte sie.
Schwierig, hier eine Überleitung zu finden, aber ich möchte Ihnen noch die Analyse meines Kollegen Falk Steiner ans Herz legen. Er schaut auf das Kompetenzgerangel bei der Umsetzung des DSA in Deutschland. Kopfschüttelnd möchte man Berlin zurufen: Ihr habt doch wirklich Wichtigeres zu tun – auch und gerade in Sachen Digitalisierung.
Wenn es in Deutschland eine politische Konstante gibt, dann ist es die Streitigkeit um Kompetenzen. Ärgerlich ist es, wenn das ein wichtiges Gesetzesvorhaben blockiert, wie aktuell das Digitale-Dienste-Gesetz (DDG). Und das, während im Kontext der Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas wirksame Digitalregulierung dringend notwendig scheint.
Das DDG soll eigentlich die nationalen Anteile des Digital Services Act (DSA) regeln. Doch das könnte noch länger dauern. Denn die Anzahl der Stellen, deren Zuständigkeiten berücksichtigt werden sollen, ist schier endlos.
Dass es um die Aufteilung der Zuständigkeiten Streit geben würde, zeichnete sich bereits vor der Verabschiedung des DSA auf europäischer Ebene ab. Denn sofern es sich beim DSA um Medienregulierung handelt, sind qua Grundgesetz eigentlich die Bundesländer am Zug. Die haben die Aufsicht über Medien an die Landesmedienanstalten ausgelagert – allerdings gibt es kein exaktes Bundes-Pendant.
Weshalb sich das Bundesdigitalministerium dafür entschied, eine andere, in anderen Bereichen mit Digitalregulierung beschäftigte Behörde zum Digitale-Dienste-Koordinator (DSC) für die Bundesrepublik zu benennen: eine eigens zu schaffende Stelle bei der Bundesnetzagentur in Bonn.
Die soll künftig dafür sorgen, dass sowohl die EU-Kommission als auch die Behörden anderer Mitgliedstaaten eine zentrale Telefonnummer haben, die sie bei grenzüberschreitenden Sachverhalten anrufen können. Die Landesmedienanstalten waren wenig von den Vorgängen begeistert – allen voran der Direktor der größten Landesmedienanstalt, Tobias Schmid, in NRW.
Während der Beratungen in der Bundesregierung zeigte sich zuletzt, dass die Diskussion “BNetzA oder LMA” immer noch unterkomplex war: Das Bundesfamilienministerium macht sich seit Wochen dafür stark, dass die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) eine wesentliche Rolle spielen solle. Sie soll als “Primus inter Pares” dem Bereich der Inhalteaufsicht vorstehen, fordert das Bundesfamilienministerium.
Anders als die Landesmedienanstalten ist die BzKJ eine klassische Jugendschutzbehörde. Die meisten Leser werden sie eher noch unter ihren früheren Namen kennen: Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS) oder Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM). Als solche war sie für zahlreiche, teils die Öffentlichkeit stark spaltende Indizierungen von Schallplatten, CDs, Computerspielen und anderen Inhalten nach dem Bundesjugendschutzgesetz zuständig. Warum sie jetzt aber den Landesmedienanstalten vorgesetzt werden soll, verstehen selbst hartgesottene Verhandler in Berlin derzeit nicht.
Die Landesmedienanstalten suchen also aus gutem Grund derzeit stark das Licht der Öffentlichkeit. So teilten die Medienanstalten vergangene Woche etwa mit, dass sie im Vorgriff auf DSA-Prozesse bereits zusammen mit der Zentralen Meldestelle für strafbare Inhalte im Internet (ZMI) erfolgreich gegen Hass im Netz vorgegangen seien – im Kontext der Ereignisse in Israel.
Der Direktor der Landesmedienanstalt NRW machte klar, wen er für die beste Inhalteaufsicht hält: “Klare Arbeitsprozesse und langjährige Erfahrungen sind entscheidend. Es überrascht keineswegs, dass es uns gelungen ist, in der Gemeinschaft der Medienanstalten schnell auf die aktuelle Situation zu reagieren”, sagte Tobias Schmid. Wer damit adressiert werden sollte, ist offenkundig.
Doch mit den Kompetenzstreitigkeiten zur Inhalteregulierung nicht genug: der DSA enthält auch Normen, die eher dem Bereich des Datenschutzes zuzuordnen sind. Für die soll der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber zuständig sein – immerhin hat der eine gewisse Übung, sich mit den für die meisten Privatunternehmen in Verantwortung stehenden Landesdatenschutzaufsichtsbehörden zu koordinieren.
Unterdessen hofft die EU-Kommission darauf, dass Deutschland bald arbeitsfähig wird. Für das informelle Gremium, das die EU-Kommission vorgeschlagen hat, wurde vom Bundesministerium für Digitales jedenfalls erst einmal die Bundesnetzagentur benannt. Und für die Inhaltedurchsetzung ist die EU-Kommission an die Landesmedienanstalten herangetreten. Was aus den für das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) zuständigen Stellen beim Bundesamt für Justiz wird, bleibt einstweilen noch offen.
So wie die Frage, ob das Digitale-Dienste-Gesetz überhaupt rechtzeitig zum 17. Februar 2024 in Kraft ist. Eine zuletzt für die vergangene Woche geplante Kabinettsbefassung musste wieder von der Tagesordnung verschwinden. Wann Bundestag und Bundesrat ihre Zuständigkeiten beim DDG-Gesetzgebungsprozess ausüben dürfen, bleibt weiterhin unklar.
Frankreich geht bei der Förderung der Elektromobilität neue Wege. Während in den meisten europäischen Ländern der Kauf von Elektroautos unabhängig von weitergehenden Umweltkriterien gefördert wird, legt die Regierung in Paris künftig strengere Maßstäbe an. Dazu hat sie den “Bonus écologique“, den französischen Umweltbonus, reformiert.
“Wir hören auf, Elektrofahrzeuge zu subventionieren, die einen schlechten CO₂-Fußabdruck haben”, betonte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire bei der Vorstellung der Maßnahmen im September 2023. Zudem wolle man die Förderung von Elektroautos aus chinesischer Produktion beenden. “Mit dem Geld der französischen Steuerzahler sollten keine Fahrzeuge finanziert werden, die zu 70 Prozent aus China kommen”, zeigte sich Le Maire überzeugt.
Um sich für den Umweltbonus zu qualifizieren, müssen Elektroautos ab 2024 eine Mindestzahl an Umweltpunkten erreichen. Diese errechnen sich aus den Treibhausgasemissionen in der Lieferkette, also dem CO₂-Fußabdruck der verwendeten Materialien, sowie den Emissionen bei der Herstellung und Überführung eines Fahrzeugs. Erst ab einem “Score environmental” von 60 von 100 möglichen Punkten wird der Umweltbonus in Höhe von bis zu 7.000 Euro gewährt.
Insbesondere zwei Kriterien des überarbeiteten Umweltbonus dürften entscheidend dazu beitragen, dass E-Autos aus chinesischer Produktion künftig von der Förderung ausgeschlossen werden. Zum einen fließt der CO₂-Emissionsfaktor für den Strommix des Herstellerlandes in die Bewertung ein. Hier schneidet China schlecht ab, weil es rund zwei Drittel seines Stroms aus Kohle erzeugt. Hinzu kommen die CO₂-Emissionen, die beim Transport vom Produktionsort zum Vertriebsort in Frankreich entstehen.
Für die Berechnung der Umweltpunkte ist die französische Energieagentur ADEME zuständig. Ihr müssen die Autohersteller seit Oktober alle relevanten Daten zur Verfügung stellen. Eine Liste der in Zukunft noch förderfähigen Elektroautos soll am 15. Dezember vorgestellt werden.
Bekannt ist bereits, dass sie nicht nur die neuen Kriterien für den Umweltbonus erfüllen müssen, sondern auch nicht teurer als 47.000 Euro und nicht schwerer als 2,4 Tonnen sein dürfen. Fahrzeuge aus deutscher Produktion wie der ID.3 von VW in Zwickau oder der Mini Countryman E, der ab März 2024 in Leipzig gebaut wird, dürften also gute Chancen haben.
Die in der deutschen Automobilindustrie traditionell starke Gewerkschaft IG Metall hält den Ansatz der französischen Regierung für richtig. “Sowohl bei der CO₂-Bepreisung von Einfuhren als auch bei der Gestaltung von Förderprämien und -instrumenten sollten der CO₂-Fußabdruck von Produktion, Energiemix und Transport mit einfließen”, teilte die IG Metall Table.Media auf Anfrage mit. Es gehe nicht um Anti-China-Zölle, sondern um ein CO₂-orientiertes Fördersystem, das die Entwicklung regional-lokaler Wertschöpfungsketten fördere.
Dem Verband der Automobilindustrie (VDA) geht das zu weit. Zwar sei es grundsätzlich sinnvoll, den Umstieg auf alternative Antriebe zu fördern. Es müssten aber gleiche Bedingungen für alle gelten, sagte eine VDA-Sprecherin. “Protektionismus ist nicht der richtige Weg. Europa muss für den Wert des internationalen, freien und fairen Handels sowie offener Märkte stehen.”
Jürgen Matthes, Leiter Internationale Wirtschaftspolitik, Finanz- und Immobilienmärkte beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, ist sich da nicht mehr so sicher. Normalerweise würde man ein solches Vorgehen “als blanken Protektionismus brandmarken”, meint er. Doch so einfach sei die Sache nicht, denn auch die anderen großen Player würden sich nicht an die Spielregeln halten. “Die USA fördern E-Autos ja mit ähnlichen Vorschriften. Und China hat bei den E-Autos auch die Produktionsseite kräftig subventioniert.”
Auch die EU-Kommission sieht das inzwischen als Problem an. Nach ihren Berechnungen werden aus China importierte E-Autos in der EU durchschnittlich 20 Prozent billiger verkauft als Fahrzeuge aus europäischer Produktion. Ihr Marktanteil könnte in den kommenden Jahren von derzeit acht auf 15 Prozent steigen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen führt dies auf “unfaire Praktiken” zurück. “Der Preis dieser Autos wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt – das verzerrt unseren Markt”, kritisierte sie Mitte September bei ihrer SOTEU-Rede vor dem EU-Parlament in Straßburg.
Anfang Oktober leitete die Kommission daher ein förmliches Antisubventionsverfahren gegen China ein. Ziel sei es, in der EU produzierende Unternehmen zu schützen. “Wo immer wir Hinweise darauf finden, dass sie durch Marktverzerrungen und unlauteren Wettbewerb behindert werden, werden wir entschlossen handeln”, sagte von der Leyen.
Während die Franzosen intensiv für diesen Schritt lobbyiert haben, hielt sich Deutschland aus Angst vor Gegenmaßnahmen zurück. Zudem ist derzeit unklar, inwieweit neben chinesischen Marken auch nicht-chinesische Autohersteller wie BMW, Tesla oder VW, die in China Elektroautos für den Weltmarkt produzieren, von den beanstandeten Subventionen profitieren.
Neben dem Umweltbonus lässt auch ein zweites Förderinstrument in China hergestellte Fahrzeuge künftig außen vor. Denn für das neu geschaffene “Leasing social” kommen explizit nur in der EU hergestellte Fahrzeuge infrage. Ziel des Sozial-Leasings ist die in Frankreich viel diskutierte Demokratisierung der Elektromobilität. Es soll Haushalten mit einem Jahreseinkommen von weniger als 20.850 Euro ermöglichen, für 100 Euro im Monat ein neues Elektroauto zu leasen. Präsident Emmanuel Macron löst damit ein Wahlversprechen aus dem vergangenen Jahr ein.
Für 2024 rechnet die Regierung mit rund 20.000 Sozial-Leasing-Verträgen. In den Folgejahren soll die Zahl auf 100.000 geförderte Leasingfahrzeuge pro Jahr steigen. Dafür ist ein Budget von 50 Millionen Euro vorgesehen. Mit diesem Geld übernimmt der französische Staat die zu Vertragsbeginn fällige Sonderzahlung. Sie darf allerdings 16 Prozent des Fahrzeugpreises oder 5.000 Euro nicht übersteigen. Daher kommen vor allem kleine, sparsame Fahrzeuge für das Programm infrage. Im Gespräch sind unter anderem der Citroën ë-C3, der Renault Twingo E-Tech und der Fiat 500e.
Die Förderrichtlinie wird im November veröffentlicht. Dann beginnt auch das Antragsverfahren. Eine Fahrzeugliste wird, wie beim Umweltbonus auch, für Mitte Dezember erwartet.
Dass sich ein Elektroauto eines deutschen Herstellers für das Sozial-Leasing qualifiziert, ist allerdings unwahrscheinlich, seitdem VW vor wenigen Wochen das Aus für den e-Up verkündet hat. Stattdessen dominieren margenstarke SUV und Oberklassefahrzeuge die Produktpalette der deutschen Autokonzerne. Die IG Metall hält das für falsch. Aus ihrer Sicht “braucht es eine schnelle Ergänzung der Modellpolitik in Richtung auf bezahlbare Fahrzeuge”. Dies entscheide über die Zukunftsfähigkeit und die Marktposition der Unternehmen, findet die Gewerkschaft.
Der Grünen-Abgeordnete Piernicola Pedicini will im Europaparlament ein Misstrauensvotum gegen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wegen deren Israel-Politik einbringen. Pedicini und andere Abgeordnete werben bei Grünen, Linken und Sozialdemokraten um Unterstützer. Der Text, der Table.Media vorliegt, wirft von der Leyen vor, Israel nach dem Terrorangriff vom 7. Oktober einen Solidaritätsbesuch abgestattet zu haben, ohne zuvor die Mitgliedstaaten konsultiert zu haben.
Kritisiert wird zudem die Haltung von der Leyens gegenüber Israel: Sie habe Israel “uneingeschränkt Solidarität gezeigt im Namen der ganzen EU”. Dabei werde die “nicht angemessene Reaktion der Regierung Israels gegen zwei bis drei Millionen palästinensischen Zivilisten, die im Gaza-Streifen eingeschlossen sind, von vielen Beobachtern als Kriegsverbrechen angesehen”. Die Kommissionspräsidentin zeige die “bedingungslose Unterstützung der Kommission für eine von zwei Parteien” und repräsentiere damit nicht die “Haltung der EU als Ganzes”.
Der Text betont, von der Leyen sei nicht zuständig für die Außenpolitik: “Die Positionen in der Außenpolitik werden vom Europäischen Rat und dem Rat der Außenminister bestimmt, weil es sich bei der Außenpolitik der EU um eine zwischenstaatliche Kompetenz handelt.” Zudem weist der Text darauf hin, dass der Außenbeauftragte Josep Borrell eine andere Position als von der Leyen vertrete. Dessen Position laute: Internationales Recht und internationales humanitäres Recht begrenzten das Recht Israels auf Selbstverteidigung. mgr
Bei der Förderung von grünem Wasserstoff durch die Europäische Wasserstoffbank droht nach Ansicht von Experten eine Verschwendung von öffentlichen Geldern. Es bestehe die Gefahr einer Übersubventionierung von großen Produzenten und eine Förderung in Regionen mit schlechten Bedingungen für erneuerbare Energien, heißt es in einer Mitteilung des Centrums für Europäische Politik (cep) vom Dienstag.
Am 23. November startet die EU-Kommission die erste Ausschreibung der Wasserstoffbank. Zunächst stehen 800 Millionen Euro bereit, aus denen Produzenten einen festen Aufschlag für jedes Kilogramm Wasserstoff erhalten können. Für seine aktuelle Untersuchung hat das cep die regionalen Produktionskosten in der EU untersucht. In den meisten Regionen wäre demnach eine Subvention in der festgelegten maximalen Höhe unangemessen hoch.
Der Förderhöchstsatz solle deshalb deutlich gesenkt werden. “Gleichzeitig sollten die Beschränkungen für die Beteiligung gelockert werden, um den Wettbewerb zu stärken. Dies betrifft insbesondere die Mindestgröße der Elektrolysekapazitäten, sodass auch kleine Erzeuger in den Genuss der Förderung kommen“, heißt es weiter.
Vom jetzigen Auktionsdesign könnten aber speziell deutsche Produzenten profitieren. “Es könnte sein, dass Projekte im Süden Deutschlands gefördert werden, obwohl sie im europäischen Vergleich nicht die idealen Standorte sind”, sagte Studienautor André Wolf zu Table.Media.
Ein weiterer Missstand wäre laut der Untersuchung, dass die Wasserstoffbank den knappen Energieträger künftig weg von industriellen Anwendungen in Sektoren lenken könne, in denen effizientere Technologien zur Verfügung stehen. Hintergrund ist ein strenges Doppelförderungsverbot.
Wenn ein Chemie- oder Stahlunternehmen sich beispielsweise die Umstellung seiner Produktion auf Wasserstoff mit einem sogenannten Klimaschutzvertrag (CCfD) bezuschussen lässt, dürfe es keinen Wasserstoff mehr verwenden, der bereits durch die Wasserstoffbank begünstigt wurde. “Ich plädiere deshalb dafür, dann man die Kriterien, die eine Doppelförderung vermeiden sollen, etwas weicher ausgestaltet”, sagte Wolf. Eine Möglichkeit sei die automatische Anpassung der Förderung an die zukünftige Entwicklung des Wasserstoffpreises. ber
Sowohl Serbien als auch der Kosovo müssten ihre Bemühungen um eine Normalisierung der Beziehungen nach dem jüngsten Aufflammen der Gewalt verstärken, wenn sie der Europäischen Union beitreten wollen, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am zweiten Tag ihrer Balkanreise.
Von der Leyens Besuch in Belgrad erfolgt nur wenige Tage, nachdem die Staats- und Regierungschefs Frankreichs, Deutschlands und Italiens Serbien zu einer “De-facto-Anerkennung” des Kosovo aufgefordert hatten.
Von der Leyen sagte, dass diejenigen, die an einem Zusammenstoß zwischen bewaffneten Serben und der kosovarischen Polizei am 24. September beteiligt waren, “zur Rechenschaft gezogen und vor Gericht gestellt werden müssen. Dies ist absolut entscheidend für beide [Kosovo und Serbien], um sich zu engagieren und den Weg der Normalisierung zu beschreiten”, sagte sie auf einer Pressekonferenz nach einem Treffen mit Serbiens Präsident Aleksandar Vučić.
Belgrad hatte sich zuvor bereit erklärt, Schritte zur Normalisierung der Beziehungen zu Pristina zu unternehmen, einschließlich der Anerkennung von Personaldokumenten, Autokennzeichen und Diplomen. Die serbische Regierung verlangt aber die Gründung eines Verbands serbischer Gemeinden, was der Kosovo bisher ablehnt. rtr
Nach langem Tauziehen hat das Parlament im Nato- und Balkan-Land Montenegro den Zentrumspolitiker Milojko Spajic zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Ausschlaggebend bei dem Votum waren die Stimmen der Abgeordneten der offen proserbischen und prorussischen Allianz ZBCG (früher: DF). Diese ist zwar formell nicht Teil der neuen Mitte-Rechts-Koalition von Spajic, erhält aber im Gegenzug für die Unterstützung wichtige Positionen in der Staatsverwaltung sowie in staatlichen und staatsnahen Unternehmen.
Die Parlamentswahl im Juni hatte die Partei Europa Jetzt (PES) von Spajic gewonnen. Doch eine von ihr geführte Regierung ist auf Koalitionspartner angewiesen. Zumindest rechnerisch wäre auch ein Regierungsbündnis mit kleineren proserbischen Parteien und den Parteien der ethnischen Minderheiten – Bosniaken, Albaner und Kroaten – möglich gewesen. Spajic hatte ursprünglich ein solches angestrebt.
Doch Interventionen der Regierung in Belgrad und des aus der PES kommenden montenegrinischen Präsidenten Jakov Milatovic führten dazu, dass sich Spajic letztendlich für die Einbindung der Allianz ZBCG entschied. Seine Zentrumspartei PES als solche ist nicht homogen, Milatovic steht für ihren proserbischen Flügel.
Im Zuge der Vereinbarung mit der auch gegenüber Russland freundlich eingestellten Allianz ZBCG wählte das Parlament am Montag deren Co-Vorsitzenden Andrija Mandic zum Parlamentspräsidenten. Beobachter verweisen darauf, dass er in dieser Funktion Einblick in geheime Sicherheitsdokumente erhält, die beispielsweise auch Fragen der Zusammenarbeit innerhalb der Nato betreffen. dpa
Fast ein Jahr nach der Rettung mit deutschen Staatsgeldern fährt der Energiekonzern Uniper Rekordgewinne ein. In den ersten neun Monaten sei das Konzernergebnis auf 9,8 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Im Vorjahreszeitraum hatte der Konzern einen Verlust von 40,3 Milliarden Euro hinnehmen müssen.
Grund hierfür war, dass Uniper nach dem russischen Gaslieferstopp teure Ersatzmengen einkaufen musste. Das brachte den Konzern an den Rand der Insolvenz. Doch inzwischen profitiert Uniper von deutlich gesunkenen Preisen für die Absicherung von Lieferverpflichtungen und kann Rückstellungen auflösen.
Uniper hatte bereits in der vergangenen Woche vorläufige Zahlen veröffentlicht und die Prognose angehoben. Der Konzern peilt im Gesamtjahr ein bereinigtes Ebit in einer Bandbreite von sechs bis sieben Milliarden Euro und einen Jahresüberschuss zwischen vier und fünf Milliarden Euro an.
Der deutsche Staat hatte den Versorger im vergangenen Jahr mit Hilfen von 20 Milliarden Euro vor einer Pleite bewahrt und hält nun 99 Prozent der Anteile an dem Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf. Nach einer Vereinbarung mit der EU-Kommission soll der Bund bis 2028 die Beteiligung auf unter 25 Prozent reduzieren. Der Bund müsse den Brüsseler Wettbewerbshütern bis Ende des Jahres einen Ausstiegsplan vorlegen, sagte Uniper-Finanzchefin Jutta Dönges.
Am 8. Dezember soll eine außerordentliche Hauptversammlung einem Kapitalschnitt zustimmen, der den Weg für einen Ausstieg ebnen soll. Uniper hat sich zudem zu einer Reihe von Beteiligungsverkäufen verpflichtet, darunter das seit Jahren umstrittene Kohlekraftwerk Datteln 4. rtr
Nur wenige Tage, nachdem die EU mit Japan ein Abkommen über grenzüberschreitende Datenströme abgeschlossen hat, hat sie nun mit Korea Verhandlungen über ein Abkommen über den digitalen Handel aufgenommen. Das gaben Exekutiv-Vizepräsident und EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis und Südkoreas Handelsminister Ahn Duk Geun am Dienstag in Seoul am Rande eines bilateralen Handelstreffens bekannt.
“Wir streben Folgendes an: verbindliche Regeln für mehr Verbrauchervertrauen, mehr Rechtssicherheit für Unternehmen und die Abschaffung ungerechtfertigter Hindernisse für den digitalen Handel”, schrieb Dombrovskis auf der Plattform X. Das Abkommen soll auf den mit Korea vereinbarten Grundsätzen für den digitalen Handel aufbauen. Dies sei ein weiterer Schritt im Engagement der EU bei der Gestaltung globaler Regeln für den digitalen Handel, teilte die Kommission mit.
Mit Südkorea, Asiens viertgrößter Volkswirtschaft, unterhält die EU seit 2011 ein Freihandelsabkommen. Seitdem wurden Zölle auf fast alle Erzeugnisse im Handel zwischen beiden Seiten abgeschafft.
Dombrovskis hielt an der Korea University auch eine Rede über die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen der EU und Korea im aktuellen geopolitischen Kontext. “In einer Welt der geopolitischen Unsicherheit brauchen wir noch mehr Zusammenarbeit mit unserem strategischen Verbündeten Korea”, sagte er.
Darüber hinaus sprach er mit führenden Vertretern der EU-Wirtschaft in der Europäischen Handelskammer in Korea. Für den heutigen Mittwoch sind weitere Konsultationen angekündigt. Im Anschluss wird Dombrovskis am 2. November nach Vietnam reisen, zur Eröffnungssitzung des Forums für grüne Wirtschaft in Hanoi. vis
Holger Krahmer, ehemaliger FDP-Europaabgeordneter und zuletzt Auto-Lobbyist, wird neuer Generalsekretär von EBAA (European Business Aviation Association). Krahmer, der als einer der am besten vernetzten Lobbyisten im EU-Betrieb gilt, wird den Fachverband für den Geschäftsflugverkehr ab Januar leiten. Bisher leitet Krahmer das Brüssler Büro von Mercedes und ist für die Politikkontakte zuständig. mgr
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Immer wieder höre ich aus der Industrie: “Wir brauchen ein Gesamtkonzept für den Verkehrssektor!” Aber das gibt es längst. Auf europäischer Ebene werden aktuell Lkw-Flottengrenzwerte verhandelt, der Bundestag hat soeben eine Ausweitung der Lkw-Maut verabschiedet, im Masterplan Ladeinfrastruktur II hat die Bundesregierung sich selbst bereits ambitionierte Pläne für deren Ausbau der Ladeinfrastruktur gesetzt und das Förderprogramm für Klimaschonende Nutzfahrzeuge und Infrastruktur (kurz: KsNI) des Verkehrsministeriums läuft bereits. Oder lief? Genau hier wackelt das Gesamtkonzept nämlich gerade.
Um im Straßengüterverkehr radikal CO₂-Emissionen zu senken, müssen wir von Verbrenner- auf emissionsfreie Lkw umsteigen. Wie bei jeder Transformation kostet das zunächst Geld. So auch bei E-Lkw, die aktuell in der Anschaffung noch teurer sind, sich aber ab 2024 in den Gesamtbetriebskosten gegenüber Verbrennern bezahlt machen.
Das KsNI soll Unternehmen dabei unterstützen, die hohen Anfangsinvestitionen in neue Lkw zu stemmen. Selbst im Ausland wird das Förderprogramm positiv diskutiert. Doch wer sich aktuell auf KsNI-Gelder bewerben will, stellt schnell fest: Die Fördertöpfe sind leer. Nach nur zwei Förderaufrufen innerhalb von eineinhalb Jahren sind bereits alle Mittel aufgebraucht.
Das Programm wurde von der Industrie so gut angenommen, dass jetzt sogar schon die Fördermittel aus dem Haushalt 2024 vergeben sind. Ursprünglich war ein Aufruf pro Quartal geplant. Doch das Verkehrsministerium lässt die Unternehmen aktuell komplett im Unklaren, ob ein dritter Förderaufruf kommen wird. Das ist bitter. Denn so wird die Stütze KsNI zu Schrödingers Katze: Sie ist da und gleichzeitig nicht.
Als Umweltverband zählt T&E oft nicht zu den Ersten, die nach umfassenden Förderprogrammen für die Industrie rufen. Doch Transformation gelingt nicht halbherzig und als ehemalige Unternehmerin weiß ich: Mit Schrödingers Katze lässt sich nicht planen. Unsicherheit bremst aus und führt dazu, dass Investitionen aufgeschoben oder gestrichen werden.
Und die Zeit drängt – seitens des Klimas und der Wirtschaft. Der Bundestag hat beschlossen, die Lkw-Maut bereits im Dezember zu starten. Sie beinhaltet einen zusätzlichen CO₂-Aufschlag für Diesel-Lkw und begünstigt emissionsfreie Lkw deutlich. Gleichzeitig sollen die europäischen Lkw-Flottengrenzwerte noch in den nächsten Monaten von den EU-Institutionen beschlossen werden.
Nach den letzten Verhandlungen im Rat und im Umweltausschusses des EU-Parlaments wird das Gesetz aller Voraussicht nach von Lkw-Herstellern fordern, wesentlich mehr emissionsfreie Lkw zu produzieren. In vertraulichen Gesprächen mit dem Verkehrsministerium haben die Hersteller bereits bestätigt, dass sie diese Grenzwerte erreichen und sogar übertreffen können. Das müssen sie auch, denn die Konkurrenz aus China und den USA ist groß. Doch für die Übergangsphase, in der die Produktion so weit steigt, bis die Preise fallen, sind die versprochenen Finanzhilfen für den heimischen Absatzmarkt enorm wichtig.
Ein Gesamtkonzept kann nur funktionieren, wenn alle Pfeiler klar und verlässlich umgesetzt werden. Wir haben gerade die Chance, den Straßengüterverkehr so umzubauen, dass er besser für das Klima und die Wirtschaft wird. Mit der CO₂-Maut und den kommenden LKW-Flottengrenzwerten steht Deutschland im Moment auf der Pole-Position, um den Straßengüterverkehr zu dekarbonisieren und gleichzeitig die hiesige LKW-Industrie fit für die Zukunft zu machen.
Damit wir jetzt nicht auf halber Strecke stehen bleiben, müssen wir gleichzeitig auch Ladeinfrastruktur und Fahrzeuge fördern. Herr Wissing, Sie haben es in der Hand, ob Deutschland seinen Vorsprung ins Ziel bringt oder nicht.
Kim Kohlmeyer arbeitet seit 2023 bei Transport & Environment Deutschland (T&E), nachdem sie in verschiedenen Funktionen als Anwältin, Beraterin sowie als Gründerin und Geschäftsführerin ihres eigenen urbanen Logistikunternehmens tätig war. T&E Deutschland ist ein unabhängiger Think Tank für verkehrspolitische Fragen und Klimaschutz mit Sitz in Berlin und Teil von Transport & Environment – dem größten Umweltdachverband Europas.
falls Sie es nicht ohnehin nach einem Blick auf den Kalender bereits wussten, so haben Sie es womöglich an der Nachrichtenlage bemerkt: Es ist grüne Woche im EU-Parlament. In dieser Zeit haben die Abgeordneten die Gelegenheit, außerhalb des Parlaments tätig zu werden. Sie reisen in ihre Wahlkreise oder mit offiziellen Delegationen ins Ausland, um die internationalen Beziehungen des Parlaments zu pflegen. Nachrichten kommen in diesen Wochen kaum aus dem Parlament, wohl aber von der Kommission.
Aber eines können wir Ihnen aus dem Parlament heute dennoch berichten: Der Grünen-Abgeordnete Piernicola Pedicini will ein Misstrauensvotum gegen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wegen ihrer Israel-Politik einbringen. Das berichtet mein Kollege Markus Grabitz. Pedicini und andere Abgeordnete werfen von der Leyen vor, ihre Kompetenzen zu überschreiten, denn sie habe ihre Israel-Politik nicht mit den Mitgliedstaaten abgestimmt.
Von der Leyen selbst ist derweil wieder auf Reisen, diesmal durch den Balkan. In Serbiens Hauptstadt Belgrad findet sie klare Worte für Serbien und Kosovo. Beide Seiten sollten sich stärker um eine Normalisierung ihrer Beziehungen bemühen, forderte sie.
Schwierig, hier eine Überleitung zu finden, aber ich möchte Ihnen noch die Analyse meines Kollegen Falk Steiner ans Herz legen. Er schaut auf das Kompetenzgerangel bei der Umsetzung des DSA in Deutschland. Kopfschüttelnd möchte man Berlin zurufen: Ihr habt doch wirklich Wichtigeres zu tun – auch und gerade in Sachen Digitalisierung.
Wenn es in Deutschland eine politische Konstante gibt, dann ist es die Streitigkeit um Kompetenzen. Ärgerlich ist es, wenn das ein wichtiges Gesetzesvorhaben blockiert, wie aktuell das Digitale-Dienste-Gesetz (DDG). Und das, während im Kontext der Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas wirksame Digitalregulierung dringend notwendig scheint.
Das DDG soll eigentlich die nationalen Anteile des Digital Services Act (DSA) regeln. Doch das könnte noch länger dauern. Denn die Anzahl der Stellen, deren Zuständigkeiten berücksichtigt werden sollen, ist schier endlos.
Dass es um die Aufteilung der Zuständigkeiten Streit geben würde, zeichnete sich bereits vor der Verabschiedung des DSA auf europäischer Ebene ab. Denn sofern es sich beim DSA um Medienregulierung handelt, sind qua Grundgesetz eigentlich die Bundesländer am Zug. Die haben die Aufsicht über Medien an die Landesmedienanstalten ausgelagert – allerdings gibt es kein exaktes Bundes-Pendant.
Weshalb sich das Bundesdigitalministerium dafür entschied, eine andere, in anderen Bereichen mit Digitalregulierung beschäftigte Behörde zum Digitale-Dienste-Koordinator (DSC) für die Bundesrepublik zu benennen: eine eigens zu schaffende Stelle bei der Bundesnetzagentur in Bonn.
Die soll künftig dafür sorgen, dass sowohl die EU-Kommission als auch die Behörden anderer Mitgliedstaaten eine zentrale Telefonnummer haben, die sie bei grenzüberschreitenden Sachverhalten anrufen können. Die Landesmedienanstalten waren wenig von den Vorgängen begeistert – allen voran der Direktor der größten Landesmedienanstalt, Tobias Schmid, in NRW.
Während der Beratungen in der Bundesregierung zeigte sich zuletzt, dass die Diskussion “BNetzA oder LMA” immer noch unterkomplex war: Das Bundesfamilienministerium macht sich seit Wochen dafür stark, dass die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) eine wesentliche Rolle spielen solle. Sie soll als “Primus inter Pares” dem Bereich der Inhalteaufsicht vorstehen, fordert das Bundesfamilienministerium.
Anders als die Landesmedienanstalten ist die BzKJ eine klassische Jugendschutzbehörde. Die meisten Leser werden sie eher noch unter ihren früheren Namen kennen: Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS) oder Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM). Als solche war sie für zahlreiche, teils die Öffentlichkeit stark spaltende Indizierungen von Schallplatten, CDs, Computerspielen und anderen Inhalten nach dem Bundesjugendschutzgesetz zuständig. Warum sie jetzt aber den Landesmedienanstalten vorgesetzt werden soll, verstehen selbst hartgesottene Verhandler in Berlin derzeit nicht.
Die Landesmedienanstalten suchen also aus gutem Grund derzeit stark das Licht der Öffentlichkeit. So teilten die Medienanstalten vergangene Woche etwa mit, dass sie im Vorgriff auf DSA-Prozesse bereits zusammen mit der Zentralen Meldestelle für strafbare Inhalte im Internet (ZMI) erfolgreich gegen Hass im Netz vorgegangen seien – im Kontext der Ereignisse in Israel.
Der Direktor der Landesmedienanstalt NRW machte klar, wen er für die beste Inhalteaufsicht hält: “Klare Arbeitsprozesse und langjährige Erfahrungen sind entscheidend. Es überrascht keineswegs, dass es uns gelungen ist, in der Gemeinschaft der Medienanstalten schnell auf die aktuelle Situation zu reagieren”, sagte Tobias Schmid. Wer damit adressiert werden sollte, ist offenkundig.
Doch mit den Kompetenzstreitigkeiten zur Inhalteregulierung nicht genug: der DSA enthält auch Normen, die eher dem Bereich des Datenschutzes zuzuordnen sind. Für die soll der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber zuständig sein – immerhin hat der eine gewisse Übung, sich mit den für die meisten Privatunternehmen in Verantwortung stehenden Landesdatenschutzaufsichtsbehörden zu koordinieren.
Unterdessen hofft die EU-Kommission darauf, dass Deutschland bald arbeitsfähig wird. Für das informelle Gremium, das die EU-Kommission vorgeschlagen hat, wurde vom Bundesministerium für Digitales jedenfalls erst einmal die Bundesnetzagentur benannt. Und für die Inhaltedurchsetzung ist die EU-Kommission an die Landesmedienanstalten herangetreten. Was aus den für das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) zuständigen Stellen beim Bundesamt für Justiz wird, bleibt einstweilen noch offen.
So wie die Frage, ob das Digitale-Dienste-Gesetz überhaupt rechtzeitig zum 17. Februar 2024 in Kraft ist. Eine zuletzt für die vergangene Woche geplante Kabinettsbefassung musste wieder von der Tagesordnung verschwinden. Wann Bundestag und Bundesrat ihre Zuständigkeiten beim DDG-Gesetzgebungsprozess ausüben dürfen, bleibt weiterhin unklar.
Frankreich geht bei der Förderung der Elektromobilität neue Wege. Während in den meisten europäischen Ländern der Kauf von Elektroautos unabhängig von weitergehenden Umweltkriterien gefördert wird, legt die Regierung in Paris künftig strengere Maßstäbe an. Dazu hat sie den “Bonus écologique“, den französischen Umweltbonus, reformiert.
“Wir hören auf, Elektrofahrzeuge zu subventionieren, die einen schlechten CO₂-Fußabdruck haben”, betonte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire bei der Vorstellung der Maßnahmen im September 2023. Zudem wolle man die Förderung von Elektroautos aus chinesischer Produktion beenden. “Mit dem Geld der französischen Steuerzahler sollten keine Fahrzeuge finanziert werden, die zu 70 Prozent aus China kommen”, zeigte sich Le Maire überzeugt.
Um sich für den Umweltbonus zu qualifizieren, müssen Elektroautos ab 2024 eine Mindestzahl an Umweltpunkten erreichen. Diese errechnen sich aus den Treibhausgasemissionen in der Lieferkette, also dem CO₂-Fußabdruck der verwendeten Materialien, sowie den Emissionen bei der Herstellung und Überführung eines Fahrzeugs. Erst ab einem “Score environmental” von 60 von 100 möglichen Punkten wird der Umweltbonus in Höhe von bis zu 7.000 Euro gewährt.
Insbesondere zwei Kriterien des überarbeiteten Umweltbonus dürften entscheidend dazu beitragen, dass E-Autos aus chinesischer Produktion künftig von der Förderung ausgeschlossen werden. Zum einen fließt der CO₂-Emissionsfaktor für den Strommix des Herstellerlandes in die Bewertung ein. Hier schneidet China schlecht ab, weil es rund zwei Drittel seines Stroms aus Kohle erzeugt. Hinzu kommen die CO₂-Emissionen, die beim Transport vom Produktionsort zum Vertriebsort in Frankreich entstehen.
Für die Berechnung der Umweltpunkte ist die französische Energieagentur ADEME zuständig. Ihr müssen die Autohersteller seit Oktober alle relevanten Daten zur Verfügung stellen. Eine Liste der in Zukunft noch förderfähigen Elektroautos soll am 15. Dezember vorgestellt werden.
Bekannt ist bereits, dass sie nicht nur die neuen Kriterien für den Umweltbonus erfüllen müssen, sondern auch nicht teurer als 47.000 Euro und nicht schwerer als 2,4 Tonnen sein dürfen. Fahrzeuge aus deutscher Produktion wie der ID.3 von VW in Zwickau oder der Mini Countryman E, der ab März 2024 in Leipzig gebaut wird, dürften also gute Chancen haben.
Die in der deutschen Automobilindustrie traditionell starke Gewerkschaft IG Metall hält den Ansatz der französischen Regierung für richtig. “Sowohl bei der CO₂-Bepreisung von Einfuhren als auch bei der Gestaltung von Förderprämien und -instrumenten sollten der CO₂-Fußabdruck von Produktion, Energiemix und Transport mit einfließen”, teilte die IG Metall Table.Media auf Anfrage mit. Es gehe nicht um Anti-China-Zölle, sondern um ein CO₂-orientiertes Fördersystem, das die Entwicklung regional-lokaler Wertschöpfungsketten fördere.
Dem Verband der Automobilindustrie (VDA) geht das zu weit. Zwar sei es grundsätzlich sinnvoll, den Umstieg auf alternative Antriebe zu fördern. Es müssten aber gleiche Bedingungen für alle gelten, sagte eine VDA-Sprecherin. “Protektionismus ist nicht der richtige Weg. Europa muss für den Wert des internationalen, freien und fairen Handels sowie offener Märkte stehen.”
Jürgen Matthes, Leiter Internationale Wirtschaftspolitik, Finanz- und Immobilienmärkte beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, ist sich da nicht mehr so sicher. Normalerweise würde man ein solches Vorgehen “als blanken Protektionismus brandmarken”, meint er. Doch so einfach sei die Sache nicht, denn auch die anderen großen Player würden sich nicht an die Spielregeln halten. “Die USA fördern E-Autos ja mit ähnlichen Vorschriften. Und China hat bei den E-Autos auch die Produktionsseite kräftig subventioniert.”
Auch die EU-Kommission sieht das inzwischen als Problem an. Nach ihren Berechnungen werden aus China importierte E-Autos in der EU durchschnittlich 20 Prozent billiger verkauft als Fahrzeuge aus europäischer Produktion. Ihr Marktanteil könnte in den kommenden Jahren von derzeit acht auf 15 Prozent steigen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen führt dies auf “unfaire Praktiken” zurück. “Der Preis dieser Autos wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt – das verzerrt unseren Markt”, kritisierte sie Mitte September bei ihrer SOTEU-Rede vor dem EU-Parlament in Straßburg.
Anfang Oktober leitete die Kommission daher ein förmliches Antisubventionsverfahren gegen China ein. Ziel sei es, in der EU produzierende Unternehmen zu schützen. “Wo immer wir Hinweise darauf finden, dass sie durch Marktverzerrungen und unlauteren Wettbewerb behindert werden, werden wir entschlossen handeln”, sagte von der Leyen.
Während die Franzosen intensiv für diesen Schritt lobbyiert haben, hielt sich Deutschland aus Angst vor Gegenmaßnahmen zurück. Zudem ist derzeit unklar, inwieweit neben chinesischen Marken auch nicht-chinesische Autohersteller wie BMW, Tesla oder VW, die in China Elektroautos für den Weltmarkt produzieren, von den beanstandeten Subventionen profitieren.
Neben dem Umweltbonus lässt auch ein zweites Förderinstrument in China hergestellte Fahrzeuge künftig außen vor. Denn für das neu geschaffene “Leasing social” kommen explizit nur in der EU hergestellte Fahrzeuge infrage. Ziel des Sozial-Leasings ist die in Frankreich viel diskutierte Demokratisierung der Elektromobilität. Es soll Haushalten mit einem Jahreseinkommen von weniger als 20.850 Euro ermöglichen, für 100 Euro im Monat ein neues Elektroauto zu leasen. Präsident Emmanuel Macron löst damit ein Wahlversprechen aus dem vergangenen Jahr ein.
Für 2024 rechnet die Regierung mit rund 20.000 Sozial-Leasing-Verträgen. In den Folgejahren soll die Zahl auf 100.000 geförderte Leasingfahrzeuge pro Jahr steigen. Dafür ist ein Budget von 50 Millionen Euro vorgesehen. Mit diesem Geld übernimmt der französische Staat die zu Vertragsbeginn fällige Sonderzahlung. Sie darf allerdings 16 Prozent des Fahrzeugpreises oder 5.000 Euro nicht übersteigen. Daher kommen vor allem kleine, sparsame Fahrzeuge für das Programm infrage. Im Gespräch sind unter anderem der Citroën ë-C3, der Renault Twingo E-Tech und der Fiat 500e.
Die Förderrichtlinie wird im November veröffentlicht. Dann beginnt auch das Antragsverfahren. Eine Fahrzeugliste wird, wie beim Umweltbonus auch, für Mitte Dezember erwartet.
Dass sich ein Elektroauto eines deutschen Herstellers für das Sozial-Leasing qualifiziert, ist allerdings unwahrscheinlich, seitdem VW vor wenigen Wochen das Aus für den e-Up verkündet hat. Stattdessen dominieren margenstarke SUV und Oberklassefahrzeuge die Produktpalette der deutschen Autokonzerne. Die IG Metall hält das für falsch. Aus ihrer Sicht “braucht es eine schnelle Ergänzung der Modellpolitik in Richtung auf bezahlbare Fahrzeuge”. Dies entscheide über die Zukunftsfähigkeit und die Marktposition der Unternehmen, findet die Gewerkschaft.
Der Grünen-Abgeordnete Piernicola Pedicini will im Europaparlament ein Misstrauensvotum gegen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wegen deren Israel-Politik einbringen. Pedicini und andere Abgeordnete werben bei Grünen, Linken und Sozialdemokraten um Unterstützer. Der Text, der Table.Media vorliegt, wirft von der Leyen vor, Israel nach dem Terrorangriff vom 7. Oktober einen Solidaritätsbesuch abgestattet zu haben, ohne zuvor die Mitgliedstaaten konsultiert zu haben.
Kritisiert wird zudem die Haltung von der Leyens gegenüber Israel: Sie habe Israel “uneingeschränkt Solidarität gezeigt im Namen der ganzen EU”. Dabei werde die “nicht angemessene Reaktion der Regierung Israels gegen zwei bis drei Millionen palästinensischen Zivilisten, die im Gaza-Streifen eingeschlossen sind, von vielen Beobachtern als Kriegsverbrechen angesehen”. Die Kommissionspräsidentin zeige die “bedingungslose Unterstützung der Kommission für eine von zwei Parteien” und repräsentiere damit nicht die “Haltung der EU als Ganzes”.
Der Text betont, von der Leyen sei nicht zuständig für die Außenpolitik: “Die Positionen in der Außenpolitik werden vom Europäischen Rat und dem Rat der Außenminister bestimmt, weil es sich bei der Außenpolitik der EU um eine zwischenstaatliche Kompetenz handelt.” Zudem weist der Text darauf hin, dass der Außenbeauftragte Josep Borrell eine andere Position als von der Leyen vertrete. Dessen Position laute: Internationales Recht und internationales humanitäres Recht begrenzten das Recht Israels auf Selbstverteidigung. mgr
Bei der Förderung von grünem Wasserstoff durch die Europäische Wasserstoffbank droht nach Ansicht von Experten eine Verschwendung von öffentlichen Geldern. Es bestehe die Gefahr einer Übersubventionierung von großen Produzenten und eine Förderung in Regionen mit schlechten Bedingungen für erneuerbare Energien, heißt es in einer Mitteilung des Centrums für Europäische Politik (cep) vom Dienstag.
Am 23. November startet die EU-Kommission die erste Ausschreibung der Wasserstoffbank. Zunächst stehen 800 Millionen Euro bereit, aus denen Produzenten einen festen Aufschlag für jedes Kilogramm Wasserstoff erhalten können. Für seine aktuelle Untersuchung hat das cep die regionalen Produktionskosten in der EU untersucht. In den meisten Regionen wäre demnach eine Subvention in der festgelegten maximalen Höhe unangemessen hoch.
Der Förderhöchstsatz solle deshalb deutlich gesenkt werden. “Gleichzeitig sollten die Beschränkungen für die Beteiligung gelockert werden, um den Wettbewerb zu stärken. Dies betrifft insbesondere die Mindestgröße der Elektrolysekapazitäten, sodass auch kleine Erzeuger in den Genuss der Förderung kommen“, heißt es weiter.
Vom jetzigen Auktionsdesign könnten aber speziell deutsche Produzenten profitieren. “Es könnte sein, dass Projekte im Süden Deutschlands gefördert werden, obwohl sie im europäischen Vergleich nicht die idealen Standorte sind”, sagte Studienautor André Wolf zu Table.Media.
Ein weiterer Missstand wäre laut der Untersuchung, dass die Wasserstoffbank den knappen Energieträger künftig weg von industriellen Anwendungen in Sektoren lenken könne, in denen effizientere Technologien zur Verfügung stehen. Hintergrund ist ein strenges Doppelförderungsverbot.
Wenn ein Chemie- oder Stahlunternehmen sich beispielsweise die Umstellung seiner Produktion auf Wasserstoff mit einem sogenannten Klimaschutzvertrag (CCfD) bezuschussen lässt, dürfe es keinen Wasserstoff mehr verwenden, der bereits durch die Wasserstoffbank begünstigt wurde. “Ich plädiere deshalb dafür, dann man die Kriterien, die eine Doppelförderung vermeiden sollen, etwas weicher ausgestaltet”, sagte Wolf. Eine Möglichkeit sei die automatische Anpassung der Förderung an die zukünftige Entwicklung des Wasserstoffpreises. ber
Sowohl Serbien als auch der Kosovo müssten ihre Bemühungen um eine Normalisierung der Beziehungen nach dem jüngsten Aufflammen der Gewalt verstärken, wenn sie der Europäischen Union beitreten wollen, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am zweiten Tag ihrer Balkanreise.
Von der Leyens Besuch in Belgrad erfolgt nur wenige Tage, nachdem die Staats- und Regierungschefs Frankreichs, Deutschlands und Italiens Serbien zu einer “De-facto-Anerkennung” des Kosovo aufgefordert hatten.
Von der Leyen sagte, dass diejenigen, die an einem Zusammenstoß zwischen bewaffneten Serben und der kosovarischen Polizei am 24. September beteiligt waren, “zur Rechenschaft gezogen und vor Gericht gestellt werden müssen. Dies ist absolut entscheidend für beide [Kosovo und Serbien], um sich zu engagieren und den Weg der Normalisierung zu beschreiten”, sagte sie auf einer Pressekonferenz nach einem Treffen mit Serbiens Präsident Aleksandar Vučić.
Belgrad hatte sich zuvor bereit erklärt, Schritte zur Normalisierung der Beziehungen zu Pristina zu unternehmen, einschließlich der Anerkennung von Personaldokumenten, Autokennzeichen und Diplomen. Die serbische Regierung verlangt aber die Gründung eines Verbands serbischer Gemeinden, was der Kosovo bisher ablehnt. rtr
Nach langem Tauziehen hat das Parlament im Nato- und Balkan-Land Montenegro den Zentrumspolitiker Milojko Spajic zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Ausschlaggebend bei dem Votum waren die Stimmen der Abgeordneten der offen proserbischen und prorussischen Allianz ZBCG (früher: DF). Diese ist zwar formell nicht Teil der neuen Mitte-Rechts-Koalition von Spajic, erhält aber im Gegenzug für die Unterstützung wichtige Positionen in der Staatsverwaltung sowie in staatlichen und staatsnahen Unternehmen.
Die Parlamentswahl im Juni hatte die Partei Europa Jetzt (PES) von Spajic gewonnen. Doch eine von ihr geführte Regierung ist auf Koalitionspartner angewiesen. Zumindest rechnerisch wäre auch ein Regierungsbündnis mit kleineren proserbischen Parteien und den Parteien der ethnischen Minderheiten – Bosniaken, Albaner und Kroaten – möglich gewesen. Spajic hatte ursprünglich ein solches angestrebt.
Doch Interventionen der Regierung in Belgrad und des aus der PES kommenden montenegrinischen Präsidenten Jakov Milatovic führten dazu, dass sich Spajic letztendlich für die Einbindung der Allianz ZBCG entschied. Seine Zentrumspartei PES als solche ist nicht homogen, Milatovic steht für ihren proserbischen Flügel.
Im Zuge der Vereinbarung mit der auch gegenüber Russland freundlich eingestellten Allianz ZBCG wählte das Parlament am Montag deren Co-Vorsitzenden Andrija Mandic zum Parlamentspräsidenten. Beobachter verweisen darauf, dass er in dieser Funktion Einblick in geheime Sicherheitsdokumente erhält, die beispielsweise auch Fragen der Zusammenarbeit innerhalb der Nato betreffen. dpa
Fast ein Jahr nach der Rettung mit deutschen Staatsgeldern fährt der Energiekonzern Uniper Rekordgewinne ein. In den ersten neun Monaten sei das Konzernergebnis auf 9,8 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Im Vorjahreszeitraum hatte der Konzern einen Verlust von 40,3 Milliarden Euro hinnehmen müssen.
Grund hierfür war, dass Uniper nach dem russischen Gaslieferstopp teure Ersatzmengen einkaufen musste. Das brachte den Konzern an den Rand der Insolvenz. Doch inzwischen profitiert Uniper von deutlich gesunkenen Preisen für die Absicherung von Lieferverpflichtungen und kann Rückstellungen auflösen.
Uniper hatte bereits in der vergangenen Woche vorläufige Zahlen veröffentlicht und die Prognose angehoben. Der Konzern peilt im Gesamtjahr ein bereinigtes Ebit in einer Bandbreite von sechs bis sieben Milliarden Euro und einen Jahresüberschuss zwischen vier und fünf Milliarden Euro an.
Der deutsche Staat hatte den Versorger im vergangenen Jahr mit Hilfen von 20 Milliarden Euro vor einer Pleite bewahrt und hält nun 99 Prozent der Anteile an dem Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf. Nach einer Vereinbarung mit der EU-Kommission soll der Bund bis 2028 die Beteiligung auf unter 25 Prozent reduzieren. Der Bund müsse den Brüsseler Wettbewerbshütern bis Ende des Jahres einen Ausstiegsplan vorlegen, sagte Uniper-Finanzchefin Jutta Dönges.
Am 8. Dezember soll eine außerordentliche Hauptversammlung einem Kapitalschnitt zustimmen, der den Weg für einen Ausstieg ebnen soll. Uniper hat sich zudem zu einer Reihe von Beteiligungsverkäufen verpflichtet, darunter das seit Jahren umstrittene Kohlekraftwerk Datteln 4. rtr
Nur wenige Tage, nachdem die EU mit Japan ein Abkommen über grenzüberschreitende Datenströme abgeschlossen hat, hat sie nun mit Korea Verhandlungen über ein Abkommen über den digitalen Handel aufgenommen. Das gaben Exekutiv-Vizepräsident und EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis und Südkoreas Handelsminister Ahn Duk Geun am Dienstag in Seoul am Rande eines bilateralen Handelstreffens bekannt.
“Wir streben Folgendes an: verbindliche Regeln für mehr Verbrauchervertrauen, mehr Rechtssicherheit für Unternehmen und die Abschaffung ungerechtfertigter Hindernisse für den digitalen Handel”, schrieb Dombrovskis auf der Plattform X. Das Abkommen soll auf den mit Korea vereinbarten Grundsätzen für den digitalen Handel aufbauen. Dies sei ein weiterer Schritt im Engagement der EU bei der Gestaltung globaler Regeln für den digitalen Handel, teilte die Kommission mit.
Mit Südkorea, Asiens viertgrößter Volkswirtschaft, unterhält die EU seit 2011 ein Freihandelsabkommen. Seitdem wurden Zölle auf fast alle Erzeugnisse im Handel zwischen beiden Seiten abgeschafft.
Dombrovskis hielt an der Korea University auch eine Rede über die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen der EU und Korea im aktuellen geopolitischen Kontext. “In einer Welt der geopolitischen Unsicherheit brauchen wir noch mehr Zusammenarbeit mit unserem strategischen Verbündeten Korea”, sagte er.
Darüber hinaus sprach er mit führenden Vertretern der EU-Wirtschaft in der Europäischen Handelskammer in Korea. Für den heutigen Mittwoch sind weitere Konsultationen angekündigt. Im Anschluss wird Dombrovskis am 2. November nach Vietnam reisen, zur Eröffnungssitzung des Forums für grüne Wirtschaft in Hanoi. vis
Holger Krahmer, ehemaliger FDP-Europaabgeordneter und zuletzt Auto-Lobbyist, wird neuer Generalsekretär von EBAA (European Business Aviation Association). Krahmer, der als einer der am besten vernetzten Lobbyisten im EU-Betrieb gilt, wird den Fachverband für den Geschäftsflugverkehr ab Januar leiten. Bisher leitet Krahmer das Brüssler Büro von Mercedes und ist für die Politikkontakte zuständig. mgr
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Immer wieder höre ich aus der Industrie: “Wir brauchen ein Gesamtkonzept für den Verkehrssektor!” Aber das gibt es längst. Auf europäischer Ebene werden aktuell Lkw-Flottengrenzwerte verhandelt, der Bundestag hat soeben eine Ausweitung der Lkw-Maut verabschiedet, im Masterplan Ladeinfrastruktur II hat die Bundesregierung sich selbst bereits ambitionierte Pläne für deren Ausbau der Ladeinfrastruktur gesetzt und das Förderprogramm für Klimaschonende Nutzfahrzeuge und Infrastruktur (kurz: KsNI) des Verkehrsministeriums läuft bereits. Oder lief? Genau hier wackelt das Gesamtkonzept nämlich gerade.
Um im Straßengüterverkehr radikal CO₂-Emissionen zu senken, müssen wir von Verbrenner- auf emissionsfreie Lkw umsteigen. Wie bei jeder Transformation kostet das zunächst Geld. So auch bei E-Lkw, die aktuell in der Anschaffung noch teurer sind, sich aber ab 2024 in den Gesamtbetriebskosten gegenüber Verbrennern bezahlt machen.
Das KsNI soll Unternehmen dabei unterstützen, die hohen Anfangsinvestitionen in neue Lkw zu stemmen. Selbst im Ausland wird das Förderprogramm positiv diskutiert. Doch wer sich aktuell auf KsNI-Gelder bewerben will, stellt schnell fest: Die Fördertöpfe sind leer. Nach nur zwei Förderaufrufen innerhalb von eineinhalb Jahren sind bereits alle Mittel aufgebraucht.
Das Programm wurde von der Industrie so gut angenommen, dass jetzt sogar schon die Fördermittel aus dem Haushalt 2024 vergeben sind. Ursprünglich war ein Aufruf pro Quartal geplant. Doch das Verkehrsministerium lässt die Unternehmen aktuell komplett im Unklaren, ob ein dritter Förderaufruf kommen wird. Das ist bitter. Denn so wird die Stütze KsNI zu Schrödingers Katze: Sie ist da und gleichzeitig nicht.
Als Umweltverband zählt T&E oft nicht zu den Ersten, die nach umfassenden Förderprogrammen für die Industrie rufen. Doch Transformation gelingt nicht halbherzig und als ehemalige Unternehmerin weiß ich: Mit Schrödingers Katze lässt sich nicht planen. Unsicherheit bremst aus und führt dazu, dass Investitionen aufgeschoben oder gestrichen werden.
Und die Zeit drängt – seitens des Klimas und der Wirtschaft. Der Bundestag hat beschlossen, die Lkw-Maut bereits im Dezember zu starten. Sie beinhaltet einen zusätzlichen CO₂-Aufschlag für Diesel-Lkw und begünstigt emissionsfreie Lkw deutlich. Gleichzeitig sollen die europäischen Lkw-Flottengrenzwerte noch in den nächsten Monaten von den EU-Institutionen beschlossen werden.
Nach den letzten Verhandlungen im Rat und im Umweltausschusses des EU-Parlaments wird das Gesetz aller Voraussicht nach von Lkw-Herstellern fordern, wesentlich mehr emissionsfreie Lkw zu produzieren. In vertraulichen Gesprächen mit dem Verkehrsministerium haben die Hersteller bereits bestätigt, dass sie diese Grenzwerte erreichen und sogar übertreffen können. Das müssen sie auch, denn die Konkurrenz aus China und den USA ist groß. Doch für die Übergangsphase, in der die Produktion so weit steigt, bis die Preise fallen, sind die versprochenen Finanzhilfen für den heimischen Absatzmarkt enorm wichtig.
Ein Gesamtkonzept kann nur funktionieren, wenn alle Pfeiler klar und verlässlich umgesetzt werden. Wir haben gerade die Chance, den Straßengüterverkehr so umzubauen, dass er besser für das Klima und die Wirtschaft wird. Mit der CO₂-Maut und den kommenden LKW-Flottengrenzwerten steht Deutschland im Moment auf der Pole-Position, um den Straßengüterverkehr zu dekarbonisieren und gleichzeitig die hiesige LKW-Industrie fit für die Zukunft zu machen.
Damit wir jetzt nicht auf halber Strecke stehen bleiben, müssen wir gleichzeitig auch Ladeinfrastruktur und Fahrzeuge fördern. Herr Wissing, Sie haben es in der Hand, ob Deutschland seinen Vorsprung ins Ziel bringt oder nicht.
Kim Kohlmeyer arbeitet seit 2023 bei Transport & Environment Deutschland (T&E), nachdem sie in verschiedenen Funktionen als Anwältin, Beraterin sowie als Gründerin und Geschäftsführerin ihres eigenen urbanen Logistikunternehmens tätig war. T&E Deutschland ist ein unabhängiger Think Tank für verkehrspolitische Fragen und Klimaschutz mit Sitz in Berlin und Teil von Transport & Environment – dem größten Umweltdachverband Europas.