auch über das Jahr 2035 hinaus soll der Verbrennungsmotor eine Zukunft in Europa haben, meint EU-Industriekommissar Thierry Breton. “Europa ist keine Insel”, sagte er im Gespräch mit Europe.Table, die europäische Autoindustrie müsse auch nach 2035 in der Lage sein, “technisch hochwertige und saubere Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor” nach Asien, Lateinamerika und Afrika zu verkaufen. 2026 werde man das Verbrenner-Aus überprüfen und schauen, ob die Transformation zum Elektroauto gelinge. “Das ist ein sehr wichtiges Datum”, sagte Breton. Die Details hat Markus Grabitz.
Im Rat berät heute die Arbeitsgruppe Energie über solidarische Gaslieferungen und Maßnahmen gegen hohe Preise. Einige heikle Punkte hat die Ratspräsidentschaft allerdings auf ein Treffen am Montag verschoben. Besonders umstritten ist etwa die Frage, unter welchen Umständen der nicht-lebensnotwendige Bedarf von geschützten Kunden wie beispielsweise Haushalten eingeschränkt werden darf. Und das ist nicht der einzige Bereich, in dem die Ratspräsidentschaft Diskussionen erwartet. Manuel Berkel gibt einen Überblick.
Für Reisende sind die Angebote von Airbnb und Co praktisch, doch Europas Metropolen beklagen sich schon länger über die negativen Auswirkungen der Plattformen etwa auf das Wohnungsangebot und die Mietpreise. Dem Wunsch nach Regulierung kommt die Kommission nun nach, voraussichtlich kommende Woche will sie ihren Vorschlag zur Kurzzeitmiete vorlegen. Corinna Visser analysiert, was auf die Plattformen und Vermieter zukommt.
EU-Industriekommissar Thierry Breton macht sich stark für die Technologie des Verbrennungsmotors über das Jahr 2035 hinaus. Die Hersteller sollten auch nach dem Verbot in der EU, das 2035 greifen soll, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in Europa produzieren und auf andere Märkte exportieren. “Nach dem Verbrenner-Aus im Jahr 2035 muss die europäische Autoindustrie in der Lage sein, technisch hochwertige und saubere Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auf die Märkte in Asien, insbesondere nach China, aber auch nach Lateinamerika und Afrika zu verkaufen“, sagte Breton im Gespräch mit Europe.Table und einigen anderen Medien. “Europa ist keine Insel, die Hersteller haben allen Grund, weiter zu investieren in die Forschung und Verbesserung der bewährten Technologie des internen Verbrennungsmotors.”
Breton äußerte sich wenige Tage, nachdem die Verhandlungsführer von EU-Parlament und Mitgliedstaaten im Trilog einen informellen Kompromiss zum Verbrenner-Aus erzielt haben. Breton hob hervor, dass dabei auch für das Jahr 2026 eine Überprüfung des Verbots vereinbart wurde: “Das ist ein sehr wichtiges Datum. Es gilt dann zu überprüfen, ob die Ziele der Transformation hin zum Elektroauto machbar sind.”
Bis zum Jahr 2030 solle es EU-weit 30 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge und 6,8 Millionen Ladepunkte geben. Derzeit gibt es nur 350.000 Ladepunkte. Sollte eine Verfehlung der Ziele hinsichtlich der Zahl der E-Autos, der Bezahlbarkeit der Technologie sowie einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur erkennbar sein, müsse dringend gegengesteuert werden. “Wir werden nicht bis zum Jahr 2026 warten, sondern Korrekturen vorschlagen, sobald sie nötig sind.” E-Autos dürften kein Privileg für Besserverdienende bleiben: “Derzeit ist ein Auto mit Batterieantrieb in etwa 30 Prozent teurer als ein vergleichbares Modell mit Verbrennungsmotor. Dieser Preisunterschied muss sich einebnen.”
Bei der im Gesetz vorgesehenen Überprüfung 2026 soll es auch darum gehen, ob nahezu CO2-frei hergestellte synthetische Kraftstoffe nach dem Aus der Verbrennertechnologie doch noch zum Zuge kommen. Breton geht davon aus, dass die Abkehr vom Verbrennungsmotor bis zu 600.000 Jobs in der Automobilindustrie kostet. Derzeit arbeiteten 13 Millionen Menschen in der Branche.
Breton erinnerte daran, dass die Co-Gesetzgeber in dem EU-Rechtstext keine finanziellen Mittel zur Abfederung der Folgen auf dem Arbeitsmarkt vorgesehen haben. Es werde aber Regionen geben, die besonders betroffen sind, etwa der Stuttgarter Raum in Deutschland sowie die Region um Turin in Italien. “Sollten wir erkennen, dass Maßnahmen zur Abfederung der sozialen Folgen geboten sind, werden wir sie auch vor dem Jahr 2026 vorschlagen.”
Er werde eine Arbeitsgruppe ins Leben rufen, mit Vertretern von Herstellern, mittelständischen Zulieferern, Gewerkschaften und Stromproduzenten. Diese solle alle drei Monate zusammen kommen, um die Fortschritte bei der Transformation zu bewerten. Breton deutete an, dass bei einem Verfehlen der Ziele auch eine Abkehr von der Ausrichtung auf E-Autos denkbar sei: “Falls notwendig, werden wir unsere Pläne ändern und andere technische Lösungen in Erwägung ziehen.”
Die EU-Kommission wird in wenigen Tagen ihren Vorschlag für die nächste Stufe der Schadstoffregulierung (Euro 7) vorlegen. Donnerstag abend sorgte ein Leak für Aufregung: Demnach wären die Emissionswerte für Pkw mit Benziner- und Dieselmotor auf dem Niveau wie bei Euro 6. Auch bei Feinpartikeln soll die Hürde nicht höher gelegt werden, dafür aber sollen die Testbedingungen massiv verschärft werden. Schwerere Lieferwagen sollen härtere Herausforderungen haben als Pkws. Vor allem die aufwändigeren Tests, die notwendig wären, würden eine große finanzielle Belastung für die Hersteller bedeuten. Bei Nutzfahrzeugen sieht der neue Entwurf eine massive Verschärfung der Grenzwerte vor: Industrievertreter sprachen von einem “Schock”, als sie die Werte sahen. In Industriekreisen heißt es, dass es sich wohl nicht um die endgültigen Werte, sondern wieder um einen Testballon der Kommission handele. Mit dem lancierten Entwurf wolle sie die Reaktion der Öffentlichkeit testen.
Breton wollte im Gespräch nicht zu den durchgesickerten Entwürfen Stellung nehmen. “Bis zum Beschluss durch das Kollegium am Mittwoch können sich die Grenzwerte und die Bestimmungen zu den Bedingungen noch ändern.” Die Kommission verfolge zwei Ziele mit Euro 7: “Zum einen sollen die Schadstoffe, die die Verbrennungsmotoren emittieren, deutlich gesenkt werden.” Die Grenzwerte für Stickoxide und weitere Schadstoffe sollen gesenkt werden. “Zum anderen soll es erstmals auch Grenzwerte für Feinpartikel geben, die durch Bremsen und den Reifenabrieb freigesetzt werden.”
Breton kritisiert den Inflation-Reduction-Act der US-Regierung, mit dem hohe staatliche Zuschüsse für in den USA produzierte E-Autos ausgelobt werden: “Es ist sehr bedauerlich, dass unsere gleichgesinnten Partner nicht nur einen Wettlauf um Subventionen gestartet haben, sondern auch noch diskriminierende Maßnahmen gegen Hersteller aus der EU ergreifen.”
China, so Breton weiter, habe sich zu einem ernsthaften Konkurrenten für die Auto-Hersteller aus Europa entwickelt. Breton mahnte die chinesischen Hersteller von E-Autos: “Wir werden sehr darauf achten, dass der Wettbewerb fair bleibt. Sollten E-Autos aus China nicht den regulatorischen Ansprüchen der EU genügen, etwa bei der EU-Batterien-Richtlinie, werden sie keinen Marktzugang bekommen.”
Mit Herannahen des Winters bereiten sich die EU-Staaten immer ernsthafter darauf vor, wie sie gemeinsam einen möglichen Gasmangel bewältigen können. Im Rat berät heute die Arbeitsgruppe Energie über die Vorschläge der Kommission vom 18. Oktober, es geht um solidarische Gaslieferungen und Maßnahmen gegen hohe Preise. Wegen der “politischen Sensibilität” hat die Ratspräsidentschaft einige Themen allerdings auf ein technisches Seminar am kommenden Montag verschoben, wie es in der Vorlage heißt, die “Contexte” gestern veröffentlichte.
Unter den heiklen Punkten ist eine Ermächtigung für den Rat, eine Regelung zu beschließen, wie in einer Notlage Gas zwischen den Mitgliedstaaten verteilt und bepreist werden soll. Die bestehende SoS-Verordnung reiche für eine Ausnahmesituation wie das Ausbleiben russischer Gaslieferungen nicht aus, hieß es in den vergangenen Monaten immer wieder. An anderen Stellen macht die Ratspräsidentschaft bereits konkrete Vorschläge, wie sie den Kommissionsvorschlag abändern will.
Strittig ist etwa, unter welchen Umständen der nicht-lebensnotwendige Bedarf von geschützten Kunden wie zum Beispiel Haushalten eingeschränkt werden darf. Wie umstritten dieser Punkt ist, zeigt sich an den teils widersprüchlichen Ergänzungen. Nach Artikel 31 sollen Mitgliedstaaten Solidarität in einer Mangellage nun nur noch dann versagen können, wenn sie selbst den lebensnotwendigen Bedarf geschützter Kunden einschränken müssten.
Nach dem neuen Erwägungsgrund 64a sollen die Mitgliedstaaten dagegen selbst entscheiden dürfen, ob sie überhaupt zwischen lebensnotwendigem und nicht-lebensnotwendigem Bedarf unterscheiden wollen: “Ein Mitgliedstaat, der Solidaritätsmaßnahmen beantragt und beschließt, diese Unterscheidung nicht zu treffen, sollte nicht verpflichtet sein, nachzuweisen, dass der nicht-lebensnotwendige Verbrauch reduziert werden könnte, bevor er einen Solidaritätsantrag stellt.”
“Bedenken” haben die EU-Staaten außerdem wegen der Gasmengen, die sie laut der Verordnung zurückhalten dürfen, um ihre Stromversorgung zu sichern. Die Zahlen hatte der Netzbetreiberverband ENTSO-E geliefert, die Mitgliedstaaten sollen ihre Bedarfe nun so schnell wie möglich anmelden.
“Weitere Diskussionen” erwartet die Ratspräsidentschaft außerdem über die Kostenverteilung, falls ein Staat einen anderen in einer Mangellage versorgen müsste. Derzeit ist vorgesehen, für den Preis ein 30-Tage-Mittel zugrunde zu legen. Dies bevorteile den Staat, der um Solidarität ersuche, heißt es in dem Entwurf.
Andere Teile der Verordnung beschäftigen sich mit dem Eindämmen der hohen Gaspreise. Für die nächste Füllsaison der Gasspeicher sollen europäische Unternehmen nach dem Willen der Kommission einen Teil ihres Bedarfs möglichst gemeinsam beschaffen. Im neuen Entwurf wird nun klargestellt, dass sich an der Nachfrageaggregation und der gemeinsamen Beschaffung auch ehemals russische Energieunternehmen beteiligen dürfen, die derzeit unter Treuhandschaft von EU-Staaten stehen. Diese Ergänzung dürfte maßgeschneidert sein für die ehemalige Gazprom Germania, die seit Monaten unter dem neuen Namen Securing Energy for Europe (SEFE) unter Treuhandschaft der deutschen Bundesnetzagentur steht.
Beratungen zum umstrittenen temporären Preisdeckel soll es ebenfalls erst nach dem technischen Seminar am Montag geben. Mit dem Market correction mechanism soll vorübergehend ein Preiskorridor für den wichtigen Gas-Referenzindex TTF eingeführt werden können.
Die Beratungen fallen in eine Zeit weiterer Warnungen vor zu wenig Gas. Europa drohen im Sommer nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) massive Engpässe bei der Speicherung von Gas für den darauffolgenden Winter. Wenn die Einfuhr von russischem Gas per Pipeline vollständig eingestellt wird und China wieder auf gewohntem Niveau Flüssiggas importiert, könnte fast die Hälfte des Gases für ein 95-prozentiges Auffüllen der Speicher fehlen, teilte die IEA am Donnerstag mit.
“Wenn wir uns die jüngsten Trends und wahrscheinlichen Entwicklungen auf den globalen und europäischen Gasmärkten ansehen, sehen wir, dass Europa im nächsten Winter vor einer noch größeren Herausforderung stehen wird”, sagte IEA-Direktor Fatih Birol. Regierungen müssten deshalb unverzüglich Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz und zum Einsatz von erneuerbaren Energien und Wärmepumpen vorantreiben und die Gasnachfrage senken. Mit dpa
07.11.-08.11.2022
Sitzung des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL)
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zu Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Aussprache mit Anna Diamantopoulou (Vorsitzende und Mitglied der hochrangigen Gruppe für die Zukunft des Sozialschutzes und des Wohlfahrtsstaates in der EU). Vorläufige Tagesordnung
07.11.-08.11.2022
Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET)
Themen: Aussprache mit dem Europäischen Auswärtigen Dienst und der Kommission über den Wiederaufbau der Ukraine, Empfehlung an den Rat mit einer Bestandsaufnahme der Funktionsweise des EAD und für eine stärkere EU in der Welt, öffentliche Anhörung zum Thema “Außenpolitische und handelspolitische Aspekte der strategischen Autonomie der EU”. Vorläufige Tagesordnung
07.11.-08.11.2022
Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON)
Themen: Berichterstattung über die laufenden interinstitutionellen Verhandlungen, Abstimmung über die Schaffung eines Rahmens für Maßnahmen zur Stärkung des europäischen Halbleiter-Ökosystems (Chip-Gesetz), Anhörung zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Sanktionen der EU auf Russland und die Wirtschaft der EU. Vorläufige Tagesordnung
07.11.-08.11.2022
Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI)
Themen: Berichterstattung über die laufenden interinstitutionellen Verhandlungen, Berichtsentwurf zu fluorierten Treibhausgasen, Berichtsentwurf zu Stoffen, die zum Abbau der Ozonschicht führen. Vorläufige Tagesordnung
07.11.-08.11.2022
Sitzung des Ausschusses für Haushaltskontrolle (CONT)
Themen: Entwurf eines Entschließungsantrages zum Rechnungsabschluss der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache für das Haushaltsjahr 2020, Berichtsentwurf zum Schutz der finanziellen Interessen der EU. Vorläufige Tagesordnung
07.11.-08.11.2022
Sitzung des Ausschusses für Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE)
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zu elektronischen Behördendiensten zur schnelleren Abwicklung digitaler öffentlicher Dienstleistungen, die dem Funktionieren des Binnenmarkts förderlich sind, Erläuterung zur Freizügigkeit in der EU während der COVID-19-Pandemie. Vorläufige Tagesordnung
07.11.2022 – 15:00-17:45 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Haushalt (BUDG)
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zum Gesamthaushaltsplan 2022. Vorläufige Tagesordnung
07.11.2022 – 15:00 Uhr
Euro-Gruppe
Themen: Wirtschaftliche Entwicklung und Aussichten für die Euro-Zone, aktuelle Informationen der Kommission zu den Haushaltsmaßnahmen zur Abfederung der Auswirkungen der hohen Energiepreise, Nachbesprechung und Diskussion der internationalen Treffen. Vorläufige Tagesordnung
08.11.2022
Trilog: CBAM
Themen: Bislang sparen die Verhandlungsparteien die großen noch offenen Fragen bei der Einführung eines CO2-Grenzausgleichsmechanismus aus. So wird auch in der kommenden Trilogrunde kein Ergebnis zu Umfang, Einführungsbeginn und -geschwindigkeit erwartet. Stattdessen dürften technische Fragen geklärt werden, beispielsweise wie und wo CBAM-pflichtige Importe gemeldet werden müssen.
08.11.2022
Trilog: Effort Sharing
Themen: Kommission und Rat haben sich vorgenommen, den Trilog über die Verschärfung der CO2-Reduktionsziele in der Lastenteilungsverordnung (Effort Sharing Regulation) noch während der COP 27 in Sharm el-Sheikh abzuschließen. Das bedeutet, dass kommende Woche eine Einigung erzielt werden dürfte. Offen ist noch, welche Flexibilität den EU-Ländern beim Erreichen der Ziele gewährt wird, d.h. welche Mengen an CO2-Reduktionen ein Mitgliedstaat bei einem anderen im Zweifel einkaufen darf. Auch die Frage nach der Einklagbarkeit der Ziele durch die Zivilgesellschaft ist noch nicht geklärt.
08.11.2022 – 09:00-18:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI)
Themen: Gedankenaustausch mit einem Vertreter der Kommission über die Marktsituation bei Eiern und Milch, Gedankenaustausch mit Vertretern der Kommission über den Anstieg der Energiepreise und seine Auswirkungen auf den Agrar- und Ernährungssektor, Vorstellung einer Studie über den Beitrag des gemeinschaftlichen Sortenschutzsystems zur Wirtschaft und zur Umwelt in der EU. Vorläufige Tagesordnung
08.11.2022 – 09:00-18:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Regionale Entwicklung (REGI)
Themen: Gedankenaustausch zu den Auswirkungen der Aufbau- und Resilienzfazilität auf die Kohäsionspolitik. Vorläufige Tagesordnung
08.11.2022 – 10:15-17:45 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
Themen: Geopolitischer Dialog mit Josep Borrell (EU-Außenbeauftragter), geopolitischer Dialog mit Jutta Urpilainen (Kommissarin für Internationale Partnerschaften). Vorläufige Tagesordnung
08.11.2022 – 10:30 Uhr
Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
Themen: Informationen des Vorsitzes zu aktuellen Gesetzgebungsvorschlägen für den Bereich Finanzdienstleistungen, Gedankenaustausch zur Umsetzung der Aufbau- und Resilienzfazilität, Informationen der Kommission zum Gesetz zur Verringerung der Inflationsrate. Vorläufige Tagesordnung
09.11.2022
Wöchentliche Kommissionssitzung
Themen: Sicherheits- und Verteidigungspaket (Aktionsplan zur militärischen Mobilität, Vorschlag für eine EU-Cyberverteidigungspolitik), Mitteilung über Düngemittel, Entwicklung von Post-Euro 6/VI-Emissionsstandards für Autos, Lieferwagen, Lastwagen und Busse, Überprüfung der wirtschaftspolitischen Steuerung. Vorläufige Tagesordnung
09.11.2022 – 15:00-22:00 Uhr
Plenartagung des EU-Parlaments: REPowerEU, Nachhaltigkeitsberichterstattung, digitales Finanzwesen
Themen: Aussprache zu REPowerEU (Kapitel in den Aufbau- und Resilienzplänen), Aussprache zur Richtlinie hinsichtlich der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen, Aussprache zum digitalen Finanzwesen (Verordnung über die Betriebsstabilität digitaler Systeme des Finanzsektors). Vorläufige Tagesordnung
10.11.2022
Trilog: ETS
Themen: Anders als bei anderen Dossiers des Fit-for-55-Pakets wird bei der Reform des EU-Emissionshandelssystems kein Abschluss in der nächsten Trilogrunde erwartet. Wesentliche Fortschritte bei den politischen Fragen, wie das Ambitionsniveau, der ETS 2 und das Auslaufen der kostenlosen Zuteilungen, dürften erst nach der COP27 in Sharm el-Sheikh diskutiert werden. Kommende Woche werden daher nur geringfügige Fortschritte bei weniger politischen Punkten erwartet.
10.11.2022
Trilog: LULUCF
Themen: Die Ziele für die natürliche CO2-Senkleistung von Böden und Wäldern sollen angehoben und verbindlich festgelegt werden. In der bevorstehenden Trilog-Sitzung steht der Abschluss der Verhandlungen an.
10.11.2022 – 09:00-13:00 Uhr
Plenartagung des EU-Parlaments: Cybersicherheit, Abkommen EU-Ukraine, drittstaatliche Subventionen
Themen: Aussprache zu einem hohen gemeinsamen Cybersicherheitsniveau in der EU, Abstimmung zum Abkommen zwischen der EU und der Ukraine über die Beförderung von Gütern im Straßenverkehr, Abstimmung zu den Binnenmarkt verzerrenden drittstaatlichen Subventionen. Vorläufige Tagesordnung
11.11.2022 – 09:30 Uhr
Rat der EU: Haushalt
Themen: Vorbereitung der Sitzung des Vermittlungsausschusses mit dem Europäischen Parlament zum Haushaltsplan der EU für 2023. Vorläufige Tagesordnung
Die kurzzeitige Vermietung von Wohnungen an Touristen boomt – und verursacht in den Metropolen Europas große Probleme. Viele Städte von Barcelona über Wien bis Athen sind in den vergangenen Jahren gegen Vermietungsplattformen wie Airbnb, Booking oder FeWo-direkt (Expedia) vor Gericht gezogen. Oft erfolglos. Die Kommission will voraussichtlich kommende Woche ihren Legislativvorschlag zur Kurzzeitvermietung (Short-Term Rental, STR) vorlegen, um die Probleme zu lösen. Eine harte Regulierung müssen die Plattformen nicht fürchten, viel mehr geht es um Harmonisierung und Transparenz.
Mit ihrem Legislativvorschlag wolle die Kommission sicherstellen, “dass die Behörden über bessere Daten verfügen, um verhältnismäßige Vorschriften für die kurzfristige Vermietung von Unterkünften auszuarbeiten und durchzusetzen”, schrieb Binnenmarktkommissar Thierry Breton Mitte September in einem Antwortschreiben auf einen Brief europäischer Städte und Parlamentarier, die sich dringend eine Regulierung wünschten.
Die Städte beklagen, dass Kurzzeitvermietungen den Druck auf das ohnehin meist knappe Wohnungsangebot erhöhen und die Kosten für Miete und Lebenshaltung in den Städten weiter in die Höhe treiben. Die Stadtbewohner beschweren sich außerdem über die “Touristifizierung” ihrer Städte. Das Hotelgewerbe wiederum wehrt sich gegen die unregulierte private Konkurrenz.
Beispiel Wien: Zwei Drittel der Wienerinnen und Wiener leben in öffentlich geförderten Wohnungen mit gedeckelten Mieten. “Die sind zum Wohnen gebaut und nicht zur wirtschaftlichen Nutzung“, sagt ein Sprecher der Stadt Wien. Die Stadt hat das auch gerichtlich klären lassen. Dabei gehe es um den Schutz des Wiener Wohnraums, “einen qualitativ hochwertigen Tourismus, der in der Bevölkerung Akzeptanz genießt” und um “eine ordentliche, effiziente Vollziehung von Regeln”, sagt die Wiener Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.
Da der Tourismus in vielen Städten wie Wien ein wichtiger Wirtschaftszweig ist, wollen viele Städte kein Verbot der Kurzzeitvermietungen. Sie wollen aber transparente Regeln und einen Überblick, wie viele Wohnungen wann und wo für kurze Zeit untervermietet werden. Entsprechende Auskunftsersuchen haben die Vermietungsplattformen – auch mit Hinweis auf die DSGVO – immer wieder abgelehnt.
Die Komplexität dieses Themas zeigt sich auch daran, dass die Kommission 5692 Rückmeldungen auf ihre Konsultation im Jahr 2021 erhalten hat. Der Legislativvorschlag ließ lange auf sich warten.
Die EU-Kommission will mit dem Vorschlag den Flickenteppich an nationalen und lokalen Regeln für Vermietungsplattformen wie Airbnb beseitigen. Der Entwurf besteht nach Informationen aus EU-Kreisen im Kern aus zwei Elementen:
Der Ansatz ermögliche es den Kommunen, die relevanten Informationen von den Plattformen zu erhalten, heißt es in den Kreisen. Sie erfahren sie etwa, wie viel Wohnraum in bestimmten Gegenden zu bestimmten Zeiten für die Kurzzeitvermietung reserviert seien. Zugleich könnten sie erkennen, wenn einzelne Gastgeber ihre Wohnungen häufiger vermieteten als gesetzlich erlaubt. Ob eine Stadt überhaupt eine Obergrenze für die Vermietung einführt und ob diese bei 100 oder 200 Tagen pro Jahr liegt, bleibt demnach ihre Sache.
Für die Plattformanbieter bleibe der bürokratische Aufwand überschaubar. Statt lokal unterschiedlicher müssten sie EU-weit einheitliche Informationspflichten erfüllen, die sich überdies auf Kerndaten beschränken. Bei Rechtsverstößen der Nutzer greift wiederum ein anderer Rechtsakt, der am 16. November in Kraft tritt: der Digital Services Act. Dieser verpflichtet die Anbieter von Vermittlungsdiensten, auf Anordnung der Behörden illegale Inhalte zu entfernen.
Einige Parlamentarier haben das Schreiben der Städte an die Kommission mitunterzeichnet, darunter Martin Schirdewan (GUE/NGL) und René Repasi (S&D). Erschwinglicher Wohnraum dürfe nicht in teure Kurzzeit-Hotels umgewandelt werden, fordert Schirdewan. “Dafür ist eine Rechenschaftspflicht der Plattformen, die umfassende Offenlegung von Plattformdaten und ein verpflichtendes Registrierungssystem notwendig.”
Für Repasi ist noch ein anderer Aspekt wichtig, der den Schutz der Plattformnutzer betrifft. “Ich erwarte Mindestanforderungen für die Qualität der angebotenen Wohnung oder des angebotenen Zimmers vor allem bezüglich der Nachhaltigkeitskriterien”, sagt Repasi. Der Vorschlag sollte zudem Regeln für die Plattformen selbst enthalten, die über den DSA hinausgehen. “Plattformen sollten die Pflicht haben, die Anbieter auf ihren Plattformen zu kennen (know your seller) und zu überprüfen, wenn notwendig auszuschließen sowie für Fälle des Zuwiderhandelns oder der Schlechtleistung zu haften.”
Die betroffenen Unternehmen, etwa Airbnb, Booking oder Expedia, sprechen sich ebenfalls für einheitliche europäische Regeln zu Short-Term Rental aus. “Airbnb setzt sich europaweit für digitale, einfache Registrierungssysteme ein”, sagt eine Sprecherin. Das Unternehmen befürworte die Idee einer europaweiten Registrierungspflicht für Gastgeber. In Hamburg, wo es bereits seit 2018 ein digitales Registrierungssystem gebe, kooperiere Airbnb bereits mit der Stadt. In NRW und Berlin wolle Airbnb ebenfalls eine entsprechende Registrierung umsetzen.
Auch Expedia begrüßt die Pläne der Kommission. “Wir glauben, dass die Europäische Kommission einen fragmentierten Rechtsrahmen für die Kurzzeitmietbranche in Europa vermeiden will”, teilt ein Sprecher des Unternehmens mit. “Ein einheitliches regulatorisches Umfeld mit einem harmonisierten Mechanismus für den Datenaustausch wird es den Behörden ermöglichen, Branchendaten zu sammeln und anschließend faktenbasierte politische Entscheidungen zu treffen.” Mit Till Hoppe
Im Vorfeld des G7-Außenministertreffens im westfälischen Münster haben sich Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und ihr US-Amtskollege Anthony Blinken beim Deutsch-Amerikanischen Zukunftsforum zu den Zielen ihrer digitalen Außenpolitik geäußert. Blinken betonte dabei, dass sich die Demokratien intensiver mit den unbeabsichtigten Konsequenzen neuer Technologien auseinandersetzen müssten: Um die positiven Seiten technologischer Neuerungen zu nutzen, aber auch den schlechten Seiten zu begegnen, sei Zusammenarbeit dringend nötig: Dies könne kein Land alleine schaffen. Man sei nun an einem “Wendepunkt der Geschichte”, so Blinken.
Das State Department ist seit der Amtszeit von Hillary Clinton intensiv mit digitaler Außenpolitik befasst. Unter anderem werden die USA im kommenden Jahr erstmals den Vorsitz der Freedom Online Coalition (FoC) innehaben, eines 2011 gegründeten Zusammenschlusses zur Wahrung von Menschenrechten im digitalen Zeitalter. Mitglieder der FoC sind derzeit 34 Regierungen, darunter viele Demokratien, aber auch Staaten mit eher schwieriger Menschenrechtslage wie die Malediven oder die Mongolei.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) betonte, dass die digitale Außenpolitik auch in der kommenden Nationalen Sicherheitsstrategie eine Rolle spielen werde: “Wir wollen sicherstellen, dass digitale Technologien für und nicht gegen die Menschen eingesetzt werden, Demokratien stärken, statt sie zu schwächen.” Das sei in der derzeitigen US-Strategie bereits angelegt. Wie dies in der deutschen Strategie konkret aussehen soll, erläuterte Baerbock nicht, wies aber darauf hin, dass insbesondere der Schutz von Infrastrukturen eine große Rolle spielen soll.
Beide Außenminister, miteinander inzwischen freundschaftlich verbunden, betonten, wie wichtig die transatlantische Kooperation sei. Anthony Blinken legte dabei besonderen Wert auf Standards und Normen: Man arbeite gemeinsam an einem Race-to-the-Top, nicht am Gegenteil: “Die Länder, die derzeit möglicherweise am Race-to-the-Bottom beteiligt sind, müssen sich entscheiden, ob sie sich uns dabei anschließen wollen.” fst
Die Spitzenpolitiker in den Westbalkan-Staaten waren lange nicht gut zu sprechen auf ihre EU-Kollegen, aber das hat sich inzwischen geändert. “Wir haben heute ein ganz anderes Niveau der Zusammenarbeit mit der EU erreicht”, sagte der albanische Ministerpräsident Edi Rama nach dem Westbalkangipfel in Berlin. Die häufigen Treffen wie jetzt in Berlin, zuletzt in Prag im Rahmen der Europäischen Politischen Gemeinschaft und auf bilateraler Ebene, hätten das gegenseitige Verständnis enorm verbessert.
Kanzler Olaf Scholz hatte die Regierungschefs der sechs Staaten am Donnerstag ins Kanzleramt eingeladen, im Rahmen des Berlin-Prozesses. Dort unterzeichneten sie drei Abkommen für die gegenseitige Anerkennung von Personalausweisen bei der Einreise sowie von Universitäts- und Berufsabschlüssen. Dies soll die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger in der Region erleichtern und so die Integration der Länder in einem gemeinsamen Markt vorantreiben. Zudem verabschiedeten sie eine gemeinsame Erklärung zur Energiesicherheit.
Die Abkommen seien ein “wichtiger Trittstein” in Richtung des EU-Binnenmarktes, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Sie kündigte zudem neue Finanzhilfen an: 500 Millionen Euro an Budgethilfen sollen schon im Januar zur Verfügung stehen, damit die Regierungen Haushalte und Unternehmen bei den Energiepreisen entlasten können. Weitere 500 Millionen Euro sollen in die bessere Anbindung an Gaspipelines und Stromnetze sowie in den Ausbau erneuerbarer Energien fließen.
An der Konferenz nahmen Serbien, Nordmazedonien, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Montenegro sowie etliche EU-Regierungen teil. “Ihr EU-Beitritt ist in unserem Interesse”, sagte Gastgeber Scholz. Er mahnte aber eine Verständigung vor allem zwischen Serbien und der ehemaligen serbischen Provinz Kosovo an.
Deutschland und Frankreich haben hier eine neue Initiative gestartet. Scholz sagte, er hoffe, dass der Dialog-Prozess bald beginne und beide Regierungen zu Zugeständnissen bereit seien. Auch Rama appellierte an beide Seiten, ernsthaft zu verhandeln. Alle beitrittswilligen Länder müssten ihre Hausaufgaben machen, betonte er. tho
Großer Bahnhof für Giorgia Meloni: Die neue italienische Regierungschefin wurde am Donnerstag in Brüssel von den drei EU-Institutionen empfangen. Bei Parlamentspräsidentin Roberta Metsola durfte sie sich ins Gästebuch eintragen, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen empfing sie mit Handschlag im Blitzlicht-Gewitter, auch Ratspräsident Charles Michel empfing die 45-jährige Newcomerin mit offenen Armen.
Dass Meloni die postfaschistische Partei Fratelli d’Italia leitet und im Wahlkampf über die EU lästerte, schien vergessen. “Das schöne Leben ist vorbei”, hatte die rechtsradikale Politikerin vor ihrer Wahl in Rom getönt. “Die Stimme Italiens in Europa wird stark sein”, erklärte sie nun in Brüssel. “Wir sind bereit, die großen Fragen anzugehen, angefangen bei der Energie-Krise“, kündigte sie auf Twitter an.
Neben der Energiepolitik und dem Kampf gegen die Krise standen beim Antrittsbesuch in Brüssel auch der Krieg in der Ukraine, die Fiskalpolitik sowie die Flüchtlingskrise auf der Tagesordnung. In all diesen Fragen gilt Melonis rechtes Parteienbündnis, zu dem auch die Forza Italia um Ex-Premier Silvio Berlusconi zählt, als Risikofaktor. Meloni bemühte sich sichtlich, die Zweifel an der Verlässlichkeit zu zerstreuen.
Die erste Begegnung sei gut und konstruktiv gewesen, hieß es hinterher im Europaparlament. Meloni und Metsola sprachen sich mit Vornamen an und redeten 20 Minuten unter vier Augen auf Italienisch, das informell zur neuen Arbeitssprache im Parlament geworden ist. “Bei der Ukraine sind wir ganz auf einer Linie”, erklärte Metsola nach dem Gespräch. Italien stehe weiter zu den Sanktionen.
Das hatte Meloni allerdings auch schon vor dem Treffen beteuert. Der erste Härtetest dürfte denn auch nicht die Ukraine werden, sondern die Fiskalpolitik. Am Montag kommt der neue italienische Finanzminister Giancarlo Giorgetti zu seinem ersten Eurogruppen-Treffen nach Brüssel. “Wir haben klare Signale erhalten, dass er zu den fiskalpolitischen Verpflichtungen steht”, sagte ein Insider.
Die Zeichen stehen auf Kontinuität – vorerst. Meloni und Giorgetti brauchen Ruhe, um nicht gleich zu Beginn über teure Wahlversprechen zu stolpern. Dazu gehören neue Entlastungen bei der Energie und Nachverhandlungen beim Corona-Aufbaufonds. Ärger droht auch in der Flüchtlingspolitik: Deutschland hat Italien um die Rettung der fast 180 Migranten an Bord des deutschen Schiffes Humanity 1 gebeten. Meloni hat jedoch eine harte Linie angekündigt. ebo
Die EU-Kommission fordert die Mitgliedstaaten auf, den geänderten Krisenrahmen für staatliche Beihilfen zu nutzen, um Landwirte und Düngemittelhersteller in der aktuellen Düngemittelkrise zu unterstützen. Das geht aus einem Entwurf einer Mitteilung der Brüsseler Behörde hervor, die für den 9. November geplant ist und am Donnerstag von “Contexte” veröffentlicht wurde.
Die Länder sollen Mittel aus dem Solidaritätsbeitrag, der aus den Zufallsgewinnen von Unternehmen im Erdöl-, Erdgas-, Kohle- und Raffineriebereich gespeist wird, oder den Kohäsions- und Konjunkturfonds verwenden. Es bestehe zudem die Möglichkeit, die gezielte Unterstützung über die derzeit für diesen Sektor genehmigten Beihilfen hinaus auszuweiten, heißt es weiter. So soll “die Verfügbarkeit von Düngemitteln zu erschwinglichen Preisen zu gewährleistet” werden.
Ob es darüber hinaus noch weitere Unterstützungsmaßnahmen aus der Agrar-Krisenreserve der GAP geben soll, will die Kommission gemeinsam mit den Mitgliedstaaten erörtern. Im Rahmen der Reserve stünden kommendes Jahr 450 Millionen Euro zur Stabilisierung der Agrarmärkte zur Verfügung.
Außerdem kündigt die Kommission die Einrichtung einer neuen Beobachtungsstelle für die Düngemittelmärkte an, um deren Transparenz zu verbessern. Nicht angetastet werden jedoch die Antidumpingzölle auf die Einfuhr von UAN-Düngemitteln (Stickstofflösung), wie es einige Landwirtschaftsverbände gefordert hatten. luk
Vor der Weltklimakonferenz in Ägypten hat sich die Öl-Nation Norwegen ein stärkeres Klimaziel für das Jahr 2030 gesetzt. Bis dahin sollen die norwegischen Emissionen klimaschädlicher Gase nun um mindestens 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 verringert werden, wie Ministerpräsident Jonas Gahr Støre am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Oslo ankündigte.
Damit hebt das skandinavische Nicht-EU-Land seine Ambitionen auf das Niveau der Europäischen Union an. Bislang hatte Norwegen eine Emissionsreduktion um 50 bis 55 Prozent angepeilt. Die Weltklimakonferenz COP27 findet ab Sonntag im ägyptischen Sharm el-Sheikh statt.
2021 ist der norwegische Treibhausgas-Ausstoß nach Angaben der Statistikbehörde SSB um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Damit lag er 4,7 Prozent unter dem Wert von 1990. dpa
In Lettland steht etwas mehr als einen Monat nach der Parlamentswahl ein neues Regierungsbündnis. Die liberalkonservative Partei Jaunā Vienotība von Ministerpräsident Krišjānis Kariņš, der zentristisch-konservative Wahlbund Vereinigte Liste und die nationalkonservative Nationale Allianz unterzeichneten am Donnerstag in Riga ein Memorandum über eine Koalition. Das Dreierbündnis kommt auf eine Mehrheit von 54 der 100 Sitze im Parlament des baltischen Landes.
“Lassen Sie uns die Arbeit fortsetzen”, sagte Kariņš nach der Unterzeichnung. Demnach sollen nun die Verantwortungsbereiche der Parteien abgesteckt und mit der Vorbereitung der Regierungserklärung begonnen werden. Die Partei des Ministerpräsidenten hatte bei der Abstimmung am 3. Oktober mit Abstand die meisten Stimmen erhalten.
Jaunā Vienotība gehört im Europäischen Parlament zur EVP-Fraktion. Bis auf die Nationale Allianz verfehlten ihre bisherigen Koalitionspartner aber den Einzug in das Parlament – das amtierende Viererbündnis hat deshalb keine Mehrheit mehr. Bis zur Ernennung eines neuen Regierungschefs und der Ministerriege bleibt das aktuelle Kabinett geschäftsführend im Amt. dpa
Von Düsseldorf nach Brüssel sind es nur 200 Kilometer, und auch politisch möchte das größte deutsche Bundesland seine Nähe zur EU ausdrücken. Ende Oktober machte sich daher das Landeskabinett Nordrhein-Westfalens auf den Weg, um in Brüssel zu tagen. Als Gast war der Österreicher Johannes Hahn geladen, als Kommissar einst für die Regionalpolitik zuständig und heute für den EU-Haushalt.
Den Trip mitorganisiert hatte Mark Speich. Der Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales dient als Bindeglied der Landesregierung zum Bund und zur EU. Armin Laschet hatte Speich 2017 nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten berufen, auch unter Laschets Nachfolger Hendrik Wüst behielt Speich seinen Posten. Vor der Bundestagswahl 2021 wurde er bereits als europapolitischer Berater eines Kanzlers Laschet gehandelt, es kam bekanntlich anders.
Als Leiter der Landesvertretung in Berlin berichtet Speich inzwischen an Nathanael Liminski, den Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und einflussreichen Chef der Staatskanzlei in Düsseldorf. In Berlin wirkt Speich viel hinter den Kulissen, unter anderem als Vize-Vorsitzender der Arbeitsgruppe Internationales und Europa, die am neuen Grundsatzprogramm der CDU mitschreibt.
Sein Werdegang sei eher untypisch für eine deutsche Verwaltungskarriere, sagt Speich. Ein “beruflicher Zickzack” sei es gewesen, welcher den gebürtigen Bonner letztlich zum Staatssekretär gemacht hat.
Nach seinem Studium hatte Speich vor, in die Wissenschaft zu gehen. Er arbeitete 1997 zunächst als persönlicher Referent des Rektors der Universität Bonn. Nach einem beruflichen Schwenk über die Herbert-Quandt-Stiftung findet er später in die Politik. Seit 1991 Mitglied in der CDU, übernimmt er 2006 die Leitung des Planungsstabs der CDU/CSU–Bundestagsfraktion. “Von dort bin ich dann wieder in die Unternehmens- und Stiftungswelt zurück”, sagt Speich.
Als dann Armin Laschet zum Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens gewählt wurde, fragte er Speich. Die Entscheidung sei keine schwierige gewesen, erinnert sich Speich. Das sei die Sache mit der Politik, wenn man sie einmal in sich hat, kriege man sie nicht wieder raus: “Das bleibt und wirkt in einem.”
Als Vertreter der Landesregierung interessiert sich Speich in Brüssel vor allem für die Regionalpolitik. Die EU-Strukturfonds enthalten viele Milliarden, die auch nach Nordrhein-Westfalen fließen sollen. Kommissar Hahn nahm denn auch die Botschaft mit, die Gelder nicht nur an der gegenwärtigen Wirtschaftskraft zu bemessen, sondern auch am Transformationsbedarf: “Gerade in Nordrhein-Westfalen werden erhebliche Investitionen nötig sein, um den ökologischen und digitalen Wandel zu bewältigen”, sagt Speich.
Zudem würden die Mittel für den Kohäsionsfonds auch aktuell wieder für die kurzfristige Krisenbewältigung herangezogen. “Künftig sollte es besser ein eigenes Krisenbudget im EU-Haushalt geben”, fordert er. Beim Besuch in Brüssel habe man zudem die akuten Belastungen der Industrie sowie die Beschleunigung von Genehmigungs- und Notizifierungverfahren thematisiert, etwa für die Transformation der chemischen Industrie.
Eine seiner Aufgaben ist die Leitung der deutschen Delegation im Ausschuss der Regionen. Das Thema “Kohleregionen im Übergang” zeige, wie Aktivitäten ineinandergreifen. Man müsse überlegen, wie die Regionen, in denen Kohle eine große wirtschaftliche Rolle spielt, den Übergang schaffen. Dann gehe man “rüber in das Büro von Brandenburg” und bespricht, wie die Interessen der deutschen Bundesländer gemeinsam besser vertreten werden können, sagt Speich.
Im Ausschuss treffe man schließlich auf Vertreter polnischer oder auch spanischer Kohleregionen, die in der gleichen Situation sind. “Wir haben zum Teil unterschiedliche Interessen, aber müssen versuchen, eine gemeinsame Linie zu finden”, sagt Speich, “das ist das Interessante daran und das macht mir auch einfach großen Spaß”. So habe man etwa erreicht, dass die Mittel für den Fonds für den gerechten Übergang deutlich aufgestockt worden seien. Angesichts der langwierigen Bewilligungsprozesse werde es aber zeitlich schwierig, diese wie vorgeschrieben bis 2026 auszugeben. “Der Zeitraum sollte daher verlängert werden”, fordert Speich.
Zum Abschalten müsse er raus, sagt er. “Wenn ich den ganzen Tag vor Bildschirmen verbringe, muss ich spazieren.” Seine freie Zeit verbringe er mit seinen Kindern oder mit Lesestoff, der “so gar nichts mit der Arbeit zu tun hat”. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. Von dort aus geht es dann wieder – diesmal nicht im Zickzack, sondern im Dreieck – nach Düsseldorf und Brüssel. Mirja Mader, Till Hoppe
auch über das Jahr 2035 hinaus soll der Verbrennungsmotor eine Zukunft in Europa haben, meint EU-Industriekommissar Thierry Breton. “Europa ist keine Insel”, sagte er im Gespräch mit Europe.Table, die europäische Autoindustrie müsse auch nach 2035 in der Lage sein, “technisch hochwertige und saubere Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor” nach Asien, Lateinamerika und Afrika zu verkaufen. 2026 werde man das Verbrenner-Aus überprüfen und schauen, ob die Transformation zum Elektroauto gelinge. “Das ist ein sehr wichtiges Datum”, sagte Breton. Die Details hat Markus Grabitz.
Im Rat berät heute die Arbeitsgruppe Energie über solidarische Gaslieferungen und Maßnahmen gegen hohe Preise. Einige heikle Punkte hat die Ratspräsidentschaft allerdings auf ein Treffen am Montag verschoben. Besonders umstritten ist etwa die Frage, unter welchen Umständen der nicht-lebensnotwendige Bedarf von geschützten Kunden wie beispielsweise Haushalten eingeschränkt werden darf. Und das ist nicht der einzige Bereich, in dem die Ratspräsidentschaft Diskussionen erwartet. Manuel Berkel gibt einen Überblick.
Für Reisende sind die Angebote von Airbnb und Co praktisch, doch Europas Metropolen beklagen sich schon länger über die negativen Auswirkungen der Plattformen etwa auf das Wohnungsangebot und die Mietpreise. Dem Wunsch nach Regulierung kommt die Kommission nun nach, voraussichtlich kommende Woche will sie ihren Vorschlag zur Kurzzeitmiete vorlegen. Corinna Visser analysiert, was auf die Plattformen und Vermieter zukommt.
EU-Industriekommissar Thierry Breton macht sich stark für die Technologie des Verbrennungsmotors über das Jahr 2035 hinaus. Die Hersteller sollten auch nach dem Verbot in der EU, das 2035 greifen soll, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in Europa produzieren und auf andere Märkte exportieren. “Nach dem Verbrenner-Aus im Jahr 2035 muss die europäische Autoindustrie in der Lage sein, technisch hochwertige und saubere Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auf die Märkte in Asien, insbesondere nach China, aber auch nach Lateinamerika und Afrika zu verkaufen“, sagte Breton im Gespräch mit Europe.Table und einigen anderen Medien. “Europa ist keine Insel, die Hersteller haben allen Grund, weiter zu investieren in die Forschung und Verbesserung der bewährten Technologie des internen Verbrennungsmotors.”
Breton äußerte sich wenige Tage, nachdem die Verhandlungsführer von EU-Parlament und Mitgliedstaaten im Trilog einen informellen Kompromiss zum Verbrenner-Aus erzielt haben. Breton hob hervor, dass dabei auch für das Jahr 2026 eine Überprüfung des Verbots vereinbart wurde: “Das ist ein sehr wichtiges Datum. Es gilt dann zu überprüfen, ob die Ziele der Transformation hin zum Elektroauto machbar sind.”
Bis zum Jahr 2030 solle es EU-weit 30 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge und 6,8 Millionen Ladepunkte geben. Derzeit gibt es nur 350.000 Ladepunkte. Sollte eine Verfehlung der Ziele hinsichtlich der Zahl der E-Autos, der Bezahlbarkeit der Technologie sowie einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur erkennbar sein, müsse dringend gegengesteuert werden. “Wir werden nicht bis zum Jahr 2026 warten, sondern Korrekturen vorschlagen, sobald sie nötig sind.” E-Autos dürften kein Privileg für Besserverdienende bleiben: “Derzeit ist ein Auto mit Batterieantrieb in etwa 30 Prozent teurer als ein vergleichbares Modell mit Verbrennungsmotor. Dieser Preisunterschied muss sich einebnen.”
Bei der im Gesetz vorgesehenen Überprüfung 2026 soll es auch darum gehen, ob nahezu CO2-frei hergestellte synthetische Kraftstoffe nach dem Aus der Verbrennertechnologie doch noch zum Zuge kommen. Breton geht davon aus, dass die Abkehr vom Verbrennungsmotor bis zu 600.000 Jobs in der Automobilindustrie kostet. Derzeit arbeiteten 13 Millionen Menschen in der Branche.
Breton erinnerte daran, dass die Co-Gesetzgeber in dem EU-Rechtstext keine finanziellen Mittel zur Abfederung der Folgen auf dem Arbeitsmarkt vorgesehen haben. Es werde aber Regionen geben, die besonders betroffen sind, etwa der Stuttgarter Raum in Deutschland sowie die Region um Turin in Italien. “Sollten wir erkennen, dass Maßnahmen zur Abfederung der sozialen Folgen geboten sind, werden wir sie auch vor dem Jahr 2026 vorschlagen.”
Er werde eine Arbeitsgruppe ins Leben rufen, mit Vertretern von Herstellern, mittelständischen Zulieferern, Gewerkschaften und Stromproduzenten. Diese solle alle drei Monate zusammen kommen, um die Fortschritte bei der Transformation zu bewerten. Breton deutete an, dass bei einem Verfehlen der Ziele auch eine Abkehr von der Ausrichtung auf E-Autos denkbar sei: “Falls notwendig, werden wir unsere Pläne ändern und andere technische Lösungen in Erwägung ziehen.”
Die EU-Kommission wird in wenigen Tagen ihren Vorschlag für die nächste Stufe der Schadstoffregulierung (Euro 7) vorlegen. Donnerstag abend sorgte ein Leak für Aufregung: Demnach wären die Emissionswerte für Pkw mit Benziner- und Dieselmotor auf dem Niveau wie bei Euro 6. Auch bei Feinpartikeln soll die Hürde nicht höher gelegt werden, dafür aber sollen die Testbedingungen massiv verschärft werden. Schwerere Lieferwagen sollen härtere Herausforderungen haben als Pkws. Vor allem die aufwändigeren Tests, die notwendig wären, würden eine große finanzielle Belastung für die Hersteller bedeuten. Bei Nutzfahrzeugen sieht der neue Entwurf eine massive Verschärfung der Grenzwerte vor: Industrievertreter sprachen von einem “Schock”, als sie die Werte sahen. In Industriekreisen heißt es, dass es sich wohl nicht um die endgültigen Werte, sondern wieder um einen Testballon der Kommission handele. Mit dem lancierten Entwurf wolle sie die Reaktion der Öffentlichkeit testen.
Breton wollte im Gespräch nicht zu den durchgesickerten Entwürfen Stellung nehmen. “Bis zum Beschluss durch das Kollegium am Mittwoch können sich die Grenzwerte und die Bestimmungen zu den Bedingungen noch ändern.” Die Kommission verfolge zwei Ziele mit Euro 7: “Zum einen sollen die Schadstoffe, die die Verbrennungsmotoren emittieren, deutlich gesenkt werden.” Die Grenzwerte für Stickoxide und weitere Schadstoffe sollen gesenkt werden. “Zum anderen soll es erstmals auch Grenzwerte für Feinpartikel geben, die durch Bremsen und den Reifenabrieb freigesetzt werden.”
Breton kritisiert den Inflation-Reduction-Act der US-Regierung, mit dem hohe staatliche Zuschüsse für in den USA produzierte E-Autos ausgelobt werden: “Es ist sehr bedauerlich, dass unsere gleichgesinnten Partner nicht nur einen Wettlauf um Subventionen gestartet haben, sondern auch noch diskriminierende Maßnahmen gegen Hersteller aus der EU ergreifen.”
China, so Breton weiter, habe sich zu einem ernsthaften Konkurrenten für die Auto-Hersteller aus Europa entwickelt. Breton mahnte die chinesischen Hersteller von E-Autos: “Wir werden sehr darauf achten, dass der Wettbewerb fair bleibt. Sollten E-Autos aus China nicht den regulatorischen Ansprüchen der EU genügen, etwa bei der EU-Batterien-Richtlinie, werden sie keinen Marktzugang bekommen.”
Mit Herannahen des Winters bereiten sich die EU-Staaten immer ernsthafter darauf vor, wie sie gemeinsam einen möglichen Gasmangel bewältigen können. Im Rat berät heute die Arbeitsgruppe Energie über die Vorschläge der Kommission vom 18. Oktober, es geht um solidarische Gaslieferungen und Maßnahmen gegen hohe Preise. Wegen der “politischen Sensibilität” hat die Ratspräsidentschaft einige Themen allerdings auf ein technisches Seminar am kommenden Montag verschoben, wie es in der Vorlage heißt, die “Contexte” gestern veröffentlichte.
Unter den heiklen Punkten ist eine Ermächtigung für den Rat, eine Regelung zu beschließen, wie in einer Notlage Gas zwischen den Mitgliedstaaten verteilt und bepreist werden soll. Die bestehende SoS-Verordnung reiche für eine Ausnahmesituation wie das Ausbleiben russischer Gaslieferungen nicht aus, hieß es in den vergangenen Monaten immer wieder. An anderen Stellen macht die Ratspräsidentschaft bereits konkrete Vorschläge, wie sie den Kommissionsvorschlag abändern will.
Strittig ist etwa, unter welchen Umständen der nicht-lebensnotwendige Bedarf von geschützten Kunden wie zum Beispiel Haushalten eingeschränkt werden darf. Wie umstritten dieser Punkt ist, zeigt sich an den teils widersprüchlichen Ergänzungen. Nach Artikel 31 sollen Mitgliedstaaten Solidarität in einer Mangellage nun nur noch dann versagen können, wenn sie selbst den lebensnotwendigen Bedarf geschützter Kunden einschränken müssten.
Nach dem neuen Erwägungsgrund 64a sollen die Mitgliedstaaten dagegen selbst entscheiden dürfen, ob sie überhaupt zwischen lebensnotwendigem und nicht-lebensnotwendigem Bedarf unterscheiden wollen: “Ein Mitgliedstaat, der Solidaritätsmaßnahmen beantragt und beschließt, diese Unterscheidung nicht zu treffen, sollte nicht verpflichtet sein, nachzuweisen, dass der nicht-lebensnotwendige Verbrauch reduziert werden könnte, bevor er einen Solidaritätsantrag stellt.”
“Bedenken” haben die EU-Staaten außerdem wegen der Gasmengen, die sie laut der Verordnung zurückhalten dürfen, um ihre Stromversorgung zu sichern. Die Zahlen hatte der Netzbetreiberverband ENTSO-E geliefert, die Mitgliedstaaten sollen ihre Bedarfe nun so schnell wie möglich anmelden.
“Weitere Diskussionen” erwartet die Ratspräsidentschaft außerdem über die Kostenverteilung, falls ein Staat einen anderen in einer Mangellage versorgen müsste. Derzeit ist vorgesehen, für den Preis ein 30-Tage-Mittel zugrunde zu legen. Dies bevorteile den Staat, der um Solidarität ersuche, heißt es in dem Entwurf.
Andere Teile der Verordnung beschäftigen sich mit dem Eindämmen der hohen Gaspreise. Für die nächste Füllsaison der Gasspeicher sollen europäische Unternehmen nach dem Willen der Kommission einen Teil ihres Bedarfs möglichst gemeinsam beschaffen. Im neuen Entwurf wird nun klargestellt, dass sich an der Nachfrageaggregation und der gemeinsamen Beschaffung auch ehemals russische Energieunternehmen beteiligen dürfen, die derzeit unter Treuhandschaft von EU-Staaten stehen. Diese Ergänzung dürfte maßgeschneidert sein für die ehemalige Gazprom Germania, die seit Monaten unter dem neuen Namen Securing Energy for Europe (SEFE) unter Treuhandschaft der deutschen Bundesnetzagentur steht.
Beratungen zum umstrittenen temporären Preisdeckel soll es ebenfalls erst nach dem technischen Seminar am Montag geben. Mit dem Market correction mechanism soll vorübergehend ein Preiskorridor für den wichtigen Gas-Referenzindex TTF eingeführt werden können.
Die Beratungen fallen in eine Zeit weiterer Warnungen vor zu wenig Gas. Europa drohen im Sommer nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) massive Engpässe bei der Speicherung von Gas für den darauffolgenden Winter. Wenn die Einfuhr von russischem Gas per Pipeline vollständig eingestellt wird und China wieder auf gewohntem Niveau Flüssiggas importiert, könnte fast die Hälfte des Gases für ein 95-prozentiges Auffüllen der Speicher fehlen, teilte die IEA am Donnerstag mit.
“Wenn wir uns die jüngsten Trends und wahrscheinlichen Entwicklungen auf den globalen und europäischen Gasmärkten ansehen, sehen wir, dass Europa im nächsten Winter vor einer noch größeren Herausforderung stehen wird”, sagte IEA-Direktor Fatih Birol. Regierungen müssten deshalb unverzüglich Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz und zum Einsatz von erneuerbaren Energien und Wärmepumpen vorantreiben und die Gasnachfrage senken. Mit dpa
07.11.-08.11.2022
Sitzung des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL)
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zu Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Aussprache mit Anna Diamantopoulou (Vorsitzende und Mitglied der hochrangigen Gruppe für die Zukunft des Sozialschutzes und des Wohlfahrtsstaates in der EU). Vorläufige Tagesordnung
07.11.-08.11.2022
Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET)
Themen: Aussprache mit dem Europäischen Auswärtigen Dienst und der Kommission über den Wiederaufbau der Ukraine, Empfehlung an den Rat mit einer Bestandsaufnahme der Funktionsweise des EAD und für eine stärkere EU in der Welt, öffentliche Anhörung zum Thema “Außenpolitische und handelspolitische Aspekte der strategischen Autonomie der EU”. Vorläufige Tagesordnung
07.11.-08.11.2022
Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON)
Themen: Berichterstattung über die laufenden interinstitutionellen Verhandlungen, Abstimmung über die Schaffung eines Rahmens für Maßnahmen zur Stärkung des europäischen Halbleiter-Ökosystems (Chip-Gesetz), Anhörung zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Sanktionen der EU auf Russland und die Wirtschaft der EU. Vorläufige Tagesordnung
07.11.-08.11.2022
Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI)
Themen: Berichterstattung über die laufenden interinstitutionellen Verhandlungen, Berichtsentwurf zu fluorierten Treibhausgasen, Berichtsentwurf zu Stoffen, die zum Abbau der Ozonschicht führen. Vorläufige Tagesordnung
07.11.-08.11.2022
Sitzung des Ausschusses für Haushaltskontrolle (CONT)
Themen: Entwurf eines Entschließungsantrages zum Rechnungsabschluss der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache für das Haushaltsjahr 2020, Berichtsentwurf zum Schutz der finanziellen Interessen der EU. Vorläufige Tagesordnung
07.11.-08.11.2022
Sitzung des Ausschusses für Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE)
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zu elektronischen Behördendiensten zur schnelleren Abwicklung digitaler öffentlicher Dienstleistungen, die dem Funktionieren des Binnenmarkts förderlich sind, Erläuterung zur Freizügigkeit in der EU während der COVID-19-Pandemie. Vorläufige Tagesordnung
07.11.2022 – 15:00-17:45 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Haushalt (BUDG)
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zum Gesamthaushaltsplan 2022. Vorläufige Tagesordnung
07.11.2022 – 15:00 Uhr
Euro-Gruppe
Themen: Wirtschaftliche Entwicklung und Aussichten für die Euro-Zone, aktuelle Informationen der Kommission zu den Haushaltsmaßnahmen zur Abfederung der Auswirkungen der hohen Energiepreise, Nachbesprechung und Diskussion der internationalen Treffen. Vorläufige Tagesordnung
08.11.2022
Trilog: CBAM
Themen: Bislang sparen die Verhandlungsparteien die großen noch offenen Fragen bei der Einführung eines CO2-Grenzausgleichsmechanismus aus. So wird auch in der kommenden Trilogrunde kein Ergebnis zu Umfang, Einführungsbeginn und -geschwindigkeit erwartet. Stattdessen dürften technische Fragen geklärt werden, beispielsweise wie und wo CBAM-pflichtige Importe gemeldet werden müssen.
08.11.2022
Trilog: Effort Sharing
Themen: Kommission und Rat haben sich vorgenommen, den Trilog über die Verschärfung der CO2-Reduktionsziele in der Lastenteilungsverordnung (Effort Sharing Regulation) noch während der COP 27 in Sharm el-Sheikh abzuschließen. Das bedeutet, dass kommende Woche eine Einigung erzielt werden dürfte. Offen ist noch, welche Flexibilität den EU-Ländern beim Erreichen der Ziele gewährt wird, d.h. welche Mengen an CO2-Reduktionen ein Mitgliedstaat bei einem anderen im Zweifel einkaufen darf. Auch die Frage nach der Einklagbarkeit der Ziele durch die Zivilgesellschaft ist noch nicht geklärt.
08.11.2022 – 09:00-18:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI)
Themen: Gedankenaustausch mit einem Vertreter der Kommission über die Marktsituation bei Eiern und Milch, Gedankenaustausch mit Vertretern der Kommission über den Anstieg der Energiepreise und seine Auswirkungen auf den Agrar- und Ernährungssektor, Vorstellung einer Studie über den Beitrag des gemeinschaftlichen Sortenschutzsystems zur Wirtschaft und zur Umwelt in der EU. Vorläufige Tagesordnung
08.11.2022 – 09:00-18:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Regionale Entwicklung (REGI)
Themen: Gedankenaustausch zu den Auswirkungen der Aufbau- und Resilienzfazilität auf die Kohäsionspolitik. Vorläufige Tagesordnung
08.11.2022 – 10:15-17:45 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
Themen: Geopolitischer Dialog mit Josep Borrell (EU-Außenbeauftragter), geopolitischer Dialog mit Jutta Urpilainen (Kommissarin für Internationale Partnerschaften). Vorläufige Tagesordnung
08.11.2022 – 10:30 Uhr
Rat der EU: Wirtschaft und Finanzen
Themen: Informationen des Vorsitzes zu aktuellen Gesetzgebungsvorschlägen für den Bereich Finanzdienstleistungen, Gedankenaustausch zur Umsetzung der Aufbau- und Resilienzfazilität, Informationen der Kommission zum Gesetz zur Verringerung der Inflationsrate. Vorläufige Tagesordnung
09.11.2022
Wöchentliche Kommissionssitzung
Themen: Sicherheits- und Verteidigungspaket (Aktionsplan zur militärischen Mobilität, Vorschlag für eine EU-Cyberverteidigungspolitik), Mitteilung über Düngemittel, Entwicklung von Post-Euro 6/VI-Emissionsstandards für Autos, Lieferwagen, Lastwagen und Busse, Überprüfung der wirtschaftspolitischen Steuerung. Vorläufige Tagesordnung
09.11.2022 – 15:00-22:00 Uhr
Plenartagung des EU-Parlaments: REPowerEU, Nachhaltigkeitsberichterstattung, digitales Finanzwesen
Themen: Aussprache zu REPowerEU (Kapitel in den Aufbau- und Resilienzplänen), Aussprache zur Richtlinie hinsichtlich der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen, Aussprache zum digitalen Finanzwesen (Verordnung über die Betriebsstabilität digitaler Systeme des Finanzsektors). Vorläufige Tagesordnung
10.11.2022
Trilog: ETS
Themen: Anders als bei anderen Dossiers des Fit-for-55-Pakets wird bei der Reform des EU-Emissionshandelssystems kein Abschluss in der nächsten Trilogrunde erwartet. Wesentliche Fortschritte bei den politischen Fragen, wie das Ambitionsniveau, der ETS 2 und das Auslaufen der kostenlosen Zuteilungen, dürften erst nach der COP27 in Sharm el-Sheikh diskutiert werden. Kommende Woche werden daher nur geringfügige Fortschritte bei weniger politischen Punkten erwartet.
10.11.2022
Trilog: LULUCF
Themen: Die Ziele für die natürliche CO2-Senkleistung von Böden und Wäldern sollen angehoben und verbindlich festgelegt werden. In der bevorstehenden Trilog-Sitzung steht der Abschluss der Verhandlungen an.
10.11.2022 – 09:00-13:00 Uhr
Plenartagung des EU-Parlaments: Cybersicherheit, Abkommen EU-Ukraine, drittstaatliche Subventionen
Themen: Aussprache zu einem hohen gemeinsamen Cybersicherheitsniveau in der EU, Abstimmung zum Abkommen zwischen der EU und der Ukraine über die Beförderung von Gütern im Straßenverkehr, Abstimmung zu den Binnenmarkt verzerrenden drittstaatlichen Subventionen. Vorläufige Tagesordnung
11.11.2022 – 09:30 Uhr
Rat der EU: Haushalt
Themen: Vorbereitung der Sitzung des Vermittlungsausschusses mit dem Europäischen Parlament zum Haushaltsplan der EU für 2023. Vorläufige Tagesordnung
Die kurzzeitige Vermietung von Wohnungen an Touristen boomt – und verursacht in den Metropolen Europas große Probleme. Viele Städte von Barcelona über Wien bis Athen sind in den vergangenen Jahren gegen Vermietungsplattformen wie Airbnb, Booking oder FeWo-direkt (Expedia) vor Gericht gezogen. Oft erfolglos. Die Kommission will voraussichtlich kommende Woche ihren Legislativvorschlag zur Kurzzeitvermietung (Short-Term Rental, STR) vorlegen, um die Probleme zu lösen. Eine harte Regulierung müssen die Plattformen nicht fürchten, viel mehr geht es um Harmonisierung und Transparenz.
Mit ihrem Legislativvorschlag wolle die Kommission sicherstellen, “dass die Behörden über bessere Daten verfügen, um verhältnismäßige Vorschriften für die kurzfristige Vermietung von Unterkünften auszuarbeiten und durchzusetzen”, schrieb Binnenmarktkommissar Thierry Breton Mitte September in einem Antwortschreiben auf einen Brief europäischer Städte und Parlamentarier, die sich dringend eine Regulierung wünschten.
Die Städte beklagen, dass Kurzzeitvermietungen den Druck auf das ohnehin meist knappe Wohnungsangebot erhöhen und die Kosten für Miete und Lebenshaltung in den Städten weiter in die Höhe treiben. Die Stadtbewohner beschweren sich außerdem über die “Touristifizierung” ihrer Städte. Das Hotelgewerbe wiederum wehrt sich gegen die unregulierte private Konkurrenz.
Beispiel Wien: Zwei Drittel der Wienerinnen und Wiener leben in öffentlich geförderten Wohnungen mit gedeckelten Mieten. “Die sind zum Wohnen gebaut und nicht zur wirtschaftlichen Nutzung“, sagt ein Sprecher der Stadt Wien. Die Stadt hat das auch gerichtlich klären lassen. Dabei gehe es um den Schutz des Wiener Wohnraums, “einen qualitativ hochwertigen Tourismus, der in der Bevölkerung Akzeptanz genießt” und um “eine ordentliche, effiziente Vollziehung von Regeln”, sagt die Wiener Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.
Da der Tourismus in vielen Städten wie Wien ein wichtiger Wirtschaftszweig ist, wollen viele Städte kein Verbot der Kurzzeitvermietungen. Sie wollen aber transparente Regeln und einen Überblick, wie viele Wohnungen wann und wo für kurze Zeit untervermietet werden. Entsprechende Auskunftsersuchen haben die Vermietungsplattformen – auch mit Hinweis auf die DSGVO – immer wieder abgelehnt.
Die Komplexität dieses Themas zeigt sich auch daran, dass die Kommission 5692 Rückmeldungen auf ihre Konsultation im Jahr 2021 erhalten hat. Der Legislativvorschlag ließ lange auf sich warten.
Die EU-Kommission will mit dem Vorschlag den Flickenteppich an nationalen und lokalen Regeln für Vermietungsplattformen wie Airbnb beseitigen. Der Entwurf besteht nach Informationen aus EU-Kreisen im Kern aus zwei Elementen:
Der Ansatz ermögliche es den Kommunen, die relevanten Informationen von den Plattformen zu erhalten, heißt es in den Kreisen. Sie erfahren sie etwa, wie viel Wohnraum in bestimmten Gegenden zu bestimmten Zeiten für die Kurzzeitvermietung reserviert seien. Zugleich könnten sie erkennen, wenn einzelne Gastgeber ihre Wohnungen häufiger vermieteten als gesetzlich erlaubt. Ob eine Stadt überhaupt eine Obergrenze für die Vermietung einführt und ob diese bei 100 oder 200 Tagen pro Jahr liegt, bleibt demnach ihre Sache.
Für die Plattformanbieter bleibe der bürokratische Aufwand überschaubar. Statt lokal unterschiedlicher müssten sie EU-weit einheitliche Informationspflichten erfüllen, die sich überdies auf Kerndaten beschränken. Bei Rechtsverstößen der Nutzer greift wiederum ein anderer Rechtsakt, der am 16. November in Kraft tritt: der Digital Services Act. Dieser verpflichtet die Anbieter von Vermittlungsdiensten, auf Anordnung der Behörden illegale Inhalte zu entfernen.
Einige Parlamentarier haben das Schreiben der Städte an die Kommission mitunterzeichnet, darunter Martin Schirdewan (GUE/NGL) und René Repasi (S&D). Erschwinglicher Wohnraum dürfe nicht in teure Kurzzeit-Hotels umgewandelt werden, fordert Schirdewan. “Dafür ist eine Rechenschaftspflicht der Plattformen, die umfassende Offenlegung von Plattformdaten und ein verpflichtendes Registrierungssystem notwendig.”
Für Repasi ist noch ein anderer Aspekt wichtig, der den Schutz der Plattformnutzer betrifft. “Ich erwarte Mindestanforderungen für die Qualität der angebotenen Wohnung oder des angebotenen Zimmers vor allem bezüglich der Nachhaltigkeitskriterien”, sagt Repasi. Der Vorschlag sollte zudem Regeln für die Plattformen selbst enthalten, die über den DSA hinausgehen. “Plattformen sollten die Pflicht haben, die Anbieter auf ihren Plattformen zu kennen (know your seller) und zu überprüfen, wenn notwendig auszuschließen sowie für Fälle des Zuwiderhandelns oder der Schlechtleistung zu haften.”
Die betroffenen Unternehmen, etwa Airbnb, Booking oder Expedia, sprechen sich ebenfalls für einheitliche europäische Regeln zu Short-Term Rental aus. “Airbnb setzt sich europaweit für digitale, einfache Registrierungssysteme ein”, sagt eine Sprecherin. Das Unternehmen befürworte die Idee einer europaweiten Registrierungspflicht für Gastgeber. In Hamburg, wo es bereits seit 2018 ein digitales Registrierungssystem gebe, kooperiere Airbnb bereits mit der Stadt. In NRW und Berlin wolle Airbnb ebenfalls eine entsprechende Registrierung umsetzen.
Auch Expedia begrüßt die Pläne der Kommission. “Wir glauben, dass die Europäische Kommission einen fragmentierten Rechtsrahmen für die Kurzzeitmietbranche in Europa vermeiden will”, teilt ein Sprecher des Unternehmens mit. “Ein einheitliches regulatorisches Umfeld mit einem harmonisierten Mechanismus für den Datenaustausch wird es den Behörden ermöglichen, Branchendaten zu sammeln und anschließend faktenbasierte politische Entscheidungen zu treffen.” Mit Till Hoppe
Im Vorfeld des G7-Außenministertreffens im westfälischen Münster haben sich Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und ihr US-Amtskollege Anthony Blinken beim Deutsch-Amerikanischen Zukunftsforum zu den Zielen ihrer digitalen Außenpolitik geäußert. Blinken betonte dabei, dass sich die Demokratien intensiver mit den unbeabsichtigten Konsequenzen neuer Technologien auseinandersetzen müssten: Um die positiven Seiten technologischer Neuerungen zu nutzen, aber auch den schlechten Seiten zu begegnen, sei Zusammenarbeit dringend nötig: Dies könne kein Land alleine schaffen. Man sei nun an einem “Wendepunkt der Geschichte”, so Blinken.
Das State Department ist seit der Amtszeit von Hillary Clinton intensiv mit digitaler Außenpolitik befasst. Unter anderem werden die USA im kommenden Jahr erstmals den Vorsitz der Freedom Online Coalition (FoC) innehaben, eines 2011 gegründeten Zusammenschlusses zur Wahrung von Menschenrechten im digitalen Zeitalter. Mitglieder der FoC sind derzeit 34 Regierungen, darunter viele Demokratien, aber auch Staaten mit eher schwieriger Menschenrechtslage wie die Malediven oder die Mongolei.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) betonte, dass die digitale Außenpolitik auch in der kommenden Nationalen Sicherheitsstrategie eine Rolle spielen werde: “Wir wollen sicherstellen, dass digitale Technologien für und nicht gegen die Menschen eingesetzt werden, Demokratien stärken, statt sie zu schwächen.” Das sei in der derzeitigen US-Strategie bereits angelegt. Wie dies in der deutschen Strategie konkret aussehen soll, erläuterte Baerbock nicht, wies aber darauf hin, dass insbesondere der Schutz von Infrastrukturen eine große Rolle spielen soll.
Beide Außenminister, miteinander inzwischen freundschaftlich verbunden, betonten, wie wichtig die transatlantische Kooperation sei. Anthony Blinken legte dabei besonderen Wert auf Standards und Normen: Man arbeite gemeinsam an einem Race-to-the-Top, nicht am Gegenteil: “Die Länder, die derzeit möglicherweise am Race-to-the-Bottom beteiligt sind, müssen sich entscheiden, ob sie sich uns dabei anschließen wollen.” fst
Die Spitzenpolitiker in den Westbalkan-Staaten waren lange nicht gut zu sprechen auf ihre EU-Kollegen, aber das hat sich inzwischen geändert. “Wir haben heute ein ganz anderes Niveau der Zusammenarbeit mit der EU erreicht”, sagte der albanische Ministerpräsident Edi Rama nach dem Westbalkangipfel in Berlin. Die häufigen Treffen wie jetzt in Berlin, zuletzt in Prag im Rahmen der Europäischen Politischen Gemeinschaft und auf bilateraler Ebene, hätten das gegenseitige Verständnis enorm verbessert.
Kanzler Olaf Scholz hatte die Regierungschefs der sechs Staaten am Donnerstag ins Kanzleramt eingeladen, im Rahmen des Berlin-Prozesses. Dort unterzeichneten sie drei Abkommen für die gegenseitige Anerkennung von Personalausweisen bei der Einreise sowie von Universitäts- und Berufsabschlüssen. Dies soll die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger in der Region erleichtern und so die Integration der Länder in einem gemeinsamen Markt vorantreiben. Zudem verabschiedeten sie eine gemeinsame Erklärung zur Energiesicherheit.
Die Abkommen seien ein “wichtiger Trittstein” in Richtung des EU-Binnenmarktes, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Sie kündigte zudem neue Finanzhilfen an: 500 Millionen Euro an Budgethilfen sollen schon im Januar zur Verfügung stehen, damit die Regierungen Haushalte und Unternehmen bei den Energiepreisen entlasten können. Weitere 500 Millionen Euro sollen in die bessere Anbindung an Gaspipelines und Stromnetze sowie in den Ausbau erneuerbarer Energien fließen.
An der Konferenz nahmen Serbien, Nordmazedonien, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Montenegro sowie etliche EU-Regierungen teil. “Ihr EU-Beitritt ist in unserem Interesse”, sagte Gastgeber Scholz. Er mahnte aber eine Verständigung vor allem zwischen Serbien und der ehemaligen serbischen Provinz Kosovo an.
Deutschland und Frankreich haben hier eine neue Initiative gestartet. Scholz sagte, er hoffe, dass der Dialog-Prozess bald beginne und beide Regierungen zu Zugeständnissen bereit seien. Auch Rama appellierte an beide Seiten, ernsthaft zu verhandeln. Alle beitrittswilligen Länder müssten ihre Hausaufgaben machen, betonte er. tho
Großer Bahnhof für Giorgia Meloni: Die neue italienische Regierungschefin wurde am Donnerstag in Brüssel von den drei EU-Institutionen empfangen. Bei Parlamentspräsidentin Roberta Metsola durfte sie sich ins Gästebuch eintragen, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen empfing sie mit Handschlag im Blitzlicht-Gewitter, auch Ratspräsident Charles Michel empfing die 45-jährige Newcomerin mit offenen Armen.
Dass Meloni die postfaschistische Partei Fratelli d’Italia leitet und im Wahlkampf über die EU lästerte, schien vergessen. “Das schöne Leben ist vorbei”, hatte die rechtsradikale Politikerin vor ihrer Wahl in Rom getönt. “Die Stimme Italiens in Europa wird stark sein”, erklärte sie nun in Brüssel. “Wir sind bereit, die großen Fragen anzugehen, angefangen bei der Energie-Krise“, kündigte sie auf Twitter an.
Neben der Energiepolitik und dem Kampf gegen die Krise standen beim Antrittsbesuch in Brüssel auch der Krieg in der Ukraine, die Fiskalpolitik sowie die Flüchtlingskrise auf der Tagesordnung. In all diesen Fragen gilt Melonis rechtes Parteienbündnis, zu dem auch die Forza Italia um Ex-Premier Silvio Berlusconi zählt, als Risikofaktor. Meloni bemühte sich sichtlich, die Zweifel an der Verlässlichkeit zu zerstreuen.
Die erste Begegnung sei gut und konstruktiv gewesen, hieß es hinterher im Europaparlament. Meloni und Metsola sprachen sich mit Vornamen an und redeten 20 Minuten unter vier Augen auf Italienisch, das informell zur neuen Arbeitssprache im Parlament geworden ist. “Bei der Ukraine sind wir ganz auf einer Linie”, erklärte Metsola nach dem Gespräch. Italien stehe weiter zu den Sanktionen.
Das hatte Meloni allerdings auch schon vor dem Treffen beteuert. Der erste Härtetest dürfte denn auch nicht die Ukraine werden, sondern die Fiskalpolitik. Am Montag kommt der neue italienische Finanzminister Giancarlo Giorgetti zu seinem ersten Eurogruppen-Treffen nach Brüssel. “Wir haben klare Signale erhalten, dass er zu den fiskalpolitischen Verpflichtungen steht”, sagte ein Insider.
Die Zeichen stehen auf Kontinuität – vorerst. Meloni und Giorgetti brauchen Ruhe, um nicht gleich zu Beginn über teure Wahlversprechen zu stolpern. Dazu gehören neue Entlastungen bei der Energie und Nachverhandlungen beim Corona-Aufbaufonds. Ärger droht auch in der Flüchtlingspolitik: Deutschland hat Italien um die Rettung der fast 180 Migranten an Bord des deutschen Schiffes Humanity 1 gebeten. Meloni hat jedoch eine harte Linie angekündigt. ebo
Die EU-Kommission fordert die Mitgliedstaaten auf, den geänderten Krisenrahmen für staatliche Beihilfen zu nutzen, um Landwirte und Düngemittelhersteller in der aktuellen Düngemittelkrise zu unterstützen. Das geht aus einem Entwurf einer Mitteilung der Brüsseler Behörde hervor, die für den 9. November geplant ist und am Donnerstag von “Contexte” veröffentlicht wurde.
Die Länder sollen Mittel aus dem Solidaritätsbeitrag, der aus den Zufallsgewinnen von Unternehmen im Erdöl-, Erdgas-, Kohle- und Raffineriebereich gespeist wird, oder den Kohäsions- und Konjunkturfonds verwenden. Es bestehe zudem die Möglichkeit, die gezielte Unterstützung über die derzeit für diesen Sektor genehmigten Beihilfen hinaus auszuweiten, heißt es weiter. So soll “die Verfügbarkeit von Düngemitteln zu erschwinglichen Preisen zu gewährleistet” werden.
Ob es darüber hinaus noch weitere Unterstützungsmaßnahmen aus der Agrar-Krisenreserve der GAP geben soll, will die Kommission gemeinsam mit den Mitgliedstaaten erörtern. Im Rahmen der Reserve stünden kommendes Jahr 450 Millionen Euro zur Stabilisierung der Agrarmärkte zur Verfügung.
Außerdem kündigt die Kommission die Einrichtung einer neuen Beobachtungsstelle für die Düngemittelmärkte an, um deren Transparenz zu verbessern. Nicht angetastet werden jedoch die Antidumpingzölle auf die Einfuhr von UAN-Düngemitteln (Stickstofflösung), wie es einige Landwirtschaftsverbände gefordert hatten. luk
Vor der Weltklimakonferenz in Ägypten hat sich die Öl-Nation Norwegen ein stärkeres Klimaziel für das Jahr 2030 gesetzt. Bis dahin sollen die norwegischen Emissionen klimaschädlicher Gase nun um mindestens 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 verringert werden, wie Ministerpräsident Jonas Gahr Støre am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Oslo ankündigte.
Damit hebt das skandinavische Nicht-EU-Land seine Ambitionen auf das Niveau der Europäischen Union an. Bislang hatte Norwegen eine Emissionsreduktion um 50 bis 55 Prozent angepeilt. Die Weltklimakonferenz COP27 findet ab Sonntag im ägyptischen Sharm el-Sheikh statt.
2021 ist der norwegische Treibhausgas-Ausstoß nach Angaben der Statistikbehörde SSB um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Damit lag er 4,7 Prozent unter dem Wert von 1990. dpa
In Lettland steht etwas mehr als einen Monat nach der Parlamentswahl ein neues Regierungsbündnis. Die liberalkonservative Partei Jaunā Vienotība von Ministerpräsident Krišjānis Kariņš, der zentristisch-konservative Wahlbund Vereinigte Liste und die nationalkonservative Nationale Allianz unterzeichneten am Donnerstag in Riga ein Memorandum über eine Koalition. Das Dreierbündnis kommt auf eine Mehrheit von 54 der 100 Sitze im Parlament des baltischen Landes.
“Lassen Sie uns die Arbeit fortsetzen”, sagte Kariņš nach der Unterzeichnung. Demnach sollen nun die Verantwortungsbereiche der Parteien abgesteckt und mit der Vorbereitung der Regierungserklärung begonnen werden. Die Partei des Ministerpräsidenten hatte bei der Abstimmung am 3. Oktober mit Abstand die meisten Stimmen erhalten.
Jaunā Vienotība gehört im Europäischen Parlament zur EVP-Fraktion. Bis auf die Nationale Allianz verfehlten ihre bisherigen Koalitionspartner aber den Einzug in das Parlament – das amtierende Viererbündnis hat deshalb keine Mehrheit mehr. Bis zur Ernennung eines neuen Regierungschefs und der Ministerriege bleibt das aktuelle Kabinett geschäftsführend im Amt. dpa
Von Düsseldorf nach Brüssel sind es nur 200 Kilometer, und auch politisch möchte das größte deutsche Bundesland seine Nähe zur EU ausdrücken. Ende Oktober machte sich daher das Landeskabinett Nordrhein-Westfalens auf den Weg, um in Brüssel zu tagen. Als Gast war der Österreicher Johannes Hahn geladen, als Kommissar einst für die Regionalpolitik zuständig und heute für den EU-Haushalt.
Den Trip mitorganisiert hatte Mark Speich. Der Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales dient als Bindeglied der Landesregierung zum Bund und zur EU. Armin Laschet hatte Speich 2017 nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten berufen, auch unter Laschets Nachfolger Hendrik Wüst behielt Speich seinen Posten. Vor der Bundestagswahl 2021 wurde er bereits als europapolitischer Berater eines Kanzlers Laschet gehandelt, es kam bekanntlich anders.
Als Leiter der Landesvertretung in Berlin berichtet Speich inzwischen an Nathanael Liminski, den Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und einflussreichen Chef der Staatskanzlei in Düsseldorf. In Berlin wirkt Speich viel hinter den Kulissen, unter anderem als Vize-Vorsitzender der Arbeitsgruppe Internationales und Europa, die am neuen Grundsatzprogramm der CDU mitschreibt.
Sein Werdegang sei eher untypisch für eine deutsche Verwaltungskarriere, sagt Speich. Ein “beruflicher Zickzack” sei es gewesen, welcher den gebürtigen Bonner letztlich zum Staatssekretär gemacht hat.
Nach seinem Studium hatte Speich vor, in die Wissenschaft zu gehen. Er arbeitete 1997 zunächst als persönlicher Referent des Rektors der Universität Bonn. Nach einem beruflichen Schwenk über die Herbert-Quandt-Stiftung findet er später in die Politik. Seit 1991 Mitglied in der CDU, übernimmt er 2006 die Leitung des Planungsstabs der CDU/CSU–Bundestagsfraktion. “Von dort bin ich dann wieder in die Unternehmens- und Stiftungswelt zurück”, sagt Speich.
Als dann Armin Laschet zum Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens gewählt wurde, fragte er Speich. Die Entscheidung sei keine schwierige gewesen, erinnert sich Speich. Das sei die Sache mit der Politik, wenn man sie einmal in sich hat, kriege man sie nicht wieder raus: “Das bleibt und wirkt in einem.”
Als Vertreter der Landesregierung interessiert sich Speich in Brüssel vor allem für die Regionalpolitik. Die EU-Strukturfonds enthalten viele Milliarden, die auch nach Nordrhein-Westfalen fließen sollen. Kommissar Hahn nahm denn auch die Botschaft mit, die Gelder nicht nur an der gegenwärtigen Wirtschaftskraft zu bemessen, sondern auch am Transformationsbedarf: “Gerade in Nordrhein-Westfalen werden erhebliche Investitionen nötig sein, um den ökologischen und digitalen Wandel zu bewältigen”, sagt Speich.
Zudem würden die Mittel für den Kohäsionsfonds auch aktuell wieder für die kurzfristige Krisenbewältigung herangezogen. “Künftig sollte es besser ein eigenes Krisenbudget im EU-Haushalt geben”, fordert er. Beim Besuch in Brüssel habe man zudem die akuten Belastungen der Industrie sowie die Beschleunigung von Genehmigungs- und Notizifierungverfahren thematisiert, etwa für die Transformation der chemischen Industrie.
Eine seiner Aufgaben ist die Leitung der deutschen Delegation im Ausschuss der Regionen. Das Thema “Kohleregionen im Übergang” zeige, wie Aktivitäten ineinandergreifen. Man müsse überlegen, wie die Regionen, in denen Kohle eine große wirtschaftliche Rolle spielt, den Übergang schaffen. Dann gehe man “rüber in das Büro von Brandenburg” und bespricht, wie die Interessen der deutschen Bundesländer gemeinsam besser vertreten werden können, sagt Speich.
Im Ausschuss treffe man schließlich auf Vertreter polnischer oder auch spanischer Kohleregionen, die in der gleichen Situation sind. “Wir haben zum Teil unterschiedliche Interessen, aber müssen versuchen, eine gemeinsame Linie zu finden”, sagt Speich, “das ist das Interessante daran und das macht mir auch einfach großen Spaß”. So habe man etwa erreicht, dass die Mittel für den Fonds für den gerechten Übergang deutlich aufgestockt worden seien. Angesichts der langwierigen Bewilligungsprozesse werde es aber zeitlich schwierig, diese wie vorgeschrieben bis 2026 auszugeben. “Der Zeitraum sollte daher verlängert werden”, fordert Speich.
Zum Abschalten müsse er raus, sagt er. “Wenn ich den ganzen Tag vor Bildschirmen verbringe, muss ich spazieren.” Seine freie Zeit verbringe er mit seinen Kindern oder mit Lesestoff, der “so gar nichts mit der Arbeit zu tun hat”. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. Von dort aus geht es dann wieder – diesmal nicht im Zickzack, sondern im Dreieck – nach Düsseldorf und Brüssel. Mirja Mader, Till Hoppe