Table.Briefing: Europe

AI Act könnte scheitern + Listen von SPD, FDP und BSW + Michel zieht zurück

Liebe Leserin, lieber Leser,

hochrangig wird es. Die Bedeutung des Italien-Afrika-Gipfels, der an diesem Montag nach einem sonntäglichen Abendessen in den Arbeitsmodus startet, lässt sich an den Teilnehmern ablesen: Mehr als 20 Staats- und Regierungschefs vom afrikanischen Kontinent werden in Rom erwartet; dazu Regierungs-vertreter etwa 20 weiterer afrikanischer Staaten, Mitglieder der Chefetagen von Organisationen wie der Weltbank, der Vereinten Nationen oder der OSZE; die Präsidenten der wichtigsten EU-Institutionen: Ursula von der Leyen (Kommission), Charles Michel (Rat) und Roberta Metsola (Parlament). Allein deren Teilnahme sei ein wichtiges Signal der Unterstützung der EU für den von Italien eingeschlagenen Weg, heißt es in der italienischen Regierung.

Für Giorgia Meloni ist dieser Afrika-Gipfel der vorläufige Höhepunkt ihrer Zeit als Ministerpräsidentin. Seit ihrem Amtsantritt betont sie, eine neue Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Kontinent anzustreben. Von “gleichberechtigter Kooperation” oder einer Beendigung des “Raubbaus” ist da die Rede. Was konkret beschlossen wird, das ist bislang nicht bekannt. Einen Namen hat das Vorhaben aber schon: Mattei-Plan, benannt nach Enrico Mattei, Politiker und Gründer des staatlichen Energiekonzerns Eni. Der Energiesektor dürfte also bei Investitionen und Partnerschaften eine zentrale Rolle spielen. Die Eckpunkte des Mattei-Plans sollen an diesem Montag in Rom Form annehmen. 

Der Italien-Afrika-Gipfel ist außerdem das erste internationale Treffen der diesjährigen G7-Präsidentschaft Italiens. Womit Meloni ihre Prioritäten setzt. Wie Angela Merkel 2017, als Deutschland den Vorsitz der G20 innehatte, stellt nun also auch die rechtskonservative Meloni den afrikanischen Kontinent in den Fokus. Der Hintergedanke ist klar: Der Mattei-Plan soll nicht nur den Staaten Afrikas zugutekommen – sondern vor allem die Migrationszahlen nach Italien und Europa eindämmen. Starten Sie gut in die Woche!

Ihre Almut Siefert

Analyse

AI Act auf der Kippe: Länder befürchten Wettbewerbsnachteil für aufstrebende KI-Unternehmen in Europa

Das Kanzleramt hat sich eingeschaltet. Erneut können sich die von verschiedenen Ampel-Parteien geführten Ministerien in Berlin bislang nicht auf eine gemeinsame Position zu einem wichtigen europäischen Gesetz einigen. Während SPD und Grüne den im Trilog erzielten Kompromiss zum AI Act mittragen, kommt Widerstand aus der FDP – vor allem aus dem Digitalministerium von Volker Wissing.

Unklar ist auch, wie sich Frankreich positionieren wird. Stellen sich beide Länder nicht hinter den Kompromiss, könnten ihnen andere folgen. Aus der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft mehren sich Appelle, den Deal nicht zu gefährden.

Deutschland und Frankreich gehörten wie Italien zu den prominentesten Kritikern des AI Acts, was sie in einem gemeinsamen Brief im November an die spanische Ratspräsidentschaft zum Ausdruck brachten. Der wichtigste Punkt: die Sorge, dass die Regulierung von Allzweck-KI (General Purpose AI, GPAI) einen Wettbewerbsnachteil für die aufstrebenden KI-Unternehmen in Europa bedeuten könnte. Andere sehen die Bürgerrechte durch die Regelungen zur biometrischen Erkennung im öffentlichen Raum in Gefahr.

Das Bundeskabinett will seine Position am Mittwoch festlegen. Die beteiligten Ministerien und das Kanzleramt versuchen derzeit, eine Einigung zustande zu bringen – und so eine erneute Enthaltung der Bundesregierung in Brüssel zu vermeiden. Die Entscheidung im Ausschuss der Ständigen Vertreter (AStV) in Brüssel ist für den 2. Februar angesetzt.

Breites Bündnis fordert Zustimmung der Bundesregierung

Ein Bündnis aus Wissenschaft, Thinktanks, Wirtschaft und Zivilgesellschaft fordert die Bundesregierung in einem Brief auf, mit “Ja” zu stimmen. Zu den Unterzeichnenden gehören die Stiftung Neue Verantwortung, die Stiftung Mercator sowie der Verbraucherzentrale Bundesverband. “Um Rechtssicherheit für Unternehmen, verbindliche, verhältnismäßige Standards für vertrauenswürdige KI zu schaffen”, sollte eine Einigung noch in dieser Legislatur erfolgen. Ein fehlender Rechtsrahmen wäre “angesichts der fortschreitenden Entwicklung von KI riskant für Grundrechtsschutz und Innovationen in Europa“.

Zudem warnen sie vor einem Flickenteppich nationaler Regulierungsinitiativen. Dies werde es insbesondere kleineren Unternehmen erschweren, ihre Produkte europaweit auf den Markt zu bringen. “Auch China und die USA arbeiten an Gesetzen zu KI-Technologien. Diese Regeln werden den Einsatz von und die Märkte für KI-Produkte maßgeblich bestimmen”, warnt Carla Hustedt, Leiterin Digitales bei Stiftung Mercator. “Die EU wäre dieser Entwicklung ausgeliefert, sollte sie sich nicht rechtzeitig auf eigene Regeln einigen.”

Hustedt räumt ein, dass sie über den Umgang mit biometrischer Überwachung enttäuscht sei. “Die Zivilgesellschaft hatte in diesem Bereich auf eindeutige Verbote gehofft.” Hier müssten die Nationalstaaten bei der Umsetzung nachjustieren. Sie sagt aber auch: “Sollte der aktuelle Vorschlag für den AI Act scheitern, ist es unwahrscheinlich, dass später ein besseres Ergebnis zustande kommt.”

Wirtschaft will vor allem Rechtssicherheit

Beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zeigt man ebenfalls wenig Verständnis dafür, den AI Act noch zu gefährden. “Wir brauchen Rechtssicherheit”, sagte Polina Khubbeeva, Referentin Digitalisierung und Innovation beim BDI, im Gespräch mit Table.Media. Es seien in den Verhandlungen einige sehr wertvolle Fortschritte erreicht worden. So fielen etwa einfache Tätigkeiten nicht mehr unter die Regulierung, auch wenn sie in einem Hochsicherheitsbereich stattfinden. “Das begrüßen wir. Auch dass es mehr Möglichkeiten zur Selbsteinschätzung gibt und weniger Bestätigung von Dritten erforderlich ist, was zu größeren Verzögerungen geführt hätte.”

Der AI Act sei kein Gesetz, das große Begeisterung in der Industrie hervorrufe. “Es gibt viele Bedenken.” Die Industrie sei der Bundesregierung jedoch dankbar, “dass sie sich gerade in der zweiten Hälfte sehr für unsere Belange eingesetzt hat, insbesondere was die Regulierung von GPAI betrifft. Unsere schlimmsten Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet.”

Der KI-Bundesverband sieht zwar auch einige Aspekte im AI Act kritisch, wie die in der Verordnung enthaltene Definition von KI. Ein mögliches Scheitern könne jedoch zu größeren Kollateralschäden führen. “Eine Verzögerung durch die Europawahlen und die Bildung der neuen EU-Kommission könnte zu monatelanger Unsicherheit bei der Implementierung von KI-Produkten in der konventionellen Wirtschaft führen”, schreibt der KI-Bundesverband. “Hier muss abgewogen werden, ob ein politisches Signal diesen Preis rechtfertigt.”

Unklare Positionen auch in Frankreich und Italien

In Frankreich kommt die Kritik am AI Act von oberster Stelle: Emmanuel Macron hat kein Hehl daraus gemacht, dass ihm der Gesetzesvorschlag nicht passt. Sollte Frankreich mit “Nein” stimmen, oder sich enthalten, wäre das allerdings eine Niederlage für den französischen Binnenmarktkommissar Thierry Breton, der das Gesetz vorangetrieben hat. Frankreich wollte eine Verschiebung der Abstimmung im AStV erreichen, konnte sich aber nicht durchsetzen. So wird auch in Frankreich diese Woche eine Ministertagung entscheiden, wie das Land votieren wird. Die Regierungsumbildung hat dabei zu einiger Verwirrung darüber geführt, wer zuständig ist.

Italien ist sehr daran gelegen, bei künstlicher Intelligenz einen Beitrag zu leisten, schließlich steht KI weit oben auf der Liste der Themen, die Italien während seiner G7-Präsidentschaft in diesem Jahr vorantreiben will. Alessio Butti, Unterstaatssekretär zuständig für digitale Transformation und Innovation, hat Italien bei den Verhandlungen zum AI Act vertreten. Doch gibt es innerhalb der rechten Regierungskoalition unterschiedliche Ansichten zum Thema KI. Wirtschaftsminister Adolfo Urso (wie Butti von den Fratelli d’Italia) forderte wie seine Amtskollegen aus Frankreich und Deutschland weniger strenge Verhaltenskodizes. Mitte Dezember hatten die beiden Politiker aber gemeinsam erklärt, die Trilogvereinbarung “stelle einen bedeutenden Schritt für die Entwicklung der künstlichen Intelligenz in der EU und in Italien dar.”

Was passiert, wenn der Deal platzt?

Wenn Frankreich, Deutschland und Italien nicht zustimmen, würde das nicht reichen, den AI Act zu stoppen. Doch wenn nur ein weiterer Mitgliedstaat keine Zustimmung gibt, müsste weiter über das Gesetz verhandelt werden. Viele hielten das für eine Katastrophe. Nicht nur wegen der Rechtsunsicherheit, die dann bestehen bliebe. Vor allem der erwartete Rechtsruck im Europaparlament bereitet Beobachtern Sorge – und dass in der zweiten Jahreshälfte ausgerechnet Ungarn den Ratsvorsitz übernimmt.

Länder wie Spanien, Belgien oder auch die Niederlande schauen daher kritisch auf die Diskussionen in den Nachbarländern. “Wir haben einen Deal und breite Zustimmung”, heißt es aus Diplomatenkreisen. “Lasst es uns jetzt zu Ende bringen.”

Polen dagegen hat noch keine offizielle Position. In den Fachmedien überwiegt die Meinung, dass der AI Act der Industrie zu starke Fesseln anlege. Am Montag wird ein Expertenteam im Digitalisierungsministerium vorgestellt, das sich mit der Frage der KI in Polen befassen soll. Dabei schaut Warschau genau nach Deutschland und Frankreich, wo die wichtigsten KI-Firmen zu Hause sind. Inoffiziell heißt es, dass Polen wahrscheinlich nicht dafür stimmen wird, wenn Berlin und Paris dagegen stimmen.  mit asf/ryb

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Bündnis Sahra Wagenknecht beschließt Europawahlprogramm

Der erste Parteitag der Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) beginnt mit Standing Ovations für die Gründerin, die in einem roten Kostüm, pünktlich um 10 Uhr, die Halle betritt. Diese Inszenierung der Person Sahra Wagenknecht und der neuen Partei als “rettende Kraft” für ein “schlecht regiertes” Deutschland bleibt das wichtigste Motiv des Tages. Mit Wagenknecht betritt auch Oskar Lafontaine den Saal. Er hatte erst vor kurzem seine BSW-Mitgliedschaft bestätigt. Beim Parteitag sitzt er in der ersten Reihe zwischen Generalsekretär Christian Leye und Wagenknecht.

Kritik an der Ampel-Koalition dominiert die meisten Reden des Tages. Sie sei der Grund, warum immer mehr Menschen sich von der Politik abwenden, sagt der stellvertretende Parteivorsitzende Shervin Haghsheno. Er ist ein Politik-Quereinsteiger und war bis vor kurzem als Ingenieur tätig. Warum Deutschland in vielen Bereichen Schlusslicht in Europa sei, fragt Co-Vorsitzende Amira Mohamed Ali. Statt eigene rhetorische Akzente zu setzen, zitiert sie Wagenknecht, die einst im Bundestag gesagt hat: “Weil wir die dümmste Regierung Europas haben.” Es wird deutlich: Ohne Wagenknecht geht es nicht.

Wähler auf dem Land werden angesprochen

In ihrer Rede arbeitet sich die Parteivorsitzende an der Regierung ab. Den Politikern sei egal, wenn auf dem Land kein Bus mehr fahre und die letzte Arztpraxis schließe. Gleichzeitig inszenierten sich besonders die Grünen als “Gutmenschen”, denen jede Kröte wichtig sei. Diese “Diskrepanz zwischen aufgeblasenem Moralismus dieser angeblichen Fortschrittskoalition und ihrer in Realität zutiefst amoralischen Politik” treibe die Menschen um.

Bei ihren Anhängern sorgen Wagenknechts Spitzen immer wieder für Beifall. Konkrete politische Forderungen bleiben dagegen selten. Wagenknecht fordert einen höheren Mindestlohn und ein Rentensystem “wie in Österreich”. Eine Reform des Gesundheitssystems – wie genau diese aussehen soll sagt sie nicht. Energie müsse bezahlbar sein und Wirtschaftssanktionen, die nicht Russland, sondern dem eigenen Land schadeten, müssten abgeschafft und “alle Belastungen für Landwirte” zurückgenommen werden.

Abgrenzung von der AfD

Auch für den Aufstieg der AfD macht Wagenknecht die Regierung verantwortlich. So werde jede Kritik an der Politik gleich als rechts diffamiert, wie zuletzt die Demonstrationen der Bauern. Das kenne man schon von den Protesten während der Corona-Pandemie. “Wenn man den Leuten jahrelang eingehämmert hat, dass jede vernünftige Kritik rechts ist, dann ist es kein Wunder, dass eine rechte Partei erfolgreich ist.” Dass die Ampel-Politiker nun bei Anti-AfD-Protesten auf die Straße gingen, sei absurd. “Wenn sie die AfD wirklich schwächen wollen, müssen sie nicht demonstrieren, dann müssen sie endlich ihre miserable Politik ändern.”

Auch das Datum, den Internationalen Holocaust-Gedenktag, nutzt die BSW für eine rhetorische Abgrenzung von der AfD. Die Eröffnungsrede hält Publizistin Daniela Dahn. Dahn ist nicht Mitglied des BSW, aber sie war eine Erstunterzeichnerin des “Manifests für den Frieden”, das Wagenknecht im vergangenen Jahr mit Alice Schwarzer veröffentlicht hatte. Der Holocaust sei weit mehr als ein Fliegenschiss, sagt sie – so hatte AfD-Chef Alexander Gauland die Nazizeit bezeichnet. Die BSW stehe dagegen für Antirassismus und Antifaschismus. Sie sei außerdem die einzige konsequente Friedenspartei im Parlament. Es folgt eine Schweigeminute für die Opfer des Holocaust.

“Wir sind keine Linke 2.0”

Generalsekretär Christian Leye greift die AfD am konkretesten an: Während sie die Bauern bei ihren Protesten unterstützt habe, fordere sie in ihrem Programm die Streichung deren Subventionen. “Liebe Bauern, bitte lest euch das durch!”, ruft er. Auch um Arbeiterinnen und Arbeiter und ihre Probleme kümmere sich die AfD nicht wirklich. “Das ist keine Antisystempartei. Sie ist das System, aber in undemokratisch und gemein.”

Die wahre Antisystempartei, das soll in Zukunft das BSW sein – diese Botschaft soll von dem Parteitag ausgehen. “Wir sind die seriöse Adresse für diejenigen, die sich schlecht regiert fühlen”, sagt Co-Parteichefin Mohamed Ali. Auf ihrem ersten Parteitag präsentiert sie sich als populistische Kraft mit linken Akzenten, die sie auf dem Parteitag deutlicher betont als zuvor. Passend dazu erfolgt eine Abgrenzung von der ehemaligen Partei: “Wir sind keine Linke 2.0”, sagt Wagenknecht. Das müsse auch für den Umgang miteinander gelten. “Lasst uns eine Partei des Miteinanders werden.”

Keine Debatte über Europawahlprogramm

Zum Programm für die Europawahl, bei der das BSW im Juni antreten will, gab es keine Änderungsanträge, eine Debatte und inhaltliche Auseinandersetzungen blieben aus. Der Spitzenkandidat des BSW für die Europawahl, Fabio De Masi, machte das Misstrauen des BSW gegenüber den europäischen Institutionen deutlich. Leitmotiv des Programmes laute: “Weniger ist mehr.” Das BSW strebt ein “unabhängiges Europa souveräner Demokratien an”. Die Integration Europas “in Richtung eines supranationalen Einheitsstaats hat sich als Irrweg erwiesen”.

Das BSW wolle ein Lohndumping im Binnenmarkt unterbinden und fordert die Einführung eines europäischen Mindestlohns. Ein Postulat, das auch die Linke in ihrem Programm hat. Auch die Forderung einer Übergewinnsteuer im Industriesektor und einer Reform der Schuldenbremse ist beiden Parteien gemeinsam. Die Macht großer Konzerne wie Google oder Amazon müsse eingeschränkt werden, sagte De Masi. Das BSW fordert, die Energiesanktionen gegen Russland zu beenden. Sie schadeten nicht Putin, sondern Deutschland.

Das Thema Migration sparte De Masi in seiner Rede aus. Das Programm bleibt dazu relativ unkonkret: Illegale Migration müsse gestoppt und Perspektiven in den Heimatländern verbessert werden, heißt es dort. Das Recht auf Asyl wird nicht infrage gestellt. Zuwanderung dürfe die Kapazitäten vor Ort aber nicht überfordern. Bei der Vorstellung des Europawahlprogramms Anfang Januar war bereits deutlich geworden, dass sich die beiden Spitzenkandidaten Fabio De Masi und der ehemalige Düsseldorfer Bürgermeister Thomas Geisel bei dem Thema nicht ganz einig sind.

Das BSW liegt in Umfragen bei sieben Prozent. Damit könnte die Partei mit sieben Abgeordneten im Europaparlament vertreten sein. Die Liste zur Europawahl:

  1. Fabio De Masi
  2. Thomas Geisel
  3. Michael von Schulenburg
  4. Ruth Firmenich
  5. Jan-Peter Warnke
  6. Friedrich Pürner
  7. Erkan Kocalar
  • BSW
  • Europawahlen 2024

News

Verordnung 883 zur Sozialpolitik: Parlament bremst Belgien bei Suche nach Kompromiss aus

Die Versuche der belgischen Ratspräsidentschaft, einen Kompromiss bei der Verordnung 883 zur Koordinierung der Sozialsysteme zu finden, sind gescheitert. Nach Informationen von Table. Media lehnt das Europaparlament ab, eine Einigung in Teilbereichen zu beschließen, wie Belgien dies vorgeschlagen hat. Die Ratspräsidentschaft wollte eine Einigung in zwei Teilaspekten der Verordnung verhandeln:

  • Mechanismus zur Feststellung der Sozialversicherungspflicht von Arbeitnehmern im EU-Ausland über die A1-Bescheinigung
  • Arbeitslosengeld für grenzüberschreitende Arbeitskräfte

Belgien hatte einen Kompromissvorschlag an die Mitgliedstaaten verschickt, am Mittwoch sollten die EU-Botschafter darüber verhandeln, am Donnerstag sollte ein Trilog stattfinden. Der Sozialausschuss EMPL des Parlaments hat Belgien mitgeteilt, dass es nur an Verhandlungen über das gesamte Dossier teilnehmen werde. Der Brief von Freitag mit diesem Inhalt liegt Table.Media vor. Daraufhin brach die belgische Ratspräsidentschaft die Arbeiten ab.    mgr

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  • Verordnung 883/2004

EU verhandelt Importverbot für Produkte aus Zwangsarbeit

Der EU-Rat hat am Freitag sein Verhandlungsmandat zur Verordnung über das Verbot von Produkten aus Zwangsarbeit angenommen. Der Gesetzesentwurf hat damit eine wichtige Hürde genommen. Die geplante Verordnung soll Produkte auf dem EU-Binnenmarkt verbieten, die in Zwangsarbeit gemäß der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hergestellt wurden. Das zielt primär auf Produkte aus China.

Die Mitgliedstaaten wollen Veränderungen an dem Entwurf der EU-Kommission durchsetzen. Die Position des EU-Rates sieht eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten und der Kommission bei der Anwendung der Verordnung vor. Zudem soll ein einheitliches Portal für Zwangsarbeit eingerichtet werden. Dieses soll zum einen für das Einreichen von Informationen, für eine Datenbank und für Leitlinien zuständig sein. Zum anderen sollen Informationen über getroffene Entscheidungen bereitgestellt werden.

Kommission soll “Unionsinteresse” beurteilen

Um den Verwaltungsaufwand zu verringern und die Zuweisung von Fällen zu vereinfachen, soll die Rolle der EU-Kommission gestärkt werden. Diese soll auf der Grundlage aller relevanten, überprüfbaren und glaubwürdigen Informationen beurteilen, ob die Produkte von “Unionsinteresse” sind. Dafür muss mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt sein:

  • Ausmaß und Schwere der mutmaßlichen Zwangsarbeit sind erheblich
  • die Risiken der mutmaßlichen Zwangsarbeit liegen außerhalb des Gebiets der Union
  • die betreffenden Produkte haben erhebliche Auswirkungen auf den Binnenmarkt (das gilt, wenn diese Auswirkungen in mindestens drei Mitgliedstaaten vorhanden sind).

Liegt ein Unionsinteresse vor, soll die Brüsseler Behörde automatisch die Voruntersuchungsphase übernehmen. Andernfalls wird die Voruntersuchungsphase von einer zuständigen nationalen Behörde durchgeführt.

Das Parlament hatte im November seine Position beschlossen. Für die Trilogverhandlungen bleibt nicht viel Zeit: Laut Informationen von Table.Media sind zwei Treffen auf politischer Ebene geplant. Das erste soll am Dienstag, 30. Januar, stattfinden, das zweite Treffen im Februar. leo

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Charles Michel will doch nicht ins Europaparlament

Charles Michel zieht seine Kandidatur für das Europaparlament zurück. Michel, der seit 2019 ständiger Ratspräsident ist, will nun doch seine bis November laufende Amtszeit erfüllen und nicht vorzeitig ausscheiden. Hintergrund ist offenbar Widerstand gegen die Spitzenkandidatur des 48-Jährigen aus seiner Partei, den belgischen Liberalen (Mouvement Reformateur).

Michel war von 2014 bis 2019 belgischer Ministerpräsident und hatte sich vor drei Wochen überraschend selbst als Spitzenkandidat der belgischen Liberalen bei der Europawahl ausgerufen. Nun zog er zurück, mit dem Hinweis, er habe die Kritik an der Kandidatur nicht erwartet und ziehe daraus seine Konsequenzen. In Belgien heißt es, damit deute sich ein Ende seiner politischen Karriere an. mgr  

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SPD wählt Barley zur Spitzenkandidatin

Katarina Barley wurde beim Europaparteitag der SPD mit 98,66 Prozent der Stimmen zur Spitzenkandidatin gewählt. Die 55-Jährige forderte dazu auf, für Europa zu kämpfen: “Mit der Europäischen Union ist es wie mit so vielen schönen Dingen auf der Welt: nach einer Weile nimmt man es für selbstverständlich. Und vergisst, dass so eine Gemeinschaft kostbar ist.”

Ob die EU stark bleiben wolle, das entscheide sich bei der Europawahl am 9. Juni. Es sei eine Richtungswahl. Barley grenzte sich von den radikalen Parteien ab und machte Unterschiede zu Liberalen und Christdemokraten deutlich: Es gebe “Konservative” und “Liberale, die Europa reduzieren wollen auf einen reinen Binnenmarkt”. Unter dem Begriff “Bürokratieabbau” wollten sie “Schutzvorschriften für die arbeitende Mitte und die Umwelt” abbauen. Die FDP blockiere etwa gerade Regeln für die Beschäftigten bei Plattformen.

Kampfkandidaturen um die aussichtsreichen Plätze bei der Europawahl waren nicht erfolgreich. Die SPD stellt derzeit 16 Abgeordnete im Europaparlament. In den Umfragen kommt die SPD derzeit auf 15 Prozent. Damit könnten 15 Abgeordnete ins nächste Europaparlament einziehen. Nach den Wahlen der Delegierten bleibt es bei dem Vorschlag des Parteivorstands. Auf den ersten 20 Plätzen kandidieren:

1. Katarina Barley (RP)
2. Jens Geier (NRW)
3. ⁠Maria Noichl (BY)
4. ⁠Bernd Lange (NS)
5. ⁠Birgit Sippel (NRW)
6. ⁠René Repasi (BW)
7. ⁠Gaby Bischoff (B)
8. Udo Bullmann (HE)
9. Delara Burkhardt (SH)
10. Matthias Ecke (SA)
11. ⁠Sabrina Repp (MV)
12. ⁠Tiemo Wölken (NS)
13. ⁠Vivien Costanzo (BW)
14. ⁠Tobias Cremer (NRW)
15. ⁠Claudia Walther (NRW)
16. ⁠Thomas Rudner (BY)
17. ⁠Martina Werner (HE)
18. ⁠Christian Petry (SL)
19. ⁠Laura Frick (HH)
20. Karsten Lucke (RP) mgr

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FDP wählt Strack-Zimmermann zur Spitzenkandidatin

Marie-Agnes Strack-Zimmermann wurde mit mehr als 90 Prozent der Delegiertenstimmen zur Spitzenkandidatin der FDP bei den Europawahlen bestimmt. Die 65-Jährige kündigte einen Kampf gegen überbordende Bürokratie und für die militärische Zusammenarbeit bis hin zu einer europäischen Armee an. “Denn wenn wir stark sind, werden wir nicht angegriffen. Das wussten schon die alten Römer.”

Sie kritisierte zu viel Regulierung in Brüssel. Das sei “chronische Regelungswut” und “Ameisentätowieren”. Sie machte dafür Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verantwortlich: “Frau von der Leyen organisiert dieses Europa in den Wahnsinn”. Sie forderte: “Weniger von der Leyen, mehr von der Freiheit”.

Die Kampfkandidatur der Bundestagsabgeordneten Sandra Weeser um Platz sechs der Europaliste scheiterte. Derzeit hat die FDP fünf Abgeordnete im Straßburger Parlament. In den Umfragen liegt die FDP unter fünf Prozent. Damit wären nur vier Listenplätze sicher. Die Liste der FDP bei der Europawahl:

  1. Marie-Agnes Strack-Zimmermann
  2. Svenja Hahn
  3. Andreas Glück
  4. Moritz Körner
  5. Jan-Christoph Oetjen
  6. Isabel Schnitzler
  7. Phil Hackenmann mgr
  • Europawahlen 2024
  • FDP

Litauer bekommen keine Visa mehr für China

Von Mittwoch an erhalten litauische Staatsbürger keine Visa mehr für China. Die chinesische Vertretung in Vilnius setzt die Ausstellung von Einreiseerlaubnissen aus. Außenminister Gabrielius Landsbergis hat einen entsprechenden Bericht der litauischen Nachrichtenplattform 15min.lt bestätigte. “Wir wurden darüber informiert. Es wurden keine weiteren Informationen bereitgestellt”, sagte er vor litauischen Journalisten in Kiew. Landsbergis sagte, er wisse nichts über die Gründe und die Dauer der Sperre.

Zuletzt hatte die chinesische Vertretung Ende November 2021 die Ausstellung von Visa für litauische Staatsbürger vorübergehend ausgesetzt. Peking erklärte damals, der Schritt sei aus technischen Gründen erfolgt. Im selben Zeitraum wurden jedoch auch die diplomatischen Beziehungen zwischen der Volksrepublik und dem EU-Staat offiziell auf die Ebene eines Geschäftsträgers herabgestuft. Geschäftsträger werden in der diplomatischen Rangordnung unter Botschaftern eingeordnet. Das hat sich seither nicht verändert. Hintergrund war damals die Eröffnung eines “Taiwan-Büros” in Vilnius. Peking leitete eine Handelsblockade gegen den baltischen EU-Staat ein.

Brüssel zog daraufhin vor die Welthandelsorganisation (WTO). Am Freitag setzte die Europäische Union den Streit mit China nun aus. “Dies ist ein Verfahrensschritt aus technischen Gründen im Zusammenhang mit der Notwendigkeit, bestimmte Elemente zu bewerten, die sich aus der Erstellung schriftlicher Eingaben ergeben”, sagte EU-Handelssprecher Olof Gill der South China Morning Post. “Diese Aussetzung kann die EU als Beschwerdeführerin in diesem Fall jederzeit im Laufe des WTO-Verfahrens vornehmen.” Wie lange die Aussetzung dauern wird, war zunächst nicht klar. Außenminister Landsbergis hatte zuletzt erklärt, dass der Handelsstreit mit China beigelegt sei. ari

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Alexander Stubb nach erster Runde der Präsidentschaftswahl vorn

Alexander Stubb liegt nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Finnland vorn. Stubb war bereits Premierminister des Landes und gehört der christdemokratischen Parteienfamilie an. Die zweite Runde der Wahl findet am 11. Februar statt. Der 55-Jährige lag nach Hochrechnungen im ersten Durchgang vor Pekka Haavisto von der liberal-grünen Partei. Drittplatzierter war Jussi Halla-aho von der Finnen-Partei. rtr

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Presseschau

Charles Michel zieht Kandidatur als Parlamentarier zurück SÜDDEUTSCHE
Stichwahl in Finnland zwischen Konservativem Stubb und Grünem Haavisto SPIEGEL
Spitzenkandidatin für EU-Wahl: Marie-Agnes Strack-Zimmermann greift Ursula von der Leyen an N-TV
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EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zur Klimaneutralität: Europäer “müssen zusammenhalten wie noch nie” SÜDDEUTSCHE
EU setzt auf Mini-Atomkraftwerke gegen Klimawandel KURIER
Brussels threatens to hit Hungary’s economy if Viktor Orbán vetoes Ukraine aid FT
Bahn: Warum die Franzosen und Deutschen streiken, nicht aber die Schweizer TAGESANZEIGER
Bauernproteste in Frankreich: Landwirte wollen Paris blockieren SÜDDEUTSCHE
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Italiens Ministerpräsidentin Georgia Meloni unter Druck – im Luxusresort soll die Wende gelingen MORGENPOST
Streit um Immigrationsgesetz in Frankreich: Le Pen und Republikaner wollen Verfassungsrichter entmachten FAZ
Moldau: Sind die Moldauer bereit für die EU? EURONEWS
Österreich: Nationalrat beschließt am Mittwoch Informationsfreiheitsgesetz VIENNA

Heads

Roy Chun Lee – Der EU-Gesandte Taiwans will neue Wege der Zusammenarbeit gehen 

Roy Chun Lee vertritt Taiwan in EU-Angelegenheiten.

Als Roy Chun Lee Anfang 2023 von Taiwans Außenminister Joseph Wu erstmals in ein Regierungsamt berufen wurde, war er sichtlich überrascht. In seiner damals neuen Rolle als Vizeaußenminister wollte er angesichts Taiwans eingeschränkter politischer Handlungsspielräume auch neue Wege unkonventioneller Außenpolitik ausloten. “Ich allein kann die Welt nicht verändern, aber ich kann versuchen, das Außenministerium dazu zu bringen, über den Tellerrand hinaus zu denken.” 

Betonung auf sektoraler wirtschaftlicher Zusammenarbeit 

Im November letzten Jahres sprach Lee dann bei der zweiten Berliner Taiwankonferenz, die der Grünen-Europaparlamentsabgeordnete Reinhard Bütikofer ins Leben gerufen hatte. “Die europäischen Länder brauchen eine eigene Taiwan-Politik”, forderte Lee live per Video zugeschaltet aus seinem Büro im Außenministerium. Taiwan sei ein wertvoller Partner für die EU, unter anderem auch durch seine langjährige Erfahrung, wirtschaftliche Abhängigkeiten gegenüber China zu analysieren und zu vermindern. Konkret betonte Lee die Chancen sektoraler Zusammenarbeit Taiwans mit europäischen Regierungen und Unternehmen, etwa in der Halbleiterindustrie, den erneuerbaren Energien oder der Erforschung sicherer Lieferketten. 

Ob der Möglichkeit eines klassischen bilateralen Handelsabkommens zwischen Taiwan und der EU zeigte sich Lee eher zurückhaltend. “Ein Handelsabkommen ist für uns nicht die Priorität. Wir sollten uns in Richtung eines breiteren Konzepts umfassender wirtschaftlicher Zusammenarbeit bewegen”. Wie solch ein Konzept rechtlich formuliert und ausgestaltet werden könnte, konnte er damals noch nicht genau sagen. 

Lee ist ausgebildeter Jurist und Handelsexperte 

Nun hat Roy Chun Lee Gelegenheit, genau diese Überlegungen ganz offiziell weiterzuführen. Seit dem 08. Januar ist Lee neuer Gesandter in Taiwans Vertretungsbüro für Belgien und die Europäische Union in Brüssel. 

Lee ist ausgebildeter Jurist. Nach dem Studium in Taiwan ging er 2002 für ein Doktorandenprogramm in Public Policy Analysis an die Australian National University. Seitdem entwickelte sich Lee zu einem versierten Handelsspezialisten. Als stellvertretender Leiter des staatlich geförderten Chung-Hua-Wirtschaftsforschungszentrums war Lee unter anderem federführend beteiligt an Taiwans Agieren in der Welthandelsorganisation (WTO) und der Anbahnung regionaler Handelsabkommen.  

Bilaterales Abkommen unwahrscheinlich 

Doch nach Taiwans WTO-Beitritt 2002 wurde es für das Land unter chinesischem Druck zunehmend schwieriger, bilaterale oder multilaterale Abkommen zu schließen, auch im Verhältnis zur EU. 2015 stellten Leitlinien der Europäischen Kommission noch in Aussicht, aufbauend auf dem damals erhofften umfassenden Investitionsabkommen der EU mit China (CAI) auch mit Taiwan separate “Investitionsvereinbarungen zu erkunden”. Doch die Ratifizierung des Investitionsabkommens mit China im Europäischen Parlament liegt im Zuge der politischen Spannungen seit 2021 auf Eis.

Roy Chun Lee selbst bezweifelt, dass die EU es unter dem Druck Chinas wagen wird, unter diesen Voraussetzungen zuerst mit Taiwan ein formelles Handels- oder Investitionsabkommen abzuschließen. Nachdem bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen in Taiwan die chinakritische Demokratische Fortschrittspartei (DPP) erneut gewann und mit William Lai den nächsten Präsidenten stellen wird, werden Taiwans internationale politische Spielräume wohl nicht größer werden. 

Auch deswegen will sich Lee stärker auf zwischenstaatliche Abkommen und weichere Formen der wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit konzentrieren. Als Vorbild dafür können unter anderem das im letzten Juni abgeschlossene Handelsrahmenabkommen mit den USA und die im November unterzeichnete “Enhanced Trade Partnership”-Vereinbarung mit Großbritannien dienen. Zwischen Taiwan und Deutschland gab es jüngst nur eine Vereinbarung auf ministerialer Ebene: Während des Besuchs von Bildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger im März 2023 wurde ein Kooperationsabkommen mit Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit in künstlicher Intelligenz, Wasserstoffenergie, Batterie- und Halbleitertechnik geschlossen. Leonardo Pape 

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Europe.Table Redaktion

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    hochrangig wird es. Die Bedeutung des Italien-Afrika-Gipfels, der an diesem Montag nach einem sonntäglichen Abendessen in den Arbeitsmodus startet, lässt sich an den Teilnehmern ablesen: Mehr als 20 Staats- und Regierungschefs vom afrikanischen Kontinent werden in Rom erwartet; dazu Regierungs-vertreter etwa 20 weiterer afrikanischer Staaten, Mitglieder der Chefetagen von Organisationen wie der Weltbank, der Vereinten Nationen oder der OSZE; die Präsidenten der wichtigsten EU-Institutionen: Ursula von der Leyen (Kommission), Charles Michel (Rat) und Roberta Metsola (Parlament). Allein deren Teilnahme sei ein wichtiges Signal der Unterstützung der EU für den von Italien eingeschlagenen Weg, heißt es in der italienischen Regierung.

    Für Giorgia Meloni ist dieser Afrika-Gipfel der vorläufige Höhepunkt ihrer Zeit als Ministerpräsidentin. Seit ihrem Amtsantritt betont sie, eine neue Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Kontinent anzustreben. Von “gleichberechtigter Kooperation” oder einer Beendigung des “Raubbaus” ist da die Rede. Was konkret beschlossen wird, das ist bislang nicht bekannt. Einen Namen hat das Vorhaben aber schon: Mattei-Plan, benannt nach Enrico Mattei, Politiker und Gründer des staatlichen Energiekonzerns Eni. Der Energiesektor dürfte also bei Investitionen und Partnerschaften eine zentrale Rolle spielen. Die Eckpunkte des Mattei-Plans sollen an diesem Montag in Rom Form annehmen. 

    Der Italien-Afrika-Gipfel ist außerdem das erste internationale Treffen der diesjährigen G7-Präsidentschaft Italiens. Womit Meloni ihre Prioritäten setzt. Wie Angela Merkel 2017, als Deutschland den Vorsitz der G20 innehatte, stellt nun also auch die rechtskonservative Meloni den afrikanischen Kontinent in den Fokus. Der Hintergedanke ist klar: Der Mattei-Plan soll nicht nur den Staaten Afrikas zugutekommen – sondern vor allem die Migrationszahlen nach Italien und Europa eindämmen. Starten Sie gut in die Woche!

    Ihre Almut Siefert

    Analyse

    AI Act auf der Kippe: Länder befürchten Wettbewerbsnachteil für aufstrebende KI-Unternehmen in Europa

    Das Kanzleramt hat sich eingeschaltet. Erneut können sich die von verschiedenen Ampel-Parteien geführten Ministerien in Berlin bislang nicht auf eine gemeinsame Position zu einem wichtigen europäischen Gesetz einigen. Während SPD und Grüne den im Trilog erzielten Kompromiss zum AI Act mittragen, kommt Widerstand aus der FDP – vor allem aus dem Digitalministerium von Volker Wissing.

    Unklar ist auch, wie sich Frankreich positionieren wird. Stellen sich beide Länder nicht hinter den Kompromiss, könnten ihnen andere folgen. Aus der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft mehren sich Appelle, den Deal nicht zu gefährden.

    Deutschland und Frankreich gehörten wie Italien zu den prominentesten Kritikern des AI Acts, was sie in einem gemeinsamen Brief im November an die spanische Ratspräsidentschaft zum Ausdruck brachten. Der wichtigste Punkt: die Sorge, dass die Regulierung von Allzweck-KI (General Purpose AI, GPAI) einen Wettbewerbsnachteil für die aufstrebenden KI-Unternehmen in Europa bedeuten könnte. Andere sehen die Bürgerrechte durch die Regelungen zur biometrischen Erkennung im öffentlichen Raum in Gefahr.

    Das Bundeskabinett will seine Position am Mittwoch festlegen. Die beteiligten Ministerien und das Kanzleramt versuchen derzeit, eine Einigung zustande zu bringen – und so eine erneute Enthaltung der Bundesregierung in Brüssel zu vermeiden. Die Entscheidung im Ausschuss der Ständigen Vertreter (AStV) in Brüssel ist für den 2. Februar angesetzt.

    Breites Bündnis fordert Zustimmung der Bundesregierung

    Ein Bündnis aus Wissenschaft, Thinktanks, Wirtschaft und Zivilgesellschaft fordert die Bundesregierung in einem Brief auf, mit “Ja” zu stimmen. Zu den Unterzeichnenden gehören die Stiftung Neue Verantwortung, die Stiftung Mercator sowie der Verbraucherzentrale Bundesverband. “Um Rechtssicherheit für Unternehmen, verbindliche, verhältnismäßige Standards für vertrauenswürdige KI zu schaffen”, sollte eine Einigung noch in dieser Legislatur erfolgen. Ein fehlender Rechtsrahmen wäre “angesichts der fortschreitenden Entwicklung von KI riskant für Grundrechtsschutz und Innovationen in Europa“.

    Zudem warnen sie vor einem Flickenteppich nationaler Regulierungsinitiativen. Dies werde es insbesondere kleineren Unternehmen erschweren, ihre Produkte europaweit auf den Markt zu bringen. “Auch China und die USA arbeiten an Gesetzen zu KI-Technologien. Diese Regeln werden den Einsatz von und die Märkte für KI-Produkte maßgeblich bestimmen”, warnt Carla Hustedt, Leiterin Digitales bei Stiftung Mercator. “Die EU wäre dieser Entwicklung ausgeliefert, sollte sie sich nicht rechtzeitig auf eigene Regeln einigen.”

    Hustedt räumt ein, dass sie über den Umgang mit biometrischer Überwachung enttäuscht sei. “Die Zivilgesellschaft hatte in diesem Bereich auf eindeutige Verbote gehofft.” Hier müssten die Nationalstaaten bei der Umsetzung nachjustieren. Sie sagt aber auch: “Sollte der aktuelle Vorschlag für den AI Act scheitern, ist es unwahrscheinlich, dass später ein besseres Ergebnis zustande kommt.”

    Wirtschaft will vor allem Rechtssicherheit

    Beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zeigt man ebenfalls wenig Verständnis dafür, den AI Act noch zu gefährden. “Wir brauchen Rechtssicherheit”, sagte Polina Khubbeeva, Referentin Digitalisierung und Innovation beim BDI, im Gespräch mit Table.Media. Es seien in den Verhandlungen einige sehr wertvolle Fortschritte erreicht worden. So fielen etwa einfache Tätigkeiten nicht mehr unter die Regulierung, auch wenn sie in einem Hochsicherheitsbereich stattfinden. “Das begrüßen wir. Auch dass es mehr Möglichkeiten zur Selbsteinschätzung gibt und weniger Bestätigung von Dritten erforderlich ist, was zu größeren Verzögerungen geführt hätte.”

    Der AI Act sei kein Gesetz, das große Begeisterung in der Industrie hervorrufe. “Es gibt viele Bedenken.” Die Industrie sei der Bundesregierung jedoch dankbar, “dass sie sich gerade in der zweiten Hälfte sehr für unsere Belange eingesetzt hat, insbesondere was die Regulierung von GPAI betrifft. Unsere schlimmsten Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet.”

    Der KI-Bundesverband sieht zwar auch einige Aspekte im AI Act kritisch, wie die in der Verordnung enthaltene Definition von KI. Ein mögliches Scheitern könne jedoch zu größeren Kollateralschäden führen. “Eine Verzögerung durch die Europawahlen und die Bildung der neuen EU-Kommission könnte zu monatelanger Unsicherheit bei der Implementierung von KI-Produkten in der konventionellen Wirtschaft führen”, schreibt der KI-Bundesverband. “Hier muss abgewogen werden, ob ein politisches Signal diesen Preis rechtfertigt.”

    Unklare Positionen auch in Frankreich und Italien

    In Frankreich kommt die Kritik am AI Act von oberster Stelle: Emmanuel Macron hat kein Hehl daraus gemacht, dass ihm der Gesetzesvorschlag nicht passt. Sollte Frankreich mit “Nein” stimmen, oder sich enthalten, wäre das allerdings eine Niederlage für den französischen Binnenmarktkommissar Thierry Breton, der das Gesetz vorangetrieben hat. Frankreich wollte eine Verschiebung der Abstimmung im AStV erreichen, konnte sich aber nicht durchsetzen. So wird auch in Frankreich diese Woche eine Ministertagung entscheiden, wie das Land votieren wird. Die Regierungsumbildung hat dabei zu einiger Verwirrung darüber geführt, wer zuständig ist.

    Italien ist sehr daran gelegen, bei künstlicher Intelligenz einen Beitrag zu leisten, schließlich steht KI weit oben auf der Liste der Themen, die Italien während seiner G7-Präsidentschaft in diesem Jahr vorantreiben will. Alessio Butti, Unterstaatssekretär zuständig für digitale Transformation und Innovation, hat Italien bei den Verhandlungen zum AI Act vertreten. Doch gibt es innerhalb der rechten Regierungskoalition unterschiedliche Ansichten zum Thema KI. Wirtschaftsminister Adolfo Urso (wie Butti von den Fratelli d’Italia) forderte wie seine Amtskollegen aus Frankreich und Deutschland weniger strenge Verhaltenskodizes. Mitte Dezember hatten die beiden Politiker aber gemeinsam erklärt, die Trilogvereinbarung “stelle einen bedeutenden Schritt für die Entwicklung der künstlichen Intelligenz in der EU und in Italien dar.”

    Was passiert, wenn der Deal platzt?

    Wenn Frankreich, Deutschland und Italien nicht zustimmen, würde das nicht reichen, den AI Act zu stoppen. Doch wenn nur ein weiterer Mitgliedstaat keine Zustimmung gibt, müsste weiter über das Gesetz verhandelt werden. Viele hielten das für eine Katastrophe. Nicht nur wegen der Rechtsunsicherheit, die dann bestehen bliebe. Vor allem der erwartete Rechtsruck im Europaparlament bereitet Beobachtern Sorge – und dass in der zweiten Jahreshälfte ausgerechnet Ungarn den Ratsvorsitz übernimmt.

    Länder wie Spanien, Belgien oder auch die Niederlande schauen daher kritisch auf die Diskussionen in den Nachbarländern. “Wir haben einen Deal und breite Zustimmung”, heißt es aus Diplomatenkreisen. “Lasst es uns jetzt zu Ende bringen.”

    Polen dagegen hat noch keine offizielle Position. In den Fachmedien überwiegt die Meinung, dass der AI Act der Industrie zu starke Fesseln anlege. Am Montag wird ein Expertenteam im Digitalisierungsministerium vorgestellt, das sich mit der Frage der KI in Polen befassen soll. Dabei schaut Warschau genau nach Deutschland und Frankreich, wo die wichtigsten KI-Firmen zu Hause sind. Inoffiziell heißt es, dass Polen wahrscheinlich nicht dafür stimmen wird, wenn Berlin und Paris dagegen stimmen.  mit asf/ryb

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    Bündnis Sahra Wagenknecht beschließt Europawahlprogramm

    Der erste Parteitag der Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) beginnt mit Standing Ovations für die Gründerin, die in einem roten Kostüm, pünktlich um 10 Uhr, die Halle betritt. Diese Inszenierung der Person Sahra Wagenknecht und der neuen Partei als “rettende Kraft” für ein “schlecht regiertes” Deutschland bleibt das wichtigste Motiv des Tages. Mit Wagenknecht betritt auch Oskar Lafontaine den Saal. Er hatte erst vor kurzem seine BSW-Mitgliedschaft bestätigt. Beim Parteitag sitzt er in der ersten Reihe zwischen Generalsekretär Christian Leye und Wagenknecht.

    Kritik an der Ampel-Koalition dominiert die meisten Reden des Tages. Sie sei der Grund, warum immer mehr Menschen sich von der Politik abwenden, sagt der stellvertretende Parteivorsitzende Shervin Haghsheno. Er ist ein Politik-Quereinsteiger und war bis vor kurzem als Ingenieur tätig. Warum Deutschland in vielen Bereichen Schlusslicht in Europa sei, fragt Co-Vorsitzende Amira Mohamed Ali. Statt eigene rhetorische Akzente zu setzen, zitiert sie Wagenknecht, die einst im Bundestag gesagt hat: “Weil wir die dümmste Regierung Europas haben.” Es wird deutlich: Ohne Wagenknecht geht es nicht.

    Wähler auf dem Land werden angesprochen

    In ihrer Rede arbeitet sich die Parteivorsitzende an der Regierung ab. Den Politikern sei egal, wenn auf dem Land kein Bus mehr fahre und die letzte Arztpraxis schließe. Gleichzeitig inszenierten sich besonders die Grünen als “Gutmenschen”, denen jede Kröte wichtig sei. Diese “Diskrepanz zwischen aufgeblasenem Moralismus dieser angeblichen Fortschrittskoalition und ihrer in Realität zutiefst amoralischen Politik” treibe die Menschen um.

    Bei ihren Anhängern sorgen Wagenknechts Spitzen immer wieder für Beifall. Konkrete politische Forderungen bleiben dagegen selten. Wagenknecht fordert einen höheren Mindestlohn und ein Rentensystem “wie in Österreich”. Eine Reform des Gesundheitssystems – wie genau diese aussehen soll sagt sie nicht. Energie müsse bezahlbar sein und Wirtschaftssanktionen, die nicht Russland, sondern dem eigenen Land schadeten, müssten abgeschafft und “alle Belastungen für Landwirte” zurückgenommen werden.

    Abgrenzung von der AfD

    Auch für den Aufstieg der AfD macht Wagenknecht die Regierung verantwortlich. So werde jede Kritik an der Politik gleich als rechts diffamiert, wie zuletzt die Demonstrationen der Bauern. Das kenne man schon von den Protesten während der Corona-Pandemie. “Wenn man den Leuten jahrelang eingehämmert hat, dass jede vernünftige Kritik rechts ist, dann ist es kein Wunder, dass eine rechte Partei erfolgreich ist.” Dass die Ampel-Politiker nun bei Anti-AfD-Protesten auf die Straße gingen, sei absurd. “Wenn sie die AfD wirklich schwächen wollen, müssen sie nicht demonstrieren, dann müssen sie endlich ihre miserable Politik ändern.”

    Auch das Datum, den Internationalen Holocaust-Gedenktag, nutzt die BSW für eine rhetorische Abgrenzung von der AfD. Die Eröffnungsrede hält Publizistin Daniela Dahn. Dahn ist nicht Mitglied des BSW, aber sie war eine Erstunterzeichnerin des “Manifests für den Frieden”, das Wagenknecht im vergangenen Jahr mit Alice Schwarzer veröffentlicht hatte. Der Holocaust sei weit mehr als ein Fliegenschiss, sagt sie – so hatte AfD-Chef Alexander Gauland die Nazizeit bezeichnet. Die BSW stehe dagegen für Antirassismus und Antifaschismus. Sie sei außerdem die einzige konsequente Friedenspartei im Parlament. Es folgt eine Schweigeminute für die Opfer des Holocaust.

    “Wir sind keine Linke 2.0”

    Generalsekretär Christian Leye greift die AfD am konkretesten an: Während sie die Bauern bei ihren Protesten unterstützt habe, fordere sie in ihrem Programm die Streichung deren Subventionen. “Liebe Bauern, bitte lest euch das durch!”, ruft er. Auch um Arbeiterinnen und Arbeiter und ihre Probleme kümmere sich die AfD nicht wirklich. “Das ist keine Antisystempartei. Sie ist das System, aber in undemokratisch und gemein.”

    Die wahre Antisystempartei, das soll in Zukunft das BSW sein – diese Botschaft soll von dem Parteitag ausgehen. “Wir sind die seriöse Adresse für diejenigen, die sich schlecht regiert fühlen”, sagt Co-Parteichefin Mohamed Ali. Auf ihrem ersten Parteitag präsentiert sie sich als populistische Kraft mit linken Akzenten, die sie auf dem Parteitag deutlicher betont als zuvor. Passend dazu erfolgt eine Abgrenzung von der ehemaligen Partei: “Wir sind keine Linke 2.0”, sagt Wagenknecht. Das müsse auch für den Umgang miteinander gelten. “Lasst uns eine Partei des Miteinanders werden.”

    Keine Debatte über Europawahlprogramm

    Zum Programm für die Europawahl, bei der das BSW im Juni antreten will, gab es keine Änderungsanträge, eine Debatte und inhaltliche Auseinandersetzungen blieben aus. Der Spitzenkandidat des BSW für die Europawahl, Fabio De Masi, machte das Misstrauen des BSW gegenüber den europäischen Institutionen deutlich. Leitmotiv des Programmes laute: “Weniger ist mehr.” Das BSW strebt ein “unabhängiges Europa souveräner Demokratien an”. Die Integration Europas “in Richtung eines supranationalen Einheitsstaats hat sich als Irrweg erwiesen”.

    Das BSW wolle ein Lohndumping im Binnenmarkt unterbinden und fordert die Einführung eines europäischen Mindestlohns. Ein Postulat, das auch die Linke in ihrem Programm hat. Auch die Forderung einer Übergewinnsteuer im Industriesektor und einer Reform der Schuldenbremse ist beiden Parteien gemeinsam. Die Macht großer Konzerne wie Google oder Amazon müsse eingeschränkt werden, sagte De Masi. Das BSW fordert, die Energiesanktionen gegen Russland zu beenden. Sie schadeten nicht Putin, sondern Deutschland.

    Das Thema Migration sparte De Masi in seiner Rede aus. Das Programm bleibt dazu relativ unkonkret: Illegale Migration müsse gestoppt und Perspektiven in den Heimatländern verbessert werden, heißt es dort. Das Recht auf Asyl wird nicht infrage gestellt. Zuwanderung dürfe die Kapazitäten vor Ort aber nicht überfordern. Bei der Vorstellung des Europawahlprogramms Anfang Januar war bereits deutlich geworden, dass sich die beiden Spitzenkandidaten Fabio De Masi und der ehemalige Düsseldorfer Bürgermeister Thomas Geisel bei dem Thema nicht ganz einig sind.

    Das BSW liegt in Umfragen bei sieben Prozent. Damit könnte die Partei mit sieben Abgeordneten im Europaparlament vertreten sein. Die Liste zur Europawahl:

    1. Fabio De Masi
    2. Thomas Geisel
    3. Michael von Schulenburg
    4. Ruth Firmenich
    5. Jan-Peter Warnke
    6. Friedrich Pürner
    7. Erkan Kocalar
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    News

    Verordnung 883 zur Sozialpolitik: Parlament bremst Belgien bei Suche nach Kompromiss aus

    Die Versuche der belgischen Ratspräsidentschaft, einen Kompromiss bei der Verordnung 883 zur Koordinierung der Sozialsysteme zu finden, sind gescheitert. Nach Informationen von Table. Media lehnt das Europaparlament ab, eine Einigung in Teilbereichen zu beschließen, wie Belgien dies vorgeschlagen hat. Die Ratspräsidentschaft wollte eine Einigung in zwei Teilaspekten der Verordnung verhandeln:

    • Mechanismus zur Feststellung der Sozialversicherungspflicht von Arbeitnehmern im EU-Ausland über die A1-Bescheinigung
    • Arbeitslosengeld für grenzüberschreitende Arbeitskräfte

    Belgien hatte einen Kompromissvorschlag an die Mitgliedstaaten verschickt, am Mittwoch sollten die EU-Botschafter darüber verhandeln, am Donnerstag sollte ein Trilog stattfinden. Der Sozialausschuss EMPL des Parlaments hat Belgien mitgeteilt, dass es nur an Verhandlungen über das gesamte Dossier teilnehmen werde. Der Brief von Freitag mit diesem Inhalt liegt Table.Media vor. Daraufhin brach die belgische Ratspräsidentschaft die Arbeiten ab.    mgr

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    EU verhandelt Importverbot für Produkte aus Zwangsarbeit

    Der EU-Rat hat am Freitag sein Verhandlungsmandat zur Verordnung über das Verbot von Produkten aus Zwangsarbeit angenommen. Der Gesetzesentwurf hat damit eine wichtige Hürde genommen. Die geplante Verordnung soll Produkte auf dem EU-Binnenmarkt verbieten, die in Zwangsarbeit gemäß der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hergestellt wurden. Das zielt primär auf Produkte aus China.

    Die Mitgliedstaaten wollen Veränderungen an dem Entwurf der EU-Kommission durchsetzen. Die Position des EU-Rates sieht eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten und der Kommission bei der Anwendung der Verordnung vor. Zudem soll ein einheitliches Portal für Zwangsarbeit eingerichtet werden. Dieses soll zum einen für das Einreichen von Informationen, für eine Datenbank und für Leitlinien zuständig sein. Zum anderen sollen Informationen über getroffene Entscheidungen bereitgestellt werden.

    Kommission soll “Unionsinteresse” beurteilen

    Um den Verwaltungsaufwand zu verringern und die Zuweisung von Fällen zu vereinfachen, soll die Rolle der EU-Kommission gestärkt werden. Diese soll auf der Grundlage aller relevanten, überprüfbaren und glaubwürdigen Informationen beurteilen, ob die Produkte von “Unionsinteresse” sind. Dafür muss mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt sein:

    • Ausmaß und Schwere der mutmaßlichen Zwangsarbeit sind erheblich
    • die Risiken der mutmaßlichen Zwangsarbeit liegen außerhalb des Gebiets der Union
    • die betreffenden Produkte haben erhebliche Auswirkungen auf den Binnenmarkt (das gilt, wenn diese Auswirkungen in mindestens drei Mitgliedstaaten vorhanden sind).

    Liegt ein Unionsinteresse vor, soll die Brüsseler Behörde automatisch die Voruntersuchungsphase übernehmen. Andernfalls wird die Voruntersuchungsphase von einer zuständigen nationalen Behörde durchgeführt.

    Das Parlament hatte im November seine Position beschlossen. Für die Trilogverhandlungen bleibt nicht viel Zeit: Laut Informationen von Table.Media sind zwei Treffen auf politischer Ebene geplant. Das erste soll am Dienstag, 30. Januar, stattfinden, das zweite Treffen im Februar. leo

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    Charles Michel will doch nicht ins Europaparlament

    Charles Michel zieht seine Kandidatur für das Europaparlament zurück. Michel, der seit 2019 ständiger Ratspräsident ist, will nun doch seine bis November laufende Amtszeit erfüllen und nicht vorzeitig ausscheiden. Hintergrund ist offenbar Widerstand gegen die Spitzenkandidatur des 48-Jährigen aus seiner Partei, den belgischen Liberalen (Mouvement Reformateur).

    Michel war von 2014 bis 2019 belgischer Ministerpräsident und hatte sich vor drei Wochen überraschend selbst als Spitzenkandidat der belgischen Liberalen bei der Europawahl ausgerufen. Nun zog er zurück, mit dem Hinweis, er habe die Kritik an der Kandidatur nicht erwartet und ziehe daraus seine Konsequenzen. In Belgien heißt es, damit deute sich ein Ende seiner politischen Karriere an. mgr  

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    SPD wählt Barley zur Spitzenkandidatin

    Katarina Barley wurde beim Europaparteitag der SPD mit 98,66 Prozent der Stimmen zur Spitzenkandidatin gewählt. Die 55-Jährige forderte dazu auf, für Europa zu kämpfen: “Mit der Europäischen Union ist es wie mit so vielen schönen Dingen auf der Welt: nach einer Weile nimmt man es für selbstverständlich. Und vergisst, dass so eine Gemeinschaft kostbar ist.”

    Ob die EU stark bleiben wolle, das entscheide sich bei der Europawahl am 9. Juni. Es sei eine Richtungswahl. Barley grenzte sich von den radikalen Parteien ab und machte Unterschiede zu Liberalen und Christdemokraten deutlich: Es gebe “Konservative” und “Liberale, die Europa reduzieren wollen auf einen reinen Binnenmarkt”. Unter dem Begriff “Bürokratieabbau” wollten sie “Schutzvorschriften für die arbeitende Mitte und die Umwelt” abbauen. Die FDP blockiere etwa gerade Regeln für die Beschäftigten bei Plattformen.

    Kampfkandidaturen um die aussichtsreichen Plätze bei der Europawahl waren nicht erfolgreich. Die SPD stellt derzeit 16 Abgeordnete im Europaparlament. In den Umfragen kommt die SPD derzeit auf 15 Prozent. Damit könnten 15 Abgeordnete ins nächste Europaparlament einziehen. Nach den Wahlen der Delegierten bleibt es bei dem Vorschlag des Parteivorstands. Auf den ersten 20 Plätzen kandidieren:

    1. Katarina Barley (RP)
    2. Jens Geier (NRW)
    3. ⁠Maria Noichl (BY)
    4. ⁠Bernd Lange (NS)
    5. ⁠Birgit Sippel (NRW)
    6. ⁠René Repasi (BW)
    7. ⁠Gaby Bischoff (B)
    8. Udo Bullmann (HE)
    9. Delara Burkhardt (SH)
    10. Matthias Ecke (SA)
    11. ⁠Sabrina Repp (MV)
    12. ⁠Tiemo Wölken (NS)
    13. ⁠Vivien Costanzo (BW)
    14. ⁠Tobias Cremer (NRW)
    15. ⁠Claudia Walther (NRW)
    16. ⁠Thomas Rudner (BY)
    17. ⁠Martina Werner (HE)
    18. ⁠Christian Petry (SL)
    19. ⁠Laura Frick (HH)
    20. Karsten Lucke (RP) mgr

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    • Europawahlen 2024
    • SPD

    FDP wählt Strack-Zimmermann zur Spitzenkandidatin

    Marie-Agnes Strack-Zimmermann wurde mit mehr als 90 Prozent der Delegiertenstimmen zur Spitzenkandidatin der FDP bei den Europawahlen bestimmt. Die 65-Jährige kündigte einen Kampf gegen überbordende Bürokratie und für die militärische Zusammenarbeit bis hin zu einer europäischen Armee an. “Denn wenn wir stark sind, werden wir nicht angegriffen. Das wussten schon die alten Römer.”

    Sie kritisierte zu viel Regulierung in Brüssel. Das sei “chronische Regelungswut” und “Ameisentätowieren”. Sie machte dafür Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verantwortlich: “Frau von der Leyen organisiert dieses Europa in den Wahnsinn”. Sie forderte: “Weniger von der Leyen, mehr von der Freiheit”.

    Die Kampfkandidatur der Bundestagsabgeordneten Sandra Weeser um Platz sechs der Europaliste scheiterte. Derzeit hat die FDP fünf Abgeordnete im Straßburger Parlament. In den Umfragen liegt die FDP unter fünf Prozent. Damit wären nur vier Listenplätze sicher. Die Liste der FDP bei der Europawahl:

    1. Marie-Agnes Strack-Zimmermann
    2. Svenja Hahn
    3. Andreas Glück
    4. Moritz Körner
    5. Jan-Christoph Oetjen
    6. Isabel Schnitzler
    7. Phil Hackenmann mgr
    • Europawahlen 2024
    • FDP

    Litauer bekommen keine Visa mehr für China

    Von Mittwoch an erhalten litauische Staatsbürger keine Visa mehr für China. Die chinesische Vertretung in Vilnius setzt die Ausstellung von Einreiseerlaubnissen aus. Außenminister Gabrielius Landsbergis hat einen entsprechenden Bericht der litauischen Nachrichtenplattform 15min.lt bestätigte. “Wir wurden darüber informiert. Es wurden keine weiteren Informationen bereitgestellt”, sagte er vor litauischen Journalisten in Kiew. Landsbergis sagte, er wisse nichts über die Gründe und die Dauer der Sperre.

    Zuletzt hatte die chinesische Vertretung Ende November 2021 die Ausstellung von Visa für litauische Staatsbürger vorübergehend ausgesetzt. Peking erklärte damals, der Schritt sei aus technischen Gründen erfolgt. Im selben Zeitraum wurden jedoch auch die diplomatischen Beziehungen zwischen der Volksrepublik und dem EU-Staat offiziell auf die Ebene eines Geschäftsträgers herabgestuft. Geschäftsträger werden in der diplomatischen Rangordnung unter Botschaftern eingeordnet. Das hat sich seither nicht verändert. Hintergrund war damals die Eröffnung eines “Taiwan-Büros” in Vilnius. Peking leitete eine Handelsblockade gegen den baltischen EU-Staat ein.

    Brüssel zog daraufhin vor die Welthandelsorganisation (WTO). Am Freitag setzte die Europäische Union den Streit mit China nun aus. “Dies ist ein Verfahrensschritt aus technischen Gründen im Zusammenhang mit der Notwendigkeit, bestimmte Elemente zu bewerten, die sich aus der Erstellung schriftlicher Eingaben ergeben”, sagte EU-Handelssprecher Olof Gill der South China Morning Post. “Diese Aussetzung kann die EU als Beschwerdeführerin in diesem Fall jederzeit im Laufe des WTO-Verfahrens vornehmen.” Wie lange die Aussetzung dauern wird, war zunächst nicht klar. Außenminister Landsbergis hatte zuletzt erklärt, dass der Handelsstreit mit China beigelegt sei. ari

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    Alexander Stubb nach erster Runde der Präsidentschaftswahl vorn

    Alexander Stubb liegt nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Finnland vorn. Stubb war bereits Premierminister des Landes und gehört der christdemokratischen Parteienfamilie an. Die zweite Runde der Wahl findet am 11. Februar statt. Der 55-Jährige lag nach Hochrechnungen im ersten Durchgang vor Pekka Haavisto von der liberal-grünen Partei. Drittplatzierter war Jussi Halla-aho von der Finnen-Partei. rtr

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    Presseschau

    Charles Michel zieht Kandidatur als Parlamentarier zurück SÜDDEUTSCHE
    Stichwahl in Finnland zwischen Konservativem Stubb und Grünem Haavisto SPIEGEL
    Spitzenkandidatin für EU-Wahl: Marie-Agnes Strack-Zimmermann greift Ursula von der Leyen an N-TV
    Katarina Barley ist wieder SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl WIWO
    EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zur Klimaneutralität: Europäer “müssen zusammenhalten wie noch nie” SÜDDEUTSCHE
    EU setzt auf Mini-Atomkraftwerke gegen Klimawandel KURIER
    Brussels threatens to hit Hungary’s economy if Viktor Orbán vetoes Ukraine aid FT
    Bahn: Warum die Franzosen und Deutschen streiken, nicht aber die Schweizer TAGESANZEIGER
    Bauernproteste in Frankreich: Landwirte wollen Paris blockieren SÜDDEUTSCHE
    Belgische Landwirte kündigen Protestaktion an WORT
    Italiens Ministerpräsidentin Georgia Meloni unter Druck – im Luxusresort soll die Wende gelingen MORGENPOST
    Streit um Immigrationsgesetz in Frankreich: Le Pen und Republikaner wollen Verfassungsrichter entmachten FAZ
    Moldau: Sind die Moldauer bereit für die EU? EURONEWS
    Österreich: Nationalrat beschließt am Mittwoch Informationsfreiheitsgesetz VIENNA

    Heads

    Roy Chun Lee – Der EU-Gesandte Taiwans will neue Wege der Zusammenarbeit gehen 

    Roy Chun Lee vertritt Taiwan in EU-Angelegenheiten.

    Als Roy Chun Lee Anfang 2023 von Taiwans Außenminister Joseph Wu erstmals in ein Regierungsamt berufen wurde, war er sichtlich überrascht. In seiner damals neuen Rolle als Vizeaußenminister wollte er angesichts Taiwans eingeschränkter politischer Handlungsspielräume auch neue Wege unkonventioneller Außenpolitik ausloten. “Ich allein kann die Welt nicht verändern, aber ich kann versuchen, das Außenministerium dazu zu bringen, über den Tellerrand hinaus zu denken.” 

    Betonung auf sektoraler wirtschaftlicher Zusammenarbeit 

    Im November letzten Jahres sprach Lee dann bei der zweiten Berliner Taiwankonferenz, die der Grünen-Europaparlamentsabgeordnete Reinhard Bütikofer ins Leben gerufen hatte. “Die europäischen Länder brauchen eine eigene Taiwan-Politik”, forderte Lee live per Video zugeschaltet aus seinem Büro im Außenministerium. Taiwan sei ein wertvoller Partner für die EU, unter anderem auch durch seine langjährige Erfahrung, wirtschaftliche Abhängigkeiten gegenüber China zu analysieren und zu vermindern. Konkret betonte Lee die Chancen sektoraler Zusammenarbeit Taiwans mit europäischen Regierungen und Unternehmen, etwa in der Halbleiterindustrie, den erneuerbaren Energien oder der Erforschung sicherer Lieferketten. 

    Ob der Möglichkeit eines klassischen bilateralen Handelsabkommens zwischen Taiwan und der EU zeigte sich Lee eher zurückhaltend. “Ein Handelsabkommen ist für uns nicht die Priorität. Wir sollten uns in Richtung eines breiteren Konzepts umfassender wirtschaftlicher Zusammenarbeit bewegen”. Wie solch ein Konzept rechtlich formuliert und ausgestaltet werden könnte, konnte er damals noch nicht genau sagen. 

    Lee ist ausgebildeter Jurist und Handelsexperte 

    Nun hat Roy Chun Lee Gelegenheit, genau diese Überlegungen ganz offiziell weiterzuführen. Seit dem 08. Januar ist Lee neuer Gesandter in Taiwans Vertretungsbüro für Belgien und die Europäische Union in Brüssel. 

    Lee ist ausgebildeter Jurist. Nach dem Studium in Taiwan ging er 2002 für ein Doktorandenprogramm in Public Policy Analysis an die Australian National University. Seitdem entwickelte sich Lee zu einem versierten Handelsspezialisten. Als stellvertretender Leiter des staatlich geförderten Chung-Hua-Wirtschaftsforschungszentrums war Lee unter anderem federführend beteiligt an Taiwans Agieren in der Welthandelsorganisation (WTO) und der Anbahnung regionaler Handelsabkommen.  

    Bilaterales Abkommen unwahrscheinlich 

    Doch nach Taiwans WTO-Beitritt 2002 wurde es für das Land unter chinesischem Druck zunehmend schwieriger, bilaterale oder multilaterale Abkommen zu schließen, auch im Verhältnis zur EU. 2015 stellten Leitlinien der Europäischen Kommission noch in Aussicht, aufbauend auf dem damals erhofften umfassenden Investitionsabkommen der EU mit China (CAI) auch mit Taiwan separate “Investitionsvereinbarungen zu erkunden”. Doch die Ratifizierung des Investitionsabkommens mit China im Europäischen Parlament liegt im Zuge der politischen Spannungen seit 2021 auf Eis.

    Roy Chun Lee selbst bezweifelt, dass die EU es unter dem Druck Chinas wagen wird, unter diesen Voraussetzungen zuerst mit Taiwan ein formelles Handels- oder Investitionsabkommen abzuschließen. Nachdem bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen in Taiwan die chinakritische Demokratische Fortschrittspartei (DPP) erneut gewann und mit William Lai den nächsten Präsidenten stellen wird, werden Taiwans internationale politische Spielräume wohl nicht größer werden. 

    Auch deswegen will sich Lee stärker auf zwischenstaatliche Abkommen und weichere Formen der wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit konzentrieren. Als Vorbild dafür können unter anderem das im letzten Juni abgeschlossene Handelsrahmenabkommen mit den USA und die im November unterzeichnete “Enhanced Trade Partnership”-Vereinbarung mit Großbritannien dienen. Zwischen Taiwan und Deutschland gab es jüngst nur eine Vereinbarung auf ministerialer Ebene: Während des Besuchs von Bildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger im März 2023 wurde ein Kooperationsabkommen mit Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit in künstlicher Intelligenz, Wasserstoffenergie, Batterie- und Halbleitertechnik geschlossen. Leonardo Pape 

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