Table.Briefing: Europe

Ausländische Subventionen + TSMC in Dresden + Tabaksteuer

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Hauptverdächtige im Korruptionsskandal des Europaparlaments, die abgesetzte Vize-Präsidentin Eva Kaili, ist wieder auf freiem Fuß. Ein Untersuchungsrichter in Brüssel entschied gestern, dass sie die Fußfessel ablegen und ihre Wohnung wieder verlassen darf.

Ihre ehemalige Fraktion, die sozialistische S&D, hatte die Griechin nach Bekanntwerden der Vorwürfe ausgeschlossen. Ihr Mandat hat Kaili aber noch. Ob sie jetzt wieder ins Parlament geht und die Arbeit als fraktionslose Abgeordnete aufnimmt? Die Gelegenheit für einen ersten öffentlichen Auftritt würde sich beim Mini-Plenum Mittwoch und Donnerstag in Brüssel bieten.

Die Kommission wollte wie auch das Europaparlament Konsequenzen ziehen aus dem Skandal um Bestechung und mutmaßliche Einflussnahme von Drittländern wie Marokko und Katar auf Beschlüsse des Parlaments. Věra Jourová, die Kommissarin für Werte, arbeitet zurzeit an dem Vorschlag für ein unabhängiges Ethikgremium, zuständig mindestens für Parlament und Kommission. Wie zu hören ist, soll der Vorschlag nun doch nicht wie angekündigt am Mittwoch kommen, sondern erst am 7. Juni.

Die Verfechter von strengeren Ethikregeln im Parlament werden nicht begeistert sein. Schon jetzt halten sie Jourovás Pläne für “zahnlos” und viel zu spät.

Sonnige Pfingsten!   

Ihr
Markus Grabitz
Bild von Markus  Grabitz

Analyse

Ausländische Subventionen: Umsetzung der EU-Regeln sorgt für Ärger

In dem Anliegen waren sich im Grunde alle einig: Berlin, Paris, die EU-Kommission und die deutsche Industrie setzten sich dafür ein, eine strengere Subventionskontrolle auch für nicht-europäische Unternehmen einzuführen. Während ihres Vorsitzes im Rat der EU sorgte die französische Regierung dafür, dass die Verordnung über Subventionen aus Drittstaaten im vergangenen Jahr im Eiltempo verabschiedet wurde. Die neuen Regeln treten nun am 12. Juli in Kraft – doch im Vorfeld gibt es noch erheblichen Unmut.

Die Industrie befürchtet, mit Berichtspflichten überhäuft zu werden. “Die Kommission muss darauf achten, dass die Unternehmen durch die Umsetzung nicht überfordert werden”, mahnt Nadine Rossmann, Rechtsexpertin beim BDI. Der erste Entwurf der Durchführungsverordnung sei für “für multinationale Unternehmen schlicht nicht umsetzbar”. Inzwischen sende die Kommission aber Signale, dass sie deutlich nachbessern wolle.

Europäische Firmen besonders betroffen

Eine Kommissionssprecherin sagte dazu nur, man werte derzeit das Stakeholder-Feedback aus und wolle die Regeln rechtzeitig vor dem 12. Juli verabschieden. Die Brüsseler Behörde hatte im Februar ihren Entwurf für die Durchführungsverordnung vorgelegt und eine öffentliche Konsultation dazu durchgeführt. In der Verordnung und dem zugehörigen Fragebogen ist dargelegt, welche finanziellen Zuwendungen von ausländischen Regierungen die Unternehmen der Kommission gegenüber im Einzelnen offenlegen müssen, wenn sie sich um größere öffentliche Aufträge in der EU bewerben oder eine Firma übernehmen wollen.

Die Foreign Subsidies Regulation zielt vor allem auf China: Die Kommission soll einschreiten können, wenn von Peking massiv subventionierte Unternehmen europäische Firmen aufkaufen oder mit Kampfpreisen öffentliche Aufträge ergattern. Um mit WTO-Recht kompatibel zu sein, gelten die Regeln aber ebenso für europäische Unternehmen, die in Drittstaaten aktiv sind. “Deutsche und europäische Unternehmen standen gar nicht im Fokus des Gesetzgebers, sind jetzt aber besonders betroffen, wenn sie sich um eine gewissenhafte Umsetzung bemühen”, sagt Sarah Blazek, Partnerin bei der Kanzlei Noerr.

Kommission überarbeitet Entwurf

Der erste Entwurf der Durchführungsverordnung der Kommission schreckte nicht nur die Industrie auf, sondern auch die Bundesregierung. Wirtschaftsminister Robert Habeck habe sich mit Nachdruck persönlich in Brüssel dafür eingesetzt, unnötige bürokratische Kosten für die Industrie zu vermeiden, heißt es in seinem Ministerium. Die Kommission habe jetzt einen wesentlich überarbeiteten Entwurf vorgelegt, zu dem sich die Bundesregierung aktuell noch abstimme.

Kernproblem: In der Foreign Subsidies Regulation ist nur allgemein von “finanziellen Zuwendungen” (financial contribution) fremder Regierungen die Rede, die Unternehmen angeben müssen, wenn sie eine Übernahme planen oder an einer öffentlichen Ausschreibung teilnehmen. In dieser Breite würde dies bedeuten, dass Unternehmen etwa auch Stromliefer- oder Pachtverträge melden müssten, die sie zu marktüblichen Konditionen in Drittstaaten abgeschlossen haben, sagt Rossmann.

In staatsnahen Sektoren wie der Gesundheitsbranche müssten Unternehmen sogar nahezu jeden Geschäftsvorgang angeben, so Blazek, und das gleich für die vergangenen drei Jahre. Die Unternehmen erfassen solche Zuwendungen bislang meist gar nicht gesondert.

Fokus auf problematische Subventionen

Habeck und BDI drängen die Kommission daher, sich bei der Umsetzung auf potenziell problematische Subventionen zu konzentrieren und zudem höhere Schwellenwerte einzuführen. Die Kommission scheint inzwischen bereit, die Meldepflicht auf bestimmte Bereiche zu konzentrieren, die auch im EU-Beihilferecht als besonders problematisch gesehen werden. Dazu zählen etwa Hilfen für notleidende Unternehmen, unbegrenzte Kreditgarantien oder direkte Unterstützung bei einer Übernahme (siehe Artikel 5 der Verordnung).

Die Unternehmen sollten zudem nicht jede finanzielle Zuwendung einzeln auflisten müssen, fordert BDI-Vertreterin Rossmann: “Eine aggregierte Darstellung nach Land und Art der Zuwendung wäre zielführender.”

Solche Zugeständnisse der Kommission würden die Informationsflut eindämmen, die die Behörde angesichts knapper Personalressourcen in den Generaldirektionen Wettbewerb und Industrie wohl auch kaum verarbeiten könnte. Dadurch entstünden zwar womöglich einige Schlupflöcher, sagt Blazek. “Aber die Kommission kann jederzeit nachhaken, wenn sie Hinweise auf Wettbewerbsverzerrungen sieht.” Und Rossmann argumentiert: “Es ist zielführender, das neue Instrument erst einmal anlaufen zu lassen, anstatt unnötig riesige Informationsmengen anzuhäufen.”

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TSMC in Dresden: Halbleiter für die Autoindustrie

Der taiwanische Halbleiterhersteller TSMC spricht erstmals offen über seine geplante Investition in Dresden. Das Vorhaben mache gute Fortschritte, sagte der Senior Vice President für Business Development, Kevin Zhang, in Amsterdam vor Journalisten. Die endgültige Entscheidung falle im August auf einer Vorstandssitzung.

Die EU und Deutschland werben heftig um den Marktführer für fortschrittliche Chips. Gerade die Autoindustrie drängt darauf, die überlebenswichtigen Komponenten wieder innerhalb der EU herzustellen. Das ist auch wichtiger Baustein für das “De-Risking”, das derzeit die China-Debatte beherrscht. Ein Konflikt um oder mit China soll nicht die komplette Industrie lahmlegen. Der Hauptstandort von TSMC in Hsinchu ist potenziell von einem chinesischen Griff nach Taiwan bedroht.

Subventionen versüßen Standort Deutschland

Ein TSMC-Standort in Dresden ist schon länger im Gespräch. Das taiwanische Unternehmen geht bereits mit neuen Fabriken in die USA und nach Japan – ebenfalls auf Wunsch der dortigen Regierungen. Jetzt ist Europa dran. Das Unternehmen konnte daher bei den Subventionen hoch pokern. Es hat gute Argumente dafür, dass der Staat einen Anreiz für die Investition setzen sollte:

  • Die Energiekosten in Deutschland sind höher als an allen anderen Standorten;
  • dazu kommen hohe Arbeitskosten und Fachkräftemangel.

Dem Vernehmen nach erhält TSMC drei bis vier Milliarden Euro vom Staat, das ist knapp die Hälfte der Kosten des Projekts von rund zehn Milliarden Euro. Als örtliche Partner sind der Halbleiterspezialist Infineon sowie der Autozulieferer Bosch im Gespräch. Die Zusammenarbeit mit nationalen Champions ist üblich. In Japan sind der Technikkonzern Sony und der Autozulieferer Denso mit im Boot.

Weltweites Förder-Wettrennen

Die höheren Kosten in Deutschland rechtfertigen zum Teil die Subventionen. Doch zugleich sind sie Ausdruck eines weltweiten Subventionswettlaufs. China selbst macht derzeit eine Billion Yuan (130 Milliarden Euro) für den Halbleitersektor locker. Alle großen Volkswirtschaften handeln ähnlich: Sie wollen oder müssen sich von den anderen unabhängiger machen.

China steht besonders unter Druck, schließlich schneiden die USA das Land effektiv vom Zugriff auf Halbleiter-Hochtechnik abEuropa agiert hektisch unter dem Eindruck der Russland-Abhängigkeit nach dem Einmarsch in die Ukraine, doch die Idee einer Halbleiter-Ansiedlung entstand schon lange vorher. Die USA wenden 1,5 Billionen Dollar für den Chips and Science Act auf, der Technologien in die Heimat zurückholen soll. Es fließen weltweit ungeheure Summen von den Steuerzahlern in die Halbleiterindustrie.

Milliarden aus dem Chips Act der EU

Europa sieht nun die Gefahr, dass subventioniert hergestellte Halbleiter aus China dankbar von den Kunden genommen werden. Chinesische Staatsbetriebe könnten so die europäische Konkurrenz verdrängen und unentbehrlich werden.

Die EU-Kommission steuert dem unter anderem mit ihrem Chips Act entgegen, der Anreize für Halbleiterfertigung setzt. Die EU will ihren Anteil an der weltweiten Halbleiterherstellung bis 2030 von derzeit neun Prozent auf 20 Prozent mehr als verdoppeln. Mit dem Chips Act mobilisiert sie dafür 43 Milliarden Euro. TSMC will wohl Mittel aus dem Programm abrufen.

TSMC kommt mit plumpen Chips

Die neue Chipfabrik in Dresden ist aus Sicht der deutschen Industrie sehr willkommen, doch TSMC bietet Europa hier mitnichten die aktuellste Technik. Aller Wahrscheinlichkeit nach baut das Unternehmen eine Fabrik für Halbleitergenerationen, wie sie um das Jahr 2010 herum aktuell waren. Konkret handelt es sich um Chips mit Strukturbreiten um 28 Nanometer.

Die technische Grenze, an die nur TSMC heranreicht, liegt zurzeit jedoch bei drei Nanometern, aktuelle High-End-Anwendungen auf dem Markt nutzen Chips mit Strukturgrößen zwischen vier und sieben Nanometern. Je kleiner die Zahl, desto schneller, stromsparender und kühler laufen die Chips. Moderne KI-Anwendungen brauchen die ungeheure Rechenkraft, die nur im einstelligen Nanometer-Bereich möglich ist.

Für die simpleren Computer im Auto der Gegenwart reichen 28-Nanometer-Chips derzeit noch völlig aus, daher hat Deutschland begierig zugegriffen. Chips in dieser Leistungsklasse werden jedoch in Europa bereits hergestellt – und sogar schon in Dresden.

Die modernsten Chips mit winzigen Strukturbreiten wird TSMC auf absehbare Zeit weiter in Taiwan herstellen. Das liegt auch im Interesse der bedrohten Inselrepublik. Der “Silizium-Schild” vor China funktioniert dann, wenn die USA den Ausfall systemwichtiger Lieferanten befürchten und daher eine konkrete Motivation für Militärhilfe haben.

Auftragsfertiger für bekannte Marken

TSMC ist derzeit definitiv systemrelevant. Das hat auch damit zu tun, wie sich die Branche entwickelt hat. Die Anbieter mit der besten Technik haben sich über Jahrzehnte durchgesetzt – und es sind nur wenige Unternehmen übriggeblieben, die tatsächlich physisch produzieren.

Die bekannten Namen des Chipgeschäfts wie Intel, AMD, Nvidia, Infineon, Apple oder Qualcomm lassen bei TSMC ihre Ideen umsetzen und kleben ihr Namensschild drauf. Die Auftraggeber haben den Vorteil, kein Kapital für Gebäude, Maschinen und Mitarbeiter aufwenden zu müssen und trotzdem modernste Produkte anbieten zu können.

Die potenziellen Investitionspartner Bosch und Infineon betreiben in der Region Dresden bereits eigene Werke. Sie wären die idealen Abnehmer für die Produkte aus dem neuen TSMC-Werk, die das taiwanische Unternehmen in ihrem Auftrag fertigen könnte. Bosch stellt hier Halbleiterelemente für die Autoindustrie her.

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EU-Monitoring

29.05.2023 – 09:00-15:00 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET)
Themen: Öffentliche Anhörung zum Umsetzungsbericht zum Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich. Vorläufige Tagesordnung

30.05.2023 – 10:00-12:30 Uhr
Sitzung des Sonderausschusses zu Einflussnahme aus dem Ausland und Desinformation und für mehr Integrität im EP (ING2)
Themen: Anhörung zum Thema “Demokratische Institutionen und Regeln zu Transparenz, Integrität, Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung”, Präsentation der ausführlichen Analyse “Mapping von Best Practices zu Transparenz, Integrität, Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung: Fallstudien ausgewählter Parlamente”. Vorläufige Tagesordnung

30.05.2023 – 10:00 Uhr
Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten
Themen: Gedankenaustausch zur Vorbereitung der Tagung des Europäischen Rates am 29./30. Juni 2023, Anhörung zu den Werten der Union in Ungarn (Artikel 7 Absatz 1 EUV), Anhörung zur Rechtsstaatlichkeit in Polen (Artikel 7 Absatz 1 EUV). Vorläufige Tagesordnung

30.05.2023 – 10:00 Uhr
Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei
Themen: Gedankenaustausch zur Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelverschwendung), Gedankenaustausch zur Marktlage (insbesondere nach der Invasion in die Ukraine), Information der kroatischen Delegation zu den derzeit üblichen Praktiken im Zusammenhang mit der Vermarktung von gefrorenen Erzeugnissen. Vorläufige Tagesordnung

30.05.2023 – 14:30-17:00 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON)
Themen: Öffentliche Anhörung zum Rechtsakt zur Börsennotierung, Umsetzungsbericht über das Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich. Vorläufige Tagesordnung

30.05.2023 – 15:00-17:45 Uhr
Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET) und des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
Themen: Geopolitischer Dialog mit Josep Borrell (Vizepräsident der Kommission) zu den globalen Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, zum strategischen Engagement mit dem Indopazifik und zum Engagement mit dem globalen Süden (insbesondere mit der Afrikanischen Union), Geopolitischer Dialog mit Olivér Várhelyi (Kommissar für Nachbarschaft und Erweiterung) zur östlichen Nachbarschaft (Ukraine, Georgien und Moldawien) und zur südlichen Nachbarschaft (Marokko und Tunesien). Vorläufige Tagesordnung

31.05.2023 – 15:00-21:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Sorgfaltspflichten, Rechtsstaatlichkeit, sozialer Dialog
Themen: Aussprache zu Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Aussprache zur Missachtung der Rechtsstaatlichkeit und der Grundrechte in Ungarn und zu eingefrorenen EU-Geldern, Aussprache zur Stärkung des sozialen Dialogs. Vorläufige Tagesordnung

01.06.-02.06.2023
Rat der EU: Verkehr, Telekommunikation und Energie
Themen: Aktuelle Gesetzgebungsvorschläge zum Fit-für-55-Paket, Vorstellung des Fortschrittsberichts der Plattform für den internationalen Schienenpersonenverkehr, Informationen der spanischen Delegation zum Arbeitsprogramm des kommenden Vorsitzes. Infos & Anmeldung

01.06.2023
Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft 2023
Themen: Staats- und Regierungschefs kommen zu Beratungen zusammen. Infos

01.06.2023 – 09:00-13:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Einflussnahme aus dem Ausland, Munitionsproduktion, kreislauffähige Textilien
Themen: Aussprache zur Einflussnahme aus dem Ausland auf demokratische Prozesse und Integrität der Wahlen, Abstimmung zur Förderung der Munitionsproduktion, Abstimmung zur EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien. Vorläufige Tagesordnung

01.06.2023 – 14:00-17:30 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Öffentliche Gesundheit (SANT)
Themen: Anhörung zum Thema “Prävention nicht übertragbarer Krankheiten”, Meinungsaustausch zum Initiativbericht zum Thema “Psychische Gesundheit”. Vorläufige Tagesordnung

News

TTC: EU und USA wollen bei Auslandsinvestitionen genauer hinsehen

Die Europäische Union und die Vereinigten Staaten wollen ihr Vorgehen bei Auslandsinvestitionen in sensiblen Technologien angleichen. Ziel sei es zu verhindern, “dass das Kapital, das Fachwissen und die Kenntnisse unserer Unternehmen den technologischen Fortschritt strategischer Konkurrenten in einer Weise unterstützen”, die die nationale Sicherheit gefährde. Das geht aus einem Entwurf der Abschlusserklärung des Trade and Technology Council (TTC) kommende Woche hervor, der Table.Media vorliegt.

Der TTC ist das wichtigste Koordinierungsforum für die USA und die EU zur Koordinierung von Konzepten für globale Handels-, Wirtschafts- und Technologiefragen. Es kommt am Dienstag und Mittwoch zum vierten Treffen (TTC4) zusammen, und zwar in Luleå in Nordschweden. Ko-Vorsitzende des Treffens sind US-Außenminister Antony Blinken, die Handelsbeauftragte Katherine Tai, Handelsministerin Gina Raimondo sowie die beiden Vizepräsidenten der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis und Margrethe Vestager.

Beide Seiten hatten bereits im Rahmen des jüngsten G7-Gipfels in Japan über ein abgestimmtes Vorgehen gegenüber China gesprochen. Die EU-Kommission arbeitet an einem Vorschlag für ein Screening von sicherheitsrelevanten Direktinvestitionen in Drittstaaten. Auch bei der Kontrolle von Exporten neuer Technologien etwa mit Künstlicher Intelligenz wollen die EU und die USA ihr Vorgehen koordinieren.

Gemeinsame Konnektivitätsprojekte und vertrauenswürdige KI

Der Umgang mit KI ist eines der zentralen Themen des TTC. Bereits beim vorigen Treffen hatten die EU und die USA einen gemeinsamen Fahrplan für vertrauenswürdige KI beschlossen. Nun wollen beide Seiten die Arbeit an der Roadmap auf generative KI-Systeme ausweiten. Diese Arbeit werde den Hiroshima-Prozess der G7 zum Thema KI ergänzen.

Inzwischen haben die transatlantischen Partner die Umsetzung des gemeinsamen Fahrplans vorangetrieben und drei Expertengruppen eingerichtet. Sie befassen sich mit:

  • KI-Terminologie und -Taxonomie
  • Zusammenarbeit bei KI-Standards und -Tools
  • Überwachung und Messung bestehender und neuer KI-Risiken

Die EU und die USA beabsichtigen unter anderem “einen Katalog bestehender und neu entstehender Risiken zu entwickeln, einschließlich eines Verständnisses der Herausforderungen, die sich durch generative KI ergeben”. vis/tho

  • EU
  • Europäische Kommission
  • Künstliche Intelligenz
  • TTC

Von der Leyen übt indirekt scharfe Kritik an China

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die chinesische Regierung indirekt hart kritisiert. Bei ihrer Rede auf dem Europäischen Gewerkschaftskongress in Berlin sagte sie in Anspielung auf die Kommunistische Partei Chinas: Es gebe eine Partei, welche die “totale Kontrolle” über Wirtschaft und Bevölkerung anstrebe.

Die Aussage fiel im Zusammenhang mit einem Vergleich: Während es in anderen Weltregionen nur um Profit gehe, habe man in der EU eine soziale Marktwirtschaft, bei der auch Arbeiterinnen und Arbeiter von unternehmerischem Erfolg profitieren müssten. Zentral dafür ist aus Sicht der Kommissionspräsidentin das Prinzip der Sozialpartnerschaft, bei dem Gewerkschaften und Arbeitgeber miteinander verhandeln.

Jugendarbeitslosigkeit als zentrales Problem

Mit Blick auf die Transformation der Wirtschaft sei das auch ein Standortvorteil. “Ein Erfolg Europas in der neuen Welt ist nicht garantiert, aber wir sind in einer guten Ausgangsposition”, sagte die CDU-Politikerin in ihrer auf Englisch gehaltenen Rede. Die Politik brauche die Gewerkschaften, damit die soziale Marktwirtschaft mit Herausforderungen wie der Automatisierung und dem Fachkräftemangel Schritt halte.

In diesem Zusammenhang als Problem und Chance zugleich nannte von der Leyen die Jugendarbeitslosigkeit, die in der EU mit gut 14 Prozent mehr als doppelt so hoch ist als in der Bevölkerung insgesamt. Außerdem sagte sie, es dürfe nicht sein, dass jemand trotz Arbeit arm ist oder wegen eines Algorithmus seine Stelle verliert. Sie verwies auf Maßnahmen wie die Ende 2022 verabschiedete Mindestlohn-Richtlinie der EU. ob

  • Arbeit
  • Künstliche Intelligenz
  • Ursula von der Leyen

Tabaksteuer: Kommission will bis Dezember Vorschlag machen

Die Kommission will bis Ende des Jahres einen Vorschlag zur Reform der Tabaksteuer vorlegen. Dies hat die Kommission Ende April bei einer Sitzung der EU-Ratsarbeitsgruppe für Steuerfragen angekündigt. Table.Media liegt dazu der Drahtbericht (“Diplomatische Korrespondenz”) vor, mit dem die Ständige Vertretung in Brüssel das Bundesfinanzministerium über die Inhalte der Sitzung unterrichtet. Darin heißt es: Auf Fragen von Österreich und Frankreich zu “Dossiers im Bereich indirekte Steuern stellte KOMM einen Vorschlag zur Überarbeitung der Tabaksteuer-RL für Ende des Jahres in Aussicht”.

Ende vergangenen Jahres hatte die Kommission den für den 7. Dezember geplanten Vorschlag für eine Überarbeitung der Tabaksteuer von der Agenda genommen. Laut einem Entwurf, der Table.Media damals vorlag, sollte demnach in Deutschland die Mindestverbrauchssteuer je 1000 Zigaretten von 115 Euro auf 230 Euro steigen. Bei Zigarren und Zigarillos war ein Anstieg der Mindestverbrauchssteuer auf den neunfachen Wert vorgesehen.

Gesundheitskommissarin prüft Maßnahmen gegen das Rauchen

Neben der Steuerreform plant die Kommission neue Maßnahmen zur Eindämmung der Gefahren durch Nikotin. Dies geht aus der Antwort von Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides auf eine schriftliche Frage eines Europaabgeordneten hervor, die Table.Media vorliegt. Es sei eine “rigorose Durchsetzung des EU-Tabakkontrollrahmens sowie dessen Anpassung an neue Entwicklungen und Markttrends geplant”.

Die Kommission hat hier ausdrücklich auch E-Zigaretten und andere Ersatzprodukte der klassischen Filterzigaretten im Blick: “E-Zigaretten und andere neu aufkommende Produkte werden sorgfältig berücksichtigt im Lichte der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu potenziellen Risiken und ihrer Rolle bei der Rauchentwöhnung sowie beim Einstieg.” Diese Maßnahmen seien im Rahmen von Europas Plan gegen den Krebs in Arbeit. Ziel des Plans ist, 2040 die erste tabakfreie Generation in Europa zu haben, in der weniger als fünf Prozent der Bürger Tabak konsumieren.

Die Raucherquoten in Deutschland sind zuletzt wieder gestiegen. Laut neuster Debra-Studie rauchen in Deutschland 34,4 Prozent der über 14-Jährigen. Eine Überarbeitung der Tabakproduktrichtlinie (TPD) sei erst für das nächste Mandat geplant. Die Konsultation der Kommission zur Tabakproduktrichtlinie wurde am 16. Mai abgeschlossen. mgr

  • Gesundheitspolitik
  • Tabaksteuer

New Space: Europäischer Investitionsfonds investiert in Risikokapitalgeber 

Der Europäische Investitionsfonds (EIF) investiert 60 Millionen Euro Eigenkapital in den Alpine Space Ventures Fund (ASV). Das teilte die EU-Kommission am Donnerstag mit. Der in München ansässige Risikokapitalgeber ist auf den New-Space-Sektor spezialisiert.

Unterstützung erhielt der Fonds auch von InvestEU, der europäischen Weltrauminitiative Cassini sowie aus dem Sondervermögen European Recovery Program (ERP) der deutschen Bundesregierung. Damit übersteige das dem Fonds zugesagte Kapital die Marke von 100 Millionen Euro und nähere sich dem angestrebten Zielvolumen von 160 Millionen Euro.

New Space, das sind neue Geschäftsmodelle in der privaten Raumfahrtindustrie – im Gegensatz zu den konventionellen, meist staatlichen Raumfahrtagenturen. ASV habe sich schnell zu einem der führenden New-Space-Fonds in Europa entwickelt, schreibt die Kommission.

ASV hat bereits in vier Start-ups investiert

Der Fonds konzentriert sich demnach auf die gesamte Wertschöpfungskette von Satellitenkonstellationen und Erdbeobachtung. Er hat bereits in vier Unternehmen investiert – den Kleinsatellitenhersteller Reflex Aerospace, Morpheus Space (Satellitenantriebe), den Blackwave (Karbon-Spezialist) und Source Energy (Energielösungen).

“Diese InvestEU-Vereinbarung wird dazu beitragen, die Entwicklung neuer Weltraumtechnologien zu beschleunigen und europäische Unternehmen an die Spitze dieses sich schnell entwickelnden Sektors zu bringen”, sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. vis

  • Raumfahrt

Goetz leitet EP-Verbindungsbüro in den USA

Walter Goetz, Kabinettschef von Verkehrskommissarin Adina Vălean, verlässt nach der Sommerpause die Kommission. Goetz wird Leiter des Verbindungsbüros des Europäischen Parlaments in Washington. Der deutsche Kommissionsbeamte war vor seiner Tätigkeit im Kabinett Vălean Beamter im Europaparlament.

Das Europaparlament unterhält Verbindungsbüros in den Hauptstädten der Mitgliedsländer, in weiteren Städten größerer Mitgliedstaaten, einigen Drittländern wie etwa Großbritannien sowie in den USA. Das Büro in den Vereinigten Staaten hat 15 Mitarbeiter. mgr

  • Europäische Kommission
  • Europäisches Parlament

Kommission: Über 200 Milliarden Euro von Russlands Zentralbank blockiert

Wegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine sind in der EU derzeit Vermögenswerte und Reserven der russischen Zentralbank im Wert von mehr als 200 Milliarden Euro blockiert. Diese Zahl ergebe sich aus Meldungen aus den Mitgliedstaaten an die EU-Kommission, sagte ein Sprecher der Behörde am Donnerstag in Brüssel.

Die Blockade der Vermögenswerte der russischen Zentralbank ist Folge der Sanktionen, die im vergangenen Jahr erlassen wurden. So wurden alle Transaktionen im Zusammenhang mit der Verwaltung von Reserven und Vermögenswerten der russischen Zentralbank untersagt. Infolgedessen hat die russische Zentralbank keinen Zugang mehr zu ihren Vermögenswerten, die bei Zentralbanken und privaten Institutionen in der EU verwahrt werden. dpa

  • Sanktionen

Presseschau

Größte Volkswirtschaft der EU als Schlusslicht: Deutschland in Rezession gerutscht EURONEWS
Faeser dringt auf Reform von EU-Asylsystem STERN
Streit um den “Green Deal”: Konservative wollen von der Leyens EU-Klimaplan stoppen TAGESSPIEGEL
Bundesbank-Chef Nagel kritisiert Pläne zur Reform der EU-Schuldenregeln HANDELSBLATT
Katargate: Ex-Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Kaili, aus Hausarrest entlassen EURONEWS
EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola zum Korruptionsskandal: “Der Korruptionsskandal hat uns hart getroffen” FAZ
Gewerkschaften drängen bei EU-Mindestlohnrichtlinie auf Tempo EURACTIV
Nehammer sieht in EU Schwenk bei Migration WIENER ZEITUNG
“KI-Überregulierung”: OpenAI droht mit Einstellung von ChatGPT in der EU HEISE
Deutschland EU-weit abgeschlagen: Neues Gesetz soll Behörden-Digitalisierung anschieben N-TV
EU-Kommission will globale Blockade von Pirate-Websites FUTUREZONE
Ökodesign-Richtlinie: Ab jetzt profitieren IT-Abteilungen von der EU-Verordnung CONNECT-PROFESSIONAL
Gegen Handelsabkommen: Aktivisten stören EU-Ministertreffen MERKUR
Von EU-Kommission genehmigt: UBS übernimmt Credit Suisse ABENDZEITUNG MUENCHEN
Brandenburg will Kinderarmut mit EU-Geld stärker bekämpfen STERN
Die EU stutzt die Rechte der Bahnkunden FAZ
Neue EU-Regeln: Deutsche Bahn sieht kaum Auswirkungen MERKUR
EU-Mobilitätspaket: Niederlande setzen Entsendungsrichtlinie um VERKEHRSRUNDSCHAU
EU climate chief says greater responsibility on rich nations LIVEMINT
Dauerausstellung in Wien präsentiert die EU als Multimediaspektakel DER STANDARD

Kolumne

What’s cooking in Brussels? Angst vor den Landwirten

Von Claire Stam
Schwarz-weiß Portrait von Claire Stam

Die EU-Landwirtschaftsminister treffen sich am kommenden Dienstag in Brüssel. Eines der Hauptgerichte werden Gespräche mit dem ukrainischen Landwirtschaftsminister sein, der an dem Treffen teilnehmen wird. Auch auf dem Menü: Der portugiesische Landwirtschaftsminister wird über die Dürre in seinem Land und die Auswirkungen auf den nationalen Agrarsektor sprechen.

Eine Besonderheit der Agrarbranche ist, dass sie Opfer und Lösung des Klimawandels zugleich ist. Dieses Paradoxon nährt die politischen Spannungen um den landwirtschaftlichen Teil des Fit-for-55-Pakets. Denn es ist eine Tatsache: Die globale Erwärmung und die dadurch verursachten wiederkehrenden Dürren machen die Verwundbarkeit des landwirtschaftlichen Systems deutlich.

Der Sektor ist auch deswegen so anfällig, weil ihm der ökologische Wandel bislang nicht gelungen ist – sei es durch die Reduzierung der Treibhausgasemissionen oder die Senkung der Abhängigkeit von Pestiziden. Im Gegensatz zum Energiesektor hat er sich noch nicht strukturell auf einen kohlenstoffarmen Pfad begeben und den Übergang noch vor sich.

Wie dieser Übergang gelingen kann, ist Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen in Brüssel. Die von der Europäischen Kommission vorgelegten Vorschläge zur Wiederherstellung der Natur und zur Reduzierung von Pestiziden wurden diese Woche von den parlamentarischen Ausschüssen AGRI und PECH abgelehnt.

Persönlicher Bezug zur Landwirtschaft

Die Ablehnung durch den AGRI-Ausschuss hat in den ansonsten gedämpften Korridoren der Rue Wiertz so viel Aufsehen erregt, weil dieses Gremium auf dem politischen Schachbrett Europas ein ganz besonderes Gewicht hat. “Alle haben Angst vor den Landwirten”, sagt eine dem Europäischen Parlament nahestehende Quelle.

In den Debatten zwischen dem Leiter des Green Deal, Frans Timmermans, und dem Ausschuss betonten viele der Parlamentarier, dass sie selbst Landwirte seien oder aus landwirtschaftlichen Familien stammten. Ihre Biografien verleihen ihnen eine besondere Färbung: Könnte man sich vorstellen, dass die Europaabgeordneten im ITRE-Ausschuss, der für Energiefragen zuständig ist, darauf verweisen, dass sie Elektriker sind oder aus Familien stammen, die mit dem Energiesektor zu tun haben?

Schadet sich AGRI selbst?

Während das politische Gewicht des AGRI-Ausschusses unbestritten ist, wirft sein Verhalten Fragen auf: Hat sich das Gremium möglicherweise selbst ins Knie geschossen, als es Timmermans mit Verve vertretenen Vorschlag ablehnte? Denn wenn die Gesetzgeber gegen einen Vorschlag stimmen, verlieren sie die Möglichkeit, die Debatte durch eigene Änderungsanträge und durch die Beteiligung an der Ausarbeitung des Gesetzes zu beeinflussen.

So weisen andere Parlamentarier darauf hin, dass sie den Vorschlag der Kommission zwar nicht befürworten, aber ausreichend Möglichkeiten für Änderungen sehen. Aus diesem Grund haben sie gegen die Ablehnung gestimmt: um sich ihren Handlungsspielraum zu sichern.

Renew als entscheidende Partei

Die Ablehnung durch die beiden Parlamentsausschüsse führt dazu, dass dem ENVI-Ausschuss eine besondere Bedeutung zukommt ebenso wie seinem Vorsitzenden, dem Franzosen Pascal Canfin. Der war mal Mitglied der Grünen, ist mittlerweile aber zu Renew gewechselt. Das ist jene Fraktion, zu der bekanntlich auch die Partei Emmanuel Macrons gehört.

Der französische Präsident ist kürzlich mit seiner Forderung nach einer “Regulierungspause” im Bereich Klimaschutz aufgefallen. Diese Pause soll sowohl für die Industrie als auch für die Landwirtschaft gelten, da dieser Sektor für die französische Wirtschaft von entscheidender Bedeutung ist.

Der ENVI-Ausschuss wird am 15. Juni über die Texte abstimmen. Und für die Parlamentarier der anderen Fraktionen besteht die Frage darin, ob die Renew-Fraktion eine einheitliche Position einnehmen wird oder nicht. Vor der Presse in Brüssel räumte Pascal Canfin “interne Diskussionen” über das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur ein.

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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die Hauptverdächtige im Korruptionsskandal des Europaparlaments, die abgesetzte Vize-Präsidentin Eva Kaili, ist wieder auf freiem Fuß. Ein Untersuchungsrichter in Brüssel entschied gestern, dass sie die Fußfessel ablegen und ihre Wohnung wieder verlassen darf.

    Ihre ehemalige Fraktion, die sozialistische S&D, hatte die Griechin nach Bekanntwerden der Vorwürfe ausgeschlossen. Ihr Mandat hat Kaili aber noch. Ob sie jetzt wieder ins Parlament geht und die Arbeit als fraktionslose Abgeordnete aufnimmt? Die Gelegenheit für einen ersten öffentlichen Auftritt würde sich beim Mini-Plenum Mittwoch und Donnerstag in Brüssel bieten.

    Die Kommission wollte wie auch das Europaparlament Konsequenzen ziehen aus dem Skandal um Bestechung und mutmaßliche Einflussnahme von Drittländern wie Marokko und Katar auf Beschlüsse des Parlaments. Věra Jourová, die Kommissarin für Werte, arbeitet zurzeit an dem Vorschlag für ein unabhängiges Ethikgremium, zuständig mindestens für Parlament und Kommission. Wie zu hören ist, soll der Vorschlag nun doch nicht wie angekündigt am Mittwoch kommen, sondern erst am 7. Juni.

    Die Verfechter von strengeren Ethikregeln im Parlament werden nicht begeistert sein. Schon jetzt halten sie Jourovás Pläne für “zahnlos” und viel zu spät.

    Sonnige Pfingsten!   

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    Ausländische Subventionen: Umsetzung der EU-Regeln sorgt für Ärger

    In dem Anliegen waren sich im Grunde alle einig: Berlin, Paris, die EU-Kommission und die deutsche Industrie setzten sich dafür ein, eine strengere Subventionskontrolle auch für nicht-europäische Unternehmen einzuführen. Während ihres Vorsitzes im Rat der EU sorgte die französische Regierung dafür, dass die Verordnung über Subventionen aus Drittstaaten im vergangenen Jahr im Eiltempo verabschiedet wurde. Die neuen Regeln treten nun am 12. Juli in Kraft – doch im Vorfeld gibt es noch erheblichen Unmut.

    Die Industrie befürchtet, mit Berichtspflichten überhäuft zu werden. “Die Kommission muss darauf achten, dass die Unternehmen durch die Umsetzung nicht überfordert werden”, mahnt Nadine Rossmann, Rechtsexpertin beim BDI. Der erste Entwurf der Durchführungsverordnung sei für “für multinationale Unternehmen schlicht nicht umsetzbar”. Inzwischen sende die Kommission aber Signale, dass sie deutlich nachbessern wolle.

    Europäische Firmen besonders betroffen

    Eine Kommissionssprecherin sagte dazu nur, man werte derzeit das Stakeholder-Feedback aus und wolle die Regeln rechtzeitig vor dem 12. Juli verabschieden. Die Brüsseler Behörde hatte im Februar ihren Entwurf für die Durchführungsverordnung vorgelegt und eine öffentliche Konsultation dazu durchgeführt. In der Verordnung und dem zugehörigen Fragebogen ist dargelegt, welche finanziellen Zuwendungen von ausländischen Regierungen die Unternehmen der Kommission gegenüber im Einzelnen offenlegen müssen, wenn sie sich um größere öffentliche Aufträge in der EU bewerben oder eine Firma übernehmen wollen.

    Die Foreign Subsidies Regulation zielt vor allem auf China: Die Kommission soll einschreiten können, wenn von Peking massiv subventionierte Unternehmen europäische Firmen aufkaufen oder mit Kampfpreisen öffentliche Aufträge ergattern. Um mit WTO-Recht kompatibel zu sein, gelten die Regeln aber ebenso für europäische Unternehmen, die in Drittstaaten aktiv sind. “Deutsche und europäische Unternehmen standen gar nicht im Fokus des Gesetzgebers, sind jetzt aber besonders betroffen, wenn sie sich um eine gewissenhafte Umsetzung bemühen”, sagt Sarah Blazek, Partnerin bei der Kanzlei Noerr.

    Kommission überarbeitet Entwurf

    Der erste Entwurf der Durchführungsverordnung der Kommission schreckte nicht nur die Industrie auf, sondern auch die Bundesregierung. Wirtschaftsminister Robert Habeck habe sich mit Nachdruck persönlich in Brüssel dafür eingesetzt, unnötige bürokratische Kosten für die Industrie zu vermeiden, heißt es in seinem Ministerium. Die Kommission habe jetzt einen wesentlich überarbeiteten Entwurf vorgelegt, zu dem sich die Bundesregierung aktuell noch abstimme.

    Kernproblem: In der Foreign Subsidies Regulation ist nur allgemein von “finanziellen Zuwendungen” (financial contribution) fremder Regierungen die Rede, die Unternehmen angeben müssen, wenn sie eine Übernahme planen oder an einer öffentlichen Ausschreibung teilnehmen. In dieser Breite würde dies bedeuten, dass Unternehmen etwa auch Stromliefer- oder Pachtverträge melden müssten, die sie zu marktüblichen Konditionen in Drittstaaten abgeschlossen haben, sagt Rossmann.

    In staatsnahen Sektoren wie der Gesundheitsbranche müssten Unternehmen sogar nahezu jeden Geschäftsvorgang angeben, so Blazek, und das gleich für die vergangenen drei Jahre. Die Unternehmen erfassen solche Zuwendungen bislang meist gar nicht gesondert.

    Fokus auf problematische Subventionen

    Habeck und BDI drängen die Kommission daher, sich bei der Umsetzung auf potenziell problematische Subventionen zu konzentrieren und zudem höhere Schwellenwerte einzuführen. Die Kommission scheint inzwischen bereit, die Meldepflicht auf bestimmte Bereiche zu konzentrieren, die auch im EU-Beihilferecht als besonders problematisch gesehen werden. Dazu zählen etwa Hilfen für notleidende Unternehmen, unbegrenzte Kreditgarantien oder direkte Unterstützung bei einer Übernahme (siehe Artikel 5 der Verordnung).

    Die Unternehmen sollten zudem nicht jede finanzielle Zuwendung einzeln auflisten müssen, fordert BDI-Vertreterin Rossmann: “Eine aggregierte Darstellung nach Land und Art der Zuwendung wäre zielführender.”

    Solche Zugeständnisse der Kommission würden die Informationsflut eindämmen, die die Behörde angesichts knapper Personalressourcen in den Generaldirektionen Wettbewerb und Industrie wohl auch kaum verarbeiten könnte. Dadurch entstünden zwar womöglich einige Schlupflöcher, sagt Blazek. “Aber die Kommission kann jederzeit nachhaken, wenn sie Hinweise auf Wettbewerbsverzerrungen sieht.” Und Rossmann argumentiert: “Es ist zielführender, das neue Instrument erst einmal anlaufen zu lassen, anstatt unnötig riesige Informationsmengen anzuhäufen.”

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    TSMC in Dresden: Halbleiter für die Autoindustrie

    Der taiwanische Halbleiterhersteller TSMC spricht erstmals offen über seine geplante Investition in Dresden. Das Vorhaben mache gute Fortschritte, sagte der Senior Vice President für Business Development, Kevin Zhang, in Amsterdam vor Journalisten. Die endgültige Entscheidung falle im August auf einer Vorstandssitzung.

    Die EU und Deutschland werben heftig um den Marktführer für fortschrittliche Chips. Gerade die Autoindustrie drängt darauf, die überlebenswichtigen Komponenten wieder innerhalb der EU herzustellen. Das ist auch wichtiger Baustein für das “De-Risking”, das derzeit die China-Debatte beherrscht. Ein Konflikt um oder mit China soll nicht die komplette Industrie lahmlegen. Der Hauptstandort von TSMC in Hsinchu ist potenziell von einem chinesischen Griff nach Taiwan bedroht.

    Subventionen versüßen Standort Deutschland

    Ein TSMC-Standort in Dresden ist schon länger im Gespräch. Das taiwanische Unternehmen geht bereits mit neuen Fabriken in die USA und nach Japan – ebenfalls auf Wunsch der dortigen Regierungen. Jetzt ist Europa dran. Das Unternehmen konnte daher bei den Subventionen hoch pokern. Es hat gute Argumente dafür, dass der Staat einen Anreiz für die Investition setzen sollte:

    • Die Energiekosten in Deutschland sind höher als an allen anderen Standorten;
    • dazu kommen hohe Arbeitskosten und Fachkräftemangel.

    Dem Vernehmen nach erhält TSMC drei bis vier Milliarden Euro vom Staat, das ist knapp die Hälfte der Kosten des Projekts von rund zehn Milliarden Euro. Als örtliche Partner sind der Halbleiterspezialist Infineon sowie der Autozulieferer Bosch im Gespräch. Die Zusammenarbeit mit nationalen Champions ist üblich. In Japan sind der Technikkonzern Sony und der Autozulieferer Denso mit im Boot.

    Weltweites Förder-Wettrennen

    Die höheren Kosten in Deutschland rechtfertigen zum Teil die Subventionen. Doch zugleich sind sie Ausdruck eines weltweiten Subventionswettlaufs. China selbst macht derzeit eine Billion Yuan (130 Milliarden Euro) für den Halbleitersektor locker. Alle großen Volkswirtschaften handeln ähnlich: Sie wollen oder müssen sich von den anderen unabhängiger machen.

    China steht besonders unter Druck, schließlich schneiden die USA das Land effektiv vom Zugriff auf Halbleiter-Hochtechnik abEuropa agiert hektisch unter dem Eindruck der Russland-Abhängigkeit nach dem Einmarsch in die Ukraine, doch die Idee einer Halbleiter-Ansiedlung entstand schon lange vorher. Die USA wenden 1,5 Billionen Dollar für den Chips and Science Act auf, der Technologien in die Heimat zurückholen soll. Es fließen weltweit ungeheure Summen von den Steuerzahlern in die Halbleiterindustrie.

    Milliarden aus dem Chips Act der EU

    Europa sieht nun die Gefahr, dass subventioniert hergestellte Halbleiter aus China dankbar von den Kunden genommen werden. Chinesische Staatsbetriebe könnten so die europäische Konkurrenz verdrängen und unentbehrlich werden.

    Die EU-Kommission steuert dem unter anderem mit ihrem Chips Act entgegen, der Anreize für Halbleiterfertigung setzt. Die EU will ihren Anteil an der weltweiten Halbleiterherstellung bis 2030 von derzeit neun Prozent auf 20 Prozent mehr als verdoppeln. Mit dem Chips Act mobilisiert sie dafür 43 Milliarden Euro. TSMC will wohl Mittel aus dem Programm abrufen.

    TSMC kommt mit plumpen Chips

    Die neue Chipfabrik in Dresden ist aus Sicht der deutschen Industrie sehr willkommen, doch TSMC bietet Europa hier mitnichten die aktuellste Technik. Aller Wahrscheinlichkeit nach baut das Unternehmen eine Fabrik für Halbleitergenerationen, wie sie um das Jahr 2010 herum aktuell waren. Konkret handelt es sich um Chips mit Strukturbreiten um 28 Nanometer.

    Die technische Grenze, an die nur TSMC heranreicht, liegt zurzeit jedoch bei drei Nanometern, aktuelle High-End-Anwendungen auf dem Markt nutzen Chips mit Strukturgrößen zwischen vier und sieben Nanometern. Je kleiner die Zahl, desto schneller, stromsparender und kühler laufen die Chips. Moderne KI-Anwendungen brauchen die ungeheure Rechenkraft, die nur im einstelligen Nanometer-Bereich möglich ist.

    Für die simpleren Computer im Auto der Gegenwart reichen 28-Nanometer-Chips derzeit noch völlig aus, daher hat Deutschland begierig zugegriffen. Chips in dieser Leistungsklasse werden jedoch in Europa bereits hergestellt – und sogar schon in Dresden.

    Die modernsten Chips mit winzigen Strukturbreiten wird TSMC auf absehbare Zeit weiter in Taiwan herstellen. Das liegt auch im Interesse der bedrohten Inselrepublik. Der “Silizium-Schild” vor China funktioniert dann, wenn die USA den Ausfall systemwichtiger Lieferanten befürchten und daher eine konkrete Motivation für Militärhilfe haben.

    Auftragsfertiger für bekannte Marken

    TSMC ist derzeit definitiv systemrelevant. Das hat auch damit zu tun, wie sich die Branche entwickelt hat. Die Anbieter mit der besten Technik haben sich über Jahrzehnte durchgesetzt – und es sind nur wenige Unternehmen übriggeblieben, die tatsächlich physisch produzieren.

    Die bekannten Namen des Chipgeschäfts wie Intel, AMD, Nvidia, Infineon, Apple oder Qualcomm lassen bei TSMC ihre Ideen umsetzen und kleben ihr Namensschild drauf. Die Auftraggeber haben den Vorteil, kein Kapital für Gebäude, Maschinen und Mitarbeiter aufwenden zu müssen und trotzdem modernste Produkte anbieten zu können.

    Die potenziellen Investitionspartner Bosch und Infineon betreiben in der Region Dresden bereits eigene Werke. Sie wären die idealen Abnehmer für die Produkte aus dem neuen TSMC-Werk, die das taiwanische Unternehmen in ihrem Auftrag fertigen könnte. Bosch stellt hier Halbleiterelemente für die Autoindustrie her.

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    EU-Monitoring

    29.05.2023 – 09:00-15:00 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET)
    Themen: Öffentliche Anhörung zum Umsetzungsbericht zum Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich. Vorläufige Tagesordnung

    30.05.2023 – 10:00-12:30 Uhr
    Sitzung des Sonderausschusses zu Einflussnahme aus dem Ausland und Desinformation und für mehr Integrität im EP (ING2)
    Themen: Anhörung zum Thema “Demokratische Institutionen und Regeln zu Transparenz, Integrität, Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung”, Präsentation der ausführlichen Analyse “Mapping von Best Practices zu Transparenz, Integrität, Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung: Fallstudien ausgewählter Parlamente”. Vorläufige Tagesordnung

    30.05.2023 – 10:00 Uhr
    Rat der EU: Allgemeine Angelegenheiten
    Themen: Gedankenaustausch zur Vorbereitung der Tagung des Europäischen Rates am 29./30. Juni 2023, Anhörung zu den Werten der Union in Ungarn (Artikel 7 Absatz 1 EUV), Anhörung zur Rechtsstaatlichkeit in Polen (Artikel 7 Absatz 1 EUV). Vorläufige Tagesordnung

    30.05.2023 – 10:00 Uhr
    Rat der EU: Landwirtschaft und Fischerei
    Themen: Gedankenaustausch zur Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelverschwendung), Gedankenaustausch zur Marktlage (insbesondere nach der Invasion in die Ukraine), Information der kroatischen Delegation zu den derzeit üblichen Praktiken im Zusammenhang mit der Vermarktung von gefrorenen Erzeugnissen. Vorläufige Tagesordnung

    30.05.2023 – 14:30-17:00 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON)
    Themen: Öffentliche Anhörung zum Rechtsakt zur Börsennotierung, Umsetzungsbericht über das Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich. Vorläufige Tagesordnung

    30.05.2023 – 15:00-17:45 Uhr
    Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET) und des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
    Themen: Geopolitischer Dialog mit Josep Borrell (Vizepräsident der Kommission) zu den globalen Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, zum strategischen Engagement mit dem Indopazifik und zum Engagement mit dem globalen Süden (insbesondere mit der Afrikanischen Union), Geopolitischer Dialog mit Olivér Várhelyi (Kommissar für Nachbarschaft und Erweiterung) zur östlichen Nachbarschaft (Ukraine, Georgien und Moldawien) und zur südlichen Nachbarschaft (Marokko und Tunesien). Vorläufige Tagesordnung

    31.05.2023 – 15:00-21:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Sorgfaltspflichten, Rechtsstaatlichkeit, sozialer Dialog
    Themen: Aussprache zu Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Aussprache zur Missachtung der Rechtsstaatlichkeit und der Grundrechte in Ungarn und zu eingefrorenen EU-Geldern, Aussprache zur Stärkung des sozialen Dialogs. Vorläufige Tagesordnung

    01.06.-02.06.2023
    Rat der EU: Verkehr, Telekommunikation und Energie
    Themen: Aktuelle Gesetzgebungsvorschläge zum Fit-für-55-Paket, Vorstellung des Fortschrittsberichts der Plattform für den internationalen Schienenpersonenverkehr, Informationen der spanischen Delegation zum Arbeitsprogramm des kommenden Vorsitzes. Infos & Anmeldung

    01.06.2023
    Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft 2023
    Themen: Staats- und Regierungschefs kommen zu Beratungen zusammen. Infos

    01.06.2023 – 09:00-13:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Einflussnahme aus dem Ausland, Munitionsproduktion, kreislauffähige Textilien
    Themen: Aussprache zur Einflussnahme aus dem Ausland auf demokratische Prozesse und Integrität der Wahlen, Abstimmung zur Förderung der Munitionsproduktion, Abstimmung zur EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien. Vorläufige Tagesordnung

    01.06.2023 – 14:00-17:30 Uhr
    Sitzung des Ausschusses für Öffentliche Gesundheit (SANT)
    Themen: Anhörung zum Thema “Prävention nicht übertragbarer Krankheiten”, Meinungsaustausch zum Initiativbericht zum Thema “Psychische Gesundheit”. Vorläufige Tagesordnung

    News

    TTC: EU und USA wollen bei Auslandsinvestitionen genauer hinsehen

    Die Europäische Union und die Vereinigten Staaten wollen ihr Vorgehen bei Auslandsinvestitionen in sensiblen Technologien angleichen. Ziel sei es zu verhindern, “dass das Kapital, das Fachwissen und die Kenntnisse unserer Unternehmen den technologischen Fortschritt strategischer Konkurrenten in einer Weise unterstützen”, die die nationale Sicherheit gefährde. Das geht aus einem Entwurf der Abschlusserklärung des Trade and Technology Council (TTC) kommende Woche hervor, der Table.Media vorliegt.

    Der TTC ist das wichtigste Koordinierungsforum für die USA und die EU zur Koordinierung von Konzepten für globale Handels-, Wirtschafts- und Technologiefragen. Es kommt am Dienstag und Mittwoch zum vierten Treffen (TTC4) zusammen, und zwar in Luleå in Nordschweden. Ko-Vorsitzende des Treffens sind US-Außenminister Antony Blinken, die Handelsbeauftragte Katherine Tai, Handelsministerin Gina Raimondo sowie die beiden Vizepräsidenten der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis und Margrethe Vestager.

    Beide Seiten hatten bereits im Rahmen des jüngsten G7-Gipfels in Japan über ein abgestimmtes Vorgehen gegenüber China gesprochen. Die EU-Kommission arbeitet an einem Vorschlag für ein Screening von sicherheitsrelevanten Direktinvestitionen in Drittstaaten. Auch bei der Kontrolle von Exporten neuer Technologien etwa mit Künstlicher Intelligenz wollen die EU und die USA ihr Vorgehen koordinieren.

    Gemeinsame Konnektivitätsprojekte und vertrauenswürdige KI

    Der Umgang mit KI ist eines der zentralen Themen des TTC. Bereits beim vorigen Treffen hatten die EU und die USA einen gemeinsamen Fahrplan für vertrauenswürdige KI beschlossen. Nun wollen beide Seiten die Arbeit an der Roadmap auf generative KI-Systeme ausweiten. Diese Arbeit werde den Hiroshima-Prozess der G7 zum Thema KI ergänzen.

    Inzwischen haben die transatlantischen Partner die Umsetzung des gemeinsamen Fahrplans vorangetrieben und drei Expertengruppen eingerichtet. Sie befassen sich mit:

    • KI-Terminologie und -Taxonomie
    • Zusammenarbeit bei KI-Standards und -Tools
    • Überwachung und Messung bestehender und neuer KI-Risiken

    Die EU und die USA beabsichtigen unter anderem “einen Katalog bestehender und neu entstehender Risiken zu entwickeln, einschließlich eines Verständnisses der Herausforderungen, die sich durch generative KI ergeben”. vis/tho

    • EU
    • Europäische Kommission
    • Künstliche Intelligenz
    • TTC

    Von der Leyen übt indirekt scharfe Kritik an China

    Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die chinesische Regierung indirekt hart kritisiert. Bei ihrer Rede auf dem Europäischen Gewerkschaftskongress in Berlin sagte sie in Anspielung auf die Kommunistische Partei Chinas: Es gebe eine Partei, welche die “totale Kontrolle” über Wirtschaft und Bevölkerung anstrebe.

    Die Aussage fiel im Zusammenhang mit einem Vergleich: Während es in anderen Weltregionen nur um Profit gehe, habe man in der EU eine soziale Marktwirtschaft, bei der auch Arbeiterinnen und Arbeiter von unternehmerischem Erfolg profitieren müssten. Zentral dafür ist aus Sicht der Kommissionspräsidentin das Prinzip der Sozialpartnerschaft, bei dem Gewerkschaften und Arbeitgeber miteinander verhandeln.

    Jugendarbeitslosigkeit als zentrales Problem

    Mit Blick auf die Transformation der Wirtschaft sei das auch ein Standortvorteil. “Ein Erfolg Europas in der neuen Welt ist nicht garantiert, aber wir sind in einer guten Ausgangsposition”, sagte die CDU-Politikerin in ihrer auf Englisch gehaltenen Rede. Die Politik brauche die Gewerkschaften, damit die soziale Marktwirtschaft mit Herausforderungen wie der Automatisierung und dem Fachkräftemangel Schritt halte.

    In diesem Zusammenhang als Problem und Chance zugleich nannte von der Leyen die Jugendarbeitslosigkeit, die in der EU mit gut 14 Prozent mehr als doppelt so hoch ist als in der Bevölkerung insgesamt. Außerdem sagte sie, es dürfe nicht sein, dass jemand trotz Arbeit arm ist oder wegen eines Algorithmus seine Stelle verliert. Sie verwies auf Maßnahmen wie die Ende 2022 verabschiedete Mindestlohn-Richtlinie der EU. ob

    • Arbeit
    • Künstliche Intelligenz
    • Ursula von der Leyen

    Tabaksteuer: Kommission will bis Dezember Vorschlag machen

    Die Kommission will bis Ende des Jahres einen Vorschlag zur Reform der Tabaksteuer vorlegen. Dies hat die Kommission Ende April bei einer Sitzung der EU-Ratsarbeitsgruppe für Steuerfragen angekündigt. Table.Media liegt dazu der Drahtbericht (“Diplomatische Korrespondenz”) vor, mit dem die Ständige Vertretung in Brüssel das Bundesfinanzministerium über die Inhalte der Sitzung unterrichtet. Darin heißt es: Auf Fragen von Österreich und Frankreich zu “Dossiers im Bereich indirekte Steuern stellte KOMM einen Vorschlag zur Überarbeitung der Tabaksteuer-RL für Ende des Jahres in Aussicht”.

    Ende vergangenen Jahres hatte die Kommission den für den 7. Dezember geplanten Vorschlag für eine Überarbeitung der Tabaksteuer von der Agenda genommen. Laut einem Entwurf, der Table.Media damals vorlag, sollte demnach in Deutschland die Mindestverbrauchssteuer je 1000 Zigaretten von 115 Euro auf 230 Euro steigen. Bei Zigarren und Zigarillos war ein Anstieg der Mindestverbrauchssteuer auf den neunfachen Wert vorgesehen.

    Gesundheitskommissarin prüft Maßnahmen gegen das Rauchen

    Neben der Steuerreform plant die Kommission neue Maßnahmen zur Eindämmung der Gefahren durch Nikotin. Dies geht aus der Antwort von Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides auf eine schriftliche Frage eines Europaabgeordneten hervor, die Table.Media vorliegt. Es sei eine “rigorose Durchsetzung des EU-Tabakkontrollrahmens sowie dessen Anpassung an neue Entwicklungen und Markttrends geplant”.

    Die Kommission hat hier ausdrücklich auch E-Zigaretten und andere Ersatzprodukte der klassischen Filterzigaretten im Blick: “E-Zigaretten und andere neu aufkommende Produkte werden sorgfältig berücksichtigt im Lichte der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu potenziellen Risiken und ihrer Rolle bei der Rauchentwöhnung sowie beim Einstieg.” Diese Maßnahmen seien im Rahmen von Europas Plan gegen den Krebs in Arbeit. Ziel des Plans ist, 2040 die erste tabakfreie Generation in Europa zu haben, in der weniger als fünf Prozent der Bürger Tabak konsumieren.

    Die Raucherquoten in Deutschland sind zuletzt wieder gestiegen. Laut neuster Debra-Studie rauchen in Deutschland 34,4 Prozent der über 14-Jährigen. Eine Überarbeitung der Tabakproduktrichtlinie (TPD) sei erst für das nächste Mandat geplant. Die Konsultation der Kommission zur Tabakproduktrichtlinie wurde am 16. Mai abgeschlossen. mgr

    • Gesundheitspolitik
    • Tabaksteuer

    New Space: Europäischer Investitionsfonds investiert in Risikokapitalgeber 

    Der Europäische Investitionsfonds (EIF) investiert 60 Millionen Euro Eigenkapital in den Alpine Space Ventures Fund (ASV). Das teilte die EU-Kommission am Donnerstag mit. Der in München ansässige Risikokapitalgeber ist auf den New-Space-Sektor spezialisiert.

    Unterstützung erhielt der Fonds auch von InvestEU, der europäischen Weltrauminitiative Cassini sowie aus dem Sondervermögen European Recovery Program (ERP) der deutschen Bundesregierung. Damit übersteige das dem Fonds zugesagte Kapital die Marke von 100 Millionen Euro und nähere sich dem angestrebten Zielvolumen von 160 Millionen Euro.

    New Space, das sind neue Geschäftsmodelle in der privaten Raumfahrtindustrie – im Gegensatz zu den konventionellen, meist staatlichen Raumfahrtagenturen. ASV habe sich schnell zu einem der führenden New-Space-Fonds in Europa entwickelt, schreibt die Kommission.

    ASV hat bereits in vier Start-ups investiert

    Der Fonds konzentriert sich demnach auf die gesamte Wertschöpfungskette von Satellitenkonstellationen und Erdbeobachtung. Er hat bereits in vier Unternehmen investiert – den Kleinsatellitenhersteller Reflex Aerospace, Morpheus Space (Satellitenantriebe), den Blackwave (Karbon-Spezialist) und Source Energy (Energielösungen).

    “Diese InvestEU-Vereinbarung wird dazu beitragen, die Entwicklung neuer Weltraumtechnologien zu beschleunigen und europäische Unternehmen an die Spitze dieses sich schnell entwickelnden Sektors zu bringen”, sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. vis

    • Raumfahrt

    Goetz leitet EP-Verbindungsbüro in den USA

    Walter Goetz, Kabinettschef von Verkehrskommissarin Adina Vălean, verlässt nach der Sommerpause die Kommission. Goetz wird Leiter des Verbindungsbüros des Europäischen Parlaments in Washington. Der deutsche Kommissionsbeamte war vor seiner Tätigkeit im Kabinett Vălean Beamter im Europaparlament.

    Das Europaparlament unterhält Verbindungsbüros in den Hauptstädten der Mitgliedsländer, in weiteren Städten größerer Mitgliedstaaten, einigen Drittländern wie etwa Großbritannien sowie in den USA. Das Büro in den Vereinigten Staaten hat 15 Mitarbeiter. mgr

    • Europäische Kommission
    • Europäisches Parlament

    Kommission: Über 200 Milliarden Euro von Russlands Zentralbank blockiert

    Wegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine sind in der EU derzeit Vermögenswerte und Reserven der russischen Zentralbank im Wert von mehr als 200 Milliarden Euro blockiert. Diese Zahl ergebe sich aus Meldungen aus den Mitgliedstaaten an die EU-Kommission, sagte ein Sprecher der Behörde am Donnerstag in Brüssel.

    Die Blockade der Vermögenswerte der russischen Zentralbank ist Folge der Sanktionen, die im vergangenen Jahr erlassen wurden. So wurden alle Transaktionen im Zusammenhang mit der Verwaltung von Reserven und Vermögenswerten der russischen Zentralbank untersagt. Infolgedessen hat die russische Zentralbank keinen Zugang mehr zu ihren Vermögenswerten, die bei Zentralbanken und privaten Institutionen in der EU verwahrt werden. dpa

    • Sanktionen

    Presseschau

    Größte Volkswirtschaft der EU als Schlusslicht: Deutschland in Rezession gerutscht EURONEWS
    Faeser dringt auf Reform von EU-Asylsystem STERN
    Streit um den “Green Deal”: Konservative wollen von der Leyens EU-Klimaplan stoppen TAGESSPIEGEL
    Bundesbank-Chef Nagel kritisiert Pläne zur Reform der EU-Schuldenregeln HANDELSBLATT
    Katargate: Ex-Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Kaili, aus Hausarrest entlassen EURONEWS
    EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola zum Korruptionsskandal: “Der Korruptionsskandal hat uns hart getroffen” FAZ
    Gewerkschaften drängen bei EU-Mindestlohnrichtlinie auf Tempo EURACTIV
    Nehammer sieht in EU Schwenk bei Migration WIENER ZEITUNG
    “KI-Überregulierung”: OpenAI droht mit Einstellung von ChatGPT in der EU HEISE
    Deutschland EU-weit abgeschlagen: Neues Gesetz soll Behörden-Digitalisierung anschieben N-TV
    EU-Kommission will globale Blockade von Pirate-Websites FUTUREZONE
    Ökodesign-Richtlinie: Ab jetzt profitieren IT-Abteilungen von der EU-Verordnung CONNECT-PROFESSIONAL
    Gegen Handelsabkommen: Aktivisten stören EU-Ministertreffen MERKUR
    Von EU-Kommission genehmigt: UBS übernimmt Credit Suisse ABENDZEITUNG MUENCHEN
    Brandenburg will Kinderarmut mit EU-Geld stärker bekämpfen STERN
    Die EU stutzt die Rechte der Bahnkunden FAZ
    Neue EU-Regeln: Deutsche Bahn sieht kaum Auswirkungen MERKUR
    EU-Mobilitätspaket: Niederlande setzen Entsendungsrichtlinie um VERKEHRSRUNDSCHAU
    EU climate chief says greater responsibility on rich nations LIVEMINT
    Dauerausstellung in Wien präsentiert die EU als Multimediaspektakel DER STANDARD

    Kolumne

    What’s cooking in Brussels? Angst vor den Landwirten

    Von Claire Stam
    Schwarz-weiß Portrait von Claire Stam

    Die EU-Landwirtschaftsminister treffen sich am kommenden Dienstag in Brüssel. Eines der Hauptgerichte werden Gespräche mit dem ukrainischen Landwirtschaftsminister sein, der an dem Treffen teilnehmen wird. Auch auf dem Menü: Der portugiesische Landwirtschaftsminister wird über die Dürre in seinem Land und die Auswirkungen auf den nationalen Agrarsektor sprechen.

    Eine Besonderheit der Agrarbranche ist, dass sie Opfer und Lösung des Klimawandels zugleich ist. Dieses Paradoxon nährt die politischen Spannungen um den landwirtschaftlichen Teil des Fit-for-55-Pakets. Denn es ist eine Tatsache: Die globale Erwärmung und die dadurch verursachten wiederkehrenden Dürren machen die Verwundbarkeit des landwirtschaftlichen Systems deutlich.

    Der Sektor ist auch deswegen so anfällig, weil ihm der ökologische Wandel bislang nicht gelungen ist – sei es durch die Reduzierung der Treibhausgasemissionen oder die Senkung der Abhängigkeit von Pestiziden. Im Gegensatz zum Energiesektor hat er sich noch nicht strukturell auf einen kohlenstoffarmen Pfad begeben und den Übergang noch vor sich.

    Wie dieser Übergang gelingen kann, ist Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen in Brüssel. Die von der Europäischen Kommission vorgelegten Vorschläge zur Wiederherstellung der Natur und zur Reduzierung von Pestiziden wurden diese Woche von den parlamentarischen Ausschüssen AGRI und PECH abgelehnt.

    Persönlicher Bezug zur Landwirtschaft

    Die Ablehnung durch den AGRI-Ausschuss hat in den ansonsten gedämpften Korridoren der Rue Wiertz so viel Aufsehen erregt, weil dieses Gremium auf dem politischen Schachbrett Europas ein ganz besonderes Gewicht hat. “Alle haben Angst vor den Landwirten”, sagt eine dem Europäischen Parlament nahestehende Quelle.

    In den Debatten zwischen dem Leiter des Green Deal, Frans Timmermans, und dem Ausschuss betonten viele der Parlamentarier, dass sie selbst Landwirte seien oder aus landwirtschaftlichen Familien stammten. Ihre Biografien verleihen ihnen eine besondere Färbung: Könnte man sich vorstellen, dass die Europaabgeordneten im ITRE-Ausschuss, der für Energiefragen zuständig ist, darauf verweisen, dass sie Elektriker sind oder aus Familien stammen, die mit dem Energiesektor zu tun haben?

    Schadet sich AGRI selbst?

    Während das politische Gewicht des AGRI-Ausschusses unbestritten ist, wirft sein Verhalten Fragen auf: Hat sich das Gremium möglicherweise selbst ins Knie geschossen, als es Timmermans mit Verve vertretenen Vorschlag ablehnte? Denn wenn die Gesetzgeber gegen einen Vorschlag stimmen, verlieren sie die Möglichkeit, die Debatte durch eigene Änderungsanträge und durch die Beteiligung an der Ausarbeitung des Gesetzes zu beeinflussen.

    So weisen andere Parlamentarier darauf hin, dass sie den Vorschlag der Kommission zwar nicht befürworten, aber ausreichend Möglichkeiten für Änderungen sehen. Aus diesem Grund haben sie gegen die Ablehnung gestimmt: um sich ihren Handlungsspielraum zu sichern.

    Renew als entscheidende Partei

    Die Ablehnung durch die beiden Parlamentsausschüsse führt dazu, dass dem ENVI-Ausschuss eine besondere Bedeutung zukommt ebenso wie seinem Vorsitzenden, dem Franzosen Pascal Canfin. Der war mal Mitglied der Grünen, ist mittlerweile aber zu Renew gewechselt. Das ist jene Fraktion, zu der bekanntlich auch die Partei Emmanuel Macrons gehört.

    Der französische Präsident ist kürzlich mit seiner Forderung nach einer “Regulierungspause” im Bereich Klimaschutz aufgefallen. Diese Pause soll sowohl für die Industrie als auch für die Landwirtschaft gelten, da dieser Sektor für die französische Wirtschaft von entscheidender Bedeutung ist.

    Der ENVI-Ausschuss wird am 15. Juni über die Texte abstimmen. Und für die Parlamentarier der anderen Fraktionen besteht die Frage darin, ob die Renew-Fraktion eine einheitliche Position einnehmen wird oder nicht. Vor der Presse in Brüssel räumte Pascal Canfin “interne Diskussionen” über das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur ein.

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    Europe.Table Redaktion

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