Table.Briefing: Europe

Deutschland verliert Einfluss in der EU + AI Act + Beihilfen

Liebe Leserin, lieber Leser,

den wichtigsten Job in der EU besetzt mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine Deutsche. Auch in anderen entscheidenden Positionen auf EU-Ebene war Deutschland bislang gut aufgestellt. Doch nun verabschieden sich viele von ihren Topjobs – etwa Klaus Welle, bis Ende 2022 Generalsekretär des Europaparlaments, Helga Schmid, vier Jahre lang Generalsekretärin des Auswärtigen Diensts, und aktuell Werner Hoyer, der bis zum Jahresende seinen Posten als EIB-Präsident zur Verfügung stellen will. Deutschland wird künftig weniger gut auf der EU-Bühne vertreten sein – und die Ampelkoalition könne kaum etwas dagegen tun, analysieren Christof Roche und Markus Grabitz

Bereits seit mehr als einem Jahr beschäftigt sich das Europäische Parlament mit der Gesetzgebung zur Künstlichen Intelligenz (AI Act). Doch die Abgeordneten haben sich noch immer nicht auf eine Definition geeinigt. Die Popularität der KI ChatGPT erhöht nun den Druck, wie Corinna Visser berichtet. Ihr ausführliches Interview mit Dragoş Tudorache (Renew), Ko-Berichterstatter für den AI Act im LIBE-Ausschuss, lesen Sie hier.

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wird heute von US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus empfangen. Es wird erwartet, dass beide eine Zusammenarbeit bei Rohstoffen vereinbaren, die europäischen Batterieherstellern Zugang zu einigen der Vorteile des Inflation Reduction Act gibt.

Zugleich sucht die EU nach eigenen Antworten auf das milliardenschwere US-Investitionsprogramm. Das nun verabschiedete Temporary Crisis and Transition Framework (TCTF) lockert die Beihilferegeln für die Produktion von Schlüsseltechnologien in der EU. “Konkret können wir gezielt die Produktion von Batterien, Solarpanelen, Windturbinen, Wärmepumpen oder Elektrolyseuren fördern, und das deutlich umfassender als bislang”, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck. Mehr erfahren Sie in den News.

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Sarah Schaefer
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Analyse

Deutschland verliert Einfluss in der EU

Lange war Deutschland als einwohner- und wirtschaftsstärkstes Mitgliedsland in Europa gut auf der europäischen Bühne vertreten. Besonders stark war Deutschland im Finanzsektor, im Auswärtigen Dienst und in der Parlamentsverwaltung aufgestellt. Mit Ursula von der Leyen kommt die Kommissionspräsidentin aus Deutschland und besetzt damit den bei weitem wichtigsten Job in der EU.

Einen deutschen Pass haben oder hatten die Chefs in der Europäischen Investitionsbank (EIB), dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und beim Bankenabwicklungsausschuss (SRB). Dazu die Generalsekretäre im Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD) sowie im Europaparlament.

Doch inzwischen ist der deutsche Einfluss geschrumpft. Klaus Welle, der von 2009 bis Ende 2022 Generalsekretär des Europaparlaments war, hat Platz gemacht für den Italiener Alessandro Chiocchetti. Helga Schmid, vier Jahre lang Generalsekretärin des Auswärtigen Diensts, ist in gleicher Funktion zur OSZE gegangen. Elke König hat die Abwicklungsbehörde für notleidende Banken (SRB) verlassen und wurde durch den Franzosen Dominique Laboureix ersetzt. Klaus Regling, langjähriger Chef des Euro-Rettungsschirms, hat sich ebenfalls verabschiedet. Heute wird der Stabilitätsmechanismus vom Luxemburger Pierre Gramegna geleitet.

Deutscher verlässt die Hausbank der EU

Und jüngst hat Werner Hoyer, seit 2012 an der Spitze der EU-Hausbank EIB, ebenfalls verkündet, spätestens zum Jahresende seinen Posten zur Verfügung zu stellen. Dass Deutschland die Führung bei dem Bankenpowerhaus behalten kann, gilt als sehr unwahrscheinlich.

Deutschland könnte zwar – formal ist das möglich – einen neuen eigenen Kandidaten in Stellung bringen. Aber nach zwei Mandaten, wie jetzt bei Hoyer, ist in der Regel ein anderes Land an der Reihe. Erste starke Namen werden bereits gehandelt: die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calviño und die Vizepräsidentin der Kommission, Margrethe Vestager.

Will Theurer zur EIB?

Auch Italien könnte Anspruch auf den Posten an der Spitze der EIB erheben. Das EU-Gründungsland besetzt derzeit keines der Spitzenämter auf EU-Ebene. Völlig wird Deutschland aber den Einfluss in der EU-Bank nicht verlieren. Berlin hat im Präsidium stets einen Platz sicher. Interesse an einem Wechsel nach Luxemburg auf den Job des Vizepräsidenten in der EIB wird dem Liberalen Michael Theurer nachgesagt, parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium.

So zeichnet sich ab, dass Ursula von der Leyen ab dem kommenden Jahr die einzige Spitzenvertreterin mit deutschem Pass auf der EU-Bühne sein wird. Gemessen an der Größe des Landes und der wirtschaftlichen Bedeutung wäre Deutschland damit schlecht vertreten.

Karten werden 2024 neu gemischt

2024 wird es Veränderungen geben. Das EU-Spitzenpersonal setzt sich nach der Europawahl im Mai neu zusammen. Nicht nur im Parlament, auch in der Kommission und in anderen Institutionen kommt es zum Stühlerücken. Sobald sich das Parlament in der neuen Zusammensetzung konstituiert, wird zunächst der neue Parlamentspräsident gewählt.  

Seitdem Martin Schulz (SPD) die Bühne als Parlamentspräsident souverän zu nutzen wusste und damit EU-weit Bekanntheit erlangte, gilt der an sich eher repräsentative Job als hochattraktiv. Derzeit wird er von der Malteserin Roberta Metsola ausgeübt. Sie hat es geschafft, sich als mögliche Spitzenkandidatin der christdemokratischen Parteienfamilie EVP in Stellung zu bringen.

Allerdings hat der Job ein Manko: Die beiden großen Parteienfamilien, Christdemokraten und Sozialisten, teilen sich die Amtszeit. Wer das Amt erobert, der hat nur zweieinhalb Jahre Zeit, um Profil zu gewinnen. In dieser Wahlperiode wäre EVP-Fraktionschef Manfred Weber (CSU) gern Parlamentspräsident geworden. Nachdem er nun aber auch die Parteienfamilie führt, dürfte er nicht noch einmal einen Anlauf unternehmen.

Wer wird Chef im Rat?

Mehr Einfluss hat da schon der Präsident des Europäischen Rates. Er bereitet die Gipfel-Agenda vor, richtet die Gipfel aus und bestimmt im Zusammenwirken mit den EU-Staats- und Regierungschefs die strategische Ausrichtung der EU. Allerdings gilt das ungeschriebene Gesetz, dass der ständige Ratspräsident zuvor selbst in seinem Land Staats- oder Regierungschef gewesen sein muss. Sonst, heißt es, fehle ihm die Autorität, um im Kreis der “Chefs” Gehör zu finden.

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Deutschland den nächsten ständigen Ratspräsidenten stellt: Gerhard Schröder und Angela Merkel haben kein Interesse, wobei Schröder inzwischen auch nicht mehr infrage käme. Bleibt noch der amtierende Kanzler Olaf Scholz, aber das gilt zumindest aktuell als ausgeschlossen.

Franzosen führen Banken

Weitere Spitzenämter wie der Chefsessel in der Europäischen Zentralbank (EZB) oder die Führung in der Osteuropabank stehen im Moment nicht zur Disposition. Beide sind übrigens von Franzosen besetzt – Christine Lagarde und Odile Renaud-Basso.

Damit ist absehbar, dass es für die Deutschen auf dem EU-Parkett einsam wird und Ursula von der Leyen als einzige deutsche Spitzenpolitikerin auf Brüsseler Bühne übrig bleibt. Es zeichnen sich auch kaum Möglichkeiten für die Ampelregierung ab, in Brüssel, Straßburg und Luxemburg eigene Parteifreunde in Spitzenpositionen zu hieven. Lediglich die Grünen haben die Perspektive, den deutschen Kommissar zu stellen. Das ist im Koalitionsvertrag festgehalten. Es gilt allerdings nur, wenn die amtierende deutsche Kommissionspräsidentin nicht in die zweite Amtszeit ginge.

Will von der Leyen den Knochenjob weitermachen?

Wie es in Brüssel heißt, hat Ursula von der Leyen für sich noch nicht entschieden, ob sie weitermachen will. Der Job an der Spitze der Kommission mit ihren über 30.000 Beamten ist mindestens so zeitraubend wie der des Kanzlers. Am Ende einer zweiten Amtszeit wäre von der Leyen 71. Womöglich entscheidet sie sich für die Familie, statt den Knochenjob noch einmal zu machen.

Bisher lässt Olaf Scholz offen, ob von der Leyen die Unterstützung der Bundesregierung hätte. Vielleicht wäre es Scholz gar nicht unrecht, wenn auch nach 2024 die CDU-Politikerin an der Spitze der Kommission wäre. Das Interesse der SPD, einen grünen Kommissar nach Brüssel zu schicken, dürfte begrenzt sein.

Außerdem: Wenn Scholz von der Leyen die Unterstützung verweigern würde, müsste er sich auf Breitseiten von der Union gefasst machen. Sie würde der Ampel vorwerfen, aus parteitaktischem Kalkül heraus für Deutschland den Topjob in Europa verspielt zu haben – zu einer Zeit, in der andere Posten in der ersten Reihe auf der EU-Bühne nicht zur Verfügung stehen. Mit Markus Grabitz

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AI Act: Suche nach einer Definition

Während die Öffentlichkeit erst seit wenigen Monaten über das Sprachmodell ChatGPT diskutiert, beschäftigt sich das Europäische Parlament bereits seit mehr als einem Jahr mit der Gesetzgebung zur Künstlichen Intelligenz (AI Act). Doch erst jetzt sind die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und die potenziellen Gefahren von KI mit ChatGPT ins Bewusstsein vieler Menschen gerückt. Muss die Diskussion in den Ausschüssen nach dem Erscheinen von ChatGPT gänzlich neu geführt werden?

Der Ko-Berichterstatter für den AI Act aus dem LIBE-Ausschuss, Dragoş Tudorache (Renew), meint nein. “Wir hatten von Anfang an festgestellt, dass wir einen Weg finden müssen, um mit dem umzugehen, was generell als General Purpose AI (GPAI) bezeichnet wird“, sagte Tudorache im Gespräch mit Table.Media. Änderungen am Text wird es dennoch geben.

Der Erfolg von ChatPGT hatte Einfluss auf die Beratungen

Allerdings ist noch offen, welche das sein werden. Denn obwohl die Parlamentarier sich von Beginn an auch mit der Frage beschäftigt hatten, wie GPAI in den Gesetzestext einfließen soll, haben Sie immer noch keine Einigung über die Definition von KI und den Anwendungsbereich des Gesetzes erzielt.

Die Kommission hatte nicht vorgesehen, dass KI, die zu keinem bestimmten, sondern für vielfältige Zwecke entwickelt wird (Allzweck-KI oder GPAI) in das Regelwerk einzubeziehen. “Wir haben erkannt, dass wir es nicht ignorieren können – das wurde durch den enormen Erfolg von ChatGPT und dessen Relevanz bewiesen“, sagt Tudorache.

Im Januar hatte die EVP einen initialen Vorschlag gemacht, welche Anpassungen sie im Gesetz im Hinblick auf Technologien wie ChatGPT für nötig hält. Doch bis jetzt haben die Berichterstatter noch keinen Text vorgelegt, der diese Änderungsvorschläge berücksichtigt. Derzeit finden zwar Meetings auf technischer Ebene statt. Ein Treffen der Schattenberichterstatter in dieser Woche wurde jedoch abgesagt. Einen neuen Termin gibt es noch nicht.

Der Stand der Verhandlungen ist unklar

So besteht weiter Unklarheit über den Stand der politischen Verhandlungen. Während deutsche EU-Abgeordnete in einem Hintergrundgespräch den Eindruck erweckten, als sei noch nichts fertig verhandelt, sieht das der Berichterstatter anders. “Die einzigen Teile, die noch offen für Diskussionen sind, betreffen Definition und Anwendungsbereich“, sagt Tudorache. “Und wir machen noch einige Anpassungen an den Artikeln 5 und 6 zu den verbotenen und hochriskanten Praktiken. Der Rest des Textes ist größtenteils fertiggestellt.”

Die Diskussion um die Definition ist zentral, da es hier darum geht, welche Anwendungen von dem Gesetz erfasst werden. Immer wieder war zu hören, die Berichterstatter wollten sich an der OECD-Definition von KI orientieren. Dem widerspricht Tudorache: “Die Definition ist unsere. Wir haben nicht nach anderen Organisationen oder Definitionen als Inspiration gesucht. Wir haben uns auf die Elemente konzentriert, die wir für entscheidend halten.” Erst im letzten Stadium habe man festgestellt, dass es für die Betroffenen einfacher sein werde, die Definition zu akzeptieren, wenn sie mit den Definitionen andere Organisationen abgeglichen ist.

EVP findet Orientierung an OECD-Definition gut

“Wir müssen die Definition so formulieren, dass sie von anderen globalen Partnern verstanden wird, weil Unternehmen aus anderen Teilen der Welt auch mit dieser Gesetzgebung arbeiten müssen, wenn sie in Europa bleiben oder weiterhin in den europäischen Markt investieren wollen”, sagt Tudorache. Die Definition stehe also derzeit noch zur Diskussion. Und sie werde sicher als Letztes fertig werden.

Vor allem die EVP fände es gut, sich an der OECD-Definition zu orientieren. Doch es gibt gar keine aktuelle OECD-Definition, da die Organisation sie gerade überarbeitet. Dagegen hat im Januar das National Institute of Standards and Technology (NIST) in den USA eine Definition vorgelegt. Auch auf diese schauen die Berichterstatter.

Das National Institute of Standards and Technology definiert ein KI-System als:

  • ein technisches (engineered) oder maschinenbasiertes System,
  • das für eine gegebene Reihe von Zielen
  • Ergebnisse wie Vorhersagen, Empfehlungen oder Entscheidungen erzeugen kann,
  • die reale oder virtuelle Umgebungen beeinflussen.
  • KI-Systeme sind so konzipiert, dass sie mit unterschiedlichem Grad an Autonomie arbeiten.

Über jeden dieser Punkte ließe sich diskutieren. So sind etwa die Grünen nicht glücklich mit der Formulierung, “die reale oder virtuelle Umgebungen beeinflussen”. Was ist mit Emotionserkennung? Fällt diese darunter oder fällt sie dann ganz aus der Regulierung raus? Es gibt noch viel zu diskutieren.

Noch kein Termin für das nächste politische Treffen

Nur einen Zeitplan gibt es dafür im Moment nicht mehr. Es ist noch kein neuer Termin für die Schattenberichterstatter angesetzt “Ich hoffe, dass wir nächsten Monat die Verhandlungen abschließen können”, sagt Tudorache. Andere halten das für illusorisch. Auch der Berichterstatter räumt ein: “Ich möchte keine Schätzungen mehr abgeben – das habe ich zuvor getan und lag falsch. Wichtig ist, dass wir es richtig machen.”

So sieht das auch seine Fraktionskollegin, die deutsche EU-Abgeordnete Svenja Hahn (FDP), die nichts überstürzen will. “Denn ich halte das Gesetz für sehr entscheidend und es ist noch nicht ausgemacht, in welche Richtung es geht”, sagt Hahn. “Wenn wir es schaffen, einen klugen Gesetzesvorschlag zu machen, dann können wir tatsächlich die Europäische Union zu einem attraktiven Standort für technologische Innovationen machen.” Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Das ausführliche Gespräch mit Dragoş Tudorache können Sie hier nachlesen.

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  • Künstliche Intelligenz-Verordnung

EU-Monitoring

13.03.-14.03.2023
Rat der EU: Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz
Themen: Gedankenaustausch zum Europäischen Semester 2023 und zur Strategie der EU für globale Gesundheit, Informationen der Kommission zum Bericht der hochrangigen Expertengruppe zur Zukunft des Sozialschutzes und des Sozialstaats in der EU. Vorläufige Tagesordnung

13.03.2023 – 10:00 Uhr
Euro-Gruppe
Themen: Makroökonomische und finanzpolitische Entwicklungen im Euroraum (einschließlich der politischen Leitlinien für 2024), Vorbereitung internationaler Treffen (einschließlich der Wechselkursentwicklungen und der Nachbesprechung des G7-Treffens der Finanzminister und Zentralbankpräsidenten im Februar), Inflationsentwicklung im Euroraum und in den Mitgliedstaaten. Vorläufige Tagesordnung

13.03.2023 – 17:00-22:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Fit für 55, Gebäude-Energieeffizienz, Politikkohärenz
Themen: Aussprache zu den Ergebnissen der Verhandlungen über das Fit-für-55-Paket, Aussprache zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, Aussprache zur Politikkohärenz im Interesse der Entwicklung. Vorläufige Tagesordnung

14.03.2023
Wöchentliche Kommissionssitzung
Themen: Net Zero Industry Act, Europäisches Gesetz über kritische Rohstoffe. Vorläufige Tagesordnung

14.03.2023 – 09:00-22:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Datengesetz, Anpassung Globalisierung, Beziehungen EU-Armenien
Themen: Aussprache zum Datengesetz, Abstimmung zur Inanspruchnahme des Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung, Aussprache zur Beziehungen zwischen der EU und Armenien. Vorläufige Tagesordnung

14.03.2023 – 10:00 Uhr
Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
Themen: Gedankenaustausch zur wirtschaftlichen Erholung in Europa, zu den finanzpolitischen Leitlinien für 2024 und zu den wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen der Aggression Russlands gegen die Ukraine. Vorläufige Tagesordnung

15.03.2023 – 09:00-22:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Europäischer Rat, Abkommen EU-USA, Menschenrechte
Themen: Aussprache zur Vorbereitung der Tagung des Europäischen Rates am 23./24. März, Abstimmung zum Abkommen zwischen der EU und den USA über die Änderung der Zugeständnisse für alle in der EU-Liste CLXXV aufgeführten Zollkontingente, Aussprache über Fälle von Verletzungen der Menschenrechte, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Vorläufige Tagesordnung

16.03.2023
Stabilitäts- und Assoziationsrat EU-Albanien
Themen: Der Stabilitäts- und Assoziationsrat EU-Albanien kommt zu Beratungen zusammen. Infos

16.03.2023
Kommissionssitzung
Themen: Überarbeitung der Reform des EU-Strombinnenmarktdesigns, Der Binnenmarkt zum 30., Langfristige Wettbewerbsstrategie. Vorläufige Tagesordnung

16.03.2023
EuGH-Schlussanträge zur Erstellung von Score-Werten durch private Wirtschaftsauskunfteien sowie zur Datenspeicherung bei privaten Wirtschaftsauskunfteien
Themen: Eine Betroffene, die die Löschung ihrer Ansicht nach falscher Eintragungen sowie Auskunft über die über sie gespeicherten Daten bei der Schufa begehrt, wandte sich an den Hessischen Datenschutzbeauftragten. Dieser lehnte ihr Begehren ab, da die Schufa bei der Berechnung des Bonitätswertes den Anforderungen des Bundesdatenschutzgesetzes in der Regel genüge. Das von der Betroffenen angerufene Verwaltungsgericht Wiesbaden ersucht den Gerichtshof in dieser Sache um Auslegung der Datenschutzgrundverordnung 2016/679. Vorabentscheidungsersuchen

16.03.2023
EuGH-Schlussanträge zu staatlichen Beihilfen an grenznahe norddeutsche Getränkehändler
Themen: Die Kommission stellte mit Beschluss vom 4. Oktober 2018 fest, dass die Nichterhebung eines Pfands auf bestimmte Verpackungen von Getränken, die in grenznahen deutschen Geschäften an in Dänemark ansässige Kunden verkauft werden, keine staatliche Beihilfe darstelle. Auf die Klage des Berufsverbands Dansk Erhverv erklärte das Gericht der EU diesen Beschluss mit Urteil vom 9. Juni 2021 für nichtig (siehe Pressemitteilung Nr. 97/21). Die Kommission sowie die Interessengemeinschaft der Grenzhändler (IGG) haben dieses Urteil im Wege von Rechtsmitteln vor dem Gerichtshof angefochten. Rechtsmittelgründe

16.03.2023 – 09:00-16:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Bürgerinitiative, Abstimmungen, Große Anfragen
Themen: Aussprache zur europäischen Bürgerinitiative “Bienen und Bauern retten! Eine bienenfreundliche Landwirtschaft für eine gesunde Umwelt”, verschiedene Abstimmungen, Aussprachen zu Großen Anfragen. Vorläufige Tagesordnung

16.03.2023 – 09:30 Uhr
Rat der EU: Umwelt
Themen: Aussprache zur Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle, Aussprache zur Verordnung zur Schaffung eines EU-Zertifizierungsrahmens für Kohlenstoff-Abbau, Gedankenaustausch zur Ökologisierung des Europäischen Semesters. Vorläufige Tagesordnung

17.03.2023
Stabilitäts- und Assoziationsrat EU-Republik Nordmazedonien
Themen: Der Stabilitäts- und Assoziationsrat EU-Republik Nordmazedonien kommt zu Beratungen zusammen. Infos

News

Beihilfen: Deutschland setzt sich durch

Bei staatlichen Beihilfen für Clean-Tech-Fabriken verschont die Kommission finanzstarke Mitgliedstaaten wie Deutschland in einem entscheidenden Punkt davon, mit anderen EU-Ländern kooperieren zu müssen. Das geht aus dem Beschluss zum Beihilferahmen TCTF hervor, den die Kommission gestern veröffentlicht hat. Nach einem ersten Entwurf wäre die Ansiedlung von Batteriefabriken in Deutschland künftig stark erschwert worden. Zugleich nahm die Kommission Änderungen an der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung an.

Die neue Regelung bezieht sich auf den Fall, dass ein EU-Staat die pauschale Höchstgrenze für Beihilfen überschreiten möchte, um bei der Förderung mit einem Nicht-Mitgliedstaat wie den USA gleichzuziehen. Anders als in einem ersten Entwurf soll dieses sogenannte Matching nicht mehr nur dann möglich sein, wenn der Betrieb in einem besonders benachteiligten A-Fördergebiet der europäischen Regionalförderung liegt oder mehrere EU-Staaten miteinander kooperieren. Gestattet ist das Matching nun auch für strukturschwache C-Fördergebiete, die es etwa im Osten Deutschlands gibt.

Batteriefabriken rufen Milliardensummen auf

Relevant sind Beihilfen jenseits der pauschalen Höchstgrenzen besonders für Batteriefabriken. Volkswagen hatte EU-Beamte laut einem Bericht der “Financial Times” vergangene Woche darauf hingewiesen, dass es für den Bau einer Gigafactory in den USA neun bis zehn Milliarden US-Dollar an Zuschüssen und Krediten nach dem Inflation Reduction Act (IRA) erhalten könne.

Das nun verabschiedete Temporary Crisis and Transition Framework (TCTF) lockert die Beihilferegeln für die Produktion von Schlüsseltechnologien in der EU. “Konkret können wir gezielt die Produktion von Batterien, Solarpanelen, Windturbinen, Wärmepumpen oder Elektrolyseuren fördern, und das deutlich umfassender als bislang”, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck. Darüber hinaus geht es um Ausrüstung für die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von CO2 (CCUS) sowie die Aufarbeitung und das Recycling kritischer Rohstoffe.

Bundesregierung wollte Kooperationsgebot abschwächen

In einer Konsultation hatte sich die Bundesregierung für eine Lockerung des Kooperationsgebots eingesetzt, auch Frankreich wollte Erleichterungen durchsetzen. Eine Gruppe von 14 kleineren und mittleren Mitgliedstaaten mahnte dagegen in einem Non-Paper, das Table.Media vorliegt, diese Woche zur Vorsicht. Der Binnenmarkt sei “eine der stolzesten Errungenschaften der Union”. Sie argumentierten, dass Änderungen der Beihilferegeln den fairen Wettbewerb nicht gefährden dürfen.

In einem zweiseitigen Text forderten die Unterzeichner – Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Irland, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Portugal, die Slowakei, Slowenien und Tschechien – außerdem eine “bessere Durchsetzung der bestehenden Vorschriften” und “weitere Fortschritte bei den drei Säulen der Bankenunion und der Vertiefung der Kapitalmarktunion“. Die mögliche Einrichtung eines europäischen Staatsfonds wurde nicht erwähnt. ber/Sérgio Aníbal

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Öl- und Gasproduzenten sollen CO₂-Speicher finanzieren

Bis 2030 sollen in den EU-Ländern zahlreiche Lagerstätten für verpresstes Kohlendioxid entstehen. Mindestens 50 Millionen Tonnen CO₂ sollen jährlich darin gelagert werden können. So fordert es die EU-Kommission laut einer aktuellen Version des Net Zero Industry Act, den sie kommende Woche vorstellen will. “Contexte” hatte den Entwurf eines Gesetzesvorschlags, der Europas Antwort auf den US-amerikanischen Inflation Reduction Act darstellen soll, veröffentlicht.

Mitgliedstaaten müssten genaue Daten über mögliche Lagerstätten veröffentlichen. Europäische Öl- und Gasproduzenten sollen zudem verpflichtet werden, einen Beitrag zum Erreichen dieses Ziels zu leisten. Je nach produzierter Menge sollen individuelle Beiträge für die Produzenten festgelegt werden. Details für die Bemessung stehen in dem Entwurf noch nicht.

Dabei können die Unternehmen selbst oder in Kooperation mit anderen Öl- und Gasproduzenten CO₂-Lagerstätten entwickeln oder entsprechende Projekte finanzieren. Diese Lagerstätten müssen jedoch bis 2030 funktionsfähig sein, heißt es in dem Entwurf. luk

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  • Net Zero Industry Act

Energieeffizienz-Richtlinie: Parlament und Rat streiten über Ambitionsniveau

Die Festlegung des Ambitionsniveaus beim Ziel, den Energieverbrauch zu senken, bleibt der strittigste Punkt im letzten Trilog zur Energieeffizienzrichtlinie (EED). Die Verhandlungen begannen am gestrigen Donnerstag um 14 Uhr und waren bei Redaktionsschluss noch nicht abgeschlossen.

“Das ist der schwierigste Punkt der Verhandlungen”, berichtet eine den Verhandlungen nahestehende Quelle. Die schwedische Ratspräsidentschaft hebt ihren Kompromissvorschlag hervor: eine Senkung des Energieverbrauchs in der EU bis 2030 um 11 bis 12 Prozent zu erreichen.

Das Ziel bleibt unter den vom EU-Parlament angestrebten 14,5 Prozent. Es nähert sich jedoch dem an, was die Kommission anstrebt, nämlich eine EU-weite Senkung des Energieverbrauchs um mindestens 13 Prozent im Vergleich zum Referenzszenario von 2020.

Kompromisse bei Energiearmut, Beheizung von Gebäuden, Energiesparzielen

In der Frage der Energiearmut habe man hingegen einen Kompromiss gefunden, heißt es weiter. Es geht darum, die am stärksten gefährdeten Haushalten zu unterstützen, berichtet die Quelle, ohne Details zu nennen. Auch in Bezug auf den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe für die Beheizung von Gebäuden bis 2030 gelang eine Einigung.

Zur Verbindlichkeit der Energiesparziele – ein Aspekt, auf den das Europäische Parlament drängt – wurde ein Kompromiss über die Einführung eines obligatorischen Monitorings durch die Mitgliedstaaten erzielt. Bei Redaktionsschluss war dies der Stand der Verhandlungen, die Ergebnisse können sich im Laufe der Nacht ändern, heißt es. cst

  • Energieeffizienz
  • Trilog

Simson drängt auf Aus für russisches LNG

Mitgliedstaaten und Unternehmen der Europäischen Union sollten keine neuen Verträge über den Kauf von russischem Flüssigerdgas (LNG) unterzeichnen, sagte gestern Energiekommissarin Kadri Simson. Die Energieabhängigkeit der EU von Moskau solle beendet werden. Die Kommission werde zudem vorschlagen, dass die EU-Länder ihr freiwilliges Ziel, den Gasverbrauch im Winter um 15 Prozent zu senken, bis zum nächsten Jahr verlängern.

Im vergangenen Jahr hat die EU rund zwei Drittel des russischen Gases ersetzt. Während Moskau jedoch die Pipeline-Gaslieferungen einschränkte, stiegen die Lieferungen von russischem Flüssigerdgas nach Europa im vergangenen Jahr von 16 auf 22 Milliarden Kubikmeter (bcm), wie aus einer von Reuters eingesehenen EU-Analyse hervorgeht.

“Wir können und sollten so schnell wie möglich vollständig auf russisches Gas verzichten, ohne unsere Versorgungssicherheit aus den Augen zu verlieren”, sagte EU-Energiekommissar Kadri Simson am Donnerstag nach einem Treffen im ITRE. “Ich fordere alle Mitgliedstaaten und Unternehmen auf, kein russisches LNG mehr zu kaufen und keine neuen Gasverträge mit Russland zu unterzeichnen, sobald die bestehenden Verträge ausgelaufen sind“, sagte Simson und fügte hinzu, dass dies anderen Lieferanten Planungssicherheit gebe. rtr

  • Erdgas
  • LNG

Zwölf EU-Staaten trommeln für E-Fuels

Auf Initiative von Tschechien treffen sich am Montag die Verkehrsminister von zwölf EU-Staaten, um einen Ausweg aus dem Streit um die Zulassung von E-Fuels für neue Pkw und leichte Nutzfahrzeuge nach 2035 im Rahmen der CO₂-Flottengrenzwerte zu finden. Die zwölf Länder sind neben Tschechien und Deutschland:

  • Finnland
  • Frankreich
  • Italien
  • Polen
  • Portugal
  • Rumänien
  • Slowenien
  • Slowakei
  • Spanien
  • Ungarn

Ursprünglich wollten die zwölf Mitgliedstaaten bei dem Treffen über die Schadstoffnorm Euro 7 reden und eine gemeinsame Position für die Abstimmungen im Rat verabreden. Doch nun geht es auch darum, einen Kompromiss zu finden, der den Einsatz von CO₂-neutral hergestellten E-Fuels bei Neuwagen über 2035 hinaus ermöglicht. Die meisten Länder, die bei dem Treffen dabei sind, verfügen über Auto- oder Zuliefererindustrie.

Der FDP-Teil der Bundesregierung hatte wenige Tage vor der finalen Abstimmung über die CO₂-Flottengrenzwerte und das Verbrenner-Aus 2035 eine Lösung für E-Fuels angemahnt. Falls die Kommission keinen Kompromiss vorlege, müsse sich Deutschland enthalten. mgr

  • E-Fuels
  • Euro 7
  • Europäischer Rat

Rat: Irin wird neue Generaldirektorin

Emer Finnegan ist ab April die neue Generaldirektorin des juristischen Dienstes im Rat. Gleichzeitig ist sie als juristische Beraterin des Europäischen Rates tätig. Ende 2015 wurde die Irin Direktorin im juristischen Dienst des Rates, von Oktober 2018 an war sie als Direktorin für die Rechtsfragen der Räte Wettbewerbsfähigkeit, Umwelt und Verkehr, Telekommunikation und Energie zuständig.

Der juristische Dienst des Rates ist dafür verantwortlich, die Rechtmäßigkeit und die redaktionelle Qualität von Rechtsakten sicherzustellen. Emer Finnegan ist dem juristischen Dienst 1999 beigetreten. Zuvor hatte sie Jura und Französisch in Galway studiert und Europäisches Recht in Brügge. Sie folgt auf Thérèse Blanchet, die seit November Generalsekretärin des Rates ist. mgr

  • Europäischer Rat

Lührmann lobt pro-europäische Ausrichtung Moldaus

Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Anna Lührmann, hat bei ihrem Besuch in der Republik Moldau die Anstrengungen der dortigen Führung gelobt. “Trotz des massiven Drucks und der Destabilisierungsversuche aus Russland” seien sowohl Regierung als auch Parlament und Gesellschaft entschieden pro-europäisch und leisteten viel bei der Aufnahme vieler Geflüchteter aus der Ukraine, sagte sie Table.Media. “Wir unterstützen die EU-Beitrittsperspektive für die Republik Moldau nachdrücklich.”

Lührmann war mit Kolleginnen aus sieben anderen europäischen Staaten in das Land mit seinen rund 2,5 Millionen Einwohnern gereist, das im Westen an die Ukraine grenzt. Die dortige Regierung drängt darauf, die Beitrittsverhandlungen noch in diesem Jahr zu beginnen. Staatspräsidentin Maia Sandu hatte zuletzt Russland vorgeworfen, einen Umsturz zu betreiben.

Georgiens Regierung zieht umstrittenes Gesetz zurück

In Georgien, im Beitrittsprozess noch einen Schritt hinter Moldau und der Ukraine, zog die Regierungspartei am Donnerstag nach tagelangen Protesten ihre Pläne für ein umstrittenes Gesetz für Nichtregierungsorganisationen zurück. Die Partei Georgischer Traum erklärte, sie wolle so eine Konfrontation in der Gesellschaft vermeiden.

Das Vorhaben sah vor, Organisationen, die mindestens 20 Prozent ihrer finanziellen Mittel aus dem Ausland erhalten, unter Aufsicht durch das Justizministerium gestellt werden. Die Vertreter der NGO sollten als “ausländische Agenten” eingestuft werden. Bei Verstößen waren drakonische Geldstrafen vorgesehen. EU-Kommission und Bundesregierung reagierten mit Erleichterung. tho/rtr

  • EU-Beitritt
  • Europapolitik
  • Georgien
  • Moldau

Presseschau

EU vereinfacht Staatshilfe für Unternehmen ZEIT
EU warnt vor Fabrikschließungen wegen IRA – von der Leyen reist nach Washington HANDELSBLATT
EU and US eye way ahead on green subsidies tiff DW
Blockade des Verbrenner-Aus – EU-Partner: Berlin begeht “Vertrauensbruch” ZDF
EU-Kommission und Deutschland nähern sich bei E-Fuels an HANDELSBLATT
Tschechien schmiedet Allianz gegen Verbrenner-Aus SPIEGEL
Europa: Auch nächsten Winter ist Energiesparen angesagt EURONEWS
Germany ‘not opposed’ to nuclear-made hydrogen, says will import from France EURACTIV
Neue Technikprobleme bremsen französische Atomkraftwerke aus SPIEGEL
Zugunglück mit 57 Toten: Griechenland ermittelt gegen weitere Bahnmitarbeiter TAGESSPIEGEL
Faeser unter Druck: Innenministerin verlangt Rückkehr zu Dublin-Regeln TAGESSPIEGEL
Georgien zieht geplantes “Agenten-Gesetz” nach Protesten zurück DW
Recht auf Reparatur: Der lange Wunschzettel an die EU-Kommission NETZPOLITIK
China kritisiert niederländische Exportbeschränkung für Halbleiter DERSTANDARD
EU to test financial system’s ability to help cut carbon emissions REUTERS
ECB tells banks to run cyber stress tests after rise in hacker attacks FT
Kritik aus EU-Parlament: Schwedische Ratspräsidentschaft verhindert E-Privacy HEISE
EU-Kommission für Ende der Ausnahmen für verbotene Pestizide EURACTIV

Kolumne

What’s cooking in Strasbourg? Schwedisches Rätsel

Von Claire Stam
Schwarz-weiß Portrait von Claire Stam

Also, los geht’s mit den Akronymen:

  • In der kommenden Plenarwoche in Straßburg geht es erst mal um die ESR. Das steht für Effort Sharing Regulation, also die Aufteilung der Anstrengungen zwischen den Mitgliedstaaten, ihre Emissionen zu reduzieren.
  • Dann kommt die MSR, was für Market Stability Reserve steht, auf Deutsch: Marktstabilitätsreserve im Emissionshandel. Dieses Instrument zielt darauf, Preisstabilität für Produktionsanlagen zu schaffen, die unter das EU-Emissionshandelssystem fallen. Es soll Sicherheit und Vertrauen bei Anlegern schaffen, damit sie in grüne Technologien und Energieeffizienz investieren können.
  • Und schließlich kommt die Königin des Akronyms: LULUCF. Es steht für Land Use, Land-Use Change and Forestry. Was dieser Name nicht sagt: Dabei geht es um den Beitrag von Landnutzung und Forstwirtschaft zum Klimaschutz, das heißt um die Nutzung von Böden, Bäumen, Pflanzen, Biomasse und Holz. Dieser Sektor ist besonders, weil er sowohl Kohlenstoff binden als auch Treibhausgase (Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid) emittieren kann.

    Hier wollen wir nun ein wenig verweilen.

Liese: Neben ETS das wichtigste Element von Fit for 55

Für den Europaabgeordneten Peter Liese (CDU), der den mittlerweile berühmten “Jumbo-Trilog” geführt hat, ist LULUCF “neben dem ETS eigentlich das wichtigste Element des ganzen Fit-for-55 Pakets”. Denn eine Einigung nächste Woche in Straßburg würde der Europäischen Union ermöglichen, das Klimaziel von 55 Prozent auf 57 Prozent zu erhöhen.

Warum das so ist? Dazu müssen wir zurück zur COP27 in Sharm el-Sheikh blicken. Der für den Green Deal zuständige Vizepräsident der Europäischen Kommission, Frans Timmermans, hatte dort angekündigt, dass die EU bereit sei, einen neuen Klimaplan (auch NDC genannt) vorzulegen, der das Ziel der Reduzierung der Nettoemissionen zwischen 1990 und 2030 auf “mindestens 57 Prozent” anheben würde.

Das sind zwei Prozentpunkte mehr als das vom Europäischen Rat Ende 2020 angenommene Ziel (55 Prozent) und 17 Prozentpunkte mehr als das ursprüngliche Ziel der EU, das der UNFCCC übermittelt wurde (40 Prozent).

LULUCF macht’s möglich. Die vorläufige Einigung zwischen Rat und Parlament, die im November letzten Jahres erreicht wurde, sieht Folgendes vor: 310 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent als Nettoaufnahme muss die Europäische Union bis zum Jahr 2030 im LULUCF-Sektor erreichen. Das bedeutet, dass die Klimawirkung des LULUCF sehr stark ist, viel stärker etwa als beim Verkehrssektor, wie Peter Liese zusammenfasst.

Einige Tonnen über dem Ziel der alten Bundesregierung

“Ich möchte klarmachen, dass das sehr ambitionierte Ziele sind”, fügte Lieses Parteifreund und LULUCF-Berichterstatter Norbert Lins hinzu. “Wir sind derzeit bei rund 215 Millionen Tonnen. Das heißt also, dass wir die nächsten sieben Jahre rund 50 Prozent drauflegen müssen, um diese 310 Millionen Tonnen zu erreichen.”

Für die Böden in Deutschland bedeutet das, dass sie bis zum Jahr 2030 rund 31 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent aufnehmen müssen. “Das sind einige Tonnen mehr, als die alte Bundesregierung in ihrem Ziel festgeschrieben hat. Die hatten 25 Millionen Tonnen bis 2030 vorgesehen und jetzt haben wir das noch mal um 6 Millionen Tonnen angehoben”, sagte Lins.

Weil es nun konkret wird, nimmt die politische Auseinandersetzung um diese bis jetzt untergeordneten Dossiers an Fahrt auf. Zwei Fronten machen sich bereit: Verbände aus den Landwirtschaft- und Forstsektoren, für die die Ziele zu ambitioniert sind, auf der einen Seite und Umweltorganisationen, die sich ambitioniertere Ziele wünschen.

Schwedisches Rätsel

Weil Schweden bis zum Sommer die Ratspräsidentschaft innehat, führt Stockholm die Verhandlungen. Nur: Schweden ist ein Land, dessen Staatsgebiet zu 70 Prozent aus Wald besteht. Es ist einer der größten Holzexporteure der Welt. In Brüssel fragt man sich, wie sich Stockholm verhalten wird. Eher protektionistisch und auf maximale Holzproduktion drängend?

Wichtig ist hier festzustellen, dass Schweden zugleich ein ehrgeiziges Ziel der CO₂-Neutralität bis zum Jahr 2045 hat, dank der enormen Kohlenstoffaufnahmen, die seine Wälder ermöglichen. Frankreich etwa wäre nicht in der Lage, seine Emissionen bis zu diesem Zeitpunkt um 85 Prozent zu senken, so wie es Schweden vorschlägt.

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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    den wichtigsten Job in der EU besetzt mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine Deutsche. Auch in anderen entscheidenden Positionen auf EU-Ebene war Deutschland bislang gut aufgestellt. Doch nun verabschieden sich viele von ihren Topjobs – etwa Klaus Welle, bis Ende 2022 Generalsekretär des Europaparlaments, Helga Schmid, vier Jahre lang Generalsekretärin des Auswärtigen Diensts, und aktuell Werner Hoyer, der bis zum Jahresende seinen Posten als EIB-Präsident zur Verfügung stellen will. Deutschland wird künftig weniger gut auf der EU-Bühne vertreten sein – und die Ampelkoalition könne kaum etwas dagegen tun, analysieren Christof Roche und Markus Grabitz

    Bereits seit mehr als einem Jahr beschäftigt sich das Europäische Parlament mit der Gesetzgebung zur Künstlichen Intelligenz (AI Act). Doch die Abgeordneten haben sich noch immer nicht auf eine Definition geeinigt. Die Popularität der KI ChatGPT erhöht nun den Druck, wie Corinna Visser berichtet. Ihr ausführliches Interview mit Dragoş Tudorache (Renew), Ko-Berichterstatter für den AI Act im LIBE-Ausschuss, lesen Sie hier.

    Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wird heute von US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus empfangen. Es wird erwartet, dass beide eine Zusammenarbeit bei Rohstoffen vereinbaren, die europäischen Batterieherstellern Zugang zu einigen der Vorteile des Inflation Reduction Act gibt.

    Zugleich sucht die EU nach eigenen Antworten auf das milliardenschwere US-Investitionsprogramm. Das nun verabschiedete Temporary Crisis and Transition Framework (TCTF) lockert die Beihilferegeln für die Produktion von Schlüsseltechnologien in der EU. “Konkret können wir gezielt die Produktion von Batterien, Solarpanelen, Windturbinen, Wärmepumpen oder Elektrolyseuren fördern, und das deutlich umfassender als bislang”, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck. Mehr erfahren Sie in den News.

    Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins Wochenende!

    Ihre
    Sarah Schaefer
    Bild von Sarah  Schaefer

    Analyse

    Deutschland verliert Einfluss in der EU

    Lange war Deutschland als einwohner- und wirtschaftsstärkstes Mitgliedsland in Europa gut auf der europäischen Bühne vertreten. Besonders stark war Deutschland im Finanzsektor, im Auswärtigen Dienst und in der Parlamentsverwaltung aufgestellt. Mit Ursula von der Leyen kommt die Kommissionspräsidentin aus Deutschland und besetzt damit den bei weitem wichtigsten Job in der EU.

    Einen deutschen Pass haben oder hatten die Chefs in der Europäischen Investitionsbank (EIB), dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und beim Bankenabwicklungsausschuss (SRB). Dazu die Generalsekretäre im Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD) sowie im Europaparlament.

    Doch inzwischen ist der deutsche Einfluss geschrumpft. Klaus Welle, der von 2009 bis Ende 2022 Generalsekretär des Europaparlaments war, hat Platz gemacht für den Italiener Alessandro Chiocchetti. Helga Schmid, vier Jahre lang Generalsekretärin des Auswärtigen Diensts, ist in gleicher Funktion zur OSZE gegangen. Elke König hat die Abwicklungsbehörde für notleidende Banken (SRB) verlassen und wurde durch den Franzosen Dominique Laboureix ersetzt. Klaus Regling, langjähriger Chef des Euro-Rettungsschirms, hat sich ebenfalls verabschiedet. Heute wird der Stabilitätsmechanismus vom Luxemburger Pierre Gramegna geleitet.

    Deutscher verlässt die Hausbank der EU

    Und jüngst hat Werner Hoyer, seit 2012 an der Spitze der EU-Hausbank EIB, ebenfalls verkündet, spätestens zum Jahresende seinen Posten zur Verfügung zu stellen. Dass Deutschland die Führung bei dem Bankenpowerhaus behalten kann, gilt als sehr unwahrscheinlich.

    Deutschland könnte zwar – formal ist das möglich – einen neuen eigenen Kandidaten in Stellung bringen. Aber nach zwei Mandaten, wie jetzt bei Hoyer, ist in der Regel ein anderes Land an der Reihe. Erste starke Namen werden bereits gehandelt: die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calviño und die Vizepräsidentin der Kommission, Margrethe Vestager.

    Will Theurer zur EIB?

    Auch Italien könnte Anspruch auf den Posten an der Spitze der EIB erheben. Das EU-Gründungsland besetzt derzeit keines der Spitzenämter auf EU-Ebene. Völlig wird Deutschland aber den Einfluss in der EU-Bank nicht verlieren. Berlin hat im Präsidium stets einen Platz sicher. Interesse an einem Wechsel nach Luxemburg auf den Job des Vizepräsidenten in der EIB wird dem Liberalen Michael Theurer nachgesagt, parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium.

    So zeichnet sich ab, dass Ursula von der Leyen ab dem kommenden Jahr die einzige Spitzenvertreterin mit deutschem Pass auf der EU-Bühne sein wird. Gemessen an der Größe des Landes und der wirtschaftlichen Bedeutung wäre Deutschland damit schlecht vertreten.

    Karten werden 2024 neu gemischt

    2024 wird es Veränderungen geben. Das EU-Spitzenpersonal setzt sich nach der Europawahl im Mai neu zusammen. Nicht nur im Parlament, auch in der Kommission und in anderen Institutionen kommt es zum Stühlerücken. Sobald sich das Parlament in der neuen Zusammensetzung konstituiert, wird zunächst der neue Parlamentspräsident gewählt.  

    Seitdem Martin Schulz (SPD) die Bühne als Parlamentspräsident souverän zu nutzen wusste und damit EU-weit Bekanntheit erlangte, gilt der an sich eher repräsentative Job als hochattraktiv. Derzeit wird er von der Malteserin Roberta Metsola ausgeübt. Sie hat es geschafft, sich als mögliche Spitzenkandidatin der christdemokratischen Parteienfamilie EVP in Stellung zu bringen.

    Allerdings hat der Job ein Manko: Die beiden großen Parteienfamilien, Christdemokraten und Sozialisten, teilen sich die Amtszeit. Wer das Amt erobert, der hat nur zweieinhalb Jahre Zeit, um Profil zu gewinnen. In dieser Wahlperiode wäre EVP-Fraktionschef Manfred Weber (CSU) gern Parlamentspräsident geworden. Nachdem er nun aber auch die Parteienfamilie führt, dürfte er nicht noch einmal einen Anlauf unternehmen.

    Wer wird Chef im Rat?

    Mehr Einfluss hat da schon der Präsident des Europäischen Rates. Er bereitet die Gipfel-Agenda vor, richtet die Gipfel aus und bestimmt im Zusammenwirken mit den EU-Staats- und Regierungschefs die strategische Ausrichtung der EU. Allerdings gilt das ungeschriebene Gesetz, dass der ständige Ratspräsident zuvor selbst in seinem Land Staats- oder Regierungschef gewesen sein muss. Sonst, heißt es, fehle ihm die Autorität, um im Kreis der “Chefs” Gehör zu finden.

    Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Deutschland den nächsten ständigen Ratspräsidenten stellt: Gerhard Schröder und Angela Merkel haben kein Interesse, wobei Schröder inzwischen auch nicht mehr infrage käme. Bleibt noch der amtierende Kanzler Olaf Scholz, aber das gilt zumindest aktuell als ausgeschlossen.

    Franzosen führen Banken

    Weitere Spitzenämter wie der Chefsessel in der Europäischen Zentralbank (EZB) oder die Führung in der Osteuropabank stehen im Moment nicht zur Disposition. Beide sind übrigens von Franzosen besetzt – Christine Lagarde und Odile Renaud-Basso.

    Damit ist absehbar, dass es für die Deutschen auf dem EU-Parkett einsam wird und Ursula von der Leyen als einzige deutsche Spitzenpolitikerin auf Brüsseler Bühne übrig bleibt. Es zeichnen sich auch kaum Möglichkeiten für die Ampelregierung ab, in Brüssel, Straßburg und Luxemburg eigene Parteifreunde in Spitzenpositionen zu hieven. Lediglich die Grünen haben die Perspektive, den deutschen Kommissar zu stellen. Das ist im Koalitionsvertrag festgehalten. Es gilt allerdings nur, wenn die amtierende deutsche Kommissionspräsidentin nicht in die zweite Amtszeit ginge.

    Will von der Leyen den Knochenjob weitermachen?

    Wie es in Brüssel heißt, hat Ursula von der Leyen für sich noch nicht entschieden, ob sie weitermachen will. Der Job an der Spitze der Kommission mit ihren über 30.000 Beamten ist mindestens so zeitraubend wie der des Kanzlers. Am Ende einer zweiten Amtszeit wäre von der Leyen 71. Womöglich entscheidet sie sich für die Familie, statt den Knochenjob noch einmal zu machen.

    Bisher lässt Olaf Scholz offen, ob von der Leyen die Unterstützung der Bundesregierung hätte. Vielleicht wäre es Scholz gar nicht unrecht, wenn auch nach 2024 die CDU-Politikerin an der Spitze der Kommission wäre. Das Interesse der SPD, einen grünen Kommissar nach Brüssel zu schicken, dürfte begrenzt sein.

    Außerdem: Wenn Scholz von der Leyen die Unterstützung verweigern würde, müsste er sich auf Breitseiten von der Union gefasst machen. Sie würde der Ampel vorwerfen, aus parteitaktischem Kalkül heraus für Deutschland den Topjob in Europa verspielt zu haben – zu einer Zeit, in der andere Posten in der ersten Reihe auf der EU-Bühne nicht zur Verfügung stehen. Mit Markus Grabitz

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    AI Act: Suche nach einer Definition

    Während die Öffentlichkeit erst seit wenigen Monaten über das Sprachmodell ChatGPT diskutiert, beschäftigt sich das Europäische Parlament bereits seit mehr als einem Jahr mit der Gesetzgebung zur Künstlichen Intelligenz (AI Act). Doch erst jetzt sind die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und die potenziellen Gefahren von KI mit ChatGPT ins Bewusstsein vieler Menschen gerückt. Muss die Diskussion in den Ausschüssen nach dem Erscheinen von ChatGPT gänzlich neu geführt werden?

    Der Ko-Berichterstatter für den AI Act aus dem LIBE-Ausschuss, Dragoş Tudorache (Renew), meint nein. “Wir hatten von Anfang an festgestellt, dass wir einen Weg finden müssen, um mit dem umzugehen, was generell als General Purpose AI (GPAI) bezeichnet wird“, sagte Tudorache im Gespräch mit Table.Media. Änderungen am Text wird es dennoch geben.

    Der Erfolg von ChatPGT hatte Einfluss auf die Beratungen

    Allerdings ist noch offen, welche das sein werden. Denn obwohl die Parlamentarier sich von Beginn an auch mit der Frage beschäftigt hatten, wie GPAI in den Gesetzestext einfließen soll, haben Sie immer noch keine Einigung über die Definition von KI und den Anwendungsbereich des Gesetzes erzielt.

    Die Kommission hatte nicht vorgesehen, dass KI, die zu keinem bestimmten, sondern für vielfältige Zwecke entwickelt wird (Allzweck-KI oder GPAI) in das Regelwerk einzubeziehen. “Wir haben erkannt, dass wir es nicht ignorieren können – das wurde durch den enormen Erfolg von ChatGPT und dessen Relevanz bewiesen“, sagt Tudorache.

    Im Januar hatte die EVP einen initialen Vorschlag gemacht, welche Anpassungen sie im Gesetz im Hinblick auf Technologien wie ChatGPT für nötig hält. Doch bis jetzt haben die Berichterstatter noch keinen Text vorgelegt, der diese Änderungsvorschläge berücksichtigt. Derzeit finden zwar Meetings auf technischer Ebene statt. Ein Treffen der Schattenberichterstatter in dieser Woche wurde jedoch abgesagt. Einen neuen Termin gibt es noch nicht.

    Der Stand der Verhandlungen ist unklar

    So besteht weiter Unklarheit über den Stand der politischen Verhandlungen. Während deutsche EU-Abgeordnete in einem Hintergrundgespräch den Eindruck erweckten, als sei noch nichts fertig verhandelt, sieht das der Berichterstatter anders. “Die einzigen Teile, die noch offen für Diskussionen sind, betreffen Definition und Anwendungsbereich“, sagt Tudorache. “Und wir machen noch einige Anpassungen an den Artikeln 5 und 6 zu den verbotenen und hochriskanten Praktiken. Der Rest des Textes ist größtenteils fertiggestellt.”

    Die Diskussion um die Definition ist zentral, da es hier darum geht, welche Anwendungen von dem Gesetz erfasst werden. Immer wieder war zu hören, die Berichterstatter wollten sich an der OECD-Definition von KI orientieren. Dem widerspricht Tudorache: “Die Definition ist unsere. Wir haben nicht nach anderen Organisationen oder Definitionen als Inspiration gesucht. Wir haben uns auf die Elemente konzentriert, die wir für entscheidend halten.” Erst im letzten Stadium habe man festgestellt, dass es für die Betroffenen einfacher sein werde, die Definition zu akzeptieren, wenn sie mit den Definitionen andere Organisationen abgeglichen ist.

    EVP findet Orientierung an OECD-Definition gut

    “Wir müssen die Definition so formulieren, dass sie von anderen globalen Partnern verstanden wird, weil Unternehmen aus anderen Teilen der Welt auch mit dieser Gesetzgebung arbeiten müssen, wenn sie in Europa bleiben oder weiterhin in den europäischen Markt investieren wollen”, sagt Tudorache. Die Definition stehe also derzeit noch zur Diskussion. Und sie werde sicher als Letztes fertig werden.

    Vor allem die EVP fände es gut, sich an der OECD-Definition zu orientieren. Doch es gibt gar keine aktuelle OECD-Definition, da die Organisation sie gerade überarbeitet. Dagegen hat im Januar das National Institute of Standards and Technology (NIST) in den USA eine Definition vorgelegt. Auch auf diese schauen die Berichterstatter.

    Das National Institute of Standards and Technology definiert ein KI-System als:

    • ein technisches (engineered) oder maschinenbasiertes System,
    • das für eine gegebene Reihe von Zielen
    • Ergebnisse wie Vorhersagen, Empfehlungen oder Entscheidungen erzeugen kann,
    • die reale oder virtuelle Umgebungen beeinflussen.
    • KI-Systeme sind so konzipiert, dass sie mit unterschiedlichem Grad an Autonomie arbeiten.

    Über jeden dieser Punkte ließe sich diskutieren. So sind etwa die Grünen nicht glücklich mit der Formulierung, “die reale oder virtuelle Umgebungen beeinflussen”. Was ist mit Emotionserkennung? Fällt diese darunter oder fällt sie dann ganz aus der Regulierung raus? Es gibt noch viel zu diskutieren.

    Noch kein Termin für das nächste politische Treffen

    Nur einen Zeitplan gibt es dafür im Moment nicht mehr. Es ist noch kein neuer Termin für die Schattenberichterstatter angesetzt “Ich hoffe, dass wir nächsten Monat die Verhandlungen abschließen können”, sagt Tudorache. Andere halten das für illusorisch. Auch der Berichterstatter räumt ein: “Ich möchte keine Schätzungen mehr abgeben – das habe ich zuvor getan und lag falsch. Wichtig ist, dass wir es richtig machen.”

    So sieht das auch seine Fraktionskollegin, die deutsche EU-Abgeordnete Svenja Hahn (FDP), die nichts überstürzen will. “Denn ich halte das Gesetz für sehr entscheidend und es ist noch nicht ausgemacht, in welche Richtung es geht”, sagt Hahn. “Wenn wir es schaffen, einen klugen Gesetzesvorschlag zu machen, dann können wir tatsächlich die Europäische Union zu einem attraktiven Standort für technologische Innovationen machen.” Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

    Das ausführliche Gespräch mit Dragoş Tudorache können Sie hier nachlesen.

    • Digitalpolitik
    • Künstliche Intelligenz
    • Künstliche Intelligenz-Verordnung

    EU-Monitoring

    13.03.-14.03.2023
    Rat der EU: Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz
    Themen: Gedankenaustausch zum Europäischen Semester 2023 und zur Strategie der EU für globale Gesundheit, Informationen der Kommission zum Bericht der hochrangigen Expertengruppe zur Zukunft des Sozialschutzes und des Sozialstaats in der EU. Vorläufige Tagesordnung

    13.03.2023 – 10:00 Uhr
    Euro-Gruppe
    Themen: Makroökonomische und finanzpolitische Entwicklungen im Euroraum (einschließlich der politischen Leitlinien für 2024), Vorbereitung internationaler Treffen (einschließlich der Wechselkursentwicklungen und der Nachbesprechung des G7-Treffens der Finanzminister und Zentralbankpräsidenten im Februar), Inflationsentwicklung im Euroraum und in den Mitgliedstaaten. Vorläufige Tagesordnung

    13.03.2023 – 17:00-22:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Fit für 55, Gebäude-Energieeffizienz, Politikkohärenz
    Themen: Aussprache zu den Ergebnissen der Verhandlungen über das Fit-für-55-Paket, Aussprache zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, Aussprache zur Politikkohärenz im Interesse der Entwicklung. Vorläufige Tagesordnung

    14.03.2023
    Wöchentliche Kommissionssitzung
    Themen: Net Zero Industry Act, Europäisches Gesetz über kritische Rohstoffe. Vorläufige Tagesordnung

    14.03.2023 – 09:00-22:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Datengesetz, Anpassung Globalisierung, Beziehungen EU-Armenien
    Themen: Aussprache zum Datengesetz, Abstimmung zur Inanspruchnahme des Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung, Aussprache zur Beziehungen zwischen der EU und Armenien. Vorläufige Tagesordnung

    14.03.2023 – 10:00 Uhr
    Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
    Themen: Gedankenaustausch zur wirtschaftlichen Erholung in Europa, zu den finanzpolitischen Leitlinien für 2024 und zu den wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen der Aggression Russlands gegen die Ukraine. Vorläufige Tagesordnung

    15.03.2023 – 09:00-22:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Europäischer Rat, Abkommen EU-USA, Menschenrechte
    Themen: Aussprache zur Vorbereitung der Tagung des Europäischen Rates am 23./24. März, Abstimmung zum Abkommen zwischen der EU und den USA über die Änderung der Zugeständnisse für alle in der EU-Liste CLXXV aufgeführten Zollkontingente, Aussprache über Fälle von Verletzungen der Menschenrechte, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Vorläufige Tagesordnung

    16.03.2023
    Stabilitäts- und Assoziationsrat EU-Albanien
    Themen: Der Stabilitäts- und Assoziationsrat EU-Albanien kommt zu Beratungen zusammen. Infos

    16.03.2023
    Kommissionssitzung
    Themen: Überarbeitung der Reform des EU-Strombinnenmarktdesigns, Der Binnenmarkt zum 30., Langfristige Wettbewerbsstrategie. Vorläufige Tagesordnung

    16.03.2023
    EuGH-Schlussanträge zur Erstellung von Score-Werten durch private Wirtschaftsauskunfteien sowie zur Datenspeicherung bei privaten Wirtschaftsauskunfteien
    Themen: Eine Betroffene, die die Löschung ihrer Ansicht nach falscher Eintragungen sowie Auskunft über die über sie gespeicherten Daten bei der Schufa begehrt, wandte sich an den Hessischen Datenschutzbeauftragten. Dieser lehnte ihr Begehren ab, da die Schufa bei der Berechnung des Bonitätswertes den Anforderungen des Bundesdatenschutzgesetzes in der Regel genüge. Das von der Betroffenen angerufene Verwaltungsgericht Wiesbaden ersucht den Gerichtshof in dieser Sache um Auslegung der Datenschutzgrundverordnung 2016/679. Vorabentscheidungsersuchen

    16.03.2023
    EuGH-Schlussanträge zu staatlichen Beihilfen an grenznahe norddeutsche Getränkehändler
    Themen: Die Kommission stellte mit Beschluss vom 4. Oktober 2018 fest, dass die Nichterhebung eines Pfands auf bestimmte Verpackungen von Getränken, die in grenznahen deutschen Geschäften an in Dänemark ansässige Kunden verkauft werden, keine staatliche Beihilfe darstelle. Auf die Klage des Berufsverbands Dansk Erhverv erklärte das Gericht der EU diesen Beschluss mit Urteil vom 9. Juni 2021 für nichtig (siehe Pressemitteilung Nr. 97/21). Die Kommission sowie die Interessengemeinschaft der Grenzhändler (IGG) haben dieses Urteil im Wege von Rechtsmitteln vor dem Gerichtshof angefochten. Rechtsmittelgründe

    16.03.2023 – 09:00-16:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Bürgerinitiative, Abstimmungen, Große Anfragen
    Themen: Aussprache zur europäischen Bürgerinitiative “Bienen und Bauern retten! Eine bienenfreundliche Landwirtschaft für eine gesunde Umwelt”, verschiedene Abstimmungen, Aussprachen zu Großen Anfragen. Vorläufige Tagesordnung

    16.03.2023 – 09:30 Uhr
    Rat der EU: Umwelt
    Themen: Aussprache zur Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle, Aussprache zur Verordnung zur Schaffung eines EU-Zertifizierungsrahmens für Kohlenstoff-Abbau, Gedankenaustausch zur Ökologisierung des Europäischen Semesters. Vorläufige Tagesordnung

    17.03.2023
    Stabilitäts- und Assoziationsrat EU-Republik Nordmazedonien
    Themen: Der Stabilitäts- und Assoziationsrat EU-Republik Nordmazedonien kommt zu Beratungen zusammen. Infos

    News

    Beihilfen: Deutschland setzt sich durch

    Bei staatlichen Beihilfen für Clean-Tech-Fabriken verschont die Kommission finanzstarke Mitgliedstaaten wie Deutschland in einem entscheidenden Punkt davon, mit anderen EU-Ländern kooperieren zu müssen. Das geht aus dem Beschluss zum Beihilferahmen TCTF hervor, den die Kommission gestern veröffentlicht hat. Nach einem ersten Entwurf wäre die Ansiedlung von Batteriefabriken in Deutschland künftig stark erschwert worden. Zugleich nahm die Kommission Änderungen an der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung an.

    Die neue Regelung bezieht sich auf den Fall, dass ein EU-Staat die pauschale Höchstgrenze für Beihilfen überschreiten möchte, um bei der Förderung mit einem Nicht-Mitgliedstaat wie den USA gleichzuziehen. Anders als in einem ersten Entwurf soll dieses sogenannte Matching nicht mehr nur dann möglich sein, wenn der Betrieb in einem besonders benachteiligten A-Fördergebiet der europäischen Regionalförderung liegt oder mehrere EU-Staaten miteinander kooperieren. Gestattet ist das Matching nun auch für strukturschwache C-Fördergebiete, die es etwa im Osten Deutschlands gibt.

    Batteriefabriken rufen Milliardensummen auf

    Relevant sind Beihilfen jenseits der pauschalen Höchstgrenzen besonders für Batteriefabriken. Volkswagen hatte EU-Beamte laut einem Bericht der “Financial Times” vergangene Woche darauf hingewiesen, dass es für den Bau einer Gigafactory in den USA neun bis zehn Milliarden US-Dollar an Zuschüssen und Krediten nach dem Inflation Reduction Act (IRA) erhalten könne.

    Das nun verabschiedete Temporary Crisis and Transition Framework (TCTF) lockert die Beihilferegeln für die Produktion von Schlüsseltechnologien in der EU. “Konkret können wir gezielt die Produktion von Batterien, Solarpanelen, Windturbinen, Wärmepumpen oder Elektrolyseuren fördern, und das deutlich umfassender als bislang”, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck. Darüber hinaus geht es um Ausrüstung für die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von CO2 (CCUS) sowie die Aufarbeitung und das Recycling kritischer Rohstoffe.

    Bundesregierung wollte Kooperationsgebot abschwächen

    In einer Konsultation hatte sich die Bundesregierung für eine Lockerung des Kooperationsgebots eingesetzt, auch Frankreich wollte Erleichterungen durchsetzen. Eine Gruppe von 14 kleineren und mittleren Mitgliedstaaten mahnte dagegen in einem Non-Paper, das Table.Media vorliegt, diese Woche zur Vorsicht. Der Binnenmarkt sei “eine der stolzesten Errungenschaften der Union”. Sie argumentierten, dass Änderungen der Beihilferegeln den fairen Wettbewerb nicht gefährden dürfen.

    In einem zweiseitigen Text forderten die Unterzeichner – Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Irland, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Portugal, die Slowakei, Slowenien und Tschechien – außerdem eine “bessere Durchsetzung der bestehenden Vorschriften” und “weitere Fortschritte bei den drei Säulen der Bankenunion und der Vertiefung der Kapitalmarktunion“. Die mögliche Einrichtung eines europäischen Staatsfonds wurde nicht erwähnt. ber/Sérgio Aníbal

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    Öl- und Gasproduzenten sollen CO₂-Speicher finanzieren

    Bis 2030 sollen in den EU-Ländern zahlreiche Lagerstätten für verpresstes Kohlendioxid entstehen. Mindestens 50 Millionen Tonnen CO₂ sollen jährlich darin gelagert werden können. So fordert es die EU-Kommission laut einer aktuellen Version des Net Zero Industry Act, den sie kommende Woche vorstellen will. “Contexte” hatte den Entwurf eines Gesetzesvorschlags, der Europas Antwort auf den US-amerikanischen Inflation Reduction Act darstellen soll, veröffentlicht.

    Mitgliedstaaten müssten genaue Daten über mögliche Lagerstätten veröffentlichen. Europäische Öl- und Gasproduzenten sollen zudem verpflichtet werden, einen Beitrag zum Erreichen dieses Ziels zu leisten. Je nach produzierter Menge sollen individuelle Beiträge für die Produzenten festgelegt werden. Details für die Bemessung stehen in dem Entwurf noch nicht.

    Dabei können die Unternehmen selbst oder in Kooperation mit anderen Öl- und Gasproduzenten CO₂-Lagerstätten entwickeln oder entsprechende Projekte finanzieren. Diese Lagerstätten müssen jedoch bis 2030 funktionsfähig sein, heißt es in dem Entwurf. luk

    • CO2-Speicher
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    • Klima & Umwelt
    • Net Zero Industry Act

    Energieeffizienz-Richtlinie: Parlament und Rat streiten über Ambitionsniveau

    Die Festlegung des Ambitionsniveaus beim Ziel, den Energieverbrauch zu senken, bleibt der strittigste Punkt im letzten Trilog zur Energieeffizienzrichtlinie (EED). Die Verhandlungen begannen am gestrigen Donnerstag um 14 Uhr und waren bei Redaktionsschluss noch nicht abgeschlossen.

    “Das ist der schwierigste Punkt der Verhandlungen”, berichtet eine den Verhandlungen nahestehende Quelle. Die schwedische Ratspräsidentschaft hebt ihren Kompromissvorschlag hervor: eine Senkung des Energieverbrauchs in der EU bis 2030 um 11 bis 12 Prozent zu erreichen.

    Das Ziel bleibt unter den vom EU-Parlament angestrebten 14,5 Prozent. Es nähert sich jedoch dem an, was die Kommission anstrebt, nämlich eine EU-weite Senkung des Energieverbrauchs um mindestens 13 Prozent im Vergleich zum Referenzszenario von 2020.

    Kompromisse bei Energiearmut, Beheizung von Gebäuden, Energiesparzielen

    In der Frage der Energiearmut habe man hingegen einen Kompromiss gefunden, heißt es weiter. Es geht darum, die am stärksten gefährdeten Haushalten zu unterstützen, berichtet die Quelle, ohne Details zu nennen. Auch in Bezug auf den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe für die Beheizung von Gebäuden bis 2030 gelang eine Einigung.

    Zur Verbindlichkeit der Energiesparziele – ein Aspekt, auf den das Europäische Parlament drängt – wurde ein Kompromiss über die Einführung eines obligatorischen Monitorings durch die Mitgliedstaaten erzielt. Bei Redaktionsschluss war dies der Stand der Verhandlungen, die Ergebnisse können sich im Laufe der Nacht ändern, heißt es. cst

    • Energieeffizienz
    • Trilog

    Simson drängt auf Aus für russisches LNG

    Mitgliedstaaten und Unternehmen der Europäischen Union sollten keine neuen Verträge über den Kauf von russischem Flüssigerdgas (LNG) unterzeichnen, sagte gestern Energiekommissarin Kadri Simson. Die Energieabhängigkeit der EU von Moskau solle beendet werden. Die Kommission werde zudem vorschlagen, dass die EU-Länder ihr freiwilliges Ziel, den Gasverbrauch im Winter um 15 Prozent zu senken, bis zum nächsten Jahr verlängern.

    Im vergangenen Jahr hat die EU rund zwei Drittel des russischen Gases ersetzt. Während Moskau jedoch die Pipeline-Gaslieferungen einschränkte, stiegen die Lieferungen von russischem Flüssigerdgas nach Europa im vergangenen Jahr von 16 auf 22 Milliarden Kubikmeter (bcm), wie aus einer von Reuters eingesehenen EU-Analyse hervorgeht.

    “Wir können und sollten so schnell wie möglich vollständig auf russisches Gas verzichten, ohne unsere Versorgungssicherheit aus den Augen zu verlieren”, sagte EU-Energiekommissar Kadri Simson am Donnerstag nach einem Treffen im ITRE. “Ich fordere alle Mitgliedstaaten und Unternehmen auf, kein russisches LNG mehr zu kaufen und keine neuen Gasverträge mit Russland zu unterzeichnen, sobald die bestehenden Verträge ausgelaufen sind“, sagte Simson und fügte hinzu, dass dies anderen Lieferanten Planungssicherheit gebe. rtr

    • Erdgas
    • LNG

    Zwölf EU-Staaten trommeln für E-Fuels

    Auf Initiative von Tschechien treffen sich am Montag die Verkehrsminister von zwölf EU-Staaten, um einen Ausweg aus dem Streit um die Zulassung von E-Fuels für neue Pkw und leichte Nutzfahrzeuge nach 2035 im Rahmen der CO₂-Flottengrenzwerte zu finden. Die zwölf Länder sind neben Tschechien und Deutschland:

    • Finnland
    • Frankreich
    • Italien
    • Polen
    • Portugal
    • Rumänien
    • Slowenien
    • Slowakei
    • Spanien
    • Ungarn

    Ursprünglich wollten die zwölf Mitgliedstaaten bei dem Treffen über die Schadstoffnorm Euro 7 reden und eine gemeinsame Position für die Abstimmungen im Rat verabreden. Doch nun geht es auch darum, einen Kompromiss zu finden, der den Einsatz von CO₂-neutral hergestellten E-Fuels bei Neuwagen über 2035 hinaus ermöglicht. Die meisten Länder, die bei dem Treffen dabei sind, verfügen über Auto- oder Zuliefererindustrie.

    Der FDP-Teil der Bundesregierung hatte wenige Tage vor der finalen Abstimmung über die CO₂-Flottengrenzwerte und das Verbrenner-Aus 2035 eine Lösung für E-Fuels angemahnt. Falls die Kommission keinen Kompromiss vorlege, müsse sich Deutschland enthalten. mgr

    • E-Fuels
    • Euro 7
    • Europäischer Rat

    Rat: Irin wird neue Generaldirektorin

    Emer Finnegan ist ab April die neue Generaldirektorin des juristischen Dienstes im Rat. Gleichzeitig ist sie als juristische Beraterin des Europäischen Rates tätig. Ende 2015 wurde die Irin Direktorin im juristischen Dienst des Rates, von Oktober 2018 an war sie als Direktorin für die Rechtsfragen der Räte Wettbewerbsfähigkeit, Umwelt und Verkehr, Telekommunikation und Energie zuständig.

    Der juristische Dienst des Rates ist dafür verantwortlich, die Rechtmäßigkeit und die redaktionelle Qualität von Rechtsakten sicherzustellen. Emer Finnegan ist dem juristischen Dienst 1999 beigetreten. Zuvor hatte sie Jura und Französisch in Galway studiert und Europäisches Recht in Brügge. Sie folgt auf Thérèse Blanchet, die seit November Generalsekretärin des Rates ist. mgr

    • Europäischer Rat

    Lührmann lobt pro-europäische Ausrichtung Moldaus

    Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Anna Lührmann, hat bei ihrem Besuch in der Republik Moldau die Anstrengungen der dortigen Führung gelobt. “Trotz des massiven Drucks und der Destabilisierungsversuche aus Russland” seien sowohl Regierung als auch Parlament und Gesellschaft entschieden pro-europäisch und leisteten viel bei der Aufnahme vieler Geflüchteter aus der Ukraine, sagte sie Table.Media. “Wir unterstützen die EU-Beitrittsperspektive für die Republik Moldau nachdrücklich.”

    Lührmann war mit Kolleginnen aus sieben anderen europäischen Staaten in das Land mit seinen rund 2,5 Millionen Einwohnern gereist, das im Westen an die Ukraine grenzt. Die dortige Regierung drängt darauf, die Beitrittsverhandlungen noch in diesem Jahr zu beginnen. Staatspräsidentin Maia Sandu hatte zuletzt Russland vorgeworfen, einen Umsturz zu betreiben.

    Georgiens Regierung zieht umstrittenes Gesetz zurück

    In Georgien, im Beitrittsprozess noch einen Schritt hinter Moldau und der Ukraine, zog die Regierungspartei am Donnerstag nach tagelangen Protesten ihre Pläne für ein umstrittenes Gesetz für Nichtregierungsorganisationen zurück. Die Partei Georgischer Traum erklärte, sie wolle so eine Konfrontation in der Gesellschaft vermeiden.

    Das Vorhaben sah vor, Organisationen, die mindestens 20 Prozent ihrer finanziellen Mittel aus dem Ausland erhalten, unter Aufsicht durch das Justizministerium gestellt werden. Die Vertreter der NGO sollten als “ausländische Agenten” eingestuft werden. Bei Verstößen waren drakonische Geldstrafen vorgesehen. EU-Kommission und Bundesregierung reagierten mit Erleichterung. tho/rtr

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    Presseschau

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    EU warnt vor Fabrikschließungen wegen IRA – von der Leyen reist nach Washington HANDELSBLATT
    EU and US eye way ahead on green subsidies tiff DW
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    Germany ‘not opposed’ to nuclear-made hydrogen, says will import from France EURACTIV
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    Kritik aus EU-Parlament: Schwedische Ratspräsidentschaft verhindert E-Privacy HEISE
    EU-Kommission für Ende der Ausnahmen für verbotene Pestizide EURACTIV

    Kolumne

    What’s cooking in Strasbourg? Schwedisches Rätsel

    Von Claire Stam
    Schwarz-weiß Portrait von Claire Stam

    Also, los geht’s mit den Akronymen:

    • In der kommenden Plenarwoche in Straßburg geht es erst mal um die ESR. Das steht für Effort Sharing Regulation, also die Aufteilung der Anstrengungen zwischen den Mitgliedstaaten, ihre Emissionen zu reduzieren.
    • Dann kommt die MSR, was für Market Stability Reserve steht, auf Deutsch: Marktstabilitätsreserve im Emissionshandel. Dieses Instrument zielt darauf, Preisstabilität für Produktionsanlagen zu schaffen, die unter das EU-Emissionshandelssystem fallen. Es soll Sicherheit und Vertrauen bei Anlegern schaffen, damit sie in grüne Technologien und Energieeffizienz investieren können.
    • Und schließlich kommt die Königin des Akronyms: LULUCF. Es steht für Land Use, Land-Use Change and Forestry. Was dieser Name nicht sagt: Dabei geht es um den Beitrag von Landnutzung und Forstwirtschaft zum Klimaschutz, das heißt um die Nutzung von Böden, Bäumen, Pflanzen, Biomasse und Holz. Dieser Sektor ist besonders, weil er sowohl Kohlenstoff binden als auch Treibhausgase (Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid) emittieren kann.

      Hier wollen wir nun ein wenig verweilen.

    Liese: Neben ETS das wichtigste Element von Fit for 55

    Für den Europaabgeordneten Peter Liese (CDU), der den mittlerweile berühmten “Jumbo-Trilog” geführt hat, ist LULUCF “neben dem ETS eigentlich das wichtigste Element des ganzen Fit-for-55 Pakets”. Denn eine Einigung nächste Woche in Straßburg würde der Europäischen Union ermöglichen, das Klimaziel von 55 Prozent auf 57 Prozent zu erhöhen.

    Warum das so ist? Dazu müssen wir zurück zur COP27 in Sharm el-Sheikh blicken. Der für den Green Deal zuständige Vizepräsident der Europäischen Kommission, Frans Timmermans, hatte dort angekündigt, dass die EU bereit sei, einen neuen Klimaplan (auch NDC genannt) vorzulegen, der das Ziel der Reduzierung der Nettoemissionen zwischen 1990 und 2030 auf “mindestens 57 Prozent” anheben würde.

    Das sind zwei Prozentpunkte mehr als das vom Europäischen Rat Ende 2020 angenommene Ziel (55 Prozent) und 17 Prozentpunkte mehr als das ursprüngliche Ziel der EU, das der UNFCCC übermittelt wurde (40 Prozent).

    LULUCF macht’s möglich. Die vorläufige Einigung zwischen Rat und Parlament, die im November letzten Jahres erreicht wurde, sieht Folgendes vor: 310 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent als Nettoaufnahme muss die Europäische Union bis zum Jahr 2030 im LULUCF-Sektor erreichen. Das bedeutet, dass die Klimawirkung des LULUCF sehr stark ist, viel stärker etwa als beim Verkehrssektor, wie Peter Liese zusammenfasst.

    Einige Tonnen über dem Ziel der alten Bundesregierung

    “Ich möchte klarmachen, dass das sehr ambitionierte Ziele sind”, fügte Lieses Parteifreund und LULUCF-Berichterstatter Norbert Lins hinzu. “Wir sind derzeit bei rund 215 Millionen Tonnen. Das heißt also, dass wir die nächsten sieben Jahre rund 50 Prozent drauflegen müssen, um diese 310 Millionen Tonnen zu erreichen.”

    Für die Böden in Deutschland bedeutet das, dass sie bis zum Jahr 2030 rund 31 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent aufnehmen müssen. “Das sind einige Tonnen mehr, als die alte Bundesregierung in ihrem Ziel festgeschrieben hat. Die hatten 25 Millionen Tonnen bis 2030 vorgesehen und jetzt haben wir das noch mal um 6 Millionen Tonnen angehoben”, sagte Lins.

    Weil es nun konkret wird, nimmt die politische Auseinandersetzung um diese bis jetzt untergeordneten Dossiers an Fahrt auf. Zwei Fronten machen sich bereit: Verbände aus den Landwirtschaft- und Forstsektoren, für die die Ziele zu ambitioniert sind, auf der einen Seite und Umweltorganisationen, die sich ambitioniertere Ziele wünschen.

    Schwedisches Rätsel

    Weil Schweden bis zum Sommer die Ratspräsidentschaft innehat, führt Stockholm die Verhandlungen. Nur: Schweden ist ein Land, dessen Staatsgebiet zu 70 Prozent aus Wald besteht. Es ist einer der größten Holzexporteure der Welt. In Brüssel fragt man sich, wie sich Stockholm verhalten wird. Eher protektionistisch und auf maximale Holzproduktion drängend?

    Wichtig ist hier festzustellen, dass Schweden zugleich ein ehrgeiziges Ziel der CO₂-Neutralität bis zum Jahr 2045 hat, dank der enormen Kohlenstoffaufnahmen, die seine Wälder ermöglichen. Frankreich etwa wäre nicht in der Lage, seine Emissionen bis zu diesem Zeitpunkt um 85 Prozent zu senken, so wie es Schweden vorschlägt.

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    Europe.Table Redaktion

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