wenn sich heute die EU-Innenminister in Brüssel treffen, dann werden sich alle Blicke auf Nancy Faeser richten. Bei der jüngsten Sitzung im Juni konnte die SPD-Politikerin noch als Dealmakerin beim Gemeinsamen Europäischen Asylsystem (GEAS) glänzen, doch danach sah es diesmal lange nicht aus.
Weil sich Berlin bei einem wichtigen Teil der Reform, der Krisenverordnung, enthielt, fehlte die nötige qualifizierte Mehrheit im Rat. Das Europaparlament hat dies zum Anlass genommen, um die Trilog-Verhandlungen über das gesamte Asyl- und Migrationspaket auszusetzen. Nichts geht mehr in Brüssel, nun soll es Faeser richten.
Die nötige Rückendeckung erhielt sie gestern von ihrem Parteifreund Olaf Scholz: Der Bundeskanzler beendete das regierungsinterne Tauziehen um die GEAS-Reform am Mittwoch per Machtwort: Er entschied, dass Deutschland in Zusammenhang mit der Krisenverordnung in Brüssel “nichts aufhalten” werde und teilte dies auch den Grünen mit.
Die Grünen hatten zuvor die deutsche Zustimmung blockiert, weil die Krisenverordnung es Staaten unter besonders hohem Migrationsdruck erlaubt, künftig eine haftähnliche Unterbringung von Migranten zu verlängern und auch bei Zuwanderern aus Ländern mit hoher Anerkennungsquote strengere Regeln anzuwenden.
Doch Deutschland stand bislang nicht allein auf der Bremse. Auch Österreich und Tschechien haben Nein gesagt, die Niederlande und die Slowakei enthielten sich. Der spanische Ratsvorsitz lässt größte Vorsicht walten: Jetzt Druck zu machen, wäre kontraproduktiv, heißt es in Madrid. Beim Innenrat in Brüssel ist nicht einmal eine Aussprache zu dem brisanten Thema vorgesehen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat eine schnelle politische Einigung angemahnt. Ein Machtwort und eine Mahnung – ob das reicht, um die Kuh vom Eis zu holen? Die letzten Signale aus Brüssel klangen optimistisch. Man wolle das Innenminister-Treffen für bilaterale Gespräche und ein politisches “Fein-Tuning” bei der Krisenverordnung nutzen, sagte ein Diplomat. Danach könnte alles ganz schnell gehen.
Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen unterliegen derzeit nur 23 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen einem CO₂-Preis. Das bringe Einnahmen in Höhe von 95 Milliarden US-Dollar, sagte sie vergangene Woche auf dem UN-Klimagipfel in New York – und ergänzte die Summe durch ein Gedankenspiel: Man solle sich vorstellen, welche Einnahmen für Investitionen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zusammenkämen, wenn man die von UN-Generalsekretär António Guterres anvisierten 60 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen bis 2030 abdecken könnte.
Auf EU-Ebene geht an diesem Wochenende ein Instrument an den Start, das dazu beitragen soll, Länder außerhalb Europas zu einer CO₂-Bepreisung ihrer klimaschädlichsten Industrien zu bewegen – so ähnlich wie es das EU-Emissionshandelssystem (ETS) bereits tut. Der Grenzausgleichsmechanismus CBAM belegt emissionsintensiv hergestellte Produkte, die in die EU eingeführt werden, mit einem Zoll in Höhe des europäischen CO₂-Preises. Unterliegen die Emissionen im Herstellungsland bereits einem CO₂-Preis, wird der Zoll um diesen Betrag rabattiert.
Zwar liegt der vordergründige Zweck des Instruments darin, die europäische Industrie vor Wettbewerbsnachteilen und Carbon Leakage – der Verlagerung von emissionsintensiven Betrieben in Drittstaaten – zu schützen. Doch die EU-Gesetzgeber betonten schon früh, dass CBAM auch außereuropäische Staaten und Regionen motivieren soll, eigene CO₂-Preise einzuführen. Nur dadurch können sie die CBAM-Abgabe im Handel mit der EU vermeiden oder zumindest begrenzen.
Tatsächlich gab es erste zaghafte Nachahmer, noch bevor der CBAM final beschlossen war. Die Türkei hatte sich lange gegen eine CO₂-Abgabe gewehrt, räumte nach der Vorstellung des CBAM aber schon 2021 ein, dass das Instrument ein Anreiz sei, die eigene Industrie mithilfe der EU umzubauen, zukunftssicher zu machen und an den Green Deal anzupassen. Zwar gibt es nach wie vor kein türkisches ETS, doch die Planungen laufen.
Australien hat nach europäischem Vorbild in diesem Jahr sein Emissionshandelssystem reformiert und erst im Juli einen CO₂-Preis für seine emissionsintensivsten Industrieanlagen eingeführt. Die Emissionsobergrenze sinkt – wie beim EU-ETS – Jahr für Jahr und zwingt die Anlagen so, ihren Treibhausgasausstoß zu senken. Inzwischen plant Australien auch einen CBAM, um die eigenen Märkte vor klimaschädlichen Importen aus dem Ausland zu schützen. Die Regierung will sich den europäischen CBAM nun genau anschauen und im kommenden Jahr einen eigenen Vorschlag für Einfuhren von Stahl und Zement vorlegen.
Auch in Indonesien wird mit Hochdruck an einem CO₂-Preis gearbeitet. Ein freiwilliger Zertifikatehandel zur Finanzierung der Transformation im Energiesektor ist bereits gestartet. Jetzt soll ein verpflichtender CO₂-Preis auch für weitere Sektoren folgen. Dabei will Indonesien internationale Standards übernehmen, um seine Emissionsgutschriften auch ausländischen Käufern anbieten zu können.
Dass es nicht nur schnelle Nachahmer der wichtigsten europäischen Klimaschutzinstrumente gibt, zeigt insbesondere Indien. 19 Prozent der indischen Exporte gehen in die EU. 2022 waren sie in den CBAM-Sektoren Aluminium, Düngemittel, Strom, Zement, Wasserstoff sowie Eisen und Stahl über neun Milliarden Euro wert. Besonders die indische Stahl- und Aluminiumindustrie ist besorgt über den CBAM-Preisaufschlag, weil die CO₂-Intensität der heimischen Industrie erheblich höher ist als im globalen Durchschnitt.
Indien hat deshalb erhebliche Bedenken am EU-CBAM geäußert und diese auch vor der WTO vorgetragen. Dabei geht es auch um Fairness zwischen den europäischen Industriestaaten und dem Schwellenland Indien. Der CBAM zwinge den Entwicklungsländern das Übergangstempo der EU auf, kritisiert Suranjali Tandon, Professorin am National Institute of Public Finance and Policy in Neu-Delhi. Da Entwicklungsländer keine CO₂-Bepreisung haben, würde die EU durch den CBAM an deren Exporten verdienen. Dies sei zwar eine diskriminierende Maßnahme, biete aber auch Chancen. “Die Entwicklungsländer können Märkte aufbauen und inländische Steuern erheben, die nicht nur ihre Bemühungen zur Erreichung der Netto-Null-Ziele unterstützen, sondern auch die potenziellen Grenzen der Preisgestaltung besser artikulieren, die mit den Entwicklungsprioritäten vereinbar sind und die Untätigkeit der Industrieländer aufzeigen.”
Indien denkt darum über regulatorische Reaktionen nach. Zur Debatte steht eine eigene CO₂-Steuer für Exportwaren in die EU, die die CBAM-Kriterien für Rabatte erfüllt. Würde sie eingeführt, würde Indien statt der EU an dem CO₂-Preis verdienen. Eine weitere Option und eine Art Vergeltungsmaßnahme ist die Erhebung einer Ausgleichssteuer auf Importe aus der EU nach Indien. Allerdings droht Indien, damit selbst gegen WTO-Richtlinien zu verstoßen. Indien ist zudem dabei, einen Emissionshandel einzuführen.
Auch in den Vereinigten Staaten gibt es Vorschläge für einen CO₂-Grenzausgleich zum Schutz der eigenen Industrie vor ausländischen Konkurrenten. Ideen dafür werden von Demokraten und Republikanern unterstützt. Allerdings scheitern die Bemühungen bislang an der Frage, ob es einen nationalen CO₂-Preis braucht, um einen CBAM für ausländische Importe zu verhängen. Die Republikaner wollen einen solchen Preis nicht – doch einen CBAM ohne nationalen CO₂-Preis einzuführen, wäre nicht mit WTO-Regeln konform. Die Demokraten hingegen haben einen CO₂-Preis bereits in zwölf Bundesstaaten eingeführt.
Brasilien hat unter Präsident Lula da Silva ebenfalls eine Emissionsobergrenze für große umweltverschmutzende Unternehmen sowie die Schaffung eines regulierten Kohlenstoffmarktes angekündigt. Ein CO₂-Preis ist Teil des Plans. Rund 5.000 Unternehmen aus der Stahl-, Aluminium-, Zement- sowie der chemischen Industrie, die jährlich mehr als 25.000 Tonnen CO₂ emittieren, sollen betroffen sein. Wie hoch die Obergrenze angesetzt wird, ist noch nicht bekannt, jedoch soll sie nach dem europäischen Vorbild schrittweise sinken.
Zwar ist Brasilien vor allem aufgrund seiner Agrarexporte wichtiger Handelspartner Europas – und die sind vom CBAM nicht betroffen. Doch Stahl und Eisen, Aluminium, Düngemittel und Zement stehen ebenfalls auf der Exportliste Brasiliens weit oben. Außerdem könnte Brasilien künftig zum Öllieferanten Europas werden, und es gibt bereits die Überlegung, den CBAM im nächsten Schritt auf alle fossilen Brennstoffe auszuweiten.
China hat seit 2021 ein funktionierendes Emissionshandelssystem – dem Jahr, in dem die EU ihr Fit-for-55-Paket und eine wegweisende Reform des ETS auf den Weg gebracht hat. Es umfasst etwa vier Milliarden Tonnen CO₂ und über 40 Prozent der Treibhausgase des Landes, doch bisher betrifft es nur größere Kohle- und Gaskraftwerke. Die Ausweitung auf alle Industriesektoren wurde immer wieder verschoben und ist derzeit für 2025 geplant, ein Jahr, bevor zum ersten Mal an den EU-Außengrenzen ein finanzieller Ausgleich im Rahmen des CBAM fällig wird. Zwar gibt es noch erhebliche Mängel am chinesischen CO₂-Preis. Doch das Ziel ist offenkundig: Grenzzölle der EU vermeiden. Mit Urmi Goswami
Geht es nach der Kommission, sind wir mittendrin in der “Digitalen Dekade”. Die zugehörigen Maßnahmen zu dieser Dekade umfassen zum einen die regulatorischen Maßnahmen auf EU-Ebene, zum anderen, dass die Mitgliedsstaaten die Voraussetzungen für eine nachhaltige Digitalisierung mit ihren Behörden, der Wirtschaft und Gesellschaft schaffen. Dazu werden verschiedene Bereiche unter die Lupe genommen und mit Zielmarken abgeglichen – die Kommission hatte das Vorhaben 2022 offiziell begonnen.
Der gestern von der Kommission vorgestellte Zwischenbericht zur Digitalen Dekade zeigt eine ganze Vielzahl an problematischen Entwicklungen auf. Eine besonders herausstechende: Deutschland liegt auf dem vorletzten Platz, wenn es in Europa um echte Glasfaseranschlüsse für Endnutzer geht (Fibre-to-the-Premises, FTTP). Zwischen Belgien und Griechenland findet sich die Bundesrepublik am Ende der EU-27 wieder, mit gerade einmal rund 19 Prozent aller Haushalte, die angeschlossen sind. Andere Flächenländer wie Rumänien, Spanien, Bulgarien oder Schweden liegen mit deutlich über 80 Prozent schon nah am Ziel, jeden Haushalt ans Glasfasernetz zu bringen.
Eine deutsche Aufholjagd ist nicht in Sicht: Während in Belgien die Zahl der wirklich schnellen Glasfaseranschlüsse bis zum Endkunden in diesem Jahr schon dreimal so hoch wie noch 2021 ist, hat Deutschland im gleichen Zeitraum nur um 50 Prozent zulegen können.
Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP) droht damit ein Fiasko – die rote Glasfaser-Laterne der EU. Zum Start der Digitalen Agenda der Bundesregierung hatte Wissing noch das Ziel ausgegeben, bei der Digitalisierung im europäischen Vergleich, unter die Top-10-Staaten zu wollen. Doch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gibt sich weiter zuversichtlich: Man sehe den Bericht als Ansporn für weitere Anstrengungen und wolle zur europäischen Spitze aufschließen, sagt ein Ministeriumssprecher auf Table.Media-Anfrage: “Betrachtet man die jüngsten Fortschritte, schreitet die digitale Transformation in Deutschland in allen Dimensionen stetig voran. Insbesondere beim Glasfaserausbau ist die Dynamik hoch und wir sind zuversichtlich, die in der Gigabit-Strategie festgelegten Ziele zu erreichen, bis 2030 jeden Haushalt zu versorgen.” Man sei “ein gutes Stück vorangekommen”.
Doch das wird mit den bisherigen Mitteln beim Glasfaserausbau kaum gelingen. Bundesregierung und Anbieter setzten ihre Priorität bislang nicht auf das Anschließen von Nutzern – sondern auf das Verlegen von Glasfaser im Straßenland und unter Bürgersteigen. Dieser Teil der Infrastruktur ist zwar eine notwendige Voraussetzung für den Ausbau zum Endkunden hin. Er sorgt aber nicht für Einnahmen bei den Betreibern, die dann in den weiteren Ausbau reinvestieren könnten. Dazu kommen weitere, spezifisch deutsche Probleme wie die lange gesetzlich privilegierte Versorgung mit Fernseh-Kabelanschlüssen oder ein beharrlicher Glaube an VDSL-Techniken – doch diese Technologien gelten außerhalb der wechselnden Bundesregierungen schon seit Jahren nicht mehr als zukunftsfest.
Ein Geheimnis der Indikator-Experten, die für die Kommission den Stand der Digitalisierung ermitteln, bleibt die Messung der Digitalisierung von Verwaltungsdienstleistungen. Hier wurde nicht geschaut, ob Deutschlands Verwaltung tatsächlich digital arbeitet, Prozesse oder wenigstens der Zugang digital verfügbar ist – sondern etwa abgefragt, ob Bürger einmal binnen zwölf Monaten mittels eines Onlineformulars mit der Verwaltung interagiert haben. Mit der Perspektive der Bürgerinnen und Bürger auf den Stand der digitalen Verwaltung dürfte das wenig zu tun haben, hilft Deutschland aber in dieser Kategorie auf einen mittleren Platz.
Loben können sich Wissing und die Bundesregierung im europäischen Vergleich allerdings für eine andere digitalpolitische Maßnahme: Anders als in einigen anderen Ländern ist das zur Verfügung stehende und dafür europäisch geplante 5G-Funkspektrum in Deutschland bereits voll vergeben – und damit erreicht das Land hier einen Platz in der Spitzengruppe.
Europaweit zeichnet sich derweil eine weitere Problematik ab: Während die Cloudanbieter insgesamt massiv an Umsatzvolumen zulegen und dem Bericht zufolge im ersten Quartal weltweit erstmals über 60 Milliarden US-Dollar Umsatz mit wolkigen Dienstleistungen erwirtschafteten, ist der Markt fest in US-Hand: Amazon (32 Prozent), Microsoft (23 Prozent) und Google (10 Prozent) dominieren mit weitem Abstand. Den Angaben zufolge lagen selbst in Europa die europäischen Anbieter bei gerade einmal 13 Prozent Marktanteil. Die Kommission bleibt hier zwar vorsichtig in der Wortwahl. Da aber künftig mit Edge-Computing-Verbindungen im Mobilfunk ganz wesentliche Teile der kritischen Infrastruktur nicht mehr ohne Cloudanbindung auskommen werden, droht hier die nächste geopolitisch problematische Abhängigkeit, die sich mit den Ambitionen der EU kaum vertragen dürfte.
Die jetzige Teilabhängigkeit, etwa von chinesischen Anbietern, im Mobilfunk soll perspektivisch überwunden werden. Mit Blick auf kommende Mobilfunkgenerationen heißt es in dem Bericht deshalb, dass es zwingend notwendig sei, in enger Kooperation mit Telekommunikationsunternehmen und den beiden europäischen Netzausrüstern Nokia und Ericsson an 5G Advanced und 6G weiterzuarbeiten.
Doch auch in einem weiteren Feld bleibt die EU weit von ihren Zielen entfernt: Zwar hat die Zahl der Ankündigungen im Bereich der Halbleiterindustrie in den vergangenen Monaten massiv zugenommen. Doch der Marktanteil in der EU gefertigter Chips ist nach wie vor gering. Auf eine Billion Euro soll der Halbleitermarkt bis 2030 anwachsen, von derzeit 615 Milliarden weltweit. Um das ausgegebene Ziel von 20 Prozent am Weltmarkt zu erreichen, müsste sich Europas Aktivität im Halbleitersegment bis 2030 also vervierfachen.
Der Bericht zur digitalen Dekade benennt hier die Fehler der Vergangenheit schonungslos: Unzureichende Investitionen, Fokus der Entwicklung und Fertigung auf Sektoren, die keine Spitzentechnologie brauchen – insbesondere der Automotive-Sektor – hätten zu wenig Anreize zum Mithalten im Tech-Rennen geboten.
Kein Wunder, dass EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton eine Aufforderung an die Mitgliedstaaten richtet: “Wir müssen unsere Anstrengungen beschleunigen. Jetzt ist der Moment, um zusammenzuarbeiten, um Europa an die Spitze des digitalen Wandels zu bringen.” Noch ist die EU davon sehr weit entfernt.
28.09.2023 – 08:30-09:30 Uhr, online
DGAP, Discussion EU Reforms and Enlargement: Actualizing the Franco-German Expert Report
The German Council on Foreign Relations (DGAP) looks at the prospects for and obstacles against reforming and enlarging the EU. INFOS & REGISTRATION
28.09.2023 – 12:30-13:30 Uhr, online
ECFR, Discussion Powering the future: Charting Europe’s climate and energy sovereignty
The European Council on Foreign Relations (ECFR) addresses the state of European energy and climate sovereignty. INFOS & REGISTRATION
28.09.2023 – 18:30-20:00 Uhr, Berlin
EAB, Podiumsdiskussion Beziehungsstatus? Unbekannt?! Die EU-Lateinamerika-Beziehungen
Die Europäische Akademie Berlin (EAB) geht der Frage nach, ob jeder europäische Staat seine eigenen Energie- und Rohstoff-Interessen verfolgt oder ob ein gemeinsamer Ansatz gegenüber den Partnern auf der anderen Seite des Atlantiks gelingt. INFOS & ANMELDUNG
29.09.-03.10.2023, Bad Staffelstein
HSS, Seminar Konfliktregion Indo-Pazifik: Das lange China-Indien-Wochenende
Die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) beschäftigt sich mit den zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China im Indo-Pazifik. INFOS & ANMELDUNG
29.09.-01.10.2023, Gummersbach
FNF, Seminar Energie als Machtfaktor – Geopolitik und Energieversorgung im 21. Jahrhundert
Die Friedrich-Naumann-Stiftung (FNF) gibt Einblicke in die komplexen Zusammenhänge zwischen Geopolitik und Energie. INFOS & ANMELDUNG
02.10.2023 – 13:00-14:30 Uhr, online
ERCST, Roundtable Expert Stakeholder Consultation: European Carbon Bank
The European Roundtable on Climate Change and Sustainable Transition (ERCST) brainstorms on the potential aims and governance of a Carbon Bank in the EU. INFOS & ANMELDUNG
03.10.2023 – 14:30-16:30 Uhr, Brüssel (Belgien)
ERCST, Roundtable Renewable hydrogen: what way forward?
The European Roundtable on Climate Change and Sustainable Transition (ERCST) explores strategies required to bridge the gap between the current and targeted levels of renewable hydrogen production and consumption in the EU. INFOS & REGISTRATION
Der umweltpolitische Sprecher der Sozialdemokraten im EU-Parlament, Tiemo Wölken, fordert eine Erklärung des designierten Klimakommissars Wopke Hoekstra zu seiner beruflichen Vergangenheit beim Ölkonzern Shell. “Er war drei Jahre bei einem Unternehmen, das erst nach und nach halbherzig begreift, wie wichtig Klimaschutz eigentlich ist.”
Bisher habe sich die Niederländer nicht unbedingt mit Expertise in der Klimapolitik hervorgetan, sagte der SPD-Politiker. Daher müsse man auch im Rahmen der Verhandlungen auf der UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai ganz genau auf ihn schauen. Dort wird unter dem Namen Loss & Damage verhandelt, wie besonders vom Klimawandel betroffene Länder finanziell unterstützt werden. Als niederländischer Außenminister habe Hoekstra die Einigung auf einen Fonds für Loss & Damage während der COP27 vergangenes Jahr scharf kritisiert, erklärt Wölken. Hoekstra müsse daher überzeugend darlegen, dass er seine Meinung diesbezüglich geändert habe.
Zudem erwarte man von ihm die Zusicherung, dass er Klimapolitik nicht als Feigenblatt begreife, sondern die noch fertig zu verhandelnden Dossiers der F-Gase und des Rahmenwerks für CO₂-Entnahmen ernst nehme, forderte Wölken.
Nach der Anhörung am Montagabend ab 18:30 Uhr im Umweltausschuss des EU-Parlaments kommen die Koordinatoren der Fraktionen zusammen und erarbeiten eine Empfehlung, über die am Donnerstag im Plenum abgestimmt werden soll. Wölken kündigte eine faire, aber auch harte Anhörung des Niederländers an. Noch sei keine Vorentscheidung getroffen, ob man ihn ablehne oder bestätige. luk
Frankreichs Regierung wird im nächsten Jahr die Haushaltskonsolidierung nur gebremst vorantreiben, um die Folgen der Inflation für ärmere Haushalte und Rentner abfedern zu können. “Die erste Herausforderung besteht natürlich darin, auf die schlimmste Inflationskrise seit den 1970er-Jahren zu reagieren”, sagte Finanz- und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire am Mittwoch bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfs für 2024. “Die zweite Herausforderung besteht darin, die Schulden zu senken und das Defizit zu reduzieren.”
Le Maire will 16 Milliarden Euro einsparen, um das Haushaltsdefizit von geschätzt 4,9 Prozent des BIP in diesem Jahr auf 4,4 Prozent im Jahr 2024 zu senken. Dafür will die Regierung die großzügige Subventionierung der Energiepreise für Haushalte reduzieren, Steuersenkungen für Unternehmen verschieben und die Arbeitslosenunterstützung kürzen. Der Haut Conseil des Finances Publiques, eine unabhängige Aufsichtsbehörde, kritisierte, den Plänen fehle es an Ehrgeiz. Die Gefahr bestehe, dass Frankreich hinter anderen EU-Ländern zurückbleibe. Die Regierung will das Haushaltsdefizit erst im Jahr 2027 unter die EU-Obergrenze von drei Prozent senken.
Der Staat könne die Kosten der Inflationsbekämpfung nicht mehr allein tragen, sagte Le Maire. Die Regierung übt unter anderem Druck aus auf Frankreichs große Lebensmittelhändler, damit sie Sprit zum Selbstkostenpreis verkaufen. Zugleich will sie die Steuerpolitik umweltfreundlicher gestalten und die Einnahmen zur Finanzierung von grünen Investitionen verwenden.
Zu diesem Zweck will die Regierung die Steuerermäßigung schrittweise abbauen, die Landwirte und öffentliche Bauunternehmen auf Kraftstoff erhalten. Eine bestehende Steuer auf Fahrzeuge mit besonders hohem Kohlendioxidausstoß soll erhöht werden. Le Maire erklärte, dass mit dem Haushalt 2024 auch ein globaler Mindeststeuersatz von 15 Prozent für Unternehmen eingeführt werden soll, auf den sich fast 140 Länder im Jahr 2021 geeinigt haben. Im Jahr 2025 sei dadurch mit Steuereinnahmen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zu rechnen.
Die 20 Euro-Staaten haben bis Mitte Oktober Zeit, um ihre Haushaltsentwürfe für 2024 der EU-Kommission vorzulegen. Im nächsten Jahr sollen die wegen Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg ausgesetzten Fiskalregeln wieder greifen. Demnach müssten die Staaten mit Defiziten von mehr als drei Prozent um 0,5 Prozent pro Jahr senken. Die Mitgliedstaaten verhandeln derzeit aber über eine Reform des Regelwerks, daher dürfte die Kommission die alten Vorgaben kaum strikt durchsetzen.
Auch Italien liegt bislang weit oberhalb der Drei-Prozent-Schwelle. Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni plant nach Informationen von Reuters, ihr Defizitziel für 2024 auf 4,1 Prozent bis 4,3 Prozent des BIP zu erhöhen, gegenüber dem im April gesetzten Ziel von 3,7 Prozent. Das Defizit für 2023 dürfte die rechte Regierung demnach von 4,5 Prozent auf 5,5 Prozent nach oben korrigieren.
Grund ist demnach, dass Meloni die Steuersenkungen zur Entlastung von Arbeitnehmern mit mittleren und niedrigen Einkommen bis 2024 verlängern will, obwohl die Minister der Eurozone im Juli beschlossen haben, sie zu beenden. Die Märkte haben bereits reagiert und den Risikoaufschlag auf Italiens Staatsanleihen erhöht. rtr/tho
Peking macht offenbar bereits Druck auf Ungarn, um auf die EU-Untersuchung zu mutmaßlichen Subventionen auf chinesische E-Autos einzuwirken. China hoffe, dass Ungarn die EU dazu drängen werde, eine aktivere und offenere Politik der Zusammenarbeit mit dem Land zu verfolgen, sagte der chinesische Spitzendiplomat Wang Yi laut einer Erklärung des chinesischen Außenministeriums am Mittwoch. Yi habe dazu mit Ungarns Außenminister Péter Szijjártó telefoniert. Die Überprüfung der Europäischen Union zu Chinas Elektrofahrzeugprodukten verstoße gegen die Grundregeln des internationalen Handels und werde wahrscheinlich die globalen Automobilindustrie- und Lieferketten stören, warnte Yi.
Die Botschaft an Budapest ist deutlich: Peking setzt auf das ihm noch am wohlgesonnenste EU-Mitglied, um in der Causa Einfluss zu nehmen. Ungarn hatte in der Vergangenheit beispielsweise aktiv Resolutionen mit Bezug auf Hongkong im EU-Rat der Mitgliedsstaaten blockiert. Ungarns Premier Viktor Orbán wird für Oktober in Peking erwartet. Er soll im Rahmen seines Besuchs auch am Forum zur Neuen Seidenstraße teilnehmen. rtr/ari
Die Zeit wird knapp, aber die Erderhitzung könne noch unter 1,5 Grad gehalten werden, weil die erneuerbaren Energien so dynamisch wachsen. Das schreibt die Internationalen Energieagentur (IEA) in ihrem aktualisierten Netto-Null-Szenario für den Energiesektor. Um die Klimaziele erreichbar zu halten, müssen die Staaten allerdings die Investitionen in die Energiewende massiv ausweiten und dürfen nicht mehr in die Ausweitung der Förderung und Verbrennung fossiler Rohstoffe investieren.
Weltweit müssten demnach Anfang der 2030er-Jahre jährlich 4,5 Billionen US-Dollar investiert werden. Für das laufende Jahr prognostiziert die IEA Rekordinvestitionen in saubere Energien in Höhe von 1,8 Billionen Dollar. Besonders Entwicklungs- und Schwellenländer müssten mehr in die Energiewende investieren und bräuchten dafür internationale Unterstützung in Höhe von 80 bis 100 Milliarden Dollar jährlich an Krediten zu vergünstigten Konditionen, schreibt die IEA.
Laut den IEA-Berechnungen müssen die CO₂-Emissionen des Energiesektors bis 2030 um 35 Prozent und die Nachfrage nach fossilen Energien um 25 Prozent fallen. Das sei möglich, wenn die erneuerbaren Energien schnell genug ausgebaut werden und Kohlekraftwerke schneller vom Netz gehen. Neue Öl- und Gasförderung sowie neue Kohleminen und -kraftwerke seien dann für eine sichere Stromversorgung nicht mehr nötig.
Zwar hätten die CO₂-Emissionen des Energiesektors im Jahr 2022 einen globalen Höchststand von 37 Milliarden Tonnen erreicht. Doch der Energiesektor verändere sich schneller, als viele glauben, erklärt die IEA:
Allerdings müsse noch viel mehr erreicht werden. Bis 2035 müssen demnach die CO₂-Emissionen des Energiesektors in reichen Staaten um 80 und in Schwellen- und Entwicklungsländern um 60 Prozent sinken im Vergleich zum Jahr 2022. Die Klimaziele der Staaten reichen nicht aus, um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
Um bis 2030 auf einem Klimapfad für 1,5 Grad zu sein, sieht das IEA-Szenario unter anderem vor:
Auch CCUS-Technologien zum Abscheiden und Speichern von CO₂ sowie Wasserstoff und seine Derivate seien wichtig, um die Klimaziele bis 2030 erreichbar halten zu können. Allerdings seien die Erfahrungen mit CCUS-Technologien bisher enttäuschend. Trotz vieler Ankündigungen fehle es noch an finalen Investitionszusagen. Um die Nachfrage nach dieser Technologie zu stärken, bedürfe es laut IEA politischer Unterstützung. nib
Es ist die größte Klimaklage in der Geschichte des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR): Sechs junge Menschen aus Portugal klagen gegen insgesamt 32 europäische Regierungen. Darunter alle 27 EU-Mitgliedstaaten sowie Großbritannien, die Schweiz, Norwegen, Russland und die Türkei. Am Mittwoch fand in Straßburg der Prozessauftakt statt. Die sechs jungen Portugiesen machten geltend, dass ihre Menschenrechte dadurch verletzt werden, weil die Regierungen nicht schnell genug gegen den Klimawandel handeln.
“Wegen der extremen Hitze kann ich mich nur eingeschränkt bewegen und nicht so viel Zeit im Freien verbringen“, sagte der 15-jährige Kläger André Oliveira vor dem EGMR. “Ich bin gezwungen, drinnenzubleiben, kann kaum schlafen, und dank der schwachen Klimapolitik dieser Regierungen wird es immer schlimmer.”
Mit Unterstützung des in Großbritannien ansässigen Global Legal Action Network (GLAN) wollen die portugiesischen Kläger im Alter zwischen 11 und 24 Jahren eine rechtsverbindliche Entscheidung, die die Staaten zum Handeln gegen den Klimawandel zwingen würde.
Ein Anwalt der portugiesischen Regierung erklärte vor Gericht, dass die vorgelegten Beweise nicht die konkreten Schäden aufzeigen, die der Klimawandel für das Leben der jungen Kläger verursacht habe. Griechenland erklärte in einem Schriftsatz, der dem Gericht vor der Anhörung übermittelt wurde, dass “die bisher festgestellten Auswirkungen des Klimawandels keine direkten Auswirkungen auf das menschliche Leben oder die menschliche Gesundheit zu haben scheinen”, ein Argument, das GLAN-Anwalt Gearoid O’Cuinn als “Klimaleugnung” bezeichnete.
Vier der sechs Kläger kommen aus der zentralportugiesischen Region Leiria, wo 2017 zwei Waldbrände mehr als 100 Menschen getötet haben. Ein Anwalt, der Großbritannien vertritt, sagte, die Folgen des Klimawandels seien “global”, aber der Schutz der Interessen der Kläger falle in die Zuständigkeit Portugals. Er sagte, der Fall sollte abgewiesen werden. rtr
US-Präsident Joe Biden wird am 20. Oktober EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel empfangen. Zu den Hauptthemen des Treffens gehören laut einem hochrangigen EU-Beamten die US-Stahlzölle.
Biden hatte im vergangenen Jahr eingewilligt, die vom ehemaligen Präsidenten Donald Trump eingeführten Zölle auf Stahl und Aluminium aus der EU auszusetzen. Die Verständigung läuft aber aus. Ohne Einigung dürften die Zölle wieder eingeführt werden. Bis Ende Oktober wollten beide Seiten eine Einigung zur Förderung einer umweltfreundlichen Produktion und zum Abbau von Überkapazitäten erzielen. Bislang liegen die Positionen aber noch deutlich auseinander. rtr
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat zur Bekämpfung der illegalen Migration nach Deutschland ab sofort erweiterte, flexible Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien angekündigt. Damit sind stationäre Grenzkontrollen, wie sie zwischenzeitlich im Gespräch waren, zunächst vom Tisch.
Die Bundespolizei werde “zusätzliche flexible Schwerpunktkontrollen an den Schleuserrouten an den Grenzen zu Polen und Tschechien” vornehmen, kündigte die SPD-Politikerin am Mittwoch an. Diese Kontrollen seien eine Ergänzung der Schleierfahndung, die in den vergangenen Monaten bereits intensiviert worden sei.
Mit Polen und Tschechien sowie mit Brandenburg und Sachsen stehe sie bezüglich der weiteren Maßnahmen in engem Kontakt. “Wir wollen durch flexible und mobile Kontrollen an wechselnden Orten Ausweichbewegungen der Schleuser verhindern”, sagte Faeser. Die Bundespolizei werde für die Aufgabe vor Ort entsprechend aufgestockt. Zugleich werde dafür gesorgt, dass die Kontrollen so wenig wie möglich Auswirkung auf den Alltag der Menschen und die Wirtschaft im Grenzgebiet hätten. rtr/lei
Hilflos musste Markus Ritter, Chef der zivilen EU-Mission in Armenien (EUMA), vergangene Woche mitansehen, wie aserbaidschanische Soldaten rund 24 Stunden lang die Region Bergkarabach mit Raketen beschossen. Die Hoffnung, mit der EUMA die Spannungen zwischen Armenien und Aserbaidschan zu reduzieren oder gar Vertrauen zu schaffen, starb spätestens mit diesem Tag wohl endgültig.
Dabei war sich Ritter, Jurist und seit 1996 bei der Bundespolizei, den Limitierungen seiner Beobachtermission immer bewusst. Die einzigen “Waffen”, die er und seine Beobachtertruppe im Februar 2023 nach Armenien mitbrachten, waren Ferngläser, Kameras und Notizblöcke.
Bei Patrouillenfahrten zeigen die 100 EU-Beobachter Flagge und melden etwaige Verstöße gegen das Waffenstillstandsabkommen zwischen Armenien und Aserbaidschan nach Brüssel. Nach Aserbaidschan dürfen sie dabei nicht. “Was wir tun können, ist, Öffentlichkeit in dieses Gebiet zu bringen und den Menschen das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein sind, dass die internationale Gemeinschaft die Situation beobachtet”, hatte Ritter kurz nach Beginn der Mission gesagt.
Er gilt als erfahrener Kopf in internationalen Krisengebieten. Bevor er am 24. Januar 2023 vom Rat der Europäischen Union zum Leiter der zunächst auf zwei Jahre mandatierten Mission ernannt wurde, hatte er bereits fünf Auslandseinsätze hinter sich, zwei davon unter der europäischen Flagge.
So war er 2004 und 2005 Stabschef der United Nations Mission im Kosovo, zwei Jahre später in gleicher Position bei der United Nations Observer Mission in Georgien. Wiederum zwei Jahre später ging er als Leiter des German Police Project Teams nach Afghanistan und war 2012 und 2013 Planungs- und Einsatzleiter der Luftsicherheitsmission der EU im Südsudan. 2017 bis 2019 leitete er die Beratungsmission der EU im Irak.
In Deutschland war Ritter, Jahrgang 1962 und Vater zweier Töchter, Chef einer Einheit bei der Bereitschaftspolizei und hatte verschiedene Positionen beim Grenzschutz, unter anderem am Frankfurter Flughafen, und im Bundespolizeipräsidium in Potsdam inne. 2020 wurde er schließlich zum Präsidenten der Bundespolizeidirektion Stuttgart befördert.
Zuvor, von 1981 bis 1985, diente er in der Bundeswehr. Danach studierte Ritter Jura an der Universität Heidelberg, und legte dort 1996 sein zweites Staatsexamen ab. Parallel dazu studierte er Verwaltungswissenschaften in Speyer und promovierte 1999 in dem Fach.
Die EUMA war im Januar 2023 mit großer Unterstützung der europäischen Mitgliedstaaten auf Antrag der Regierung in Jerevan eingerichtet worden. Armenien hatte nach den Angriffen im September 2022 eine stetige Ausweitung des Konflikts befürchtet. Aserbaidschans jüngste Eskalation in der Region Bergkarabach, aber auch auf Ortschaften entlang der armenisch-aserbaidschanischen Grenze bestätigten nun diese Sorgen. Lisa-Martina Klein
wenn sich heute die EU-Innenminister in Brüssel treffen, dann werden sich alle Blicke auf Nancy Faeser richten. Bei der jüngsten Sitzung im Juni konnte die SPD-Politikerin noch als Dealmakerin beim Gemeinsamen Europäischen Asylsystem (GEAS) glänzen, doch danach sah es diesmal lange nicht aus.
Weil sich Berlin bei einem wichtigen Teil der Reform, der Krisenverordnung, enthielt, fehlte die nötige qualifizierte Mehrheit im Rat. Das Europaparlament hat dies zum Anlass genommen, um die Trilog-Verhandlungen über das gesamte Asyl- und Migrationspaket auszusetzen. Nichts geht mehr in Brüssel, nun soll es Faeser richten.
Die nötige Rückendeckung erhielt sie gestern von ihrem Parteifreund Olaf Scholz: Der Bundeskanzler beendete das regierungsinterne Tauziehen um die GEAS-Reform am Mittwoch per Machtwort: Er entschied, dass Deutschland in Zusammenhang mit der Krisenverordnung in Brüssel “nichts aufhalten” werde und teilte dies auch den Grünen mit.
Die Grünen hatten zuvor die deutsche Zustimmung blockiert, weil die Krisenverordnung es Staaten unter besonders hohem Migrationsdruck erlaubt, künftig eine haftähnliche Unterbringung von Migranten zu verlängern und auch bei Zuwanderern aus Ländern mit hoher Anerkennungsquote strengere Regeln anzuwenden.
Doch Deutschland stand bislang nicht allein auf der Bremse. Auch Österreich und Tschechien haben Nein gesagt, die Niederlande und die Slowakei enthielten sich. Der spanische Ratsvorsitz lässt größte Vorsicht walten: Jetzt Druck zu machen, wäre kontraproduktiv, heißt es in Madrid. Beim Innenrat in Brüssel ist nicht einmal eine Aussprache zu dem brisanten Thema vorgesehen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat eine schnelle politische Einigung angemahnt. Ein Machtwort und eine Mahnung – ob das reicht, um die Kuh vom Eis zu holen? Die letzten Signale aus Brüssel klangen optimistisch. Man wolle das Innenminister-Treffen für bilaterale Gespräche und ein politisches “Fein-Tuning” bei der Krisenverordnung nutzen, sagte ein Diplomat. Danach könnte alles ganz schnell gehen.
Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen unterliegen derzeit nur 23 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen einem CO₂-Preis. Das bringe Einnahmen in Höhe von 95 Milliarden US-Dollar, sagte sie vergangene Woche auf dem UN-Klimagipfel in New York – und ergänzte die Summe durch ein Gedankenspiel: Man solle sich vorstellen, welche Einnahmen für Investitionen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zusammenkämen, wenn man die von UN-Generalsekretär António Guterres anvisierten 60 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen bis 2030 abdecken könnte.
Auf EU-Ebene geht an diesem Wochenende ein Instrument an den Start, das dazu beitragen soll, Länder außerhalb Europas zu einer CO₂-Bepreisung ihrer klimaschädlichsten Industrien zu bewegen – so ähnlich wie es das EU-Emissionshandelssystem (ETS) bereits tut. Der Grenzausgleichsmechanismus CBAM belegt emissionsintensiv hergestellte Produkte, die in die EU eingeführt werden, mit einem Zoll in Höhe des europäischen CO₂-Preises. Unterliegen die Emissionen im Herstellungsland bereits einem CO₂-Preis, wird der Zoll um diesen Betrag rabattiert.
Zwar liegt der vordergründige Zweck des Instruments darin, die europäische Industrie vor Wettbewerbsnachteilen und Carbon Leakage – der Verlagerung von emissionsintensiven Betrieben in Drittstaaten – zu schützen. Doch die EU-Gesetzgeber betonten schon früh, dass CBAM auch außereuropäische Staaten und Regionen motivieren soll, eigene CO₂-Preise einzuführen. Nur dadurch können sie die CBAM-Abgabe im Handel mit der EU vermeiden oder zumindest begrenzen.
Tatsächlich gab es erste zaghafte Nachahmer, noch bevor der CBAM final beschlossen war. Die Türkei hatte sich lange gegen eine CO₂-Abgabe gewehrt, räumte nach der Vorstellung des CBAM aber schon 2021 ein, dass das Instrument ein Anreiz sei, die eigene Industrie mithilfe der EU umzubauen, zukunftssicher zu machen und an den Green Deal anzupassen. Zwar gibt es nach wie vor kein türkisches ETS, doch die Planungen laufen.
Australien hat nach europäischem Vorbild in diesem Jahr sein Emissionshandelssystem reformiert und erst im Juli einen CO₂-Preis für seine emissionsintensivsten Industrieanlagen eingeführt. Die Emissionsobergrenze sinkt – wie beim EU-ETS – Jahr für Jahr und zwingt die Anlagen so, ihren Treibhausgasausstoß zu senken. Inzwischen plant Australien auch einen CBAM, um die eigenen Märkte vor klimaschädlichen Importen aus dem Ausland zu schützen. Die Regierung will sich den europäischen CBAM nun genau anschauen und im kommenden Jahr einen eigenen Vorschlag für Einfuhren von Stahl und Zement vorlegen.
Auch in Indonesien wird mit Hochdruck an einem CO₂-Preis gearbeitet. Ein freiwilliger Zertifikatehandel zur Finanzierung der Transformation im Energiesektor ist bereits gestartet. Jetzt soll ein verpflichtender CO₂-Preis auch für weitere Sektoren folgen. Dabei will Indonesien internationale Standards übernehmen, um seine Emissionsgutschriften auch ausländischen Käufern anbieten zu können.
Dass es nicht nur schnelle Nachahmer der wichtigsten europäischen Klimaschutzinstrumente gibt, zeigt insbesondere Indien. 19 Prozent der indischen Exporte gehen in die EU. 2022 waren sie in den CBAM-Sektoren Aluminium, Düngemittel, Strom, Zement, Wasserstoff sowie Eisen und Stahl über neun Milliarden Euro wert. Besonders die indische Stahl- und Aluminiumindustrie ist besorgt über den CBAM-Preisaufschlag, weil die CO₂-Intensität der heimischen Industrie erheblich höher ist als im globalen Durchschnitt.
Indien hat deshalb erhebliche Bedenken am EU-CBAM geäußert und diese auch vor der WTO vorgetragen. Dabei geht es auch um Fairness zwischen den europäischen Industriestaaten und dem Schwellenland Indien. Der CBAM zwinge den Entwicklungsländern das Übergangstempo der EU auf, kritisiert Suranjali Tandon, Professorin am National Institute of Public Finance and Policy in Neu-Delhi. Da Entwicklungsländer keine CO₂-Bepreisung haben, würde die EU durch den CBAM an deren Exporten verdienen. Dies sei zwar eine diskriminierende Maßnahme, biete aber auch Chancen. “Die Entwicklungsländer können Märkte aufbauen und inländische Steuern erheben, die nicht nur ihre Bemühungen zur Erreichung der Netto-Null-Ziele unterstützen, sondern auch die potenziellen Grenzen der Preisgestaltung besser artikulieren, die mit den Entwicklungsprioritäten vereinbar sind und die Untätigkeit der Industrieländer aufzeigen.”
Indien denkt darum über regulatorische Reaktionen nach. Zur Debatte steht eine eigene CO₂-Steuer für Exportwaren in die EU, die die CBAM-Kriterien für Rabatte erfüllt. Würde sie eingeführt, würde Indien statt der EU an dem CO₂-Preis verdienen. Eine weitere Option und eine Art Vergeltungsmaßnahme ist die Erhebung einer Ausgleichssteuer auf Importe aus der EU nach Indien. Allerdings droht Indien, damit selbst gegen WTO-Richtlinien zu verstoßen. Indien ist zudem dabei, einen Emissionshandel einzuführen.
Auch in den Vereinigten Staaten gibt es Vorschläge für einen CO₂-Grenzausgleich zum Schutz der eigenen Industrie vor ausländischen Konkurrenten. Ideen dafür werden von Demokraten und Republikanern unterstützt. Allerdings scheitern die Bemühungen bislang an der Frage, ob es einen nationalen CO₂-Preis braucht, um einen CBAM für ausländische Importe zu verhängen. Die Republikaner wollen einen solchen Preis nicht – doch einen CBAM ohne nationalen CO₂-Preis einzuführen, wäre nicht mit WTO-Regeln konform. Die Demokraten hingegen haben einen CO₂-Preis bereits in zwölf Bundesstaaten eingeführt.
Brasilien hat unter Präsident Lula da Silva ebenfalls eine Emissionsobergrenze für große umweltverschmutzende Unternehmen sowie die Schaffung eines regulierten Kohlenstoffmarktes angekündigt. Ein CO₂-Preis ist Teil des Plans. Rund 5.000 Unternehmen aus der Stahl-, Aluminium-, Zement- sowie der chemischen Industrie, die jährlich mehr als 25.000 Tonnen CO₂ emittieren, sollen betroffen sein. Wie hoch die Obergrenze angesetzt wird, ist noch nicht bekannt, jedoch soll sie nach dem europäischen Vorbild schrittweise sinken.
Zwar ist Brasilien vor allem aufgrund seiner Agrarexporte wichtiger Handelspartner Europas – und die sind vom CBAM nicht betroffen. Doch Stahl und Eisen, Aluminium, Düngemittel und Zement stehen ebenfalls auf der Exportliste Brasiliens weit oben. Außerdem könnte Brasilien künftig zum Öllieferanten Europas werden, und es gibt bereits die Überlegung, den CBAM im nächsten Schritt auf alle fossilen Brennstoffe auszuweiten.
China hat seit 2021 ein funktionierendes Emissionshandelssystem – dem Jahr, in dem die EU ihr Fit-for-55-Paket und eine wegweisende Reform des ETS auf den Weg gebracht hat. Es umfasst etwa vier Milliarden Tonnen CO₂ und über 40 Prozent der Treibhausgase des Landes, doch bisher betrifft es nur größere Kohle- und Gaskraftwerke. Die Ausweitung auf alle Industriesektoren wurde immer wieder verschoben und ist derzeit für 2025 geplant, ein Jahr, bevor zum ersten Mal an den EU-Außengrenzen ein finanzieller Ausgleich im Rahmen des CBAM fällig wird. Zwar gibt es noch erhebliche Mängel am chinesischen CO₂-Preis. Doch das Ziel ist offenkundig: Grenzzölle der EU vermeiden. Mit Urmi Goswami
Geht es nach der Kommission, sind wir mittendrin in der “Digitalen Dekade”. Die zugehörigen Maßnahmen zu dieser Dekade umfassen zum einen die regulatorischen Maßnahmen auf EU-Ebene, zum anderen, dass die Mitgliedsstaaten die Voraussetzungen für eine nachhaltige Digitalisierung mit ihren Behörden, der Wirtschaft und Gesellschaft schaffen. Dazu werden verschiedene Bereiche unter die Lupe genommen und mit Zielmarken abgeglichen – die Kommission hatte das Vorhaben 2022 offiziell begonnen.
Der gestern von der Kommission vorgestellte Zwischenbericht zur Digitalen Dekade zeigt eine ganze Vielzahl an problematischen Entwicklungen auf. Eine besonders herausstechende: Deutschland liegt auf dem vorletzten Platz, wenn es in Europa um echte Glasfaseranschlüsse für Endnutzer geht (Fibre-to-the-Premises, FTTP). Zwischen Belgien und Griechenland findet sich die Bundesrepublik am Ende der EU-27 wieder, mit gerade einmal rund 19 Prozent aller Haushalte, die angeschlossen sind. Andere Flächenländer wie Rumänien, Spanien, Bulgarien oder Schweden liegen mit deutlich über 80 Prozent schon nah am Ziel, jeden Haushalt ans Glasfasernetz zu bringen.
Eine deutsche Aufholjagd ist nicht in Sicht: Während in Belgien die Zahl der wirklich schnellen Glasfaseranschlüsse bis zum Endkunden in diesem Jahr schon dreimal so hoch wie noch 2021 ist, hat Deutschland im gleichen Zeitraum nur um 50 Prozent zulegen können.
Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP) droht damit ein Fiasko – die rote Glasfaser-Laterne der EU. Zum Start der Digitalen Agenda der Bundesregierung hatte Wissing noch das Ziel ausgegeben, bei der Digitalisierung im europäischen Vergleich, unter die Top-10-Staaten zu wollen. Doch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gibt sich weiter zuversichtlich: Man sehe den Bericht als Ansporn für weitere Anstrengungen und wolle zur europäischen Spitze aufschließen, sagt ein Ministeriumssprecher auf Table.Media-Anfrage: “Betrachtet man die jüngsten Fortschritte, schreitet die digitale Transformation in Deutschland in allen Dimensionen stetig voran. Insbesondere beim Glasfaserausbau ist die Dynamik hoch und wir sind zuversichtlich, die in der Gigabit-Strategie festgelegten Ziele zu erreichen, bis 2030 jeden Haushalt zu versorgen.” Man sei “ein gutes Stück vorangekommen”.
Doch das wird mit den bisherigen Mitteln beim Glasfaserausbau kaum gelingen. Bundesregierung und Anbieter setzten ihre Priorität bislang nicht auf das Anschließen von Nutzern – sondern auf das Verlegen von Glasfaser im Straßenland und unter Bürgersteigen. Dieser Teil der Infrastruktur ist zwar eine notwendige Voraussetzung für den Ausbau zum Endkunden hin. Er sorgt aber nicht für Einnahmen bei den Betreibern, die dann in den weiteren Ausbau reinvestieren könnten. Dazu kommen weitere, spezifisch deutsche Probleme wie die lange gesetzlich privilegierte Versorgung mit Fernseh-Kabelanschlüssen oder ein beharrlicher Glaube an VDSL-Techniken – doch diese Technologien gelten außerhalb der wechselnden Bundesregierungen schon seit Jahren nicht mehr als zukunftsfest.
Ein Geheimnis der Indikator-Experten, die für die Kommission den Stand der Digitalisierung ermitteln, bleibt die Messung der Digitalisierung von Verwaltungsdienstleistungen. Hier wurde nicht geschaut, ob Deutschlands Verwaltung tatsächlich digital arbeitet, Prozesse oder wenigstens der Zugang digital verfügbar ist – sondern etwa abgefragt, ob Bürger einmal binnen zwölf Monaten mittels eines Onlineformulars mit der Verwaltung interagiert haben. Mit der Perspektive der Bürgerinnen und Bürger auf den Stand der digitalen Verwaltung dürfte das wenig zu tun haben, hilft Deutschland aber in dieser Kategorie auf einen mittleren Platz.
Loben können sich Wissing und die Bundesregierung im europäischen Vergleich allerdings für eine andere digitalpolitische Maßnahme: Anders als in einigen anderen Ländern ist das zur Verfügung stehende und dafür europäisch geplante 5G-Funkspektrum in Deutschland bereits voll vergeben – und damit erreicht das Land hier einen Platz in der Spitzengruppe.
Europaweit zeichnet sich derweil eine weitere Problematik ab: Während die Cloudanbieter insgesamt massiv an Umsatzvolumen zulegen und dem Bericht zufolge im ersten Quartal weltweit erstmals über 60 Milliarden US-Dollar Umsatz mit wolkigen Dienstleistungen erwirtschafteten, ist der Markt fest in US-Hand: Amazon (32 Prozent), Microsoft (23 Prozent) und Google (10 Prozent) dominieren mit weitem Abstand. Den Angaben zufolge lagen selbst in Europa die europäischen Anbieter bei gerade einmal 13 Prozent Marktanteil. Die Kommission bleibt hier zwar vorsichtig in der Wortwahl. Da aber künftig mit Edge-Computing-Verbindungen im Mobilfunk ganz wesentliche Teile der kritischen Infrastruktur nicht mehr ohne Cloudanbindung auskommen werden, droht hier die nächste geopolitisch problematische Abhängigkeit, die sich mit den Ambitionen der EU kaum vertragen dürfte.
Die jetzige Teilabhängigkeit, etwa von chinesischen Anbietern, im Mobilfunk soll perspektivisch überwunden werden. Mit Blick auf kommende Mobilfunkgenerationen heißt es in dem Bericht deshalb, dass es zwingend notwendig sei, in enger Kooperation mit Telekommunikationsunternehmen und den beiden europäischen Netzausrüstern Nokia und Ericsson an 5G Advanced und 6G weiterzuarbeiten.
Doch auch in einem weiteren Feld bleibt die EU weit von ihren Zielen entfernt: Zwar hat die Zahl der Ankündigungen im Bereich der Halbleiterindustrie in den vergangenen Monaten massiv zugenommen. Doch der Marktanteil in der EU gefertigter Chips ist nach wie vor gering. Auf eine Billion Euro soll der Halbleitermarkt bis 2030 anwachsen, von derzeit 615 Milliarden weltweit. Um das ausgegebene Ziel von 20 Prozent am Weltmarkt zu erreichen, müsste sich Europas Aktivität im Halbleitersegment bis 2030 also vervierfachen.
Der Bericht zur digitalen Dekade benennt hier die Fehler der Vergangenheit schonungslos: Unzureichende Investitionen, Fokus der Entwicklung und Fertigung auf Sektoren, die keine Spitzentechnologie brauchen – insbesondere der Automotive-Sektor – hätten zu wenig Anreize zum Mithalten im Tech-Rennen geboten.
Kein Wunder, dass EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton eine Aufforderung an die Mitgliedstaaten richtet: “Wir müssen unsere Anstrengungen beschleunigen. Jetzt ist der Moment, um zusammenzuarbeiten, um Europa an die Spitze des digitalen Wandels zu bringen.” Noch ist die EU davon sehr weit entfernt.
28.09.2023 – 08:30-09:30 Uhr, online
DGAP, Discussion EU Reforms and Enlargement: Actualizing the Franco-German Expert Report
The German Council on Foreign Relations (DGAP) looks at the prospects for and obstacles against reforming and enlarging the EU. INFOS & REGISTRATION
28.09.2023 – 12:30-13:30 Uhr, online
ECFR, Discussion Powering the future: Charting Europe’s climate and energy sovereignty
The European Council on Foreign Relations (ECFR) addresses the state of European energy and climate sovereignty. INFOS & REGISTRATION
28.09.2023 – 18:30-20:00 Uhr, Berlin
EAB, Podiumsdiskussion Beziehungsstatus? Unbekannt?! Die EU-Lateinamerika-Beziehungen
Die Europäische Akademie Berlin (EAB) geht der Frage nach, ob jeder europäische Staat seine eigenen Energie- und Rohstoff-Interessen verfolgt oder ob ein gemeinsamer Ansatz gegenüber den Partnern auf der anderen Seite des Atlantiks gelingt. INFOS & ANMELDUNG
29.09.-03.10.2023, Bad Staffelstein
HSS, Seminar Konfliktregion Indo-Pazifik: Das lange China-Indien-Wochenende
Die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) beschäftigt sich mit den zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China im Indo-Pazifik. INFOS & ANMELDUNG
29.09.-01.10.2023, Gummersbach
FNF, Seminar Energie als Machtfaktor – Geopolitik und Energieversorgung im 21. Jahrhundert
Die Friedrich-Naumann-Stiftung (FNF) gibt Einblicke in die komplexen Zusammenhänge zwischen Geopolitik und Energie. INFOS & ANMELDUNG
02.10.2023 – 13:00-14:30 Uhr, online
ERCST, Roundtable Expert Stakeholder Consultation: European Carbon Bank
The European Roundtable on Climate Change and Sustainable Transition (ERCST) brainstorms on the potential aims and governance of a Carbon Bank in the EU. INFOS & ANMELDUNG
03.10.2023 – 14:30-16:30 Uhr, Brüssel (Belgien)
ERCST, Roundtable Renewable hydrogen: what way forward?
The European Roundtable on Climate Change and Sustainable Transition (ERCST) explores strategies required to bridge the gap between the current and targeted levels of renewable hydrogen production and consumption in the EU. INFOS & REGISTRATION
Der umweltpolitische Sprecher der Sozialdemokraten im EU-Parlament, Tiemo Wölken, fordert eine Erklärung des designierten Klimakommissars Wopke Hoekstra zu seiner beruflichen Vergangenheit beim Ölkonzern Shell. “Er war drei Jahre bei einem Unternehmen, das erst nach und nach halbherzig begreift, wie wichtig Klimaschutz eigentlich ist.”
Bisher habe sich die Niederländer nicht unbedingt mit Expertise in der Klimapolitik hervorgetan, sagte der SPD-Politiker. Daher müsse man auch im Rahmen der Verhandlungen auf der UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai ganz genau auf ihn schauen. Dort wird unter dem Namen Loss & Damage verhandelt, wie besonders vom Klimawandel betroffene Länder finanziell unterstützt werden. Als niederländischer Außenminister habe Hoekstra die Einigung auf einen Fonds für Loss & Damage während der COP27 vergangenes Jahr scharf kritisiert, erklärt Wölken. Hoekstra müsse daher überzeugend darlegen, dass er seine Meinung diesbezüglich geändert habe.
Zudem erwarte man von ihm die Zusicherung, dass er Klimapolitik nicht als Feigenblatt begreife, sondern die noch fertig zu verhandelnden Dossiers der F-Gase und des Rahmenwerks für CO₂-Entnahmen ernst nehme, forderte Wölken.
Nach der Anhörung am Montagabend ab 18:30 Uhr im Umweltausschuss des EU-Parlaments kommen die Koordinatoren der Fraktionen zusammen und erarbeiten eine Empfehlung, über die am Donnerstag im Plenum abgestimmt werden soll. Wölken kündigte eine faire, aber auch harte Anhörung des Niederländers an. Noch sei keine Vorentscheidung getroffen, ob man ihn ablehne oder bestätige. luk
Frankreichs Regierung wird im nächsten Jahr die Haushaltskonsolidierung nur gebremst vorantreiben, um die Folgen der Inflation für ärmere Haushalte und Rentner abfedern zu können. “Die erste Herausforderung besteht natürlich darin, auf die schlimmste Inflationskrise seit den 1970er-Jahren zu reagieren”, sagte Finanz- und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire am Mittwoch bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfs für 2024. “Die zweite Herausforderung besteht darin, die Schulden zu senken und das Defizit zu reduzieren.”
Le Maire will 16 Milliarden Euro einsparen, um das Haushaltsdefizit von geschätzt 4,9 Prozent des BIP in diesem Jahr auf 4,4 Prozent im Jahr 2024 zu senken. Dafür will die Regierung die großzügige Subventionierung der Energiepreise für Haushalte reduzieren, Steuersenkungen für Unternehmen verschieben und die Arbeitslosenunterstützung kürzen. Der Haut Conseil des Finances Publiques, eine unabhängige Aufsichtsbehörde, kritisierte, den Plänen fehle es an Ehrgeiz. Die Gefahr bestehe, dass Frankreich hinter anderen EU-Ländern zurückbleibe. Die Regierung will das Haushaltsdefizit erst im Jahr 2027 unter die EU-Obergrenze von drei Prozent senken.
Der Staat könne die Kosten der Inflationsbekämpfung nicht mehr allein tragen, sagte Le Maire. Die Regierung übt unter anderem Druck aus auf Frankreichs große Lebensmittelhändler, damit sie Sprit zum Selbstkostenpreis verkaufen. Zugleich will sie die Steuerpolitik umweltfreundlicher gestalten und die Einnahmen zur Finanzierung von grünen Investitionen verwenden.
Zu diesem Zweck will die Regierung die Steuerermäßigung schrittweise abbauen, die Landwirte und öffentliche Bauunternehmen auf Kraftstoff erhalten. Eine bestehende Steuer auf Fahrzeuge mit besonders hohem Kohlendioxidausstoß soll erhöht werden. Le Maire erklärte, dass mit dem Haushalt 2024 auch ein globaler Mindeststeuersatz von 15 Prozent für Unternehmen eingeführt werden soll, auf den sich fast 140 Länder im Jahr 2021 geeinigt haben. Im Jahr 2025 sei dadurch mit Steuereinnahmen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zu rechnen.
Die 20 Euro-Staaten haben bis Mitte Oktober Zeit, um ihre Haushaltsentwürfe für 2024 der EU-Kommission vorzulegen. Im nächsten Jahr sollen die wegen Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg ausgesetzten Fiskalregeln wieder greifen. Demnach müssten die Staaten mit Defiziten von mehr als drei Prozent um 0,5 Prozent pro Jahr senken. Die Mitgliedstaaten verhandeln derzeit aber über eine Reform des Regelwerks, daher dürfte die Kommission die alten Vorgaben kaum strikt durchsetzen.
Auch Italien liegt bislang weit oberhalb der Drei-Prozent-Schwelle. Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni plant nach Informationen von Reuters, ihr Defizitziel für 2024 auf 4,1 Prozent bis 4,3 Prozent des BIP zu erhöhen, gegenüber dem im April gesetzten Ziel von 3,7 Prozent. Das Defizit für 2023 dürfte die rechte Regierung demnach von 4,5 Prozent auf 5,5 Prozent nach oben korrigieren.
Grund ist demnach, dass Meloni die Steuersenkungen zur Entlastung von Arbeitnehmern mit mittleren und niedrigen Einkommen bis 2024 verlängern will, obwohl die Minister der Eurozone im Juli beschlossen haben, sie zu beenden. Die Märkte haben bereits reagiert und den Risikoaufschlag auf Italiens Staatsanleihen erhöht. rtr/tho
Peking macht offenbar bereits Druck auf Ungarn, um auf die EU-Untersuchung zu mutmaßlichen Subventionen auf chinesische E-Autos einzuwirken. China hoffe, dass Ungarn die EU dazu drängen werde, eine aktivere und offenere Politik der Zusammenarbeit mit dem Land zu verfolgen, sagte der chinesische Spitzendiplomat Wang Yi laut einer Erklärung des chinesischen Außenministeriums am Mittwoch. Yi habe dazu mit Ungarns Außenminister Péter Szijjártó telefoniert. Die Überprüfung der Europäischen Union zu Chinas Elektrofahrzeugprodukten verstoße gegen die Grundregeln des internationalen Handels und werde wahrscheinlich die globalen Automobilindustrie- und Lieferketten stören, warnte Yi.
Die Botschaft an Budapest ist deutlich: Peking setzt auf das ihm noch am wohlgesonnenste EU-Mitglied, um in der Causa Einfluss zu nehmen. Ungarn hatte in der Vergangenheit beispielsweise aktiv Resolutionen mit Bezug auf Hongkong im EU-Rat der Mitgliedsstaaten blockiert. Ungarns Premier Viktor Orbán wird für Oktober in Peking erwartet. Er soll im Rahmen seines Besuchs auch am Forum zur Neuen Seidenstraße teilnehmen. rtr/ari
Die Zeit wird knapp, aber die Erderhitzung könne noch unter 1,5 Grad gehalten werden, weil die erneuerbaren Energien so dynamisch wachsen. Das schreibt die Internationalen Energieagentur (IEA) in ihrem aktualisierten Netto-Null-Szenario für den Energiesektor. Um die Klimaziele erreichbar zu halten, müssen die Staaten allerdings die Investitionen in die Energiewende massiv ausweiten und dürfen nicht mehr in die Ausweitung der Förderung und Verbrennung fossiler Rohstoffe investieren.
Weltweit müssten demnach Anfang der 2030er-Jahre jährlich 4,5 Billionen US-Dollar investiert werden. Für das laufende Jahr prognostiziert die IEA Rekordinvestitionen in saubere Energien in Höhe von 1,8 Billionen Dollar. Besonders Entwicklungs- und Schwellenländer müssten mehr in die Energiewende investieren und bräuchten dafür internationale Unterstützung in Höhe von 80 bis 100 Milliarden Dollar jährlich an Krediten zu vergünstigten Konditionen, schreibt die IEA.
Laut den IEA-Berechnungen müssen die CO₂-Emissionen des Energiesektors bis 2030 um 35 Prozent und die Nachfrage nach fossilen Energien um 25 Prozent fallen. Das sei möglich, wenn die erneuerbaren Energien schnell genug ausgebaut werden und Kohlekraftwerke schneller vom Netz gehen. Neue Öl- und Gasförderung sowie neue Kohleminen und -kraftwerke seien dann für eine sichere Stromversorgung nicht mehr nötig.
Zwar hätten die CO₂-Emissionen des Energiesektors im Jahr 2022 einen globalen Höchststand von 37 Milliarden Tonnen erreicht. Doch der Energiesektor verändere sich schneller, als viele glauben, erklärt die IEA:
Allerdings müsse noch viel mehr erreicht werden. Bis 2035 müssen demnach die CO₂-Emissionen des Energiesektors in reichen Staaten um 80 und in Schwellen- und Entwicklungsländern um 60 Prozent sinken im Vergleich zum Jahr 2022. Die Klimaziele der Staaten reichen nicht aus, um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
Um bis 2030 auf einem Klimapfad für 1,5 Grad zu sein, sieht das IEA-Szenario unter anderem vor:
Auch CCUS-Technologien zum Abscheiden und Speichern von CO₂ sowie Wasserstoff und seine Derivate seien wichtig, um die Klimaziele bis 2030 erreichbar halten zu können. Allerdings seien die Erfahrungen mit CCUS-Technologien bisher enttäuschend. Trotz vieler Ankündigungen fehle es noch an finalen Investitionszusagen. Um die Nachfrage nach dieser Technologie zu stärken, bedürfe es laut IEA politischer Unterstützung. nib
Es ist die größte Klimaklage in der Geschichte des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR): Sechs junge Menschen aus Portugal klagen gegen insgesamt 32 europäische Regierungen. Darunter alle 27 EU-Mitgliedstaaten sowie Großbritannien, die Schweiz, Norwegen, Russland und die Türkei. Am Mittwoch fand in Straßburg der Prozessauftakt statt. Die sechs jungen Portugiesen machten geltend, dass ihre Menschenrechte dadurch verletzt werden, weil die Regierungen nicht schnell genug gegen den Klimawandel handeln.
“Wegen der extremen Hitze kann ich mich nur eingeschränkt bewegen und nicht so viel Zeit im Freien verbringen“, sagte der 15-jährige Kläger André Oliveira vor dem EGMR. “Ich bin gezwungen, drinnenzubleiben, kann kaum schlafen, und dank der schwachen Klimapolitik dieser Regierungen wird es immer schlimmer.”
Mit Unterstützung des in Großbritannien ansässigen Global Legal Action Network (GLAN) wollen die portugiesischen Kläger im Alter zwischen 11 und 24 Jahren eine rechtsverbindliche Entscheidung, die die Staaten zum Handeln gegen den Klimawandel zwingen würde.
Ein Anwalt der portugiesischen Regierung erklärte vor Gericht, dass die vorgelegten Beweise nicht die konkreten Schäden aufzeigen, die der Klimawandel für das Leben der jungen Kläger verursacht habe. Griechenland erklärte in einem Schriftsatz, der dem Gericht vor der Anhörung übermittelt wurde, dass “die bisher festgestellten Auswirkungen des Klimawandels keine direkten Auswirkungen auf das menschliche Leben oder die menschliche Gesundheit zu haben scheinen”, ein Argument, das GLAN-Anwalt Gearoid O’Cuinn als “Klimaleugnung” bezeichnete.
Vier der sechs Kläger kommen aus der zentralportugiesischen Region Leiria, wo 2017 zwei Waldbrände mehr als 100 Menschen getötet haben. Ein Anwalt, der Großbritannien vertritt, sagte, die Folgen des Klimawandels seien “global”, aber der Schutz der Interessen der Kläger falle in die Zuständigkeit Portugals. Er sagte, der Fall sollte abgewiesen werden. rtr
US-Präsident Joe Biden wird am 20. Oktober EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel empfangen. Zu den Hauptthemen des Treffens gehören laut einem hochrangigen EU-Beamten die US-Stahlzölle.
Biden hatte im vergangenen Jahr eingewilligt, die vom ehemaligen Präsidenten Donald Trump eingeführten Zölle auf Stahl und Aluminium aus der EU auszusetzen. Die Verständigung läuft aber aus. Ohne Einigung dürften die Zölle wieder eingeführt werden. Bis Ende Oktober wollten beide Seiten eine Einigung zur Förderung einer umweltfreundlichen Produktion und zum Abbau von Überkapazitäten erzielen. Bislang liegen die Positionen aber noch deutlich auseinander. rtr
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat zur Bekämpfung der illegalen Migration nach Deutschland ab sofort erweiterte, flexible Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien angekündigt. Damit sind stationäre Grenzkontrollen, wie sie zwischenzeitlich im Gespräch waren, zunächst vom Tisch.
Die Bundespolizei werde “zusätzliche flexible Schwerpunktkontrollen an den Schleuserrouten an den Grenzen zu Polen und Tschechien” vornehmen, kündigte die SPD-Politikerin am Mittwoch an. Diese Kontrollen seien eine Ergänzung der Schleierfahndung, die in den vergangenen Monaten bereits intensiviert worden sei.
Mit Polen und Tschechien sowie mit Brandenburg und Sachsen stehe sie bezüglich der weiteren Maßnahmen in engem Kontakt. “Wir wollen durch flexible und mobile Kontrollen an wechselnden Orten Ausweichbewegungen der Schleuser verhindern”, sagte Faeser. Die Bundespolizei werde für die Aufgabe vor Ort entsprechend aufgestockt. Zugleich werde dafür gesorgt, dass die Kontrollen so wenig wie möglich Auswirkung auf den Alltag der Menschen und die Wirtschaft im Grenzgebiet hätten. rtr/lei
Hilflos musste Markus Ritter, Chef der zivilen EU-Mission in Armenien (EUMA), vergangene Woche mitansehen, wie aserbaidschanische Soldaten rund 24 Stunden lang die Region Bergkarabach mit Raketen beschossen. Die Hoffnung, mit der EUMA die Spannungen zwischen Armenien und Aserbaidschan zu reduzieren oder gar Vertrauen zu schaffen, starb spätestens mit diesem Tag wohl endgültig.
Dabei war sich Ritter, Jurist und seit 1996 bei der Bundespolizei, den Limitierungen seiner Beobachtermission immer bewusst. Die einzigen “Waffen”, die er und seine Beobachtertruppe im Februar 2023 nach Armenien mitbrachten, waren Ferngläser, Kameras und Notizblöcke.
Bei Patrouillenfahrten zeigen die 100 EU-Beobachter Flagge und melden etwaige Verstöße gegen das Waffenstillstandsabkommen zwischen Armenien und Aserbaidschan nach Brüssel. Nach Aserbaidschan dürfen sie dabei nicht. “Was wir tun können, ist, Öffentlichkeit in dieses Gebiet zu bringen und den Menschen das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein sind, dass die internationale Gemeinschaft die Situation beobachtet”, hatte Ritter kurz nach Beginn der Mission gesagt.
Er gilt als erfahrener Kopf in internationalen Krisengebieten. Bevor er am 24. Januar 2023 vom Rat der Europäischen Union zum Leiter der zunächst auf zwei Jahre mandatierten Mission ernannt wurde, hatte er bereits fünf Auslandseinsätze hinter sich, zwei davon unter der europäischen Flagge.
So war er 2004 und 2005 Stabschef der United Nations Mission im Kosovo, zwei Jahre später in gleicher Position bei der United Nations Observer Mission in Georgien. Wiederum zwei Jahre später ging er als Leiter des German Police Project Teams nach Afghanistan und war 2012 und 2013 Planungs- und Einsatzleiter der Luftsicherheitsmission der EU im Südsudan. 2017 bis 2019 leitete er die Beratungsmission der EU im Irak.
In Deutschland war Ritter, Jahrgang 1962 und Vater zweier Töchter, Chef einer Einheit bei der Bereitschaftspolizei und hatte verschiedene Positionen beim Grenzschutz, unter anderem am Frankfurter Flughafen, und im Bundespolizeipräsidium in Potsdam inne. 2020 wurde er schließlich zum Präsidenten der Bundespolizeidirektion Stuttgart befördert.
Zuvor, von 1981 bis 1985, diente er in der Bundeswehr. Danach studierte Ritter Jura an der Universität Heidelberg, und legte dort 1996 sein zweites Staatsexamen ab. Parallel dazu studierte er Verwaltungswissenschaften in Speyer und promovierte 1999 in dem Fach.
Die EUMA war im Januar 2023 mit großer Unterstützung der europäischen Mitgliedstaaten auf Antrag der Regierung in Jerevan eingerichtet worden. Armenien hatte nach den Angriffen im September 2022 eine stetige Ausweitung des Konflikts befürchtet. Aserbaidschans jüngste Eskalation in der Region Bergkarabach, aber auch auf Ortschaften entlang der armenisch-aserbaidschanischen Grenze bestätigten nun diese Sorgen. Lisa-Martina Klein